50 Jahre Landkreis Schwäbisch Hall 2023
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Sonderveröffentlichung<br />
der drei Kreiszeitungen,<br />
Dienstag, 23. Mai <strong>2023</strong><br />
Im Verbund der SÜDWEST PRESSE<br />
SCHROZBERG<br />
BLAUFELDEN<br />
Dr. Roland Biser<br />
Landrat bis 1987<br />
Ulrich Stückle<br />
Landrat von 1988 bis 2003<br />
ROT AM SEE<br />
LANGENBURG<br />
GERABRONN<br />
WALLHAUSEN<br />
BRAUNSBACH<br />
KIRCHBERG<br />
Gerhard Bauer<br />
Landrat seit 2004<br />
WOLPERTSHAUSEN<br />
SATTELDORF<br />
UNTERMÜNKHEIM<br />
ILSHOFEN<br />
MICHELFELD<br />
SCHWÄBISCH HALL<br />
VELLBERG<br />
CRAILSHEIM<br />
KRESSBERG<br />
MAINHARDT<br />
ROSENGARTEN<br />
MICHELBACH<br />
OBERSONTHEIM<br />
FRANKENHARDT<br />
STIMPFACH<br />
FICHTENAU<br />
OBERROT<br />
FICHTENBERG<br />
GAILDORF<br />
SULZBACH-<br />
LAUFEN<br />
BÜHLERTANN<br />
BÜHLERZELL<br />
UNSER<br />
LANDKREIS<br />
WIRD <strong>50</strong><br />
Geschichte<br />
Seite 3 Verwaltung Seite 4 Gemeinschaft ab Seite 13 Entwicklung Seite 18<br />
Wie es 1973 und den<br />
<strong>Jahre</strong>n zuvor zur Gründung<br />
des <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> kam<br />
Gerhard Bauer ist erst<br />
der dritte Landrat im<br />
<strong>Landkreis</strong>. Wie er die<br />
Entwicklung sieht<br />
Porträts der insgesamt<br />
30 Städte und Gemeinden<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong><br />
Die prägenden Ereignisse<br />
im <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>er<br />
<strong>Landkreis</strong> in den zurückliegenden<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n
Seite 2<br />
<strong>50</strong> JAHRE LANDKREIS SCHWÄBISCH HALL: GRUSSWORTE ZU DIESEM ANLASS<br />
Stets aufeinander zugehen<br />
Landrat Gerhard Bauer steht seit 2004 an der Spitze des <strong>Landkreis</strong>es. Er betont die<br />
Schönheit der Region sowie die herzlichen und fleißigen Menschen.<br />
Liebe Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger,<br />
der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
wird <strong>2023</strong> <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> alt! Dieses beachtliche<br />
Jubiläum möchten wir<br />
gemeinsam feiern. Seit der Kreisreform<br />
sind wir zu einem modernen<br />
und erfolgreichen <strong>Landkreis</strong><br />
zusammengewachsen. Und ich<br />
bin sehr stolz darauf, diese Entwicklungen<br />
nun schon seit 2004<br />
als Landrat miterleben, begleiten<br />
und mitgestalten zu dürfen.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
ist der schönste <strong>Landkreis</strong> der<br />
Welt, wie ich nicht müde werde<br />
zu betonen. Das wusste auch<br />
schon Eduard Mörike, der die Region<br />
als „besonders zärtlich ausgeformte<br />
Handvoll Deutschland“<br />
bezeichnete. Um sich hiervon zu<br />
Wir haben in<br />
den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n viel erreicht,<br />
aber auch viel<br />
bewältigt.<br />
überzeugen, genügt in aller Regel<br />
schon ein Blick aus dem heimischen<br />
Fenster. Neben einer unnachahmlichen<br />
Vielfalt an landschaftlichen,<br />
kulturellen und kulinarischen<br />
Genüssen sowie der<br />
großen wirtschaftlichen Stärke,<br />
sind es vor allem die herzlichen,<br />
fleißigen Menschen, die unsere<br />
Heimat so besonders machen.<br />
Im Miteinander steckt Kraft<br />
Wir haben in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n viel erreicht, aber auch<br />
viel bewältigt. Die Flut von<br />
Braunsbach, das Jagstunglück und<br />
nicht zuletzt die Pandemie haben<br />
sich in unser kollektives Gedächtnis<br />
gebrannt. Bei der Bewältigung<br />
dieser Krisen hat sich aber ebenso<br />
gezeigt, dass wir stets aufeinander<br />
zählen können. In diesem<br />
Miteinander steckt die Kraft,<br />
auch künftige Herausforderungen<br />
anzugehen und diese gemeinsam<br />
zu meistern.<br />
Im Jubiläumsjahr haben wir einige<br />
Highlights geplant: Etwa geführte<br />
Bustouren, bei denen Sie<br />
unseren schönen <strong>Landkreis</strong> neu<br />
entdecken können, einen Tag der<br />
offenen Tür am 2. Juli im Landratsamt<br />
in der Münzstraße, einen<br />
Fotowettbewerb und eine Buchveröffentlichung.<br />
Ich freue mich, Sie bei diesen<br />
Gelegenheiten zu treffen, kennenzulernen<br />
und mit Ihnen unseren<br />
lebens- und liebenswerten <strong>Landkreis</strong><br />
zu feiern.<br />
Ihr<br />
Gerhard Bauer<br />
Landrat<br />
Gerhard Bauer, Landrat seit 2004.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
Gemeinsam<br />
bewältigen<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> Oberbürgermeister Daniel<br />
Bullinger freut sich, dass der <strong>Landkreis</strong> den<br />
Namen der Stadt trägt.<br />
Im Jahr 1973 schuf die Kreisreform<br />
aus den ehemaligen<br />
Kreisen <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und<br />
Crailsheim sowie aus einem<br />
Teil des früheren Kreises Backnang<br />
den neuen <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. <strong>Hall</strong>erinnen und <strong>Hall</strong>er<br />
sind stolz, dass der <strong>Landkreis</strong><br />
sich nach uns, der größten Stadt<br />
im <strong>Landkreis</strong>, benannt hat.<br />
Die Große Kreisstadt <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> war bis 1802 Freie<br />
Reichsstadt und hat eine Zentralfunktion<br />
für Hohenlohe, zudem<br />
bildet sie ein Mittelzentrum in<br />
der Region Heilbronn-Franken.<br />
Die enge Verflechtung zwischen<br />
<strong>Landkreis</strong> und Stadt spiegelt<br />
sich nicht nur im gemeinsamen<br />
Namen wider: Der Sitz des<br />
Landratsamtes liegt mitten in der<br />
Altstadt von <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Das Leben der Menschen wird<br />
maßgeblich durch die Rahmenbedingungen<br />
in den <strong>Landkreis</strong>en,<br />
Städten und Gemeinden mitbestimmt.<br />
So wünsche ich dem<br />
<strong>Landkreis</strong> und zugleich uns Städten<br />
und Gemeinden gute Entscheidungen<br />
zum Wohle unserer<br />
Bürgerinnen und Bürger. Denn<br />
nur gemeinsam können wir die<br />
Herausforderungen und die Themen,<br />
die vor uns liegen, bewältigen.<br />
Auf weitere <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>!<br />
Daniel Bullinger<br />
Daniel Bullinger, <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>s Oberbürgermeister.<br />
Foto: sha<br />
Dr. Christoph Grimmer, Crailsheims Oberbürgermeister.<br />
Einige Widerstände<br />
überwunden<br />
Crailsheim Oberbürgermeister Christoph<br />
Grimmer betont: Die Stadt ist in der Region<br />
verwurzelt und in der Welt verknüpft.<br />
Foto: cra<br />
Die Horaffenstadt Crailsheim<br />
im Herzen Hohenlohes<br />
ist mit ihren mehr<br />
als 36 000 Einwohnenden<br />
die zweitgrößte Kommune im<br />
<strong>Landkreis</strong>. In ihrer mehr als<br />
700-jährigen Geschichte hat unsere<br />
Stadt bereits viel erlebt.<br />
In den Jahrzehnten nach dem<br />
Krieg wuchs Crailsheim kontinuierlich<br />
auf beiden Seiten der Jagst.<br />
Dabei wurde sie nicht nur immer<br />
fester verwurzelt mit ihrer Region,<br />
sondern verknüpfte sich mit<br />
der ganzen Welt. Unsere Unternehmen<br />
sind international tätig.<br />
Aus mehr als 100 Nationen leben<br />
heute Menschen in Crailsheim.<br />
Sie sorgen dafür, dass unsere<br />
Stadt bunt, weltoffen sowie<br />
lebens- und liebenswert ist. Auch<br />
wenn der Crailsheimer Horaff<br />
gerne an seinen liebgewonnenen<br />
Strukturen festhält und die Kreisgebietsreform<br />
vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n einige<br />
Widerstände überwinden<br />
musste, so zeigt sich heute, wie<br />
der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
mit seinen beiden Großen Kreisstädten<br />
und 28 weiteren Kreisgemeinden<br />
gefestigt und zukunftsorientiert<br />
aufgestellt ist. Für uns<br />
gilt schon seit weit mehr als <strong>50</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n: Innovation im Kopf. Tradition<br />
im Blut. Hohenlohe im<br />
Herzen. Dr. Christoph Grimmer<br />
Das Jubiläum ist<br />
auch unseres<br />
Gaildorf Bürgermeister Frank Zimmermann<br />
erinnert an die Entscheidung, die vor <strong>50</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n nicht leichtgefallen ist.<br />
Die Schenkenstadt Gaildorf<br />
überbringt die besten<br />
Glückwünsche zum<br />
<strong>50</strong>. Geburtstag des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Als<br />
drittgrößte Stadt des <strong>Landkreis</strong>es<br />
und als Zentrum des Limpurger<br />
Landes freuen wir uns, in einem<br />
dynamischen <strong>Landkreis</strong> Mitglied<br />
zu sein.<br />
Die Gründung des <strong>Landkreis</strong>es<br />
war im Jahr 1973 sicher nicht einfach.<br />
Der Entscheidung gingen<br />
damals erhebliche Diskussionen<br />
voraus. Und es ist kein Geheimnis,<br />
dass auch in Gaildorf – damals<br />
wie heute – nicht alle Einwohner<br />
mit der Zugehörigkeit<br />
Frank Zimmermann, Gaildorfs Bürgermeister<br />
zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
einverstanden sind.<br />
Allerdings haben die zurückliegenden<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> bewiesen, dass<br />
Gaildorf zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> gehört und dass daher<br />
dieses Jubiläum auch das unsere<br />
ist.<br />
Rat und Einwohner der Stadt<br />
Gaildorf danken der <strong>Landkreis</strong>verwaltung<br />
für ihre Arbeit in den<br />
zurückliegenden Jahrzehnten und<br />
freuen sich, wenn der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> sich weiterhin<br />
für seine Städte engagiert, auf<br />
ihre Meinungen hört und zu ihrem<br />
Wohle arbeitet.<br />
Frank Zimmermann<br />
Foto: Friedrich Ulmer<br />
Zuhause<br />
angekommen<br />
im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
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<strong>Jahre</strong><br />
1973-<strong>2023</strong><br />
Wir gratulieren dem<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
zum <strong>50</strong>-jährigen Bestehen.
Seite 3<br />
Editorial<br />
Marcus Haas<br />
Redaktionsleiter der<br />
Südwestpresse<br />
Hohenlohe<br />
Weißer Rauch steigt auf. Die Entscheidung ist gefallen. Der Kreistag gründet sich am 22. Mai 1973 in der Tüngentaler Sporthalle.<br />
Gegen den Willen aller Beteiligter<br />
Reform Im Jahr 1973 wurden die Struktur der <strong>Landkreis</strong>e reformiert. In Crailsheim gab es zuvor eine starke<br />
Bewegung, den eigenen <strong>Landkreis</strong> zu erhalten. <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> wollte dagegen eher einen „Großkreis Hohenlohe“.<br />
Die Pläne zur Neuordnung<br />
der <strong>Landkreis</strong>e, die<br />
schon 1954/55 folgenlos<br />
diskutiert wurden, mutierten<br />
im Dezember 1969 durch<br />
das „Denkmodell der Landesregierung<br />
zur Kreisreform“, verbunden<br />
mit einer umfassenden<br />
Gemeindereform, zum politischen<br />
Thema Nummer 1.Die seinerzeit<br />
regierende Große Koalition<br />
war gewillt, die Reform mit<br />
dem Ziel der Schaffung größerer<br />
und leistungsfähiger <strong>Landkreis</strong>e<br />
durchzusetzen. Die komplexe Gemengelage<br />
von einerseits Vorschlägen<br />
und Gegenvorschlägen<br />
und andererseits Lokal- und Regionalinteressen<br />
führte in unserer<br />
dünnbesiedelten, land- und<br />
forstwirtschaftlich geprägten Region<br />
im Nordosten Baden-Württembergs<br />
zu einer explosiven Melange.<br />
Ein Großkreis<br />
Hohenlohe<br />
hätte wohl jede<br />
Bürgernähe<br />
vermissen lassen.<br />
Crailsheim wollte seinen Altkreis<br />
erhalten.<br />
Archiv<br />
Im Laufe des <strong>Jahre</strong>s 1970 entwickelten<br />
sich neben dem „Denkmodell<br />
der Landesregierung“ mit<br />
dem „CDU-Modell“, dem „Person-Plan“,<br />
dem „Birn-Plan“ und<br />
dem „Seiterich-Plan“ vier Alternativmodelle,<br />
da das „Denkmodell<br />
der Landesregierung“ vielen<br />
als zu ambitioniert erschien. So<br />
beinhaltete es doch im Hinblick<br />
auf unsere Region einen „Großkreis<br />
Hohenlohe“, der die Altlandkreise<br />
<strong>Hall</strong>, Crailsheim, Künzelsau<br />
und das Limpurger Land<br />
des <strong>Landkreis</strong>es Backnang umfassen<br />
sollte. In dieser Form hätte<br />
der „Großkreis Hohenlohe“ jegliche<br />
Bürgernähe vermissen lassen.<br />
So unterschiedlich die Alternativmodelle<br />
waren, so unterschiedlich<br />
waren ihre Auswirkungen auf<br />
die Altkreise <strong>Hall</strong>, Crailsheim und<br />
das Limpurger Land. Das „CDU-<br />
Modell“ sah für den neuen <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> die Altlandkreise<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und<br />
Crailsheim sowie das Limpurger<br />
Land des <strong>Landkreis</strong>es Backnang<br />
vor. Der „Person-Plan“ und der<br />
„Birn-Plan“ waren für <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> deckungsgleich mit dem<br />
„CDU-Modell“.<br />
Die Bewegung in<br />
Crailsheim<br />
witterte schon eine<br />
Zerschlagung der<br />
Demokratie.<br />
Der vom Kreistag des Altkreises<br />
Crailsheim favorisierte „Seiterich-Plan“<br />
beinhaltete einen<br />
fast unveränderten eigenständigen<br />
<strong>Landkreis</strong> Crailsheim und einen<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
bestehend aus den Altlandkreisen<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Künzelsau.<br />
Dementsprechend unterschiedlich<br />
fielen die Stellungnahmen<br />
der Kreistage in Crailsheim,<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Backnang<br />
aus. Während <strong>Hall</strong> im Juni 1970<br />
mehrheitlich für den „Großkreis<br />
Hohenlohe“ votierte, entwickelte<br />
sich vor allem in Crailsheim erheblicher<br />
Widerstand, sollte es<br />
doch nach allen Modellen bis auf<br />
den „Seiterich-Plan“ seine Selbständigkeit<br />
verlieren.<br />
Ein <strong>Landkreis</strong><br />
in seiner<br />
heutigen Struktur<br />
wurde entschieden<br />
abgelehnt.<br />
Die Crailsheimer Protestbewegung<br />
organisierte sich im „Aktionskomitee<br />
für den Erhalt des<br />
<strong>Landkreis</strong>es Crailsheim“. Sie witterte<br />
schon eine „Zerschlagung<br />
der Demokratie“ und warb mit<br />
Plakaten und Zeitungsannoncen<br />
für den Bestand des <strong>Landkreis</strong>es<br />
Crailsheim. Mit Slogans wie<br />
„Crailsheimer sagen Ja zum Kreis<br />
Crailsheim“ kämpfte man um<br />
Stimmen bei der Volksbefragung<br />
am 13. Dezember 1970 – mit Erfolg,<br />
denn 98 Prozent der Bürgerinnen<br />
und Bürger sprachen sich<br />
für einen eigenständigen <strong>Landkreis</strong><br />
Crailsheim aus. In insgesamt<br />
vier Stellungnahmen gegen die<br />
Pläne und Denkmodelle, die eine<br />
Auflösung des <strong>Landkreis</strong>es Crailsheim<br />
beinhalteten, manifestierte<br />
sich der Widerstand der Crailsheimer,<br />
vor allem der Gemeinderäte.<br />
Im Sommer 1970 hatten Arrondierungsmaßnahmen<br />
(Verbesserung<br />
des Grenzverlaufs) bei den<br />
Nachbarkreisen mit dem Ziel, die<br />
zum Überleben des <strong>Landkreis</strong>es<br />
Crailsheim ausreichende Einwohnerzahl<br />
von 90 000 zu erreichen,<br />
für zusätzliche Spannungen gesorgt.<br />
Auch in Backnang verfolgte<br />
man eigene Pläne und stimmte<br />
im gleichen Jahr für eine Zuordnung<br />
des Limpurger Landes<br />
zum Rems-Murr-Kreis.<br />
Im Frühjahr 1971 sprach man<br />
sich im <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>er Kreistag<br />
für eine Kreisbildung zwischen<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, Künzelsau<br />
und Gaildorf aus. Ein <strong>Landkreis</strong><br />
in seiner heutigen Struktur<br />
wurde entschieden abgelehnt.<br />
Nachdem jedoch klar wurde, dass<br />
es einen Kreis Künzelsau-Öhringen<br />
geben solle, konnte die<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>er Idee eines<br />
Großkreises „Hohenlohe“ nicht<br />
mehr aufrechterhalten werden.<br />
Und so wurde durch das „Erste<br />
Gesetz zur Verwaltungsreform“<br />
vom 26. Juli 1971 zum 1. Januar<br />
1973 der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> – gegen den Willen aller Beteiligten<br />
– gebildet.<br />
Das Personalkarussell begann<br />
sich schon im Herbst 1972 zu drehen.<br />
Am 21. September 1972 hatte<br />
man in der öffentlichen Sitzung<br />
des vorläufigen Kreistags in<br />
Kirchberg/Jagst den einzigen<br />
Kandidaten um das Amt des<br />
„Amtsverwesers für den neu zu<br />
bildenden <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>“, den bisherigen Landrat des<br />
Altlandkreises <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
Dr. Roland Biser, zum Amtsverweser<br />
mit sieben Gegenstimmen<br />
und zwei Enthaltungen gewählt.<br />
Der Landrat des Altlandkreises<br />
Crailsheim, Dr. Werner Ansel,<br />
hatte sich aus Altersgründen<br />
nicht zur Wahl gestellt und wurde<br />
vom Alterspräsidenten des<br />
vorläufigen Kreistags, Dr. Fritzmartin<br />
Ascher, mit dem Hinweis,<br />
dass gegen das Älterwerden noch<br />
kein Kraut gewachsen sei, mit einem<br />
Blumenstrauß in den Ruhestand<br />
entlassen. Die Vorläufigkeit<br />
des Interimskreistages endete mit<br />
dessen Verabschiedung am 4. Mai<br />
1973 in Bühlerzell. Schließlich<br />
konstituierte sich der auf sechseinhalb<br />
<strong>Jahre</strong> gewählte Kreistag<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
am 22. Mai 1973 in <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>-Tüngental.<br />
Das Personalkarussell<br />
begann<br />
sich schon<br />
im Jahr 1972<br />
zu drehen.<br />
Foto: Archiv<br />
Am 11. September 1973 wurde<br />
Roland Biser mit drei Gegenstimmen<br />
und sechs Enthaltungen bei<br />
einer Kreistagssitzung in Crailsheim<br />
zum Landrat des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> gewählt. Damit<br />
hatte der neue <strong>Landkreis</strong> seinen<br />
ersten offiziellen Landrat und<br />
der vehemente Crailsheimer Lokalpatriotismus<br />
bekam mit der<br />
Wahl des Landrats in Crailsheim<br />
selbst wohl nochmals einen zusätzlichen<br />
Dämpfer. Gleichwohl,<br />
ganz versiegen wollte die stolze<br />
Renitenz der Crailsheimer in den<br />
letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n nie. Am stärksten<br />
kommt diese wohl bis heute<br />
auf der Straße zum Ausdruck,<br />
dort, im Nordosten unseres <strong>Landkreis</strong>es,<br />
wo Autos stolz das CR<br />
tragen.<br />
Die Anfangsjahre des neuen<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> gestalteten<br />
sich schwierig, galt es<br />
doch, durch die Kreisreform zwischen<br />
Crailsheim und <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> geschlagene Gräben zu überwinden,<br />
Vorbehalte abzubauen<br />
und gemeinsame identitätsstiftende<br />
Maßnahmen zu ergreifen.<br />
Eine dieser Maßnahmen, mit denen<br />
man die Gemüter in Crailsheim<br />
zu besänftigen versuchte,<br />
war die Installation einer Außenstelle<br />
des Landratsamts in der<br />
Großen Kreisstadt. Eine weitere<br />
für Crailsheim besonders wichtige<br />
öffentliche Einrichtung blieb<br />
bis heute das 1878 gegründete<br />
Kreiskrankenhaus (heute: Klinikum<br />
Crailsheim), weil es gesundheitliche<br />
Versorgungssicherheit<br />
für die Bevölkerung im nordöstlichen<br />
und nördlichen <strong>Landkreis</strong><br />
bietet.<br />
Info Verfasser dieses Textes ist Matthias<br />
Röth, Leiter des Kreisarchivs.<br />
Aus Sigloch Distribution wird<br />
MÜLLER | DIE LILA LOGISTIK.<br />
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Der Ursprung<br />
großer Stärke<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist<br />
ein hoch engagierter Zukunftsmacher.<br />
Es geht um Themen wie Rettungsdienst,<br />
Sozial- und Jugendhilfe,<br />
Gesundheitsversorgung,<br />
ÖPNV, Digitalisierung und Abfallwirtschaft.<br />
Hier werden wichtige<br />
Entscheidungen getroffen,<br />
von Menschen, die sich vor Ort<br />
auskennen. Die insgesamt 30<br />
Städte und Kreisgemeinden haben<br />
sich in den vergangenen fünf<br />
Jahrzehnten prächtig entwickelt,<br />
verfügen über alle notwendigen<br />
Versorgungsstrukturen. Ursprung<br />
dieser großen Stärke sind Verwaltungsreformen<br />
und vor allem die<br />
Kreisgebietsreform von 1973. Die<br />
Kreise Crailsheim, <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> und Teile des Kreises Backnang<br />
schlossen sich zusammen.<br />
Es entstand einer der flächenmäßig<br />
größten <strong>Landkreis</strong>e in Baden-<br />
Württemberg. Das Jubiläum der<br />
Kreisgebietsreform ist Anlass für<br />
diese Sonderbeilage. Herzstück<br />
sind dabei die Schmuckstücke des<br />
<strong>Landkreis</strong>es: Die 30 Städte und<br />
Gemeinden präsentieren sich auf<br />
Sonderseiten. Die Beilage beleuchtet<br />
geschichtliche Zusammenhänge,<br />
blickt zurück, wie es<br />
1973 und den <strong>Jahre</strong>n zuvor zur<br />
Gründung des <strong>Landkreis</strong>es kam.<br />
Was waren die prägendsten Ereignisse<br />
in den zurückliegenden<br />
fünf Jahrzehnten im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>? Antworten gibt<br />
es in dieser Beilage. Viel Freude<br />
beim Lesen und beim Feiern.<br />
Wir heißen alle Mitarbeiter:innen, Kunden und Geschäftspartner<br />
der Sigloch Distribution in unserer Gruppe herzlich willkommen.
