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baby&co 03/2022

BABY&CO ist die Zeitschrift, die junge Familien von der Zeit des Kinderwunsches über die Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre des Kindes liebevoll begleitet und unterstützt. Eine bewegende Zeit voller Emotionen und neuer Eindrücke! Ob es um die richtige Ernährung und Pflege geht, um Geburtsvorbereitung, das erste Kinderzimmer, die optimale Förderung, um Erziehung oder Kitas: Unsere Leser finden eine große Bandbreite an nützlichen Tipps und Hilfestellungen von Experten für die neue Lebenssituation.

BABY&CO ist die Zeitschrift, die junge Familien von der Zeit des Kinderwunsches über die Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre des Kindes liebevoll begleitet und unterstützt. Eine bewegende Zeit voller Emotionen und neuer Eindrücke!
Ob es um die richtige Ernährung und Pflege geht, um Geburtsvorbereitung, das erste Kinderzimmer, die optimale Förderung, um Erziehung oder Kitas: Unsere Leser finden eine große Bandbreite an nützlichen Tipps und Hilfestellungen von Experten für die neue Lebenssituation.

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erziehung<br />

DEM ALTER ANGEMESSEN<br />

Führt man sich diese Punkte vor Augen,<br />

wird schnell klar, dass entschiedenes<br />

„Durchgreifen“ gegen den kindlichen<br />

Zorn ebenso wenig auszurichten vermag<br />

wie weitschweifige Ermahnungen oder Erklärungen.<br />

„Wichtig ist, altersangemessen<br />

zu reagieren, bei einem Kleinkind können<br />

Gesten manchmal sinnvoller sein, als viele<br />

Worte“, sagt Angelika Faas.<br />

Wichtig sei außerdem, den kindlichen<br />

Ausbrüchen mit Ruhe und Behutsamkeit<br />

zu begegnen: „Stellen Sie sich vor, Sie<br />

kommen in eine fremde Stadt, haben keine<br />

Sprach- und Ortskenntnisse – und dann<br />

beginnt auch noch jemand, aufgeregt oder<br />

vorwurfsvoll und ohne Unterlass auf Sie<br />

einzureden. Das macht das Gefühl der<br />

Überforderung komplett“, so die Expertin.<br />

Schwierige Situationen durch Ablenkungsmanöver<br />

zu entschärfen, hält sie nicht für<br />

sinnvoll: „Wer wütend und traurig ist,<br />

DER HOLPRIGE WEG ZUM ICH<br />

Die Trotzphasen sind für Eltern und Kind<br />

anstrengend, aber sie haben ihren Sinn: Sie fördern<br />

die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes<br />

ICH WILL –<br />

ALSO BIN ICH<br />

Zwischen dem zweiten und vierten<br />

Lebensjahr erleben Kinder eine sogenannte<br />

Trotz- oder Autonomiephase,<br />

in der sie sich zum ersten Mal ihres<br />

Ichs und ihrer individuellen Wünsche<br />

bewusst werden. Sie entde cken ihren<br />

eigenen Willen – und dass dieser<br />

mit dem anderer Menschen oft nicht<br />

identisch ist. Sich dennoch durchzusetzen<br />

und so viel wie möglich selbst<br />

zu bestimmen, wird nun als existenziell<br />

empfunden. Entsprechend groß ist die<br />

Verzweiflung über jedes Nein.<br />

KLEINE NACHZÜGLER<br />

Fällt die klassische Trotzphase bei einem<br />

Kind scheinbar aus, hat sie sich<br />

will nicht einfach nur auf andere Gedanken<br />

gebracht werden. Wenn Eltern immer<br />

nur beschwichtigen, fühlt sich das Kind<br />

einsam. Mütter und Väter müssen lernen,<br />

Konflikte auszuhalten und ihren kleinen<br />

Liebling auch mal wütend und unzufrieden<br />

zu sehen.“ Hier sollte auch die Angst vor<br />

vermeintlich peinlichen Auftritten keine<br />

Rolle spielen: Wohl jeder, der schon einmal<br />

mit Kindern zu tun hatte, wird Verständnis<br />

