Gesundsitzen Ausgabe 2010/2011
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2010/2011
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Sitzen bleiben?<br />
Langes Sitzen lässt sich im heutigen Alltag<br />
nicht mehr vermeiden. Damit verbunden<br />
ist ein erhöhtes Risiko für die Gesundheit.<br />
Ob sportlich oder unsportlich – dagegen<br />
lässt sich mit wenig Aufwand etwas tun.<br />
Nach einem Text von: Dominic Reinle & Thomas Wyss,<br />
Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen, <strong>2010</strong><br />
Trends & Wissen<br />
58<br />
Am Arbeitsplatz, im Verkehr und in der<br />
Freizeit findet man sich oft in einer sitzenden<br />
Position wieder. Technik und<br />
Wandel im Lebensstil ermöglichen es<br />
dem modernen Menschen, den grössten<br />
Teil des Alltags sitzend zu bewältigen.<br />
Vom Bundesamt für Sport (BASPO) werden<br />
pro Tag 30 Minuten körperlicher<br />
Aktivität von mittlerer Intensität empfohlen.<br />
Laut einer Befragung erfüllen<br />
59% der Schweizer Bevölkerung diese<br />
Empfehlung nicht. Davon gibt knapp ein<br />
Drittel an, im täglichen Alltag körperlich<br />
überhaupt nicht aktiv zu sein (1).<br />
Aktiv – inaktiv – beides wirkt auf die<br />
Gesundheit<br />
Der positive Effekt regelmässiger körperlicher<br />
Aktivität auf die Gesundheit ist<br />
durch viele Studien belegt. Neusten<br />
Untersuchungen zufolge wird die Gesundheit<br />
jedoch nicht nur durch die<br />
körper liche Aktivitätszeit beeinflusst,<br />
sondern auch durch die Zeit, die in völliger<br />
Inaktivität verbracht wird. Täglich<br />
länger andauernde, völlig inaktive Phasen,<br />
vor allem Sitzen, erhöhen das Risiko<br />
für chronische Krankheiten (2). Hinzu<br />
kommt, dass negative Folgen von regelmässig<br />
lang andauernden Phasen völliger<br />
Inaktivität nur bedingt durch körperliche<br />
Aktivität kompensiert werden können<br />
(3).<br />
Körperliche Aktivität – neue Definition<br />
Bis vor kurzem wurde in der Forschung<br />
hauptsächlich zwischen drei Aktivitätskategorien<br />
unterschieden: Aktivitäten<br />
hoher Intensität, mittlerer Intensität und<br />
inaktives Verhalten. Die Zeit, welche man<br />
weder in hoher noch in moderater Intensität<br />
verbrachte, wurde der Kategorie<br />
«inaktiv» zugeordnet (4). Eine genauere<br />
Differenzierung der Inaktivitätszeit erfolgte<br />
erstmals in einer umfangreichen,<br />
in Australien durchgeführten Studie (5);<br />
diese unterschied zwischen völliger Inaktivität<br />
und leichter körperlicher Aktivität.<br />
Demzufolge verbringt der durchschnittliche<br />
Erwachsene mehr als die<br />
Hälfte des Tages inaktiv (9,3 h/Tag),<br />
einen grossen Teil mit leichten körperlichen<br />
Aktivitäten (6,5 h/Tag) und nur<br />
sehr wenig Zeit mit moderaten bis hohen<br />
Intensitäten (0,7 h/Tag). Im Durchschnitt<br />
wird also der grösste Teil des Tages entweder<br />
inaktiv oder mit Aktivitäten leichter<br />
Intensität verbracht.<br />
Inaktivität birgt Risiken<br />
Im Jahr 2005 wurden die Auswirkungen<br />
von langem Sitzen vor dem Fernseher<br />
auf die Gesundheit untersucht. Dabei<br />
wurde herausgefunden, dass jede zu-<br />
Das Sitzen zur<br />
Bewegung machen<br />
Langes Sitzen lässt sich oft nicht vermeiden.<br />
Trotzdem muss Sitzen nicht automatisch<br />
in die Kategorie «Inaktivität»<br />
gehören. Aktives Sitzen ist heute mit einer<br />
Vielzahl von Sitzmöbeln möglich, die einen<br />
ständigen Haltungs wechsel ver langen,<br />
einen im Stehen sitzen resp. im Sitzen<br />
stehen lassen und so wesentlich dazu beitragen,<br />
dass auch sogenannte bewegungsarme<br />
Phasen deutlich aktiver gestaltet<br />
werden können.