Land Rover Discovery 4 - Tiroler Jägerverband

Fachartikel
Verbiss Schlehdorn
Kampf gegen die persische Kavallerie ganz
wesentlich gewesen sein – man stellte daraus
bis zu 6 Meter lange Lanzen her, die gegen
die feindlichen Reiter eingesetzt wurden.
Schlehe oder Schwarzdorn
Es gibt eine Geschichte, nach der die Schlehe
von den anderen Sträuchern beschuldigt
worden ist, sie hätte die Zweige für die
Dornenkrone Jesu Christi geliefert. Um zu
zeigen, dass sie unschuldig ist, überschüttete
Gott sie über Nacht mit weißen Blüten.
Eine Schlehenhecke in voller weißer Blütenpracht
ist nicht nur eines der besten Vogelschutzgehölze,
sondern sie ist auch eine ausgezeichnete
Bienenweide. Im Herbst bieten
die dunkelblauen wachsüberzogenen Beeren
Nahrung bis lange in den Winter hinein. Die
Wachsschicht reflektiert UV-Licht. Da Vögel
im Gegensatz zu uns Menschen UV-Licht
sehen, nehmen sie die Früchte ganz anders
wahr als wir. Die Beeren der Schlehe sind
reich an Vitamin C, aber erst nach dem ersten
Frost so richtig genießbar. Der Strauch
wächst auch auf trockenen, steinigen Böden.
Pfaffenkäppchen
Ernst Zecha, der als Förster jahrzehntelang
das berühmte Revier Lobau in den Donau-
Auen vor den Toren Wiens betreute, berichtete,
dass Rotwild manchmal
im Frühling besonders
gerne die Rinde von
Verbiss Pfaffenkäppchen
Pfaffenkäppchen schält. Das
Wild soll diese Pflanze dann
bevorzugt suchen. Nun sind
aber alle Teile des Strauches
giftig, besonders die rosa Fruchthüllen
mit dem orangen Samenkern.
Geht man der Verwendung von Pfaffenkäppchen
in der Kräuterkunde nach, so
erfährt man, dass die Rinde harntreibende,
entwässernde Eigenschaften aufweist. Das in
der Pflanze enthaltene Koffein ist harntreibend
und regt die Darmtätitgkeit an – gut
möglich, dass damit im Frühjahr der Körper
bei der Ernährungsumstellung unterstützt
wird. Solche Berichte gibt es auch von anderen
Wildarten und bestimmten, für uns
Menschen oft tödlich giftigen Äsungspflanzen,
die zu gewissen Jahreszeiten vom Wild
aufgenommen werden. Dabei spielen ganz
Steckbrief Verbissgehölze:
Gelber Hartriegel, Schlehdorn, Pfaffenkäpchen
Ordnung:
Hartriegelgewächse
rosenartige, Spindelbaumartige
Familie:
Hartriegelgewächse (Cornaceae)
rosengewächse (rosaceae)
Spindelbaumgewächse (Celastraceae)
Gattung:
Hartriegel, Prunus, Spindelsträucher
Art:
gelber Hartriegel (Cornus mas l.)
Schlehdorn (Prunus spinosa l.)
Pfaffenkäppchen (Evonymus europaea l.)
Blütezeit:
Gelber Hartriegel: Februar/april
Schlehe: april/Mai
Pfaffenkäppchen: Mai/Juni
Blüten:
Gelber Hartriegel: kleine gelbe Blüten
Schlehe, Pfaffenkäppchen: klein, hellgrün mit
4 Kronblättern in langgestielten Trugdolden
Samen oder Früchte:
Gelber Hartriegel: august/September;
Früchte länglich oval mit rotem Fruchtfleisch
und großem Steinkern
Schlehe: September/oktober; Früchte
kirschgroß, schwarzblau mit Steinkern
Pfaffenkäppchen: august/oktober; wenn die
karminroten Kapseln (name!) aufspringen, geben
sie die leuchtend orangen Samen frei (giftig)
Blätter: sommergrün
Gelber Hartriegel: elliptisch zugespitzt mit
glattem rand
Schlehe: klein lanzettförmig, mit keilförmigem
sicher nicht nur Nährwert, Verdaulichkeit
oder Geschmacksstoffe eine Rolle. Wer
einmal ein Kräuterbuch zur Hand nimmt
und das darin gesammelte jahrhundertealte
Wissen studiert, der zweifelt kaum daran,
warum nicht auch Wildtiere aus dem
reichen Angebot der Natur ganz gezielt
wählen sollten. Dies ist aber auch mit ein
Grund, weshalb Vielfalt so wichtig ist. Nicht
jeder Strauch oder Baum fruktifiziert jedes
Jahr, und über die Bedeutung bestimmter
Inhaltsstoffe zu bestimmten Jahreszeiten
wissen wir bisher überhaupt nur sehr lückenhaft
Bescheid. Längst Bescheid wissen
wir aber über etwas anderes: Dass die Erhaltung
der Vielfalt ein ganz großes Gebot
unseres Jahrhunderts ist … ■
Blattgrund und stumpfer Spitze
Pfaffenkäppchen: elliptisch zugespitzt,
mit sehr fein gesägtem Blattrand
Wuchshöhe:
Gelber Hartriegel: 3-8 Meter
Schlehe: 1-3 Meter
Pfaffenkäppchen: 1,5-6 Meter
Krone: Sträucher
Standort:
Gelber Hartriegel: auf leichtem, humosem,
kalkreichem Boden (oft gemeinsam mit Hasel)
an Waldrändern, in auwäldern von der Ebene
bis ins Hügelland
Schlehe: auf trockenem, oft steinigem,
kalkhaltigem Boden in sonniger lage;
in Hecken, an Waldrändern von der Ebene
bis ins Mittelgebirge
Pfaffenkäppchen: von der Ebene bis ins
Hügelland in lichten Wäldern auf frischen,
fruchtbaren (kalkreichen) Böden
Höchstalter:
Gelber Hartriegel: 100 Jahre
Schlehe: 40 Jahre
Pfaffenkäppchen: unbekannt
Nutzung: für Hecken
Dr. Hubert Zeiler
andere Namen:
Gelber Hartriegel: Kornelkirsche,
dirndlbeer, dirlitze, Herlitze
Schlehdorn: Schlehe, Schwarzdorn
Pfaffenkäppchen: gemeiner Spindelbaum,
Pfaffenhütchen
Beliebtheit bei Wildtieren:
sehr beliebt – Früchte, (Knospen), nistplatz,
deckung
16 Jagd in Tirol 05/2010