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baby&co 03/2022

BABY&CO ist die Zeitschrift, die junge Familien von der Zeit des Kinderwunsches über die Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre des Kindes liebevoll begleitet und unterstützt. Eine bewegende Zeit voller Emotionen und neuer Eindrücke! Ob es um die richtige Ernährung und Pflege geht, um Geburtsvorbereitung, das erste Kinderzimmer, die optimale Förderung, um Erziehung oder Kitas: Unsere Leser finden eine große Bandbreite an nützlichen Tipps und Hilfestellungen von Experten für die neue Lebenssituation.

BABY&CO ist die Zeitschrift, die junge Familien von der Zeit des Kinderwunsches über die Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre des Kindes liebevoll begleitet und unterstützt. Eine bewegende Zeit voller Emotionen und neuer Eindrücke!
Ob es um die richtige Ernährung und Pflege geht, um Geburtsvorbereitung, das erste Kinderzimmer, die optimale Förderung, um Erziehung oder Kitas: Unsere Leser finden eine große Bandbreite an nützlichen Tipps und Hilfestellungen von Experten für die neue Lebenssituation.

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Nicht nur sauber, sondern rein muss es<br />

im Haushalt sein! Erst wenn alles so blitzt<br />

und strahlt wie in der Fernsehwerbung und<br />

das Kind wie aus dem Ei gepellt aussieht,<br />

haben die Eltern genug geschrubbt, gewaschen<br />

und desinfiziert. Oder …?<br />

Die Wahrheit ist, dass übermäßiges Putzen<br />

mehr schadet als nützt; Forschungsergebnisse<br />

legen nahe, dass in vielen Fällen<br />

übermäßige Sauberkeit krank machen<br />

kann – und dazu beiträgt, Allergien auszulösen.<br />

Was also ist das richtige Maß<br />

an Sauberkeit im Haushalt und bei der<br />

Körperhygiene von Kindern?<br />

NÜTZLICHE BAKTERIEN<br />

„Wir brauchen Bakterien, um unser Immunsystem<br />

zu trainieren“, sagt Prof. Harald<br />

Renz von der Uni Marburg. Der Experte<br />

für Immunologie stellt klar, dass wir<br />

dazu auf bestimmte Bakterien angewiesen<br />

sind, wie sie etwa auf Schleimhäuten und<br />

der Haut siedeln.<br />

Und natürlich überall sonst im Haus und<br />

draußen. Franz Daschner, emeritierter<br />

Professor am Universitätsklinikum Freiburg,<br />

sagt: „Wir sind ständig umgeben von<br />

Bakterien, und zu 99,99 Prozent sind das<br />

solche, die nicht krank machen.“ Ein keimfreier<br />

Haushalt, wie ihn die Werbung für<br />

diverse antibakterielle Reinigungsmittel als<br />

Ziel ausgibt, sei eine Illusion, so Dasch ner.<br />

Und eine gefährliche noch dazu: „Gerade<br />

Säuglinge, die in einem besonders keimarmen<br />

Haushalt aufwachsen, neigen eher<br />

zu Allergien.“ (siehe Interview auf S. 28).<br />

SCHUTZ VOR ALLERGIEN<br />

Das bestätigt der Immunologe Harald<br />

Renz, der die dramatische Zunahme von<br />

Allergien in den letzten 50 Jahren mit der<br />

sogenannten Hygiene-Hypothese erklärt:<br />

Je weniger Mikroben Babys ausgesetzt<br />

sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sie später eine Allergie entwickeln.<br />

Häufig seien Nahrungsmittel- und<br />

Inhalationsallergien, zum Beispiel gegen<br />

Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben.<br />

Natürlich spielen auch weitere Faktoren<br />

eine Rolle – etwa eine genetische Veranlagung<br />

und der Lebens stil. Aber vom ersten<br />

Lebenstag an einer natürlichen mikrobiellen<br />

Belastung ausgesetzt zu sein bringt<br />

das Immunsystem ganz offensichtlich erst<br />

auf Touren.<br />

Ein starkes Indiz dafür ist die erwiesenermaßen<br />

geringere Allergiehäufigkeit<br />

bei Bauernhofkindern, die es mit mehr –<br />

und mehr unterschiedlichen – Keimen zu<br />

tun bekommen als ein Kind, das in einer<br />

Etagenwohnung lebt.<br />

Aber auch wer mit seinen Kindern nicht<br />

neben einem Kuhstall wohnt, kann etwas<br />

zur Allergievermeidung tun – und zwar<br />

ganz simple Dinge, wie Prof. Harald Renz<br />

erklärt: „Viel an die frische Luft gehen,<br />

möglichst naturbelassene Lebensmittel verwenden<br />

und um hartnäckige Allergene wie<br />

zum Beispiel Katzenhaare oder Erdnüsse<br />

einen Bogen machen.“ Wie ein aktives<br />

Immuntraining aussehen könnte, das über<br />

solche im Grunde selbstverständlichen<br />

Ratschläge hinausgeht, ist allerdings erst<br />

in Ansätzen erforscht; auch eine echte Allergieprävention<br />

gibt es bislang noch nicht.<br />

So ist es in den späteren Lebensjahren vor<br />

allem der persönliche Lebensstil, der über<br />

die Ausbildung oder Nicht-Ausbildung<br />

von Allergien entscheidet.<br />

DRECK ALS TRAINING<br />

Der beste Rat für Eltern ist, das Immunsystem<br />

ihres Kindes immer ein wenig zu<br />

beschäftigen. „Man sollte sein Kind spielen<br />

lassen, es sollte auf dem Boden herumkrabbeln<br />

und dabei auch mal Dinge in den<br />

Mund ste cken dürfen“, sagt Prof. Harald<br />

Renz. In einem Haushalt, der einem normalen<br />

Hygienestandard genügt, ist das<br />

Risiko bakterieller Infektionen minimal<br />

– und diesen Standard erreicht man auch<br />

ganz ohne antibakterielle Haushaltshelfer<br />

und sonstige Chemie. Im Gegenteil: Gesünder<br />

ist es, aggressive Reinigungs- l<br />

<strong>03</strong>/<strong>2022</strong> BABY&CO 27

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