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50 Jahre Landkreis Schwäbisch Hall 2023

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GAILDORF<br />

Seite 24<br />

Stolz auf seine<br />

Identitätsstifter<br />

Geschichte Die Schenken von Limpurg<br />

haben die Region wesentlich mitgeprägt.<br />

Deshalb ist Gaildorf die „Schenkenstadt“.<br />

Gaildorf. Die Reichserbschenken<br />

von Limpurg sind ein wichtiger<br />

Bestandteil der Geschichte Gaildorfs.<br />

Ohne diese Adelsfamilie<br />

wäre der Ort heute eine andere<br />

Stadt. Bereits im 13. Jahrhundert<br />

wurde die Familie in Gaildorf begütert<br />

und begann, das Alte<br />

Schloss, bis heute bedeutendes<br />

Wahrzeichen, zu bauen. Durch<br />

die Nähe des einstigen Adelssitzes,<br />

der Limpurg, zur Reichsstadt<br />

<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> entwickelte sich<br />

eine starke Konkurrenz, die die<br />

Reichsstädter für sich entscheiden<br />

konnten.<br />

Wem gehört Gaildorf?<br />

Heimatlos geworden, bauten sich<br />

die Schenken Gaildorf zum<br />

Haupt- und Residenzort aus.<br />

Wichtige Privilegien konnten als<br />

Ausgleich vom Kaiser erwirkt<br />

werden, die Verleihung der Stadtrechte<br />

1404 beispielsweise. Und<br />

auch in den folgenden Jahrhunderten<br />

war die Familie wichtig.<br />

Die eigenständige Herrschaft<br />

über das Limpurger Land prägt<br />

den Landstrich bis heute: Die<br />

Nachkommen der Schenken von<br />

Limpurg sind nach wie vor Landbesitzer.<br />

Die Identität der Bevölkerung<br />

bezieht sich auf die Schenken<br />

und die bauliche Ausgestaltung<br />

von Gaildorf. Altes und Neues<br />

Schloss prägen das Stadtbild.<br />

Nach dem Erlöschen der<br />

Schenken von Limpurg im Mannesstamm<br />

wurden die Gebiete<br />

der Nachfolgefamilien schließlich<br />

von Württemberg übernommen,<br />

nicht ohne komplizierte verwaltungstechnische<br />

Vereinbarungen<br />

über Besitzrechte und Pflichten.<br />

Als Ausgleich wurde Gaildorf Sitz<br />

eines eigenen Oberamtes. Im<br />

Zuge der Verwaltungsreform<br />

während der Zeit des Nationalsozialismus<br />

wurden 1934 aus den<br />

Oberämtern Kreise. Der Kreis<br />

Gaildorf wurde 1938 aufgelöst,<br />

Gaildorf dem Kreis Backnang zugeschlagen,<br />

der wiederum Ende<br />

des <strong>Jahre</strong>s 1972 einer weiteren Reform<br />

zum Opfer fiel. Seit 1973 ist<br />

Gaildorf Teil des <strong>Landkreis</strong>es<br />

<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Viele, vor allem<br />

ältere Gaildorfer fühlen sich weiterhin<br />

weniger der Region Hohenlohe<br />

als dem Ballungsraum<br />

Stuttgart zugehörig.<br />

Anfang der 1970er-<strong>Jahre</strong> veränderte<br />

die Stadt Gaildorf zudem<br />

ihr Gesicht, da drei umliegende<br />

Ortschaften eingemeindet wurden.<br />

Diese ursprünglich eigenständigen<br />

Gemeinden bilden seitdem<br />

mit der Kernstadt Gaildorf<br />

Herz und Mitte des Limpurger<br />

Landes. Im Norden Ottendorf mit<br />

den Weilern Spöck und Hägenau,<br />

im Nordosten Eutendorf mit<br />

Klein- und Großaltdorf und Winzenweiler<br />

sowie im Süden Unterrot<br />

mit Schönberg und Bröckingen<br />

bilden mit Gaildorf die Stadt.<br />

Und nun?<br />

Die Geschichte der Schenken von<br />

Limpurg ist für Gaildorf zweifellos<br />

identitätsstiftend. Bürgermeister<br />

Frank Zimmermann zögerte<br />

denn auch nicht lange, einen<br />

entsprechenden Namenszusatz<br />

zu beantragen. Seit 1. Oktober<br />

2022 darf sich Gaildorf auch<br />

Schenkenstadt nennen. Die Ortsschilder<br />

empfangen die Gäste nun<br />

mit diesem Namenszug. pm<br />

Blick auf die Gaildorfer Kernstadt mit evangelischer Stadtkirche und <strong>Hall</strong>engelände links, Rathaus und Schulzentrum oben, Altem Schloss und<br />

Bräuhaus-Areal in der Mitte und dem Ärztehaus (gelbes Gebäude) rechts.<br />

Foto: Clemens Weller<br />

Wichtiger Mittelpunkt<br />

Rolle Gaildorf ist die drittgrößte Stadt im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Zentrum des<br />

Limpurger Landes. Sie übernimmt in dieser Funktion wichtige, übergreifende Aufgaben.<br />