Seite 4<br />
Künftig wird die<br />
Haushalts- und<br />
Finanzlage aber<br />
voraussichtlich<br />
schwieriger werden.<br />
Seit 2004 begleitet Gerhard<br />
Bauer die Entwicklung<br />
des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> als Landrat.<br />
Damit ist er<br />
schon länger im Amt als<br />
sein Vorgänger Ulrich<br />
Stückle, dem Bauer acht<br />
<strong>Jahre</strong> als Erster Landesbeamter<br />
gedient hat. Der<br />
Interview<br />
Landrat spricht vom Kreis<br />
immer wieder als dem<br />
„schönsten Kreis in Deutschland“.<br />
Warum das für ihn so ist<br />
erklärt er im Interview und<br />
nimmt zu zahlreichen weiteren<br />
Themen Stellung.<br />
Warum ist das Jubiläum <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Hall</strong> ein Grund zu feiern?<br />
Gerhard Bauer: Das ist immerhin<br />
ein halbes Jahrhundert, das muss<br />
man sich erstmal auf der Zunge<br />
zergehen lassen. Das ist wie ein<br />
runder Geburtstag oder eine goldene<br />
Hochzeit. Also definitiv ein<br />
Grund zu feiern! Die Kreisgebietsreform<br />
von 1973 ist damals<br />
nicht überall nur auf Gegenliebe<br />
gestoßen. Heute können wir aber<br />
sagen: Sie hat sich bestens bewährt.<br />
Man muss sicher in der<br />
Nachbetrachtung feststellen, dass<br />
die Gebietsreform in unserer Region<br />
richtig konzipiert ist. Denn<br />
bei allen anfänglichen Bedenken<br />
und Vorbehalten: Der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist in den <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
seiner Geschichte ein Erfolgsmodell<br />
geworden, mit einer Entwicklung,<br />
um die uns viele andere<br />
<strong>Landkreis</strong>e sehr beneiden. Wir<br />
sind ein innovativer, wachsender<br />
<strong>Landkreis</strong> und das ist der Verdienst<br />
all unserer Bürgerinnen<br />
und Bürger.<br />
Was macht für Sie persönlich eigentlich<br />
den besonderen Reiz des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> aus?<br />
In erster Linie die liebenswerten<br />
und fleißigen Menschen sowie<br />
die wunderbare Landschaft! Es ist<br />
die Vielfalt, die sich im <strong>Landkreis</strong><br />
in vielen Bereichen zeigt. Zum einen<br />
in seiner Landschaft, tief eingeschnittene<br />
Flusstäler, die Hohenloher<br />
Ebene, schöne Waldgebiete,<br />
Burgen und Schlösser und<br />
viel mehr. Gleiches gilt für die<br />
Wirtschaft: Auf der einen Seite<br />
die Global Players und Hidden<br />
Champions, auf der anderen die<br />
kleinen und mittleren Unternehmen<br />
mit unseren hochwertigen<br />
Handwerksbetrieben sowie die<br />
zahlreichen kleinen, aber feinen<br />
Betriebe des Hotel- und Gastgewerbes,<br />
die alle absolut qualitätsvoll<br />
arbeiten. Unsere regionale<br />
Wirtschaft bietet den Menschen<br />
im <strong>Landkreis</strong> gute und sichere Arbeitsplätze<br />
und erwies sich auch<br />
trotz widriger Umstände als sehr<br />
krisenresistent. Natürlich nicht<br />
zu vergessen auch die starke<br />
Landwirtschaft, die es uns ermöglicht,<br />
uns wirklich regional und<br />
damit nachhaltig zu versorgen.<br />
Eine weitere Stärke ist die Innovationskraft<br />
des <strong>Landkreis</strong>es in<br />
vielen Bereichen.<br />
Sie haben die Menschen im <strong>Landkreis</strong><br />
erwähnt, welchen Anteil haben<br />
diese am Erfolg?<br />
Eine ganz große Stärke des <strong>Landkreis</strong>es<br />
ist mit Sicherheit auch der<br />
Zusammenhalt der Menschen.<br />
Das hat sich natürlich insbesondere<br />
bei der Flutkatastrophe in<br />
Braunsbach gezeigt. Wenn wir<br />
diese Krise nicht allein hätten bewältigen<br />
können, hätte anstatt einem<br />
Großschadensereignis der<br />
Katastrophenfall ausgerufen werden<br />
müssen. Das war nicht nötig.<br />
Und gerade damals oder auch<br />
beim Jagstunglück hat man gesehen,<br />
dass für diesen Zusammenhalt<br />
alte <strong>Landkreis</strong>grenzen keine<br />
Rolle spielen.<br />
Wenn Sie auf Ihre bisherige Amtszeit<br />
zurückblicken: Welche Entwicklungen<br />
im <strong>Landkreis</strong> sind für Sie die eindrücklichsten?<br />
Vor allem die vielen positiven<br />
wirtschaftlichen Entwicklungen:<br />
Gerhard Bauer in seinem Dienstzimmer im Landratsamt in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
„Wir sind ein<br />
<strong>Landkreis</strong>“<br />
Interview Für Landrat Gerhard Bauer stellt sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Hall</strong> in<br />
seinem <strong>50</strong>. Jahr als Erfolgsmodell dar. Wünsche und Hoffnungen für<br />
die Zukunft hat er noch einige in petto. Von Norbert Acker<br />
Rein rechnerisch<br />
ist unser<br />
<strong>Landkreis</strong> in Sachen<br />
Strom bereits seit<br />
2019 autark.<br />
Dies zeigt sich auch an der Entwicklung<br />
der Einwohnerzahlen<br />
im <strong>Landkreis</strong>. Lag die Einwohnerzahl<br />
im Jahr 1973 noch bei rund<br />
152 000, haben wir aktuell die<br />
200 000 deutlich überschritten.<br />
Wir sind eine Boom-Region, es<br />
herrscht seit langem quasi Vollbeschäftigung.<br />
Die Menschen ziehen<br />
zu uns oder bleiben bei uns,<br />
weil sie hier eine Perspektive sehen,<br />
ihr Leben verbringen und<br />
eine Familie gründen wollen.<br />
Weil sie den <strong>Landkreis</strong> als ihre<br />
Heimat ansehen.<br />
Und darüber hinaus?<br />
In Sachen Klimaschutz dürfen wir<br />
uns mit Stolz als Vorreiter sehen.<br />
Hier profitieren wir klar von den<br />
Kompetenzen unseres Energiezentrums,<br />
das ja schon 2002 gegründet<br />
wurde. Rein rechnerisch<br />
ist unser <strong>Landkreis</strong> in Sachen<br />
Strom bereits seit 2019 autark. Es<br />
wird also mehr Strom aus erneuerbaren<br />
Energien erzeugt als verbraucht<br />
wird. Eindrücklich sind<br />
für mich aber auch die positiven<br />
Entwicklungen in Sachen Breitbandausbau,<br />
der Verkehrsinfrastruktur<br />
sowie unserer Gesundheitsversorgung.<br />
Der Neu- und<br />
Anbau sowie die Umgestaltung<br />
des Altbaus des Klinikums Crailsheim<br />
mit einer Gesamtsumme<br />
von über 100 Millionen Euro ist<br />
zudem die größte Investition, die<br />
der <strong>Landkreis</strong> jemals getätigt hat.<br />
Es wird auch nach <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n immer<br />
noch von den Altkreisen <strong>Hall</strong> und<br />
Crailsheim gesprochen? Ist das<br />
nicht völlig aus der Zeit gefallen?<br />
Ja, absolut. Wir sind ein <strong>Landkreis</strong>,<br />
wir sind zusammengewachsen.<br />
In der täglichen Arbeit im<br />
Landratsamt ist das überhaupt<br />
kein Thema.<br />
Es kommen immer mehr Aufgaben<br />
auf öffentliche Verwaltungen zu.<br />
Können Sie an einem Beispiel darlegen,<br />
wie sich dies im Landratsamt<br />
auswirkt?<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
Ein Beispiel ist das Bundesteilhabegesetz,<br />
mit dem wir allein 2021<br />
einen Zuwachs von zehn Stellen<br />
hatten. Das Bedarfsermittlungsinstrument<br />
ist ein über 40-seitiges<br />
bürokratisches Ungetüm, das<br />
regelmäßig überarbeitet werden<br />
muss. Eine Individualisierung der<br />
Bedarfe ist auf der einen Seite<br />
richtig, auf der anderen Seite aber<br />
auch extrem aufwändig und teuer.<br />
Weitere Beispiele sind die Reform<br />
des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes<br />
in der Jugendhilfe.<br />
Diese ist ähnlich umfangreich.<br />
Außerdem die Betreuungsrechtsreform,<br />
die Wohngeldreform oder<br />
das Bürgergeld. In all den Bereichen<br />
mussten und müssen wir<br />
Personal aufbauen. Und aktuell<br />
sind 16 Prozent der Stellen im<br />
Landratsamt <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> unbesetzt.<br />
Die <strong>Landkreis</strong>verwaltung merkt also<br />
auch den Fachkräftemangel?<br />
Unbedingt! Was glauben Sie, wie<br />
schwierig es in der Pandemie war,<br />
allein die offenen Stellen im Gesundheitsamt<br />
zu besetzen.<br />
Würden Sie sich für <strong>Landkreis</strong>e<br />
trotzdem weitere Kompetenzen<br />
wünschen?<br />
Ja, ich würde mir wünschen, dass<br />
beispielsweise die Schulaufsicht<br />
wieder bei uns angesiedelt wird.<br />
Und zwar für alle Schulen, auch<br />
die Gymnasien. Ich bedaure es<br />
außerdem, dass die Forstverwaltung<br />
2020 wieder zerschlagen<br />
wurde. Dies hat zu Synergieverlusten<br />
geführt, da jetzt zwei Verwaltungen<br />
parallel für den Wald<br />
zuständig sind. Für die Bürgerinnen<br />
und Bürger ist es nun sehr<br />
unübersichtlich, wer, wo und für<br />
was in Bezug auf den Wald zuständig<br />
ist.<br />
Wie hat sich die Arbeit des Kreistags<br />
in Ihrer Zeit als Landrat verändert?<br />
Der Kreistag ist politisch bunter<br />
geworden und es gibt heute mehr<br />
Kreistagsthemen. Grundsätzlich<br />
ist das Aufgabenspektrum stark<br />
gewachsen und rechtliche Anforderungen<br />
ändern sich. Auch für<br />
die Kreisräte sind die ständig veränderten<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
eine besondere Herausforderung.<br />
Der Kreistag bildet<br />
das Hauptorgan unseres<br />
<strong>Landkreis</strong>es. Hier werden die<br />
grundlegenden Entscheidungen<br />
für die positive Weiterentwicklung<br />
des Kreises beraten und beschlossen.<br />
Wo hakt es bei der Zusammenarbeit<br />
mit den Kommunen?<br />
Nirgends. Ich bin froh und dankbar,<br />
dass die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem <strong>Landkreis</strong> und den<br />
Städten und Gemeinden von einem<br />
sehr konstruktiven, verlässlichen<br />
und offenen Umgang geprägt<br />
ist. Im kommunalen Schulterschluss<br />
bringen wir wichtige<br />
Themen im Interesse und zum<br />
Wohle der Bürgerinnen und Bürger<br />
sowie der Unternehmen voran<br />
und stellen uns gemeinsam<br />
den Herausforderungen.<br />
Fühlen Sie sich manchmal als Erfüllungsgehilfe<br />
der Landesregierung?<br />
Sie weist an, Sie müssen umsetzen.<br />
Nicht im originären Aufgabenbereich<br />
des <strong>Landkreis</strong>es. Aber ganz<br />
konkret bei Corona war das in<br />
weiten Teilen so, wenn beispielsweise<br />
Sonntagabend Anweisungen<br />
kamen, die montags umgesetzt<br />
werden mussten.<br />
Bei welchen Themen sehen Sie den<br />
<strong>Landkreis</strong> weit vorne dabei?<br />
Beim Breitbandausbau sind wir<br />
dank der hervorragenden Arbeit<br />
unseres Zweckverbands auf einem<br />
sehr guten gemeinsamen<br />
Weg. Wir konnten die Fördermittel<br />
bisher vorbildlich abgreifen.<br />
Was die nächste Ausbaustufe angeht,<br />
wird der Zweckverband weiterhin<br />
am Ball bleiben und den<br />
Ausbau des schnellen Internets<br />
zielgerichtet vorantreiben.<br />
Und wie sieht es beim Thema Wirtschaft<br />
aus?<br />
Auch wirtschaftlich entwickelt<br />
sich der <strong>Landkreis</strong> äußerst positiv.<br />
Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten ist in<br />
den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n um knapp<br />
20 Prozent und damit stärker als<br />
im Landesdurchschnitt gestiegen.<br />
Die meisten Beschäftigten, knapp<br />
38 Prozent, arbeiten im produzierenden<br />
Gewerbe, das sind fast<br />
zehn Prozentpunkte mehr als im<br />
Landesschnitt. Hier liegt also ein<br />
wesentlicher Treiber für die positive<br />
Entwicklung der letzten<br />
<strong>Jahre</strong> und Jahrzehnte im <strong>Landkreis</strong>.<br />
Die Arbeitslosenquote liegt<br />
wiederum konstant deutlich unter<br />
dem Landesschnitt. Der <strong>Landkreis</strong><br />
trägt zu dieser positiven<br />
wirtschaftlichen Entwicklung<br />
durch die Ausbildung in modern<br />
ausgestatteten Berufs- und Förderschulen<br />
bei.<br />
Wo gibt es noch Luft nach oben?<br />
Hier denke ich zum Beispiel an<br />
den sechsspurigen Ausbau der<br />
A 6, der sich schon über eine sehr<br />
lange Zeit hinzieht. Auch im<br />
Schienenverkehr gibt es noch Luft<br />
nach oben. Zuletzt sind mir bei<br />
der täglichen Lektüre der Tageszeitung<br />
viel zu oft die Worte<br />
„Zugausfall“ oder „Verspätung“<br />
entgegengesprungen. Seit längerem<br />
häufen sich die Klagen, vor<br />
allem von Berufspendlern, die<br />
aufgrund der schlechten Situation<br />
wieder auf den Pkw umsteigen.<br />
Bei den Fahrgästen herrscht<br />
massiver Frust. Zum Beispiel die<br />
Murrbahn: Hier sind wir quasi<br />
ständig in Gesprächen mit dem<br />
Verkehrsministerium, der Bahn<br />
und den Betreibern. Es gibt noch<br />
gewaltigen Nachholbedarf auf der<br />
Schiene, wenn wir die Verkehrswende<br />
im <strong>Landkreis</strong> nicht gefährden<br />
wollen. Wünschen würde ich<br />
mir zudem eine Außenstelle einer<br />
technischen Hochschule im<br />
Raum Crailsheim. Unsere Maschinenindustrie<br />
braucht Ingenieure.<br />
Es wäre besser, wenn die<br />
jungen Leute hier im Kreis studieren<br />
könnten.<br />
Wie beurteilen Sie die Finanzlage<br />
des <strong>Landkreis</strong>es? Was ist in den<br />
kommenden <strong>Jahre</strong>n zu erwarten?<br />
Aktuell ist sie stabil. Künftig wird<br />
die Haushalts- und Finanzlage<br />
aber voraussichtlich schwieriger<br />
werden, da wichtige und hohe Investitionen<br />
bei unseren Pflichtaufgaben<br />
anstehen. Zum Beispiel<br />
in kreiseigene Gebäude wie die<br />
<strong>Landkreis</strong>verwaltung in <strong>Hall</strong>, die<br />
Außenstelle in Crailsheim oder<br />
die Fröbelschule und die Berufsschulzentren.<br />
Die Sozialkosten,<br />
die schon heute den größten Posten<br />
in unserem Haushalt bilden,<br />
werden künftig deutlich ansteigen.<br />
Erschwerend hinzu kommt,<br />
dass wir aktuell einen Rückgang<br />
bei der Grunderwerbssteuer verzeichnen<br />
und wegen der nicht<br />
mehr auf Hochtouren laufenden<br />
Konjunktur künftig die Finanzzuweisungen<br />
nicht mehr ausreichend<br />
wachsen werden. Kurz gesagt:<br />
Die Ausgaben steigen, die<br />
Einnahmen schrumpfen. Wir<br />
müssen uns also darauf einstellen,<br />
den Gürtel enger zu schnallen.<br />
Was gibt es zur Zukunft der Standorte<br />
des Landratsamts zu berichten?<br />
Aktuell gibt es hierzu nichts Neues.<br />
Wir sind im Gespräch mit der<br />
Stadt <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, um die<br />
Möglichkeiten einer Zusammenführung<br />
der <strong>Landkreis</strong>verwaltung<br />
im Karl-Kurz-Areal zu klären. Für<br />
die energetische Sanierung und<br />
Erweiterung der Außenstelle in<br />
Crailsheim läuft die Vorplanung.<br />
Wie erklären Sie eigentlich Politiklaien,<br />
welche Aufgaben ein <strong>Landkreis</strong> in<br />
Baden-Württemberg hat?<br />
(lacht) Eine Behörde erklären,<br />
ohne Behördensprache zu verwenden,<br />
ist gar nicht so einfach.<br />
Das sind Aufgaben, die Gemeinden<br />
allein nicht leisten können.<br />
Im Grunde hat ein Landratsamt<br />
zwei große Aufgabenbereiche.<br />
Zum einen die klassische kommunale<br />
Selbstverwaltung. Das sind<br />
Angelegenheiten, die der <strong>Landkreis</strong><br />
in eigener Verantwortung<br />
regelt. Dazu gehören zum Beispiel<br />
die Kreisstraßen, der ÖPNV,<br />
die Abfallwirtschaft, die Berufsund<br />
Förderschulen, die Sozialund<br />
Jugendhilfe sowie die Trägerschaft<br />
für das Kreiskrankenhaus<br />
in Crailsheim.<br />
Klingt nach viel Verwaltung . . .<br />
Natürlich, wir sind eine sogenannte<br />
untere staatliche Verwaltungsbehörde,<br />
also Verwaltungsbehörde<br />
des Landes. Dieser Aufgabenbereich<br />
beinhaltet zum Beispiel<br />
die Rechtsaufsicht über die<br />
Kommunen, das Erteilen von Baugenehmigungen<br />
oder das Ausstellen<br />
von Führerscheinen, Fahrzeugzulassungen,<br />
die Aufsicht im<br />
Gesundheits- und Veterinärbereich,<br />
Land- und Forstwirtschaft,<br />
Umweltschutz und vieles mehr.<br />
Als ich 1995 ins <strong>Hall</strong>er Landratsamt<br />
kam, hieß es, das Amt habe<br />
2000 Aufgaben. Ich habe sie nicht<br />
gezählt, aber ich bin sicher, dass<br />
es heute noch mehr sind.<br />
Seit 1995 in Diensten<br />
des <strong>Hall</strong>er <strong>Landkreis</strong>es<br />
Gerhard Bauer ist 1958 in Heidenheim<br />
geboren worden. 1985 hat er sein<br />
Studium der Rechtswissenschaften<br />
an der Universität Tübingen mit Prädikat<br />
abgeschlossen. Nach einer Zeit als<br />
selbstständiger Jurist hat Bauer seine<br />
Laufbahn in der Verwaltung als Sozialdezernent<br />
beim Landratsamt Rems-<br />
Murr-Kreis begonnen. Von 1995 bis<br />
2003 war er Erster Landesbeamter<br />
beim Landratsamt <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Seine erste Amtszeit als Landrat des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> hat Gerhard<br />
Bauer am 1. Januar 2004 angetreten,<br />
aktuell ist er in seiner dritten<br />
Amtszeit.<br />
noa
Seite 5<br />
Weniger Milch, mehr<br />
Kichererbsen<br />
Zukunft Welche Herausforderungen der<br />
Landwirtschaft bevorstehen. Die Zahl der<br />
Betriebe wird wohl weiter zurückgehen.<br />
Blühstreifen können für Artenvielfalt am Rande von landwirtschaftlich genutzten Feldern sorgen.<br />
Kosten steigen erheblich<br />
Landwirtschaft Das Bewirtschaften von Land und die Haltung von Tieren hat sich in den<br />
zurückliegenden Jahrzehnten stark verändert. Von Jürgen Stegmaier<br />
Im Jahr 1973 hielten im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> 5800<br />
Bauern 42 000 Milchkühe.<br />
2022 waren es noch 18 900<br />
Kühe, die bei 349 Landwirten in<br />
den Ställen standen. Die Zahl der<br />
Kühe ging um 55 Prozent zurück,<br />
die der Milchkuhhalter um 94<br />
Prozent.<br />
Dieses Zahlenbeispiel bildet<br />
zwar nur einen kleinen Ausschnitt<br />
aus der Entwicklung der<br />
Landwirtschaft auch im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ab, doch<br />
die Richtung ist klar: Weniger liefern<br />
mehr. Die Kuh gibt heutzutage<br />
rund doppelt so viel Milch<br />
als vor fünf Jahrzehnten.<br />
Betriebe werden größer<br />
Der kleine landwirtschaftliche<br />
Betrieb gehört der Vergangenheit<br />
an. „Die Menschen wünschen<br />
sich eine Landwirtschaft wie im<br />
Freilandmuseum, doch das funktioniert<br />
nicht“, macht Martin Boschet,<br />
Chef der Hohenloher Molkerei,<br />
deutlich.<br />
Eine Lösung kann sein, dass<br />
sich Landwirte zusammenschließen.<br />
Nicht aus Zwang, sondern<br />
aus einer Idee ist 1988 die Bäuerliche<br />
Erzeugergemeinschaft<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> (BESH) entstanden.<br />
Acht Betriebe hatten sie<br />
einst gegründet, inzwischen gehören<br />
ihr nahe 1<strong>50</strong>0 Landwirtschaften<br />
an. Von Anfang an war<br />
das Thema Tierwohl ein wichtiger<br />
Punkt. Den Schweinen, Rindern,<br />
dem Geflügel sollte es gut<br />
gehen in den Ställen der BESH-<br />
Betriebe. Dafür gab es 2005 sogar<br />
den Deutschen Tierschutzpreis.<br />
Ökonomische Zwänge<br />
Das Thema Tierwohl hat aber<br />
zwei Seiten: Wenn die Landwirte<br />
besseres Futter verfüttern, wenn<br />
sie in größeren Ställen weniger<br />
Tiere unterbringen, dann kostet<br />
das mehr Geld. Das müssen sie<br />
durch höhere Preise erlösen.<br />
Doch am Markt ließ sich diese in<br />
den zurückliegenden <strong>Jahre</strong>n nicht<br />
immer durchsetzen. Martin Boschet<br />
fasst das zusammen mit den<br />
Worten: „Der Landwirt braucht<br />
einen bestimmten Preis für sein<br />
Produkt, um ökonomisch über die<br />
Runden zu kommen.“ Und mit Beginn<br />
des russischen Kriegs gegen<br />
die Ukraine verschärfte sich dieses<br />
Dilemma: Energie wurde<br />
knapp und teuer, ebenso Dünger<br />
und Futter.<br />
Rudolf Bühler, Gründer und<br />
Chef der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft,<br />
erklärt: Die BESH<br />
vergüte den Betrieben die höheren<br />
Aufwendungen, die mehr<br />
Tierwohl und ein höher ökologischer<br />
Anspruch verursachen. Die<br />
Preise, die die Gemeinschaft zahle,<br />
lägen weit über den üblichen<br />
Marktpreisen. „Aufgabe der BESH<br />
ist es, diesen Aufpreis für Tierwohl<br />
dann auch am Markt bei der<br />
Verbraucherschaft umzusetzen“,<br />
sagt Bühler.<br />
Es sei wichtig und zukunftsweisend,<br />
so Bühler, die Partnerschaft<br />
zwischen Bauern und Bürgern<br />
zu pflegen. Bauern seien bereit,<br />
die Anliegen und Wünsche<br />
der Menschen zu erfüllen und sie<br />
mit wertigen Lebensmitteln zu<br />
versorgen. Entscheidend sei aber,<br />
dass die Bauern dann auch den<br />
korrekten Preis für ihre Arbeit<br />
und Leistungen bekommen.<br />
Helmut Bleher ist Geschäftsführer<br />
des Bauernverbands <strong>Hall</strong>-<br />
Hohenlohe-Rems. Er macht deutlich,<br />
dass sich in den letzten Jahrzehnten<br />
die Stallanforderungen<br />
für Nutztiere deutlich verändert<br />
haben. „Mehr Platz je Tier wurde<br />
geschaffen, die Stallbereiche<br />
wurden strukturiert und an die<br />
artgemäßen Anforderungen angepasst.<br />
In der Ferkelerzeugung und<br />
im Milchviehbereich wurde auf<br />
frei laufende Haltungen umgestellt,<br />
in der Hühnerhaltung Käfige<br />
und Volieren verboten.“ Dadurch<br />
entstanden wesentlich höhere<br />
Kosten für die Landwirte.<br />
Foto: dpa<br />
Vorschriften als Problem<br />
Landwirte sind verunsichert, vermissen<br />
Verlässlichkeit von der<br />
Politik. Das macht für viele Bauern<br />
die Perspektiven unklar. Dazu<br />
Helmut Bleher: „Die Landwirte<br />
erzeugen das, was der Verbraucher<br />
nachfragt. Wenn sich das<br />
Konsumverhalten ändert, stellt<br />
sich der Unternehmer darauf ein.<br />
Denn der Kunde ist letztlich seine<br />
Überlebensgarantie. Wenn der<br />
Trend weg zum Fleisch hin zur<br />
pflanzlichen Ernährung geht, ergeben<br />
sich daraus selbstverständlich<br />
auch Chancen. Das Problem<br />
beginnt aber dann, wenn die Politik<br />
vorschreiben möchte, was ihrer<br />
Ansicht nach von den Menschen<br />
gegessen werden soll, diese<br />
sich aber nicht an die Empfehlungen<br />
halten.“<br />
Künstliche Verteuerung<br />
Dies treffe zum Beispiel auf das<br />
Thema Fleisch oder auch Bioerzeugnisse<br />
zu. Die Nachfrage verändere<br />
sich nicht in dem Maße,<br />
wie es manche Politiker wünschten,<br />
so Bleher. Dann werde über<br />
Ordnungsrecht in die Produktionsabläufe<br />
eingegriffen, Produktion<br />
künstlich verteuert. Die Folge<br />
sei, dass die Menschen weiterhin<br />
das essen, was sie gerne verzehren<br />
möchten. Da dies aber<br />
aufgrund oftmals unsinniger Auflagen<br />
zu teuer hergestellt werden<br />
müsse, würden Produkte aus dem<br />
Ausland gekauft oder im Fall von<br />
Bioerzeugnissen trotz aller politischen<br />
Kraftakte weiterhin die<br />
billigere konventionelle Alternative<br />
bevorzugt.<br />
Molkerei-Chef Boschet fordert<br />
vonseiten der Politik verlässliche<br />
Rahmenbedingungen. Diese<br />
müssten ermöglichen, auch in<br />
Tierhaltung für einen notwendigen<br />
zeitlichen Rahmen von circa<br />
20 <strong>Jahre</strong>n zu investieren. „Derzeit<br />
ändern sich die Anforderungen<br />
ständig und in immer höherer Geschwindigkeit“,<br />
wundert sich<br />
Martin Boschet.<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. „Die Märkte werden<br />
nach dem Krieg und der<br />
Wirtschaftskrise nicht mehr dieselben<br />
sein. Es ist schon vieles<br />
weggebrochen, vor allem im Mittelstand,<br />
in den Lebensmittelfachmärkten<br />
und bei den Direktvermarktern.<br />
Wir werden uns an die<br />
veränderte Marktsituation<br />
