altlandkreis - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel - Ausgabe Juli/August 2022
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Hausgemachte Feinkost vom Forellenhof Schönwag<br />
Regionaler Frischfisch<br />
im Dinkelwrap<br />
schönwag | „Täglicher Frischfisch<br />
in Sushi-Qualität.“ So könnte der<br />
Slogan eines asiatischen Sterne-<br />
Restaurants in Shanghai lauten.<br />
In diesem Falle aber stammt der<br />
Satz von Florian Krammer, 27 Jahre<br />
jung, aus Schönwag, einem winzigen<br />
Ortsteil von Wessobrunn.<br />
Der gelernte Fischwirt hat vor gut<br />
einem Jahr in der Bahnhofstraße<br />
in Peißenberg eine Manufaktur<br />
gegründet, in der seine eigens<br />
gezüchteten Forellen und Saiblinge<br />
zu edlen Feinkostprodukten<br />
verarbeitet wer<strong>den</strong>. Zum Beispiel<br />
zur Bratforelle mit in Olivenöl geschwenktem<br />
Gemüse und einem<br />
süß-säuerlich abgeschmecktem<br />
Sud auf Kräuteressig-Basis. „Ich<br />
hatte schon immer einen Spleen<br />
<strong>für</strong> Gastronomie“, sagt der junge<br />
Unternehmer auf die Frage, wie er<br />
auf die Idee solch edler, nicht alltäglicher<br />
Fischkreationen kommt.<br />
Bis solch qualitativ hochwertige,<br />
regional hergestellte Kreationen<br />
verkaufsfertig sind, haben Florian<br />
Krammer, seine Mutter Martina<br />
sowie insgesamt 14 Mitarbeiter<br />
alle Hände voll zu tun. Angefangen<br />
beim täglichen Fang frischer Fische.<br />
Die stammen sowohl aus der<br />
kleineren Vorzeige-Zuchtanlage<br />
rund ums Wohnhaus von Familie<br />
Krammer als auch aus <strong>den</strong> deutlich<br />
größeren Teichen wenige Kilometer<br />
weiter östlich – in Zellsee,<br />
der Fischzuchtanlage von Florian<br />
Krammers Großvater. „Hier oben<br />
in Schönwag haben wir ideale<br />
Voraussetzungen, um qualitativ<br />
hochwertige Fische großzuziehen.“<br />
Der Grund: Frisches, von<br />
der Natur vierfachgefiltertes, zehn<br />
Grad kühles und glasklares Quellwasser,<br />
das wenige Meter oberhalb<br />
des Areals aus dem Hang des<br />
Eibenwalds sprudelt – und über<br />
einen schmalen Bach direkt in die<br />
terrassenförmig angelegten Fischzuchtbecken<br />
strömt. „Je jünger die<br />
Fische, desto frischer und sauberer<br />
muss das Wasser sein“, sagt Florian<br />
Krammer. Heißt: Im Obersten<br />
Becken, direkt unterhalb der Naturwasser-Quellen,<br />
schwimmen<br />
die kleinsten, in <strong>den</strong> untersten<br />
Becken der Anlage die größeren,<br />
zum Teil bereits schlachtreifen<br />
Bachforellen, Saiblinge und Regenbogenforellen.<br />
Ernährt wer<strong>den</strong><br />
sie mit MSC-zertifiziertem Futter –<br />
MSC steht <strong>für</strong> Marine Stewardship<br />
Council, eine unabhängige,<br />
internationale Organisation zur<br />
Zertifizierung von Fischereien<br />
nach Umweltverträglichkeitskriterien.<br />
Und via Pendelfuttersystem.<br />
Demnach entschei<strong>den</strong> die Fische<br />
selbst, wann sie an ihr Fressen<br />
kommen – nämlich immer dann,<br />
wenn sie an <strong>den</strong> aus dem Behältnis<br />
