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Stahlreport 2022.07

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man kontinuierlich weitere Möglichkeiten<br />

zur Reduktion, so der<br />

Stahlproduzent. „Ziel bleibt der<br />

grüne Stahl“, sagt Werksdirektor<br />

Uwe Reinecke. „Wir wollen weiterhin<br />

konsequent unseren CO 2 -Fußabdruck<br />

reduzieren. Aktuell liegen<br />

wir bei circa 52 kg pro Tonne<br />

erzeugtem Stahl und unter 80 kg<br />

pro Tonne bei gewalzten Produkten.<br />

Das ist weit unter dem Durchschnitt<br />

für die Stahlerzeugung in Elektrolichtbogenöfen<br />

und natürlich noch<br />

weiter unter dem in der konventionellen<br />

Stahlproduktion über Hochofenrouten.<br />

Hier kommt man auf<br />

rund 1,75 t CO 2 pro Tonne Stahl“,<br />

so Uwe Reinecke weiter.<br />

Bei der Dekarbonisierung verfolgen<br />

Unternehmen allerdings im<br />

Moment verschiedene Strategien,<br />

auch aufgrund fehlender allgemeingültiger<br />

Vorgaben für grünen Stahl<br />

mit konsequenter CO 2 -Reduzierung.<br />

Mit seinem aus Schrott gefertigten<br />

Elektrostahl beschreitet Feralpi<br />

Stahl schon seit vielen Jahren den<br />

Weg zu grünem Stahl. Und geht jetzt<br />

den nächsten logischen Schritt.<br />

Erstmals bis zu 8 t warm<br />

gespoolte Coils<br />

„Das neue Walzwerk wird in Sachen<br />

Innovation und Nachhaltigkeit neue<br />

Maßstäbe setzen“, so der Werksdirektor.<br />

„Es wird über einen 300 m<br />

langen Heißbeschickungs-Rollgang<br />

direkt mit der vorhandenen Stranggießanlage<br />

verbunden sein. Anstelle<br />

des bisherigen Gaserwärmungsofens<br />

setzen wir ausschließlich<br />

Induktionserwärmung ein, um<br />

direkte CO 2 -Emissionen zu vermeiden“,<br />

fasst Reinecke die Vorteile<br />

zusammen.<br />

Das Walzwerk wird 16 Walzgerüste,<br />

einen Sechsstich-Fertigblock<br />

und eine Spooler-Linie umfassen.<br />

Der K-Spooler wird Stabstahl-Coils<br />

mit einem Gewicht von bis zu 8 t<br />

produzieren – die schwersten Coils<br />

für den deutschen Markt für warmgespoolten<br />

Draht mit einem Durchmesser<br />

von 8 bis 25 mm. Big Data<br />

und künstliche Intelligenz von Danieli<br />

Automation werden eine Echtzeitanbindung<br />

der bestehenden<br />

Stranggießanlage an das neue<br />

Walzwerk garantieren und sowohl<br />

für das Senken des Heizenergieverbrauchs<br />

als auch für das dynamische<br />

Regeln der thermomechanischen<br />

Prozesse und damit für eine<br />

bestmögliche Qualität des Endprodukts<br />

sorgen.<br />

Ministerpräsident lobt<br />

Feralpi-Investition<br />

Auch für die wirtschaftliche Zukunft<br />

der Region Riesa ist das Walzwerk<br />

von Bedeutung, wie Ministerpräsident<br />

Michael Kretschmer betonte:<br />

„Die Investition in ein hochmodernes<br />

Walzwerk schafft bis zu 100<br />

neue Arbeitsplätze unter nachhaltigen<br />

Produktionsbedingungen und<br />

ist ein starkes Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort<br />

Sachsen. Feralpi<br />

Stahl setzt seit Jahren erfolgreich<br />

auf eine umweltschonende Stahlproduktion<br />

und ist Vorreiter für den<br />

verstärkten Einsatz von grünem<br />

Wasserstoff. Mit ihren Aktivitäten<br />

leistet die Unternehmensgruppe<br />

einen wichtigen Beitrag für den Aufbau<br />

einer Wasserstoffwirtschaft in<br />

Sachsen. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie<br />

für eine klimaneutrale<br />