schrittweise anpassen“, erklärt<br />
Rudolf Bühler von der Bäuerlichen<br />
Erzeugergemeinschaft<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> (BESH).<br />
Milchkühe auf der Weide.<br />
Weniger Fleischverzehr<br />
Beim Fleisch gebe es den eindeutigen<br />
Trend zu weniger Konsum.<br />
Dafür werde mehr wertiges<br />
Fleisch verzehrt. Die BESH müsse<br />
die Zielgruppen erreichen –<br />
solche, die wertig erzeugte<br />
Fleisch kaufen und sich damit bewusst<br />
ernähren. Weitere Chancen<br />
ergeben sich mit dem Anbau von<br />
Eiweißpflanzen wie Sojabohnen,<br />
Kichererbsen, Linsen und weiteren<br />
Leguminosen. Dazu habe die<br />
Gemeinschaft den Anbau von Gewürzen<br />
wie Koriander, Senf,<br />
Kümmel und weitere in der Region<br />
wiederaufleben lassen.<br />
Geschäftsführer Martin Boschet<br />
geht davon aus, dass sich<br />
die Zahl der Milcherzeugerbetriebe<br />
im Bereich der Hohenloher<br />
Molkerei halbiert, dabei auch weniger<br />
Milch erzeugt wird. „Ich erwarte<br />
schon in wenigen <strong>Jahre</strong>n<br />
eine Milchmangellage für<br />
Deutschland.“<br />
Bauernverbands-Geschäftsführer<br />
Helmut Bleher geht davon aus,<br />
dass die Anzahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe weiter zurückgehen<br />
wird. „Im Gegensatz<br />
zu früheren Zeiten werden aber<br />
die verbleibenden Betriebe die<br />
Produktionsmengen nicht übernehmen.<br />
Also wird die tierische<br />
Erzeugung insgesamt zurückgehen“,<br />
vermutet er. Die Gesellschaft<br />
müsse erkennen, so Helmut<br />
Bleher, dass die Menschen jeden<br />
Tag etwas zu essen brauchen.<br />
Wenn dieses nicht mehr von der<br />
Region zur Verfügung gestellt<br />
wird, habe man wenig Einfluss auf<br />
die Produktionsbedingungen.<br />
Es funktioniert nur zusammen<br />
Die Landwirtschaft müsse sich<br />
darüber im Klaren sein, dass die<br />
genannten Werte für die Menschen<br />
wichtig sind, gleichzeitig<br />
aber mehr herausarbeiten, dass<br />
nur beides zusammen funktioniert:<br />
Ernährung und Umwelt,<br />
Landwirtschaft und Artenschutz,<br />
Klimakonzepte und effektive<br />
Landwirtschaft. Der Zukunfts-<br />
Bauer sei Problemlöser, nicht<br />
Problemverursacher. just<br />
Foto: Oliver Berg/dpa<br />
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Seite 6<br />
Die Heimat von<br />
Städte und Gemeinden<br />
30 Städte und Gemeinden gehören zum <strong>Landkreis</strong>: Blaufelden, Braunsbach,<br />
Bühlertann, Bühlerzell, Crailsheim, Fichtenau, Fichtenberg, Frankenhardt,<br />
Gaildorf, Gerabronn, Ilshofen, Kirchberg/Jagst, Kreßberg, Langenburg,<br />
Mainhardt, Michelbach/Bilz, Michelfeld, Oberrot, Obersontheim,<br />
Rosengarten, Rot am See, Satteldorf, Schrozberg, <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>, Stimpfach, Sulzbach-Laufen, Untermünkheim, Vellberg, Wallhausen,<br />
Wolpertshausen.<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist die größte Stadt, dann folgt Crailsheim.<br />
Landräte<br />
Der 1973 neugeschaffene <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> wurde bisher von<br />
drei Landräten geführt: Dr. Roland Biser war schon von 1961 an Landrat<br />
im Altkreis <strong>Hall</strong>. Biser wurde auch im neugeschaffenen <strong>Landkreis</strong> zum<br />
Landrat gewählt, das war er von 1973 bis 1987. Ihm folgte Ulrich Stückle<br />
als Landrat von 1988 bis 2003. Gerhard Bauer ist seit 2004 Chef im<br />
<strong>Hall</strong>er Landratsamt.<br />
Geografie<br />
Die Fläche, über die sich der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> erstreckt, ist<br />
1484,07 Quadratkilometer groß. Das entspricht einem Quadrat mit einer<br />
Kantenlänge von 38,5 Quadratmetern. Der <strong>Hall</strong>er <strong>Landkreis</strong> nimmt<br />
4,16 Prozent der Fläche Baden-Württembergs ein.<br />
Drei <strong>Landkreis</strong>e in Baden-Württemberg sind größer: Ortenau, Ravensburg,<br />
Ostalb.<br />
Höchster Punkt: Der Altenberg mit 565 Metern Höhe. Er gehört zum Höhenzug<br />
der Limpurger Berge, zwischen Sulzbach-Laufen und Bühlerzell<br />
gelegen.<br />
Tiefster Punkt: Nahe Steinkirchen, das zur Gemeinde Braunsbach gehört,<br />
an der Stelle, an der der Kocher aus dem <strong>Hall</strong>er <strong>Landkreis</strong> in den<br />
Hohenlohekreis fließt. Die Höhenangabe dort: 228 Meter.<br />
289 fließende Gewässer gibt es im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Die größten<br />
Flüsse sind der Kocher sowie die Jagst.<br />
19 Seen und Rückhaltebecken sind für den <strong>Landkreis</strong> notiert.<br />
Die Länge der größten Flüsse und Bäche, die teilweise oder ganz im <strong>Landkreis</strong><br />
fließen (alle Angaben in Gesamtkilometern): Jagst 190, Kocher<br />
169, Bühler 49, Rot 37, Brettach 28, Bibers 22, Rechenberger Rot 15, Fischach<br />
14, Ette 14, Schmerach 14, Maulach 12, Speltach 11, Gronach 10, Rötelbach<br />
10.<br />
200 000 Menschen<br />
Schoe<br />
me<br />
i<br />
Z h<br />
Bieringen<br />
ach<br />
g<br />
ach<br />
n<br />
Berlichin en<br />
hausen<br />
dringen<br />
Neuhütten<br />
Forchtenberg<br />
Pfedelbach<br />
Heuberg<br />
r e r c sru e<br />
Geddelsbach<br />
Oberheimbach<br />
Finsterrot<br />
enstraßen<br />
Neufürstenhütte<br />
Großerlach<br />
Mainhardt<br />
Neuenstein<br />
Hütten<br />
Sindeldorf<br />
Warum vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n neue <strong>Landkreis</strong>e entstanden sind<br />
Orendelsall<br />
erma<br />
Cappel<br />
Brettach<br />
o erbach<br />
Untersöllbach<br />
Harsberg<br />
Untersteinbach<br />
Geißelhardt<br />
Grab<br />
Niedernhall<br />
Gnadental<br />
Diebach<br />
Crispenhofen<br />
Waldenburg<br />
Michelfeld<br />
Bubenorbis<br />
Kemmeten<br />
Künzelsau<br />
ßbach<br />
Kupferzell<br />
Oberrot<br />
Haag<br />
mern<br />
Die Landesregierung mit CDU und SPD strebte Ende der Sechziger <strong>Jahre</strong> generell größere und leistungsfähigere<br />
<strong>Landkreis</strong>e an.<br />
1954 und 1955 wurde bereits eine erste Neuordnung der <strong>Landkreis</strong>e diskutiert.<br />
1969 entwickelte die Landesregierung ein sogenanntes Denkmodell zur Kreisreform. Neben den <strong>Landkreis</strong>en<br />
sollten auch die Gemeinden neu gegliedert werden.<br />
Diskutierte Vorschläge<br />
Einen Großkreis Hohenlohe schlug die Landesregierung vor. Dieser sollte<br />
die Altlandkreise <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, Crailsheim, Künzelsau und das<br />
Limpurger Land (das zum <strong>Landkreis</strong>es Backnang gehörte) umfassen.<br />
Weitere Modelle wollten die Altlandkreise <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Crailsheim<br />
sowie das Limpurger Land des <strong>Landkreis</strong>es Backnang zu einem<br />
neuen <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zusammenfassen. Dieser Ansatz setzte<br />
sich letztendlich durch.<br />
Der Kreistag des Altkreises Crailsheim favorisierte einen nahezu unveränderten<br />
eigenständigen <strong>Landkreis</strong> Crailsheim sowie einen neuen <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, der aus den Altlandkreisen <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und<br />
Künzelsau bestehen sollte.<br />
Lachweiler<br />
Westernach<br />
Obersteinbach<br />
Sailach<br />
Hausenn<br />
Nagelsberg<br />
Gaisbach<br />
Kupfer<br />
Steinbach<br />
Eschental<br />
Übrigshausen<br />
Enslingen<br />
Untermünkheim<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Uttenhofen<br />
Steinbach<br />
Westheim<br />
Fichtenberg<br />
Kirchenkirnberg<br />
Weldingsfelden<br />
hausen<br />
Weckrieden<br />
Gschwend<br />
Steinkirchen<br />
Gaildorf<br />
Mulfingen<br />
Ettenhaus<br />
Michelbach an der Bilz<br />
Eutendorf<br />
Großaltdorf<br />
Kleinaltdorf<br />
Si<br />
Heimhausen<br />
Berndshofen<br />
Berndshausen<br />
Nitzenhausen<br />
Mäusdorf<br />
Eltershofen<br />
L<br />
B<br />
N<br />
Jungholzhause<br />
Gschlachtenbretzingen<br />
Unterrot<br />
Orlach<br />
Braunsbach<br />
Geislingen am Koc<br />
Tüngental<br />
Mittelfischach<br />
Bröckingen<br />
Sulzbach-Laufen<br />
Frickenhofen<br />
Sulzd<br />
Ober<br />
S
Seite 7<br />
Ermershausen<br />
Wildentierbach<br />
Spielbach<br />
Reutsachsen<br />
Leuzenbronn<br />
en<br />
Herrentierbach<br />
prechtshausen<br />
angenburg<br />
ächlingen<br />
n<br />
sselbach<br />
her<br />
rf<br />
schach<br />
Vellberg<br />
Riedbach<br />
Billingsbach<br />
Dünsbach<br />
Gerabronn<br />
Kirchberg an der Jagst<br />
Ruppertshofen<br />
Ilshofen<br />
Eckartshausen<br />
Oberaspach<br />
Großaltdorf<br />
Untersontheim<br />
Obersontheim<br />
Bühlertann<br />
Schrozberg<br />
Blaufelden<br />
Amlishagen<br />
Rot am See<br />
Beimbach<br />
Gaggstatt<br />
Hornberg<br />
Triensbach<br />
Onolzheim<br />
Oberspeltach<br />
Gründelhardt<br />
Schmalfelden<br />
Wiesenbach<br />
Crailsheim<br />
Jagstheim<br />
Wallhausen<br />
Satteldorf<br />
Tiefenbach<br />
Honhardt<br />
Randenweiler<br />
Westgartshausen<br />
Hummelsweiler<br />
Leuzendorf<br />
Stimpfach<br />
Jagstzell<br />
Gailroth<br />
Goldbach<br />
Gebsattel<br />
Lohrbach<br />
Wol sau<br />
Gammesfeld<br />
Diebach<br />
Insingen<br />
Hausen am Bach<br />
A 7<br />
Brettheim<br />
Reubach<br />
Wettringen<br />
Leitsweiler<br />
Herrnwin<br />
Lohr<br />
Walkersdorf<br />
Grüb<br />
Wörnitz<br />
Zumhaus<br />
Grimmschwinden Schnelldorf<br />
Bronnholzheim<br />
Beeghof Bergnerzell<br />
Weipertshofen<br />
Steinbach an der Jagst<br />
Rechenberg<br />
Kühnhardt am Schlegel<br />
Marktlustenau<br />
Waldtann<br />
Breite<br />
Untergailnau<br />
Harlang<br />
Haund<br />
Weidelbach<br />
Faule<br />
W<br />
Menschen<br />
Nahezu 200 000 Frauen, Männer und Kinder leben im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. Im Jahr der Neugliederung des <strong>Landkreis</strong>es waren es 152 473.<br />
Das Durchschnittsalter betrug im Jahr 2021 insgesamt 43,3 <strong>Jahre</strong> – 42,1<br />
<strong>Jahre</strong> bei den Männern, 44,5 <strong>Jahre</strong> bei den Frauen.<br />
Die Menschen im <strong>Landkreis</strong> gehören folgenden Altersschichten an:<br />
unter 15 <strong>Jahre</strong>n: 29 923<br />
15 bis 18 <strong>Jahre</strong>: 6006<br />
18 bis 15 <strong>Jahre</strong>: 14 991<br />
25 bis 40 <strong>Jahre</strong>: 38 733<br />
40 bis 65 <strong>Jahre</strong>: 69 893<br />
älter als 65 <strong>Jahre</strong>: 39 852<br />
130 Menschen leben im <strong>Landkreis</strong> durchschnittlich auf einem Quadratkilometer.<br />
Damit gehört er zu den dünnbesiedelten Gebieten Deutschlands<br />
(Durchschnittswert 230 Menschen)<br />
D<br />
U<br />
Wirtschaft<br />
Der Maschinenbau bildet den Schwerpunkt des verarbeitenden Gewerbes.<br />
Laut einer Angabe des <strong>Landkreis</strong>es sind auch die Holzverarbeitung,<br />
Kunststoffindustrie, Elektrotechnik und Ernährungsindustrie stark vertreten.<br />
Die Bausparkasse <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist als Finanzdienstleister<br />
der größte Arbeitgeber im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Seide<br />
Lautenb<br />
Geifertshofen<br />
Bühlerzell<br />
Heilberg<br />
ulzbach-Laufen<br />
Stöcken<br />
Kammerstatt<br />
Mangoldshause<br />
Haid<br />
Bühler<br />
Wegstetten<br />
Untergröningen<br />
Pom
Seite 8<br />
Die Schulen des<br />
<strong>Landkreis</strong>es<br />
Berufsschulzentrum<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Gewerbliche Schulen<br />
Max-Eyth-Straße 9 - 11<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Leiter: OStD Ernst-Michael Wanner<br />
Kaufmännische Schulen<br />
Max-Eyth-Straße 13 - 25<br />
Schulleiterin: OStD Petra Niederberger<br />
Hauswirtschaftliche Schule<br />
Sibilla-Egen-Schule<br />
Laccornweg 20 - 24/26<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Schulleiter: OStD Klaus Blum<br />
Berufsschulzentrum Crailsheim<br />
Gewerbliche Schulen<br />
Blaufelder Straße 10<br />
Crailsheim<br />
Schulleiter: OStD Andreas Petrou<br />
Kaufmännische Schulen<br />
In den Kistenwiesen 4<br />
Crailsheim<br />
Schulleiter: OStD Peter Kottenstein<br />
Haus- und Landwirtschaftliche Schulen<br />
- Eugen-Grimminger-Schule<br />
In den Kistenwiesen 6<br />
Schulleiterin: OStD Katrin Berk<br />
Sprachheilschule <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Wolfgang Wendlandt Schule<br />
Im Schönblick 42<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Schulleiterin: Sonderschuldirektorin<br />
Susanne Gsell<br />
Sprachheilschule Crailsheim<br />
Ludwig-Erhard-Straße 30<br />
Crailsheim<br />
Schulleiter: Sonderschuldirektor Bernhard<br />
Greule<br />
Sonderpädagogisches Bildungsund<br />
Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt<br />
geistige Entwicklung<br />
- Fröbelschule<br />
Am Schlegelberg 1<br />
Satteldorf-Ellrichshausen<br />
Schulleiter: Sonderschuldirektor Steffen<br />
Moser<br />
Fachschule für Landwirtschaft –<br />
Fachrichtung Hauswirtschaft<br />
Eckartshäuser Straße 41, Ilshofen<br />
Schulleiter: Gerrit Kleemann<br />
Feilen am Metall, aber auch am beruflichen und persönlichen Fortkommen. In den Schulen des <strong>Landkreis</strong>es in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, Crailsheim, Ilshofen und Ellrichshausen werden<br />
jungen Menschen zahlreiche Angebote unterbreitet.<br />
Foto: Jan Woitas/zb/dpa<br />
Tausende lernen an den Schulen<br />
Bildung Der <strong>Landkreis</strong> unterhält und verwaltet eine Vielzahl von Schulen an unterschiedlichen Orten. Groß sind die<br />
Einrichtungen in <strong>Hall</strong> und Crailsheim, klein die in Ilshofen und Ellrichshausen. Von Jürgen Stegmaier<br />
Es gibt die gewerblichen,<br />
kaufmännischen und hauswirtschaftlichen<br />
Schulen,<br />
außerdem Einrichtungen<br />
für Landwirtschaft und Sonderpädagogik.<br />
Das größte Schulzentrum,<br />
das vom <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> unterhalten und verwaltet<br />
wird, ist das in <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> auf der Tullauer Höhe. Auf<br />
rund 90 000 Quadratmetern stehen<br />
elf Schul- und Werkstattgebäude,<br />
es gibt zwei Sporthallen.<br />
Etwa 3000 Schülerinnen und<br />
Schüler insgesamt lernen dort.<br />
Große Einrichtungen<br />
Die Hälfte der Schülerinnen und<br />
Schüler wird zu den Gewerblichen<br />
Schulen gezählt. Die etwas<br />
mehr als 1<strong>50</strong>0 junge Männer und<br />
Frauen, die dort auch mit dem<br />
theoretischen Rüstzeug für ihre<br />
künftigen Berufe versorgt werden,<br />
werden von 94 Lehrkräften<br />
unterrichtet. Michael Wanner leitet<br />
die Gewerblichen Schulen in<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, er tut dies im<br />
Range eines Oberstudiendirektors.<br />
Auch die Kaufmännischen<br />
Schulen sind Teil des Berufsschulzentrums<br />
im <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>er Westen. Oberstudiendirektorin<br />
Petra Niederberger stehen<br />
dort 58 Lehrerinnen und Lehrer<br />
zur Seite. Sie unterrichten knapp<br />
1000 junge Menschen aus dem<br />
<strong>Landkreis</strong>.<br />
Nicht zuletzt sind die Hauswirtschaftlichen<br />
Schulen – auch<br />
bekannt als Sibilla-Egen-Schule –<br />
Teil des <strong>Hall</strong>er Berufsschulzentrums.<br />
Oberstudiendirektor Klaus<br />
Blum weiß 46 Lehrerinnen und<br />
Lehrer an seiner Seite. Unterrichtet<br />
werden mehr als 4<strong>50</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler.<br />
Zentrum in Crailsheim<br />
Ähnlich groß wie das <strong>Hall</strong>er Berufsschulzentrum<br />
ist das in<br />
Crailsheim. Dort gehen etwa 2<strong>50</strong>0<br />
junge Menschen in den Unterricht.<br />
Die Gewerblichen Schulen<br />
am Crailsheimer Berufsschulzentrum<br />
werden von nahezu 1200<br />
jungen Frauen und Männern aus<br />
dem <strong>Landkreis</strong> besucht. Geleitet<br />
wird die Einrichtung von Oberstudiendirektor<br />
Andreas Petrou.<br />
Dort unterrichten 70 Lehrkräfte<br />
die Schülerinnen und Schüler.<br />
Oberstudiendirektor Peter<br />
Kottenstein steht an der Spitze<br />
der Kaufmännischen Schulen in<br />
Crailsheim. 58 Lehrkräfte kümmern<br />
sich um rund 770 Schülerinnen<br />
und Schüler. Nicht zuletzt<br />
sind am Crailsheimer Berufsschulzentrum<br />
die Haus- und<br />
Landwirtschaftlichen Schulen angesiedelt.<br />
5<strong>50</strong> Schülerinnen und<br />
Schüler werden von 61 Lehrkräften<br />
um die Oberstudiendirektorin<br />
Katrin Berk an der Eugen-<br />
Grimminger-Schule betreut und<br />
unterrichtet.<br />
Kämmerei zuständig<br />
In der Verwaltung des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist die Trägerschaft<br />
der Schulen der Kämmerei<br />
zugeordnet. Die Schulgebäude<br />
werden vom Amt für Gebäudemanagement<br />
betreut.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> ist für die Schulgebäude<br />
verantwortlich. Er baut,<br />
saniert und unterhält sie. Außerdem<br />
verwaltet der Kreis den<br />
Schulbereich, trägt darüber hinaus<br />
die Sachkosten für den Unterricht,<br />
ist für Ausstattung zuständig<br />
und für Investitionen,<br />
wenn beispielsweise für die Gewerblichen<br />
Schulen neue Maschinen<br />
angeschafft werden müssen.<br />
Kleine Einrichtungen<br />
Außer diesen großen Schulen<br />
verwaltet und unterhält der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> noch eine<br />
Reihe kleinerer Bildungseinrichtungen.<br />
Dazu gehört in <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> die Wolfgang-Wendlandt-Schule,<br />
sie versteht sich als<br />
Einrichtung mit dem Schwerpunkt<br />
einer Sprachheilschule.<br />
Teil der Schule im <strong>Hall</strong>er Westen<br />
ist auch ein sonderpädagogisches<br />
Bildungs- und Beratungszentrum,<br />
das sich um junge Menschen<br />
kümmert, die für längere Zeit im<br />
Krankenhaus behandelt werden<br />
müssen. Schulleiterin Susanne<br />
Gsell hat für diese Aufgaben 22<br />
Lehrkräfte an ihrer Seite. Diese<br />
unterrichten und betreuen insgesamt<br />
mehr als 100 Schülerinnen<br />
und Schüler.<br />
Weitere Sprachheilschule<br />
Eine Sprachheilschule gibt es auch<br />
in Crailsheim. Schulleiter Bernhard<br />
Graule kümmert sich mit 16<br />
Kolleginnen und Kollegen um 90<br />
Lernende.<br />
Im Satteldorfer Teilort Ellrichshausen<br />
ist das sonderpädagogische<br />
Bildungs- und Beratungszentrum<br />
mit dem Förderschwerpunkt<br />
geistige Entwicklung angesiedelt.<br />
Die Fröbelschule wird von Steffen<br />
Moser geführt. Einschließlich des<br />
Schulkindergartens kümmern sich<br />
dort 27 Lehrkräfte um 75 junge<br />
Menschen.<br />
Die Fachschule für Landwirtschaft<br />
mit der Fachrichtung Hauswirtschaft<br />
ist in Ilshofen. Gerrit<br />
Kleemann, Leiter des Landwirtschaftsamtes,<br />
führt diesen Schulbereich.<br />
An der kleinsten Schule<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
werden knapp 30 Schülerinnen<br />
und Schüler unterrichtet.<br />
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Impressum<br />
Sonderveröffentlichung zu<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Herausgeber<br />
SÜDWEST PRESSE Hohenlohe GmbH<br />
& Co. KG, Haalstraße 5+7, 74523 <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Redaktion<br />
Dr. Marcus Haas (verantwortlich), Jürgen Stegmaier (Projektleiter),<br />
Norbert Acker, Dr. Sigrid Bauer, Oliver Färber,<br />
Richard Färber, Christine Hofmann, Corinna Janßen, Verena<br />
Köger, Luca Schmidt, Beatrice Schnelle, Elisabeth<br />
Schweikert, Jens Sitarek, Ralf Stegmayer, Axel Theurer,<br />
Birgit Trinkle, Sebastian Unbehauen, Tobias Würth<br />
Grafik & Layout<br />
Achim Köpf<br />
Anzeigen<br />
Vera Epple (verantw.), Ingo Bölz, Holger Gschwendtner,<br />
Martin Haas, Afsoon Kamrani, Kai Müller, Martin<br />
Naterski, Sebastian Nutsch, Julia Winterfeldt<br />
Druck<br />
DHO Druckzentrum<br />
Hohenlohe-Ostalb GmbH & Co.KG<br />
Ludwig-Erhard-Straße 109<br />
74564 Crailsheim
Seite 9<br />
Projekte fördern, Flexibilität erhöhen<br />
Der <strong>Landkreis</strong> hat eine<br />
eigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft.<br />
Diese macht es sich zur<br />
Aufgabe, Impulse für die<br />
Wirtschaft zu setzen.<br />
„Zielsetzung der Städte,<br />
Gemeinden und des<br />
<strong>Landkreis</strong>es ist es, gemeinsam<br />
bestmögliche<br />
Rahmenbedingungen<br />
für die heimische Wirtschaft<br />
sowie optimale<br />
Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
für seine Bürgerinnen<br />
und Bürger zu<br />
schaffen“, benennt die<br />
WFG ihre Aufgabe.<br />
Gegründet wurde die<br />
WFG im Jahr 1996 mit<br />
dem Ziel, Projekte zu<br />
fördern und die Flexibilität<br />
zu erhöhen. just<br />
Zahlreiche Unternehmen in der Region (hier Optima) sind stark darin, Maschinen zu entwickeln, mit denen pharmazeutische Produkten wie<br />
Impfstoffe oder Medikamente abgefüllt und verpackt werden.<br />
Firmenfoto: Optima<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
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74523 <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Der Maschinenbau<br />
hat sich stark entwickelt<br />
Ökonomie Immer weniger Menschen im Kreis arbeiten in der Landwirtschaft. Fünf Betriebe<br />
sind Weltmarktführer. Die Bausparkasse ist das größte Unternehmen. Von Jürgen Stegmaier<br />
Dass die wirtschaftliche<br />
Entwicklung im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> in<br />
den zurückliegenden<br />
Jahrzehnten erfolgreich verlaufen<br />
ist, lässt sich an unterschiedlichen<br />
Aspekten erkennen: In den<br />
Industrie- und Gewerbegebieten<br />
entlang der Autobahn entstanden<br />
und entstehen immer noch neue<br />
Firmen- und Logistikgebäude. Die<br />
Zahl der Unternehmen steigt,<br />
ebenso die Zahl der Beschäftigten.<br />
Die Arbeitslosenquote ist<br />
vergleichsweise gering.<br />
Das Thema Ansiedlung hat zunehmend<br />
an Relevanz gewonnen,<br />
seitdem die Lücke an der A 6 geschlossen<br />
wurde. Bis 1979 war<br />
eine Kluft zwischen Kupferzell<br />
und Ansbach. Verbunden wurden<br />
die beiden Enden der A 6 dann<br />
vor 44 <strong>Jahre</strong>n. Der Zusammenschluss<br />
erforderte erhebliche<br />
Brückenbauwerke – so den Bau<br />
der Kochertalbrücke, die bis heute<br />
die höchste Brücke Deutschland<br />
ist. Sie misst 185 Meter.<br />
Auf der ganzen Welt gefragt<br />
Auch der heimische Maschinenbau<br />
legte eine steile Wachstumskurve<br />
hin. Insbesondere im Bereich<br />
der Verpackungstechnologie<br />
entwickelten die Unternehmen<br />
in <strong>Hall</strong>, Crailsheim, Ilshofen<br />
sowie im Kochertal Lösungen, die<br />
auf der ganzen Welt nachgefragt<br />
wurden und werden. Auf den Linien<br />
von Optima, Syntegon,<br />
Bausch+Ströbel, Rommelag,<br />
Schubert, Groninger und zahlreichen<br />
anderen werden Dinge des<br />
täglichen Gebrauchs, in vielen<br />
Fällen aber Mittel für die Pharmaindustrie<br />
abgefüllt und verpackt.<br />
Gerade für die Pharmaindustrie<br />
sind dabei strengste Standards<br />
zu beachten.<br />
In der Corona-Pandemie rückten<br />
insbesondere die Unternehmen<br />
Optima, Bausch+Ströbel,<br />
Syntegon und Groninger in den<br />
Fokus: Ohne sie wäre es nicht<br />
möglich gewesen, die Milliarden<br />
Dosen an Impfstoffen für Menschen<br />
auf der ganzen Welt abzufüllen.<br />
