Ausgabe 205
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur – vier Mal jährlich mit bis zu 175 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>205</strong> / 19. 12. 2022<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
36<br />
sitz des US-Informatikers Vinton Gray Cerf<br />
eingerichtet. Edtstadler wurde von UNO-<br />
Ge neralsekretär Antonio Guterres in dieses<br />
Führungsgremium berufen.<br />
„Ich würde mir wünschen, daß wir in we -<br />
nigen Jahren gleiche Rechte für alle im Inter -<br />
net haben und daß es nicht die großen Konzerne<br />
und die Social-Media-Plattformen<br />
sind, die uns diktieren, wie die User vorzugehen<br />
haben. Die Menschenrechte, die offline<br />
gelten, müssen auch online gelten. Wir<br />
müssen also schnell zu einem gemeinsamen<br />
Verständnis kommen, wie wir diese im digitalen<br />
Raum verankern können. Mein Anliegen<br />
als ehemalige Richterin ist, im Bereich<br />
Haß im Netz etwas beizutragen“, so die Verfassungsministerin.<br />
n<br />
Bundeskanzler Nehammer bei<br />
Westbalkan-Gipfel in Tirana<br />
Als „ersten wichtigen Schritt“ bezeichnete<br />
Bundeskanzler Karl Nehammer am<br />
6. Dezember den EU-Aktionsplan für die<br />
Balkanroute nach dem EU-Westbalkangipfel<br />
in Tirana. Es gehe ihm aber nicht nur um die<br />
Westbalkanroute, sondern auch um die Mi -<br />
grationsroute über Bulgarien und Rumänien<br />
nach Österreich. Erneut bekräftigte er Österreichs<br />
Nein zur Schengen-Erweiterung um<br />
Bulgarien und Rumänien. In Bezug auf das<br />
Thema Migration habe Österreich mit der<br />
EU-Kommission „noch viele Themen zu be -<br />
sprechen“. Nehammer nannte etwa Asylverfahren<br />
in sicheren Drittstaaten oder eine „Zu-<br />
rückweisungsrichtlinie“ für Menschen aus<br />
Ländern, die keine Bleibeberechtigung ha -<br />
ben. Als Erfolg sei jedoch zu werten, daß die<br />
EU anerkenne, daß „der Westbalkan ein<br />
wichtiger geostrategischer Partner ist, wenn<br />
es um illegale Migration geht“.<br />
Der Westbalkangipfel fand erstmals in der<br />
Region statt. Die Hauptthemen waren die<br />
ge meinsame Bewältigung der Folgen des<br />
Ukraine-Kriegs, der EU-Erweiterungsprozeß,<br />
die Stärkung der gemeinsamen Sicherheit und<br />
der Kampf gegen illegale Migration. Außerdem<br />
ging es um die Verhinderung von Einflußnahme<br />
aus dem Ausland. Neben den 27<br />
EU-Mitgliedsstaaten – außer Spanien – nahmen<br />
die sechs Partnerländer des westlichen<br />
Balkans, Albanien, Bosnien-Herzegowina,<br />
Serbien, Montenegro, Nordmazedonien und<br />
Kosovo, an dem Gipfel teil.<br />
EU-Aktionsplan – Neue Europol-Taskforce<br />
Der Aktionsplan zur Balkanroute war be -<br />
reits im Vorfeld des Gipfels von der EU-Kom -<br />
mission präsentiert worden. Dieser umfaßt<br />
20 Maßnahmen. Die EU-Kommission will<br />
Foto: BKA / Andy Wenzel Foto: BKA / Andy Wenzel<br />
Der Bundeskanzler mit Željka Cvijanović, Präsidentin von Bosnien und Herzegowina, und…<br />
… mit dem albanischen Premierminister Edi Rama<br />
die Westbalkanländer bei den Asyl- und Re -<br />
gistrierungsverfahren sowie bei der „Ge -<br />
währ leistung angemessener Aufnahmebedingungen“<br />
unterstützen. Für das kommende<br />
Jahr kündigte sie ein Programm für Rück -<br />
führungen an. Die EU-Grenzschutzbehörde<br />
Frontex soll bei der Verstärkung des EU-Aussengrenzschutzes<br />
helfen. An der Grenze<br />
zwi schen Ungarn und Serbien wird eine neu<br />
eingesetzte Europol-Taskforce ihre Tätigkeit<br />
aufnehmen.<br />
Laut EU-Grenzschutzagentur Fron tex ist<br />
die Westbalkanroute über die Westbalkanländer<br />
und Ungarn eine der ak tivsten Migrationsrouten.<br />
128.438 Menschen seien hier in<br />
den ersten zehn Monaten 2022 eingereist.<br />
Das sei im Vergleich zum Vorjahr ein Plus<br />
von 168 Prozent.<br />
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Keine Zustimmung zu Schengen-Erweiterung<br />
Zum Thema Schengen machte Nehammer<br />
angesichts der hohen Zahl an illegal eingereisten<br />
Migranten die österreichische Po -<br />
sition erneut klar: „Es gibt derzeit keine Zu -<br />
stimmung zu einer Erweiterung um Bulgarien<br />
und Rumänien.“ Aus österreichischer<br />
Sicht sei eine Erweiterung nicht denkbar,<br />
wenn nicht Maßnahmen gesetzt würden, um<br />
die Zahlen zu reduzieren. „Wir haben 75.000<br />
nicht registrierte Migranten“, stellte Nehammer<br />
fest. Diese würden vor allem über Bulgarien<br />
in die EU gelangen, einige tausend<br />
aber auch über Rumänien. Durch Befragungen<br />
von Asylwerbern und Schleppern sowie<br />
der entsprechenden Handydatenauswertung<br />
wis se man, daß 40 Prozent die Route über<br />
die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Un -