MEDIAkompakt Ausgabe 32
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org
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02/ 2022 NOT AFRAID 11<br />
Wege aus dem<br />
Grübelkarussell<br />
Nagende Grübeleien dürften den meisten<br />
Menschen bekannt sein. Das Unwohlsein, wenn<br />
sich Gedanken und Zweifel nicht bändigen<br />
lassen. Doch es gibt wissenschaftlich belegte<br />
Techniken, die dabei helfen sollen, mit den<br />
eigenen Sorgen besser umgehen zu können.<br />
Schlüsselwort: Meditation.<br />
VON EMILY MOOSMANN<br />
Bild: Unsplash<br />
Es ist dunkel, der Rollladen ist heruntergelassen.<br />
Ein paar Lichtstrahlen fallen<br />
von der Straßenlaterne ins Zimmer.<br />
Gedanken und Gefühle wollen nicht<br />
gehen. Sie setzen sich im Kopf fest und<br />
machen das Einschlafen unglaublich schwer.<br />
Diese Plagegeister können einem das Entspannen<br />
und den erholsamen Schlaf ziemlich vermiesen.<br />
Lina Grenzicher ist ausgebildete Yogalehrerin.<br />
Die 25-Jährige lebt und praktiziert in Heidelberg.<br />
Vor einem halben Jahr hat sie sich dazu entschlossen,<br />
eine vierwöchige Ausbildung als Yoga- und<br />
Achtsamkeitstrainerin in Thailand zu absolvieren.<br />
Während dieser Zeit hat sie Praktiken aus<br />
dem Yoga sowie Meditations- und Achtsamkeitsübungen<br />
erlernt.<br />
„Yoga ist nicht nur das Praktizieren von<br />
Asanas, sogenannten Stellungen wie der Kobra,<br />
sondern eine aus Indien stammende philosophische<br />
Lehre“, stellt die 25-Jährige im Interview<br />
klar.<br />
Die Lehre umfasst körperliche und geistige<br />
Übungen sowie Verhaltenskodexe. Durch den<br />
überlieferten Lebensstil sollen Körper, Geist und<br />
Seele ins Gleichgewicht gebracht werden. Dieser<br />
Zustand wird im Yoga als Einheit oder Harmonie<br />
bezeichnet. Achtsamkeit, Meditation und Yoga<br />
seien nach Lina Grenzicher in Verbindung zu sehen.<br />
Die Yogatrainerin erklärt, dass Achtsamkeit<br />
vielmehr eine Lebenseinstellung sei, die Auswirkungen<br />
auf jegliches Tun und Handeln hätte. In<br />
der Meditation gehe es darum sich und den eigenen<br />
Geist in Stille achtsam wahrzunehmen. Die<br />
Meditierenden würden lernen Stille auszuhalten<br />
und Gefühle und Gedanken nicht zu bewerten.<br />
Ziel des Praktizierens ist die „Erleuchtung“ zu erlangen.<br />
Jene Bewusstseinsform, in der der Mensch<br />
sich mit dem Moment verbindet und darin aufgeht.<br />
Lina Grenzicher praktiziert seit ihrer Ausbildung<br />
täglich. Sie trainiert, ihren Geist mit dem<br />
Körper zu verbinden und sich in Harmonie zu versetzen.<br />
Hierzu nutzt sie verschiedene Techniken,<br />
wie beispielsweise das Akta Yoga. Bei dieser Technik<br />
werden Laute benutzt, wie das „OM, der sogenannte<br />
Sound of the Universe“, um sich tiefer auf<br />
die Meditation einlassen zu können. Das Vibrieren<br />
und Brummen in Brust, Bauch und Kehlkopf<br />
habe nach den Erfahrungen von Lina Grenzicher<br />
eine beruhigende und befreiende Wirkung.<br />
Für die gelernte Yogalehrerin ist die Schaffung<br />
von täglichen Routinen besonders wichtig. Feste<br />
Schlaf- oder Essenszeiten würden dem Geist helfen<br />
zur Ruhe zu kommen und Verlässlichkeit und<br />
Struktur in den hektischen Alltag zu bringen.<br />
Meditation und Achtsamkeit sind nicht nur<br />
im Trend. Die Wirksamkeit wurde wissenschaftlich<br />
belegt wie beispielsweise in einer Metaanalyse<br />
2021. Bei dieser Analyse wurden mehrere unabhängige<br />
Studien kombiniert, um Schwankungen<br />
ausgleichen zu können.<br />
Die Analyse bestätigt, dass sich durch häufiges<br />
Meditieren, auf lange Sicht Hirnstrukturen- und<br />
Funktionen verändern können. Veränderungen<br />
wirken sich unter anderem auf Aufmerksamkeit,<br />
Leistungsfähigkeit, Gedächtnis sowie Stimmung<br />
aus.<br />
Lina Grenzicher weist ausdrücklich darauf<br />
hin, dass Meditation kein Allheilmittel sei. Eine<br />
Psychotherapie oder Medikamente könnten hierdurch<br />
nicht zwangsweise ersetzt werden. Meditation<br />
könne jedoch präventiv angewendet werden.<br />
Mit diesen und vielen weiteren Techniken<br />
lassen sich nach regelmäßiger Übung Fortschritte<br />
erzielen. Stress im Alltag kann reduziert und<br />
gemildert werden. Das Gedankenkarussell kann<br />
durch Akzeptanz über den eigenen Zustand und<br />
durch die erlernten Achtsamkeitsübungen angenehmer<br />
werden. Denn Gedanken und Zweifel<br />
sind nach Lina Grenzicher kontrollierbar.<br />
5 Meditations- und<br />
Achtsamkeitstipps<br />
1 Legen Sie Ihren ganzen Fokus auf das Zähneputzen.<br />
2 Frühstücken Sie ohne Ablenkung und<br />
konzentrieren Sie sich auf Ihr Essen.<br />
3 Stellen Sie Ihre Beine beim Sitzen in der<br />
Bahn im rechten Winkel auf den Boden.<br />
Legen Sie Ihre Handflächen auf die Knie.<br />
Spüren Sie die Sitzfläche und den Boden<br />
unter sich.<br />
4 Praktizieren Sie in der Mittagspause die<br />
Wechselatmung. Hierzu legen Sie Zeigeund<br />
Mittelfinger an die Stirn und Daumen<br />
und Ringfinger an die Nasenflügel. Beim<br />
Einatmen halten Sie jeweils eine Nasenöffnung<br />
zu. Atmen Sie auf vier ein. Schließen<br />
Sie beide Öffnungen und halten Sie den<br />
Atem auf vier an. Anschließend atmen Sie<br />
auf vier mit der anderen Seite aus. Wiederholen<br />
Sie diesen Vorgang für circa zwei<br />
Minuten.<br />
5 Notieren Sie sich vor dem Einschlafen fünf<br />
Dinge, für die Sie dankbar sind.