EYECOM 5·6|23

EDITORIAL 0
»DIE EHE IST EINE LANGE MAHLZEIT, DIE MIT DEM DESSERT BEGINNT.«
( Henri Toulouse-Lautrec, französischer Maler u. Graphiker, 1864-1901)
»ES GIBT KEIN NULL-RISIKO.
WER NIE EIN RISIKO EINGEHEN WILL, GEHT OFT DAS GRÖSSTE RISIKO EIN.«
( Lothar Schmidt, deutscher Politikwissenschaftler, 1922–2015 )
Liebe Leser,
Das siebte Jahr einer Ehe soll laut einer Volksweisheit (wissenschaftliche Belege gibt es keine dafür) ein besonders kritisches Jahr
sein – und deshalb nicht selten das letzte. Die Partner haben sich in dieser Zeit kennen-, lieben und schätzen gelernt. Aber sie hatten
auch genügend Gelegenheit, die Marotten des jeweils anderen kennenzulernen und sich darüber aufzuregen. Oder großzügig
darüber hinwegzusehen. Schon Johann Wolfgang von Goethe schlug 1809 in seinem Roman „Wahlverwandtschaften“ die Ehe
auf Zeit statt des üblichen „bis dass der Tod Euch scheidet“ vor: Nach sieben Jahren sollte Ehen automatisch enden und nur dann
fortgesetzt werden, wenn beide Partner das wollten. Vor gut 200 Jahren war das ein revolutionärer Ansatz.
Als wir – das heute 7-köpfige EYECOM-Team – Mitte des Jahres 2016 ein neues augenoptisches Fachmagazin namens EYECOM
auf einen durchaus gut gefüllten Markt brachten, hatten wir (auch hier passt der Vergleich mit einem jungen Ehepaar) eine Menge
Hoffnungen und Pläne - und keine Ahnung, was uns erwarten würde. Jetzt, im Spätsommer des
Jahres 2023, können wir auf sieben spannende EYECOM-Jahre zurückblicken. Wir haben in dieser
Zeit das gemacht, was wir gut können: Eine tolle Zeitschrift für engagierte Augenoptik-Unternehmer
zu recherchieren und zu produzieren, die aus ihrem Beruf eine Berufung gemacht haben, die lieben,
was sie tun und viel mehr darunter verstehen, als nur jeden Tag ihren Laden aufzuschließen und
irgendwelchen Zufallskunden irgendetwas zu verkaufen.
Wir haben Menschen und Ideen zusammengebracht, Optiker-Stammtische veranstaltet, Optiker-
Oldtimertreffen organisiert und jetzt im August 2023 mit dem EYECOM XTRA ein ganz besonderes
digitales Add On auf den Weg gebracht, das Ihnen künftig in unregelmäßigen Abständen mit speziellen
Inhalten noch mehr Inspiration und Ideen für Ihren Unternehmer-Alltag liefern soll.
Zugegeben: Zu diesen sieben Jahren gehörte auch die Corona-Zeit, und die hat allen Fachmedien
der Augenoptiker-Branche ziemlich zugesetzt; auch uns. Wenn man sich – wie EYECOM – ausschließlich aus Anzeigen finanziert,
die wegen abgesagter Messen teilweise ebenfalls ausbleiben und gleichzeitig mit Papierpreiserhöhungen von fast 70 Prozent
konfrontiert wird, stellt man durchaus einmal Sinnfragen – wie in den meisten Ehen. Zumal fehlende Messen eben auch fehlende
Kommunikation, fehlende Stories und fehlende Freude bedeuteten. Da kommen selbst die größten Optimisten an Grenzen.
Aber heute wissen wir: Wir haben immer noch genau so viel Lust wie vor sieben Jahren, Sie, unsere Leser, kompetent zu informieren,
schöne Geschichten für Sie zu finden und für Sie mit interessanten Menschen aus unserer wunderbaren Branche zu reden.
Und obwohl ich mittlerweile seit fast 45 Jahren in der „Brillen-Schreiberei“ unterwegs bin, kann ich bis heute sagen, dass diese
Branche es nicht schafft, mich zu langweilen. Ich finde sie so spannend wie nie zuvor, auch wenn man inmitten von einer Menge
„me too“ die echten „Perlen“ heute mehr suchen muss als früher.
Insofern kann von einem „verflixten 7. Jahr“ oder einer Ehekrise nicht die Rede sein.
In diesem Sinne herzlichst Ihr
DAS VERFLIXTE 7. JAHR
Martin Graf
PS: Für Anregungen, Kommentare und Kritik erreichen Sie mich unter graf@eye-com.net und Tel. 07735-9191957