EYECOM 5·6|23
DIE EYEWEAR-COMMUNITY
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Andrea Marzaro: Es gab mehrere interessierte Parteien an der Übernahme<br />
von zwei der ikonischsten Marken in der Geschichte der deutschen<br />
Augenoptik. Der Grund, warum schließlich eine Vereinbarung zwischen<br />
De Rigo und Rodenstock getroffen wurde, liegt unter anderem im<br />
Respekt vor der Geschichte und dem Erbe dieser beiden Marken sowie<br />
in der Qualität des zukünftigen Projekts, das die Entwicklung durch die<br />
Wertschätzung bestehender Ressourcen fördert.<br />
Kurz gesagt: Die wichtigsten Synergien betreffen die Ergänzung der<br />
Marken im De Rigo-Portfolio, was uns heute ein umfassendes Angebot<br />
für unsere Kunden ermöglicht, von ikonischen Sonnenbrillen unter unserer<br />
eigenen Marke Police über weibliche Eleganz mit Escada, Yalea und<br />
Furla bis hin zu Sport mit Fila und Premium-Marken wie Chopard und<br />
Philipp Plein. Hinzu kommen geografische Effekte durch die Nutzung<br />
des weitreichenden Vertriebsnetzes von De Rigo sowie die Herangehensweise<br />
an Produkt- und Kollektionsentwicklung unter Nutzung der Expertise<br />
des Teams in München.<br />
Aber Sie haben recht: Das ist sicherlich kein Spaziergang. Das Projekt<br />
ist komplex, und um den Kunden Kontinuität zu bieten, sind wir nicht<br />
bei null gestartet und haben keine bestehenden Kollektionen eliminiert.<br />
Stattdessen bieten wir unseren Kunden die gewohnten Kollektionen weiter<br />
über das bestehende Vertriebsnetz an. Auch die Produktionslogistik<br />
ändert sich nicht. Dafür war die Übertragung einer enormen Menge von<br />
Brillen, Ersatzteilen, Daten und Know-How von Rodenstock zu De Rigo<br />
erforderlich. Wir haben im Juli und August 2023 hart gearbeitet, um<br />
unseren Kunden einen erstklassigen Servicestandard bieten zu können.<br />
Und heute, nach den ersten Wochen der Übergangsphase, können wir<br />
sagen, dass unsere Planung geklappt hat.<br />
<strong>EYECOM</strong>: Wie unterscheidet sich der DACH-Markt von anderen<br />
Ländern Europas und der Welt? Oder anders gefragt: Muss<br />
man ein Cavalli-Korrektionsmodell oder eine Porsche Design-<br />
Sonnenbrille den Augenoptikern und Endkunden hier anders<br />
verkaufen als in Italien oder den USA?<br />
Andrea Marzaro: Es gibt Ähnlichkeiten und Unterschiede, wobei letztere<br />
teilweise immer kleiner werden. Das liegt einerseits an der Globalisierung,<br />
die solche Unterschiede verwäscht. Andererseits können größere<br />
Unternehmen dank stärkerer Marken und größerer Investitionen eher<br />
Stabilität und langfristige Entwicklung gewährleisten. Zu den Unterschieden<br />
würde ich eine größere Bedeutung der materiellen Aspekte<br />
des Produkts zählen, zum Beispiel technische und qualitative Aspekte.<br />
Seltsamerweise könnte auch eine größere Bedeutung der persönlichen<br />
Beziehung hervorstechen, sowohl zwischen Optiker und Endverbraucher<br />
als auch zwischen Kollegen im Unternehmen - und auch zwischen den<br />
Handelsvertretern und unseren Kunden. Die Bedeutung persönlicher<br />
Beziehungen ist ein charakteristisches Element des deutschen Marktes<br />
und macht unsere Arbeit interessanter und unterhaltsamer.<br />
<strong>EYECOM</strong>: Es gibt ja das Bonmot, dass der deutsche Markt der<br />
schwierigste der Welt sei – was man hier verkaufen könne, sei<br />
weltmarkttauglich. Würden Sie das so unterschreiben?<br />
Andrea Marzaro: Natürlich habe ich diese Aussage bereits gehört. Ich<br />
kann nicht sagen, ob es der schwierigste Markt ist, aber es ist sicherlich<br />
ein Markt mit spezifischen und einzigartigen Anforderungen, sowohl von<br />
Kunden als auch von Endverbrauchern, die wirklich gut verstanden werden<br />
müssen. Unsere Hoffnung ist, dass die Übernahme von Rodenstock<br />
und Porsche Design sowie das enorme Know-how, das wir erworben<br />
haben, uns helfen werden, diesen Markt immer besser zu verstehen und<br />
die Vorteile der beiden Kulturen optimal zu nutzen.