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FineTobacco[+] 01|23

FREUDE AM LEBEN. SPASS AM GENUSS.

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Was für ein Gefühl! Ausgesprochen<br />

fürstlich, wenn<br />

man sich in so einer Privatmaschine<br />

in einen fetten<br />

Ledersessel fallen lässt. Bei Commercial<br />

Airlines bietet die Boing 757<br />

etwa 200 Gästen Platz, in dieser sind es<br />

vielleicht 30. Von Dubai gestartet bin ich<br />

nach Al-‘Ula unterwegs. Die Region liegt<br />

im Nordwesten von Saudi-Arabien. Ein<br />

touristisches Entwicklungsgebiet auf<br />

höchstem Niveau. Ich folge einer Einladung<br />

zur Eröffnung des Banyan Tree im<br />

Ashar Valley. Die Szenerie unter mir ist<br />

atemberaubend. Mächtige Tafelberge<br />

schichten sich um enge Schluchten und<br />

flache Wüstentäler, bizarre Felsnasen<br />

recken sich dem blauen Himmel entgegen,<br />

hier und da setzen kleine Vulkane<br />

dunkle Haufen ins Gelb. Beim Anflug<br />

schälen sich grüne Flecken aus sandiger<br />

Ebene: Kilometerlang gestreckte<br />

Oasen. Mit Dattelpalmen, soweit das<br />

Auge reicht. Die Resorts der thailändische<br />

Luxus-Hotelgruppe Banyan Tree<br />

stehen im Zeichen „natürlich luxuriöser<br />

und ökologischer sensibler Hospitality“.<br />

Was bei Ankunft im Ashar Valley<br />

gleich ins Auge fällt. Außer spektakulären<br />

Sandsteinformationen und flachen<br />

Dünen sehe ich nämlich anfangs<br />

nichts. Erst bei der Auffahrt entpuppt<br />

sich nach und nach das Hotelgelände.<br />

Auf gut 3000 Hektar ducken sich mit<br />

weitem Abstand 47 Villen in Mulden.<br />

Sandfarbene Zeltdächer im Beduinenstil<br />

machen sie fast unsichtbar. Das gilt<br />

nicht weniger fürs Maraya. Mit knapp<br />

10.000 Quadratmetern Fassaden gilt<br />

der Kubus als größtes Spiegelgebäude<br />

der Welt. Es scheint sich transparent<br />

in die Felsenszenerie einzupassen.<br />

Glücksgefühle durchdringen mich in<br />

meiner bildschönen Villa. Sie reflektiert<br />

wie das ganze Resort im dezenten<br />

Format das kulturelle Erbe dieser<br />

Wüstenregion. Maßgefertigte Interieurs<br />

erinnern in Farben und Mustern ans<br />

Nomadenleben, Dekor dokumentiert die<br />

Handwerkskunst oder zitiert die antike<br />

Epoche der Nabatäer. Die dreistufige<br />

Architektur sorgt für natürliche Belüftung.<br />

Air Condition? Klar, doch im Winter<br />

kann man sie am Nachmittag abstellen.<br />

Stattdessen ziehe ich die deckenhohen<br />

Glastüren auf, genieße in weichen Polstern<br />

das Lichtspiel der untergehenden<br />

besuchen Sie auch<br />

LOGBUCH – DER PODCAST<br />

Aufzeichnungen einer<br />

Reisejournalistin<br />

@logbuch_podcast<br />

Jeden Sonntag eine neue Folge bei<br />

Spotifiy, Apple Podcast und Deezer.<br />

Sonne auf dem sinnlich geformten Gestein<br />

und träume nach Eintritt der Dunkelheit<br />

unter glitzerndem Sternenhimmel.<br />

Nein, leider nicht bei prickelndem<br />

Champagner. Alkohol ist wie überall<br />

in Saudi-Arabien tabu. Eine Frage, die<br />

mir oft gestellt wurde, kann ich auch<br />

gleich beantworten: Frauen müssen<br />

sich nicht verhüllen und für Männern<br />

sind hier Bermudashorts okay. Und für<br />

die Zigarren Aficionados: Anfang 2023<br />

wurde die Harrat Lounge eröffnet. Wer<br />

dem traditionellen Ritual der Shisha,<br />

also der Wasserpfeife, huldigen möchte,<br />

findet dafür Platz in den bequemen<br />

Lounge-Sofas auf der Terrasse.<br />

Es gibt viel Aufregendes zu erleben.<br />

