altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Juli/August 2022
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„Para da Vinci“ in Schwabniederhofen<br />
Der neue<br />
Treffpunkt in<br />
Steinga<strong>den</strong><br />
Stuntgurte<br />
vom Fallschirmprofi<br />
Mo bis Fr<br />
Samstag<br />
09.00 - 18.00 Uhr<br />
09.00 - 13.00 Uhr<br />
• Gemütliches Ambiente<br />
• Herzhafte (auch vegetarische)<br />
Frühstücksarrangement<br />
• Wechselnder Mittagstisch<br />
Mo-Fr 11.30-14.00 Uhr<br />
• Kaffeespezialitäten<br />
• Kuchen/Gebäck<br />
aus eigener Backstube<br />
• Verschie<strong>den</strong>e Eiskreationen<br />
Inhaber: Michael Schuster<br />
Marktplatz 3<br />
86989 Steinga<strong>den</strong><br />
Tel. 08862-9 87 90 81<br />
16 | <strong>altlandkreis</strong><br />
Schongauer Straße 21<br />
86983 Lechbruck a. See<br />
Telefon 08862-8410<br />
schuster-lechbruck@t-online.de<br />
Schwabniederhofen | Der Sprung<br />
aus einer Cessna in 4 000 Metern<br />
Höhe, der freie Fall mit Spitzengeschwindigkeiten<br />
von bis<br />
zu 300 Stun<strong>den</strong>kilometern, der<br />
bange Moment des Fallschirmziehens<br />
und das sanfte Aufsetzen<br />
auf wieder festem Bo<strong>den</strong>: Dieses<br />
adrenalingela<strong>den</strong>e Werk in vier<br />
Akten ist <strong>für</strong> Reinhard Demmler<br />
aus Schwabniederhofen längst<br />
Routine. Mehr als 4 500 Sprünge<br />
hat der heute 54-Jährige mittlerweile<br />
auf dem Buckel. Und trotzdem<br />
sei es auch <strong>für</strong> ihn immer<br />
wieder aufs Neue derart genial,<br />
„dass es mir schwerfällt, dieses<br />
Gefühl während eines Fallschirmsprungs<br />
mit freiem Fall in Worte<br />
zu fassen“. Allen voran hier in Altenstadt,<br />
„dem meiner Meinung<br />
nach schönsten Sprungplatz der<br />
Welt, weil du mit Bergen, Flüssen,<br />
Seen, Äckern und Weideflächen<br />
ein unglaubliches Farbenspiel<br />
Hier fertigt Reinhard Demmler maßgeschneiderte Stuntgurte an.<br />
16 | <strong>altlandkreis</strong><br />
unter dir vorfindest“. Viel wichtiger<br />
als dieses unbeschreibliche<br />
60-Sekun<strong>den</strong>-Erlebnis aber ist:<br />
<strong>Das</strong>s Fallschirm und Gurtzeug in<br />
einwandfreiem Zustand sind und<br />
im entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Moment vollumfänglich<br />
funktionieren. Ob <strong>für</strong><br />
die Sportfördergruppe der Deutschen<br />
Bundeswehr, <strong>für</strong> <strong>den</strong> in der<br />
Region bekannten „Club 2000“<br />
oder Freifall-Enthusiasten aus<br />
dem kompletten deutschsprachigen<br />
Raum und darüber hinaus:<br />
Wenn es darum geht, Fallschirme<br />
auf Funktionalität und Sicherheit<br />
zu überprüfen, sowie Schä<strong>den</strong> zu<br />
reparieren, ist Reinhard Demmler<br />
mindestens so gefragt wie als<br />
Tandem-Springer. Auch an diesem<br />
Montagnachmittag klingelt es an<br />
seiner Haustüre, Ulmenweg 1 in<br />
Schwabniederhofen – ein Profi<br />
aus der in Altenstadts Kaserne<br />
stationierten Sportfördergruppe<br />
bringt sein Equipment vorbei.<br />
Wenn es sein<br />
muss, legt Reinhard<br />
Demmler auch mal eine<br />
Nachtschicht ein, „weil die<br />
Jungs am Sonntagabend vom<br />
Wettkampf zurückkommen,<br />
und <strong>den</strong> Schirm am Montagmorgen<br />
wieder <strong>für</strong> Trainingssprünge<br />
brauchen“.<br />
<strong>Das</strong> Procedere an sich, egal<br />
ob Montagnachmittag, Sonntagnacht<br />
oder zu geregelteren<br />
Arbeitszeiten an Werktagen, ist<br />
dagegen immer ähnlich: Im Keller<br />
seines erweiterten Wohnhauses<br />
packt Reinhard Demmler <strong>den</strong> zu<br />
prüfen<strong>den</strong> Fallschirm aus dem<br />
rucksackähnlichen Gurtzeug aus,<br />
hängt ihn an eine mit Leuchtmittel<br />
ausgestattete Wand und prüft ihn<br />
samt Leinen bis ins kleinste Detail.<br />
Jedoch ausschließlich auf Sicht,<br />
was aufgrund Erfahrung und<br />
Fachkompetenz des ursprünglich<br />
gelernten Bäckers vollkommen<br />
ausreichend sei.<br />
Mini-Computer <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> Notfall<br />
Letztlich bestehen Fallschirme, die<br />
im Vergleich zu Gleitschirmen ein<br />
deutlich kleineres Packmaß vorzuweisen<br />
haben, immer aus drei<br />
Baugruppen: Gurtzeug, Hauptfallschirm<br />
und Reservefallschirm.<br />
Letzterer öffnet sich dank eines im<br />
Gurtzeug integrierten Mini-Computers<br />
automatisch, sobald der<br />
Hauptschirm bei einer Geschwindigkeit<br />
von 35 Metern pro Sekunde<br />
sowie einer Höhe von 225 Metern<br />
sich nicht geöffnet hat, der freie<br />
Fall im<br />
Grunde ungewollt anhält. Dieser<br />
weiß-blaue Schirm, der an diesem<br />
Montagnachmittag bereits in<br />
Demmlers Kellerwerkstätte hängt,<br />
„ist in einem sehr guten Zustand“.<br />
Was logischerweise nicht bei allen<br />
Modellen der Fall ist. Mögliche<br />
Schä<strong>den</strong>: Löcher, Nahtbrüche<br />
sowie ausgefranste Leinen und<br />
eingerissene Gurte. Um Löcher zu<br />
Flicken, sowie Fä<strong>den</strong>, Leinen und<br />
kaputte Gurte neu zu vernähen<br />
oder auszutauschen, hat Reinhard<br />
Demmler seinen am Wohnhaus<br />
angebauten, ehemaligen Kramerla<strong>den</strong><br />
in eine topausgestattete<br />
Sattler-Werkstätte umgebaut –<br />
und diese „Para da Vinci“ getauft.<br />
„Die meisten Geschäfte rund ums<br />
Fallschirmspringen oder -fliegen<br />
haben immer Sky im Namen<br />
stecken, was wir unbedingt vermei<strong>den</strong><br />
wollten.“ Weil die Zeichnung<br />
des ersten funktionieren<strong>den</strong><br />
Fallschirms in der Geschichte der<br />
Menschheit aus der Hand von Leonardo<br />
da Vinci stammt, sind Rein-