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MEDIAkompakt Ausgabe 32

Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org

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02/ 2022 NOT AFRAID 21<br />

deos zu ihrem Tourette-Syndrom auf ihrem You-<br />

Tube-Kanal „Julticlia“ hoch, um sich und anderen<br />

den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und<br />

aufzuklären. Der Zuspruch und der Austausch mit<br />

anderen Betroffenen durch die sozialen Medien<br />

hat sie bestärkt und ihr dabei geholfen die Krankheit<br />

zu akzeptieren. Mittlerweile kommt sie besser<br />

damit klar: „Ich glaube man kann das nie zu 100<br />

Prozent akzeptieren, aber ich habe mich mittlerweile<br />

damit arrangiert und komme eigentlich gut<br />

klar. Natürlich gibt es aber auch manchmal Tage,<br />

an denen ich denke ‚ist halt trotzdem blöd‘.“<br />

Für Julia ist es vor allem wichtig, nicht nur<br />

durch das Tourette-Syndrom definiert zu werden:<br />

„Man ist nicht die Krankheit, man hat sie nur.“<br />

Zudem findet sie es wichtig, darüber aufzuklären,<br />

dass Tourette viele Gesichter hat. Im Interview<br />

sagt sie, sie sei ein schlechtes Beispiel hierfür, da<br />

sie selbst an Koprolalie leide, allerdings definiert<br />

sich das Tourette-Syndrom nicht nur durch Beleidigungen<br />

und auffällige Tics. Sie kritisiert unter<br />

anderem, dass die Medien sich bei dem Tourette-<br />

Syndrom häufig der Koprolalie widmen und andere<br />

Formen hierbei in Vergessenheit geraten. So<br />

ist vielen Personen gar nicht klar, dass die Krankheit<br />

sich durch weitaus unauffälligere Tics bemerkbar<br />

machen kann. Beispielsweise kann ein<br />

krankhaftes Räuspern oder Blinzeln schon zu einer<br />

Form des Tourette gehören. Auch der Umgang<br />

mit Betroffenen ist für Julia ein individuell zu betrachtender<br />

Faktor.<br />

Prominente Vorbilder wie „Gewitter im<br />

Kopf“, die einen humorvollen Umgang mit der<br />

Krankheit suggerieren, sieht sie daher als leicht<br />

problematisch an: „Der Umgang von Gewitter im<br />

Kopf mit der Krankheit ist nicht für jede:n anwendbar.<br />

Nicht jede:r findet die Tics witzig, kann<br />

darüber lachen oder will, dass es andere tun. Daher<br />

finde ich das immer schwierig, dass das als<br />

Vorbild genommen wird, wie man mit Tourette<br />

umgeht.“ Prinzipiell findet sie es gut, dass durch<br />

YouTube-Kanäle wie „Gewitter im Kopf“ oder<br />

auch ihren eigenen über das Tourette-Syndrom<br />

aufgeklärt wird, es sollte allerdings klar sein, dass<br />

mediakompakt<br />

Zeitung des Studiengangs Mediapublishing<br />

Hochschule der Medien Stuttgart<br />

I M P R E S S U M<br />

HERAUSGEBER<br />

Professor Christof Seeger<br />

Hochschule der Medien<br />

Nobelstraße 10<br />

70569 Stuttgart<br />

REDAKTION<br />

Corinna Pehar, Bianca Menzel (v.i.S.d.P.)<br />

pehar@hdm-stuttgart.de, menzelb@hdm-stuttgart.de<br />

TITELSEITE<br />

Emily Rau, Eike Babel, Sina Majer,<br />

Alina Maday, Simon Vetter, Larissa Zwick<br />

PRODUKTION<br />

Alle<br />

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Caroline Binder, Eva Roidl, Tanja Schäfer,<br />

Fabienne Grzesiek, Sophia Oroszi, Nadja Brormann<br />

jede:r Betroffene anders mit der Krankheit umgeht.<br />

Generell wünscht sich Julia von der Öffentlichkeit<br />

mit ihrem Tourette-Syndrom so umzugehen,<br />

wie sie es selbst vorlebt. Ignoriert sie ihre<br />

Tics, so wünscht sie sich das auch von ihrem Gegenüber.<br />

Lacht sie über einen Tic, so möchte sie,<br />

dass man mit ihr lacht. „Selbstakzeptanz ist wichtig,<br />

aber auch schwer“, sagt Julia. Allerdings<br />

möchte sie anderen Betroffenen mit auf den Weg<br />

geben, dass die Akzeptanz Zeit benötigt und man<br />

sich diese auch geben soll. „Natürlich geht das<br />

Tourette nicht vorbei, aber man lernt, damit umzugehen.<br />

Das Umfeld gewöhnt sich daran und<br />

man sich selbst auch“.<br />

Mehr von Julia und ihrer Geschichte gibt es auf ihrem<br />

YouTube-Kanal: Julticlia.<br />

3 Vorurteile - gecheckt:<br />

• Tourette-Betroffene werden immer beleidigend.<br />

Nein. Nur rund 30 Prozent der Tourette-<br />

Betroffenen leiden an der sogenannten<br />

Koprolalie, dem zwanghaften Aussprechen<br />

anstößiger und frivoler Ausdrücke.<br />

• Mit Tourette kann man nicht lügen.<br />

Nein. Die Aussagen, die durch das Tourette-Syndrom<br />

ausgelöst werden können,<br />

sind unkontrollierbar und spiegeln<br />

daher nicht die individuelle Meinung<br />

der Betroffenen dar.<br />

• Tourette ist lustig und man soll darüber<br />

lachen.<br />

Ebenfalls nein. Prinzipiell sollte man<br />

nicht über Tourette-Betroffene lachen.<br />

Nur weil manche mit Humor reagieren,<br />

gilt das nicht für alle. Jede:r geht mit der<br />

Krankheit anders um und daher sollte<br />

man sich vorher darüber informieren,<br />

wie die Betroffenen sich den Umgang<br />

mit der Krankheit wünschen.<br />

BLATTKRITIK<br />

Simona Meier, Jenny Mayer, Diana Holz, Nicole Tandler,<br />

Selina Meier, Jenny Huber, Laura Epple<br />

MEDIA NIGHT<br />

Emma Weiterer, Alexander Kraft, Ann-Kathrin Skiba, Elisa-<br />

Mia Metzeroth, Linda Steffen, Emily Moosmann, Jessica<br />

Morlock, Josephine Hennen<br />

DRUCK<br />

Z-Druck Zentrale Zeitungsgesellschaft GmbH & Co. KG<br />

Böblinger Straße 70<br />

71065 Sindelfingen<br />

ERSCHEINUNGSWEISE<br />

Einmal im Semester zur Medianight<br />

Copyright<br />

Stuttgart, 2022<br />

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