atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2023
Umwelt, Klima, Energiesysteme Betriebsergebnisse 2022
Umwelt, Klima, Energiesysteme
Betriebsergebnisse 2022
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />
Themen dieser Zeit waren im Strahlenschutz die<br />
Auswirkungen ionisierender Strahlung auf menschliche<br />
Gesundheit und Umwelt, diesbezügliche<br />
Nachweisverfahren sowie der Gesundheitsschutz<br />
bei Urangewinnung und Verarbeitung. Auch wurde<br />
sowohl in Deutschland als auch im übrigen Europa<br />
nach Uranvorkommen gesucht, um die damals<br />
bestehende einseitige Abhängigkeit westlicher<br />
Atomprogramme von Uranlieferungen aus den Vereinigten<br />
Staaten zu vermeiden.<br />
Ehrgeizige Ziele im Ersten Deutschen<br />
Atomprogramm<br />
In Fortschreibung des ersten Atomprogramms des<br />
Atomministeriums hat die Deutsche Atomkommission<br />
das Eltviller Entwicklungsprogramm zur<br />
Errichtung mehrerer Kernkraftwerksprototypen<br />
mit rund 100 MW elektrischer Leistung bis 1965<br />
beschlossen. Dies war im internationalen Vergleich<br />
eine sehr ehrgeizige Zielsetzung, die nur von den<br />
Entwicklungen in den Vereinigten Staaten und<br />
Großbritannien deutlich übertroffen worden wäre,<br />
zu einem Gleichstand mit der Sowjetunion und<br />
Italien geführt hätte und etwa die Entwicklungen<br />
des französischen und japanischen Kraftwerksprogramms<br />
überholt hätte. Es waren in diesem<br />
Ersten Deutschen Atomprogramm Anlagen mit<br />
insgesamt rund 500 MW elektrischer Leistung<br />
unterschiedlicher Technologien vorgesehen: ein<br />
gasgekühlter, grafitmoderierter Natururanreaktor,<br />
ein schwerwassermoderierter und -gekühlter<br />
Natururanreaktor, ein Leichtwasserreaktor mit<br />
schwach angereichertem Uran und ein gasgekühlter<br />
Hochtemperaturreaktor mit stärker angereichertem<br />
Uran (20 %). Die industriellen Projektpartner<br />
waren Babcock & Wilcox, die Dampfkessel AG, die<br />
Siemens-Schuckertwerke AG, AEG, BBC-Krupp und<br />
Interatom.<br />
Als Kostenrahmen wurden bis 1965 1,2 bis 2,4 Milliarden<br />
DM veranschlagt, eine in der damaligen Zeit<br />
enorme Dimension, die inflationsbereinigt 3,3 bis<br />
6,6 Milliarden Euro entspricht. Dementsprechend<br />
war die Finanzierung ein erhebliches Problem, da<br />
man sowohl mit hohen Investitionskosten als auch<br />
– beim damaligen Stand der Technik – hohen Brennstoffkosten<br />
zu rechnen hatte. Auch die allgemeinen<br />
Betriebskosten waren eher hoch anzusetzen, da<br />
man von den Prototypanlagen nur eine mäßige<br />
Arbeitsausnutzung erwartete. Dies bedeutete hohe<br />
Stromgestehungskosten, die in Verbindung mit<br />
einer damals noch kleinen Industrie eine staatliche<br />
Beteiligung an den Versuchsatomkraftwerken er<strong>for</strong>derlich<br />
machte.<br />
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 35<br />
SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 35<br />
| Abb. 2<br />
Aufbau des Synchro-Zyklotron Genf.<br />
Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />
Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />
Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler