Ausgabe 205
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur – vier Mal jährlich mit bis zu 175 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>205</strong> / 19. 12. 2022<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
38<br />
versichtlich, daß Schweden unter der Präsidentschaft<br />
alles tun wird, um tatsächlich Lö -<br />
sungen voranzutreiben“, betonte Edtstadler.<br />
Zwar müsse die Ratspräsidentschaft ein ehrlicher<br />
Vermittler sein, doch „wenn man diese<br />
Dinge im eigenen Land erlebt hat“, bemühe<br />
man sich besonders um Lösungen für die ei -<br />
gene Bevölkerung. Die Europaministerin be -<br />
tonte, daß der Schengen-Raum „nicht funktioniert“.<br />
75 Prozent der nach Österreich kom -<br />
menden Asylwerber seien nämlich zuvor<br />
nicht registriert worden, obwohl dies europa -<br />
rechtswidrig sei. Sie sei aber froh, daß es nun<br />
„etwas Bewegung in der Debatte“ gebe und<br />
etwa die EU-Kommission einen Aktionsplan<br />
zur Balkanroute vorgelegt habe, den Österreich<br />
begrüße. „Wir sind dafür, daß man das<br />
Thema im Gespräch hält“, sagte die Ministerin.<br />
Auf EU-Ebene habe es „selten eine so ho -<br />
he Aufmerksamkeit“ für das Thema Migration<br />
gegeben wie jetzt.<br />
Edtstadler hat bei ihrem Aufenthalt in<br />
Stockholm zudem den Sitz der schwedischen<br />
Migrationsbehörde und ein Abschiebezentrum<br />
im Norden der Ostseemetropole besuchen.<br />
Nobelpreis an Zeilinger: Starker Beweis<br />
für Wissenschaftsstandort Österreich<br />
Bereits am 5. Dezember traf Edtstadler<br />
am Stockholmer Flughafen mit dem diesjährigen<br />
Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger<br />
zusammen. „Der Nobelpreis für Physik<br />
ist ein starker Beweis für den Wissenschaftsstandort<br />
Europa und eine verdiente Anerkennung<br />
für das beeindruckende Lebenswerk<br />
von Anton Zeilinger. Ich gratuliere von ganzem<br />
Herzen zu dieser Auszeichnung. Österreich<br />
ist stolz, solche Wissenschaftler zu ha -<br />
ben“, betonte die Ministerin. (Anm.d.Red.:<br />
siehe unseren Beitrag ab der Seite 125)<br />
Im Anschluß besuchte Edtstadler die Kon -<br />
zernzentrale des Telekomkonzerns Ericsson.<br />
Dort führte sie in ihrer Rolle als Mitglied des<br />
von UN-Generalsekretär António Guterres ins<br />
Leben gerufenen „Internet Governance Fo -<br />
rum“ Gespräche zur globalen Regelung des<br />
Internets. „Ericsson ist weltweit führend in<br />
der Kommunikationstechnologie. Das Unter -<br />
nehmen setzt einen Schwerpunkt auf den<br />
Ausbau von 5G. Alles, vom fahrerlosen Auto<br />
bis zum Wetterballon, wird auf 5G angewiesen<br />
sein, um zu funktionieren“, so die Europaministerin.<br />
Am späten besuchte Edtstadler zudem<br />
eine Lichtinstallation der österreichischen<br />
Künstlerin Eva Beierhammer anläßlich der<br />
„Nobel Week Lights“ in der Stockholmer In -<br />
nenstadt.<br />
n<br />
Foto: BKA / Florian Schrötter<br />
… und beim Besuch der Ericsson Konzernzentrale in Stockholm<br />
Boost für weitere Beitrittsprozesse<br />
am Westbalkan<br />
Wir haben wieder wichtige Punkte auf<br />
der Tagesordnung: In erster Linie ist<br />
hier die Vorbereitung des Europäischen Ra -<br />
tes zu nennen, wo Themen wie Ukraine –<br />
Rußland, aber auch Energie, Wirtschaft, Si -<br />