Ich chille erstmal im Pool. Das<br />

Wasser erfrischt und fünfzehn Meter<br />

hohe Klippen zu beiden Seiten schützen<br />

vor der heißen Sonne. Auf einer<br />

Heli Tour am späten Nachmittag knallen<br />

die vielfältigen Landschaftsfarben.<br />

Beim Blick auf die letzte Station der<br />

Hedschasbahn, vor hundert Jahren<br />

für Pilger nach Mekka konstruiert,<br />

keimen zudem die Erzählungen von<br />

Laurence of Arabia auf. Oder war es<br />

Peter O’Toole im Hollywood-Streifen?<br />

Am späten Abend lasse ich mich in<br />

die 20 Kilometer entfernte Old Town<br />

fahren, erfahrungsgemäß die Zeit, in<br />

der sich die Einheimischen in Cafés<br />

treffen. Das Flair in der restaurierten<br />

Altstadt bezaubert, nicht zuletzt, weil<br />

kein motorisierter Verkehr die Luft<br />

schwängert. Der Ausflug am nächsten<br />

Vormittag führt tief in die Jahrtausende<br />

alte Geschichte von Al-‘Ula, in die<br />

Totenstadt Hegra. Völkerwanderungen<br />

entlang der wichtigsten Handelsroute<br />

auf der arabischen Halbinsel brachten<br />

einst Waren von südlichen Landesteilen<br />

ans Mittelmeer, darunter<br />

wertvollen Weihrauch. Hohe Gewinne<br />

beim Umschlag in Karawansereien,<br />

sorgten dafür, dass Menschen sich<br />

niederließen. Wie das Nomadenvolk<br />

der Nabatäer, deren Imperium bislang<br />

von den Fassadengräbern in Petra bekannt<br />

ist. In diesem UNESCO Weltkulturerbe<br />

sind es 109, zum Teil begehbaren<br />

Gruften. In die rostroten Felsen<br />

geschlagen legen ihre Verzierungen<br />

Zeugnis ab vom Austausch mit anderen<br />

antiken Kulturen wie Ptolemäern,<br />

Griechen und Römern. Es sind indes<br />

nicht nur Gräber, die Storys erzählen.<br />

Archäologen haben Tausende von Inschriften<br />

gefunden, sogar ein Schriftsystem,<br />

welches Zivilisationen vor<br />

den Nabatäern entwickelt hatten.<br />

Am frühen Morgen treffe ich General<br />

Manager Antony Treston bei den<br />

Pferden. Er macht mir ein Angebot,<br />

das ich nicht abschlagen kann: ein gemeinsamer<br />

Ausritt zum Sonnenaufgang.<br />

Lederne Stulpen wie sie Polospieler<br />

tragen, bringt er für mich mit.<br />

Aufsitzen und los geht’s. Mein Araberhengst<br />

„Hadsch“ tänzelt, will sich vor<br />

Antonys „Princess“ produzieren. Dann<br />

umfängt uns die einsame Stille des<br />

Ashar Tals. Die ersten Sonnenstrahlen<br />

lecken an den ockergelben Sandsteinklippen<br />

und lassen sie erstrahlen.<br />

Mein Herz geht auf. Wir entdecken in<br />

den Stein geritzte Bilder – Kamele,<br />

ein Strichmännchen mit langer Lanze,<br />

mystische Schriftzeichen. Ein paar<br />

Stunden lang fühle ich mich zurückversetzt<br />

in die Epoche des Weihrauchhandels.<br />

Antony hievt mich aus der<br />

Gedankenmalerei zurück in die Gegenwart.<br />

„Cantering zum Abschied?“<br />

Wir sind nicht mehr allzu weit vom Resort<br />

entfernt. Was Cantering bedeutet,<br />

macht mein bildschöner Zossen Sekunden<br />

später klar. Weil er wie jeder<br />

Macho die Nase vorn haben will. Und<br />

so jagen wir im gestreckten Galopp<br />

aufs Banyan Tree zu und direkt an der<br />

Frühstücksterrasse vorbei. John Northon,<br />

Mitglied der Royal Commission<br />

für Al-‘Ula, erzählt mir beim Abflug<br />

nach Dubai, dass ihm beim Anblick<br />

dieser rasanten Inszenierung die Eggs<br />

Benedict von der Gabel gefallen seien.<br />

Ein bisschen Angeberei tut gut.<br />

<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2023 45

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