Größtes Unternehmen im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist die<br />
Bausparkasse <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Für den Betrieb inklusive der<br />
Tochterunternehmen arbeiten allein<br />
in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> mehr als<br />
3000 Menschen. Nimmt man die<br />
Außendienstler mit dazu, sind es<br />
mehr als 6000. 6,5 Millionen Kunden<br />
hat die Bausparkasse <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. Außer in Deutschland<br />
ist sie auch in Ungarn, der Slowakei<br />
und China präsent. Ihre Beteiligung<br />
in Tschechien hat sie<br />
aufgegeben.<br />
Warum eine starke Wirtschaft wichtig ist<br />
Ein Merkmal der Wirtschaftsstärke<br />
im <strong>Landkreis</strong><br />
sind die fünf Unternehmen,<br />
die ganz offiziell<br />
Weltmarktführer<br />
sind. Gerhard Schubert<br />
aus Crailsheim entwickelt<br />
Toploading-Verpackungsmaschinen.<br />
Groninger<br />
ist auf Anlagen<br />
für die Pharma-, Kosmetik-<br />
und Konsumgüterindustrie<br />
spezialisiert.<br />
HBC radiomatic stellt<br />
drahtlose Steuerungen<br />
her. Die Optima-Gruppe<br />
produziert und entwickelt<br />
Komplettanlagen<br />
zum Verpacken von Gütern<br />
für Kunden aus den<br />
Branchen Pharma, Konsumgüter,<br />
Gesundheit<br />
und Lebensmittel. Recaro<br />
Aircraft Seating hat<br />
seine Zentrale ebenfalls<br />
in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Der<br />
Entwickler und Hersteller<br />
von Flugzeug- und<br />
Zugsitzen produziert<br />
auch in Polen, China,<br />
Südafrika und den USA.<br />
Was Weltmarktführer<br />
sind, hat Christoph Müller,<br />
Professor an der Universität<br />
St. Gallen definiert:<br />
Ein Weltmarktführer<br />
muss weltweit die<br />
Nummer 1 oder 2 in mindestens<br />
einem relevanten<br />
Marktsegment sein.<br />
Ferner muss der <strong>Jahre</strong>sumsatz<br />
mindestens <strong>50</strong><br />
Millionen Euro betragen,<br />
wovon <strong>50</strong> Prozent oder<br />
mehr im Ausland, auf<br />
zumindest drei Kontinenten,<br />
erwirtschaftet<br />
werden. Schließlich<br />
müssen die Eigentümer<br />
ihren Sitz zu Teilen in<br />
Deutschland haben.<br />
Die A 6 gilt als<br />
Lebensader.<br />
Entlang der Autobahn<br />
siedeln sich viele<br />
Unternehmen an.<br />
Die Betriebe und deren<br />
Beschäftigten zahlen<br />
auf direktem oder indirektem<br />
Weg erhebliche<br />
Summen an Steuern. Zu<br />
nennen sind die Gewerbesteuer,<br />
die Unternehmen<br />
zu entrichten haben<br />
und Einkommensteuer,<br />
die die Beschäftigten<br />
abzuführen<br />
haben.<br />
Zu einem erheblichen<br />
Teil finanziert sich der<br />
<strong>Landkreis</strong> durch die sogenannte<br />
Kreisumlage,<br />
die von den Städten und<br />
Gemeinden zu entrichten<br />
is. t2021 betrug diese<br />
Kreisumlage 105 Millionen<br />
Euro, 2022 waren<br />
es 96 Millionen Euro. Der<br />
Haushalt hatte zuletzt<br />
ein Volumen von 335<br />
Millionen Euro. just<br />
93 900 Erwerbstätige gab es im<br />
Jahr 2000 im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. Zehn <strong>Jahre</strong> später waren<br />
es 114 100. Dabei fällt auf, dass<br />
immer weniger Menschen ihre<br />
Arbeit in der Land- und Forstwirtschaft<br />
haben. Waren es 2000<br />
noch 4400 Frauen und Männer,<br />
so halbierte sich die Zahl bis 2020<br />
glatt auf 2200.<br />
Starker Dienstleistungssektor<br />
Im produzierenden Gewerbe<br />
stieg die Zahl der Beschäftigten<br />
zwischen 2010 und 2020 von<br />
35 800 auf 41 600. Der stärkste<br />
Wirtschaftssektor im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist der Bereich<br />
der Dienstleistung. In diesem arbeiteten<br />
2020 65 600 Menschen,<br />
zehn <strong>Jahre</strong> davor waren es 53 800.<br />
Handwerk mit Personalsorgen<br />
Auch das Handwerk ist ein Sektor<br />
mit einer breiten Palette an<br />
Berufen und Branchen, die unterschiedliche<br />
Herausforderungen<br />
aufweisen können. Doch viele<br />
Handwerksberufe haben Schwierigkeiten,<br />
qualifizierte Fachkräfte<br />
zu finden und zu halten. Das<br />
Handwerk bekommt einen Trend<br />
der vergangenen Jahrzehnte massiv<br />
zu spüren: Viele junge Menschen<br />
wollen nach der Schule an<br />
Universitäten und Hochschulen<br />
studieren oder suchen Jobs in<br />
Verwaltungen von Ämtern oder<br />
Unternehmen. Immer weniger<br />
wollen zupacken.<br />
Laut der Handwerkskammer<br />
Heilbronn-Franken waren im Jahr<br />
2020 etwa 3600 Handwerksbetriebe<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> gemeldet. Diese Betriebe beschäftigten<br />
insgesamt rund<br />
24 000 Menschen, darunter etwa<br />
2900 Auszubildende. Allerdings<br />
sind Zahlen in diesem Bereich<br />
nur unscharf, da der Kammer<br />
nicht alle Handwerksbetriebe gemeldet<br />
sind.<br />
Wir feiern unseren<br />
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Seite 10<br />
Für die Belange der kleineren<br />
Städte und Gemeinden<br />
im <strong>Landkreis</strong><br />
setzt sich der Gemeindetag<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
als einer der drei kommunalen<br />
Spitzenverbände im<br />
Land ein. Der Kreisverband<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
bündelt vor Ort die Interessen<br />
aus dem <strong>Landkreis</strong>.<br />
Interview<br />
Volker Schneider (78), 36<br />
<strong>Jahre</strong> lang Bürgermeister<br />
von Michelbach/Bilz, hatte den<br />
Vorsitz des Kreisverbands über<br />
30 <strong>Jahre</strong> inne, Kurt Wackler (65),<br />
langjähriger Bürgermeister von<br />
Satteldorf, zwölf <strong>Jahre</strong>, und der<br />
amtierende Bürgermeister von<br />
Mainhardt, Damian Komor (39),<br />
steht dem Kreisverband seit Juli<br />
2021 vor.<br />
Gemeinden, Städte und<br />
<strong>Landkreis</strong>e<br />
In Baden-Württemberg gibt es drei<br />
kommunale Spitzenverbände: den<br />
Städtetag, den Gemeindetag und den<br />
<strong>Landkreis</strong>tag. Mit 1063 Mitgliedsstädten<br />
und -gemeinden, die insgesamt<br />
mehr als sieben Millionen Einwohner<br />
oder 67 Prozent der Landeseinwohner<br />
ausmachen, ist der Gemeindetag der<br />
größte der drei Verbände. „Unsere<br />
kleinste Mitgliedsgemeinde hat weniger<br />
als 100 Einwohner, die größte Mitgliedsstadt<br />
über 85 000 Einwohner“,<br />
schreibt der Gemeindetag auf seiner<br />
Website. Auch kommunale Verbände<br />
und Unternehmen sind Mitglieder des<br />
Gemeindetags.<br />
noa<br />
Gruppenbild vor dem Interviewtermin (von links): Volker Schneider, Damian Komor und Kurt Wackler vor<br />
der großen <strong>Landkreis</strong>karte im Sitzungssaal des <strong>Hall</strong>er Landratsamts.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
„Ein Miteinander<br />
auf Augenhöhe“<br />
Kommunen Zwei ehemalige und der amtierende Vorsitzende des<br />
Kreisverbands des Gemeindetags erläutern im Interview die<br />
Aufgaben des Gremiums. Von Norbert Acker<br />
In der Außenwirkung<br />
merkt<br />
man heute kaum<br />
mehr etwas von der<br />
Kreisreform.<br />
Volker Schneider<br />
Bürgermeister a.D. Michelbach<br />
Auch nach <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n wird von einzelnen<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürgern<br />
und in manchen Bereichen immer<br />
noch zwischen den Altkreisen<br />
<strong>Hall</strong> und Crailsheim unterschieden.<br />
Warum ist das so?<br />
Kurt Wackler: Ich sehe das historisch<br />
bedingt. Da muss man weit<br />
zurückgehen, fast bis Napoleon.<br />
Mit Gründung des Königreichs<br />
Württemberg Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
wurden die Oberämter<br />
geschaffen, <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
Crailsheim und Gaildorf sowie<br />
Gerabronn. Diese hatten Bestand<br />
bis vor dem Zweiten Weltkrieg als<br />
die Kreise gebildet wurden. Es ist<br />
in den Köpfen der Menschen, zumindest<br />
im Sprachgebrauch, dass<br />
die Orientierung zum jeweiligen<br />
alten Oberamtszentrum hin ausgerichtet<br />
war und in vielen Bereichen<br />
auch heute noch ist. Diese<br />
Ausrichtung erfolgte durch die<br />
weiterführenden Schulen, die<br />
Fachärzte oder die Krankenhäuser.<br />
Auch wurde in der Oberamtsstadt<br />
eingekauft. Ich sehe diesen<br />
Sprachgebrauch aber nicht als<br />
Nachteil, er ist eine Reminiszenz<br />
an die Historie.<br />
Volker Schneider: In der Außenwirkung<br />
merkt man heute kaum<br />
mehr etwas von der Kreisreform.<br />
Die wenigstens Kreisbewohner<br />
kennen noch die Zeit der alten<br />
<strong>Landkreis</strong>e. Und wenn mancher<br />
meint, die Reform kritisieren zu<br />
müssen, denke ich, dass es eher<br />
Kritik an der Gemeindereform<br />
von 1972 und mancherorts ihrer<br />
Folgen herrührt, und nicht von<br />
der Zusammenlegung der <strong>Landkreis</strong>e.<br />
Die Verwaltung hatte dies<br />
gut vorbereitet und mit der Außenstelle<br />
in Crailsheim die Interessen<br />
der Kreisbewohner berücksichtigt.<br />
Damian Komor: Ich glaube auch<br />
nicht, dass das heute noch ein<br />
Thema ist. Es kommt aus bestimmten<br />
Bereichen, wo man mit<br />
der Bezeichnung der Altkreise<br />
eher die Raumschaften<br />
meint. Die Unterscheidung zwischen<br />
den Altkreisen bezeichnet<br />
eher die Raumschaften. Man hat<br />
eben immer die Konzentration<br />
um die größeren Zentren, wie bei<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Crailsheim.<br />
Diese Raumschaften bilden sich<br />
durch Schulen, ÖPNV, Einkaufsstruktur<br />
und alles, was wir benötigen.<br />
Ich denke, auf den <strong>Landkreis</strong><br />
bezogen merkt man diese<br />
Unterscheidungen nicht.<br />
Gibt es diese Unterschiede nicht<br />
noch bei den Dienstbesprechungen<br />
der Bürgermeister der Gemeinden?<br />
Damian Komor: Vom Gemeindetag<br />
aus nicht. Es gibt eine Kreisverbandsversammlung<br />
und da kommen<br />
alle Bürgermeisterinnen und<br />
Bürgermeister des <strong>Landkreis</strong>es<br />
zusammen. Es gibt zwar noch im<br />
<strong>Landkreis</strong> die Sprengel-Sitzungen,<br />
aufgeteilt in die Raumschaft<br />
Crailsheim und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
aber das hängt eher damit zusammen,<br />
dass man im Kollegenkreis<br />
Themen aus der Raumschaft berät<br />
und sich auf kollegialer Ebene<br />
austauscht. Aber die wichtigen<br />
Themen werden auf Kreisebene<br />
im Verband diskutiert.<br />
Volker Schneider: Die Sprengel<br />
sind eben für die Kollegen, der<br />
Kreisverband ist die Interessenvertretung,<br />
die Beratung dient<br />
auch der Vorbereitung der Beschlussfassung<br />
im Landesvorstand.<br />
Kurt Wackler: Die Sprengel waren<br />
und sind losgelöst von der Arbeit<br />
des Kreisverbands. Diese stellen<br />
eher eine Arbeitsebene der jeweiligen<br />
Raumschaft dar.<br />
Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit<br />
der <strong>Landkreis</strong>verwaltung mit<br />
den Kommunen vor Ort?<br />
Volker Schneider: Ich habe mit drei<br />
Landräten zusammengearbeitet,<br />
sowohl als Bürgermeister als auch<br />
als Kreisvorsitzender des Gemeindetags.<br />
Ich kann durchweg<br />
nur Positives sagen, es war immer<br />
Die Diskussion<br />
ist verebbt und<br />
auf Landesebene<br />
nicht weiterverfolgt<br />
worden.<br />
Kurt Wackler<br />
Bürgermeister a.D. Satteldorf<br />
ein Miteinander auf Augenhöhe.<br />
Kurt Wackler: Das kann ich nur unterstreichen,<br />
auch wenn ich nicht<br />
auf drei Landräte zurückblicken<br />
kann, bei mir waren es nur zwei.<br />
Die Zusammenarbeit war ohne<br />
Einschränkungen immer sehr positiv,<br />
pragmatisch und ergebnisorientiert.<br />
Ich denke da nur an die<br />
Bewältigung der Flüchtlingskrise<br />
2015/2016 und die Corona-Pandemie,<br />
bei der es einen regelmäßig<br />
tagenden Koordinierungsstab<br />
gab, an dem auch immer der Vorsitzende<br />
des Kreisverbands des<br />
Gemeindetags dabei war. Mit<br />
Pragmatismus wurde und wird<br />
der Breitbandausbau gemeinsam<br />
Manches kann<br />
man interkommunal<br />
regeln,<br />
manches aber nur auf<br />
<strong>Landkreis</strong>ebene.<br />
Damian Komor<br />
Bürgermeister Mainhardt<br />
verfolgt. Wir haben nach enger<br />
Abstimmung den Zweckverband<br />
Breitband unter Beteiligung aller<br />
Städte und Gemeinden gemeinsam<br />
mit dem <strong>Landkreis</strong> gegründet.<br />
Der Kreisverband war und ist<br />
maßgebend bei der Ausarbeitung<br />
der Satzung und der Regularien<br />
dabei. Dieser zukunftsweisende<br />
Schritt war Dank der gegenseitigen<br />
Offenheit und Verlässlichkeit<br />
möglich.<br />
Damian Komor: Auch ich kann das<br />
nur bestätigen. Es ist immer eine<br />
sachliche Zusammenarbeit auf<br />
Augenhöhe. Man tauscht sich aus<br />
und schaut gemeinsam, was<br />
machbar ist und wie man das Beste<br />
für den <strong>Landkreis</strong> und die Kommunen<br />
erreichen kann.<br />
Volker Schneider: Ich erinnere<br />
mich noch daran, wie es damals<br />
1988 darum ging, alle Kommunen<br />
mit Faxgeräten auszustatten. Das<br />
Thema Kommunikation war immer<br />
wichtig.<br />
Würden Sie sich mehr oder weniger<br />
Kompetenzen für die <strong>Landkreis</strong>e beziehungsweise<br />
die Kommunen wünschen?<br />
Damian Komor: Ich glaube, hier<br />
geht es nicht um ein Mehr oder<br />
Weniger. In Zukunft werden wir<br />
gewisse Felder gemeinsam stärker<br />
bespielen müssen. Das Thema<br />
Breitband ist hier ein gutes<br />
Beispiel. Wenn man mal ganz genau<br />
hinschaut, ist das weder eine<br />
klassische Aufgabe des <strong>Landkreis</strong>es,<br />
noch der Städte und Gemeinden.<br />
Wenn wir uns damals nicht<br />
zusammengeschlossen und den<br />
gemeinsamen Weg eingeschlagen<br />
hätten, diesen Zweckverband zu<br />
gründen, würden wir heute vor<br />
Ort nicht so weit sein, wie wir es<br />
sind. Und das war nur möglich,<br />
weil wir einen gemeinsamen Nenner<br />
hatten und haben. Ganz aktuell<br />
haben wir uns gemeinsam auf<br />
den Weg gemacht und das Thema<br />
Energiemanagement für die<br />
Städte und Gemeinden im Energiezentrum<br />
gebündelt. Es geht um<br />
Vorgaben, die wir von EU, Bund<br />
und Land vorgelegt bekommen,<br />
und die wir als kleine Städte und<br />
Gemeinden schlichtweg alleine<br />
nicht mehr hinkriegen. Der <strong>Landkreis</strong><br />
spielt für uns aber immer<br />
eine ganz zentrale Rolle. Manches<br />
kann man interkommunal regeln,<br />
manches aber nur auf <strong>Landkreis</strong>ebene.<br />
Neben der finanziellen<br />
Ausstattung der Städte und Gemeinden<br />
wird auch das Thema<br />
Personal unsere größte Herausforderung<br />
in der Zukunft.<br />
Kurt Wackler: Es gab nach dem Regierungswechsel<br />
in Baden-Württemberg<br />
2011 beginnende Gespräche<br />
mit den kommunalen Spitzenverbänden,<br />
welche Aufgaben auf<br />
eine neue Ebene verlagert werden<br />
könnten und welche Aufgabenübertragungen<br />
auf die kommunale<br />
Ebene erwogen werden könnten,<br />
um diese mehr zu stärken.<br />
Das Thema Bürgernähe stand für<br />
den Kreisverband dabei weit<br />
oben, wir haben entsprechende<br />
Vorschläge erarbeitet, beispielweise<br />
zum Straßenverkehrsrecht:<br />
Muss immer eine Verkehrsschau<br />
mit zig Personen anrücken, um<br />
ein Gesperrt- oder Halteverbot-<br />
Schild aufzustellen? Leider ist die<br />
Diskussion verebbt und auf Landesebene<br />
nicht weiterverfolgt<br />
worden. Wir sprechen immer von<br />
Entbürokratisierung, da gäbe es<br />
viele Dinge, die man im Sinne der<br />
Bürgernähe vor Ort sachgerecht<br />
ohne mehr oder minder große<br />
Gremien erledigen könnte.<br />
Volker Schneider: Ich denke an die<br />
leidige Veränderung im Grundbuch-<br />
und Notariatswesen oder<br />
auch an die unverständliche Zentralisierung<br />
der Gutacherausschüsse,<br />
es wird vieles komplizierter<br />
gemacht. Bisher waren es<br />
von Leuten, die sich vor Ort ausgekannt<br />
haben, und jetzt wird es<br />
überregional entschieden. Das ist<br />
ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand.<br />
Die Diskussion um die<br />
Grundsteuer vertieft das noch<br />
einmal.<br />
Warum braucht es eigentlich den<br />
Gemeindetag und dessen Kreisverband?<br />
Volker Schneider: Unser Gespräch<br />
zeigt es doch, der Gemeindetag<br />
wird gebraucht. Er ist die Interessenvertretung<br />
der Kommunen.<br />
Gerade wir Vertreter aus dem<br />
ländlichen Raum haben darauf zu<br />
achten, dass unsere Raumschaft<br />
gegenüber den Ballungsgebieten<br />
„nicht unter die Räder“ kommt.<br />
Kurt Wackler: Wir bündeln die<br />
kommunalen Interessen vor Ort<br />
und vertreten diese gegenüber<br />
der Politik, und durch das kommunale<br />
Netzwerk mit dem entsprechenden<br />
Gewicht gegenüber<br />
Land und Bund. Was macht es für<br />
einen Eindruck, wenn eine einzelne<br />
Gemeinde eine Eingabe beim<br />
Staatsministerium macht? Das<br />
wird zur Kenntnis genommen,<br />
freundlich beantwortet und dann<br />
... Anders ist es, wenn die drei<br />
kommunalen Spitzenverbände,<br />
also Städte-, Gemeinde- und<br />
<strong>Landkreis</strong>tag, auch gemeinsam,<br />
die Interessen bündeln und formulieren.<br />
Das hat eine deutlich<br />
stärkere Wahrnehmung wie Einzelvorstöße.<br />
Volker Schneider: Und das geht in<br />
beide Richtungen, nach oben wie<br />
nach unten im Interesse der Bürgerschaft.<br />
Wenn alle gemeinsam<br />
zusammenstehen, dann findet das<br />
ein ganz anderes Echo.<br />
Damian Komor: Die kommunalen<br />
Spitzenverbände werden ja auch<br />
bei der Gesetzgebung immer wieder<br />
eingebunden. Wenn Veränderungen<br />
anstehen, sind die Verbände<br />
sehr nah dran an der Politik<br />
und können schnell reagieren. Sie<br />
werden oft auch zu bestimmten<br />
Themen angefragt. Für uns kleinere<br />
Städte und Gemeinden ist<br />
der Gemeindetag ein sehr wichtiger<br />
Partner. Wenn ein neues<br />
Thema im Rathaus aufschlägt,<br />
kann man sich immer vertrauensvoll<br />
an den Verband wenden und<br />
nachfragen. Es gibt zum Beispiel<br />
rechtlich geprüfte Mustersatzungen<br />
und Handlungsempfehlungen,<br />
so muss nicht jedes Rathaus<br />
das Rad neu erfinden. Im operativen<br />
Geschäft ist der Verband ein<br />
ganz wichtiger Partner.<br />
Abschließend: Was wünschen Sie<br />
dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zu<br />
seinem runden Jubiläum und für die<br />
Zukunft?<br />
Kurt Wackler: Ich wünsche ihm<br />
eine weiterhin so positive Gesamtentwicklung<br />
und dass es gelingt,<br />
den weiteren Strukturwandel,<br />
die Anpassungsprozesse der<br />
Wirtschaft und bespielweise die<br />
Mobilitätswende gemeinsam zu<br />
meistern. Der große Wunsch ist,<br />
dass die Herausforderungen, die<br />
noch gar nicht absehbar sind, von<br />
Kommunen und <strong>Landkreis</strong> gemeinsam<br />
auf Augenhöhe angegangen<br />
werden und das partnerschaftliche<br />
Verhältnis – auch bei<br />
mal enger werdenden Finanzen –<br />
weiterbesteht.<br />
Volker Schneider: Das kann ich nur<br />
unterschreiben. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen der Kreisverwaltung<br />
und den Kommunen war immer<br />
vertrauensvoll und gut, ich<br />
wünsche dem <strong>Landkreis</strong>, den<br />
Städten und Gemeinden, dass<br />
dies so bleibt.<br />
Damian Komor: Ich auch! Und ich<br />
wünsche dem <strong>Landkreis</strong>, dass er<br />
weiterhin der schönste bleibt, wie<br />
es unser Landrat Gerhard Bauer<br />
gerne unterstreicht.<br />
Kommunalpolitische<br />
Kompetenz<br />
Volker Schneider war von 1972 bis<br />
2008 Bürgermeister der Gemeinde<br />
Michelbach/Bilz.<br />
Kurt Wackler hat von 1998 bis 2022<br />
auf dem Stuhl des Bürgermeisters im<br />
Rathaus Satteldorf gesessen.<br />
Damian Komor ist seit 2010 Bürgermeister<br />
der Gemeinde Mainhardt. noa
Seite 11<br />
120 Kurse pro<br />
Jahr im<br />
<strong>Landkreis</strong><br />
Gesundheit Die AOK<br />
Heilbronn-Franken<br />
kooperiert mit Vereinen,<br />
Schulen, Kitas und<br />
Betrieben.<br />
<strong>Landkreis</strong>. Dass es im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> vier selbstständige<br />
Allgemeine Ortskrankenkassen<br />
gab, liegt schon <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> zurück.<br />
Seither hat sich viel getan.<br />
Die AOK <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ging in<br />
der AOK Heilbronn-Franken auf.<br />
Heute ist die AOK modern aufgestellt<br />
und mit einem breiten Gesundheitsangebot<br />
für die Menschen<br />
im <strong>Landkreis</strong> präsent.<br />
„Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
sind in einer immer älter<br />
werdenden Gesellschaft ein hohes<br />
Gut. Unser täglicher Anspruch<br />
ist es, diese mit einem regionalen<br />
Gesundheitsangebot zu<br />
erhalten oder wieder herzustellen.<br />
Ein Kursprogramm in eigenen<br />
Gesundheitszentren mit eigenem<br />
Personal bietet nur die<br />
AOK“, schreibt René Schilling,<br />
Presssprecher der AOK Heilbronn-Franken.<br />
Die Kurse seien<br />
übrigens nicht nur für AOK-Versicherte<br />
zugänglich. Die AOK<br />
Heilbronn-Franken biete pro Jahr<br />
rund 400 Kurse in den Bereichen<br />
Bewegung, Entspannung und Ernährung<br />
an, im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hall</strong><br />
etwa 120.<br />
„Ein weiterer wichtiger Baustein<br />
sind Kooperationen mit Vereinen<br />
sowie Schulen und Kindergärten<br />
und die Zusammenarbeit<br />
bei kommunalen Projekten“, so<br />
Schilling. Die AOK Heilbronn-<br />
Franken habe 76 dieser Vertragspartner,<br />
davon kommen allein 26<br />
aus dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>.<br />
Das betriebliche Gesundheitsmanagement<br />
ist ein weiterer Baustein<br />
in der Prävention. Hier biete<br />
die AOK den Arbeitgebern in<br />
der Region ein breites Kursangebot,<br />
Vorträge, Workshops oder<br />
Screenings an. „2022 führten unsere<br />
Fachkräfte in Heilbronn<br />
Franken fast 1600 der genannten<br />
Maßnahmen durch. Im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Hall</strong> waren es rund 360“, erläutert<br />
der AOK-Sprecher.<br />
58 Prozent Marktanteil<br />
im <strong>Landkreis</strong><br />
In den Kundencentern der AOK Heilbronn-Franken<br />
in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
Crailsheim, Gaildorf und Gerabronn<br />
sind 168 Expertinnen und Experten<br />
Ansprechpartner für die aktuell über<br />
117 000 AOK-Versicherten und rund<br />
<strong>50</strong>00 Firmenkunden.<br />
Mit einem Marktanteil von 45 Prozent<br />
ist die AOK die größte Krankenkasse<br />
in Baden-Württemberg. Im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> beträgt der<br />
Marktanteil 58 Prozent.<br />
Noch eine schwierige Geburt<br />
Krankenkassen Gegen die Gründung der AOK-Bezirksdirektion <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> 1973/74 hat es starken Widerstand<br />
vier selbstständiger Kassen gegeben. Das Bundesverfassungsgericht hatte das letzte Wort. Von René Schilling<br />
Die Gebietsreform vor <strong>50</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n betraf nicht nur<br />
die Städte und Gemeinden,<br />
sondern auch die<br />
Krankenkasse AOK. Damals gab<br />
es in Crailsheim, Gaildorf, Gerabronn<br />
