277.TIROL - November 2022
277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022
277.TIROL, Ausgabe 8, November 2022
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JETZT IST<br />
ZUSAMMENARBEIT GEFRAGT<br />
DAS BEDEUTET, AUFEINANDER EINZUGEHEN,<br />
ROLLEN UND AUFGABEN ABZUSTIMMEN,<br />
GEGENSEITIG ZU UNTERSTÜTZEN UND<br />
VERBUNDEN DURCH EIN GEMEINSAMES<br />
ZIEL EFFEKTIV ZU ARBEITEN.<br />
© Land Tirol / Cammerlander<br />
Zusammenarbeit als<br />
Weg zum Erfolg<br />
Miteinander mehr erreichen – das gilt<br />
für alle Lebensbereiche und insbesondere<br />
für Gemeinden. Vom Leben in der<br />
Gemeinde über gemeindeübergreifende<br />
Projekte bis hin zu Gemeindefusionen:<br />
Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
auf Gemeindeebene sind vielfältig und<br />
wichtig.<br />
Der US-Amerikanische Automobilhersteller<br />
Henry Ford sagte einmal:<br />
„Zusammenkommen ist ein Beginn,<br />
Zusammenbleiben ein Fortschritt,<br />
Zusammenarbeiten ein Erfolg.“<br />
Was banal oder gar abgedroschen klingen<br />
mag, ist doch eine unverzichtbare Grundlage<br />
unseres Zusammenlebens.<br />
Und dieses Zusammenleben beginnt in<br />
den Gemeinden: Gemeinden sind weit<br />
mehr als eine bloße Ansammlung von<br />
Gebäuden. Der wahre Wert der Gemeinde<br />
– als Ort des Zusammenlebens –<br />
entspringt der Gemeinschaft und sollte<br />
dementsprechend auch vielfältig gefördert<br />
werden. Maßgeblich sind hierbei sowohl<br />
die Unterstützung des Vereinswesens als<br />
zentrale Säule des Miteinanders als auch<br />
die räumliche Gestaltung der Gemeinden<br />
selbst. Schließlich entsteht Gemeinschaft<br />
und damit Zusammenarbeit erst durch<br />
Begegnungen und Begegnungsräume.<br />
Statt Zersiedelung zuzulassen, gilt es, die<br />
Ortszentren wieder mit Leben zu füllen.<br />
Im Rahmen der sogenannten Ortskernrevitalisierung<br />
werden daher von Seiten des<br />
Landes zahlreiche Projekte gefördert, um<br />
etwa Dorfplätze aufzuwerten oder alte<br />
Baustrukturen in den Ortskernen wieder<br />
bewohnbar zu machen.<br />
Zusammenarbeit muss jedoch nicht<br />
an der Gemeindegrenze enden: Vom<br />
gemeinsamen Umweltschutz über die<br />
Zusammenarbeit bei der Pflegeversorgung<br />
bis hin zu gemeindeübergreifenden<br />
Sportstätten – die Möglichkeiten<br />
zur Kooperation unter Gemeinden sind<br />
ebenso vielfältig wie erfolgreich. Viele<br />
Projekte wären für eine Gemeinde alleine<br />
nicht zu bewältigen, durch die Bündelung<br />
von Ressourcen können die Gemeinden<br />
jedoch unterschiedlichste Vorhaben<br />
gemeinsam verwirklichen. Um solche<br />
Projekte vor den Vorhang zu holen und<br />
mit Best-Practice-Beispielen zu demonstrieren,<br />
welche Vorteile Kooperationen<br />
mit sich bringen, vergeben das Land<br />
Tirol, der Tiroler Gemeindeverband und<br />
die GemNova jährlich den GEKO – den<br />
Tiroler Gemeindekooperationspreis.<br />
Auch diesen Herbst werden dabei wieder<br />
zukunftsweisende, gemeindeübergreifende<br />
Projekte ausgezeichnet. Im Rahmen<br />
der insgesamt 37 Planungsverbände in<br />
Tirol haben die Gemeinden zudem eine<br />
institutionalisierte Form der Zusammenarbeit<br />
– in Folge derer sie voneinander<br />
profitieren und miteinander auf effiziente<br />
Art und Weise die Zukunft planen können.<br />
Die höchste Form der Kooperation zwischen<br />
Gemeinden ist schließlich die<br />
Gemeindefusion. Dabei eines vorweg: Als<br />
Gemeindelandesrat ist es mir ein großes<br />
Anliegen, dass Gemeindefusionen – also<br />
die Zusammenlegung der Verwaltungsstrukturen<br />
mehrerer Gemeinden – stets<br />
auf freiwilliger Basis verwirklicht werden<br />
muss. Steht die Bevölkerung hinter einer<br />
Fusion, so können – wie etwa das Beispiel<br />
der Zusammenlegung von Matrei<br />
