Gesundsitzen Ausgabe 2010/2011
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2010/2011
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07/<strong>2010</strong>/<strong>2011</strong> · gesundsitzen<br />
Unser Rücken:<br />
Stärken und Schwächen<br />
Unsere Wirbelsäule ist ein komplexes System, welches einerseits knöchern<br />
und gelenkig die stabile Achse unseres Organismus darstellt, andererseits auch<br />
ein knöcherner Behälter ist, in dem sich geschützt das Rückenmark und die<br />
davon abgehenden Nerven wurzeln befinden.<br />
Text: Dr. P. Moulin; Fotos: zvg<br />
Wir unterscheiden im Wesentlichen vier<br />
Abschnitte: Der beweglichste Abschnitt<br />
ist oben die Halswirbelsäule, dann folgt<br />
die Brustwirbelsäule, beim Erwachsenen<br />
ein sehr wenig beweglicher Abschnitt,<br />
unter anderem durch seine direkte Verbindung<br />
mit dem Brustkorb, speziell mit<br />
den Rippen.<br />
Der nächste bewegliche Abschnitt, im<br />
Alltag stark belastet, ist die Lendenwirbelsäule.<br />
Das darunter liegende Kreuzbein<br />
stellt eigentlich einen unbeweglichen<br />
Abschnitt von fünf, in einem Stück<br />
verschmolzenen Wirbeln dar, welcher<br />
die Verbindung zum Beckenring gewährleistet.<br />
Unsere einzelnen Wirbel sind miteinander<br />
durch ein System von Gelenken und<br />
einer Bandscheibe verbunden. Diese Bewegungseinheit<br />
besteht hinten aus zwei<br />
links und rechts angelegten Gelenken.<br />
Vorne, zwischen den Wirbelkörpern, erfolgt<br />
die Verbindung, ausser in den<br />
obersten Abschnitten der Halswirbelsäule,<br />
durch eine Bandscheibe, die ein<br />
disco-elastisches System darstellt.<br />
Der passive Zusammenhalt all dieser gelenkigen<br />
Verbindungen ist durch Bänder<br />
gesichert, so dass die Beweglichkeit<br />
neben den geometrischen Bedingungen<br />
in ihrem Ausmass auch durch dieses<br />
komplexe Bandsystem eingeschränkt<br />
ist. Die 7 Halswirbel, 12 Brustwirbel und<br />
5 Lendenwirbel sind somit durch 24<br />
bewegliche Abschnitte miteinander verbunden.<br />
Dieses System würde teilweise in sich<br />
zusammenfallen, hätten wir nicht zusätzlich<br />
Muskeln, welche das aktive System<br />
darstellen. Es erhält und stützt unsere<br />
Wirbelsäule, was uns erlaubt, den<br />
Kopf zu halten, den Blick gezielt auszurichten<br />
und unser wichtigstes Werkzeug,<br />
die Hand, über den Arm in die exakt<br />
gewünschte Position zu bringen. Die<br />
Wirbelsäule gibt dem Becken die notwendige<br />
Stabilität, so dass auch ein sehr<br />
schnelles Laufen möglich ist.<br />
Dieses komplexe Muskelsystem, welches<br />
sich hinten vom Hinterhaupt bis zum<br />
Kreuzbein ausstreckt und auf der Vorderseite<br />
vom Kinn bis zum Becken läuft, bewegt<br />
unsere einzelnen Wirbelabschnitte<br />
und bringt sie in die gewünschte Position.<br />
Folgerichtig muss diese Muskulatur in<br />
einem guten, aber auch trainierten Zustand<br />
sein, um ohne schnelle Ermüdung<br />
oder sogar Muskelkater die verlangten<br />
Aufgaben zu erfüllen.<br />
Dank den gelenkigen Verbindungen – besonders<br />
dem visco-elastischen-hydraulischen<br />
Bandscheibensystem – ist die<br />
Wirbelsäule in der Lage, neben dem eigenen<br />
auch noch zusätzliches Gewicht zu<br />
tragen. Die Form der Wirbelsäule, die von<br />
der Seite her gesehen in den meisten<br />
Fällen eine ausgewogene Schwingung<br />
mit einem leichten Hohlkreuz und einem<br />
leichten hohlen Nacken aufweist, erlaubt<br />
uns eine gewisse Abfederung, welche<br />
bei einer kerzengeraden Wirbelsäule<br />
nicht möglich wäre.<br />
Unsere Wirbelsäule ist also ein komplexes<br />
System, das unseren Bedürfnissen bestens<br />
angepasst ist. Seine Stärke liegt in<br />
der Vielfältigkeit. Daraus lassen sich aber<br />
auch die Schwächen ablesen mit den jeweiligen<br />
begleitenden Beschwerden.<br />
Beginnen wir bei den knöchernen Elementen<br />
der Wirbel: Osteoporose kann<br />
die Tragfähigkeit mindern und zu Fraktu<br />
ren führen. Sie kann, neben der schmerzhaften<br />
Phase, welche jeden Bruch begleitet,<br />
zu einer Veränderung der Wirbelsäulenform<br />
führen (z. B. deutlich verstärkter<br />
Medizin & Rücken<br />
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