Am schönen Fluss Kocher,<br />

zwischen zwei Bergrücken<br />

gelegen, erstreckt<br />

sich am Rande des<br />

<strong>Schwäbisch</strong>en Waldes die Schenkenstadt<br />

Gaildorf. Historische<br />

Gebäude, moderne Unternehmen<br />

und eine bürgernahe Verwaltung<br />

– all dies findet sich in Gaildorf.<br />

„Vor allem aber die Menschen<br />

sind der Schatz der Schenkenstadt:<br />

offen, warmherzig und<br />

engagiert. Gaildorf kann sich<br />

glücklich schätzen, solche Menschen<br />

zu haben“, sagt Bürgermeister<br />

Frank Zimmermann.<br />

Auch landwirtschaftliche Betriebe<br />

– vor allem in den Teilorten<br />

Ottendorf, Unterrot und Eutendorf<br />

mit ihren zahlreichen<br />

Weilern – sind noch in Gaildorf<br />

zu finden. Sie tragen – teils auch<br />

im Nebenerwerb – ihren Teil zur<br />

Landschaftspflege bei.<br />

Offen,<br />

warmherzig<br />

und engagiert.<br />

Bürgermeister Frank Zimmermann<br />

über die Menschen in Gaildorf<br />

Mit rund 12 <strong>50</strong>0 Einwohnern ist<br />

Gaildorf nach <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />

und Crailsheim die drittgrößte<br />

Viele Highlights übers Jahr<br />

Stadt im Süden des <strong>Hall</strong>er <strong>Landkreis</strong>es<br />

und somit Unterzentrum.<br />

Gaildorf ist aber auch Herz des<br />

Limpurger Landes, dem früheren<br />

Herrschaftsgebiet der Schenken<br />

von Limpurg (siehe Text links)<br />

und noch bis heute eine wichtige<br />

geografische Einheit mit historischer<br />

Bedeutung. Der Schenkenstadt<br />

kommen als Zentrum wichtige<br />

übergeordnete Aufgaben zu,<br />

die teils mit infrastrukturellen<br />

Herausforderungen verbunden<br />

sind.<br />

Zum einen ist sie Sitz des Gemeindeverwaltungsverbands<br />

Limpurger Land, dem neben Gaildorf<br />

die drei Gemeinden Fichtenberg,<br />

Oberrot und Sulzbach-Laufen<br />

angehören.<br />

Kinder und Jugendliche der<br />

umliegenden Gemeinden besuchen<br />

das Gaildorfer Schulzentrum.<br />

Dort sind alle Schularten<br />

vertreten. Zusammen mit den<br />

Grundschulen drücken rund 1600<br />

Schülerinnen und Schüler aus<br />

dem Limpurger Land täglich die<br />

Schulbank in Gaildorf.<br />

Bürgermeister der Schenkenstadt<br />

ist Frank Zimmermann. Der<br />

40-Jährige setzte sich 2014 mit<br />

deutlicher Mehrzeit gegen seine<br />

Mitstreiter durch. 2022 wurde er<br />

als einziger Kandidat für seine<br />

zweite Amtszeit bestätigt. ena<br />

Tourismus Pferdemarkt, Motocross, Bluesfest: Gaildorfs Feste und<br />

Veranstaltungen ziehen von weit her Besucher an.<br />

SCHENKENSTADT GAILDORF<br />

Die Schenkenstadt Gaildorf bietet viel: ein wunderbarer Ort zum Wohnen, Leben<br />

und Arbeiten. Idyllisch zwischen zwei Bergrücken am Kocher gelegen, lässt sich<br />

das Limpurger Land von Gaildorf aus zu Fuß oder per Fahrrad erkunden.<br />

Historische Bauwerke, Naturdenkmäler und zahlreiche Freizeitaktivitäten laden<br />

zum dableiben ein. Mittelständische Unternehmen, ein gut sortierter Einzelhandel<br />

