Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das Gebäude aus dem Jahr 1697<br />
wurde vor 2 Jahren umfangreich saniert<br />
und ist seitdem die Heimat der<br />
Whiskykenner um das Duo Susanna<br />
und Björn Lahmann, die über 1000<br />
Whisky-Spezialitäten in einer Karte<br />
im metallenen Aktenordner anbieten<br />
und in wunderschön präsentierten<br />
Flaschen vorhalten.<br />
Dieser außergewöhnliche Genusstempel<br />
war Mitte Februar Gastgeber<br />
eines exklusiven Whisky-Tastings<br />
der Buffalo Trace Bourbon<br />
Distillery – die älteste Brennerei mit<br />
kontinuierlichem Betrieb in den USA.<br />
Seit 1775 wird dort Bourbon und<br />
Rye-Whisky produziert.<br />
Vor dem Event mit Gästen aus<br />
Gastronomie, Handel und von der<br />
Fachpresse konnte FT-Redakteur<br />
Michael Peter ein längeres Gespräch<br />
mit dem Master Blender und Director<br />
of Quality, Drew Mayville, führen.<br />
Drew ist gebürtiger Kanadier mit<br />
mehr als 40 Jahren Erfahrung im<br />
Blending, davon 23 Jahre beim den<br />
großen Spirituosenkonzernen Seagram<br />
und Diageo. Von dort brachte<br />
Drew auch Erfahrungen mit schottischen<br />
Whiskys und anderen Spirituosen<br />
wie Rum nach Kentucky, wo<br />
man damals verstärkt an Premium<br />
Marken arbeitete und die tiefe und<br />
breite Erfahrung von Drew zu schätzen<br />
wusste.<br />
Drew machte im Gespräch deutlich,<br />
dass Bourbon eine eigene Sprache<br />
hat: „Blending“, also das Zusammenführen<br />
von Whiskeys aus<br />
verschiedenen Fässern, wird in Kentucky<br />
als „mingling“ oder „marrying“<br />
bezeichnet. Jedem Bourbon liegt eine<br />
„recipe“ zugrunde, welches das Mischungsverhältnis<br />
der Getreidesorten<br />
in der Maische bestimmt: zwar<br />
ist es für Bourbon vorgeschrieben,<br />
dass mindestens 51% Mais verwendet<br />
werden muss, aber in welchem<br />
Verhältnis Roggen, Gerstenmalz und<br />
gelegentlich Weizen genutzt werden,<br />
ist das große Geheimnis der Hersteller<br />
und bestimmt entscheidend den<br />
Geschmack des Bourbons.<br />
Der Roh-Brand, „White Dog“ genannt,<br />
muss in neuen Fässern aus<br />
amerikanischer Eiche reifen, die von<br />
innen ausgebrannt („getoastet“) werden.<br />
Auch das ist ein Unterschied zu<br />
den schottischen Whiskys, die von Beginn<br />
an normalerweise in gebrauchten<br />
Fässern gelagert werden, gerne auch<br />
in gebrauchten Bourbon Fässern.<br />
Man kann schon ahnen, dass bei<br />
so vielen beteiligten Naturprodukten<br />
das Ergebnis stark von Zufällen geprägt<br />
ist und sich nicht vollständig<br />
kontrollieren lässt, zumal auch das<br />
Wetter, das in Kentucky sehr wechselhaft<br />
und extrem sein kann, eine<br />
große Rolle spielt.<br />
Ein Teil der Aufgabe des Master<br />
Blenders ist es, ein Produkt herzustellen,<br />
das über die Jahre gleich<br />
schmeckt und die gleiche hohe Qualität<br />
aufweist. Keine einfache Aufgabe,<br />
denn jedes Fass ist ein eigener<br />
Mikrokosmos, der Geschmack<br />
unterscheidet sich vom Nachbarfass<br />
und ändert sich im Lauf der<br />
Zeit. Aus den vielen verschiedenen<br />
„Batches“ muss mit feiner Nase<br />
und geschultem Geschmack ein<br />
„Buffalo Trace“, „Eagle Rare“ oder<br />
„Sazerac“ kreiert werden, der für<br />
die Konsumenten immer gleich gut<br />
schmecken soll.<br />
Die Bar Whiskyplaza hält nahezu<br />
alle Produkte der Buffalo Trace Bourbon<br />
Distillery vor und somit kann<br />
man gerne zu einem individuellen<br />
Tasting vorbeischauen. Im Angebot<br />
findet sich auch der berühmte Pappy<br />
Van Winkle 20 Years, von dem ein<br />
Glas allerdings 275 € kostet – aber<br />
man findet natürlich auch wunderbare<br />
Tropfen zum kleineren Preis.<br />
Fotos: Diversa Spezialitäten GmbH<br />
<strong>FineTobacco</strong>[+] 01·2023 73