cherheit und Verteidigung und natürlich die<br />
Außenbeziehungen der Union in dieser De -<br />
batte eine Rolle spielen werden. Aus österreichischer<br />
Sicht ist dabei auch das Thema<br />
Migration ganz wesentlich“, sagte Europaministerin<br />
Karoline Edtstadler in den Doorsteps<br />
vor dem Rat Allgemeine Angelegenheiten<br />
in Brüssel. Da es sich um den letzten<br />
Rat der EuropaministerInnen unter tschechischem<br />
Vorsitz handelt, bedankte sie sich für<br />
eine nicht einfache Vorsitzführung in herausfordernden<br />
Zeiten, die aber sehr umsichtig<br />
erfolgt sei.<br />
Kandidatenstatus für Bosnien-Herzegowina<br />
Ein weiterer Tagesordnungspunkt betraf<br />
die Empfehlung der Europäischen Kommission,<br />
Bosnien-Herzegowina den EU-Kandidatenstatus<br />
zu verleihen. Die Europaministerin<br />
zeigte sich darüber hocherfreut: „Das ist<br />
ein wichtiges Zeichen für die Region und<br />
gerade in Zeiten, wo es viele Herausforderungen<br />
gibt, erhoffe ich mir davon auch, daß<br />
ein wahrer Boost entsteht, was die weiteren<br />
Schritte im Beitrittsprozeß der anderen Länder<br />
am Westbalkan betrifft“, so Edtstadler.<br />
Rechtstaatlichkeit und Ungarn<br />
Zum jüngsten Beschluß der EU-Staaten<br />
betreffend Ungarn betonte die Europaministerin<br />
einmal mehr, daß es bei der Rechtstaatlichkeit<br />
Klarheit brauche und es keine<br />
Abstriche geben dürfe. „Daher halte ich es<br />
für notwendig, hier auch weiterhin über 50<br />
»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />
Prozent der Gelder eingefroren zu halten, um<br />
die begonnenen Reformschritte, die man<br />
anerkennen muß, fortzusetzen.“ Es sei das er -<br />
ste Mal, daß der Konditionalitätsmechanis -<br />
mus Anwendung finde. „Es braucht auf der<br />
einen Seite Klarheit und auf der anderen<br />
Seite Fairness.“<br />
Zudem sei es wichtig, Überzeugungsarbeit<br />
dafür zu leisten, daß die Hilfe für die<br />
Ukraine, die Ungarn blockiert habe, jetzt<br />
notwendig sei. Umgekehrt sei es jedoch auch<br />
für Ungarn wichtig, Gelder freizubekommen,<br />
da jeder Cent, der für Unterstützungsleistungen<br />
gewährt werden könne, zähle.<br />
„Das muß in die richtige Richtung gehen<br />
und dafür wird Österreich immer eintreten“,<br />
hielt Edtstadler fest.<br />
Korruptionsvorwürfen begegnen<br />
Tief erschüttert zeigte sich die Europaministerin<br />
über die mutmaßlichen Korruptionsvorwürfe<br />
im Europäischen Parlament. „Was<br />
es jetzt braucht, ist Aufklärung und Transparenz.<br />
Ich bin der Präsidentin Roberta Metsola<br />
zutiefst dankbar, daß sie diese harten<br />
Schritte zur Aufklärung setzt. Die, die verantwortlich<br />
sind, müssen zur Verantwortung<br />
gezogen werden“, so Edtstadler. Es sei unerträglich,<br />
daß eine Institution gerade in einer<br />
Zeit „in den Dreck gezogen“ werde, in der<br />
De mokratie etwas ganz Wichtiges sei und<br />
wo sehr viel Vertrauensverlust vorherrsche.<br />
Es sei wichtig, daß entsprechende Schritte<br />
gesetzt werden, um das Vertrauen wiederaufzubauen<br />
und alles auszuräumen, was am<br />
Tische liege.<br />
„Ich unterstütze die Europäische Parlamentspräsidentin,<br />
die für Aufklärung und<br />
Transparenz steht, zu 100 Prozent“, so die<br />
Europaministerin.<br />
n<br />
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/