und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> vier<br />
rechtlich selbständige Allgemeine<br />
Ortskrankenkassen. Von der<br />
Forderung aus Stuttgart, sich zu<br />
einer AOK für den neuen <strong>Landkreis</strong><br />
zusammenzuschließen, waren<br />
die vier Kassen alles andere<br />
als begeistert. Widerstand und<br />
Empörung gingen so weit, dass<br />
das Bundesverfassungsgericht in<br />
Karlsruhe angerufen wurde.<br />
Getragen wurde der Protest<br />
von den lokalen Selbstverwaltungen<br />
der Allgemeinen Ortskrankenkassen,<br />
die von den Beitragszahlern,<br />
den Arbeitgebern und<br />
Arbeitnehmern gestellt wurde.<br />
Gemeinsam legten sie in der Vertreterversammlung<br />
die Beitragshöhe<br />
fest und bestimmten, welche<br />
Leistungen im Krankheitsfall<br />
gewährt wurden. Dies ist heute<br />
noch so, allerdings geschieht dies<br />
mittlerweile durch den Verwaltungsrat<br />
der AOK Baden-Württemberg.<br />
Im Vordergrund ist die Niederlassung der AOK in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> gut zu erkennen. Im jüngst renovierten Gesundheitszentrum kümmern sich<br />
zwölf Fachkräfte um Kursteilnehmer in den Bereichen Bewegung, Entspannung und Ernährung.<br />
Drohnenfoto: Ufuk Arslan<br />
Der Dirigismus<br />
in Stuttgart<br />
geht noch über den<br />
im Dritten Reich<br />
hinaus.<br />
Gemeinsames Handeln<br />
Die Selbstverwaltungen waren<br />
selbstbewusst. Vor Ort entschied<br />
man demokratisch über die Gesundheitsversorgung<br />
der Menschen<br />
und die wirtschaftlichen<br />
Belastungen der ansässigen Unternehmen<br />
durch die Beitragssätze.<br />
Zugleich stärkte die gemeinsame<br />
Verwaltung der örtlichen<br />
Krankenkasse den Zusammenhalt.<br />
Bei Tarifverhandlungen<br />
mochte man sich streiten. In den<br />
Gremien der AOK aber handelten<br />
krankenversicherte Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber gemeinsam.<br />
Und doch ahnten die stolzen<br />
Selbstverwalter, insbesondere in<br />
den kleineren AOKs, dass ihre Zukunft<br />
gefährdet war. Es brauchte<br />
nur ein größerer Betrieb zu<br />
schließen, und die wirtschaftliche<br />
Existenz der Kasse konnte gefährdet<br />
sein. Die vor Ort erhobenen<br />
Beiträge reichten nicht aus, um<br />
die Kosten eines immer teurer<br />
werden Gesundheitssystems zu<br />
tragen. Sogar die vergleichsweise<br />
große AOK <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
wünschte sich mehr finanzielle<br />
Solidarität. Grund waren die Kosten<br />
für das Diak-Klinikum in <strong>Hall</strong>,<br />
dessen „Einzugsgebiet weit über<br />
die Grenzen des Kreises hinaus“<br />
reichte. Dies hatte, so die Klage<br />
des <strong>Hall</strong>er AOK-Vorstands von<br />
„jeher einen höheren Beitragssatz<br />
gegenüber sämtlichen Nachbarkassen“<br />
zur Folge.<br />
Klar war, wenn man konkurrenz-<br />
und leistungsfähig bleiben<br />
wollte, musste man wie bei den<br />
kommunalen Gebietskörperschaften<br />
zu größeren Einheiten<br />
zusammenfinden. Das signalisierte<br />
das Baden-Württembergische<br />
Sozialministerium bereits 1972<br />
den örtlichen Krankenkassen unmissverständlich.<br />
Die damals noch viele spürbarere<br />
Rivalität zwischen Crailsheim<br />
und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> blockierte<br />
den Verhandlungsprozess.<br />
Der Vorstand der AOK Crailsheim<br />
erklärte, dass „an einer Zusammenlegung<br />
an sich kein Interesse<br />
besteht, aber wenn schon …,<br />
dann nur mit der AOK Gerabronn“.<br />
In <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> hielt<br />
deshalb der dortige AOK-Vorstand<br />
„einen freiwilligen Zusammenschluss<br />
der Kassen“ aus dem<br />
Großraum <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> für<br />
eine „Illusion“, da könne man sich<br />
nur „blutige Köpfe“ holen.<br />
Heinz Bornemann (links), Direktor der AOK <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> von 1968<br />
bis 1978, bei einer Ehrung 1977. Foto: Stadtarchiv <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Zweifel an Großkasse<br />
Der Druck zur Fusion blieb indes<br />
hoch. Bereits im Frühjahr 1973 einigten<br />
sich daher die AOKs in<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Gaildorf auf<br />
eine Zusammenarbeit. Bis in den<br />
Herbst 1973 hoffte man vor allem<br />
in Crailsheim und Gerabronn auf<br />
eine Zweierlösung im Kreis. In einer<br />
achtseitigen Stellungnahme<br />
für das Sozialministerium in<br />
Stuttgart bezweifelte man, dass<br />
eine Großkasse effizient verwaltet<br />
werden könne und führte die<br />
„historische Verbundenheit und<br />
die Identität des Crailsheimer/<br />
Gerabronner Raums“ an.<br />
Sozialministerin Annemarie<br />
Griesinger hatte indes kein Einsehen.<br />
Auf dem Verordnungswege<br />
vereinigte sie zum 1. Januar<br />
1974 die vier AOKs im <strong>Landkreis</strong>.<br />
Das löste vor allem in Crailsheim<br />
Empörung aus. Dies sei „eines demokratischen<br />
Rechtsstaats unwürdig“<br />
hieß es im Hohenloher<br />
Tagblatt. Man verstieg sich zu der<br />
Behauptung, nicht einmal unter<br />
dem nationalsozialistischen Regime<br />
habe man 1938 die Selbständigkeit<br />
der Kassen angetastet,<br />
„der Dirigismus in Stuttgart geht<br />
noch über den im Dritten Reich<br />
hinaus“.<br />
Alle Beschäftigten übernommen<br />
Vor drei Gerichten fochten Crailsheim<br />
und Gerabronn mit anderen<br />
Krankenkassen die Entscheidung<br />
an. Vergeblich, am 9. April 1975<br />
wies das Bundesverfassungsgericht<br />
die Klagen ab. Zwischenzeitlich<br />
hatte man sich schon auf dem<br />
Verhandlungswege geeinigt. Erheblich<br />
zum Frieden trug bei,<br />
dass alle Beschäftigten übernommen<br />
wurden und die Zweigstellen<br />
in Gaildorf, Gerabronn und<br />
Crailsheim personell und sachlich<br />
gut ausgestattet wurden.<br />
„Aufregung und Turbulenzen<br />
… machten bald einer konstruktiven<br />
Kooperation zum Wohl der<br />
Versicherten Platz“ bilanzierte<br />
der Crailsheimer Stadtarchivar<br />
Folker Förtsch in seinem schon<br />
1995 erschienenen Buch „Gesundheit,<br />
Krankheit, Selbstverwaltung“<br />
über die Geschichte der<br />
Allgemeinen Ortskrankenkassen<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
1884 bis 1973. Und so konnte Kurt<br />
Hertfelder, von 1978 bis 1994 Geschäftsführer<br />
der AOK <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>, eine bis heute gültige<br />
Feststellung treffen: Die AOK ist<br />
„anerkannte Marktführerin und<br />
ist enger als jede andere Krankenversicherung<br />
mit dem Geschehen<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
verbunden“.<br />
Info Der Autor dieses Textes, Dr. René<br />
Schilling, ist Pressesprecher der AOK<br />
Heilbronn-Franken.<br />
„<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>“<br />
Wir gratulieren zum Jubiläum<br />
und wünschen weiterhin viel Erfolg.<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch<br />
Wir gratulieren<br />
zu <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>!<br />
AOK – Die Gesundheitskasse<br />
Heilbronn-Franken.<br />
AOK Baden-Württemberg<br />
Die Gesundheitskasse<br />
Heilbronn-Franken.<br />
RWK · 293036 · 03/23 · Foto: GettyImages
Seite 12<br />
Der <strong>Landkreis</strong><br />
feiert sich mit<br />
Aktionen<br />
Jubiläum Bürgerinnen und<br />
Bürger sind eingeladen,<br />
sich zu beteiligen. Ein<br />
besonderes Buch<br />
erscheint im Herbst.<br />
<strong>Landkreis</strong>. Die Kreisverwaltung<br />
begeht das <strong>50</strong>-jährige Kreisjubiläum<br />
mit zahlreichen Aktionen.<br />
Rot im Kalender sollten sich alle<br />
Interessierten schon mal den<br />
Sonntag, 2. Juli, anstreichen: Das<br />
Landratsamt in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
lädt von 11 bis 18 Uhr zum Tag der<br />
offenen Tür. „Die Ämter stellen<br />
sich und ihre Aufgaben auf vielfältige<br />
Art und Weise vor“, sagt<br />
Julia Weise von der Pressestelle<br />
des Landratsamts. Beim Amt für<br />
Mobilität gebe es beispielsweise<br />
einen E-Bike-Test, das Kreismedienzentrum<br />
zeigt 3-D-Drucker<br />
und Roboter, das Forstamt bietet<br />
ein waldpädagogisches Spiel an<br />
und Seh- und Hörtests kann man<br />
im Gesundheitsamt vornehmen<br />
lassen. Es gebe Aktionen und natürlich<br />
sei auch für Essen und<br />
Trinken gesorgt.<br />
Vier Bustouren laden im Sommer<br />
zum Entdecken, Genießen<br />
und Staunen über die Schönheiten<br />
des <strong>Landkreis</strong>es ein. Dafür<br />
wurden abwechslungsreiche Programme<br />
zusammengestellt. „Mit<br />
der Mischung aus herrlicher Kulturlandschaft,<br />
historischen Sehenswürdigkeiten,<br />
besonderen<br />
heimischen Wirtschaftsbetrieben,<br />
Erlebnisgastronomie und<br />
vielen Geheimtipps ist sicher für<br />
jeden etwas dabei“, verspricht<br />
Landrat Gerhard Bauer im Vorwort<br />
zum Werbeflyer. Genauere<br />
Informationen dazu gibt es auch<br />
auf der Website der Kreisverwaltung.<br />
Tim Kaiser hat sich an der Wappen-Aktion<br />
beteiligt: Der 17-Jährige<br />
absolviert die Ausbildung<br />
zum Beamten im mittleren Verwaltungsdienst<br />
im ersten Ausbildungsjahr.<br />
Foto: privat<br />
Ebenfalls im Sommer startet<br />
ein Fotowettbewerb. „Alle Bürgerinnen<br />
und Bürger aus dem <strong>Landkreis</strong>,<br />
die gerne fotografieren,<br />
sind eingeladen, sich zu beteiligen“,<br />
sagt Julia Weise. Zusätzliche<br />
Informationen und Teilnahmebedingungen<br />
werden noch<br />
veröffentlicht.<br />
Das Wappen nachbilden<br />
An einem Kreativwettbewerb haben<br />
sich bereits Auszubildende<br />
der Kreisverwaltung beteiligt. Die<br />
Fragestellung: „Mit welchen Mitteln<br />
lässt sich das Wappen des<br />
<strong>Landkreis</strong>es nachbilden?“ Entstanden<br />
sind Werke aus Holz, auf<br />
Leinwand, aus Perlen oder Haushaltsgegenständen.<br />
„Wer Lust hat,<br />
sich ebenfalls kreativ auszutoben,<br />
wird auf Social Media dazu aufgerufen,<br />
das Wappen ‚nachzubauen‘<br />
und mit dem Hashtag #derschönstelandkreis<br />
auf Instagram<br />
zu posten“, sagt Julia Weise. Auf<br />
dem Instagram-Kanal des <strong>Landkreis</strong>es<br />
unter @landkreis_sha<br />
werde dazu gesondert informiert.<br />
Im Herbst erscheint dann ein<br />
Buch zum Jubiläum. „Engagierte<br />
Menschen, Unternehmen und bekannte<br />
Persönlichkeiten aus den<br />
Bereichen Gesellschaft und Soziales,<br />
Wirtschaft, Kultur und<br />
Sport kommen darin zu Wort. Sie<br />
berichten ganz persönlich, was<br />
den <strong>Landkreis</strong> für sie zur Erfolgsgeschichte<br />
macht“, kündigt Julia<br />
Weise abschließend an. noa<br />
Info Alle Neuigkeiten rund um das Jubiläumsjahr<br />
gibt es im Internet unter<br />
www.LRASHA.de/jubiläum<br />
Aus acht werden zwei<br />
Gesundheit Krankenhäuser gab es in Bartenstein, Brettheim, Gaildorf, Gerabronn, Ilshofen und Schrozberg. Heute<br />
kümmern sich die großen Kliniken in <strong>Hall</strong> und Crailsheim um die Menschen im Kreis. Von Norbert Acker<br />
Im Jahr der Kreisreform sieht<br />
die Krankenhauslandschaft<br />
im 1973 frisch gegründeten<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
noch ganz anders aus: Neben den<br />
beiden großen Kliniken in Crailsheim<br />
und <strong>Hall</strong> gibt es noch Krankenhäuser<br />
in Gaildorf, Gerabronn,<br />
Ilshofen, Schrozberg und<br />
zwei sehr kleine in Brettheim, einem<br />
Teilort der Gemeinde Rot am<br />
See, und Bartenstein, einem heutigen<br />
Stadtteil Schrozbergs.<br />
„Überlebt“ haben im Jahr des<br />
<strong>50</strong>-jährigen Bestehens des <strong>Landkreis</strong>es<br />
die beiden großen Häuser,<br />
eine wechselhafte Historie<br />
liegt hinter ihnen und den geschlossenen<br />
und mittlerweile anderweitig<br />
genutzten Gebäuden.<br />
Die heute noch<br />
bestehenden<br />
Kliniken werden<br />
Ende des 19. Jahrhunderts<br />
gegründet.<br />
Nach der 1976 erfolgten Umstrukturierung<br />
des 1895 als Distriktkrankenhaus<br />
gegründeten<br />
Kreiskrankenhauses Ilshofen mit<br />
Geburtshilfe, Einrichtung einer<br />
Nachsorge- und Reha-Station sowie<br />
einer physiotherapeutischen<br />
Abteilung schließt das Haus bereits<br />
1997. Es wird umgewandelt<br />
in eine geriatrische Rehabilitationsklinik.<br />
1976 wird das 1889 zur<br />
Unterbringung erkrankter Dienstboten<br />
und land- und forstwirtschaftlicher<br />
Arbeiter gegründete<br />
Krankenhaus in Schrozberg umgebaut<br />
und mit einer Röntgenanlage<br />
ausgestattet. Knappe Finanzen<br />
und die Ökonomisierung im<br />
Gesundheitssektor sind der<br />
Grund für das Ende des Hauses<br />
in den 2000er-<strong>Jahre</strong>n. So ergeht<br />
es auch der 1893 als Bezirkskrankenhaus<br />
gegründeten Klinik in<br />
Gerabronn. In dem Gebäude ist<br />
heute ein Seniorenwohnheim untergebracht.<br />
Die kleinste Klinik<br />
im <strong>Landkreis</strong>, das 1919 durch eine<br />
private Stiftung gegründete Haus<br />
in Brettheim, schließt aus den<br />
schon genannten ökonomischen<br />
Gründen ebenfalls in den 2000er-<br />
<strong>Jahre</strong>n. Das gleiche Schicksal<br />
trifft die 1875 als Stiftungskrankenhaus<br />
gegründete Kleinklinik<br />
in Bartenstein.<br />
Das älteste im heutigen <strong>Landkreis</strong><br />
gegründete Krankenhaus ist<br />
1864 in Gaildorf in Betrieb genommen<br />
worden. 1909 wird ein<br />
Neubau an der Kochstraße eingeweiht.<br />
1973 geht die Klinik in den<br />
677 Betten in den beiden<br />
Kliniken<br />
185 Betten hat das Kreisklinikum<br />
Crailsheim.704 Voll- und Teilzeitkräfte<br />
arbeiten dort in Pflege und Medizin.<br />
Die Abteilungen umfassen Unfallchirurgie<br />
und Orthopädie, Allgemein-,<br />
Viszeral- und Gefäßchirurgie, Kardiologie,<br />
Gastroenterologie, Akutgeriatrie,<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
sowie Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.<br />
23 Fachkliniken und Zentren sind<br />
am Diakoneo Diak-Klinikum in <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> angesiedelt. Unter anderem<br />
sind dies Allgemein- und Viszeralchirurgie,<br />
Klinik für Anästhesiologie, operative<br />
Intensivmedizin und Schmerztherapie,<br />
Frauenklinik, Klinik für Gefäßchirurgie,<br />
Klinik für Hals-Nasen-<br />
Ohren-Heilkunde, Kopf- und<br />
Halschirurgie, Innere Medizin I, II und<br />
III, Intensiv- und Notfallmedizin, Klinik<br />
für Kinder und Jugendliche, Klinik für<br />
Orthopädie, Urologische Klinik sowie<br />
Klinik für Psychosomatische Medizin<br />
und Psychotherapie. Das Krankenhaus<br />
verfügt über 492 Planbetten, die Zahl<br />
der Mitarbeitenden in Pflege und Medizin<br />
beläuft sich auf rund 1<strong>50</strong>0 Mitarbeitende.<br />
Online informieren die beiden Kliniken<br />
unter www.klinikum-crailsheim.de<br />
und www.diak-klinikum.de über ihre<br />
Leistungen.<br />
Das Diakoneo-Klinikum in <strong>Hall</strong>. Fotos: Archiv Das Kreisklinikum Crailsheim.<br />
Das ehemalige Krankenhaus<br />
Gaildorf (Bild von 2005).<br />
2008 wird im<br />
<strong>Landkreis</strong> eine<br />
Gesundheitsholding<br />
gegründet und 2011<br />
wieder aufgelöst.<br />
Das Krankenhaus Gerabronn in<br />
den 1970er-<strong>Jahre</strong>n.<br />
Besitz des Kreises über. Die gesundheitspolitischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
führen in den 2000er-<br />
<strong>Jahre</strong>n dazu, dass sie sich nicht<br />
mehr wirtschaftlich führen ließ.<br />
2012 folgt die Schließung der Klinik.<br />
In dem Gebäude befindet sich<br />
heute das „CentrumMensch“ unter<br />
anderem mit Fachpraxen, Pflegeeinrichtungen,<br />
Notarzt und<br />
Rettungsdienst.<br />
Enorme Weiterentwicklung<br />
Die heute noch bestehenden<br />
Krankenhäuser im <strong>Landkreis</strong> werden<br />
beide Ende des 19. Jahrhunderts<br />
gegründet: 1878 wurde das<br />
Bezirkskrankenhaus Crailsheim<br />
eingerichtet, 1886 haben die Diakonissen<br />
in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ihre<br />
Arbeit aufgenommen. Als größte<br />
Kliniken im <strong>Landkreis</strong> haben sich<br />
beide Häuser seit 1973 enorm weiterentwickelt.<br />
Schon 1977 erhält<br />
das Diak in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> akademische<br />
Würden, es wird zum<br />
Lehrkrankenhaus der Universität<br />
Heidelberg. Bis 1979 werden im<br />
Klinikum Crailsheim Behandlungsräume<br />
für die Innere Abteilung,<br />
die Bettenzentrale, eine Intensivstation<br />
sowie ein Bewegungsbad<br />
gebaut. 1983 startet die<br />
Sanierung des Diaks und die Neurologische<br />
Abteilung wird eröffnet,<br />
ein erster Computertomograf<br />
in der Röntgenabteilung wird installiert.<br />
1985 folgt organisatorisch<br />
die Aufgliederung der Chirurgie<br />
in Allgemein- und Gefäßchirurgie<br />
sowie Unfall-, Handund<br />
Wiederherstellungschirurgie.<br />
In Crailsheim wird bis 1985 der<br />
neue Behandlungstrakt mit OP-<br />
Das einstige Klinikum Ilshofen im<br />
Jahr 2019.<br />
Sälen, chirurgischen Behandlungsräumen,<br />
Röntgenpraxis,<br />
Zentralsterilisation, Apotheke<br />
und Zentrallager gebaut.<br />
Neue Notaufnahme<br />
1992 wird der neue Zentral-OP<br />
und Intensivbereich im Diak in<br />
Betrieb genommen. Eine neue<br />
Ambulanz und Notaufnahme<br />
wird 1993 eingeweiht, und die<br />
Neurochirurgische Abteilung eröffnet.<br />
Das Klinikum in Crailsheim<br />
nimmt 1997 einen Computertomografen<br />
in Kooperation mit<br />
einem niedergelassenen Radiologen<br />
in Betrieb.<br />
Die neue Klinik für Psychosomatische<br />
Medizin und Psychotherapie<br />
im Johanniterhaus des Diak<br />
wird 2002 eingeweiht. 2008 wird<br />
die Gesundheitsholding <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> gGmbH (Diakonie-Klinikum<br />
an den Standorten <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> und Gaildorf sowie<br />
<strong>Landkreis</strong>klinikum Crailsheim)<br />
gegründet, zudem wird der Teilneubau<br />
des Diakonie-Klinikums<br />
beschlossen. Ihre Arbeit nehmen<br />
2008 am Diak das Mammografie-<br />
Screening-Zentrum sowie die Interdisziplinäre<br />
Onkologische Tagesklinik<br />
auf. Im Juli 2010 vergibt<br />
der Kreistag den Planungsauftrag<br />
Die Geschäftsführer der Kliniken zu ihren Häusern<br />
Werner Schmidt, Geschäftsführer<br />
der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> Klinikum<br />
gGmbH: „Das Klinikum<br />
Crailsheim stellt die stationäre<br />
und ambulante Regelund<br />
Notfallversorgung für<br />
die Menschen in der Stadt<br />
und dem Mittelbereich<br />
Crailsheim mit zusammen<br />
etwa 90 000 Einwohnern<br />
sicher. Auf dem Krankenhausgelände<br />
wurde in den<br />
letzten <strong>Jahre</strong>n ein Gesundheitscampus<br />
entwickelt mit<br />
niedergelassenen Ärzten,<br />
In der Pandemie<br />
leisten die<br />
Mitarbeitenden<br />
beider Kliniken<br />
herausragendes.<br />
medizinischem Versorgungszentrum<br />
und ambulantem<br />
Reha-Zentrum.<br />
Möglich wurde dies durch<br />
bauliche Investitionen des<br />
<strong>Landkreis</strong>es mit Unterstützung<br />
des Landes im Umfang<br />
von rund 100 Millionen Euro<br />
für Klinikneu- und Klinikanbau<br />
sowie Modernisierung<br />
und Umnutzung des Klinikaltbaus.<br />
Die hohe Auslastung<br />
des Krankenhauses,<br />
aller Arztpraxen und der Reha-Angebote<br />
belegt den<br />
Bedarf und die Wertschätzung<br />
der Patienten für die<br />
medizinische Versorgung<br />
am Gesundheitscampus.“<br />
Das ehemalige Krankenhaus<br />
Schrozberg Anfang der 2000er.<br />
für den Neu- und Umbau des Klinikums<br />
Crailsheim, 2011 wird die<br />
Gesundheitsholding wieder aufgelöst:<br />
Diak und Kreisklinik sind<br />
wieder selbstständig.<br />
2012 wird einstimmig der Baubeschluss<br />
für den Klinikneubau<br />
in Crailsheim gefasst. Der Baubeginn<br />
für die Klinik für Kinder und<br />
Jugendliche am Diak folgt im Jahr<br />
darauf, 2014 beginnen die Tiefbauarbeiten<br />
für das neue Krankenhaus/Bettenhaus.<br />
2016 wird<br />
der Klinikneubau in Crailsheim<br />
eingeweiht, 2018 das neue Bettenhaus<br />
in <strong>Hall</strong>. 2019 fusioniert das<br />
Diak mit der Diakonie Neuendettelsau,<br />
aus dem „Diak“ wird „Diakoneo“.<br />
Belastung bis an die Grenzen<br />
Mit dem Beginn der Corona-Pandemie<br />
werden das Diak und das<br />
Kreisklinikum Crailsheim ab 2020<br />
bis an ihre Grenzen belastet. Insbesondere<br />
die Mitarbeitenden<br />
leisten Herausragendes, um die<br />
Pandemie zu bewältigen. Um die<br />
wohnortnahe Behandlung von<br />
Krebspatienten zu ermöglichen,<br />
wird 2021 erstmals ein Linearbeschleuniger<br />
im Diak eingesetzt.<br />
Der Kreistag fasst im selben Jahr<br />
den Baubeschluss für einen Klinikanbau<br />
in Crailsheim. Mit bauvorbereitenden<br />
Maßnahmen beginnen<br />
die Bauarbeiten Ende des<br />
<strong>Jahre</strong>s. Im Dezember 2022 wird<br />
der Rohbau fertiggestellt.<br />
Info Für die Mithilfe bei der Erstellung<br />
des Textes wird Kreisarchivar Matthias<br />
Röth und Dr. Heike Krause vom Archiv<br />
des Diak gedankt.<br />
Christoph Rieß, Geschäftsführer<br />
des Diakoneo<br />
Diak-Klinikums <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>, sagt: „Das Diakoneo<br />
Diak-Klinikum <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> ist als Zentral- und<br />
Schwerpunktversorger über<br />
die Kreisgrenzen hinaus ein<br />
wichtiger Bestandteil der<br />
medizinischen Versorgung<br />
in der Region. Mit einer weit<br />
über 130 <strong>Jahre</strong> andauernden<br />
Tradition am Standort,<br />
eingebunden in das größte<br />
diakonische Sozialunternehmen<br />
in Süddeutschland,<br />
gehört es zu unserem<br />
Selbstverständnis, den<br />
Menschen allumfassend<br />
Hilfe anzubieten. Das gilt<br />
für die außergewöhnlich<br />
breite medizinische Versorgung<br />
am Diak, aber auch für<br />
die Angebote von Diakoneo<br />
in den Bereichen Bildung,<br />
Dienste für Senioren und<br />
für Menschen mit Behinderung.“
BLAUFELDEN<br />
Seite 13<br />
Engagiert und erdverbunden<br />
Entwicklung Der Bürgermeister ist neu, aber die prägenden Großprojekte laufen schon länger. Jenseits vom Tagesaktuellen lebt die<br />
Gemeinde Blaufelden freilich von ihrer Tradition und ihren Menschen: Hier schlägt Hohenlohes bäuerliches Herz. Von Sebastian Unbehauen<br />
Die Gemeinde Blaufelden<br />
hat gerade ein paar der<br />
bewegtesten Monate der<br />
vergangenen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
hinter sich: Ein spannender Bürgermeister-Wahlkampf,<br />
der mit<br />
einem knappen Sieg des Herausforderers<br />
Michael Dieterich gegen<br />
die Amtsinhaberin Petra Weber<br />
endete, hat die Gemüter nicht<br />
kaltgelassen. Es gehe jetzt um<br />
Konsolidierung, sagt Bürgermeister<br />
Dieterich ein paar Monate<br />
nach der denkwürdigen Wahl.<br />
Ihm sei es wichtig, dass nach der<br />
Aufregung wieder mehr Ruhe<br />
einkehre. Daran wolle er arbeiten.<br />
Denn eigentlich macht für ihn<br />
Folgendes den Charakter seiner<br />
neuen Gemeinde aus: „Das Wir-<br />
Gefühl, das Gemeinschaftsgefühl,<br />
das aktive Vereinsleben, das Sich-<br />
Einbringen in die Gesellschaft.“<br />
Ein halbes Jahrhundert nach<br />
der Gemeindereform sei das Bewusstsein<br />