ins Wasser ragen<strong>den</strong> Stab<br />
andocken. „<strong>Das</strong> kommt der natürlichen<br />
Nahrungsaufnahme am<br />
nächsten und verhindert, dass die<br />
Fische sich überfressen.“ Letzteres<br />
droht, weil Fische von Natur aus<br />
kein Sättigungsgefühl besitzen, da<br />
sie wildlebend nie wissen, wann<br />
sie an wie viel Nahrung kommen.<br />
„Bei wildleben<strong>den</strong> Fischen kann<br />
es schon mal sein, dass sie mehrere<br />
Tage ohne gutes Futter auskommen<br />
müssen, im Gegenzug nutzen<br />
sie im Falle des Falles die Chance<br />
umso mehr, nicht nur nach einer<br />
Fliege, sondern gleich nach dem<br />
ganzen Schwarm zu schnappen.“<br />
stress- und schmerzfreie<br />
schlachtung<br />
Die Gefahr der Überfütterung besteht<br />
auf dem Forellenhof von Familie<br />
Krammer also nicht. Ganz im<br />
Gegenteil. „Entgegen industrieller<br />
Großbetriebe mästen wir unsere<br />
Fische nicht in kürzester Zeit zu<br />
schlachtreifen Größen, sondern<br />
lassen sie ganz gezielt langsam<br />
und gesund aufwachsen, zum Teil<br />
sogar über drei oder vier Jahre<br />
hinweg“, sagt Florian Krammer.<br />
Dieses System sei zwar nicht das<br />
wirtschaftlichste, jedoch die Basis<br />
<strong>für</strong> herausragende Fleischqualität.<br />
Gefischt wird je<strong>den</strong> Morgen ab 6.30<br />
Uhr, in Summe mehrere hundert<br />
Fische die Woche, die zu bestimmten<br />
Zeiten im Jahr auch mal zugekauft<br />
wer<strong>den</strong> von einem Kollegen<br />
Nähe Fuchstal, „weil du das ganze<br />
Jahr über nie gleich viele Fische<br />
eigenhändig ranzüchten kannst“.<br />
Der Fangvorgang ist dagegen immer<br />
gleich: „Erst holen wir sie mit<br />
Kescher aus dem Becken und setzen<br />
sie in eine mit Wasser befüllte<br />
Betäubungsbox, in der sie <strong>für</strong><br />
einige Minuten schwimmen, sich<br />
sozusagen an das neue Gewässer<br />
gewöhnen. Dann, im stressfreien<br />
Zustand, wird das Wasser unter<br />
Strom gesetzt, was zu einem blitzartigen,<br />
schmerzfreien Tod der Fische<br />
führt. In Eis gekühlt wer<strong>den</strong><br />
sie unmittelbar danach an die<br />
neun Kilometer entfernte Manufaktur<br />
nach Peißenberg transportiert<br />
und sowohl händisch als auch<br />
mit Hilfe hochmoderner Hightech-<br />
Maschinen geschlachtet, zerlegt<br />
und zu edlen Produkten verarbeitet.<br />
<strong>Das</strong> La<strong>den</strong>geschäft an der<br />
Manufaktur, Bahnhofstraße 5a in<br />
Peißenberg, hat an drei Tagen die<br />
Woche geöffnet – Donnerstag von<br />
8 bis 15 Uhr, Freitag von 8 bis 18<br />
Uhr und Samstag von 8 bis 14 Uhr.<br />
Es gibt ganzen Frischfisch zum Backen<br />
oder Braten. Klassisch, über<br />
Buchenholz geräucherten, aber<br />
auch kaltgeräucherten Premiumfisch.<br />
Von Hand filetierten Fisch<br />
zum Grillen, aber auch von Hand<br />
filetierten geräucherten. Darüber<br />
zum Vorzeigen: Florian krammer<br />
präsentiert„ <strong>altlandkreis</strong>“-Redakteur<br />
schelle seine Fischzucht-<br />
Anlage in schönwag.<br />
50 | <strong>altlandkreis</strong>