Stahlreport 2022.07
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
man kontinuierlich weitere Möglichkeiten<br />
zur Reduktion, so der<br />
Stahlproduzent. „Ziel bleibt der<br />
grüne Stahl“, sagt Werksdirektor<br />
Uwe Reinecke. „Wir wollen weiterhin<br />
konsequent unseren CO 2 -Fußabdruck<br />
reduzieren. Aktuell liegen<br />
wir bei circa 52 kg pro Tonne<br />
erzeugtem Stahl und unter 80 kg<br />
pro Tonne bei gewalzten Produkten.<br />
Das ist weit unter dem Durchschnitt<br />
für die Stahlerzeugung in Elektrolichtbogenöfen<br />
und natürlich noch<br />
weiter unter dem in der konventionellen<br />
Stahlproduktion über Hochofenrouten.<br />
Hier kommt man auf<br />
rund 1,75 t CO 2 pro Tonne Stahl“,<br />
so Uwe Reinecke weiter.<br />
Bei der Dekarbonisierung verfolgen<br />
Unternehmen allerdings im<br />
Moment verschiedene Strategien,<br />
auch aufgrund fehlender allgemeingültiger<br />
Vorgaben für grünen Stahl<br />
mit konsequenter CO 2 -Reduzierung.<br />
Mit seinem aus Schrott gefertigten<br />
Elektrostahl beschreitet Feralpi<br />
Stahl schon seit vielen Jahren den<br />
Weg zu grünem Stahl. Und geht jetzt<br />
den nächsten logischen Schritt.<br />
Erstmals bis zu 8 t warm<br />
gespoolte Coils<br />
„Das neue Walzwerk wird in Sachen<br />
Innovation und Nachhaltigkeit neue<br />
Maßstäbe setzen“, so der Werksdirektor.<br />
„Es wird über einen 300 m<br />
langen Heißbeschickungs-Rollgang<br />
direkt mit der vorhandenen Stranggießanlage<br />
verbunden sein. Anstelle<br />
des bisherigen Gaserwärmungsofens<br />
setzen wir ausschließlich<br />
Induktionserwärmung ein, um<br />
direkte CO 2 -Emissionen zu vermeiden“,<br />
fasst Reinecke die Vorteile<br />
zusammen.<br />
Das Walzwerk wird 16 Walzgerüste,<br />
einen Sechsstich-Fertigblock<br />
und eine Spooler-Linie umfassen.<br />
Der K-Spooler wird Stabstahl-Coils<br />
mit einem Gewicht von bis zu 8 t<br />
produzieren – die schwersten Coils<br />
für den deutschen Markt für warmgespoolten<br />
Draht mit einem Durchmesser<br />
von 8 bis 25 mm. Big Data<br />
und künstliche Intelligenz von Danieli<br />
Automation werden eine Echtzeitanbindung<br />
der bestehenden<br />
Stranggießanlage an das neue<br />
Walzwerk garantieren und sowohl<br />
für das Senken des Heizenergieverbrauchs<br />
als auch für das dynamische<br />
Regeln der thermomechanischen<br />
Prozesse und damit für eine<br />
bestmögliche Qualität des Endprodukts<br />
sorgen.<br />
Ministerpräsident lobt<br />
Feralpi-Investition<br />
Auch für die wirtschaftliche Zukunft<br />
der Region Riesa ist das Walzwerk<br />
von Bedeutung, wie Ministerpräsident<br />
Michael Kretschmer betonte:<br />
„Die Investition in ein hochmodernes<br />
Walzwerk schafft bis zu 100<br />
neue Arbeitsplätze unter nachhaltigen<br />
Produktionsbedingungen und<br />
ist ein starkes Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort<br />
Sachsen. Feralpi<br />
Stahl setzt seit Jahren erfolgreich<br />
auf eine umweltschonende Stahlproduktion<br />
und ist Vorreiter für den<br />
verstärkten Einsatz von grünem<br />
Wasserstoff. Mit ihren Aktivitäten<br />
leistet die Unternehmensgruppe<br />
einen wichtigen Beitrag für den Aufbau<br />
einer Wasserstoffwirtschaft in<br />
Sachsen. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie<br />
für eine klimaneutrale<br />
und zukunftsfähige Industrie<br />
