Land Rover Discovery 4 - Tiroler Jägerverband

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Fachartikel Verbissgehölze: Gelber Hartriegel, Schlehdorn und Pfaffenkäppchen Heckensträucher gibt es viele, auf wenigen Quadratmetern können gar 10 bis 15 verschiedene Arten vorkommen. Das Angebot an Deckungs- und Verbissgehölzen ist vielfältig: häufig ist die Hasel; in wärmeren Gebieten wächst der Liguster, auch Rainweide genannt; die Heckenrose kommt bis ins Mittelgebirge vor; die Kornelkirsche wird auch als Gelber Hartriegel oder als Dirndlbeer bezeichnet, sie blüht lange vor Laubausbruch; der Rote Hartriegel hat besonders gutes Ausschlagver- mögen; vom Schneeball gibt es den Gemeinen und den Wolligen; neben Pfaffenkäppchen blühen Heckenkirsche und Flieder; in vielen Hecken kommen Hainbuche, Feldahorn, Vogelbeere, Holzapfel und Holzbirne sowie verschiedene Weiden vor; und neben Faulbaum, Holunder und Traubenkirsche gehören besonders Weißdorn, Kreuzdorn und Schlehdorn in eine Hecke für Wildtiere. Aldo Leopold, der Begründer der Wildbiologie, hat einmal geschrieben: „Wild ist ein Phänomen der Ränder.“ Jeder aufmerksame Naturbeobachter und auch jeder erfahrene Jäger weiß: Er hatte Recht! Ganz gleich, ob im Wald entlang von Bestandessäumen, ob am Waldrand, am Bach- oder Seeufer, an der Waldgrenze – Wildtiere halten sich gerne dort auf, wo verschiedene Lebensräume zusammentreffen, wo es Sonne und Schatten gibt, wo Deckung und Äsung ist. All dies bietet eine Hecke auf kleinstem Raum, noch dazu mit dem Vorteil, dass sie ein Korridor, eine optimale Verbindungsstrecke zwischen verschiedenen Lebensräumen ist. Wenn wir 14 Jagd in Tirol 05/2010
uns vor Augen halten, wieviele tausend Kilometer Hecken – und damit Randlinien – wir in den letzten Jahrzehnten verloren haben, dann lässt sich das Ausmaß an Lebensraumverlust und damit auch der Verlust an Wildreichtum erahnen. Hecken und Hege Es ist kaum zu glauben, aber: Hecken wurden schon in der Bronzezeit angelegt. Hecken gibt es also seit jener Zeit, in der der Mensch angefangen hat, im Zuge von Ackerbau und Viehwirtschaft <strong>Land</strong>schaften zu gestalten. Das Wort „Hecke“ steht in Zusammenhang mit „schützen“ und „behüten“. In der Jägersprache kommt dies beim „Fuchsgeheck“ zum Ausdruck. Auch die „Hege“ kommt aus dieser Ecke. Ob Heg, Hag oder Heck, in manchen Gegenden Österreichs verwendet man heute noch für einen Zaun das Wort „Hag“. Dieser Hag sollte einerseits verhindern, dass Vieh ausbricht, andererseits bot er aber auch Schutz und Nahrung. Gerne hat man dafür dornenbewehrte Harthölzer wie Weißdorn oder Schlehe verwendet. Je nach Art der Hecke wurde diese auch geschnitten und für die Gewinnung von Viehfutter verwendet. Indem Lesesteine oder Totholz an den Grenzen der Felder aufgeschlichtet wurden, entstanden dort natürliche Grenzwälle, wo sich Sträucher ansiedeln konnten. Wer nun an die EU-Agrarförderungen denkt und im Hinterkopf den Verlust an Subventionen für jene Heckenquadratmeter berechnet, die nicht mehr zum Feld gezählt werden, dem sei gesagt, dass sich für den Bauern zumindest früher die Hecke allemal gerechnet hat. Es war nicht allein der Schutz des Viehs, sondern vielfach vor allem der Schutz vor Wind und Bodenaushagerung. Untersuchungen belegen in einigem Abstand zur Hecke so- Verbiss Rotrückenwürger Jagd in Tirol 05/2010 gar Ertragssteigerungen, weil