Verfahrenstechnik 7-8/2023

PERSÖNLICH
EXPERT LEAD ENGINEER DR. SORAYA LAGHMARI
CHEMIE UND KREATIVITÄT
Frauen sind in Ingenieursberufen noch immer
unterrepräsentiert. Nur knapp 20 Prozent aller
erwerbstätigen Ingenieur:innen sind Frauen.
Aber es gibt sie doch. Im Interview erzählt
Dr. Soraya Laghmari ihre Geschichte.
Warum haben Sie sich entschieden, Chemie zu studieren?
Mich fasziniert die Chemie als Wissenschaft und ich finde es
unglaublich spannend, wie Chemie unser tägliches Leben beeinflusst.
Zum anderen gibt es in der Chemie viele Anwendungsbereiche,
die dazu beitragen können, die Welt ein Stück
besser zu machen, sei es durch die Entwicklung neuer Medikamente,
um Krankheiten zu bekämpfen oder durch die Erforschung
umweltfreundlicher Technologien.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
In meiner Rolle als Expert Lead Engineer gestaltet sich mein Alltag
äußerst vielfältig, ist immer sehr spannend, und macht nicht zuletzt
unheimlich viel Spaß. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen
und spannende Aufgaben mit sich. Gleichzeitig bin ich ein
sehr gutes Beispiel dafür, dass sich Chemiker und Ingenieure in
ihrer Arbeit hervorragend ergänzen und voneinander profitieren.
auf den ersten Blick unterschiedliche Bereiche sind, gibt es dennoch
Parallelen. Beide erfordern ein hohes Maß an Kreativität und
das Streben nach innovativen Lösungen. Darüber hinaus erfordert
sowohl das Backen von Motiv-Torten als auch meine Arbeit als
Umwelttechnik-Ingenieurin eine sorgfältige Planung und Organisation.
Sie engagierten sich während Ihres Studiums ehrenamtlich in
der Bildungsinitiative Rock Your Life. Wie sind Ihre Erfahrungen,
besonders mit den Schüler:innen?
Als Migranten- und Arbeiterkind kenne ich die Bedeutung von
Bildung und die Herausforderungen, denen junge Frauen in der
MINT-Branche gegenüberstehen können. Frauen, die schwierige
Startbedingungen haben, müssen unterstützt werden. Bei
Rock Your Life habe ich Mentoring-Beziehungen zu Schülerinnen
aufgebaut. Es war für mich eine tolle Erfahrung zu sehen,
wie ich helfen konnte, die Zukunft dieser jungen Mädchen positiv
zu gestalten.
www.bayer.com
DIE FRAGEN STELLTE MELINA HOSSEINLI
REDAKTION VERFAHRENSTECHNIK
Was würden Sie Frauen raten, die in einen MINT-Beruf
einsteigen möchten?
Ich wünsche, dass sie an sich selbst glauben und auf ihre Fähigkeiten
vertrauen. Es ist wichtig, inspirierende Mentoren und
Vorbilder zu finden, die sie unterstützen und ihnen den Weg
zeigen können. Ein starkes Netzwerk aufzubauen, ermöglicht
es, von anderen zu lernen und wertvolle Kontakte
zu knüpfen. Mutig zu sein und Chancen zu ergreifen,
ohne sich von Ängsten zurückhalten zu lassen, ist
entscheidend.
Sie engagieren sich bei Bayer im Frauen-
Netzwerk Grow. Was sind Ihre Erfahrungen?
Durch meine Mitgliedschaft bei Grow konnte
ich wertvolle Kontakte knüpfen und von den
Erfahrungen und Perspektiven anderer Frauen
profitieren. Es war inspirierend zu sehen,
wie sich Frauen gegenseitig unterstützen
und ermutigen, ihre Ziele zu verfolgen. Das
Netzwerk bot mir auch die Möglichkeit, an
Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten
teilzunehmen, die speziell auf die
Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten waren.
Eins Ihrer Hobbys ist Motiv-Torten backen.
Können Sie diese Kreativität auch bei der
Arbeit einsetzen?
SORAYA LAGHMARI EL MOUSSATI
ARBEITET ALS LEADENGINEER
UMWELTTECHNIK BEI DER BAYER AG
Absolut! Mein Hobby ermöglicht es mir, meine Kreativität
auch in meiner Arbeit auszuleben. Obwohl es
42 VERFAHRENSTECHNIK 2023/07-08 www.verfahrenstechnik.de