am Brenner, Mühlbachl und Pfons gezeigt<br />
hat – wichtige Synergieeffekte entstehen<br />
und damit effizientere und günstigere<br />
Abläufe etabliert werden.<br />
Ihr LR Mag. Johannes Tratter<br />
© Julia Moll<br />
Wir dürfen keine<br />
Inseln sein.<br />
Was haben wir dieses Jahr gekämpft<br />
– wahlgekämpft. Auf Gemeinde- und<br />
Landesebene haben die Parteien ihre<br />
Standpunkte klar gemacht, ihre Positionen<br />
dargelegt und sich dabei, wie soll<br />
es anders sein, mit mehr oder weniger<br />
scharfem Ton von allen anderen politischen<br />
Mitstreitern und Mitstreiterinnen<br />
abgegrenzt – wie Inseln im Meer. Das ist<br />
auch gut so. Im Wettstreit um die meisten<br />
Wählerstimmen können gern mal die<br />
sogenannten Fetzen fliegen und schließlich<br />
ist es wichtig, sich von den anderen<br />
deutlich abzuheben, um den Wählerinnen<br />
und Wählern eine klare Grundlage für<br />
ihre Entscheidung zu bieten.<br />
Jetzt, nach den Wahlkämpfen und Wahlen,<br />
heißt es, gemeinsam Bestehendes<br />
zu optimieren und Neues zu schaffen.<br />
Das geht nur mit Zusammenarbeit, mit<br />
der bemerkenswerten menschlichen<br />
Fähigkeit zur Kooperation. Das bedeutet,<br />
aufeinander einzugehen, Rollen und<br />
Aufgaben abzustimmen, gegenseitig zu<br />
unterstützen und verbunden durch ein<br />
gemeinsames Ziel effektiv zu arbeiten.<br />
Das gilt für die regierende Fraktion bzw.<br />
die Koalitionspartner ebenso wie für die<br />
Opposition. Alle haben eine bestimmte<br />
Rolle, die einen regieren, die anderen<br />
kontrollieren und beide Funktionen sind<br />
gleich wichtig. Alle müssen gehört und<br />
respektiert werden. Fügt man sich als<br />
Politiker, als Politikerin oder Partei nicht<br />
in dieses kooperative demokratische System<br />
ein und arbeitet lieber im Alleingang,<br />
bekommt man schnell ein Problem. Man<br />
wird zur Insel und als Insel gilt man allgemein<br />
als nicht regierungsfähig.<br />
Es geht jedoch nicht nur darum, innerhalb<br />
des politischen Systems zu kooperieren.<br />
Auch nach außen hin – zu Unternehmen,<br />
Institutionen wie die Wirtschafts- oder<br />
Arbeiterkammer, zu Universitäten, Verbänden<br />
und diversen anderen Stakeholdern<br />
– muss eine stabile Basis für die<br />
Zusammenarbeit bestehen. Nehmen<br />
wir zum Beispiel kleine Gemeinden. Wie<br />
könnte eine kleine Gemeinde überleben,<br />
wenn sie bei den hunderten Aufgaben,<br />
die sie zu bewältigen hat, allein dastünde?<br />
Sie müsste alle Anschaffungen und<br />
Investitionen – vom Preisvergleich bis<br />
zur rechtlich vorgeschriebenen Abwicklung<br />
von Vergabeverfahren – selbst<br />
organisieren. Sie müsste notwendige<br />
Infrastrukturprojekte, z. B. den Ausbau<br />
der Volksschule oder die Sanierung des<br />
Wohn- und Pflegeheims, auf eigene Faust<br />
umsetzen. Sie müsste sich selbst mit<br />
Energie versorgen, sich um die Wasserver-<br />
und Abwas serentsorgung kümmern<br />
und sicherstellen, dass der Zugang zur<br />
digitalen Amtstafel auf der Homepage<br />
der Gemeinde wie gesetzlich vorgeschrieben<br />
barrierefrei ist. Die Gemeinde<br />
bräuchte hunderte Angestellte und<br />
sehr sehr viel Geld, wenn sie das allein<br />
stemmen müsste. Umso wichtiger ist<br />
es, sich in Verbänden zu organisieren,<br />
mit anderen Gemeinden, mit Unternehmen<br />
sowie Experten und Expertinnen<br />
zusammenzuarbeiten. So, wie Parteien<br />
Kooperationskompetenz zeigen müssen,<br />
um regierungsfähig zu sein, so brauchen<br />
diese Kompetenz auch Gemeinden, um<br />
bestands- und zukunftsfähig zu sein.<br />
Arbeiten Sie also zusammen, strecken<br />
Sie ihre Hände in alle Richtungen aus. Sie<br />
können nur profitieren!<br />
Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf