Ausgabe 01-2023
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Sonstiges<br />
Prüfung von Abwasserdruckleitungen im Betrieb<br />
Entwicklung eines allgemeingültigen Prüfverfahrens zur Bestimmung<br />
der Dichtheit von in Betrieb befindlichen Abwasserdruckleitungen<br />
Dieser Artikel basiert auf den Ergebnissen des Forschungsvorhabens<br />
„Dichtheit von Abwasserdruckleitungen mit besonderer<br />
Berücksichtigung von seeverlegten Leitungen“, das<br />
im Auftrag des Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) zur<br />
Entwicklung und Erprobung eines Prüfverfahrens hinsichtlich<br />
der Dichtheit von in Betrieb befindlichen erd- und seeverlegten<br />
Abwasserdruckleitungen durch die Hochschule Augsburg in<br />
Kooperation mit dem Ingenieurbüro Wolff durchgeführt wurde.<br />
Die Finanzierung erfolgte durch das Bayerische Staatsministerium<br />
für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV).<br />
Die bayerische Eigenüberwachungsverordnung (EÜV) sieht die<br />
Überwachung der Sammelkanalisation einschließlich zugehöriger<br />
Sonderbauwerke vor. Dies schließt grundsätzlich auch<br />
die Abwasserdruckleitungen ein. Im Rahmen der anstehenden<br />
Überarbeitung der EÜV in Bayern ist davon auszugehen, dass<br />
die Prüfung von Abwasserdruckleitungen im Betrieb deutlich<br />
an Bedeutung gewinnen wird.<br />
Anders als Freispiegelkanäle, die nicht unter Druck stehen<br />
und oftmals nur teilgefüllt sind, ist das Schadenspotential von<br />
Abwasserdruckleitungen durch Vollfüllung und Innendruck<br />
entsprechend höher. Durch das zunehmende Alter nimmt das<br />
Schadenspotential entsprechend weiter zu. Trotzdem gibt es<br />
bisher kein Prüfverfahren speziell für in Betrieb befindliche<br />
Abwasserdruckleitungen im Technischen Regelwerk. Optische<br />
Inspektionen sind durch die Leitungsdimensionen und Leitungslängen<br />
i.d.R. nicht möglich und häufig auch nicht ausreichend,<br />
da bereits kleine – bei der optischen Inspektion praktisch<br />
nicht erkennbare – Undichtigkeiten zu einem erheblichen<br />
Wasseraustritt führen. Die Dichtheitsprüfungen für Freispiegelkanäle<br />
sowie für Trinkwasserleitungen können aufgrund der<br />
unterschiedlichen Druckniveaus, der Absperrdauer und der<br />
Leitungsdimensionen ebenfalls nicht angewendet werden.<br />
Durchgeführte Druckprüfung im Rahmen des Forschungsvorhabens<br />
an einer in Betrieb befindlichen<br />
Abwasserdruckleitung<br />
Das im Rahmen<br />
des Forschungsvorhabens<br />
entwickelte<br />
Prüfverfahren<br />
„HSA-Normalverfahren“<br />
orientiert<br />
sich grundsätzlich<br />
am Normalverfahren<br />
der Dichtheitsprüfung<br />
von<br />
Trinkwasserleitungen,<br />
ist jedoch<br />
hinsichtlich der<br />
Prüfdauer und<br />
des Prüfdrucks an<br />
Abwasserdruckleitungen<br />
angepasst<br />
worden.<br />
Die Absperrdauer<br />
beträgt i. d. R. 2 h, der Prüfdruck orientiert sich an der Leitungsführung,<br />
liegt jedoch üblicherweise bei 3 bar.<br />
Im Folgenden wird kurz das chronologische Vorgehen für Prüfungen<br />
auf Grundlage des HSA-Normalverfahrens vorgestellt.<br />
Für die Durchführung der Druckprüfungen nach dem HSA-<br />
Normalverfahren sind an technischer Ausstattung grundsätzlich<br />
ein digitaler Drucklogger, eine Prüfpumpe für den Druckaufbau<br />
sowie Wasserzähler notwendig.<br />
Für eine Druckprüfung nach dem HSA-Normalverfahren ist<br />
eine Außerbetriebnahme der Druckleitung für etwa 2 h erforderlich.<br />
Für einen Druckaufbau muss die Druckleitung am<br />
Leitungsende verschließbar sein. Im Pumpwerk muss ebenfalls<br />
eine Verschließbarkeit, sowie ein Zugang zur Druckleitung mittels<br />
GEKA- oder C-Anschluss für die Prüfgeräte gegeben sein.<br />
Ferner ist Brauch- oder Trinkwasser für den Druckaufbau und<br />
ggfs. Strom für die Prüfgeräte vorzuhalten.<br />
Da in einer Druckleitung<br />
für die<br />
Druckprüfung<br />
nur ein begrenzter<br />
Luftanteil vorhanden<br />
sein darf,<br />
spielt der Austrag<br />
von Luft vor der<br />
Prüfung eine entscheidende<br />
Rolle<br />
für die Prüfbarkeit<br />
von Abwasserdruckleitungen.<br />
Der Austrag kann<br />
beispielsweise<br />
Verschließbarkeit des Leitungsendes mittels Flansch<br />
und Kugelhahn<br />
durch Spülen erfolgen. Auch Molchen stellt einen effektiven<br />
Weg des Luftaustrags dar. Eine Spülung und die anschließende<br />
Druckprüfung kann mit Abwasser erfolgen. Für die<br />
Prüfgeräte muss jedoch feststofffreies Brauch- oder Trinkwasser<br />
vorhanden sein. Die erforderliche Spülgeschwindigkeit für<br />
die Selbstentlüftung richtet sich nach Durchmesser und Gefälle<br />
der Leitung. In der Literatur sind Formeln zur Berechnung<br />
der erforderlichen Selbstentlüftungsgeschwindigkeit angegeben<br />
(1). Beispielhafte Orientierungswerte sind in folgender<br />
Tabelle dargestellt:<br />
Nenndurchmesser<br />
Spülgeschwindigkeit<br />
für Luftaustrag [m/s]<br />
DN 100 0,9<br />
DN 250 1,4<br />
DN 400 1,8<br />
108 | RO-KA-TECH Journal <strong>01</strong> / <strong>2023</strong>