Land Rover Discovery 4 - Tiroler Jägerverband
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Fachartikel<br />
Wer die Geschichte des Rotwildes auch nur im Eiltempo überfliegt, der erkennt, dass<br />
Auswüchse der Jagd immer wieder zur Gefährdung dieser Wildart beigetragen haben,<br />
daneben waren es aber auch immer wieder gerade Jäger, die dieses Wildtier erhalten<br />
haben. Auf einen Nenner gebracht: Übertriebene Hege und Jagdlust gefährden den<br />
Hirsch, rotwildbegeisterte Jäger bewahren die Wildart.<br />
notwendige Schritte, die den Einsatz von<br />
Mitteln erfordern um Wildtiere heute zu<br />
erhalten. Leider werden mit zunehmendem<br />
Mitteleinsatz aber häufig auch Ansprüche<br />
auf freilebende Wildtiere verbunden.<br />
Nicht selten gibt es Tragödien, wenn „mein“<br />
Hirsch, den ich zehn Jahre gefüttert habe,<br />
beim Nachbarn fällt. Oft ist Fütterung oder<br />
Wintergatter auch willkommen, damit alle<br />
Stücke wieder rechtzeitig in Sicherheit „daheim“<br />
sind. Doch Wildtiere gehören Gott<br />
sei Dank niemandem, sie sind „res nulius“.<br />
Bleiben wir aber beim Wirtschaftsbegriff<br />
in der Jagd. Wo Grund und Boden weniger<br />
abwirft, versuchte man immer wieder<br />
Einkommensverluste über die Jagd auszugleichen.<br />
Das ist nicht neu, für „sichere“<br />
Abschussmöglichkeiten wurden in der Steiermark<br />
schon um 1900 hohe Preise bezahlt.<br />
Viele Eigenjagdbesitzer bringen schon damals<br />
einen Teil ihrer jagdlichen Betriebskosten<br />
durch Vergabe von Abschüssen herein.<br />
Auch in diesem Fall sind die Grenzen<br />
fließend, es geht nicht um den einen Gams<br />
oder Birkhahn, mit dem ein Bergbauer sein<br />
Einkommen aufbessert, wirtschaftliche<br />
Grundregeln zur Steigerung von Produktion<br />
und Ertrag spielen dabei keine Rolle.<br />
Je mehr aber das wirtschaftliche Denken<br />
bei der Jagd im Vordergrund steht, umso<br />
mehr verliert das Jagen und schlussendlich<br />
auch das Wildtier. Der Zugang ist insofern<br />
kritisch, weil wir Wildtiere nicht einfach<br />
unbegrenzt produzieren können, ohne den<br />
Lebensraum oder die Wildart selbst zu gefährden,<br />
und auch alljährlich gleiche vorhersehbare<br />
Erträge wirft die Natur nicht so<br />
einfach ab. Besonders alte und damit reife<br />
Trophäenträger sind von Natur aus selten,<br />
sie nehmen aber eine wichtige Rolle in den<br />
Beständen ein. Wo also genügend kapitale<br />
Hirsche günstig herbekommen?<br />
Der Schlusspunkt dieser Entwicklung<br />
sind Jagdgatter, wo Rotwild unter kontrollierten<br />
Bedingungen gehalten wird, Kapitalhirsche,<br />
die mit geringem Risiko im Stall<br />
oder im „Fleischproduktionsgatter“ gezüchtet<br />
werden, und zum Abschuss ausgesetzt<br />
werden, Blutauffrischungen, welche die genetische<br />
Eigenständigkeit von heimischen<br />
Rotwildvorkommen gefährden, ausgefeilte<br />
Kirrtechniken, Ganzjahresfütterung und<br />
vieles mehr. Die Selektion nach bestimmten<br />
Geweihmerkmalen, oder hohe Bestände,<br />
die den Lebensraum gefährden, sind Zwischenstufen<br />
dorthin. Stand in den 1970er<br />
Jahren noch vielerorts der Hirschenvater im<br />
Mittelpunkt, so geht es heute oft unumwunden<br />
um Rekorde – auch Weltrekorde. Diese<br />
Beispiele gibt es in der drastischen Form in<br />
vielen Rotwildgebieten nicht, aber sie sind<br />
keineswegs erfunden oder gar Einzelfälle.<br />
Unwillkürlich drängen sich dabei Vergleiche<br />
mit eingestellten Jagen und Abschießungen<br />
in der Barockzeit auf – am Ende<br />
stand damals die weitgehende Vernichtung<br />
der Rotwildbestände. Neben Überhege,<br />
Zucht und Bereitstellung von Tieren zur<br />
Abschießung gibt es aber auch die Kehrseite<br />
der Medaille, das heißt die Übernutzung<br />
von Wildbeständen im Wege des Abschussverkaufes<br />
– besonders Gamswild ist dabei<br />
gefährdet. Der „Markt“ ist offenbar mit dem<br />
,was die Natur nachhaltig hergibt, kaum zu<br />
sättigen, Bedürfnisse werden ebenso wie in<br />
anderen Branchen geweckt und sie wollen<br />
erfüllt werden.<br />
Themen der Zukunft<br />
Bereits im ANBLICK-Maiheft des letzten<br />
Jahres wurde auf die Bedeutung der Altersstruktur<br />
in Rotwildbeständen hingewiesen.<br />
Wenn wir etwas für diese Wildart tun wollen,<br />
dann sehe ich in einem artgerechten Altersaufbau<br />
eine wesentliche Grundvoraussetzung<br />
dazu. Der Schlüssel für das Wohlergehen<br />
eines Rotwildbestandes ist zunächst<br />
einmal ganz einfach dessen Sozialstruktur.<br />
Dabei geht es weniger um die Fixierung<br />
auf das Alter nach Jahren, sondern um den<br />
Aufbau nach Altersgruppen. Für die Jagd<br />
heißt dies: Wichtig ist der starke und frühzeitige<br />
Eingriff in die Jugendklasse. Gibt es<br />
Forderungen nach Wildstandsreduktion,<br />
dann geht dies in der Regel Hand in Hand<br />
mit dem Auftreten von Wildschäden. Dabei<br />
handelt es sich meist um schlecht strukturierte<br />
Bestände mit Überhang an weiblichem<br />
Wild und wenigen reifen Hirschen.<br />
Immer wieder wird in diesem Zusammenhang<br />
kaum Wert auf die Bedeutung von<br />
Altersstruktur und Geschlechterverhältnis<br />
gelegt. Es gilt die Devise: Je weniger, desto<br />
besser! Werden aber im Zuge von Reduktionseingriffen<br />
Bestandesstrukturen zusätzlich<br />
verschlechtert, dann löst man Probleme<br />
nicht, sondern verschärft sie oft noch.<br />
Im Grunde genommen ist das Thema<br />
„Bestandesstruktur“ nicht neu. Auch der<br />
Bereich Rotwildüberwinterung ist scheinbar<br />
ausgereizt, wo bleibt also der Blick in<br />
die Zukunft? Geht es um Rotwild im Alpenraum,<br />
dann bleibt die Überwinterung<br />
dieser Wildart ein Dreh- und Angelpunkt,<br />
der die Bedeutung von Kern-, Rand- oder<br />
8 Foto links: Mag. Christian Messner, Foto rechts: WM Pepi Stock<br />
Jagd in Tirol 05/2010