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atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2023

Umwelt, Klima, Energiesysteme Betriebsergebnisse 2022

Umwelt, Klima, Energiesysteme
Betriebsergebnisse 2022

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Kernenergie geschehen. Es ist wichtig anzumerken,<br />

dass der Übergang von Kohlekraftwerken zu saubereren<br />

Energiequellen in einigen Ländern schneller<br />

voranschreitet als in anderen. Dies hängt von verschiedenen<br />

Faktoren ab, wie z. B. politischen Zielen,<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Verfügbarkeit<br />

von Alternativen und sozialen Auswirkungen<br />

auf die betroffenen Regionen und Gemeinschaften.<br />

Insgesamt spielt die schrittweise Reduzierung und<br />

schließlich die Eliminierung von Kohlekraftwerken<br />

eine entscheidende Rolle bei der Energiewende und<br />

dem Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung.<br />

Der Wandel hin zu sauberen Alternativen<br />

Angesichts der dringenden Notwendigkeit, den Klimawandel<br />

einzudämmen und den Umweltschutz<br />

zu fördern, hat die Nutzung von Kohlekraftwerken<br />

deutlich an Akzeptanz verloren. Viele Länder und<br />

Unternehmen setzen verstärkt auf erneuerbare Energien<br />

wie Solarenergie, Windkraft und Wasserkraft,<br />

die deutlich geringere CO 2 -Emissionen aufweisen.<br />

Die Fortschritte in der Technologie und die Kostenreduktion<br />

bei erneuerbaren Energien haben ihre<br />

Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Darüber<br />

hinaus wurden Maßnahmen ergriffen, um die<br />

Emissionen von Kohlekraftwerken zu reduzieren.<br />

CCS/CCU und blauer Wasserstoff<br />

Wie bereits in einigen europäischen Ländern (z. B.<br />

Niederlande und Norwegen) ist die Speicherung von<br />

CO 2 (Carbon Capture and Storage/Use; CCS/CCU)<br />

bereits üblich. Ohne diese Technologie wird die CO 2 -<br />

Reduktion in vereinbartem Umfang zu akzeptablen<br />

Preisen bei gleichzeitig gesicherter Energieversorgung<br />

nicht funktionieren. So kann auch ein schneller<br />

Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft anfangs basierend<br />

auf blauem Wasserstoff und späterem Umstieg<br />

auf grünem Wasserstoff, sobald dieser nicht nur<br />

wettbewerbsfähig, sondern auch in ausreichendem<br />

Umfang zur Verfügung steht, gewährleistet werden.<br />

Zusätzlich bzw. auch alternativ sollte die Nutzung<br />

von Methan in der Methanpyrolyse (türkiser Wasserstoff)<br />

als weiterer Eckpfeiler einer CO 2 -freien<br />

Erzeugung von Wasserstoff effizient und in der<br />

räumlichen Nähe zu den Verbrauchern erfolgen,<br />

wodurch der Transport zu vereinfachen wäre und<br />

entstehende Abwärme verwertbar würde.<br />

von Kohle in Kraftwerken führt zur Freisetzung großer<br />

Mengen an Treibhausgasen. Dies belastet die<br />

Atmosphäre und verstärkt den globalen Temperaturanstieg.<br />

Darüber hinaus tragen Kohlekraftwerke<br />

zur Luftverschmutzung bei, indem sie Schadstoffe<br />

wie Schwefeldioxid, Stickoxide und Feinstaub<br />

emittieren. Diese Emissionen haben negative Auswirkungen<br />

auf die Luftqualität und die menschliche<br />

Gesundheit.<br />

Zeitschiene und Investitionen<br />

Der Umbau des gesamten Energiesystems ist für eine<br />

Hochtechnologie- und Industrienation wie Deutschland<br />

eine sehr große Heraus<strong>for</strong>derung. Der derzeit<br />

vorgesehene, kurze Zeitraum von ca. 20 Jahren setzt<br />

hocheffizientes und effektives politisches Handeln<br />

voraus. Die Energiebranche ist so kapitalintensiv wie<br />

kaum eine andere Branche. Daher sind hier verlässliche<br />

staatliche Rahmenbedingungen unerläßlich, um<br />

die notwendigen massiven privaten Investitionen zu<br />

ermöglichen.<br />

Wärme und Nutzerkosten<br />

Die Wärmeversorgung erfolgt in Deutschland aktuell<br />

größtenteils auf Basis fossiler Energieträger.<br />

Die Umstellung der dezentralen und zentralen Wärmeversorgung<br />

auf treibhausgasarme Quellen muss<br />

erfolgen, ohne mit den Erzeugungskosten die Nutzer<br />

zu über<strong>for</strong>dern. Hier verbirgt sich der größte soziale<br />

Sprengstoff bei der Umstellung unserer zukünftigen<br />

Energieversorgung.<br />

Wetterabhängigkeit und Speicher<br />

Die volatile, nicht bedarfsorientierte Stromerzeugung<br />

durch wetterabhängige Photovoltaikanlagen<br />

und Windenergieanlagen bedingt die ständige Bereitstellung<br />

gesicherter Stromerzeugungskapazitäten<br />

wie z. B. durch den von der Bundesnetzagentur<br />

vorgeschlagenen Bau von mindestens 15–25 GW<br />

an H 2 -ready Gaskraftwerken und/oder noch<br />

zu entwickelnden, genügend großen Energiespeichern<br />

und die Digitalisierung der Netze und<br />

Anschlüsse (Smart-Grid), die eine europäisch abgestimmte<br />

Überarbeitung des Strommarktdesigns<br />

inklusive Kapazitätsmarkt notwendig machen. Das<br />

nationale Regelwerk in Deutschland muss dahingehend<br />

angepasst werden, auch um international<br />

wettbewerbsfähig zu sein. (Abb. 2)<br />

FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 9<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen und Kritik<br />

Trotz ihrer Vorteile stehen Kohlekraftwerke heute<br />

vor erheblichen Heraus<strong>for</strong>derungen und werden<br />

weltweit kritisiert. Der Hauptgrund liegt in ihrem<br />

enormen CO 2 -Ausstoß, der einen erheblichen Beitrag<br />

zum Klimawandel leistet. Kohle ist der emissionsintensivste<br />

fossile Brennstoff und die Verbrennung<br />

Kernkraftwerke nicht vorschnell<br />

stilllegen<br />

Wegen des russischen Gasembargos mussten Kohlekraftwerke<br />

aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />

wieder in Betrieb genommen werden, mit der Folge<br />

klimaschädlicher CO 2 -Emissionen. Der Ausstieg aus<br />

der Kernkraft ist Gesetzeslage, er bleibt deshalb ein<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann

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