MEDIAkompakt Ausgabe 32
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org
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02/ 2022 NOT AFRAID 5<br />
Schraube locker – na und?<br />
„Ich bin in Therapie!“: Bei solch einer Aussage geht einem verschiedenes durch den Kopf.<br />
Therapie sollte aber nichts Unnormales sein. Im Gegenteil. Oft hilft Therapie auch mit den<br />
alltäglichen Problemen besser klarzukommen.<br />
VON SOPHIA OROSZI<br />
„Als ich gemerkt<br />
habe, dass etwas<br />
nicht mit mir<br />
stimmt, suchte<br />
ich mir Hilfe.“<br />
Angst, Herzrasen, Schweißausbruch –<br />
jeder kennt dieses unwohle und beklemmende<br />
Gefühl von Hilflosigkeit.<br />
Manchmal ist es etwas ganz Alltägliches,<br />
wie zum Beispiel Stress in der<br />
Schule oder bei der Arbeit, aber auch Streit in der<br />
Familie oder in der Partnerschaft können derartige<br />
Empfindungen auslösen.<br />
Die 22-Jährige Mediengestalterin<br />
Lina* geht seit mehr<br />
als sieben Jahren zur Therapie.<br />
„Als ich gemerkt habe,<br />
dass irgendetwas nicht mit<br />
mir stimmt und es mir nicht<br />
gut geht, suchte ich mir Hilfe“,<br />
verrät sie im Interview.<br />
Auf eigenen Wunsch machte<br />
sich die damals 15-Jährige zusammen<br />
mit ihrer Mutter auf<br />
den Weg zum Hausarzt. Lina<br />
war es von Anfang an wichtig, offen mit ihrer<br />
Mutter über ihre Gefühle zu sprechen. Nach dem<br />
Gang zum Hausarzt folgte eine Überweisung zum<br />
Psychologen. Auch hier war ihre Mutter als große<br />
Stütze, selbst bei der ersten Sprechstunde, mit dabei.<br />
Durch tiefgründige Gespräche, aber auch<br />
Atemübungen zur Kontrolle der unterdrückten<br />
Gefühle, konnte der Psychologe der heute 22-Jährigen<br />
weiterhelfen. Nach ihrem Empfinden sollte<br />
jedem Menschen die Möglichkeit bereitstehen, eine<br />
derartige Therapie aufsuchen zu können. Doch<br />
das gelingt nicht immer. Ein Antrag entscheidet<br />
darüber, ob die Krankenkasse die Kosten der Psychotherapie<br />
übernimmt.<br />
Im Jahr 2015 waren knapp<br />
2 Millionen Deutsche in ambulanter<br />
Psychotherapie. Also<br />
warum wird diese Angelegenheit<br />
immer noch als Tabuthema<br />
gesehen? „Vor ein paar<br />
Jahren reagierte nicht jeder so<br />
positiv darauf, als ich sagte,<br />
dass ich mich in Psychotherapie<br />
befinde“, erklärte Lina.<br />
„Manche haben so ablehnend<br />
darauf reagiert, dass ich es irgendwann nicht<br />
mehr erzählt habe“. Doch immer mehr junge<br />
Menschen im Alter von 18 bis 25 leiden unter diagnostizierten<br />
psychischen Störungen. Speziell<br />
Student:innen, die unter hohem Leistungsdruck<br />
stehen, sind davon betroffen. „In den letzten zwei<br />
Jahren, bekam ich aus meinem Bekanntenkreis<br />
immer häufiger zu hören, dass sich jemand in<br />
Therapie befindet. Der Austausch hilft oftmals“,<br />
erklärte die Mediengestalterin.<br />
Für Lina war der Schritt zur Therapie rückblickend<br />
die beste Entscheidung, die sie treffen<br />
konnte. Durch ihre Furchtlosigkeit, mit dem Thema<br />
offen umzugehen, ermutigte sie bereits eine<br />
Arbeitskollegin sich Hilfe zu suchen.<br />
Mit den Worten „Mut zum Hilfe suchen!“, beendete<br />
die 22-Jährige das Interview.<br />
* Namen von der Redaktion geändert.<br />
Tipp von Lina:<br />
Wenn es dir nicht gut geht, suche dir Hilfe<br />
bei deinem Arzt. Oft hilft es mit einem vertrauten<br />
Menschen zu sprechen, der dich auf<br />
diesem Weg begleitet. Habe Mut es dir selbst<br />
einzugestehen, wenn du Hilfe brauchst. Du<br />
bist nicht allein!<br />
Bild: Pexels