EYECOM 5·6|23
DIE EYEWEAR-COMMUNITY
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Denn in diesem Kontext möchten potenzielle Kunden und Geschäftspartner<br />
auch als Person wahrgenommen, wertgeschätzt und persönlich<br />
angesprochen und umworben werden.<br />
Genau dieses Gefühl haben Kunden bei Twitter-Meldungen oder<br />
Facebook-Posts aber nicht. Denn zum einen sind diese in der Regel nicht<br />
personifiziert; zum anderen sind solche Meldungen bekanntlich die<br />
billigste und am wenigsten zeitintensive Form, Infos zu verbreiten. Das<br />
wissen auch deren Empfänger, weshalb sie in ihnen gerade kein Zeichen<br />
individueller Wertschätzung sehen.<br />
Dem Ziel der meisten Selbstständigen, sich als „Spezialist für...“ zu<br />
profilieren, sollten daher ausdrücklich auch die Medien entsprechen, die<br />
sie für die Kommunikation mit ihren Kunden wählen. Welche Medien<br />
das sind, ist individuell unterschiedlich und unter anderem abhängig<br />
von den individuellen Zielen und der Positionierung eines Anbieters im<br />
Markt. Sicher ist nur: Die erkennbar billigste Ansprache ist in der Regel<br />
auch die schlechteste und wirkungsloseste.<br />
Hyperaktivität kann dem Experten-Ruf schaden<br />
Man muss in jedem Fall aufpassen, die Falle zu vermeiden, in die in den<br />
letzten Jahren zahlreiche Berater unterschiedlichster Couleur getappt<br />
sind. Verführt von Marketingberatern, die Social Media als den Marketingkanal<br />
der Zukunft propagierten, publizierten sie in Blogs und in Foren<br />
nicht nur eine Vielzahl von Texten. Sie twitterten auch ohne Unterlass.<br />
Doch dabei übersahen sie, dass sie über diese Kanäle ihre Zielkunden<br />
im B2B-Bereich wie Entscheider in den Unternehmen meist gar nicht<br />
erreichen – denn die haben besseres zu tun, als auf solchen Plattformen<br />
herumzuturnen. Und wenn sie dort tatsächlich einmal Posts lesen, dann<br />
üblicherweise nur solche von Personen, die sie bereits kennen.<br />
Eine weitere Folge dieser Hyperaktivität im Social Media-Bereich<br />
war: Sie zerstörten sich ihren zuvor nicht selten guten Online-Auftritt.<br />
Der Grund ist einfach: Gab man vor einigen Jahren ihren Namen bei<br />
Google als Suchbegriff ein, dann erschienen bereits bei den ersten<br />
Treffern nicht selten Hinweise auf Zeitungsartikel, die diese Experten in<br />
Publikums- oder Fachzeitschriften veröffentlicht hatten. So entstand bei<br />
Die meisten bei Social Media publizierten<br />
Texte sind inhaltlich weitgehend uninteressant<br />
Web-Suchern der Eindruck: „Das scheint ja ein echter Fachmann für... zu<br />
sein“. Startet man heute dieselbe Google-Suche, erscheinen auf den ersten<br />
Seiten oft nur noch Hinweise auf irgendwelche mehr oder weniger<br />
belanglosen Aktivitäten auf Social Media-Plattformen; die informativen<br />
Zeitungsartikel wurden von den Social Media-Einträgen auf den Trefferseiten<br />
nach hinten verdrängt.<br />
Am besten einfach ausprobieren, was wirkt<br />
Die vorstehenden Feststellungen sollen kein Plädoyer dagegen sein, Social<br />
Media als Marketing-Instrumente zu nutzen. Sie sollen Sie nur ermutigen,<br />
vor Ihrer Entscheidung, welche Rolle diese Medien in Ihrem Marketing-Konzept<br />
spielen, genau zu prüfen: Kann ich mit ihnen mein Ziel, die Bekanntheit<br />
in meiner Zielgruppe zu steigern und mir einen Ruf als Experte aufzubauen,<br />
überhaupt erreichen? Denn für alle Marketing- und PR-Maßnahmen gilt: Sie<br />
sind kein Selbstzweck; sie müssen auch Erfolg haben!<br />
Wenn Sie im Einzelfall trotzdem einmal unsicher sind, ob ein bestimmtes<br />
Marketing-Instrument das richtige für Sie ist, lautet meine<br />
Empfehlung: Probieren Sie es einfach aus. Wen interessiert es, wenn Sie<br />
dabei ein paar Fehler machen? Am Ende ist zu viel Vorsicht auch kein<br />
Konzept, denn ein Grundsatz gilt nach wie vor: Der schlechteste Werbebrief<br />
ist der, der nie versandt wurde.<br />
Für alle Marketing- und<br />
PR-Maßnahmen gilt: Sie sind<br />
kein Selbstzweck; sie müssen<br />
auch Erfolg haben !<br />
Bernhard Kuntz ist Diplom-Pädagoge und hat viele Jahre<br />
als Journalist gearbeitet. Mit der von ihm 1989 gegründeten<br />
„Die PRofilBerater GmbH“ in Darmstadt hilft er Unternehmen<br />
aus unterschiedlichen Branchen, ein eigenes Unternehmensprofil<br />
zu entwickeln oder ein vorhandenes zu schärfen. Er ist<br />
unter anderem Autor der Marketing- und PR-Ratgeber „Die<br />
Katze im Sack verkaufen“, „Fette Beute für Trainer und Berater“<br />
und „Warum kennt den jeder?“<br />
Kontakt: wwww.die-profilberater.de<br />
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<strong>EYECOM</strong> 05-06 | 2023