Ausgabe 07/2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: Juli 2023
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<strong>07</strong>/<strong>2023</strong> Porträt · 5<br />
Eveline Sutter: «Ein Klavier sollte einmal im Jahr gestimmt werden».<br />
(Bilder: zVg)<br />
zen möchte.» Sie schaut sich nach einer neuen<br />
Stelle um. Bei den Vorstellungsgesprächen für<br />
Arbeitsorte wie Zürich, Basel oder Bern habe<br />
sie realisiert: «Ich weiss genau, wie ich es am<br />
liebsten hätte und unter welchen Bedingungen<br />
ich am besten arbeite.» Ihr Mann Romano<br />
Degonda, ebenfalls passionierter Musiker,<br />
habe sie schliesslich bestärkt, den Schritt in<br />
die Selbständigkeit zu wagen.<br />
Der Entscheid fiel vor über einem Jahr. «Ich<br />
hatte grossen Respekt und bin kein Mensch,<br />
der Hals über Kopf handelt.» So habe sie sich<br />
ein Jahr gegeben, um überlegt und gut gerüstet<br />
als Klavierwerkerin zu starten. Ohne dieses<br />
Zeitlimit, so ist sie überzeugt, würde sie<br />
wohl heute noch auf den richtigen Moment<br />
warten. Zumal sie jemand sei, der gerne alles<br />
perfekt mache. «Aber man kann im Streben<br />
nach Perfektion auch wahnsinnig werden.<br />
Ich musste lernen, zu entscheiden und die<br />
Gnade zu haben, etwas einfach auf mich zukommen<br />
zu lassen.» Jetzt, so freut sie sich,<br />
sehe sie, dass sie alles richtig gemacht habe.<br />
«Ich habe bereits viele Aufträge – noch nicht<br />
in der Auslastung, wie ich sie hatte, als ich<br />
angestellt war, aber mehr als erwartet.» Was<br />
sie besonders freut: «Ich kann arbeiten, wie<br />
es mir entspricht: Nach bestem Wissen und<br />
Gewissen und so, dass ich zu hundert Prozent<br />
dahinterstehen kann – ohne Einschränkungen<br />
durch einen Arbeitgeber.» Auch sei<br />
sie nun flexibler in ihrer Zeiteinteilung, was<br />
ihr ermögliche, nicht nur abends ein Engagement<br />
als Sängerin anzunehmen.<br />
Funk, Soul, Jazz, Rock und Pop<br />
Womit wir wieder in der musikalischen Freizeit<br />
angelangt sind. Den Traum Sängerin zu<br />
werden, hat Eveline Sutter verwirklicht – auch<br />
jenen von der ganz grossen Bühne und dem<br />
Glitzerkleid. Blenden wir nochmals zurück.<br />
Als Teenager führt ihr Weg zuerst in den Gospelchor<br />
Gossau. «Es waren guten Jahre. Es<br />
herrschte ein wahrer Gospelboom und wir<br />
traten an der Expo auf, fürs Schweizer Fernsehen<br />
und im Ausland». Parallel dazu singt sie in<br />
kleineren Formationen an Hochzeiten, Taufen,<br />
Betriebsfeiern. Nach ihrer Ausbildung besucht<br />
sie in ihrer Freizeit die Jazzschule in Winterthur.<br />
Wiederum eröffnet sich ihr eine neue<br />
musikalische Welt. «Ich war neugierig, wollte<br />
ausprobieren, auch Modernes singen». Sie<br />
hätte Glück gehabt, immer wieder seien Türen<br />
zu den verschiedensten Projekten aufgegangen.<br />
Sie wird Teil der Band Funkollective, ist<br />
sechs Jahre Gastsängerin bei der Otmarmusik<br />
ebenso bei anderen Musikvereinen, wie etwa<br />
der Melodia Goldach, der Stadtmusik Gossau<br />
oder dem Musikverein Herisau. Sie steht mit<br />
Stars wie Bishop Freddy Washington, Jeff Turner,<br />
John Brack, Simon Estes oder Phil Danker<br />
auf der Bühne, singt auf der Hauptbühne<br />
am Open Air St. Gallen, an grossen Firmenevents,<br />
und – in festlicher Abendrobe – mit<br />
der Polizeimusik Zürich Stadt am Tattoo im<br />
Amphitheater von Avenches. Und sie steht<br />
mit dem Projekt «Gooving Appenzöllness»<br />
auch wieder auf der Bühne des Casinos. Dies<br />
eine fragmentarische Auszählung als Bild für<br />
ihr facettenreiches Leben als Sängerin. Und es<br />
geht weiter: Heute singt sie unter anderem in<br />
einer kleineren Jazzformation, bei Cobana und<br />
Funkollective. «Ich bin vielleicht nicht die Sängerin<br />
mit der Stimme, die man aus hunderten<br />
Stimmen heraushört, aber ich kann vieles, beherrsche<br />
die lauten wie die leisen Töne, singe<br />
vom Jazz über Rock, Pop zu Soul und Funk».<br />
Die Kaffeetasse ist leer, einiges ist gesagt.<br />
Eveline Sutter lehnt sich zurück. Doch wohl<br />
nur für einen kurzen Moment. Die Arbeit als<br />
Klavierwerkerin und als Bandmanagerin ruft.<br />
Sie kehrt in ihre Welt der Musik zurück – glücklich,<br />
dass sie leben darf, was ihr wichtig ist.<br />
<br />
Weitere Infos:<br />
https://klavierwerkerin.ch<br />
https://cobana.ch<br />
https://funkollective.ch<br />
https://coaljazz.band<br />
Eva Schläpfer