Land Rover Discovery 4 - Tiroler Jägerverband
Land Rover Discovery 4 - Tiroler Jägerverband
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uns vor Augen halten, wieviele tausend Kilometer<br />
Hecken – und damit Randlinien – wir<br />
in den letzten Jahrzehnten verloren haben,<br />
dann lässt sich das Ausmaß an Lebensraumverlust<br />
und damit auch der Verlust an Wildreichtum<br />
erahnen.<br />
Hecken und Hege<br />
Es ist kaum zu glauben, aber: Hecken wurden<br />
schon in der Bronzezeit angelegt. Hecken<br />
gibt es also seit jener Zeit, in der der Mensch<br />
angefangen hat, im Zuge von Ackerbau und<br />
Viehwirtschaft <strong>Land</strong>schaften zu gestalten.<br />
Das Wort „Hecke“ steht in Zusammenhang<br />
mit „schützen“ und „behüten“. In der Jägersprache<br />
kommt dies beim „Fuchsgeheck“<br />
zum Ausdruck. Auch die „Hege“ kommt aus<br />
dieser Ecke. Ob Heg, Hag oder Heck, in manchen<br />
Gegenden Österreichs verwendet man<br />
heute noch für einen Zaun das Wort „Hag“.<br />
Dieser Hag sollte einerseits verhindern, dass<br />
Vieh ausbricht, andererseits bot er aber auch<br />
Schutz und Nahrung. Gerne hat man dafür<br />
dornenbewehrte Harthölzer wie Weißdorn<br />
oder Schlehe verwendet. Je nach Art der<br />
Hecke wurde diese auch geschnitten und<br />
für die Gewinnung von Viehfutter verwendet.<br />
Indem Lesesteine oder Totholz an den<br />
Grenzen der Felder aufgeschlichtet wurden,<br />
entstanden dort natürliche Grenzwälle, wo<br />
sich Sträucher ansiedeln konnten. Wer nun<br />
an die EU-Agrarförderungen denkt und im<br />
Hinterkopf den Verlust an Subventionen für<br />
jene Heckenquadratmeter berechnet, die<br />
nicht mehr zum Feld gezählt werden, dem<br />
sei gesagt, dass sich für den Bauern zumindest<br />
früher die Hecke allemal gerechnet hat.<br />
Es war nicht allein der Schutz des Viehs, sondern<br />
vielfach vor allem der Schutz vor Wind<br />
und Bodenaushagerung. Untersuchungen<br />
belegen in einigem Abstand zur Hecke so-<br />
Verbiss<br />
Rotrückenwürger<br />
Jagd in Tirol 05/2010<br />
gar Ertragssteigerungen, weil der Wind gebremst<br />
wird – womit der Einfluss durch<br />
Schattenwurf leicht ausgeglichen wird. Für<br />
die Wildtiere und den Artenreichtum haben<br />
Hecken beinahe nur positive Bilanzen<br />
aufzuweisen. Sie geben Schutz und Deckung,<br />
nicht nur vor Feinden, sondern vor allem vor<br />
kalten Winterwinden, Regenschauern oder<br />
Sommerhitze. Darüber hinaus bieten sie den<br />
Tieren natürlich auch Nahrung, Schlaf- und<br />
Nistplätze, Ansitz- und Jagdwarten oder zum<br />
Beispiel auch ganz einfach deutlich erkennbare<br />
Reviergrenzen, wenn wir an die Rebhuhnpaare<br />
im Frühling denken. Und nicht<br />
nur Rebhuhn, Fasan, Hase und Reh machen<br />
die Tierwelt im Lebensraum Hecke aus. Die<br />
Vielfalt ist enorm.<br />
Ob Spinnen, Käfer, Bienen, Amphibien,<br />
Reptilien, Vögel oder Säuger, in dem Strauchgürtel<br />
ist für jeden irgendwo ein Platz. Versteckt<br />
