277.TIROL - November 2022
277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022
277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022
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36 tirol.modern und innovativ<br />
tirol.modern und innovativ<br />
37<br />
Multilokalität im<br />
ländlichen Raum<br />
Herausforderung und Chance zugleich<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG. (FH)<br />
MARTINA RIZZO<br />
Martina Rizzo hat bereits etliche<br />
Tiroler Gemeinden als Prozessbegleiterin<br />
in unterschiedlichsten<br />
Prozessen unterstützt und ist<br />
Expertin für Bürger*innenbeteiligung.<br />
Multilokalität oder Mehrörtigkeit ist<br />
ein weltweit zunehmendes Phänomen.<br />
Es bezeichnet das Leben an mehreren<br />
Orten, wofür es ganz unterschiedliche<br />
Gründe geben kann: Familie, Beziehungen,<br />
Freundeskreis, Arbeit, Ausbildung,<br />
Freizeit oder jegliche Kombinationen<br />
davon. Ein sich abwechselndes Da-sein<br />
und Fort-sein eint alle Multilokalen.<br />
Das zunehmende Tempo in der Mobilität<br />
und der damit verbundene kulturelle Austausch<br />
führen zu immer mehr Veränderungen<br />
in unserer modernen Gesellschaft:<br />
„Das Zusammenspiel aus Modernisierungs-<br />
und Individualisierungsprozessen,<br />
der Restrukturierung der Erwerbsarbeit<br />
und des Wandels des Mobilitätsverhaltens<br />
bewirkt, dass individuelle Lebensmuster<br />
und partnerschaftliche/familiale<br />
Beziehungen zunehmend weniger an starre<br />
Haushaltsgrenzen gebunden sind“, so<br />
das Fazit des Forschungsberichts „Multilokale<br />
Lebensführungen und räumliche<br />
Entwicklungen“ der Akademie für Raumentwicklung<br />
in der Leibniz-Gemeinschaft.<br />
Für Gemeinden, den ländlichen Raum allgemein<br />
und die multilokal lebenden Personen<br />
selbst entstehen demnach ganz<br />
spezifische Herausforderungen – aber<br />
auch Chancen.<br />
Während in Tirol das multilokale Leben<br />
eher negativ behaftet ist (Zweitwohnsitze,<br />
Ferienwohnsitze usw.), steht man der<br />
mehrörtigen Lebensweise in den anderen<br />
Bundesländern teilweise positiver gegenüber.<br />
Sie wird oft als Bereicherung für die<br />
Dorfgemeinschaft und als Weiterentwicklungsmöglichkeit<br />
gesehen – insbesondere,<br />
weil viele Gemeinden an den Folgen<br />
des spürbaren, seit Jahren stattfindenden<br />
Wegzugs der jungen Gemeindebürger*innen<br />
leiden.<br />
Als Herausforderung betrachtet wird in<br />
Tirol die Multilokalität auch deswegen,<br />
weil bebaubare Fläche einfach knapp ist,<br />
was räumliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
einschränkt. Der Anteil der Bevölkerung,<br />
der multilokal lebt, ist hier momentan<br />
noch gering. Eine Debatte über moderne<br />
Lebensformen im Wandel der Gesellschaft,<br />
über Transformationen in der<br />
Arbeitswelt und die damit verbundenen<br />
raumplanerischen Überlegungen sollte<br />
dennoch geführt werden.<br />
Um die räumlichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
im Kontext Multilokalität und<br />
ländlicher Raum besser fassen zu können,<br />
arbeitet die GemNova zurzeit gemeinsam<br />
mit der TU Wien an einem Forschungsprojekt<br />
zu Fragen wie „Welche<br />
Herausforderungen und Potenziale rund<br />
um Multilokalität zeigen sich und welche<br />
Handlungsmöglichkeiten/-erfordernisse<br />
gibt es im ländlichen Raum?“ Damit die<br />
Unterschiede in Österreichs ländlichen<br />
Räumen abgebildet werden können, wurden<br />
vier Untersuchungsgebiete ausgewählt:<br />
das Innviertel, das Gesäuse, der<br />
Lungau und das Seefelder Plateau.<br />
Um die Erfahrungen mit der Thematik<br />
sowie die Sichtweise von Gestalter*innen<br />
des ländlichen Raumes in das Projekt zu<br />
integrieren, wurden im ersten Schritt des<br />
empirischen Teils Bürgermeister*innen,<br />
Regionalmanager*innen, Tourismusverbände<br />
usw. aus den betreffenden Gebieten<br />
befragt. Im zweiten Schritt finden<br />
aktuell Befragungen mit Fokusgruppen,<br />
bestehend aus multilokal lebenden Personen<br />
aus den jeweiligen Regionen, statt.<br />
Im Zentrum des Interesses stehen dabei<br />
das Alltagsleben als Multilokale*r in der<br />
Region, die Frage nach bestehenden<br />
Angeboten bzw. Lücken und der Bedarf<br />
an Unterstützung.<br />
Das Projekt läuft noch ca. ein Jahr.<br />
Ziel ist es, Handlungsmöglichkeiten<br />
bzw. -erfordernisse aufzuzeigen, Best-<br />
Practice-Beispiele zu sammeln, Lücken<br />
zu identifizieren und Informationen bzw.<br />
Kommunikationstools zum Thema zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Ansprechpartner bei der GemNova ist<br />
DI Alois Ilmer (a.ilmer@gemnova.at).<br />
TlROLER<br />
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Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung<br />
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Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.<br />
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Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000<br />
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aufgenommen werden<br />
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Sie unter 0512 5313-1701 oder per<br />
mail@tiroler.at.