und viele Vereine machen die Schenkenstadt Gaildorf lebenswert.<br />

Entdecken, erleben und genießen Sie unsere Stadt.<br />

Stadt Gaildorf<br />

Schloss-Straße 20 74405 Gaildorf Telefon: 07971 253-0 stadt@gaildorf.de<br />

Weitere Informationen gibt es auch auf gaildorf.de<br />

Gaildorf. Werden Einheimische<br />

nach Sehenswürdigkeiten in ihrer<br />

Schenkenstadt gefragt, so<br />

wird wohl ein imposantes Bauwerk<br />

als erstes genannt: das Alte<br />

Schloss im Zentrum von Gaildorf.<br />

Früher als Sitz der Schenken von<br />

Limpurg, ist heute unter anderem<br />

die Tourist-Info darin untergebracht.<br />

Im Wurmbrandsaal finden<br />

regelmäßig Konzerte und weitere<br />

Kulturveranstaltungen sowie<br />

die Sitzungen des Gemeinderats<br />

statt.<br />

Im Sommer veranstaltet der<br />

Kinoverein „Sonnenlichtspiele“<br />

sein Open-Air-Kino im Schlosshof.<br />

Im Winter ist das Alte Schloss<br />

malerische Kulisse für den Weihnachtsmarkt.<br />

Die bisher 23 Stadtmalerinnen<br />

und Stadtmaler von<br />

Gaildorf haben sich im Rahmen<br />

des Stipendiums dort ihrer Kreativität<br />

hingeben können.<br />

Aussichtsturm auf dem Kirgel<br />

Ähnlich imposant ist das Neue<br />

Schloss, das in den Schlosspark<br />

eingebettet ist. 1846 ließ sich<br />

Amalie Charlotte Auguste zu<br />

Waldeck-Pyrmont und Limpurg-<br />

Gaildorf als Witwensitz eine Villa<br />

in den Herrengarten bauen.<br />

Nach zwei Erweiterungen 1880<br />

und 1896 diente das neue Schloss<br />

den Grafen von Bentinck und<br />

Waldeck-Limpurg als Sommersitz.<br />

Seit 1967 ist es Sitz der Gaildorfer<br />

Stadtverwaltung.<br />

Ein markanter Punkt ist auch<br />

der Kernerturm auf dem Gaildorfer<br />

Hausberg Kirgel, errichtet zu<br />

Ehren von Theobald Kerner. Justinus<br />

Kerner war von 1815 bis 1819<br />

Oberamtsarzt in Gaildorf. Sein<br />

Sohn Theobald wurde im Jahr<br />

1817 hier geboren. Wie sein Vater<br />

hat auch er sich der Medizin und<br />

der Literatur verschrieben.<br />

Neben dem Alten Schloss befindet<br />

sich die evangelische Stadtpfarrkirche,<br />

von den Schenken<br />

von Limpurg eingerichtet und das<br />

geistliche Zentrum der Schenkenstadt.<br />

Etwas weiter oberhalb befindet<br />

sich auf dem Marktplatz<br />

das Alte Rathaus, das mit seiner<br />

Fachwerkansichtigkeit ein<br />

Schmuckstück des Platzes bildet.<br />

Feste mit langer Tradition<br />

Für Einheimische wie Touristen<br />

hat der Veranstaltungskalender<br />

von Gaildorf einige Highlights zu<br />

bieten – allen voran den Pferdemarkt,<br />

das größte Volksfest im<br />