für dramatische Unmutsbezeugungen<br />

haben, auch wenn es nur darum geht, eine<br />

Mütze anzuziehen.<br />

Hilfreich ist, in der Sache konsequent zu<br />

bleiben, aber gleichzeitig Verständnis zu<br />

signalisieren: „Zeigen Sie dem Kind, dass<br />

Sie seine Bedürfnisse durchaus verstehen<br />

und Mitgefühl haben. Helfen Sie ihm,<br />

die tröstlichen Perspektiven zu sehen, die<br />

es aufgrund seines Entwicklungsstandes<br />

selbst noch nicht erkennen kann“, so der<br />

Rat der Psychologin.<br />

meist nur nach hinten verschoben:<br />

Oft wird sie mit dem Schulbeginn, der<br />

ja auch einen wichtigen Schritt in die<br />

Selbstständigkeit markiert, nachgeholt.<br />

RINGEN UM<br />

SELBSTSTÄNDIGKEIT<br />

Die Pubertät wird auch als „zweite<br />

Trotzphase“ bezeichnet. Auch in diesem<br />

Entwicklungsabschnitt ringt das Kind<br />

um Autonomie. Im Zentrum steht das<br />

Erreichen der Unabhängigkeit vom bisher<br />

alles dominierenden Urteil der Eltern<br />

– indem diese erst mal komplett in Frage<br />

gestellt werden. Auch diese Rüttelphase,<br />

die mit neun, aber auch erst mit<br />

zwölf Jahren einsetzen kann, bedeutet<br />

einen wichtigen Entwicklungsschub.<br />

ORIENTIERUNG BIETEN<br />

Was aber, wenn Eltern den Eindruck haben,<br />

dass die Wut ihres Kindes das natürliche<br />

Maß überschreitet und es bei jedem noch<br />

so kleinen Anlass zu schreien und zu toben<br />

beginnt? Müssen sie fürchten, dass<br />

ihr Kleines sich damit indirekt über einen<br />

Mangel an Aufmerksamkeit beschwert?<br />

Oder schlicht gelernt hat, so seinen Willen<br />

durchzusetzen?<br />

„In der Regel fehlt solchen Kindern Orientierung“,<br />

sagt Angelika Faas. Tatsächlich<br />

seien ständige Wutanfälle fast immer darin<br />

begründet, dass sich das Kind verunsichert<br />

fühlt. Etwa dadurch, dass die Eltern besorgt<br />

sind, irgendetwas falsch zu machen: „Meist<br />

gehen sie dann besonders intensiv auf das<br />

Kind ein und sind immerzu sehr dicht bei<br />

ihm. Das Kleine spürt, dass hinter diesem<br />

Verhalten Angst und Nervosität stecken.<br />

Ihm fehlt die sichere Basis und es reagiert<br />

darauf mit Überforderung und Wut.“ Auch<br />

doppelte Botschaften können schuld an<br />

der Verunsicherung sein. Ein Kind, das<br />

nicht begreift, was man von ihm erwartet,<br />

erlebt ebenfalls eine innere Überlastung,<br />

die Wutanfälle auslösen kann. „Zum Teil<br />

kommt es zu solchen Situationen, weil<br />

Eltern übertrieben ehrgeizig sind und ihrem<br />

Kind zu viel gleichzeitig vermitteln<br />

wollen. Es soll sich beispielweise anderen<br />

Kindern gegenüber sozial verhalten, aber<br />

auch Durchsetzungsvermögen zeigen. Ein<br />

Dreijähriger, der soziale Situationen noch<br />

gar nicht überblicken kann, wird dadurch<br />

schnell überfordert“, sagt Angelika Faas.<br />

Ihr Rat an alle Eltern ist, die ständige Sorge<br />

abzustreifen, es könnte irgend etwas nicht<br />

perfekt genug laufen. „Finden Sie eine<br />

Perspektive auf die Dinge, die Sie in Ihrer<br />

Rolle ausgeglichener macht. Oft hilft es<br />

schon, sich zu sagen: ,Ich habe eben ein<br />

besonders lebhaftes und neugieriges Kind,<br />

das sehr viel will und deswegen häufiger<br />

mal Frustration und Zorn erlebt.‘ Auf ein<br />

so temperamentvolles Kind kann man<br />

stolz sein!“<br />

v<br />

FOTOS: SOPHIE WALSTER, ISTOCK

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