17.10.2022 Aufrufe

277.TIROL - November 2022

277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022

277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

42 tirol.politik tirol.politik<br />

43<br />

JETZT IST<br />

ZUSAMMENARBEIT GEFRAGT<br />

DAS BEDEUTET, AUFEINANDER EINZUGEHEN,<br />

ROLLEN UND AUFGABEN ABZUSTIMMEN,<br />

GEGENSEITIG ZU UNTERSTÜTZEN UND<br />

VERBUNDEN DURCH EIN GEMEINSAMES<br />

ZIEL EFFEKTIV ZU ARBEITEN.<br />

© Land Tirol / Cammerlander<br />

Zusammenarbeit als<br />

Weg zum Erfolg<br />

Miteinander mehr erreichen – das gilt<br />

für alle Lebensbereiche und insbesondere<br />

für Gemeinden. Vom Leben in der<br />

Gemeinde über gemeindeübergreifende<br />

Projekte bis hin zu Gemeindefusionen:<br />

Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

auf Gemeindeebene sind vielfältig und<br />

wichtig.<br />

Der US-Amerikanische Automobilhersteller<br />

Henry Ford sagte einmal:<br />

„Zusammenkommen ist ein Beginn,<br />

Zusammenbleiben ein Fortschritt,<br />

Zusammenarbeiten ein Erfolg.“<br />

Was banal oder gar abgedroschen klingen<br />

mag, ist doch eine unverzichtbare Grundlage<br />

unseres Zusammenlebens.<br />

Und dieses Zusammenleben beginnt in<br />

den Gemeinden: Gemeinden sind weit<br />

mehr als eine bloße Ansammlung von<br />

Gebäuden. Der wahre Wert der Gemeinde<br />

– als Ort des Zusammenlebens –<br />

entspringt der Gemeinschaft und sollte<br />

dementsprechend auch vielfältig gefördert<br />

werden. Maßgeblich sind hierbei sowohl<br />

die Unterstützung des Vereinswesens als<br />

zentrale Säule des Miteinanders als auch<br />

die räumliche Gestaltung der Gemeinden<br />

selbst. Schließlich entsteht Gemeinschaft<br />

und damit Zusammenarbeit erst durch<br />

Begegnungen und Begegnungsräume.<br />

Statt Zersiedelung zuzulassen, gilt es, die<br />

Ortszentren wieder mit Leben zu füllen.<br />

Im Rahmen der sogenannten Ortskernrevitalisierung<br />

werden daher von Seiten des<br />

Landes zahlreiche Projekte gefördert, um<br />

etwa Dorfplätze aufzuwerten oder alte<br />

Baustrukturen in den Ortskernen wieder<br />

bewohnbar zu machen.<br />

Zusammenarbeit muss jedoch nicht<br />

an der Gemeindegrenze enden: Vom<br />

gemeinsamen Umweltschutz über die<br />

Zusammenarbeit bei der Pflegeversorgung<br />

bis hin zu gemeindeübergreifenden<br />

Sportstätten – die Möglichkeiten<br />

zur Kooperation unter Gemeinden sind<br />

ebenso vielfältig wie erfolgreich. Viele<br />

Projekte wären für eine Gemeinde alleine<br />

nicht zu bewältigen, durch die Bündelung<br />

von Ressourcen können die Gemeinden<br />

jedoch unterschiedlichste Vorhaben<br />

gemeinsam verwirklichen. Um solche<br />

Projekte vor den Vorhang zu holen und<br />

mit Best-Practice-Beispielen zu demonstrieren,<br />

welche Vorteile Kooperationen<br />

mit sich bringen, vergeben das Land<br />

Tirol, der Tiroler Gemeindeverband und<br />

die GemNova jährlich den GEKO – den<br />

Tiroler Gemeindekooperationspreis.<br />

Auch diesen Herbst werden dabei wieder<br />

zukunftsweisende, gemeindeübergreifende<br />

Projekte ausgezeichnet. Im Rahmen<br />

der insgesamt 37 Planungsverbände in<br />

Tirol haben die Gemeinden zudem eine<br />

institutionalisierte Form der Zusammenarbeit<br />

– in Folge derer sie voneinander<br />

profitieren und miteinander auf effiziente<br />

Art und Weise die Zukunft planen können.<br />

Die höchste Form der Kooperation zwischen<br />

Gemeinden ist schließlich die<br />

Gemeindefusion. Dabei eines vorweg: Als<br />

Gemeindelandesrat ist es mir ein großes<br />

Anliegen, dass Gemeindefusionen – also<br />

die Zusammenlegung der Verwaltungsstrukturen<br />

mehrerer Gemeinden – stets<br />

auf freiwilliger Basis verwirklicht werden<br />

muss. Steht die Bevölkerung hinter einer<br />

Fusion, so können – wie etwa das Beispiel<br />

