atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2023
Umwelt, Klima, Energiesysteme Betriebsergebnisse 2022
Umwelt, Klima, Energiesysteme
Betriebsergebnisse 2022
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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />
Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue<br />
Energiepolitik<br />
Martin Neumann<br />
Weltweites Bevölkerungswachstum und global <strong>for</strong>tschreitender gesellschaftlicher Wohlstand bedingen<br />
einen stetig wachsenden Energiebedarf. Der derzeitige Mix an Energieträgern führt zur Erhöhung der<br />
Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre. Deutschland hat sich im Rahmen der EU das ambitionierte<br />
Ziel gesetzt, Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Qualitativ ergibt sich in Abb. 1 folgendes Bild:<br />
| Abb. 1<br />
Primärenenergieverbrauch in Deutschland 2022 in Petajoule (PJ).<br />
Der derzeitige Mix an Energieträgern, wie in der<br />
Grafik aus dem Jahr 2022 dargestellt, führt zur Erhöhung<br />
der Treibhausgaskonzentrationen in der<br />
Atmosphäre.<br />
Mängel in der nationalen Energiepolitik<br />
Mit dem Jahr 2022 sind fundamentale Mängel der<br />
deutschen Energiepolitik offen zutage getreten. Der<br />
derzeit beschrittene Weg zur zukünftigen Energieversorgung<br />
Deutschlands erweist sich daher als<br />
Sonderweg, mit dem die Ziele der Bezahlbarkeit,<br />
Verlässlichkeit, Akzeptanz und Nachhaltigkeit nicht<br />
erreichbar sind. Unser Wohlstand und damit die<br />
verschiedenen Sozialsysteme sowie unsere Möglichkeiten<br />
zu globalen Zielen beizutragen, sind akut<br />
gefährdet.<br />
Heute basieren 80 % unserer Endenergieversorgung<br />
auf fossilen Brennstoffen. Wie diese vollständig ersetzt<br />
werden sollen, ist ungeklärt. Der bisherige<br />
Weg der staatlich verordneten Energiewende wird<br />
deshalb scheitern. Die Fokussierung auf volatile<br />
Wind- und Solarenergie wird nicht reichen, um die<br />
Energielücke zu schließen.<br />
Neubestimmung des<br />
Weges<br />
Um die Ziele des Pariser Abkommens<br />
zu erreichen und<br />
gleichzeitig Wohlstand zu erhalten,<br />
ist daher eine grundsätzliche<br />
Neubestimmung des Weges zu<br />
einer treibhausgasarmen, zuverlässigen,<br />
wettbewerbsfähigen,<br />
bezahlbaren und umweltverträglichen<br />
Energieversorgung<br />
dringend er<strong>for</strong>derlich.<br />
Die bereits vorhandene Energieinfrastruktur<br />
ist wertvoll<br />
und muss auch aus Nachhaltigkeitsgründen<br />
für die zukünftige<br />
Nutzung mit anderen Energieträgern<br />
erhalten bzw. angepasst<br />
werden. Dazu sind kommunale und priv<strong>atw</strong>irtschaftliche<br />
Initiativen wichtig, die eine dezentrale<br />
Energieversorgung zum Eigenverbrauch analog zu<br />
den Quartierslösungen in Stadt und Land einfach<br />
und unbürokratisch umsetzen. Zielführend ist auch<br />
der Wettbewerb verschiedener emissionsarmer Energieträger<br />
und Energiespeichertechnologien sowie<br />
eine insgesamt höhere technologische Souveränität<br />
in Deutschland. Der von der EU bereits eingeführte<br />
CO 2 -Preis (ETS) ist das zentrale, effiziente und einfache<br />
marktwirtschaftliche Steuerungselement, das<br />
zeitnah auf alle Branchen und Emittenten erweitert<br />
werden muss. Nur so kann in Zukunft der Abbaupfad<br />
an Emissionen in Europa gesichert eingehalten<br />
werden.<br />
Ein grenzüberschreitender europäischer Wettbewerb<br />
führt zu niedrigen Energiepreisen für<br />
Industrie und Verbraucher auch in Deutschland<br />
und trägt darüber hinaus zur Versorgungssicherheit<br />
bei. Zugleich ist aber auch klar, dass eine europäische<br />
Energieautarkie weder wirtschaftlich noch<br />
umweltgerecht möglich ist. Eine nationale Energieversorgungsstrategie,<br />
selbst im EU-Kontext, kann<br />
FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 7<br />
Feature<br />
Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann