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50 Jahre Landkreis Schwäbisch Hall 2023

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SATTELDORF<br />

Seite 38<br />

Die Chancen an der Autobahn genutzt<br />

Entwicklung Die Stunde Null der heutigen Gemeinde Satteldorf schlug gleich zweimal. In den 1970er-<strong>Jahre</strong>n sind die Entscheidungen<br />

getroffen worden, die zum Aufschwung beigetragen haben. Mit dem Ausbau der A 6 steht eine große Herausforderung an. Von Ute Bartels<br />

Satteldorf<br />

Kontakt<br />

Bürgermeisteramt Satteldorf<br />

Satteldorfer Hauptstraße <strong>50</strong><br />

74589 Satteldorf<br />

Tel. 07951 4700-0<br />

gemeinde@satteldorf.de<br />

Die Autobahn: Für die Gemeinde Satteldorf (im Hintergrund) ist sie ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil sie den rasanten Aufschwung der<br />

Gemeinde befeuerte. Und Fluch, weil die Einwohner unter Lärm und Müll leiden.<br />

Foto: Ute Bartels<br />

Am 1. Januar 1974 schlug<br />

die Geburtsglocke des<br />

heutigen Satteldorf.<br />

Damals verschmolzen<br />

die drei vormals selbstständigen<br />

Gemeinden Ellrichshausen, Gröningen<br />

und Satteldorf zu einer<br />

Einheit. Die Geburtsglocke schlug<br />

dann noch einmal am 18. Dezember<br />

1979. Damals eröffnete das<br />

letzte Teilstück der A 6 mit Ausfahrt<br />

Satteldorf. Beides prägt die<br />

Gemeinde bis heute.<br />

„Für die jüngere Generation<br />

und die vielen Zugezogenen ist<br />

Satteldorf das, was es heute ist“,<br />

sagt Bürgermeister Thomas Haas,<br />

der in Satteldorf aufgewachsen<br />

ist. „Eine Gemeinde in genau der<br />

richtigen Größe.“ Die Identifikation<br />

mit der Gemeinde sei groß,<br />

die Vereinsstruktur gut. „Und ich<br />

als Bürgermeister bin nah dran an<br />

den Menschen und an den Themen.<br />

In einer größeren Einheit<br />

wäre das anders.“<br />

Bei den Jubilarbesuchen allerdings,<br />

erzählt Haas, erlebe er immer<br />

wieder, dass es „Lokalpatriotismus“<br />

für die einzelnen Ortschaften<br />

gebe. „Die Vereinsstruktur<br />

hat sich dort ja erhalten.“<br />

Lange hätten die einzelnen Orte<br />

auch eigene Kirchengemeinden<br />

gehabt. Doch selbst dies ändere<br />

sich derzeit.<br />

„Was mich aber beschäftigt, ist,<br />

dass jeder Ort ein eigenes Fest<br />

hat. Eines für die Gesamtgemeinde<br />

gibt es nicht.“ Aber fehlt das?<br />

„Eher nicht“, so Haas. „Bei den<br />

Festen gibt es sowieso rege Besuche<br />

hin und her. Man sieht immer<br />

wieder dieselben Menschen. Ich<br />

weiß das, weil ich ein fleißiger<br />

Festlesgänger bin.“<br />

Ein gemeinsames Fest soll es<br />

aber im nächsten Jahr geben – eines<br />

zum <strong>50</strong>. Geburtstag der Gemeinde.<br />

Der Gemeinderat hat<br />

kürzlich einen zuständigen Ausschuss<br />

gegründet, der die Planungen<br />

aufnehmen soll.<br />

Dass der Verwaltungssitz der<br />

neu gegründeten Gemeinde nach<br />

Satteldorf komme, war lange vor<br />

dem Zusammenschluss klar. Zugunsten<br />

Satteldorfs sprach die<br />

Nähe zu Crailsheim, die Außenstelle<br />

des Landratsamts, die bessere<br />

Verkehrsanbindung und vor<br />

allem das kurz zuvor neu gebaute<br />

Rathaus.<br />

Überhaupt das Rathaus: „Wenn<br />

ich bedenke, was damals gebaut<br />

wurde, Rathaus, Freibad, Sammelkläranlage<br />

– und alles in der Phase<br />

der Gemeindereform. Das ist<br />

erstaunlich“, findet der Bürgermeister.<br />

Die 1970er-<strong>Jahre</strong>, sagt<br />