der Zusammenlegung von Matrei<br />

am Brenner, Mühlbachl und Pfons gezeigt<br />

hat – wichtige Synergieeffekte entstehen<br />

und damit effizientere und günstigere<br />

Abläufe etabliert werden.<br />

Ihr LR Mag. Johannes Tratter<br />

© Julia Moll<br />

Wir dürfen keine<br />

Inseln sein.<br />

Was haben wir dieses Jahr gekämpft<br />

– wahlgekämpft. Auf Gemeinde- und<br />

Landesebene haben die Parteien ihre<br />

Standpunkte klar gemacht, ihre Positionen<br />

dargelegt und sich dabei, wie soll<br />

es anders sein, mit mehr oder weniger<br />

scharfem Ton von allen anderen politischen<br />

Mitstreitern und Mitstreiterinnen<br />

abgegrenzt – wie Inseln im Meer. Das ist<br />

auch gut so. Im Wettstreit um die meisten<br />

Wählerstimmen können gern mal die<br />

sogenannten Fetzen fliegen und schließlich<br />

ist es wichtig, sich von den anderen<br />

deutlich abzuheben, um den Wählerinnen<br />

und Wählern eine klare Grundlage für<br />

ihre Entscheidung zu bieten.<br />

Jetzt, nach den Wahlkämpfen und Wahlen,<br />

heißt es, gemeinsam Bestehendes<br />

zu optimieren und Neues zu schaffen.<br />

Das geht nur mit Zusammenarbeit, mit<br />

der bemerkenswerten menschlichen<br />

Fähigkeit zur Kooperation. Das bedeutet,<br />

aufeinander einzugehen, Rollen und<br />

Aufgaben abzustimmen, gegenseitig zu<br />

unterstützen und verbunden durch ein<br />

gemeinsames Ziel effektiv zu arbeiten.<br />

Das gilt für die regierende Fraktion bzw.<br />

die Koalitionspartner ebenso wie für die<br />

Opposition. Alle haben eine bestimmte<br />

Rolle, die einen regieren, die anderen<br />

kontrollieren und beide Funktionen sind<br />

gleich wichtig. Alle müssen gehört und<br />

respektiert werden. Fügt man sich als<br />

Politiker, als Politikerin oder Partei nicht<br />

in dieses kooperative demokratische System<br />

ein und arbeitet lieber im Alleingang,<br />

bekommt man schnell ein Problem. Man<br />

wird zur Insel und als Insel gilt man allgemein<br />

als nicht regierungsfähig.<br />

Es geht jedoch nicht nur darum, innerhalb<br />

des politischen Systems zu kooperieren.<br />

Auch nach außen hin – zu Unternehmen,<br />

Institutionen wie die Wirtschafts- oder<br />

Arbeiterkammer, zu Universitäten, Verbänden<br />

und diversen anderen Stakeholdern<br />

– muss eine stabile Basis für die<br />

Zusammenarbeit bestehen. Nehmen<br />

wir zum Beispiel kleine Gemeinden. Wie<br />

könnte eine kleine Gemeinde überleben,<br />

wenn sie bei den hunderten Aufgaben,<br />

die sie zu bewältigen hat, allein dastünde?<br />

Sie müsste alle Anschaffungen und<br />

Investitionen – vom Preisvergleich bis<br />

zur rechtlich vorgeschriebenen Abwicklung<br />

von Vergabeverfahren – selbst<br />

organisieren. Sie müsste notwendige<br />

Infrastrukturprojekte, z. B. den Ausbau<br />

der Volksschule oder die Sanierung des<br />

Wohn- und Pflegeheims, auf eigene Faust<br />

umsetzen. Sie müsste sich selbst mit<br />

Energie versorgen, sich um die Wasserver-<br />

und Abwas serentsorgung kümmern<br />

und sicherstellen, dass der Zugang zur<br />

digitalen Amtstafel auf der Homepage<br />

der Gemeinde wie gesetzlich vorgeschrieben<br />

barrierefrei ist. Die Gemeinde<br />

bräuchte hunderte Angestellte und<br />

sehr sehr viel Geld, wenn sie das allein<br />

stemmen müsste. Umso wichtiger ist<br />

es, sich in Verbänden zu organisieren,<br />

mit anderen Gemeinden, mit Unternehmen<br />

sowie Experten und Expertinnen<br />

zusammenzuarbeiten. So, wie Parteien<br />

Kooperationskompetenz zeigen müssen,<br />

um regierungsfähig zu sein, so brauchen<br />

diese Kompetenz auch Gemeinden, um<br />

bestands- und zukunftsfähig zu sein.<br />

Arbeiten Sie also zusammen, strecken<br />

Sie ihre Hände in alle Richtungen aus. Sie<br />

können nur profitieren!<br />

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!