im Hinblick auf die<br />
ehemalige Selbständigkeit in den<br />
Teilorten zwar noch sehr lebendig,<br />
so erlebt es Dieterich,<br />
aber: „Wenn es drauf ankommt,<br />
lässt der eine nichts auf den anderen<br />
kommen.“<br />
Große Ausdehnung<br />
Blaufelden ist eine echte Flächengemeinde,<br />
ein großes Gebilde,<br />
das es zusammenzuhalten gilt,<br />
mit einer Vielzahl an zu unterhaltender<br />
Infrastruktur. „Ich weiß<br />
gar nicht, wie viele Kilometer<br />
zwischen Alkertshausen und<br />
Metzholz liegen, aber das ist<br />
schon immens“, sagt Dieterich.<br />
Alkertshausen, muss man wissen,<br />
liegt ganz im Westen der Gemeinde,<br />
Richtung Mulfingen, Metzholz<br />
ganz im Osten, dort, wo schon<br />
fast Bayern ist. 22,3 Kilometer mit<br />
dem Auto sind’s von hier nach<br />
Im vergangenen Jahr ließ der Raboldshausener Saatgut-Produzent Rieger-Hofmann ein Mohnherz mit Kornblumen-Einrahmung erblühen –<br />
ein schönes Bild dafür, dass in Blaufelden das Herz der Hohenloher Landwirtschaft schlägt.<br />
Foto: Archiv/Gerd Kramer<br />
dort. „Sie können sich ausrechnen,<br />
was für ein Aufwand sich daraus<br />
zum Beispiel für den Bauhof<br />
und das Bauamt ergibt“, sagt der<br />
Bürgermeister.<br />
Entsprechend groß ist auch das<br />
millionenschwere Jahrhundertprojekt,<br />
das schon länger aufs<br />
Gleis gesetzt wurde und jetzt<br />
Schritt für Schritt umgesetzt<br />
wird: die Kläranlagenzentralisierung.<br />
Das mag keine öffentlichkeitswirksame<br />
Maßnahme sein,<br />
aber es ist eben eine notwendige,<br />
eine Pflichtaufgabe, die viel Geld<br />
und Personal bindet. Zu den<br />
Großinvestitionen in die Zukunftsinfrastruktur<br />
zählt außerdem<br />
der Ausbau des Glasfasernetzes<br />
für schnelles Internet, der<br />
in der Vergangenheit beherzt angegangen<br />
wurde und jetzt mithilfe<br />
des landkreisweiten Zweckverbands<br />
vollendet werden soll.<br />
Schließlich steht die Sanierung<br />
des <strong>Hall</strong>enbads in absehbarer Zeit<br />
vor dem Abschluss.<br />
„Das alles lässt wenig Spielraum<br />
für weitere Großprojekte“,<br />
sagt Dieterich. Aber das heiße natürlich<br />
nicht, dass nichts passiere<br />
in Blaufelden. So sei es ihm besonders<br />
wichtig, sukzessive zu<br />
Verbesserungen an der Schule<br />
und am Schulhof zu kommen. Jedes<br />
Jahr soll dafür eine Summe in<br />
den Haushaltsplan eingestellt<br />
werden. Oberste Priorität hat für<br />
den neuen Bürgermeister auch<br />
die Gewerbeförderung, wie er betont.<br />
„Die Flächenakquise für<br />
Neuansiedlungen ist schwierig,<br />
aber nicht unmöglich“, sagt Dieterich.<br />
Es gelte freilich zuallererst,<br />
bestehenden Betrieben auf<br />
Wachstumskurs eine Entwicklungsmöglichkeit<br />
in der Gemeinde<br />
zu geben. Und dann ist da noch<br />
ein Thema, das geregelt werden<br />
muss: die künftige Ärzteversorgung.<br />
Auch darum wolle er sich<br />
mit Nachdruck kümmern, verspricht<br />
Dieterich.<br />
„Alles, was man braucht“<br />
Der neue Bürgermeister weiß<br />
also, wo er anpacken will, aber er<br />
ist heute schon ein Fan seiner Gemeinde:<br />
„Ich finde, Blaufelden hat<br />
alles, was man braucht – etwa<br />
eine ordentliche Nahversorgung,<br />
viele Sportvereine, in denen die<br />
Jugend gut aufgehoben ist, sowie<br />
eine intakte Seniorenversorgung.<br />
Wir liegen außerdem relativ zentral<br />
zwischen Crailsheim, Rothenburg<br />
und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Und wir haben eine Geschichte,<br />
die andere Gemeinden so nicht<br />
haben: Die Bedeutung der Landwirtschaft<br />
war immer sehr groß,<br />
durch den Schweinemarkt war<br />
Blaufelden weit über seine Grenzen<br />
hinaus ein Begriff. Bis heute<br />
ist die Gemeinde sehr bäuerlich<br />
geprägt.“ Für Dieterich ist die<br />
Blaufeldener Erdverbundenheit<br />
„etwas Besonderes, das man erhalten<br />
sollte“.<br />
Tatsächlich gehört die Gemeinde<br />
zum hohenlohisch-fränkischen<br />
Kernland: Dort gibt es noch landwirtschaftliche<br />
Familienbetriebe,<br />
dort wird der Dialekt noch gepflegt<br />
– „und gleichzeitig habe ich<br />
die Menschen als sehr offen und<br />
Neuem gegenüber aufgeschlossen<br />
kennengelernt“, sagt Dieterich,<br />
der zuletzt auch noch von der<br />
Herzlichkeit und Wärme der<br />
Blaufeldener Bürgerinnen und<br />
Bürger schwärmt.<br />
Mit solchen Grundtugenden<br />
sollte es doch kein Problem sein,<br />
auch die nächsten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> positiv<br />
zu gestalten.<br />
Der „Pfingschtemarkt“ lebt<br />
Tradition Das Hohenloher Volksfest ist zuletzt gezielt modernisiert<br />
und aufgewertet worden. Ein Besuch lohnt sich.<br />
Blaufelden. Nach der mageren Corona-Zeit<br />
stand 2022 gleich die<br />
nur alle fünf <strong>Jahre</strong> stattfindende<br />
Maxi-Version des Hohenloher<br />
Volksfests auf dem Programm –<br />
mit Heimatabend und großen<br />
Festumzügen. Ganz Blaufelden<br />
war auf den Beinen und machte<br />
den „Pfingschtemarkt“ – trotz des<br />
bisweilen bescheidenen Wetters<br />
– zum lebendigen Treffpunkt für<br />
alle. Heuer geht es zwar wieder<br />
etwas reduzierter zu, aber dennoch<br />
ist von Freitag, 26., bis<br />
Pfingstmontag, 29. Mai, viel geboten,<br />
was einen Besuch in Blaufelden<br />
lohnenswert macht.<br />
Angebote für die ganze Familie gibt es auf dem Hohenloher Volksfest<br />
in Blaufelden.<br />
Foto: Archiv/Sebastian Unbehauen<br />
Gezielt reagiert<br />
Zum Hintergrund: Feste sind<br />
nicht zeitlos, sondern sie erleben<br />
Aufwärts- und Abwärtsphasen.<br />
Mal kommen die Leute quasi von<br />
allein, mal müssen Veranstalter<br />
um jeden einzelnen Besucher<br />
kämpfen. Das Hohenloher Volksfest<br />
hat vor einigen <strong>Jahre</strong>n eine<br />
Schwächephase durchgemacht –<br />
und die Gemeindeverwaltung hat<br />
darauf reagiert, hat gezielt neue<br />
Programmpunkte etabliert und<br />
den früheren Crailsheimer Volksfest-Marktmeister<br />
Walter Meiser<br />
engagiert. So ging es zuletzt wieder<br />
spürbar bergauf. Im vergangenen<br />
Jahr wurde das Festzelt<br />
durch ein Hüttendorf ersetzt, die<br />
Bewirtung lief erstmals über die<br />
Familie Kübler. Beides wird <strong>2023</strong><br />
beibehalten.<br />
Der „Pfingschtemarkt“ sei nach<br />
allem, was man ihm erzählt habe,<br />
auf einem guten Weg, sagt Bürgermeister<br />
Michael Dieterich. Er<br />
will das Fest jetzt kennenlernen,<br />
war sogar bereits im Trainingslager:<br />
„Das Fanfarencorps und der<br />
Bauhof haben einen Probe-Bieranstich<br />
organisiert“, verrät er.<br />
Und, wie lief’s? „Das war ein gelungener<br />
Abend. Mit dem ersten<br />
Schlag hat’s geklappt.“<br />
Viel geboten<br />
Bleibt zu hoffen, dass eine perfekte<br />
Hauptprobe kein böses Omen<br />
für die Premiere ist. Am Freitag,<br />
26. Mai, um 20 Uhr ist Bierprobe<br />
im Hüttendorf. Der Festbetrieb,<br />
auch im Vergnügungspark, beginnt<br />
schon um 16 Uhr, später gibt<br />
es Partymusik mit Mario Steffen.<br />
Von Samstag an locken der Krämermarkt<br />
und die Kleintierschau,<br />
von Sonntag an die Gewerbemesse.<br />
Am Samstagabend spielen die<br />
„Vollxrocker“, am Sonntagnachmittag<br />
tritt Schlagerstar Bata Illic<br />
auf. Am Montag gibt es einen<br />
ökumenischen Gottesdienst, das<br />
Platzkonzert des Fanfarencorps<br />
und das Oldtimertreffen, außerdem<br />
haben die Geschäfte in Blaufelden<br />
geöffnet – unter vielem anderem.<br />
„Ich freue mich drauf“,<br />
sagt Dieterich. „Hoffentlich haben<br />
wir gutes Wetter und viele<br />
Gäste.“<br />
sebu<br />
Blaufelden<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Blaufelden<br />
Hindenburgplatz 4<br />
74572 Blaufelden<br />
Tel. 07953 8840<br />
zentralerposteingang@blaufelden.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Blaufelden<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong>-<strong>Hall</strong> – ein großartiger<br />
Moment um gemeinsam zu feiern und<br />
dabei innezuhalten, um die Vergangenheit, die<br />
Gegenwart und die Zukunft zu betrachten!<br />
Lebenswert und liebenswert liegt Blaufelden<br />
„mittendrin“ in der Region Hohenlohe und ist ein<br />
fester und überregional bekannter Bestandteil<br />
unseres <strong>Landkreis</strong>es. Unsere Gemeinde umfasst<br />
neben ihrem Hauptort Blaufelden insgesamt 27<br />
Ortschaften und Weiler, wovon jeder durch seine<br />
eigene Geschichte, seine eigenen Traditionen und<br />
ein eigenes Selbstverständnis geprägt ist.<br />
Was uns alle aber eint ist unser vielfältiges Vereinsleben<br />
und die Liebe zu unseren traditionellen<br />
Veranstaltungen. Ob Tauben- oder Pfingschdamarkt,<br />
Kunst-Handwerker-, Oster- oder Weihnachtsmarkt<br />
und viele mehr. Seit über 8<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
leben wir die Gemeinschaft; Das ist und bleibt<br />
unser Erfolgsrezept!<br />
Michael S. Dieterich<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 5437<br />
Fläche: 90,18 km 2<br />
Teilorte: Billingsbach, Gammesfeld,<br />
Herrentierbach, Wiesenbach,<br />
Wittenweiler<br />
Bürgermeister:<br />
Michael Stefan Dieterich (41)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: St. Ulrichskirche<br />
in Blaufelden, Historischer Rundweg,<br />
Eisenbahn- und Dampfmodell-Museum<br />
3 größte Vereine: TSV 1864 Blaufelden<br />
e.V., 963 Mitglieder; SpVgg Gammesfeld<br />
1974 e.V., 653 Mitglieder;<br />
FC Billingsbach 1946 e.V.,<br />
486 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: bosch Tiernahrung<br />
GmbH & Co. KG, 900 Mitarbeiter<br />
in Wiesenbach; Sigloch Distribution<br />
GmbH & Co. KG, 600 Mitarbeiter in<br />
Blaufelden; Zech Unternehmens-<br />
Gruppe Blaufelden, 190 Mitarbeiter<br />
in Blaufelden
BRAUNSBACH<br />
Seite 14<br />
Nach Sturzflut zurück in die Normalität<br />
Saniert Ein verheerendes Unwetterereignis verwüstet Ende Mai 2016 die Kochertalgemeinde Braunsbach. Der Wiederaufbau ist nahezu<br />
abgeschlossen, Präventionsmaßnahmen werden durchgeführt. Das Leben pulsiert wieder im Ort. Von Corinna Janßen<br />
Es ist der Tag, der jedem<br />
Braunsbacher Bürger und<br />
jeder Bürgerin für immer<br />
im Gedächtnis bleiben<br />
wird: Am Abend es 29. Mai<br />
2016 schiebt sich aufgrund eines<br />
Starkregenereignisses eine reißende<br />
Welle mit Wassermassen<br />
und Geröll durch die Ortsmitte<br />
und hinterlässt eine Schneise der<br />
Verwüstung. Wie durch ein Wunder<br />
sind keine Toten zu beklagen.<br />
Eine Hilfswelle rollt an – aus nah<br />
und fern eilen die Menschen herbei,<br />
um bei den Aufräumarbeiten<br />
anzupacken. Bürgermeister Frank<br />
Harsch wird zum Krisen- und Koordinationsmanager.<br />
Die Sturzflut war<br />
Katastrophe und<br />
Chance zugleich für<br />
unsere Kochertalgemeinde.<br />
Frank Harsch<br />
Bürgermeister von Braunsbach<br />
Sieben <strong>Jahre</strong> später ist aus der<br />
gebeutelten Gemeinde ein Vorzeigemodell<br />
dessen geworden,<br />
was durch Zusammenhalt und<br />
Unterstützung möglich ist. Die<br />
Touristen kommen wieder gerne<br />
nach Braunsbach, betreten auf<br />
dem Marktplatz das kleinste Museum<br />
des <strong>Landkreis</strong>es, die winzige<br />
Fluthütte. Dort wird bildlich<br />
auf das Schreckensereignis hingewiesen.<br />
Die Braunsbacher Gastronomie<br />
floriert, der Campingplatz<br />
am Kocher wird gerne angenommen.<br />
Auch die Bürger und<br />
Bürgerinnen fühlen sich in ihren<br />
mit viel Liebe sanierten Häusern<br />
wieder spürbar wohl.<br />
Braunsbach war nach der Sturzflut vom 29. Mai 2016 nicht wiederzuerkennen.<br />
In den <strong>Jahre</strong>n vor der Flut waren<br />
Neubaugebiete im Entstehen.<br />
Der neue Kunstrasenplatz auf<br />
dem Sportgelände des TSV<br />
Braunsbach war angelegt. Der Gemeinderat<br />
befasste sich bereits<br />
mit der Realisierung des interkommunalen<br />
Gewerbegebiets<br />
Untermünkheim/Braunsbach.<br />
Vorbereitungen für den Breitbandausbau<br />
waren ebenfalls im<br />
Gange. „Wir hatten uns auch<br />
schon mit der Windkraft beschäftigt“,<br />
erinnert sich Frank Harsch<br />
an die Zeit vor der Flut zurück.<br />
2016 sind die ersten Windräder in<br />
Zottishofen gebaut worden.<br />
In Geislingen am Kocher wurde<br />
damals am Hochwasserschutz<br />
gearbeitet. Das dort neu gebaute<br />
Bürgerhaus fand viel Anklang und<br />
wurde mit Leben gefüllt.<br />
Foto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
Autobahnkapelle hat Jubiläum<br />
2013 entstand bei der Kochertalbrücke<br />
die Autobahnkapelle<br />
Christophorus. Die Christusträger-Schwestern<br />
vom Hergershof<br />
haben diese realisiert. „Da haben<br />
wir als Gemeinde auch mitgewirkt“,<br />
berichtet Frank Harsch<br />
und freut sich auf das diesjährige<br />
kleine Jubiläum. „Eine riesige<br />
Baumaßnahme“ war die Sanierung<br />
der Ortsdurchfahrt von Weilersbach,<br />
so Harsch. In Steinkirchen<br />
war die Pfarrsteige gerichtet<br />
worden.<br />
Dann kam die Flut und damit<br />
einhergehend „unheimlich viel<br />
Veränderung“, wie es Frank<br />
Harsch bezeichnet. „Es war nicht<br />
nur der Wiederaufbau, sondern<br />
die Erneuerung der gesamten Infrastruktur.“<br />
Mit Privatinvestitionen<br />
sind es rund 70 Millionen<br />
Euro, die in den Wiederaufbau<br />
von Braunsbach und den betroffenen<br />
Teilorten flossen. „Die<br />
Sturzflut war Katastrophe und<br />
Chance zugleich für unsere Gemeinde“,<br />
betont Harsch. Als Beispiel<br />
nennt er die Sanierung der<br />
Burgenlandhalle und den ansprechenden<br />
Neubau des Feuerwehrmagazins.<br />
Der Anschluss ans<br />
Nahwärmenetz sei auch ein großer<br />
Fortschritt gewesen, sämtliche<br />
öffentliche Gebäude sind angeschlossen.<br />
Mittlerweile ist Normalität<br />
in Braunsbach eingekehrt.<br />
Der Gemeinderat beschäftigt sich<br />
mit all den Aufgaben, die andere<br />
Kommunen auch vor sich haben.<br />
Braunsbach hat in jüngster Zeit<br />
viel Geld in den Nachwuchs investiert.<br />
Erst vor Kurzem wurde<br />
eine neue Kita eingeweiht. Das interkommunale<br />
Gewerbegebiet ist<br />
jetzt schon ein Erfolgsmodell. Auf<br />
dem zehn Hektar großen Gebiet<br />
sind nur noch zwei Bauplätze frei.<br />
Beim Thema Erneuerbare Energien<br />
ist Braunsbach einer der Vorreiter<br />
im <strong>Landkreis</strong>. Die Gemeinde<br />
produziert im Moment siebenmal<br />
mehr grünen Strom als sie<br />
verbraucht. Mit zwei weiteren<br />
Windrädern in Orlach wird sich<br />
dieser Wert auf mehr als das<br />
Zwölffache steigern. Ein Anliegen<br />
ist Harsch, beim Thema Nachverdichtung<br />
weiterzukommen. Innerorts<br />
sei noch viel ungenutztes<br />
Potenzial vorhanden.<br />
Zusammenhalt im Glauben<br />
Im Jahr 2011 wurde die evangelische<br />
Gesamtkirchengemeinde<br />
Braunsbach gegründet. Die vier<br />
Kirchengemeinden Braunsbach,<br />
Geislingen, Orlach/Jungholzhausen<br />
und Döttingen/Steinkirchen<br />
sind seither „unter einem Dach“.<br />
Zwar ist jede Kirchengemeinde<br />
eigenständig geblieben, doch es<br />
gibt einen gemeinsamen Haushalt.<br />
Derzeit entsteht nach vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n der Planung am Standort<br />
des abgerissenen Pfarrhauses<br />
beim Schloss ein neues Gemeindehaus.<br />
Kulturell hat Braunsbach neben<br />
dem Rabbinatsmuseum (mehr<br />
dazu siehe unten) auch den Jüdischen<br />
Kulturweg Hohenlohe-Tauber<br />
zu bieten. Zu einer großen<br />
Freilichtbühne wird im Sommer<br />
die Braunsbacher Kulturinsel.<br />
Dort spielen die Laienschauspieler<br />
des Vereins Theater in Braunsbach<br />
bemerkenswerte Stücke, immer<br />
wieder auch mit lokalem Bezug.<br />
Am 21. Juli ist die Premiere<br />
der Kriminalkomödie „Sein letzter<br />
Vorhang“.<br />
Braunsbach<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Braunsbach<br />
Geislinger Straße 11<br />
74542 Braunsbach<br />
Tel. 07906 94094-0<br />
info@braunsbach.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Braunsbach<br />
Unser <strong>Landkreis</strong> feiert seinen <strong>50</strong>. Geburtstag!<br />
Knapp jünger als ich selbst, ist doch unfassbar viel<br />
geschehen in den letzten <strong>Jahre</strong>n und Jahrzehnten.<br />
Mit den Kreis- und Gemeindereformen Anfang<br />
der 70er <strong>Jahre</strong>n des vergangenen Jahrhunderts<br />
haben die Altvorderen enormen Mut bewiesen.<br />
Mut dahingehend, neue Strukturen anzupacken<br />
und damit zukunftsorientiert auszurichten. <strong>50</strong><br />
<strong>Jahre</strong> später sind die Erfolge unverkennbar. Der<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> hat sich mit den<br />
Kreisstädten, Städten und Dörfer ganz prima<br />
entwickelt - viele wirtschaftliche Standortvorteile,<br />
gepaart mit Natur und Kultur stehen für unseren<br />
<strong>Landkreis</strong>. Die nächsten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> werden gewiss<br />
mit neuen Herausforderungen einhergehen, aber<br />
dieser schöne <strong>Landkreis</strong> wird immer seinen Glanz<br />
behalten. Als Gemeinde Braunsbach sind wir ein<br />
Teil dieser Erfolgsgeschichte und freuen uns auf<br />
die Zukunft mit unserem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. Nicht zuletzt durch die Sturzflut vom 29. Mai<br />
2016 haben wir dabei erfahren, was Zusammenhalt<br />
und Kooperation innerhalb des <strong>Landkreis</strong>es<br />
wirklich bedeutet. Feuerwehren, Verwaltungskräfte,<br />
Ehrenamtliche, Bürgerinnen und Bürger haben<br />
in größter Not einfach mitangepackt, haben die<br />
Wege im wahrsten Sinne des Wortes freigemacht<br />
und dadurch den guten Wiederaufbau ermöglicht.<br />
Vielen Dank unserem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Frank Harsch<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 2.591<br />
Fläche: 52,87km²<br />
Teilorte: Braunsbach, Geislingen,<br />
Steinkirchen, Döttingen, Orlach,<br />
Arnsdorf, Junholzhausen<br />
Bürgermeister: Frank Harsch (51)<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Rabbinatsmuseum,<br />
Kochertalbrücke, Rosensteinsaal,<br />
ehemalige Synagoge<br />
3 größten Vereine: 1. TSV Braunsbach,<br />
9<strong>50</strong> Mitglieder; Jugendclub Braunsbach,<br />
100 Mitglieder; Kulturclub Döttingen,<br />
80 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Beck Holzbau,<br />
Wolf-Haustechnik, Schwarz Haustechnik,<br />
Metallbau Abel<br />
Jüdisches Leben zum Anfassen<br />
Kultur Elisabeth Quirbach und ihr Mann Hans Schulz haben das<br />
Rabbinatsmuseum in Braunsbach zukunftsfit gemacht.<br />
Braunsbach. Versteckt in einer<br />
kleinen Gasse von Braunsbach,<br />
nicht weit vom Kocher entfernt,<br />
liegt das Rabbinatsmuseum. Von<br />
außen wirkt das Gebäude eher<br />
unauffällig. Drei Glasstelen am<br />
Treppenaufgang, auf denen die<br />
Namen der Braunsbacher Juden<br />
stehen, weisen jedoch darauf hin,<br />
dass es sich um einen geschichtsträchtigen<br />
Ort handelt.<br />
Elisabeth Quirbach hat mit ihrem<br />
Mann Hans Schulz in jahrzehntelanger<br />
Arbeit die Geschichte<br />
der Braunsbacher Juden<br />
erforscht und aufgearbeitet. All<br />
ihr Wissen haben sie in zwei Räumen<br />
des ehemaligen Rabbinats<br />
gebündelt. Um am Puls der Zeit<br />
zu bleiben, wurde die umfangreiche<br />
Ausstellung im Frühjahr 2021<br />
modernisiert und digitalisiert.<br />
„Der Gedanke kam auf, als es<br />
2020 Jahr aus Regierungskreisen<br />
hieß, dass das Förderprogramm<br />
,Neustart Kultur’ für kleine Museen<br />
kommt, um diese zukunftsfit<br />
zu machen“, erzählt Elisabeth<br />
Quirbach. Die Bedingung für eine<br />
Bewilligung war, dass der Förderantrag<br />
den Betrag von 10 000<br />
Euro überschreitet.<br />
Viele Möglichkeiten<br />
„Erst mal wussten wir gar nicht,<br />
wie wir für unser kleines Museum<br />
10 000 Euro ausgeben können“,<br />
erzählt die Museumsleiterin<br />
schmunzelnd von den Anfängen.<br />
Dann jedoch nahmen sie Kontakt<br />
zu Professor Rainer Leng auf.<br />
Dieser hat einen Lehrstuhl am Institut<br />
für Geschichte der Julius-<br />
Maximilians-Universität Würzburg.<br />
Auch der Braunsbacher Lukas<br />
Eisenmann, Informatikstudent,<br />
wurde mit einbezogen. Das<br />
Ergebnis: Plötzlich stand für das<br />
Projekt „Digitalisierung Rabbinatsmuseum“<br />
eine Summe von<br />
stattlichen 49 000 Euro im Raum,<br />
die auch bewilligt wurde.<br />
Sichtlich stolz präsentiert Elisabeth<br />
Quirbach im Museum die<br />
Neuerungen: Beispielsweise wurden<br />
die Hörstationen erweitert.<br />
Mittels Audioguides erfahren Besucher,<br />
wahlweise in Deutsch<br />
oder Englisch, viel Wissenswertes<br />
rund um das jüdische Leben.<br />
„Per QR-Codes können die Beiträge<br />
überall angehört werden,<br />
nicht nur im Museum“, erklärt die<br />
Museumsleiterin. Professor Leng<br />
richtete eine ausführliche Medienstation<br />
ein, die über ein großes<br />
Smartboard bedient werden kann.<br />
Die Vielfalt an Beiträgen ist überraschend.<br />
„Man kann sich hier<br />
stundenlang aufhalten“, versichert<br />
Leng. Elisabeth Quirbach<br />
demonstriert die einfache Handhabung:<br />
Per Berührung kommt<br />
der Besucher ins Menü und kann<br />
sich zwischen 13 Themenblöcken<br />
wie etwa „Christen und Juden“<br />
oder „Zeitzeugen“ entscheiden.<br />
Teilweise gibt es Filme dazu und<br />
auch Zeitzeugeninterviews. „Insgesamt<br />
sind es hier vier Stunden<br />
Filmmaterial“, berichtet Leng.<br />
Das Smartboard sei sehr praktisch<br />
für Gruppen.<br />
Auch an kleine Museumsbesucher<br />
wurde gedacht: Auf sie wartet<br />
ein Wissensmemory, bei dem<br />
das Gelernte spielerisch abgefragt<br />
wird. Die App „Rabbinatsmuseum“,<br />
die im Google- und<br />
Playstore kostenlos zum Download<br />
bereitsteht, hat Lukas Eisenmann<br />
mit seinem Kommilitonen<br />
Kemal Akdag programmiert. Mit<br />
ihr kann das Museum an jedem<br />
Ort entdeckt werden.<br />
„Augmented Reality“<br />
Die wohl eindrucksvollste Neuerung<br />
ist die Ausstattung mit „Augmented<br />
Reality“. Dabei handelt es<br />
sich um eine computergestützte<br />
Erweiterung der Realitätswahrnehmung.<br />
Wer etwa das Smartphone<br />
an gelbe Buttons, die an bestimmten<br />
Exponaten zu finden<br />
sind, hält, bekommt erweiterte Informationen.<br />
Das Braunsbacher Rabbinatsmuseum<br />
besteht nur aus zwei<br />
Räumen. Durch den Einsatz der<br />
Neuen Medien wurde der Informationsgehalt<br />
jedoch enorm gesteigert<br />
und erlebbarer gemacht.<br />
„Interaktiv kann man sich einiges<br />
selber erarbeiten“, freut sich Elisabeth<br />
Quirbach.Corinna Janßen<br />
Info Wer mehr Informationen möchte,<br />
findet diese auf der Homepage www.<br />
rabbinatsmuseum-braunsbach.de<br />
Elisabeth Quirbach, Leiterin des Rabbinatsmuseums in Braunsbach,<br />
zeigt, welche Möglichkeiten das Smartboard bietet. Foto: Archiv/coja
BÜHLERTANN<br />
Seite 15<br />
Ortsmitte seit <strong>Jahre</strong>n im Fokus<br />
Entwicklung Kindergärten, Straßenbeleuchtung und Baugebiete: Viele Projekte bringen Bühlertann in den<br />
vergangenen zehn <strong>Jahre</strong>n voran. In diese Zeit fällt auch ein Wechsel an der Verwaltungsspitze. Von Norbert Acker<br />
Mit dem 40-jährigen<br />
Kreisjubiläum bricht<br />
vor zehn <strong>Jahre</strong>n ein arbeits-<br />
und ereignisreiches<br />