der Wind gebremst wird – womit der Einfluss durch Schattenwurf leicht ausgeglichen wird. Für die Wildtiere und den Artenreichtum haben Hecken beinahe nur positive Bilanzen aufzuweisen. Sie geben Schutz und Deckung, nicht nur vor Feinden, sondern vor allem vor kalten Winterwinden, Regenschauern oder Sommerhitze. Darüber hinaus bieten sie den Tieren natürlich auch Nahrung, Schlaf- und Nistplätze, Ansitz- und Jagdwarten oder zum Beispiel auch ganz einfach deutlich erkennbare Reviergrenzen, wenn wir an die Rebhuhnpaare im Frühling denken. Und nicht nur Rebhuhn, Fasan, Hase und Reh machen die Tierwelt im Lebensraum Hecke aus. Die Vielfalt ist enorm. Ob Spinnen, Käfer, Bienen, Amphibien, Reptilien, Vögel oder Säuger, in dem Strauchgürtel ist für jeden irgendwo ein Platz. Versteckt im Laub lebt die Erdkröte, Zauneidechsen bevorzugen die sonnigen Ränder, dort sind ebenso Feldmaus und Hermelin daheim, im dornenbewehrten Geäst nistet der Rotrückenwürger, singen Mönchsgrasmücke und Heckenbraunelle, hoch oben markieren Goldammer und Feldschwirl ihr Revier oder es warten Turmfalken auf Jagdbeute. Die Liste ließe sich beliebig erweitern. Der Strauchgürtel beherbergt eine ungeheure Artenvielfalt. Schauen wir uns nun wenigstens ein paar von den Heckensträuchern ein wenig genauer an. Kornelkirsche oder Gelber Hartriegel Die Kornelkirsche gehört zu den ersten Blütenträgern im Frühling. Bei entsprechender Witterung kann sie schon im Februar lange vor Laubausbruch ihre Blüten öffnen. Sie ist deshalb zu dieser Zeit auch eine wichtige Bienenweide. Ganz nebenbei zählte sie früher zu jenen Heckenpflanzen, die der Mensch häufig für die Gestaltung seiner Gärten eingesetzt hat. Kornelkirschenhecken zierten schon barocke Schlossgärten. Der wärmeliebende Strauch kann bis zu 8 Meter hoch werden und dabei Stammdurchmesser bis zu 20 Zentimeter erreichen – im höheren Alter kann man also durchaus von einem Baum sprechen. Die länglichen roten Früchte werden gerne von Vögeln gefressen, auch Fasane nehmen sie auf. Obwohl das rote Fruchtfleisch einen harten Steinkern umschließt, sind sie aber nicht mit den Kirschen verwandt. Die Kornelkirsche gehört vielmehr zu den Hartriegelgewächsen und hat im Deutschen viele Namen: Welsche Kirsche, Fachartikel Verbiss Hartriegel Hirlitze, Dirlitze, Kornelle oder Judenkirsche. Der Strauch liebt kalkhaltigen Boden, wurzelt sehr tief, und die Verwendung als barocke Heckenpflanze zeigt eigentlich schon, dass der Gelbe Hartriegel gegenüber Verbiss weitgehend unempfindlich ist. Dasselbe gilt für seinen nächsten Verwandten, den Roten Hartriegel. In jagdgeschichtlicher Hinsicht ist noch ein Punkt interessant: Das Holz der Kornelkirsche ist besonders zäh und fest. Deshalb verwendete man es lange Zeit für die Herstellung von Speeren und Lanzen. Bei Römern und Griechen war dieses Holz vor allem im Militäreinsatz von besonderer Bedeutung. Das ging so weit, dass man zeitweise gar nicht mehr vom „Speer“ sprach, sondern dem Feind wurde die „Kornelkirsche“ entgegengeschleudert. Die Kornelle soll sogar für den Erfolg Alexanders des Großen im Hubert Zeiler Baum und Wildtier Heimische Bäume im Portrait 160 Seiten, ca. 100 Farbzeichnungen des autors, Format: 18x25 cm iSBn: 978-3-85208-084-0 Preis: € 39,- Österr. Jagd- und Fischerei-Verlag, 1080 Wien, Wickenburggasse 3, www.jagd.at 15
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