im Freistaat Sachsen.“ 2<br />
Interview mit Werksdirektor Uwe Reinecke<br />
<strong>Stahlreport</strong>: Herr Reinecke, die Feralpi-<br />
Gruppe investiert über 180 Mio. € in den<br />
Standort Riesa. Was setzen sie neben der<br />
Hauptinvestition in das Walzwerk damit<br />
noch um?<br />
Uwe Reinecke: Die Investition besteht aus<br />
insgesamt vier strategischen Einzelinvestitionen.<br />
Das größte Projekt ist die Errichtung<br />
des neuen und sehr innovationen<br />
Walzwerks, das im zweiten Quartal 2024<br />
in Betrieb gehen soll. Erstmals in Deutschland<br />
können damit warmgespoolte Coils<br />
mit bis zu 8 t Gewicht produziert werden.<br />
Feralpi nimmt damit eine Vorreiter-Position<br />
ein. Wir werden darüber hinaus damit auch<br />
Gas als Medium für die Erwärmung der<br />
Knüppel durch induktive Erwärmung ersetzen.<br />
Weiterhin investieren wir in die<br />
Schrottaufbereitung. Der im Elektrolichtbogenofen<br />
eingesetzte Schrott wird künftig<br />
besser gereinigt und besser sortiert.<br />
Damit werden wir die Abläufe beim<br />
Erschmelzen optimieren und nochmal<br />
energieeffizienter werden. Mit einer Reihe<br />
von Maßnahmen werden wir die Kapazität<br />
des Elektrolichtbogenofens zudem noch<br />
etwas erhöhen auf rund 1,3 Mio. t Stahl<br />
pro Jahr.<br />
Für all dies benötigen wir im Werk ein<br />
modernes, leistungsfähiges Stromnetz.<br />
Als dritte strategische Investition werden<br />
wir daher ein neues Umspannwerk (6 KW,<br />
20 KW und 30 KW Schiene) errichten. Das<br />
vierte Maßnahmenpaket betrifft unsere<br />
interne Logistik. Wir werden den internen<br />
[Kontakt]<br />
ESF Elbe-Stahlwerke<br />
Feralpi GmbH<br />
Gröbaer Straße 3<br />
01591 Riesa<br />
+49 3525 749-0<br />
info@de.feralpigroup.com<br />
www.feralpigroup.com<br />
Lkw-Verkehr besser organisieren, unter<br />
anderem indem wir viele Abläufe digitalisieren.<br />
Wie bewerten Sie die ökonomische Perspektive<br />
für Betonstahlerzeugnisse?<br />
Unser Markt sind vor allem Deutschland<br />
und die Benelux-Länder sowie Osteuropa.<br />
Für diese Länder gehen wir, trotz aller<br />
aktuellen Schwierigkeiten und möglichen<br />
konjunkturellen Risiken von einer weiterhin<br />
guten Perspektive aus.<br />
Grüner Stahl wird derzeit viel diskutiert,<br />
die Transformation der Stahlindustrie hin zu<br />
einer klimaneutralen Produktion ist für die<br />
Branche eine Riesenherausforderung. Wo<br />
steht die Feralpi-Gruppe auf dem Weg dahin?<br />
Die Feralpi-Gruppe legt traditionell Wert<br />
auf eine nachhaltige und umweltfreundliche<br />
Produktion. Die Investition in das neue<br />
Walzwerk ist ein weiterer großer Schritt<br />
in diese Richtung, da wir dabei unter anderem<br />
auf den Einsatz von Gas künftig verzichten<br />
und energieeffizienter werden.<br />
Natürlich denken wir auch darüber<br />
nach, wie wir uns bei der Versorgung mit<br />
Strom besser und nachhaltiger aufstellen<br />
können – etwa mit Photovoltaik- und<br />
Windkraftanlagen. Auch grüner Wasserstoff<br />
ist für uns ein Thema. Hierbei können<br />
wir jedoch nicht allein handeln, sondern<br />
benötigen Rahmenbedingungen, die<br />
sich in schnellen Genehmigungsverfahren<br />
und finanzieller Förderung dieser<br />
Investitionen ausdrücken. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 7/8|22<br />
25