Jahrzehnt für die Bühlertanner<br />
Verwaltung und den Gemeinderat<br />
an: Die Bebauungspläne<br />
„Ortsmitte Nord“, „Ortsmitte<br />
Ost“, „Ortsmitte Süd“ und „Ortsmitte<br />
West“ werden 2013 ausgewiesen<br />
sowie ein Gemeindeentwicklungskonzept<br />
in Auftrag gegeben.<br />
Erneut wird ein Antrag zur<br />
Aufnahme des Ortszentrums<br />
Bühlertann ins Landessanierungsprogramm<br />
gestellt.<br />
Für den Hauptort Bühlertann<br />
wird 2014 eine DSL-Erschließungsplanung<br />
und -realisierung<br />
vergeben. Der Bebauungsplan Gewerbegebiet<br />
„Bühlertann-West“<br />
wird aufgestellt und Erschließungsarbeiten<br />
im Baugebiet „Seewasen“<br />
sowie im Baugebiet „Laberich“<br />
in Kottspiel beginnen. Die<br />
Gemeinde freut sich zudem über<br />
eine Förderzusage zur Aufnahme<br />
in das Landessanierungsprogramm.<br />
Nach dem Abriss des alten<br />
Schwesternheims beginnt der<br />
Bau vom Haus der Bildung. Die<br />
Erschließungsarbeiten im Baugebiet<br />
„Seewasen“ werden 2015 abgeschlossen<br />
und der kommunale<br />
Kindergarten „Kunterbunt“ zieht<br />
während der Sanierungsarbeiten<br />
in die provisorischen Räume im<br />
Haus der Bildung um.<br />
Ortskernsanierung ist Thema<br />
2016 kann das Haus der Bildung<br />
eingeweiht werden, der Kindergarten<br />
„Kunterbunt“ zieht ein. Im<br />
Kindergarten „Unterm Regenbogen“<br />
wird eine dritte Gruppe eingerichtet,<br />
im Breitwiesenweg eine<br />
Wohncontaineranlage zur vorläufigen<br />
Unterbringung von Flüchtlingen<br />
aufgestellt. Der Gemeinderat<br />
beschäftigt sich erneut mit der<br />
Ortskernsanierung Bühlertann.<br />
Auf ihrer Website schaltet die<br />
Verwaltung 2017 ein Bauplatzportal<br />
frei. Die Umrüstung auf LED-<br />
Straßenlampen wird vergeben,<br />
die Straßenbeleuchtung saniert<br />
und umgerüstet. Der Erweiterungsbau<br />
am Kindergarten „Unterm<br />
Regenbogen“ beginnt.<br />
2018 wird die gemeindeweite<br />
durchgehende LED-Straßenbeleuchtung<br />
umgesetzt. Vorgestellt<br />
werden Bebauungsstudien zu den<br />
Themen „Ärztehaus“ und „Ortskern<br />
Bühlertann“, ein grundlegender<br />
Planungsbeschluss wird<br />
gefasst. Ein Lärmaktionsplan wird<br />
erstellt sowie ein Grundsatzbeschluss<br />
zur interkommunalen Zusammenarbeit<br />
mit der Gemeinde<br />
Bühlerzell gefasst. Außerdem<br />
kann 2018 der Erweiterungsbau<br />
für Kleinkindgruppenräume im<br />
Kindergarten „Unterm Regenbogen“<br />
bezogen werden.<br />
Die gemeinsame Kämmerei im<br />
Zuge der interkommunalen Zusammenarbeit<br />
mit Bühlerzell<br />
Logisch, dass Leute aus beispielsweise Eckernförde<br />
oder Greifswald nicht unbedingt was mit dem Namen<br />
Bühlertann anzufangen wussten – bis „Layla“ kam. Mit<br />
seinem Skandalsong aus dem vergangenen Sommer hat<br />
Schürze alias Michael Müller den Namen seiner Heimatgemeinde<br />
in quasi alle Medien des deutschsprachigen<br />
Raums gehievt. Seinen Fans ist der Aufschrei wegen des<br />
Das Thema Ortsmitte Bühlertann mitsamt Busbahnhof und einem eventuell zu realisierenden Ärztehaus beschäftigt den Gemeinderat schon<br />
seit <strong>Jahre</strong>n.<br />
Foto: Archiv: Ufuk Arslan<br />
2016 kann das<br />
Haus der<br />
Bildung eingeweiht<br />
werden, der Kindergarten<br />
zieht ein.<br />
Schürze macht Bühlertann<br />
bundesweit bekannt<br />
nimmt 2019 ihre Arbeit auf. Bürgermeister<br />
Michael Dambacher<br />
wird verabschiedet, nachdem er<br />
zum Oberbürgermeister von Ellwangen<br />
gewählt worden ist. Die<br />
Bürgermeisterwahl in Bühlertann<br />
entscheidet Florian Fallenbüchel<br />
für sich. Er stammt wie sein Vorgänger<br />
aus dem Ostalbkreis. Der<br />
Beschluss einer Absichtserklärung<br />
zur gemeinsamen Abwasserbeseitigung<br />
mit den Nachbarkommunen<br />
Bühlerzell und Obersontheim<br />
wird gefasst.<br />
Schutz vor Lärm<br />
Der Fastnachtsumzug 2020 ist der<br />
vorerst letzte, bevor die Pandemie<br />
auch Bühlertann in ihrem<br />
Griff hat. Der Gemeinderat muss<br />
für seine Sitzungen in die Bühlertalhalle<br />
umziehen. Die Sanierung<br />
der Friedhöfe Bühlertann und<br />
Kottspiel kann weitestgehend abgeschlossen<br />
werden. Als Lärmschutzmaßnahmen<br />
werden an der<br />
L 1060 im Bereich der Ortsdurchfahrten<br />
Bühlertann und Fronrot<br />
30 km/h in der Zeit zwischen 22<br />
und 6 Uhr eingeführt.<br />
Die Pandemie zwingt das Fastnachtskomitee<br />
Bühlertann 2021<br />
zu einer Online-Prunksitzung,<br />
der Umzug fällt wie im Jahr darauf<br />
aus. Ein kommunales Schnelltestzentrum<br />
wird eröffnet, der<br />
Impfbus des <strong>Landkreis</strong>es macht<br />
Station in Bühlertann und eine<br />
Impfaktion wird in der Bühlertalhalle<br />
durchgeführt. Das Sanierungsgebiet<br />
Ortskern beschäftigt<br />
den Gemeinderat erneut.<br />
Sexismusvorwurfs herzlich egal gewesen, wie man auf<br />
dem Foto unschwer erkennen kann: Bei der Aftershow-<br />
Party des Sommerumzugs des Fastnachtskomitees Bühlertann<br />
im vergangenen Jahr ist Schürze kräftig abgefeiert<br />
worden. Das FKB hatte mit seinem sommerlichen Event<br />
den wegen Corona zum zweiten Mal ausgefallenen Faschingsumzug<br />
nachgeholt. Foto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
Bühlertann<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Bühlertann<br />
Hauptstraße 12<br />
74424 Bühlertann<br />
Tel. 07973 9696-0<br />
gemeinde@buehlertann.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Bühlertann<br />
Ein halbes Jahrhundert ist eine lange Zeit und<br />
dieses Jubiläum ist eine gute Gelegenheit, um<br />
auf die vergangenen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> zurückzublicken<br />
und die Errungenschaften und Fortschritte zu<br />
feiern, die der <strong>Landkreis</strong> in dieser Zeit erreicht hat.<br />
Als Bürgermeister von Bühlertann bin ich stolz<br />
darauf, ein Teil des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
zu sein und die Entwicklung unserer Region aktiv<br />
mitgestalten zu können. Von der wirtschaftlichen<br />
Stärke, über den sozialen Zusammenhalt bis hin<br />
zur kulturellen Vielfalt trägt Bühlertann seinen Teil<br />
zum Erfolg des <strong>Landkreis</strong>es bei. Durch die enge<br />
Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und<br />
dem <strong>Landkreis</strong> haben wir erreicht, dass unsere<br />
Region zu einer der attraktivsten und lebenswertesten<br />
in ganz Deutschland geworden ist.<br />
Ich gratuliere dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zum<br />
<strong>50</strong>-jährigen Jubiläum und wünsche den Bürgerinnen<br />
und Bürgern sowie allen Gästen aus nah<br />
und fern ein unvergessliches Fest.<br />
Florian Fallenbüchel<br />
Bürgermeister<br />
2022 wird der Zweckverband<br />
Abwasserreinigung Oberes Bühlertal<br />
mit Bühlerzell und Obersontheim<br />
gegründet. Der Sommerumzug<br />
des FKB als Ersatz für<br />
den zum zweiten Mal wegen Corona<br />
ausgefallenen Faschingsumzug<br />
ist ein Riesenerfolg.<br />
„Bühlertann bleibt mit den angestoßenen<br />
umfangreichen Investitionen<br />
zukunftsfähig und attraktiv“,<br />
so fasst Bürgermeister Florian<br />
Fallenbüchel die Entwicklung<br />
der vergangenen zehn <strong>Jahre</strong><br />
zusammen. „Unsere großen kommunalen<br />
Projekte fordern aufgrund<br />
stetig größer werdender<br />
Anforderungen zunehmende<br />
Ausdauer.“<br />
Das ist für den Schultes aber<br />
noch nicht alles, wenn er an Bühlertann<br />
denkt: „Die Vernetzung<br />
der Bürgerschaft in Vereinen<br />
sorgt für eine wertvolle Gemeinschaft<br />
in der Gemeinde“, stellt er<br />
lobend fest.<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3093<br />
Fläche: 23,59 km²<br />
Die Aufgaben<br />
werden nicht<br />
weniger<br />
Ausblick In der Gemeinde<br />
Bühlertann wird sich<br />
infrastrukturell in den<br />
kommenden <strong>Jahre</strong>n<br />
einiges tun.<br />
Bühlertann. In den kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>n wird die Arbeit für Verwaltung<br />
und Gemeinderat in Bühlertann<br />
nicht weniger. Im Zentrum<br />
stehen das neue Baugebiet<br />
„Lichse“ und das geplante Gewerbegebiet<br />
„Hag“.<br />
Neues Gewerbe ansiedeln<br />
Letzteres soll vorrangig der Bereitstellung<br />
von Gewerbebauflächen<br />
für örtliche und regional ansässige<br />
Unternehmen dienen, die<br />
vorhandene Nachfrage abdecken<br />
sowie zukünftig attraktive Flächen<br />
für weitere Entwicklungen<br />
bereitstellen. Die Erschließung<br />
erfolgt über die L 1060. „Erschlossen<br />
werden die Gewerbeflächen<br />
über eine Stichstraße mit Wendemöglichkeit.<br />
Die Bauplatzgrößen<br />
entsprechen den üblichen Ansprüchen<br />
für ein Gewerbegebiet“,<br />
kündigt Bürgermeister Florian<br />
Fallenbüchel an.<br />
Doch das wird es nicht gewesen<br />
sein: Mit dem Bebauungsplan<br />
„Seniorenresidenz“ werde der<br />
Ausbau des seniorengerechten<br />
Wohnens in der Gemeinde vorangetrieben,<br />
der Breitbandausbau in<br />
den Teilorten abgeschlossen und<br />
mit dem Zweckverband Abwasserbeseitigung<br />
in Untersontheim<br />
die Abwasserbeseitigung im oberen<br />
Bühlertal mit Bühlerzell und<br />
Obersontheim zentralisiert werden.<br />
Beschäftigen wird man sich<br />
auch mit dem Thema Ortsmitte<br />
samt Busbahnhof und eventuellem<br />
Ärztehaus. Im Plangebiet „Eierbach“<br />
wird zudem ein neuer Supermarkt<br />
entstehen. noa<br />
Das Herz des oberen Bühlertals!<br />
Die Gemeinde Bühlertann liegt an der L1060 zwischen den<br />
großen Kreisstädten <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Ellwangen. Bühlertann<br />
ist Teil des Doppelunterzentrums im Bühlertal.<br />
Idyllisch an der Bühler gelegen kann die wirtschaftsstarke<br />
Gemeinde mit herrlicher Naturlandschaft und gleichzeitig<br />
hochwertiger Infrastruktur aufwarten. Diese treffliche<br />
Kombination hat ihr das Prädikat staatlich anerkannter<br />
Erholungsort eingebracht. Die hervorragende Gastronomie,<br />
die imposante Tannenburg, die informative Heimatstube,<br />
Grill- und Spielplätze sowie ein abwechslungsreiches<br />
Wander- und Radwegenetz runden das vielfältige Angebot<br />
in der Gesamtgemeinde ab. Die Gemeinde macht sich<br />
jedoch nicht nur für ihre Besucher stark. Bühlertann versteht<br />
sich auch als ideale Wohn- und Familiengemeinde. Vorbildliche<br />
Kinderbetreuungsstätten, das große Schulzentrum,<br />
ein vielfältiges Vereinsangebot, die Volkshochschule, eine<br />
Schwimmhalle und ein attraktives Einkaufsangebot machen<br />
die Gemeinde zum perfekten Wohnort für Familien. Durch<br />
das Zusammenspiel all dieser Faktoren ist Bühlertann ein<br />
ganz besonderer Ort zum Leben für seine Einwohner und<br />
ein attraktives Reiseziel für Besucher aus Nah und Fern.<br />
Teilorte: Halden, Kottspiel, Fronrot,<br />
Hettensberg, Heuhof, Vetterhöfe,<br />
Blashof, Himmelreich, Avenmühle,<br />
Kreidelhaus, Tannenberghalden<br />
Bürgermeister: Florian Fallenbüchel (42)<br />
Partnergemeinden: Skierbiészow im<br />
<strong>Landkreis</strong> Zamosc in Polen<br />
3 Sehenswürdigkeiten:<br />
Kirche St. Georg, St.-Gangolf-Kapelle,<br />
Tannenburg<br />
3 größte Vereine: SC Bühlertann,<br />
MSV Bühlertann, Musikverein<br />
Bühlertann<br />
3 größte Unternehmen:<br />
AS-Motor, Apparatebau Weller,<br />
Fuchs Gerüstbau
BÜHLERZELL<br />
Seite 16<br />
Im Team<br />
Großes schultern<br />
Kooperativ Wenig Einwohner, große Ausdehnung, das prägt die<br />
Gemeinde Bühlerzell, die von vielen Pflichtaufgaben gefordert wird.<br />
Engagierte Bürger packen mit an. Von Elisabeth Schweikert<br />
Wer durch die Gemarkung<br />
Bühlerzell<br />
fährt, freut sich über<br />
die idyllische Landschaft.<br />
Im Hauptort fällt im Zentrum<br />
der Neubau am Gasthaus<br />
zum Goldenen Hirsch auf. Dort<br />
entstehen Mietwohnungen – was<br />
es bislang in Landgemeinden selten<br />
gibt. Das Gasthaus selbst ist<br />
geöffnet – auch das in vielen Dörfern<br />
keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr. Zu verdanken sind der Neubau<br />
und die Gastronomie dem Engagement<br />
von Bühlerzellern. Diese<br />
haben in beides investiert, die<br />
Wirtschaft vor dem Schließen gerettet.<br />
Typisch Bühlerzell, dort<br />
gehört Engagement zum guten<br />
Ton.<br />
Wechsel im Rathaus<br />
Eines der wichtigsten Ereignisse<br />
während der vergangenen zehn<br />
<strong>Jahre</strong>: Nach 35 Amtsjahren gab<br />
Franz Rechtenbacher sein Amt als<br />
Bürgermeister ab. Er wurde zum<br />
Ehrenbürger ernannt. Ihm folgte<br />
2017 Thomas Botschek. Eines der<br />
ersten Projekte, die Botschek anpackte,<br />
war die Strukturierung<br />
des Faschings mit Verantwortlichkeiten<br />
und Sicherheitskonzept,<br />
welches sich zuletzt im Februar<br />
wieder bewährte, als nach<br />
der Coronapandemie mehr als<br />
fünfzehntausend Menschen dem<br />
närrischen Lindwurm zujubelten.<br />
Die weitläufige Gemeinde<br />
muss seit Jahrzehnten viel Geld<br />
in die Hand nehmen, um alle Dörfer<br />
an die Kanalisation anschließen.<br />
Zuletzt wurde Mangoldsweiler<br />
angeschlossen, aktuell sind<br />
Hoch- und Schönbronn dran. Ein<br />
Großprojekt ist die Breitbandversorgung.<br />
Bis 2025 sollen die Bürgerinnen<br />
und Bürger in allen Dörfern<br />
aufs schnelle Internet zugreifen<br />
können.<br />
Im Untergrund der waldreichen<br />
Gemeinde ist viel Wasser<br />
gespeichert. Angesichts des Klimawandels<br />
und sinkender Grundwasserspiegel<br />
ein Schatz. „Wir sichern<br />
die Ressourcen“ stellt Thomas<br />
Botschek fest. Deshalb hat<br />
die Gemeinde zwei Quellen ertüchtigt<br />
und wieder in Betrieb genommen.<br />
Vorangekommen ist die Bühlerzell<br />
darin, die Kooperation mit<br />
den Nachbarkommunen zu vertiefen,<br />
etwa mit der gemeinsamen<br />
Kämmerei. „Während der Coronapandemie<br />
hat sie sich bewährt“,<br />
stellt der Schultes fest, denn dank<br />
der aufgebauten Vertreterstrukturen<br />
sei die Kämmerei immer arbeitsfähig<br />
gewesen. „Das war ein<br />
Meilenstein für uns“, so Botschek.<br />
Für kleine Kommunen sei die interkommunale<br />
Zusammenarbeit<br />
der Weg, die Selbstständigkeit zu<br />
erhalten. Das nächste Projekt ist<br />
die gemeinsame Abwasserentsorgung<br />
mit Bühlertann und Obersontheim.<br />
Auch die Suche nach<br />
Hausärzten läuft gewissermaßen<br />
interkommunal: Dazu hat sich<br />
Bühlerzell der Virngrund-Genossenschaft<br />
angeschlossen.<br />
Während der zinsgünstigen<br />
<strong>Jahre</strong> wurde kreisweit kräftig gebaut.<br />
Auch Bühlerzell war gefordert,<br />
Bauplätze auszuweisen. Mit<br />
den steigenden Einwohnerzahlen<br />
erhöht sich der Bedarf an Kindergartenplätzen.<br />
Mit dem zusätzlichen<br />
Angebot des Naturkindergartens<br />
wird dieser gedeckt. Weil<br />
ab 2030 Neubausiedlungen im<br />
Außenbereich nicht mehr geschaffen<br />
werden sollen, hat Bühlerzell<br />
vorgesorgt und den Bebauungsplan<br />
Eichberg erstellt.<br />
Digitale Möglichkeiten<br />
Der Fachkräftemangel setzt auch<br />
den Kommunen zu. In Bühlerzell<br />
überarbeitet die Kommune ihre<br />
internen Abläufe, nutzt verstärkt<br />
die digitalen Möglichkeiten. „Das<br />
bindet zunächst, bis alles eingerichtet<br />
ist, viel Zeit“, erklärt Botschek.<br />
Doch diese sei gut investiert,<br />
denn anschließend könnten<br />
die Mitarbeiter oder Bürger mit<br />
wenigen Mausklicks digital auf<br />
die Daten zugreifen.<br />
Während der vergangenen drei<br />
<strong>Jahre</strong> war Corona das größte Problem,<br />
das die Kommune zu stemmen<br />
hatte. Trotz der Kontaktbeschränkungen<br />
fand die Bürgerschaft<br />
coronakonforme Wege, um<br />
das Miteinander zu pflegen. Nach<br />
Corona wurde anstelle des Seniorenkreises<br />
die Gruppe „Generation<br />
PLUS“ gegründet. Diese trifft<br />
sich regelmäßig im Dorfgemeinschaftshaus<br />
Geifertshofen. Und<br />
Anfang <strong>2023</strong> hat der Gemeinderat<br />
den Beschluss für den Neubau<br />
der Rudolf-Mühleck-<strong>Hall</strong>e beschlossen.<br />
Bühlerzell weist noch das Dreigestirn auf, wie es über Jahrhunderte dorfprägend war: Kirche, Rathaus und<br />
Gaststätte. Vorne rechts ist das Mehrfamilienhaus zu sehen, das von Bürgern der Gemeinde finanziert<br />
wurde.<br />
Drohnenfoto: Ufuk Arslan<br />
Bühlerzell<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Bühlerzell<br />
Heilberger Straße 4<br />
74426 Bühlerzell<br />
Tel. 07974 9390-0<br />
info@buehlerzell.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Bühlerzell<br />
Heute ist es für uns eine Selbstverständlichkeit in<br />
einem geeinten <strong>Landkreis</strong> zu leben.<br />
Kooperationen, Zusammenarbeit und Zusammenschlüsse<br />
sind in allen gesellschaftlichen und<br />
wirtschaftlichen Bereichen ein wichtiger Bestandteil<br />
des Erfolgs. Sie sind Garant für die Zukunftsfähigkeit<br />
aber auch Garant für die Wahrung der<br />
Individualität in den einzelnen Regionen unseres<br />
<strong>Landkreis</strong>es.<br />
In Bühlerzell steht der Gemeinschaftssinn bei<br />
allen Vereinen und Organisationen im Vordergrund.<br />
Unser Fasching in Bühlerzell ist nur deswegen<br />
legendär, weil alle an einem Strang ziehen<br />
und wir miteinander agieren. Unsere Vereine und<br />
Organisationen leisten das ganze Jahr über alle<br />
eine vorbildliche Arbeit und sorgen somit für eine<br />
Kontinuität im gesellschaftlichen Miteinander.<br />
Bühlerzell entwickelt sich ständig weiter und ist<br />
eine attraktive Gemeinde für Jung und Alt. Auch<br />
wenn es immer wieder gilt Hürden zu überwinden,<br />
so durfte ich eines in Bühlerzell erfahren:<br />
Mit viel Engagement, Kreativität, Toleranz und Begeisterung<br />
lassen sich diese Hürden überwinden.<br />
Diese Eigenschaften sind die Basis für ein gutes<br />
Miteinander.<br />
Alle Kommunen der großen <strong>Landkreis</strong>familie<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> pflegen dieses Miteinander,<br />
somit ist der Zusammenschluss der <strong>Landkreis</strong>e<br />
Crailsheim und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> voll gelungen.<br />
Ich wünsche uns allen weiterhin viel Engagement,<br />
Kreativität, Toleranz und Begeisterung, damit wir<br />
gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft<br />
meistern können.<br />
Thomas Botschek<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 2126<br />
Fläche: 4932 ha<br />
Teilorte: Geifertshofen, Gantenwald,<br />
Gerabronn, Hambacher Mühle, Heilberg,<br />
Hinterwald, Hochbronn, Holenstein,<br />
Imberg, Immersberg, Kammerstatt,<br />
Mangoldshausen, Röhmen,<br />
Röhmensägmühle, Schönbronn,<br />
Säghalden, Senzenberg, Spitzenberg,<br />
Steinenbühl, Trögelsberg, Wurzelhof,<br />
Wurzelbühl, Benzenhof, Brunnenhaus,<br />
Eichberg, Lautenhof, Roßberg, Spatzenhof,<br />
Stockhäusle, Teuerzen Sägmühle,<br />
Weißenhof, Ziegelmühle<br />
Bürgermeister: Thomas Botschek (61)<br />
Partnergemeinden: St. Koloman,<br />
Österreich<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Lourdes Grotte,<br />
Kirche St. Maria in Bühlerzell,<br />
Dorfkäserei Geifertshofen<br />
3 größte Vereine: Sportfreunde Bühlerzell,<br />
1105 Mitglieder; Musikverein<br />
Bühlerzell, 172 Mitglieder; Landfrauenverein,<br />
119 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Firma Wied,<br />
am Standort Bühlerzell, 102 Mitarbeiter;<br />
Altenpflegeheim St. Josef, 63 Mitarbeiter;<br />
Gemeinde Bühlerzell,<br />
<strong>50</strong> Mitarbeiter<br />
Dörfer lebenswert gestalten<br />
Zukunft Von der Grundschule bis zum Katastrophenmanagement:<br />
Die Gemeinde Bühlerzell entwickelt Perspektiven.<br />
Bühlerzell. Corona hatte das Projekt<br />
ausgebremst, jetzt soll es umgesetzt<br />
werden: Bühlerzell plant,<br />
in Kooperation mit der Städtebau<br />
GmbH Wüstenrot sowie unter Beteiligung<br />
der Bürger ein Gemeindeentwicklungskonzept<br />
zu erstellen.<br />
„Das ist ergebnisoffen“, stellt<br />
Bürgermeister Thomas Botschek<br />
fest. Festgelegt werden soll im<br />
Dialog mit den Bürgern, wie die<br />
Gemeinde in 15, 20 <strong>Jahre</strong>n aussehen<br />
soll. Dabei geht es sowohl um<br />
die Infrastruktur als auch um das<br />
soziale Miteinander. Die erarbeiteten<br />
Wünsche sollen in den Folgejahren<br />
als Richtschnur, als Ziel<br />
fungieren.<br />
Die Umsetzung steht auch<br />
beim Breitband an, in diesem Mai<br />
beginnt die Bauphase. Bis 2025<br />
sollen alle bislang un- oder<br />
schlecht versorgten Haushalte<br />
auf schnelles Internet zugreifen<br />
können. Das größte und sichtbarste<br />
Projekt für die Zukunft in<br />
Bühlerzell wird der Ersatzneubau<br />
der Rudolf-Mühleck-<strong>Hall</strong>e sein.<br />
In der April-Gemeinderatssitzung<br />
gab Architekt Jörg Seyfried<br />
seine Visitenkarte ab, stellte vor,<br />
welche <strong>Hall</strong>enprojekte er bislang<br />
Nah an der Schule, nah am Zentrum und bei den Bürgern: Der Neubau<br />
der Festhalle ist am seitherigen Platz geplant. Foto: Arslan/Archiv<br />
verwirklicht hat. Wann die Abrissbirne<br />
kommt, hängt auch davon<br />
ab, aus welchen Fördertöpfen<br />
die Gemeinde bezuschusst<br />
wird. Die neue Mehrzweckhalle<br />
wird künftig auch für die Ganztagsbetreuung<br />
an der Grundschule<br />
gebraucht, die ab Schuljahr<br />
2026/27 verpflichtend eingeführt<br />
werden soll.<br />
Damit Dörfer lebenswert bleiben,<br />
braucht es innerörtliche Entwicklung.<br />
Eine der Aufgaben für<br />
das Rathaus: Den Leerstand dokumentieren<br />
und Lösungen für<br />
die Wohnentwicklung finden.<br />
Seniorenbus organisieren<br />
Thomas Botschek hat einige Themen<br />
auf seiner To-do-Liste: der<br />
Anschluss an die geplante gemeinsame<br />
Kläranlage in Obersontheim,<br />
die Sanierung von maroden<br />
Kanälen, die Ableitung von<br />
Regenwasser. „Wir müssen die<br />
Friedhöfe neu strukturieren, das<br />
Wandernetz aktualisieren, das<br />
Gebäudemanagement überarbeiten,<br />
einen Seniorenbus organisieren.“<br />
Bundesweit ein Thema ist der<br />
Fachkräftemangel. Personal zu<br />
finden, ist auch in Rathäusern<br />
eine Herausforderung. Bühlerzell<br />
werde deshalb prüfen, ob im Bauhof<br />
oder im Hausmeisterbereich<br />
auf interkommunaler Ebene Vertretungsregelungen<br />
realisiert<br />
werden können.<br />
Der Klimawandel mit seinen<br />
Folgen – Starkregen ebenso wie<br />
Hitze und Dürre – fordere den Katastrophenschutz,<br />
sagt Thomas<br />
Botschek. „Es geht darum, wie<br />
Kommunen bei Katastrophen<br />
funktionsfähig bleiben.“ Welche<br />
Szenarien sind möglich und können<br />
wie bewältigt werden. Lösungen<br />
dazu erarbeitet Bühlerzell mit<br />
den Nachbarkommunen und dem<br />
Kreis.<br />
sel
FICHTENAU<br />
Seite 17<br />
Die Gemeinde entwickelt sich stetig weiter<br />
Potenziale Es hat sich viel Positives getan in den letzten <strong>Jahre</strong>n in der Wäldergemeinde Fichtenau: Dabei steht Bewährtes<br />
weiterhin im Fokus, wie auch der Blick in die Zukunft eine wichtige Rolle spielt. Von Ralf E. Stegmayer<br />
Nicht nur der ganze <strong>Landkreis</strong><br />
darf Geburtstag<br />
feiern, sondern auch<br />
wir Fichtenauerinnen<br />
und Fichtenauer. Das ist toll.“<br />
Bürgermeisterin Anja Schmidt-<br />
Wagemann freut sich auf zahlreiche<br />
Termine und Gäste im Jubiläumsjahr<br />
