Rotary Magazin 07-08/2023
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CLUBLEBEN 2000 – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – JULI/AUGUST <strong>2023</strong><br />
RC KREUZLINGEN-KONSTANZ<br />
«HILFSBEDÜRFTIGE IM FOKUS<br />
Nach 20 Jahren verlässt Rot. Peter Forster vom RC Kreuzlingen-Konstanz<br />
das Kernteam «Lemberg-Projekte».<br />
Wie 2002 alles begann: Eine Studienreise<br />
nach Lemberg in der Ukraine weckte in<br />
Rot. Toni Schönenberger (RC Weinfelden)<br />
die Idee, ein Hilfsprojekt auf die Beine zu<br />
stellen. Die teilweise erschreckenden Verhältnisse<br />
in Heimen, Krankenhäusern, bei<br />
Rentnern und Strassenkindern hatten ihn<br />
tief bewegt. Die «Osthilfe» sollte 2005<br />
zum 100-Jahr-Jubiläum von <strong>Rotary</strong> International<br />
anlaufen. Bald fand der Ideengeber<br />
Schönenberger Partner in seinem<br />
Club und beim RC Kreuzlingen-Konstanz.<br />
Dass das Projekt bereits im Herbst 2003<br />
starten konnte, war der Initiative von Rot.<br />
Peter Forster (RC Kreuzlingen-Konstanz)<br />
zu verdanken, der seinerzeit seinen Job<br />
als erfolgreicher Werbefotograf aus Altersgründen<br />
an den Nagel hängte und sich im<br />
besten rotarischen Sinne der «Osthilfe»<br />
annahm.<br />
Nach einem intensiven Informationsbesuch<br />
vor Ort schrieb er damals im <strong>Rotary</strong><br />
<strong>Magazin</strong>: «Von einem gewissen wirtschaftlichen<br />
Aufschwung der letzten<br />
Jahre (in der Ukraine) profitierten nur<br />
wenige, und dies waren leider oftmals<br />
nicht die Menschen, die bedürftige Landsleute<br />
am Erfolg teilhaben lassen – im<br />
Gegenteil. Die Ukraine ist nach westlichem<br />
Verständnis Rechtsstaat; soziale Einrichtungen<br />
sind verkümmert und Korruption<br />
behindert einen gerechten Wirtschaftsaufschwung.<br />
Leidtragende dieser Entwicklung<br />
sind vor allem Alte und<br />
Behinderte.»<br />
In diesem Sinne richtete sich das<br />
Augenmerk für die rotarischen Projekte zu<br />
Beginn etwa darauf, neue Betten für Kinderheime<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
Malteser Hilfsdienst bereitzustellen. Am<br />
Ende waren es 600 Betten und Matratzen,<br />
die finanziert werden konnten. Auch die<br />
Hilfe für Strassenkinder in Form medizinischer<br />
Versorgung, regelmässige Mahlzeiten<br />
und Resozialisierungsmassnahmen<br />
wurden zusammen mit der Caritas Westukraine<br />
schnell auf den Weg gebracht. Das<br />
vorbildhafte Projekt wurde 20<strong>08</strong> von<br />
einer Unterorganisation der Europäischen<br />
Union übernommen und wird weitergeführt.<br />
Das dritte Projekt, das ebenfalls<br />
bis heute sehr gut läuft, ist die Ausbildung<br />
von Familien mit cerebral behinderten<br />
Kindern («Eltern für Eltern»).<br />
Zu diesen Projekten sind inzwischen<br />
weitere Initiativen hinzugekommen. So<br />
konnten beispielsweise Sanierungsmassnahmen<br />
in Kinderheimen vorgenommen<br />
werden, eine Blindenschule in Lemberg<br />
wurde mit notwendigen technischen<br />
Hilfsmitteln ausgestattet und unter dem<br />
Stichwort «Open hearts» werden nach wie<br />
Für sie hat sich Rot. Peter Forster mehr als 20 Jahre lang mit grosser Leidenschaft<br />
engagiert: Kinder und Jugendliche in der Ukraine – hier ein Foto aus Lemberg<br />
vor Treffen von behinderten jungen Menschen<br />
finanziert. Darüber hinaus wurden<br />
in den vergangenen Jahren traumatisierte<br />
Kinder aus dem Kriegsgebiet Donbass<br />
nach Lemberg zur Erholung geholt, anderen<br />
Jugendlichen wurden Ferienaufenthalte<br />
in Polen oder auf der Krim ermöglicht.<br />
Seit <strong>2023</strong> ist fast eine Million Franken<br />
nach Lemberg geflossen, knapp 50 Prozent<br />
davon stammen aus den Clubkassen<br />
(der RC Weinfelden ist nicht mehr dabei,<br />
dafür aber der RC Kreuzlingen), der Rest<br />
aus Fundraising-Aktionen, aber auch aus<br />
nichtrotarischen Vereinen. Dass die Gelder<br />
auch bei den Hilfsbedürftigen ankommen,<br />
darüber «wacht» das Kernteam. Wobei es<br />
in Lemberg auch verlässliche und qualifizierte<br />
Mitarbeiter und Mitdenker gibt. Das<br />
erste Kernteam unter der Leitung von<br />
Peter Forster setzte sich zusammen aus<br />
Urs Doerig, Reiner Sigrist, Werner Spirig,<br />
Martina Wiessner-Kniffka und Lorenz<br />
Zubler. Das neue Team hat sich nur geringfügig<br />
verändert: Neuer Leiter ist Lorenz<br />
Zubler (RC Kreuzlingen-Konstanz), dazu<br />
kam Hanspeter Ryser (RC Kreuzlingen).<br />
Allein Peter Forster war in den letzten<br />
20 Jahren 26-mal vor Ort. Auf eigene Rechnung,<br />
versteht sich. Immer trat er auch als<br />
Geldbote auf, um ganz sicher zu gehen.<br />
Was ihm gelegentlich bei Grenzkontrollen<br />
Probleme bereitete, wie er jetzt bei seinem<br />
wohl letzten Vortrag über die «Osthilfe»<br />
vor seinen Freunden vom RC Kreuzlingen-Konstanz<br />
lächelnd berichtete. Insgesamt<br />
hat er 20 Vorträge im In- und Ausland<br />
gehalten und dadurch nicht unerhebliche<br />
Spenden generiert. Forster, inzwischen<br />
83-jährig, gibt jetzt die Mitarbeit im Kernteam<br />
ab. Er lässt andere machen, wie er<br />
sagt. Und für die Nachfolge ist gesorgt.<br />
Bei seinem «Abschied» in Gottlieben,<br />
dem sommerlichen Meeting-Ort des<br />
Clubs, war auch der Initiator des Lemberg-Projekts<br />
anwesend. Toni Schönenberger<br />
fand viele lobende Worte für Peter<br />
Forster, dem die derzeitige Präsidentin des<br />
Clubs Kreuzlingen-Konstanz, Gabriele<br />
Schindler, ein grosses Dankeschön nachschickte.<br />
K Rot. Gabriele Schindler / red<br />
A Rot. Peter Forster<br />
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