39_Ausgabe Juli 2006

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20 Wo soll man mit dem Erinnern anfangen, wo aufhören? Die Görlitzer und ihre Stadthalle sind eins, trotz Schließung und Ungewissheit. Manchmal kann Treue Berge versetzen. Dr. Ernst Kretzschmar Fehler und Stadtkommandant Nesterow eingeladen hatten? Mitreißende Kulturprogramme der Frédéric-Joliot-Curie-Schule galten dem Andenken des Namenspaten 1960 und 1970. Mehrmals produzierte das DDR-Fernsehen die populäre Weihnachtssendung "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" mit Heinz Quermann und Margot Ebert im großen Saal. Unvergesslich bleibt jene freundliche Begegnung von sowjetischen und amerikanischen Militärfliegern aus Lodenau und Wiesbaden beim Weihnachtskonzert der Amerikaner 1990, von Hoffnung auf ein Ende des "Kalten Krieges"begleitet. Wer erinnerte sich nicht gern an den Wiener Charme bei den Gastspielen der Wiener Sängerknaben und der Hoch- und Deutschmeister? Meridianstein Anzeige Malerservice Andreas Zimmer Kirchstrasse 8a 02829 Markersdorf Tel.: 0 35 82 9 / 61 83 0 Fax: 0 35 82 9 / 64 59 7 Mobil: 0160 / 96 42 41 71 Email: A.Zimmer1@gmx.net
Wie ich in Görlitz Goethe traf Wie ich in Görlitz Goethe traf 21 Sommer 1944. Der totale Krieg hatte längst begonnen. Der 12-jährige Richard Wilhelm begleitete seine Mutter, die unter Zahnschmerzen litt, von Bautzen nach Görlitz zum Zahnarzt. Das Warten vertrieb sich der Junge mit Spazierengehen. In einem Park meinte er, eine unglaubliche Entdeckung zu machen: Goethe! Das erwies sich zwar als falsch, aber dafür gelang ihm ein Foto von einem anderen großen Dichter. Hier ein Auszug der Erinnerungen Richard Wilhelms an die Begegnung mit dem Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann, der vor 60 Jahren starb. Im Görlitzer Stadtpark schließlich setzte ich mich auf eine Bank. Bei mir hatte ich meinen ersten eigenen Fotoapparat, den mir mein großer, nun schon gefallener Bruder geschenkt hatte. Ich glaubte, der Apparat hieß “Sida”; er war wohl extra für die Kriegswirtschaft konstruiert, denkbar Material sparend und einfach: Er bestand aus zwei Bakelit-Hälften, von Gummiringen zusammengehalten, und einer Glaslinse. Ich wartete. dass die Zeit verging, und sah um mich: Vielleicht vierzig Schritte entfernt, gegenüber auf einer Parkbank, saß ein alter Mann. Alte Leute - wenn es nicht gerade meine Großeltern waren - interessierten mich eigentlich nicht. Aber dieser Alte, mit seinem gewaltigen schlohweißen Haarwuschel, der war mir doch aufgefallen, und immer wieder sah ich zu ihm hin. Meistens war sein Kopf so über ein Buch gebeugt, dass ich nichts von seinem Gesicht wahrnahm. Als er den Kopf etwas anhob und sich umblickte, sah ich ihn mir genauer an. Er hatte einen - wie mir schien - fast stechenden Ausdruck in den Augen, eine große Nase, die ziemlich rot und vorn etwas knollig war, und steile, harte Falten darüber. Viele kleinere Falten liefen quer über eine sehr hohe Stirn, und von den Nasenflügeln und an beiden Mundwinkeln abwärts schnitten tiefe Haken sein Gesicht. Jetzt war dem Manne wohl kühl geworden. Er stand auf, reckte sich, sah prüfend auf eine Uhr, die er der Westentasche entnahm, strich seine weiten Knickerbocker-Hosen nach unten, knöpfte das dicke Jackett zu und ging ein paar Schritte. Dabei kam er immer näher, kam so nahe, dass ich ihn zu erkennen glaubte, ja, sicher war, wer da vor mir stand und mich kurz anblickte, dann aber wendete und zu seiner Bank zurückkehrte. Ich merkte, wie mein Herz immer lauter in Brust und Ohren pochte. Dieser Kopf, den luftiges weißes Haar hell wie ein Heiligenschein umhüllte, diese Blicke, die ganze Statur des IMMOBILIENVERWALTUNG Marienplatz 2 02826 Görlitz Jens Hoffmann Vermietung und Verwaltung von Immobilien Tel.: 0 35 81/ 41 10 92 Fax: 0 35 81/ 41 10 90 Funk: 0171/ 45 22 677 e-mail: info@iv-hoffmann.de Internet: www.iv-hoffmann.de Anzeige
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