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Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische Land und den Kreis Mettmann
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TITEL INTERVIEW ARBEIT NEU DENKEN
Mitarbeiterführung ist
keine Mathematik
Führungsaufgaben zu übernehmen, ist in der modernen Arbeitswelt eine neue Herausforderung.
Die Teams sind diverser, die Erwartungen der Beschäftigten größer geworden: Und:
Wir haben es mit einem Arbeitnehmermarkt zu tun, Fachkräfte können sich ihren Arbeitgeber
quasi aussuchen. Marc Wiesemann, Geschäftsführer der Beratungs- und Bildungsunternehmung
educate in Wuppertal, rät allerdings dringend davon ab, ältere Mitarbeitende
auszusortieren und nur auf junge Kräfte zu setzen. Warum erklärt der Diplom-Ökonom
im Interview mit dem „Bergischen Unternehmer“.
Herr Wiesenmann, wie hat sich die Rolle von
Führungskräften in den letzten Jahren gewandelt?
Substanziell gesehen gar nicht, allerdings ist die
Führungsarbeit durch die Beschleunigung von
Marktprozessen, Globalisierung, Diversifizierung
und Digitalisierung erheblich anspruchsvoller geworden.
Die Grundaspekte professioneller Mitarbeiterführung
sind wissenschaftlich hinreichend
untersucht und die wesentlichen Merkmale umfassend
in der einschlägigen Literatur dokumentiert.
Mitarbeiterführung bedeutet, Leistungsprozesse
zu steuern. Hierbei handelt es sich, grob
umrissen, um einen Prozess der sozialen Einflussnahme,
durch den Führungskräfte ihre Mitarbeiter
befähigen, etwas zur Erreichung der Unternehmensziele
beizutragen. Neben dieser
Orientierung gehören auch Motivation der Mitarbeiter
und Sicherung der Teamkohäsion zu den
Führungsfunktionen. Hierfür sind besondere psychologische
und soziale Fähigkeiten einer Führungskraft
erforderlich.
Wenn Mitarbeiter Führungsaufgaben übernehmen,
ist es notwendig, sich mit dem Thema Führung
auf zwei Ebenen auseinander zu setzen. Auf
der Ebene des Führungsverständnisses ist zu reflektieren,
wie sich Führungskräfte selbst sehen
und wie sie wahrgenommen werden wollen und
auf der Ebene der Führungsmethodik sollten zielführende
Tools und Instrumente Anwendung finden.
Welche Qualitäten sollte heute eine Führungskraft
mitbringen?
Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die eine professionelle
und erfolgreiche Führungsarbeit ausmachen.
Man sollte aber nicht vergessen, dass es sich hierbei
nicht um Mathematik handelt, sondern um hoch
komplexe soziale Interaktionen zwischen Menschen
mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten
auf beiden Seiten. In der Regel zeichnet sich eine
gute Führungskraft dadurch aus, dass sie über eine
hoch ausgeprägte soziale Kompetenz verfügt. Hierzu
gehört unter anderem die Fähigkeit, Beziehungen
zu Menschen aufzubauen und diese zu pflegen, eigene
Handlungsziele mit den Einstellungen und Werten
einer Gruppe überein zu bringen und damit auch
zu beeinflussen sowie die Eignung, zu kooperieren
und konstruktiv Konflikte zu lösen. In diesem Zusammenhang
fällt auch gerne der Begriff der Emotionalen
Intelligenz, was aber wissenschaftlich umstritten
ist. Gemeint ist damit die Fähigkeit, die
Emotionen eines Mitarbeiters zu erkennen und in
adäquater Weise darauf zu reagieren. Ein weiterer
wesentlicher Faktor ist die Kommunikationsfähigkeit.
Hierzu gehört sowohl die Fähigkeit, aktiv zuhören
zu können, wie auch Botschaften klar und deutlich
zu formulieren sowie die von anderen zu
interpretieren. Ferner sollte eine Führungskraft über
einen gewissen Erfahrungsschatz im Umgang mit
Menschen verfügen, um anhand von Körpersprache,
Körperhaltung, Mimik oder verbaler Artikulation
eine annähernd richtige Einschätzung des Mitarbei-
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