atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2023
Umwelt, Klima, Energiesysteme Betriebsergebnisse 2022
Umwelt, Klima, Energiesysteme
Betriebsergebnisse 2022
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />
| Abb. 21<br />
Gerät zur Programmierung logischer Verknüpfungen von digitalen<br />
signalen (Digitallogik).<br />
Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />
des Großraums Nürnberg-Fürth-Erlangen zu nutzen,<br />
wurde der Standort nach Gundremmingen<br />
verlegt, was kleinere Anpassungen er<strong>for</strong>derlich<br />
machte, u. a. an die geringere Wasserführung der<br />
Donau am neuen Standort.<br />
DWR-Großkernkraftwerk Obrigheim<br />
In Karlsruhe erreichte der Mehrzweck<strong>for</strong>schungsreaktor<br />
(MZFR) Erstkritikalität und Siemens<br />
beginnt 1965 mit der Errichtung des Kernkraftwerks<br />
Obrigheim (KWO). Auch das KWO erhält ein<br />
umfangreiches Paket von Landes-, Bundes-, und<br />
Euratom-Förderung. Von den veranschlagten 330<br />
Millionen DM Gesamtkosten entfallen 16 Millionen<br />
DM auf einen Bundeszuschuss für Forschung<br />
und Entwicklung sowie 24 Millionen DM auf einen<br />
Bundeszuschuss für die erste Brennstofflieferung.<br />
Darüber hinaus wird ein langfristiger ERP-Kredit<br />
in Höhe von 50 Millionen DM, sowie Bürgschaften<br />
für 140 Millionen DM Fremdmittel (davon Bundesbürgschaft<br />
85 Mio. DM und Bürgschaft des Landes<br />
Baden-Württemberg 55 Mio. DM) gewährt. Die Regelfähigkeit<br />
des KWO liegt im Bereich zwischen 65<br />
und 100 Prozent der Nennleistung bei +/– 20 MW<br />
pro Minute, im Bereich Null bis 65 Prozent bei +/–<br />
13 MW pro Minute. Lastsprünge von 25 MW sind<br />
im Bereich 30 bis 100 Prozent der Nennleistung<br />
möglich. Dies und die vorigen Ausführungen zum<br />
KBR zeigen eindrucksvoll, dass die Lastfolgefähigkeit<br />
von Kernkraftwerken nicht nur von Anbeginn<br />
an ein wichtiges Entwicklungsziel war, sondern<br />
dass dieses auch vollumfänglich bereits bei einigen<br />
der ersten Kernkraftwerke in Deutschland erreicht<br />
wurde. Umso unverständlicher, dass die Mär von<br />
den vermeintlich unflexiblen Kernkraftwerken,<br />
die den Ausbau anderer Energieerzeuger behinderten<br />
und gar „die Netze“ verstopften immer noch im<br />
Umlauf ist und von interessierter Seite immer wieder<br />
unverdrossen und unbeachtlich aller Tatsachen<br />
weitergetragen wird. Im Zusammenhang mit dem<br />
Projekt KWO, dem größten seinerzeit in Europa<br />
projektierten Leichtwasserreaktor, baut Siemens in<br />
Nürnberg eine eigene Brennelementfertigung auf.<br />
Einen Eklat gibt es aus dem Bereich der Forschung<br />
zu vermelden. Es kam zu großen Protesten, Unstimmigkeiten<br />
innerhalb der Landesregierung und<br />
sogar zu Morddrohungen gegen den bayerischen<br />
Ministerpräsidenten Alfons Goppel wegen des teils<br />
intransparent und ungeschickt kommunizierten Angebots<br />
an das europäische Kern<strong>for</strong>schungszentrum<br />
CERN, im Ebersberger Forst östlich von München<br />
einen Protonenbeschleunigerring zu errichten.<br />
Wenn man sich die Symbolkraft und Ausstrahlung<br />
ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 47<br />
SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 47<br />
| Abb. 22<br />
MZFR Brennelement.<br />
Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />
Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />
Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler