Vis a Vis | Frühjahr 2023
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Ich bin<br />
besonders<br />
Foto: Stöbich<br />
VON DER WEISHEIT<br />
DES HERZENS<br />
WEISHEITSLEHRER ROLAND ROPERS (78)<br />
FINDET INSPIRATION IM BERNRIEDER PARK<br />
Roland Ropers ist Kardiosoph - ein Begriff, den er<br />
bei einem Spaziergang entlang der Isar selbst kreiert<br />
hat. „Damit meine ich Herzensmenschen, die<br />
Kunst und Natur stärker empfinden und in der<br />
Lage sind, ihre Gefühle sinnvoll zu ordnen“, sagt<br />
der 78-jährige. Sein Buch „Kardiosophie – Weg-Weiser zur<br />
kosmischen Ur-Quelle“ ist im Verlag Ars Vobiscum soeben in<br />
einer Neuauflage erschienen. Darin lässt er unterschiedliche<br />
Autorinnen zu Wort kommen, die sehr Wesentliches beitragen:<br />
„Gemeinsam beleuchten sie aus ihrem individuellen Erfahrungsreichtum<br />
die Vielfalt von Wissen und Weisheit aus<br />
dem Großraum des Herzens“, so Ropers. Die Kardiosophie<br />
(aus dem Griechischen abgeleitet: Herz-Weisheit) solle einen<br />
Beitrag leisten, mit dem Herzen die Weltwirklichkeit kontemplativ<br />
zu durchdringen und zu erfassen.<br />
„Jeder Schritt ein Heimweg zu sich selbst“<br />
„Denn die meisten Menschen sind heute extrem zerstreut und<br />
kaum mit ihren Gedanken gegenwärtig“, stellt er fest, „soziale<br />
Medien, Streaming-Dienste und tausend andere Dinge sorgen<br />
ständig für Ablenkung und Verunsicherung.“ Deshalb bietet er<br />
an seinem Wohnort Bernried Seminare und Spaziergänge an,<br />
bei denen es um Stille und Kontemplation geht.<br />
Unter letzterem versteht er den spirituellen Weg der Selbsterkenntnis.<br />
„Ich gehe mit kleinen Gruppen in dem wunderschönen<br />
Bernrieder Park am Starnberger Seeufer, um die<br />
Wirklichkeit der Natur in ihrer Fülle zu erleben. Die Teilnehmer<br />
sollen bewusst Schritt für Schritt aufmerksam gehen, jeder<br />
einzelne Schritt ist der Heimweg zu sich selbst.“<br />
Dabei erinnert er die Teilnehmer immer wieder an die Worte<br />
des deutschen Dominikanermönchs und Mystikers Meister<br />
Eckhart (1260 – 1328): „Das Auge, mit dem ich Gott sehe, ist<br />
dasselbe, mit dem Gott mich sieht. Gott ist immer in uns, nur<br />
wir sind selten zu Hause.“<br />
Der Weisheitslehrer selbst steht oft schon in aller Herrgottsfrüh<br />
auf, um in der Morgenstille den Sonnenaufgang am See<br />
zu genießen. Später arbeitet er dann an seinen Büchern und<br />
Publikationen; unter anderem schreibt er regelmäßig für das<br />
in Wien erscheinende christlich-ökumenische Nachrichtenmagazin<br />
„Kirche In“ oder für das Online-Portal www.spiritonline.de.<br />
Zwei Jahrzehnte war Ropers als Außenhandelskaufmann im<br />
Petro-Chemiegeschäft für große amerikanische Konzerne<br />
weltweit unterwegs, ehe er sich dem Studium der vergleichenden<br />
Religionsphilosophie und der Sprachwissenschaft<br />
zuwandte. Nach intensiven Studien in den USA, Indien und<br />
Sri Lanka ging er in die Schule erfahrener spiritueller Lehrer.<br />
Zunächst bei dem legendären Jesuiten und ZEN-Meister Enomiya-Lassalle<br />
(1898 – 1990), über den er sechs Bücher herausbrachte.<br />
Letztlich wurde er in Indien der engste Schüler des englischen<br />
Benediktinermönchs und Mystikers Bede Griffiths<br />
(1906 – 1993), der den gemeinsamen Urgrund der Weltreligionen<br />
erforscht hatte. Seit nunmehr 30 Jahren trägt Ropers das<br />
spirituelle Erbe von Griffiths in Vorträgen, Seminaren und Publikationen<br />
rund um die Welt.<br />
„Ich bewege mich immer auf das Leben zu“<br />
Als spiritueller Sprachforscher begründete Ropers die Etymosophie.<br />
Diese soll über die gängige Etymologie hinausgehen,<br />
ähnlich wie Philologie und Philosophie, Theologie und Theosophie.<br />
„Wir leben in einer Welt des Bewusstseins-Wandels“,<br />
sagt er, „der Transformation, wo unsere Worte und unsere<br />
Sprache die Welt in ihrer Ursprünglichkeit erfassen und wiederentdecken<br />
sollten.“<br />
Es gehe ihm jedoch nicht um eine esoterische Glücksbring-<br />
Methode, sondern um die Erfahrung der Wirklichkeit. „Die ist<br />
nicht zu verwechseln mit der Realität, denn diese hat ein Objekt.<br />
Die Wirklichkeit ist das, was auf uns einwirkt. Man muss<br />
die Natur wirken lassen, ohne sie zu bewerten.“<br />
Und wo könnte man das besser als im 80 Hektar großen Bernrieder<br />
Park mit seinen uralten Eichen, Buchen und verschlungenen<br />
Wegen? „Das ist ein unglaubliches energetisches Reservoir“,<br />
sagt der 78-jährige. Der Gedanke an den Tod macht<br />
dem imposanten Zwei-Meter-Mann keine Angst: „Denn ich<br />
bewege mich immer auf das Leben zu!“<br />
<br />
Peter Stöbich<br />
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