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atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2023

Umwelt, Klima, Energiesysteme Betriebsergebnisse 2022

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Betriebsergebnisse 2022

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Forschungsreaktors München (FRM) am 31.10.1957<br />

keine rechtliche Hürde im Weg steht. Mit dem FRM<br />

geht der erste Kernreaktor in Deutschland in Betrieb,<br />

gefolgt übrigens vom Rossendorfer Forschungsreaktor<br />

(RFR) in der DDR, der am 16.12.1957 kritisch<br />

wird, aber natürlich nicht von der bundesrepublikanischen<br />

Atomgesetzgebung betroffen war.<br />

| Abb. 5<br />

Leitstand für AEG-Reaktorsimulator.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Bei einzelnen Projekten kommt es zu Komplikationen.<br />

So ergeben sich beim Forschungsreaktor<br />

Frankfurt und den Anlagen Dido und Merlin Verzögerungen.<br />

In Nordrhein-Westfalen wurde zunächst<br />

der Standort Königs<strong>for</strong>st bei Köln ausgewählt, musste<br />

aber nach Widerstand breiter Bevölkerungskreise<br />

aufgegeben und in die Nähe von Düren bzw. Jülich<br />

verlegt werden. Auch das VAK Kahl erleidet einen<br />

Rückschlag, da RWE erwägt, den Hauptvertrag mit<br />

Siemens-Schuckert, American Machine and Foundry<br />

und Mitchell Engineering zu stornieren, weil zum<br />

einen das US-amerikanische Schwesterprojekt Elk<br />

River nicht wie geplant verwirklicht und aus Sicht<br />

des Unternehmens aus dem internationalen Kraftreaktorabkommen<br />

unbillige Haftungsrisiken<br />

resultieren würden. Das Projekt dieses Siedewasserreaktors<br />

wurde im Herbst tatsächlich storniert.<br />

Nach dem deutsch-amerikanischen und dem<br />

deutsch-britischen Atomabkommen 1957 wurde<br />

1958 das deutsch-kanadische Atomabkommen geschlossen.<br />

Es konnten die Forschungsreaktoren in<br />

Berlin und Frankfurt fertig gestellt werden und<br />

mit dem Projekt Eurochemic in Belgien wurde die<br />

erste industrielle Wiederaufarbeitungsanlage für<br />

Kernbrennstoffe im Rahmen der Anfang des Jahres<br />

begründeten Euratom-Gemeinschaft geplant.<br />

Verbreiterung der technischen Basis in<br />

Deutschland<br />

Im Bundeshaushalt 1958 waren 190 Millionen Euro<br />

für die Förderung der Atomenergie vorgesehen, was<br />

0,5 Prozent des Haushaltes entsprach, heute wären<br />

das – gemessen am Bundeshaushalt – 2,4 Milliarden<br />

Euro. In den technischen Diskussionen spielten<br />

die Lehren aus dem Windscale-<br />

Unfall von Oktober 1957 eine<br />

wichtige Rolle, bei dem es in den<br />

Grafitreaktoren zur Erbrütung<br />

waffenfähigen Plutoniums einen<br />

dreitägigen Brand gegeben hatte,<br />

bei dem erhebliche Radioaktivität<br />

freigesetzt wurde. Es wurde<br />

die noch heute bestehende<br />

Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft<br />

gegründet<br />

und ein Vertrag zwischen Euratom<br />

und den Vereinigten Staaten<br />

geschlossen.<br />

Unter den technischen Entwicklungen<br />

in Deutschland sind<br />

Kraftwerkssimulatoren der AEG<br />

und von Siemens & Halske zu<br />

nennen. Hinsichtlich des Atomprogramms<br />

wurde das im ersten<br />

Anlauf gescheiterte VAK Kahl<br />

neu aufgesetzt und sollte nun<br />

mit einem Siedewasserreaktor<br />

von AEG und General Electric – mit Primär- und<br />

Sekundärdampfkreislauf – bei Beteiligung des Bayernwerks<br />

an Bau und Betrieb verwirklicht werden.<br />

RWE wurde – nun zusammen mit dem Bayernwerk –<br />

damit und noch mehr durch die Ausschreibung und<br />

Prüfung auch von Kernkraftwerksgroßprojekten –<br />

nach damaligen Maßstäben – zu einem wichtigen<br />

Impulsgeber der Kernenergienutzung in Deutschland.<br />

Ein vertrauter Produktname der Regeltechnik, Teleperm<br />

von Siemens & Halske taucht 1958 in der<br />

Kerntechnik auf. Im Bereich Messung, Regeltechnik<br />

und Instrumentierung erlangen die deutschen<br />

Hersteller auf Grundlage ihres elektrotechnischen<br />

Know-hows aus anderen Branchenzusammenhängen<br />

schnell eine führende Stellung. Regelung,<br />

Sicherheitssystem und Instrumentierung der<br />

Reaktoren bilden dabei ein Gesamtsystem zur<br />

Betriebskontrolle des Reaktors im Sinne der Sicherheit.<br />

Auch in einem anderen Bereich, in dem<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 37<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 37<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler

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