ECHO Top1000 NOE 2022
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TOP 1000 | LEHRE<br />
Lehrlinge braucht das Land<br />
Im Minus. Niederösterreichs Wirtschaft fehlt es an Lehrlingen. Dabei wären sie für<br />
Unternehmen das Mittel der Wahl, um den grassierenden Mangel an qualifizierten<br />
Arbeitsplätzen zu bekämpfen.<br />
In Niederösterreich haben es die Industriebetriebe<br />
immer schwerer, die von<br />
ihnen angebotenen Lehrstellen tatsächlich<br />
zu besetzen. Es klang fast alarmierend,<br />
als sich kürzlich der Spartenobmann<br />
der Industrie der Wirtschaftskammer NÖ,<br />
Helmut Schwarzl, mit diesem Thema an die<br />
Öffentlichkeit wandte. „Viele niederösterreichischen<br />
Industriebetriebe haben Probleme,<br />
alle offenen Lehrstellen zu besetzen. Fast zwei<br />
Drittel gaben in einer Umfrage an, dass das<br />
Bildungsniveau nicht oder nur eingeschränkt<br />
den Anforderungen des Unternehmens entspricht“,<br />
gab Schwarzl Einblick in eine aktuelle<br />
Umfrage unter Niederösterreichs Industriebetrieben.<br />
Nur 30 Prozent hatten keine Probleme,<br />
ihre offenen Lehrstellen zu besetzen.<br />
Offene Lehrstellen<br />
Die Bereitschaft der Unternehmen zur Lehrlingsausbildung<br />
ist groß, gilt sie doch als eines<br />
der wirksamsten Mittel gegen den grassierenden<br />
Facharbeitermangel. „35 Prozent der<br />
Betriebe nehmen gleich viele Lehrlinge auf,<br />
51 Prozent sogar mehr Lehrlinge als im Vorjahr.<br />
Die noch offenen Stellen zeigen, dass es<br />
für eine Bewerbung als Industrielehrling noch<br />
nicht zu spät ist“, erklärte Niederösterreichs<br />
IndustrieSpartenobmann Helmut Schwarzl.<br />
Mangelnde Qualifi kationen<br />
Als häufigste Gründe, warum Lehrstellen<br />
nicht besetzt werden können, werden von<br />
den Industriebetrieben in der oben genannten<br />
Studie übrigens keine oder zu wenige<br />
Bewerbungen beziehungsweise mangelnde<br />
Qualifikationen der Bewerber angeführt. Fast<br />
zwei Drittel der Unternehmen beklagen, dass<br />
die vorhandenen Qualifikationen nicht oder<br />
nur eingeschränkt den Anforderungen des<br />
Unternehmens entsprechen. Nur 20 Prozent<br />
sind mit den vorhandenen Qualifikationen<br />
Niederösterreichs Wirtschaft wünscht sich mehr Jugendliche mit Interesse an einer Karriere<br />
mit Lehre, denn jede zehnte offene Lehrstelle kann mittlerweile nicht mehr besetzt werden.<br />
vollends zufrieden. „Erfreulich ist, dass gerade<br />
Absolventen von Polytechnischen Schulen<br />
von den Betrieben ein sehr gutes Zeugnis<br />
ausgestellt wird. Auch HTLAbbrecher<br />
bewähren sich in unseren Unternehmen in<br />
der Praxis hervorragend“, räumt Spartenobmann<br />
Schwarzl mit so manchem Vorurteil<br />
auf. Ungünstig auf die Entwicklung bei den<br />
Lehrberufen wirkten sich auch die durch die<br />
CoronaEpidemie verursachten Einschränkungen<br />
aus. Schulabsolventen konnten kaum<br />
an berufspraktischen Tagen oder Infoveranstaltungen<br />
teilnehmen.<br />
Unternehmen bemühen sich<br />
Mangelndes Engagement kann man den<br />
Unternehmen keinesfalls vorwerfen. Landauf<br />
und landab wird die Werbetrommel für<br />
eine Ausbildung mit Lehre gerührt, werden<br />
SocialMediaKanäle bespielt und Lehrlings<br />
Initiativen von Unternehmen gegründet. So<br />
wie etwa die Initiative zukunft.lehre.niederösterreich,<br />
zu der sich namhafte niederösterreichische<br />
Unternehmen zusammengetan<br />
haben. EVN, List General Contractor und<br />
Niesner KG möchten mit ihrer Initiative, für<br />
die es schon erfolgreiche Partnerprojekte in<br />
anderen Bundesländern gibt, gemeinsam<br />
an der Aufwertung der Lehre arbeiten. „Wir<br />
wollen auf die regionalen Besonderheiten,<br />
Schwerpunkte und auch Stärken mit unseren<br />
Ländergruppen konkret eingehen. Wir<br />
wollen die Lehre gemeinsam wieder ‚sexy‘<br />
machen“, so der Präsident von zunkunft.leh<br />
Foto: Andreas Kraus , Michael Schelberger, AMS, Fotostudio B&G<br />
26 <strong>ECHO</strong> TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2022</strong>