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ECHO Top1000 NOE 2022

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TOP 1000 | INTERVIEW<br />

„Keine Zeit für<br />

ideologische Spielchen“<br />

Interview. Leistbare Energie, stabile Lieferketten und ausreichend Fachkräfte sind für<br />

IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer unabdingbare Rahmenbedingungen, um die heimische<br />

Wirtschaft vor einer Rezession zu bewahren.<br />

<strong>ECHO</strong>: <strong>2022</strong> war wohl bis jetzt für die<br />

Wirtschaft eines der turbulentesten Jahre der<br />

jüngeren Vergangenheit. Wie lautet Ihr Zwischenresümee<br />

des laufenden Wirtschaftsjahrs?<br />

Thomas Salzer: Der Ukraine-Krieg und<br />

seine Folgen haben das zunächst erfreulich<br />

starke Wachstum massiv abgebremst. Es<br />

wird sich bald zeigen, ob auch Österreich<br />

eine Rezession droht. Energiepreise, Lieferkettenprobleme<br />

und Teuerung sind massive<br />

Bedrohungen für unsere Betriebe.<br />

„Der Energiekostenzuschuss<br />

ist ein Tropfen<br />

auf den heißen Stein.“<br />

<strong>ECHO</strong>: Exportbeschränkungen,<br />

Energiekosten<br />

und Facharbeitermangel,<br />

wie<br />

findet sich Niederösterreichs<br />

Industrie mit diesen schwierigen<br />

Bedingungen zurecht?<br />

Salzer: Die gute Nachricht ist: Unsere<br />

niederösterreichische Exportwirtschaft ist<br />

äußerst widerstandsfähig. Unsere Industriebetriebe<br />

erwirtschaften zwischen 50 und 90<br />

Prozent aller Umsätze im Ausland. Damit<br />

wir dort bestehen und neue Chancen auf<br />

neuen Märkten nützen können, brauchen<br />

wir leistbare Energie, stabile Lieferketten und<br />

natürlich ausreichend Fachkräfte. Für die<br />

Zukunft des Exports gilt: Jedes weitere EU-<br />

Handelsabkommen mit außereuropäischen<br />

Ländern, etwa mit Indien und Australien, ist<br />

ein dringend benötigter Wachstumsimpuls.<br />

<strong>ECHO</strong>: Rechnen Sie im nächsten Jahr<br />

mit einer signifikanten Reduktion der Wirtschaftsleistung<br />

der niederösterreichischen<br />

Industriebetriebe?<br />

Salzer: Das hängt ganz von den Rahmenbedingungen<br />

ab. Weitere Entlastung bei Energie<br />

und Lohnkosten ist dringend geboten. Jetzt<br />

ist keine Zeit für ideologische Spielchen, sondern<br />

es müssen alle an einem Strang ziehen,<br />

damit unsere Industrie weiterhin leistungsfähig<br />

sein kann.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die österreichische Bundesregierung<br />

präsentierte kürzlich ein Maßnahmenpaket für<br />

Unternehmen zur Abfederung der gestiegenen<br />

Energiekosten. Wird das ausreichen, um in den<br />

energieintensiven Bereichen<br />

der Industrie<br />

den Status quo bei<br />

Produktion und Beschäftigung<br />

halten zu<br />

können?<br />

Salzer: Der Energiekostenzuschuss ist ein<br />

Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen<br />

dringend weitere Maßnahmen, um für die<br />

Zukunft planen zu können.<br />

<strong>ECHO</strong>: Der Facharbeitermangel zieht sich<br />

mittlerweile quer durch fast alle Branchen.<br />

Wie kann dem abgeholfen werden?<br />

Salzer: Es gibt zahlreiche Initiativen im<br />

naturwissenschaftlich-technischen Ausbildungsbereich.<br />

Aber diese müssen jedenfalls<br />

gebündelt und weiterentwickelt werden. Es<br />

muss für junge Menschen attraktiv und naheliegend<br />

werden, ihre berufliche Zukunft<br />

im naturwissenschaftlich-technischen Bereich<br />

und als Fachkraft in einem innovativen<br />

Industriebetrieb zu sehen. Daran müssen wir<br />

arbeiten. Nur dann kann der Industriestandort<br />

Österreich seine Wettbewerbsfähigkeit<br />

weiter ausbauen und erhalten.

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