Haas, waren eine Blütezeit der<br />

Gemeinde – der Gesamtgemeinde,<br />

wohlgemerkt. „Damals sind<br />

die großen Entscheidungen getroffen<br />

worden, die bis heute Bestand<br />

haben.“<br />

Vieles davon hängt auch mit<br />

dem Industriegebiet zusammen,<br />

das die Gemeinde 1980 an der Autobahnausfahrt<br />

ausweisen konnte<br />

– übrigens unter heftigem Protest<br />

des Crailsheimer Oberbürgermeisters<br />

Hellmut Zundel.<br />

Allerdings: Bis die Entwicklung<br />

dort so richtig Fahrt aufnahm,<br />

sollte es dauern. Zwar wurde<br />

gleich 1981 der erste Bauplatz<br />

verkauft, doch noch 1987 zählte<br />

Hommel erst vier Ansiedlungen:<br />

„Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze<br />

ist noch vergleichsweise<br />

bescheiden“, schreibt er<br />

1989 in der Chronik. „Langfristig<br />

gesehen dürfte das Industriegebiet<br />

aber eine große Chance haben.“<br />

Hommel sollte Recht behalten:<br />

Wie viele Arbeitsplätze Satteldorf<br />

zur Kreisreform hatte, ist unbekannt.<br />

Aber noch 1989 waren es<br />

nur 234. Heute sind es knapp 4<strong>50</strong>0<br />

– eine schier unglaubliche Steigerung.<br />

Die Einwohnerzahl ist ebenfalls<br />

stark gestiegen: Heute sind<br />

es 5800, zur Kreisreform 1974 waren<br />

es, alle drei Ortsteile zusammengenommen,<br />

37<strong>50</strong>. Das Industriegebiet<br />

an der Autobahn hat<br />

heute mehr als <strong>50</strong> Hektar, weitere<br />

23 Hektar können ausgewiesen<br />

werden. Mittlerweile haben sich<br />

auch Crailsheimer Firmen dort<br />

niedergelassen – Leonhard Weiss<br />

oder in jüngerer Zeit 11Teamsports.<br />

Die Autobahn hat aber auch<br />

Nachteile. Die Anwohner leiden<br />

unter Lärm und Müll, und Gronach<br />

und Jagst leiden unter Öl<br />

und schmutzigem Regenwasser.<br />

Die werden dort ungefiltert eingeleitet<br />

– Stand der Technik der<br />

Bauzeit. Dem Autobahnausbau,<br />

der mit Lärmschutz einhergehen<br />

soll, wird deshalb in der Gemeinde<br />

entgegengefiebert. Doch wann<br />

der kommt, und wie sich die Umleitungen<br />

gestalten – immerhin<br />

müssen die beiden großen Brücken<br />

komplett neu gebaut werden<br />

–, steht noch in den Sternen.<br />

Der Ausbau jedenfalls, so sagt<br />

Bürgermeister Thomas Haas,<br />

wird „eine Riesenherausforderung<br />

für die ganze Gemeinde“.<br />

Weitere zukünftige Themen?<br />

„Moderates, flächenoptimiertes<br />

Wachstum“, so Haas. „Das Wachstum<br />

der vergangenen 20 oder 30<br />

<strong>Jahre</strong> wird sich so nicht fortsetzen<br />

– nicht fortsetzen können.<br />

Dennoch wird Satteldorf auch<br />

künftig eine gute Entwicklung haben.<br />

Wir überaltern nicht. Wir sehen,<br />

dass es aktuell in den älteren<br />

Wohngebieten einen Generationswechsel<br />

gibt. Das klappt problemlos<br />

und liegt auch daran,<br />

dass Satteldorf eine attraktive Gemeinde<br />

ist und bleibt.“<br />

Crailsheim wollte Satteldorf<br />

Geschichte Vor dem Zusammenschluss ging es hoch her. Warum<br />

es mit Hengstfeld, Tiefenbach und Beuerlbach nichts wurde.<br />

Grußwort<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

aus Satteldorf<br />

Satteldorf ist ein attraktiver Wohnort zum Leben<br />

und Arbeiten inmitten einer intakten Natur. Die<br />

wirtschaftliche Stärke verdanken wir unseren<br />

bodenständigen und zugleich hoch innovativen<br />

Unternehmen. Sie bieten derzeit rund 4.200<br />

Arbeitsplätze.<br />