Limpurger Land, das im Februar<br />

über die Bühne geht. Im Mittelpunkt<br />

stehen die Themen Ross<br />

und Forst. Dazu werden auf den<br />

Kocherwiesen diverse Schauprogramme<br />

geboten. Höhepunkt ist<br />

der Festumzug durch die Innenstadt,<br />

den sich tausende Einheimische<br />

und Gäste nicht entgehen<br />

lassen.<br />

Herausragend ist auch das international<br />

viel beachtete Event,<br />

das der Verein Kulturschmiede<br />

seit 1979 alle zwei <strong>Jahre</strong> auf die<br />

Beine stellt: Beim Bluesfest auf<br />

Der Festumzug des Gaildorfer<br />

Pferdemarktes zieht jährlich<br />

tausende Besucher aus nah und<br />

fern an. Foto: Archiv/Peter Lindau<br />

den Kocherwiesen treten an zwei<br />

Tagen Musikerinnen und Musiker<br />

auf, die zu den wichtigsten ihres<br />

Genres zählen. Gaildorf wird so<br />

regelmäßig zum Mekka des Blues.<br />

Beim Floßfest, ebenfalls auf<br />

den Kocherwiesen, lebt Gaildorfs<br />

alte Flößertradition wieder auf,<br />

die sich auch auf dem Stadtwappen<br />

widerspiegelt. Beliebter Programmpunkt<br />

ist das Entenrennen<br />

mit Quietscheentchen auf dem<br />

Kocher.<br />

Der MSC Gaildorf richtet jährlich<br />

ein Rennen des ADAC MX<br />

Masters auf dem Renngelände<br />

„Auf der Wacht“ in Großaltdorf<br />

aus. Es ist mit Abstand die größte<br />

Motorsportveranstaltung im<br />

<strong>Landkreis</strong> <strong>Hall</strong> und darüber hinaus.<br />

Der MSC hat sich damit in<br />

der internationalen Cross-Szene<br />

einen Namen gemacht. Ganz Gaildorf<br />

ist im Ausnahmezustand,<br />

wenn die Motoren auf der Rennstrecke<br />

aufheulen.<br />

Wandern und radeln in der Natur<br />

Wer es lieber ruhig mag, kann in<br />

und rund um Gaildorf herum auf<br />

den zahlreichen ausgewiesenen<br />

Wander- und Fahrradstrecken die<br />

Seele baumeln lassen. Gaildorf<br />

liegt inmitten von Wald und wunderschöner<br />

Natur. Rund die Hälfte<br />

der Gemarkung der Stadt besteht<br />

aus Wald, der auch zur Naherholung<br />

einlädt. Gemeinsam mit<br />

dem <strong>Schwäbisch</strong>en Albverein<br />

wurden sechs Rundwanderwege<br />

angelegt, die für Groß und Klein,<br />

Jung und Alt das Passende bereithalten.<br />

Auch Bikestrecken führen<br />

durch den Wald und zwei Single-<br />

Trail-Strecken lassen Mountainbikefahrer<br />

auf ihre Kosten kommen.<br />

Und als Endpunkt des<br />

Stromberg-Murrtal-Radwegs und<br />

als Teil des Kocher-Jagst-Radwegs<br />

hat Gaildorf eine vorzüglich<br />

ausgebaute Radinfrastruktur für<br />

Radtouristen.<br />

pm/ena

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