im Laub lebt die Erdkröte, Zauneidechsen<br />
bevorzugen die sonnigen Ränder,<br />
dort sind ebenso Feldmaus und Hermelin<br />
daheim, im dornenbewehrten Geäst nistet<br />
der Rotrückenwürger, singen Mönchsgrasmücke<br />
und Heckenbraunelle, hoch oben<br />
markieren Goldammer und Feldschwirl ihr<br />
Revier oder es warten Turmfalken auf Jagdbeute.<br />
Die Liste ließe sich beliebig erweitern.<br />
Der Strauchgürtel beherbergt eine ungeheure<br />
Artenvielfalt. Schauen wir uns nun wenigstens<br />
ein paar von den Heckensträuchern<br />
ein wenig genauer an.<br />
Kornelkirsche oder<br />
Gelber Hartriegel<br />
Die Kornelkirsche gehört zu den ersten Blütenträgern<br />
im Frühling. Bei entsprechender<br />
Witterung kann sie schon im Februar lange<br />
vor Laubausbruch ihre Blüten öffnen. Sie<br />
ist deshalb zu dieser Zeit auch eine wichtige<br />
Bienenweide. Ganz nebenbei zählte sie<br />
früher zu jenen Heckenpflanzen, die der<br />
Mensch häufig für die Gestaltung seiner<br />
Gärten eingesetzt hat. Kornelkirschenhecken<br />
zierten schon barocke Schlossgärten.<br />
Der wärmeliebende Strauch kann bis zu 8<br />
Meter hoch werden und dabei Stammdurchmesser<br />
bis zu 20 Zentimeter erreichen – im<br />
höheren Alter kann man also durchaus von<br />
einem Baum sprechen. Die länglichen roten<br />
Früchte werden gerne von Vögeln gefressen,<br />
auch Fasane nehmen sie auf. Obwohl das rote<br />
Fruchtfleisch einen harten Steinkern umschließt,<br />
sind sie aber nicht mit den Kirschen<br />
verwandt. Die Kornelkirsche gehört vielmehr<br />
zu den Hartriegelgewächsen und hat<br />
im Deutschen viele Namen: Welsche Kirsche,<br />
Fachartikel<br />
Verbiss Hartriegel<br />
Hirlitze, Dirlitze, Kornelle oder Judenkirsche.<br />
Der Strauch liebt kalkhaltigen Boden,<br />
wurzelt sehr tief, und die Verwendung als barocke<br />
Heckenpflanze zeigt eigentlich schon,<br />
dass der Gelbe Hartriegel gegenüber Verbiss<br />
weitgehend unempfindlich ist. Dasselbe gilt<br />
für seinen nächsten Verwandten, den Roten<br />
Hartriegel. In jagdgeschichtlicher Hinsicht<br />
ist noch ein Punkt interessant: Das Holz der<br />
Kornelkirsche ist besonders zäh und fest.<br />
Deshalb verwendete man es lange Zeit für<br />
die Herstellung von Speeren und Lanzen. Bei<br />
Römern und Griechen war dieses Holz vor<br />
allem im Militäreinsatz von besonderer Bedeutung.<br />
Das ging so weit, dass man zeitweise<br />
gar nicht mehr vom „Speer“ sprach, sondern<br />
dem Feind wurde die „Kornelkirsche“<br />
entgegengeschleudert. Die Kornelle soll sogar<br />
für den Erfolg Alexanders des Großen im<br />
Hubert Zeiler<br />
Baum und Wildtier<br />
Heimische Bäume im Portrait<br />
160 Seiten, ca. 100 Farbzeichnungen<br />
des autors, Format: 18x25 cm<br />
iSBn: 978-3-85208-084-0<br />
Preis: € 39,-<br />
Österr. Jagd- und Fischerei-Verlag,<br />
1080 Wien, Wickenburggasse 3,<br />
www.jagd.at<br />
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