MEDIAkompakt Ausgabe 32
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org
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02/ 2022 NOT AFRAID 19<br />
Ladies, level up!<br />
Frauen in der Gaming-World:<br />
Von Hürden, Interessen und<br />
einer langsamen Veränderung<br />
– ein Einblick.<br />
VON EMMA WEITERER<br />
Computer- und Videospiele sind in<br />
Deutschland so beliebt wie nie. 50<br />
Prozent aller Deutschen spielen Games<br />
aus den unterschiedlichsten<br />
Gründen. Lange Zeit war die Szene<br />
größtenteils auf die männliche Bevölkerung ausgerichtet,<br />
doch mittlerweile ist glasklar: Auch<br />
Frauen spielen. Und zwar viele. Laut dem Jahresreport<br />
der deutschen Games-Branche 2021 machen<br />
Frauen 48 Prozent aller Spielenden aus.<br />
Auch Yvonne „MissMadHat“ Scheer ist seit ihrer<br />
Jugend Gamerin und konnte mit ihrem Team AuT<br />
pBo dreimal die österreichische Staatsmeisterschaft<br />
gewinnen. Zurzeit ist sie Genderbeauftragte<br />
des österreichischen E-Sport Verbands (ESVÖ)<br />
und setzt sich mit dem Thema Diversität im Gaming<br />
und E-Sport Bereich auseinander. Die Gamerin<br />
betont: „Mein Lieblingsgenre sind Ego-<br />
Shooter wie Call of Duty und Battlefield. Hier<br />
spiele ich ausschließlich Multiplayer, da ich mich<br />
gerne mit Freunden gegen andere Teams beweise.“<br />
Ego-Shooter wie Call of Duty, oder auch<br />
Sportspiele wie FIFA sind bei Frauen 2022 immer<br />
noch weniger beliebt als bei der männlichen Bevölkerung.<br />
So spielen laut einem Global Consumer<br />
Survey zwölf Prozent der befragten Frauen<br />
Shooter, während es bei den Männern 33 Prozent<br />
sind. Diese Zahlen könnten sich mit einer besseren<br />
Ansprache von Frauen ändern.<br />
Weibliche Charaktere<br />
Wo es noch vor zehn Jahren wenige weibliche<br />
und diverse spielbare Charaktere in Computerund<br />
Videospielen gab, sieht das Ganze heutzutage<br />
etwas anders aus: „Einige Entwicklerfirmen haben<br />
sich bereits einer realistischen Darstellung von<br />
Frauen, People of Colour oder People der<br />
LGBTQIA+ Community angenommen“, bemerkt<br />
Yvonne Scheer. Ihrer Meinung nach ist dies ein<br />
wichtiger Teil, um diese Personen für ein Spiel begeistern<br />
zu können, da man sich mit den Charakteren<br />
identifizieren kann. Beispiele hierfür sind<br />
Aloy aus Horizon, oder Ellie aus The Last of Us 2,<br />
aufgrund ihrer realistischen und mehrdimensionalen<br />
Darstellung. In vielen Online-Multiplayer-<br />
Spielen wird mittlerweile die Option genutzt, sich<br />
selbst einen Charakter erstellen zu können oder es<br />
gibt männliche und weiblich gelesene Charaktere<br />
zur Auswahl. Bei dem taktischen Multiplayer Ego-<br />
Shooter Valorant sind die Hälfte der Charaktere<br />
weiblich gelesen. Gleichzeitig verzeichnet das<br />
Spiel 30 bis 40 Prozent weibliche Spielerinnen –<br />
ein Zusammenhang lässt sich hier nur erahnen.<br />
Eine Welt voller Sexismus?<br />
Eine der größten Hürden für Frauen im Gaming<br />
ist wohl die Konfrontation mit sexistischen und<br />
diskriminierenden Anfeindungen in Sprach-<br />
Chats. Dies geschieht zumeist in Online-Multiplayer-Games.<br />
Nach einer Studie von Reach3 Insights,<br />
in der die Erfahrungen von Spielerinnen in<br />
der Gaming-Branche untersucht wurden, gaben<br />
77 Prozent der Befragten an, Erfahrungen mit Sexismus<br />
gemacht zu haben. Darunter fielen Beleidigungen,<br />
sexuelle Nachrichten und Gatekeeping.<br />
Frauen müssen sich hier von „Mach mir ein<br />
Sandwich!“, über „Send nudes, please!“ bis zu Androhungen<br />
von sexueller Gewalt einiges anhören.<br />
Sie werden oft nicht als Gamer respektiert, was<br />
auch Yvonne Scheer bestätigt, die ebenfalls negative<br />
Erfahrungen gemacht hat. Dadurch würden<br />
sich Spielende eingeschüchtert fühlen, auf einen<br />
weiblich klingenden Nicknamen verzichten oder<br />
gar aufhören zu spielen. Ein kleiner Trost ist hier<br />
vielleicht, dass eine Studie des Wissenschaftsmagazins<br />
PLOS One folgendes herausgefunden hat:<br />
Je schlechter die männlichen Spieler sind, desto<br />
eher beleidigen sie Frauen im Chat.<br />
Wohin die Reise geht<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es als Frau<br />
in der Videospiel-Welt nicht einfach ist. Vor allem<br />
kooperative Online-Multiplayer Spiele sind mit<br />
ihrer teils sexistischen Community schwieriger<br />
zugänglich. Mit einer größeren Ausrichtung auf<br />
Frauen geht die Branche in eine diversere Richtung.<br />
Doch es gibt noch viel Luft nach oben. Vor<br />
allem die BIPOC und LGBTQIA+ Community<br />
sind noch stark unterrepräsentiert. „Gaming is for<br />
©Photo by Chandri Anggara on Unsplash, Schriftzug ©Emma Weiterer<br />
everyone“, sagt Yvonne Scheer, „jeder und jede<br />
kann zum Gamer werden.“<br />
Spielempfehlungen: Von Waldgeistern und Puppen<br />
„Kena: Bridge of Spirits“<br />
Hier übernehmt ihr die Rolle der jungen Seelenführerin<br />
Kena, die mit Hilfe ihrer Begleiter, den<br />
Fäulnis (Waldgeister), auf der Suche nach dem<br />
heiligen Bergschrein, zu einem verlassenen Dorf<br />
reist. Dabei entwickelt ihr ihre Fähigkeiten, taucht<br />
in eine wunderschöne Story ein und befreit die<br />
Welt von einem seltsamen Fluch.<br />
„It takes two“<br />
In diesem Koop-Spiel, spielt ihr zusammen als Cody<br />
und May, ein Paar, welches, um ihre Ehe zu retten,<br />
in Puppen verwandelt wurde. Meistert clevere,<br />
und lustige Herausforderungen, die auf purer<br />
Zusammenarbeit basieren.<br />
© 2020 Ember Lab, LLC<br />
© Hazelight Studios 2022