Uns kennzeichnet die Aufgeschlossenheit gegenüber<br />

Neuem und das Bewusstsein, an Bewährtem<br />

festzuhalten. So liegt uns der Erhalt unserer<br />

charakteristischen dörflichen Strukturen in den<br />

gewachsenen Ortskernen am Herzen. Ebenso<br />

wie die Pflege unserer reizvollen hohenlohischen<br />

Landschaft mit den tief eingeschnittenen Tälern<br />

der Jagst und Gronach. Gleichzeitig gehen wir<br />

aufgeschlossen und zukunftsorientiert neue Wege.<br />

Ein zugewandtes Miteinander ist uns wichtig.<br />

Wir leben dies in unseren lebendigen Kirchen<br />

und zahlreichen Vereinen. Diese Gemeinschaft<br />

zeichnet Satteldorf besonders aus.<br />

Thomas Haas<br />

Bürgermeister<br />

Basisdaten<br />

Einwohnerzahl: 5.800<br />

Fläche: 46,21 km²<br />

Teilorte: Satteldorf, Sattelweiler,<br />

Burleswagen, Neidenfels, Kernmühle,<br />

Schummhof, Auhof, Heldenmühle,<br />

Neumühle, Barenhaldenmühle,<br />

Gröningen, Triftshausen, Bölgental,<br />

Bronnholzheim, Helmshofen, Schleehardshof,<br />

Ellrichshausen, Volkershausen,<br />

Birkelbach, Horschhausen,<br />

Beeghof, Rockhalden, Simonsberg,<br />

Gersbach<br />

Bürgermeister: Thomas Haas (31)<br />

Partnergemeinde: Gröningen/Bode<br />

Sachsen-Anhalt<br />

3 Sehenswürdigkeiten: Hammerschmiede<br />

Gröningen, Anhäuser Mauer,<br />

Oldtimer-Museum Ellrichshausen<br />

3 größte Vereine: SpVgg Gröningen-<br />

Satteldorf 1946, 1.348 Mitglieder;<br />

Kultur- und Sportgemeinde<br />

Ellrichshausen, 627 Mitglieder;<br />

Liederkranz Sportfreunde Gröningen,<br />

485 Mitglieder<br />

3 größte Unternehmen: Leonhard<br />

Weiss GmbH & Co. KG, 1.8<strong>50</strong> Mitarbeiter;<br />

11teamsports, 2<strong>50</strong> Mitarbeiter;<br />

Knauf Integral KG, 1<strong>50</strong> Mitarbeiter<br />

Satteldorf. Ein „Hick-Hack“, eine<br />

„schreckliche Zeit“, so beschrieb<br />

der Satteldorfer Alt-Bürgermeister<br />

Hermann Hommel die Zeit vor<br />

dem Zusammenschluss. Denn zunächst<br />

einmal war alles offen.<br />

Crailsheim etwa wollte Satteldorf<br />

unbedingt bei sich haben. Der<br />

dortige Bürgermeister Hellmut<br />

Zundel kämpfte wie ein Löwe darum<br />

und redete die rohstoffreiche<br />

Gemeinde klein: Das Dorf sei ohnehin<br />

nur „ein Stadt-Umland-Problem“.<br />

Freilich: Einen Zusammenschluss<br />

hatte der Satteldorfer Gemeinderat<br />

schon 1970 abgelehnt.<br />

Nachdem Tiefenbach „in die<br />

Arme von Crailsheim gefallen<br />

war“, so Hommel, wurde eine andere<br />

Viererkombination angestrebt:<br />

Satteldorf, Gröningen, Ellrichshausen<br />

und Hengstfeld. Das<br />

Oberschulamt legte ein Veto ein.<br />

Grund: die gemeinsame Grundschule<br />

Wallhausen/Hengstfeld.<br />

Also Hengstfeld adé! Verabschiedet<br />

hatte sich kurz zuvor auch<br />

Beuerlbach. Das entschied sich<br />

für Crailsheim.<br />

„Deshalb liegt noch heute einer<br />

unserer Wasserhochbehälter<br />

auf Crailsheimer Gemarkung“, erklärt<br />

der derzeitige Satteldorfer<br />

Bürgermeister Thomas Haas. Die<br />

Beuerlbacher seien auch heute<br />

noch ans Satteldorfer Wasser angeschlossen.<br />

„Sie haben Glück.<br />

Unser Wasserzins ist niedriger als<br />

der von Crailsheim.“ uts<br />

Das Rathaus in Satteldorf wurde kurz vor der Gemeindereform neu gebaut. Das war einer der Gründe, warum<br />

der Verwaltungssitz der neuen Gemeinde dort angesiedelt wurde. 1995 wurde das Gebäude saniert<br />

und mit einem Anbau versehen.<br />

Foto: Ute Bartels

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