Land Rover Discovery 4 - Tiroler Jägerverband
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Es gibt wohl kaum eine andere<br />
Wildart in Europa, die bei uns<br />
Menschen seit urdenklichen Zeiten<br />
mehr Emotionen und auch Widersprüche<br />
ausgelöst hat als der Rothirsch. Dabei lagen<br />
Verehrung, ja Vergöttlichung oft sehr nahe<br />
neben Hass und Ausrottung. Seit Jahrtausenden<br />
wurden Hirsche und auch Hirschkühe<br />
verehrt, sogar bestattet, es gab bei den Kelten<br />
Götter mit Hirschgeweih, und die Hubertuslegende<br />
lässt sich auf uralte Mythen<br />
rund um Licht, Sonne und dem alljährlich<br />
neu entstehenden Hirschgeweih bis in den<br />
indogermanischen Raum zurückverfolgen.<br />
Rotwild lieferte schon in der Steinzeit alles,<br />
was der Mensch zum Leben gebraucht hat,<br />
dazu zählte neben Nahrung, Kleidung, Waffen<br />
und Werkzeug auch Schmuck.<br />
Mit Beginn der höfischen Jagd war der<br />
Hirsch als Jagdwild immer mehr dem Adel<br />
vorbehalten. Während sich dies zunächst<br />
im Rahmen von Jagdbeschränkungen und<br />
Verboten für das gemeine Volk auswirkte,<br />
brachten später die Hegebestrebungen mancher<br />
Barockfürsten Bauern und <strong>Land</strong>bevölkerung<br />
auf die Barrikaden. Aufstände, bei<br />
denen sich sogar der niedere Adel beteiligte,<br />
waren die Folge, es gab Vernichtungsfeldzüge<br />
gegen die Wildart, man zählte das Rotwild zu<br />
den schweren Heimsuchungen des <strong>Land</strong>es.<br />
Noch Anfang der 1930er Jahre wehrten sich<br />
oberösterreichische Bauernvertreter gegen<br />
Schonzeiten beim Rotwild, erst 1934 wurde<br />
dort der Kugelschuss auf diese Wildart zwingend<br />
vorgeschrieben; dennoch war jedes<br />
Stück, das schälend in Waldbeständen oder<br />
bei Obstbäumen angetroffen wurde, ferner<br />
Hochwild, das auf Äckern oder zweimahdigen<br />
Wiesen sichtbaren Schaden anrichtete,<br />
ohne besondere Bewilligung oder Antrag<br />
abzuschießen. Wer die Geschichte des<br />
Rotwildes auch nur im Eiltempo überfliegt,<br />
der erkennt, dass Auswüchse der Jagd immer<br />
wieder zur Gefährdung dieser Wildart<br />
beigetragen haben, daneben waren es aber<br />
auch immer wieder gerade Jäger, die dieses<br />
Wildtier erhalten haben. Auf einen Nenner<br />
gebracht: Übertriebene Hege und Jagdlust<br />
gefährden den Hirsch, rotwildbegeisterte Jäger<br />
bewahren die Wildart.<br />
Jagdwirtschaft<br />
Der Begriff Jagdwirtschaft ist heute in aller<br />
Munde. Er wird im engeren Sinn mit geordnetem<br />
Jagdbetrieb, mit Berufsjäger, Reviersystem,<br />
Abschussplanung und Hege in Verbindung<br />
gebracht. Im weiteren Sinn wird<br />
damit auch die wirtschaftliche Leistung der<br />
Jagd verbunden, das reicht von Gehältern<br />
Jagd in Tirol 05/2010 Foto: Klaus Schneider, d-VS-Schwenningen<br />
über Pachterlöse bis hin zu Abschussgebühren,<br />
Wildbret, Futtermittel, Jagdausrüstung<br />
oder Abgaben und Steuern. Gerade<br />
im Zusammenhang mit Rotwild scheint es<br />
sinnvoll, wenn wir uns mit Wirtschaft und<br />
Jagd ein wenig auseinandersetzen. Besonders<br />
Rotwildjagden gehören in einem Reviersystem<br />
auch heute noch zu den kostspieligen<br />
Revieren. Große Rotwildreviere<br />
kommen ohne Berufsjäger und in vielen<br />
Fällen auch ohne Winterfütterung nicht<br />
aus. Größere Reviere sind jedoch von Vorteil<br />
bei einer mobilen Wildart. Hier kommen<br />
wir nun zu einem Punkt, wo sich erneut<br />
die Geister scheiden. Viele begeisterte<br />
Rotwildjäger tun sehr viel für diese Wildart,<br />
das erschöpft sich nicht nur in Fütterung<br />
oder strukturgerechter Bejagung, sondern<br />
geht über die Erhaltung von Lebensräumen<br />
bis hin zu einer rücksichtsvollen Bejagung,<br />
die dem Wild einen angepassten Tagesrhythmus<br />
und ungestörte Einstände sichert.<br />
Letzteres ist oft von viel größerem Wert als<br />
die neuesten Futtermittelrezepturen. Jäger<br />
investieren also in das Wohlergehen dieser<br />
Wildart, ohne dass dabei immer wirtschaftliches<br />
Denken im Vordergrund steht.<br />
Zeitalter der Ökonomie<br />
Jagdwirtschaft wird aber im Zeitalter der<br />
Ökonomie auch zunehmend direkt mit<br />
Wirtschaft in Verbindung gebracht. Dagegen<br />
ist nicht grundsätzlich etwas einzuwenden,<br />
in unserem Reviersystem ist die Jagd Ausfluss<br />
von Grund und Boden, das Jagdrecht<br />
war seit jeher mit Einkommen verbunden.<br />
Bedenklich wird die Sache, wenn Jagdwirtschaft<br />
die naturgegebenen Voraussetzungen<br />
in den Schatten des ökonomischen Blickwinkels<br />
stellt. Damit meine ich nicht, dass<br />
man wirtschaftliches Denken ausschalten<br />
soll, wenn es um Rotwild geht - das kommt<br />
bei dieser Wildart ohnehin immer wieder<br />
vor. Mir geht es hier um die Übertragung<br />
von wirtschaftlichen Grundregeln auf eine<br />
Form der Urproduktion. Womit wir eigentlich<br />
schon einen Schritt zu weit sind, denn<br />
ursprüngliche Jagd produziert im Gegensatz<br />
zur <strong>Land</strong>wirtschaft nicht. Der ursprüngliche<br />
Jäger nimmt, was die Natur hergibt, das gehört<br />
zum eigentlichen Wesen der Jagd. Nutzt<br />
er nachhaltig, so wird er nicht mehr nehmen,<br />
als jährlich wieder zuwächst.<br />
Fließende Grenzen<br />
In einer mitteleuropäischen Kulturlandschaft<br />
sind die Grenzen allerdings fließend,<br />
Hegemaßnahmen sind erste, jedoch oft<br />
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