und zukunftsfähige Industrie<br />

im Freistaat Sachsen.“ 2<br />

Interview mit Werksdirektor Uwe Reinecke<br />

<strong>Stahlreport</strong>: Herr Reinecke, die Feralpi-<br />

Gruppe investiert über 180 Mio. € in den<br />

Standort Riesa. Was setzen sie neben der<br />

Hauptinvestition in das Walzwerk damit<br />

noch um?<br />

Uwe Reinecke: Die Investition besteht aus<br />

insgesamt vier strategischen Einzelinvestitionen.<br />

Das größte Projekt ist die Errichtung<br />

des neuen und sehr innovationen<br />

Walzwerks, das im zweiten Quartal 2024<br />

in Betrieb gehen soll. Erstmals in Deutschland<br />

können damit warmgespoolte Coils<br />

mit bis zu 8 t Gewicht produziert werden.<br />

Feralpi nimmt damit eine Vorreiter-Position<br />

ein. Wir werden darüber hinaus damit auch<br />

Gas als Medium für die Erwärmung der<br />

Knüppel durch induktive Erwärmung ersetzen.<br />

Weiterhin investieren wir in die<br />

Schrottaufbereitung. Der im Elektrolichtbogenofen<br />

eingesetzte Schrott wird künftig<br />

besser gereinigt und besser sortiert.<br />

Damit werden wir die Abläufe beim<br />

Erschmelzen optimieren und nochmal<br />

energieeffizienter werden. Mit einer Reihe<br />

von Maßnahmen werden wir die Kapazität<br />

des Elektrolichtbogenofens zudem noch<br />

etwas erhöhen auf rund 1,3 Mio. t Stahl<br />

pro Jahr.<br />

Für all dies benötigen wir im Werk ein<br />

modernes, leistungsfähiges Stromnetz.<br />

Als dritte strategische Investition werden<br />

wir daher ein neues Umspannwerk (6 KW,<br />

20 KW und 30 KW Schiene) errichten. Das<br />

vierte Maßnahmenpaket betrifft unsere<br />

interne Logistik. Wir werden den internen<br />

[Kontakt]<br />

ESF Elbe-Stahlwerke<br />

Feralpi GmbH<br />

Gröbaer Straße 3<br />

01591 Riesa<br />

+49 3525 749-0<br />

info@de.feralpigroup.com<br />

www.feralpigroup.com<br />

Lkw-Verkehr besser organisieren, unter<br />

anderem indem wir viele Abläufe digitalisieren.<br />

Wie bewerten Sie die ökonomische Perspektive<br />

für Betonstahlerzeugnisse?<br />

Unser Markt sind vor allem Deutschland<br />

und die Benelux-Länder sowie Osteuropa.<br />

Für diese Länder gehen wir, trotz aller<br />

aktuellen Schwierigkeiten und möglichen<br />

konjunkturellen Risiken von einer weiterhin<br />

guten Perspektive aus.<br />

Grüner Stahl wird derzeit viel diskutiert,<br />

die Transformation der Stahlindustrie hin zu<br />

einer klimaneutralen Produktion ist für die<br />

Branche eine Riesenherausforderung. Wo<br />

steht die Feralpi-Gruppe auf dem Weg dahin?<br />

Die Feralpi-Gruppe legt traditionell Wert<br />

auf eine nachhaltige und umweltfreundliche<br />

Produktion. Die Investition in das neue<br />

Walzwerk ist ein weiterer großer Schritt<br />

in diese Richtung, da wir dabei unter anderem<br />

auf den Einsatz von Gas künftig verzichten<br />

und energieeffizienter werden.<br />

Natürlich denken wir auch darüber<br />

nach, wie wir uns bei der Versorgung mit<br />

Strom besser und nachhaltiger aufstellen<br />

können – etwa mit Photovoltaik- und<br />

Windkraftanlagen. Auch grüner Wasserstoff<br />

ist für uns ein Thema. Hierbei können<br />

wir jedoch nicht allein handeln, sondern<br />

benötigen Rahmenbedingungen, die<br />

sich in schnellen Genehmigungsverfahren<br />

und finanzieller Förderung dieser<br />

Investitionen ausdrücken. 2<br />

<strong>Stahlreport</strong> 7/8|22<br />

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