(siehe Bericht unten).<br />
Und ja, es hat sich viel getan in<br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n in der Wäldergemeinde<br />
an der baden-württembergisch-bayerischen<br />
Grenze.<br />
Dann fangen wir doch mal ganz<br />
groß an – mit einem Blick in die<br />
nahe Zukunft. Fichtenau plant zusammen<br />
mit der Stadt Dinkelsbühl<br />
ein gemeinsames Gewerbegebiet<br />
an der A 7. Unter dem Arbeitstitel<br />
„Grüne Tankstelle“ soll<br />
dort auf beiden Gemarkungen<br />
eine große E-Tankstelle mit etwa<br />
160 Ladesäulen und vier Zapfsäulen<br />
mit fossilem Brennstoff entstehen.<br />
Vorgesehen sind zudem ein<br />
Kompetenzzentrum für E-Mobilität<br />
sowie Einkaufsmöglichkeiten,<br />
Konferenz- und Schulungsräume,<br />
ein Gastronomiebereich<br />
und ein Motel samt Park & Ride-<br />
Parkplatz. An Möglichkeiten für<br />
Spiele und Freizeitbeschäftigungen<br />
(für Kinder und Erwachsene)<br />
ist auch gedacht, im Innenbereich<br />
und unter freiem Himmel. Sowohl<br />
Fichtenaus Bürgermeisterin Anja<br />
Schmidt-Wagemann als auch der<br />
Dinkelsbühler Oberbürgermeister<br />
Dr. Christoph Hammer sehen<br />
in dem Millionenprojekt einen<br />
„Meilenstein für die Zukunft“.<br />
Überhaupt ist die Liste an geplanten<br />
Investitionen lang. Die<br />
Verwaltung hat sie dem Gemeinderat<br />
kürzlich aufgezeigt. Sie<br />
reicht von Liegenschaften und<br />
Baumaßnahmen über den Tiefund<br />
Straßenbau bis hin zur Erschließung<br />
von Bau- und Gewerbegebieten<br />
sowie den Ausbau der<br />
Breitbandversorgung.<br />
Blick zurück<br />
Wie alles begann: Nachdem 1971<br />
der Stein ins Rollen gebracht worden<br />
war, dauerte es noch bis Ende<br />
1972, bis der Beschluss getroffen<br />
und genehmigt wurde, dass sich<br />
die Gemeinden Wildenstein, Lautenbach,<br />
Matzenbach und Unterdeufstetten<br />
zu einer neuen Gemeinde<br />
zusammenschließen. Und<br />
auch wenn die Bürger Matzenbachs<br />
und Unterdeufstettens in<br />
einer ersten Befragung nicht für<br />
den Zusammenschluss der vier<br />
Gemeinden stimmten, stellte<br />
Staatssekretär Erwin Teufel im<br />
Herbst 1972 klar, dass nur ein Zusammenschluss<br />
aller vier Gemeinden<br />
eine komplette Selbstständigkeit<br />
erreichen könne. Das<br />
überzeugte die Zweifler schließlich,<br />
woraufhin die Gemeinde<br />
Fichtenau geboren wurde. Die alten<br />
Gemeinden und ihre Namen<br />
sind heute noch als Ortsteile präsent.<br />
Anerkannter Erholungsort<br />
Die Gemeinde Fichtenau ist bekannt<br />
für idyllisch gelegene Weiher,<br />
Wiesen und Wälder. Geheimnisvolle<br />
Gestalten warten im Zauberwald<br />
auf die Besucher und am<br />
„Spielplatz der Riesen“ darf viel<br />
geklettert werden. Der Storchenweiher<br />
in Lautenbach ist seit 1975<br />
im Besitz der Gemeinde und ist<br />
eines der reizvollsten Gewässer<br />
weit und breit.<br />
Der Weiher wurde letztes Jahr<br />
aufwendig entschlammt und die<br />
Ufer neu gestaltet. Jährlich findet<br />
dort das weithin beliebte „Fest am<br />
Der Zauberwald beginnt hinter dem imposanten Tor mit den wachenden Zauberern.<br />
See“ statt – mit dem traditionellen<br />
Treidelwettbewerb, bei dem<br />
es gilt, im Team einen Kahn an einem<br />
gespannten Tau möglichst<br />
schnell über den See zu ziehen<br />
und dabei so viel Wasser wie<br />
möglich zu schöpfen. Dabei werden<br />
die Teams von vielen begeisterten<br />
Zuschauern angefeuert.<br />
Zauberwald und Spielplatz<br />
Wer das imposante Tor mit den<br />
wachenden Zauberern durchschreitet,<br />
begibt sich in eine andere<br />
Welt, in einen Wald voller<br />
wundersamer Geschöpfe, riesenhaften<br />
Pflanzen, Blütensesseln,<br />
Feen und Raupen, die zum Träumen<br />
und Staunen einladen. So beschreibt<br />
die Gemeinde den vor allem<br />
im Frühjahr und Sommer<br />
sehr gut besuchten Zauberwald,<br />
in dem verschiedene liebevoll gestaltete<br />
Holzfiguren zum Entdecken<br />
einladen. Am Ende des Waldes<br />
schließt sich der „Spielplatz<br />
der Riesen“ an – mit zahlreichen<br />
Klettermöglichkeiten, Schaukeln,<br />
Seilbrücke und Rutsche. Mutige<br />
besteigen das Krähennest oder<br />
klettern auf den Riesenfelsen<br />
während die Erwachsenen sich<br />
auf den Mehrgenerationsgeräten<br />
fit halten oder auf dem Bänkchen<br />
eine Pause einlegen.<br />
Zum <strong>Jahre</strong>swechsel wurde das<br />
zentrale Feuerwehrgerätehaus in<br />
Wildenstein bezogen und Mitte<br />
April offiziell eingeweiht. Das Gebäude<br />
hat eine Nutzfläche von<br />
9<strong>50</strong> Quadratmetern, beherbergt<br />
fünf Feuerwehrfahrzeuge und<br />
bietet neben Bereitschaftsräumen<br />
und Umkleiden auch Schulungsund<br />
Kameradschaftsräume.<br />
FOTO: GEMEINDE<br />
Die Feuerwehrabteilungen<br />
Lautenbach, Matzenbach, Unterdeufstetten<br />
und Wildenstein nutzen<br />
jetzt dieses Gebäude gemeinsam,<br />
und durch den zentralen<br />
Ausrückort ist die Tagesverfügbarkeit<br />
bei Einsätzen bestens gewährleistet.<br />
Mit geplanten Baukosten<br />
von 3,4 Millionen Euro<br />
konnte trotz Preissteigerungen<br />
der Kostenrahmen eingehalten<br />
werden. An Fördergeldern gab es<br />
aus dem Ausgleichstock 610 000<br />
Euro und aus der Feuerwehrförderung<br />
275 000 Euro. Die Feuerwehr<br />
Fichtenau hat 83 aktive Helfer<br />
und 5 aktive Helferinnen, 22<br />
Mitglieder der Jugendfeuerwehr<br />
und 19 Kameraden in der Altersabteilung.<br />
„MediKult“<br />
Medizin und Kultur unter einem<br />
Dach: Nachdem die Grundschule<br />
in das frühere Hauptschulgebäude<br />
umgezogen ist, begann die<br />
Sanierung der ehemaligen Grundschule<br />
im Februar 2020. Im Zuge<br />
der Maßnahme wurden bisherige<br />
Klassenzimmer zur Arztpraxis<br />
umgebaut sowie Rektorat und<br />
Lehrerzimmer zur Bücherei und<br />
zum Kultursaal umgestaltet. Im<br />
Februar 2021 bekam das Gebäude<br />
durch einen Wettbewerb den Namen<br />
„MediKult“.<br />
Im April 2021 bezogen Dr. Ulrich<br />
Wagner und sein Team die<br />
neuen Räume im „MediKult“. Die<br />
Patienten zeigten sich beeindruckt<br />
und fanden lobende Worte,<br />
wie die Gemeinde mitteilt.<br />
Seit Juli 2021 befindet sich auch<br />
die Gemeindebücherei dort und<br />
bietet ein umfangreiches Angebot<br />
aus über 8300 Medien sowie Online-Katalog,<br />
Fernleihe, Büchereiführungen<br />
und Veranstaltungen.<br />
ABBA, Wasser und Mundart<br />
Jubiläum Zum <strong>50</strong>-jährigen Bestehen der Gemeinde Fichtenau spielt<br />
natürlich auch die Kultur eine wichtige Rolle.<br />
Fichtenau. „Großartige neue Fichtenauer<br />
Momente“ verspricht<br />
Bürgermeisterin Anja Schmidt-<br />
Wagemann, „schließlich feiern<br />
wir Geburtstag“. Und dass heuer<br />
ein richtiges Festjahr wird, das<br />
sieht man am üppigen Kalender<br />
„Kunst & Kultur <strong>2023</strong>“, in dem<br />
sich neben den beliebten Ausstellungen,<br />
dem Fest am See auch<br />
weitere besondere Höhepunkte<br />
ankündigen. So gastiert zum Beispiel<br />
mit „ABBA 99“ am 14. Juni<br />
eine der besten ABBA-Cover-<br />
Bands Deutschlands im Park des<br />
Rathauses in Wildenstein. Und im<br />
Herbst unterhalten „Dui do on de<br />
Sell“ mit „Reg mi net uf“ beim Kabarett-Abend<br />
in Matzenbach. Die<br />
musikalischen Vereine der Gemeinde<br />
zeigen beim „Fichtenauer<br />
Musiksommer“ an unterschiedlichen<br />
Terminen und Orten ihr<br />
Können. „Wir freuen uns auf zahlreiche<br />
Gäste und natürlich auf<br />
alle Fichtenauerinnen und Fichtenauer,<br />
um gemeinsam unseren<br />
Geburtstag zu feiern“, lädt Anja<br />
Schmidt-Wagemann herzlich ein.<br />
Nach Corona-Pandemie und<br />
Storchenweiher-Sanierung geht<br />
auch wieder das Fest am See an<br />
den Start, das sich über die Gemeinde<br />
hinaus großer Beliebtheit<br />
erfreut. Der Termin: 7. bis 9. Juli.<br />
Mit für die musikalische Unterhaltung<br />
zuständig sind dabei die<br />
Rotachtaler Musikanten und der<br />
Musikverein Fichtenau sowie die<br />
Partyband Xcited. Der Treidelwettbewerb<br />
und der Cross- mit<br />
Jedermannslauf stehen ebenfalls<br />
auf dem Programm. Der Freitagabend<br />
steht als „Bürgerabend“ im<br />
Zeichen des <strong>50</strong>-<strong>Jahre</strong>-Gemeindejubiläums.<br />
Bunter Reigen<br />
Die Musikerinnen und Musiker<br />
aus der Gemeinde wollen im<br />
Frühjahr und Sommer einen Musiksommer<br />
veranstalten. Den<br />
Auftakt machen Fichtenauer Musikgruppen<br />
zur Einweihung des<br />
Rosengartens am Wildensteiner<br />
Rathaus am Samstag, 20. Mai.<br />
Neun Tage später, am Pfingstmontag,<br />
folgen die Rotachtaler<br />
Musikalisches Feuerwerk: „ABBA 99“ gastierten am 14. Juni in der<br />
Parkanlage am Rathaus Wildenstein.<br />
Foto: privat<br />
Musikanten im Landgasthof Rose<br />
in Großenhub. Am Samstag, 17.<br />
Juni, sind die Posaunenchöre und<br />
der Liederkranz Wildenstein im<br />
Landgasthaus Butz in Krettenbach<br />
zu erleben. Am Donnerstag,<br />
13. Juli, spielen der Musikverein<br />
Fichtenau und der Chor „Einklang“<br />
im Jugend- und Bürgerhaus<br />
in Bernhardsweiler.<br />
Ausstellungen und ein Kinderkulturprogramm<br />
mit Bilderbuchkino,<br />
Kinderkino und Puppentheater<br />
rahmen das Kulturprogramm<br />
der Gemeinde ein. Am<br />
Sonntag, 24. September, stellen<br />
Heidrun Scharf und Peter Nikolaus<br />
unter dem Titel „Wege – Eigene<br />
Wege“ ihre Bilder gegenüber.<br />
Unter dem Titel „Entfesselt“<br />
ist seit Ende April eine Gruppenausstellung<br />
der „Kreative 88“ sowie<br />
des Vereins der Kunstfreunde<br />
und Kunstschaffenden aus<br />
Bopfingen zu sehen.<br />
Jubiläumslogo<br />
Ein Aufruf im Amtsblatt der Gemeinde<br />
brachte Ideen für das Jubiläumslogo,<br />
das nicht nur auf<br />
Aufklebern und Bierdeckeln Verwendung<br />
findet, sondern auch die<br />
Flaschen des Jubiläumsweins und<br />
des Jubiläumsbiers schmückt.<br />
Wichtig bei der Logo-Entwicklung<br />
war, dass darauf die markanten<br />
Punkte der vier Ortsteile (und<br />
ehemaligen Gemeinden) sowie<br />
die Karte Fichtenaus zu sehen<br />
sind. Für Wildenstein ist in Gelb<br />
das Strochennest abgebildet, Unterdeufstetten<br />
ist mit dem Schloss<br />
in Rot vertreten, die Bild-Kapelle<br />
in Matzenbach ist in Grün abgebildet<br />
und für Lautenbach sieht<br />
man in Blau das Treideln beim<br />
Fest am See.<br />
res<br />
Info Unter dem Motto „Entfesselt“ zeigen<br />
acht Künstler bis zum 25. Juni vom<br />
Verein „KREATIVE-88“ im Wildensteiner<br />
Rathaus ihre Werke.<br />
Fichtenau<br />
Kontakt<br />
Gemeindeverwaltung Fichtenau<br />
Hauptstraße 2<br />
74579 Fichtenau<br />
Tel. 07962 892-0<br />
info@fichtenau.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Fichtenau<br />
Wir leben in einer sehr schönen Gemeinde in<br />
idyllischer Lage inmitten von Wiesen, Weihern<br />
und Wäldern. Und dennoch hört hier die Welt<br />
nicht auf.<br />
Mit unserem Zukunftsprojekt „Grüne Tankstelle<br />
– Natur tanken“, das direkt an der Autobahnausfahrt<br />
Dinkelsbühl/Fichtenau entstehen soll,<br />
beschreiten wir neue Wege hin zu 100 % Grünen<br />
Treibstoffen aus erneuerbaren Energiequellen.<br />
Fichtenau hat auch sonst viel zu bieten: die<br />
ärztliche Versorgung unserer Bürgerinnen und<br />
Bürger ist sichergestellt, das umfangreiche Kulturprogramm<br />
sowie das Programm der örtlichen<br />
Volkshochschule lässt keine Wünsche offen. Der<br />
Zauberwald mit dem anschließenden Spielplatz<br />
der RIESEN ist nicht nur ein Anziehungsmagnet<br />
für die Kleinsten. Ein Wellness-Hotel sowie unsere<br />
reichlich vorhandene gutbürgerliche Gastronomie<br />
laden zum Verweilen ein.<br />
Im diesjährigen Jubiläumsjahr gibt es anlässlich<br />
des <strong>50</strong>. Geburtstags der Gemeinde Fichtenau<br />
sogar besonders viel zu erleben: Kommen Sie zum<br />
Open Air-Konzert mit „ABBA 99“ oder besuchen<br />
Sie unseren Kabarettabend mit „Dui do on de<br />
sell“ im Herbst. Lauschen Sie beim Fichtenauer<br />
Musiksommer den Klängen unserer Musikgruppen,<br />
seien Sie dabei, wenn wir beim Fest am See<br />
traditionell unseren Treidelwettbewerb über den<br />
Storchenweiher in Lautenbach veranstalten und<br />
trinken Sie in angenehmer Atmosphäre ein Glas<br />
von unserem Jubiläumswein.<br />
Besuchen Sie uns und unsere schöne Gemeinde,<br />
denn: die schönsten Momente sind die Fichtenauer<br />
Momente!<br />
Anja Schmidt-Wagemann<br />
Bürgermeisterin<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 4.615<br />
Fläche: 3.128 km²<br />
Teilorte: Lautenbach – Bernhardsweiler,<br />
Buckenweiler, Felsenmühle, Hammermühle,<br />
Neustädtlein, Ölmühle, Rötlein,<br />
Vorstadt, Ziegelhütte, Unterdeufstetten<br />
– Birkenhof, Oberdeufstetten,<br />
Matzenbach – Fichtenhof, Hahnenberg,<br />
Krettenbach, Melbersmühle, Neuhaus,<br />
Völkermühle, Wildenstein – Großenhub,<br />
Gunzach, Spitzenmühle, Wäldershub,<br />
Zankhof<br />
Bürgermeisterin:<br />
Anja Schmidt-Wagemann (45)<br />
Partnergemeinde: Stadt Bad Schandau,<br />
Sachsen, Deutschland<br />
3 Sehenswürdigkeiten:<br />
St.-Anna-Kirche, Bernhardsweiler<br />
Bildkapelle „Matzenbacher Bild“,<br />
Matzenbach<br />
Zauberwald mit Spielplatz der Riesen<br />
3 größte Vereine: Sportverein<br />
FC Matzenbach, Sportverein TSV Unterdeufstetten,<br />
Sportverein SV Wildenstein<br />
3 größte Unternehmen: Klaus Faber AG,<br />
Meiser Vital Hotel, Schroth GmbH
<strong>50</strong> J<br />
<strong>Landkreis</strong> Sc<br />
Seite 18<br />
Die Kochertalbrücke bei Geislingen<br />
am Kocher ist die höchste Autobahnbrücke<br />
Deutschlands.<br />
C<br />
1973 Kreisreform mit<br />
Zusammenlegung der ehemaligen<br />
Kreise <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
und Crailsheim sowie einem Teil<br />
des früheren Kreises Backnang<br />
(Limpurger Land)<br />
1974 Amtsantritt<br />
Landrat Roland Biser<br />
Das Gebäude der <strong>Landkreis</strong>verwaltung in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
1985 Inbetriebnahme der<br />
Krankenhausapotheke im Kreiskrankenhaus<br />
Crailsheim<br />
1986 Schwere Unwetter<br />
mit heftigen Regenfällen im<br />
südlichen Teil des <strong>Landkreis</strong>es in<br />
der Nacht vom 17. auf den 18. Mai<br />
1987 Endgültige<br />
Fertigstellung der A7<br />
1990 Orkan „Wibke“<br />
verursacht große Schäden<br />
1991 Tod des ehemaligen<br />
<strong>Hall</strong>er Landrates und baden-württembergischen<br />
Finanzministers<br />
Dr. Hermann Müller<br />
1992 Einweihung des<br />
Erweiterungsbaus der Gewerblichen<br />
Schule Crailsheim<br />
1995 Hochwasser im<br />
Kocher- und Bühlertal<br />
20<br />
„Regio<br />
verkeh<br />
<strong>Hall</strong><br />
20<br />
bisch H<br />
Multim<br />
mals m<br />
20<br />
Partne<br />
dem La<br />
Die Bühler tritt über die Ufer.<br />
1980 Umzug des<br />
Landratsamts ins Gebäude<br />
Münzstraße in <strong>Hall</strong><br />
1988 Amtsantritt<br />
Landrat Ulrich Stückle<br />
1996 Gründung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
(WFG)<br />
Dr. Roland Biser war<br />
Landrat bis 1987<br />
1981 Einrichtung des<br />
Kreisarchives<br />
Zum Umzug ins Landratsamt in der Münzstraße<br />
ist eine Medaille geprägt worden.<br />
1997 Inbetriebnahme der<br />
Geriatrischen Rehabilitationsklinik<br />
in Ilshofen<br />
Von der<br />
1973 1980 1985 1990 1995<br />
20<br />
1975 Die Gemeinde<br />
Stimpfach kommt vom Ostalbkreis<br />
zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
1976 Einrichtung einer<br />
Hauptabteilung für Anästhesie im<br />
Kreiskrankenhaus Crailsheim<br />
Der Schapbachhof 1982<br />
1993 Die amerikanischen<br />
Streitkräfte ziehen aus den Dolan-Baracks<br />
in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ab<br />
1994 Gutachten zur historischen<br />
Erkundung der ehemaligen<br />
Heeresmunitionsanstalt<br />
Kupfer<br />
1998 Vor 195 <strong>Jahre</strong>n wird<br />
das Oberamt <strong>Hall</strong> eingerichtet,<br />
der Vorläufer des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Das Jubiläum<br />
wird gefeiert<br />
1999 Große Schäden<br />
durch den Orkan „Lothar“<br />
20<br />
Energie<br />
petenz<br />
Energie<br />
in Wolp<br />
20<br />
Landra<br />
1977 Beschluss zum Bau<br />
eines neuen Landratsamtes in<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, Crailsheim<br />
bleibt als funktionsfähige Außenstelle<br />
erhalten<br />
1978 175. Geburtstag des<br />
Oberamtes <strong>Hall</strong><br />
1982 Offizielle Einweihung<br />
des um einen weiteren Bettenbau<br />
und um ein Wirtschaftsgebäude erweiterten<br />
Schulllandheims Schapbachhof<br />
in Schönau am Königssee<br />
durch den Kreistag<br />
1983 Aufgabe der Geburtshilfe<br />
im Kreiskrankenhaus Gaildorf<br />
Ulrich Stückle,<br />
Landrat von 1988 bis 2003<br />
1989 75-jähriges Bestehen<br />
der Kaufmännischen Schulen<br />
in Crailsheim<br />
1979 Fertigstellung der<br />
Kochertalbrücke der A6<br />
1984 Feierliche Eröffnung der<br />
restaurierten ehemaligen Synagoge<br />
in Michelbach an der Lücke<br />
Der Orkan „Lothar“ hat auch im <strong>Landkreis</strong> <strong>Hall</strong> Spuren der Verwüstung hinterlassen.<br />
Gerhard<br />
Landrat<br />
Krimmers Backstub'<br />
www.leonhard-weiss.jobs<br />
Hohenloher Straße 39<br />
74547 Untermünkheim<br />
Unser Herz<br />
schlägt für<br />
die Region!<br />
Der Untermünkheimer Bäcker gratuliert zu<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
www.krimmers-backstub.de
Seite 19<br />
ahre<br />
hwäbisch <strong>Hall</strong><br />
hronik<br />
Der <strong>Landkreis</strong> hat in der Mehrzweckhalle<br />
Wolpertshausen ein<br />
Impfzentrum betrieben.<br />
00 Einführung des<br />
Tarifs“ im öffentlichen Nahr<br />
im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
01 Der <strong>Landkreis</strong> Schwäall<br />
präsentiert sich zu den<br />
edia-Tagen in Crailsheim erstit<br />
einer Homepage im Internet<br />
02 Unterzeichnung der<br />
rschaftsvereinbarung mit<br />
ndkreis Zamosc/Polen<br />
2005 Verwaltungsreform<br />
mit Eingliederung ehemaliger<br />
unterer Landesbehörden<br />
(Vermessungsamt, Flurbereinigungsamt,<br />
Forstamt, Wasserwirtschaftsamt)<br />
in die Landratsamtsstruktur<br />
Winfried Kretschmann wird 2011 erster<br />
grüner Ministerpräsident in Baden-<br />
Württemberg.<br />
2015 Nach einem Mühlenbrand<br />
in Kirchberg-Lobenhausen<br />
fließt verunreinigtes Löschwasser<br />
in die Jagst, tonnenweise Fische<br />
verenden<br />
2016 Am Abend des<br />
29. Mai geht eine Schlamm- und<br />
Schuttflut über Braunsbach ab.<br />
Auch andere Orte im Kreis sind<br />
von Starkregen betroffen<br />
2020 Beginn der<br />
Corona-Pandemie: Test-und<br />
Impfzentren werden in Betrieb<br />
genommen, das Gesundheitsamt<br />
muss personell aufgestockt<br />
werden<br />
2021 25-jähriges Bestehen<br />
der WFG <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
2010 Gründung der<br />
FaunD als Projekt der WFG<br />
(Wirtschaftsfördergesellschaft)<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Kunsthalle Würth hat man einen schönen Blick auf die <strong>Hall</strong>er Altstadt.<br />
2011 Fertigstellung der<br />
Westumgehung als Kreisstraße<br />
von den westlichen Vororten<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>s nach Norden<br />
zur A 6<br />
Das Luftbild zeigt die enormen<br />
Verwüstungen in der<br />
Kochertalgemeinde<br />
Braunsbach 2016.<br />
00 2005 2010 2015<br />
2020<br />
<strong>2023</strong><br />
03 Eröffnung des<br />
zentrums als Komzentrum<br />
für regenerative<br />
n und Energieeinsparung<br />
ertshausen<br />
04 Amtsantritt<br />
t Gerhard Bauer<br />
2006 Beschluss des<br />
Leitbilds „Energie“ durch den<br />
Kreistag. Ziel: Schnellstmögliche<br />
Umstellung der Energieerzeugung<br />
im <strong>Landkreis</strong> auf regenerative<br />
Energien<br />
2007 25 <strong>Jahre</strong> Kreisarchiv<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
2008 Eröffnung des<br />
Rabbinatsmuseums in Braunsbach<br />
2012 Zweitägige Stabsrahmenübung<br />
im Landratsamt<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
2013 40. Jubiläum des<br />
<strong>Landkreis</strong>es<br />
2014 Auszeichnung des<br />
Kocher-Jagst-Radweges mit vier<br />
Sternen durch den ADFC<br />
2017 Die erste Klimaschutzmanagerin<br />
des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> nimmt ihre<br />
Arbeit auf<br />
2018 Recaro präsentiert<br />
den ersten speziell für den e-Sport<br />
entwickelten Gaming-Stuhl<br />
2019 Leonhard Weiss zum<br />
sechsten Mal in Folge als TOP-<br />
Arbeitgeber Bau ausgezeichnet<br />
2022 <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Unicorns werden Meister in der<br />
German Football League<br />
<strong>2023</strong> <strong>50</strong>-jähriges Jubiläum<br />
der Kreisreform von 1973<br />
Bauer,<br />
seit 2004<br />
2009 Erstmals Ferienbetreuung<br />
in den Sommerferien<br />
durch das Landratsamt für die<br />
Kinder der Mitarbeiter<br />
Mitglieder des Fischereivereins<br />
Kirchberg<br />
sammeln 2015 Kadaver<br />
toter Fische in der<br />
jagst ein.<br />
Grafik: Achim Köpf, Fotos: Archiv<br />
Inhalte: Matthias Dörr, Auszubildender im Kreisarchiv<br />
Jubiläungslogo: Designerei Artmann GmbH<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
zum Jubiläum – <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Wir fördern<br />
die Region.<br />
vrbank-hsh.de<br />
Ihre VR Bank Heilbronn <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> eG gehört zu den Banken, die von<br />
ihren Mitgliedern getragen wird. Als<br />
Genossenschaftsbank fühlen wir uns<br />
unseren Mitgliedern und Kunden sowie<br />
den Menschen in der Region besonders<br />
verbunden. Deshalb engagieren wir<br />
uns für die Region und unterstützen<br />
soziale, kulturelle und sportliche Einrichtungen.<br />
vb-hohenlohe.de/thebaenk
CRAILSHEIM<br />
Seite 20<br />
Freundschaften<br />
überwinden Grenzen<br />
Vielfalt Hohenlohe im Herzen: Menschen<br />
aus aller Welt finden in Crailsheim eine neue<br />
Heimat. Gute Partnerschaften mit Städten.<br />
Crailsheim. Weltoffenheit ist in<br />
Crailsheim eine Selbstverständlichkeit:<br />
Menschen aus 102 verschiedene<br />
Nationen sind in der<br />
Horaffenstadt gemeldet, rund 21,2<br />
Prozent beträgt der Anteil der<br />
Einwohnerschaft mit ausländischem<br />
Pass. Seit Beginn des Angriffskriegs<br />
auf die Ukraine haben<br />
530 Menschen in Crailsheim Zuflucht<br />
gefunden, viele von ihnen<br />
wurden privat untergebracht.<br />
Dass so viele verschiedene Kulturen<br />
in der Stadt friedlich zusammenleben,<br />
liegt an der Offenheit<br />
und Solidarität der Menschen<br />
und an der unermüdlichen<br />
Integrationsarbeit von Hauptamtlichen<br />
und Ehrenamtlichen.<br />
Im Jahr 2020 wird ein Integrationsbeirat<br />
eingerichtet, der sich<br />
dafür einsetzt, das gleichberechtigte<br />
Zusammenleben der in<br />
Crailsheim wohnenden Menschen<br />
verschiedener Nationalitäten,<br />
Kulturen und Religionen zu<br />
fördern. Denn viele Menschen,<br />
die aus aller Welt nach Crailsheim<br />
kommen, bleiben hier und<br />
werden mit der Zeit zu Hohenlohern.<br />
Städtepartnerschaften<br />
Enge freundschaftliche Beziehungen<br />
unterhält Crailsheim zu den<br />
Städten Worthington in den USA,<br />
Pamiers in Frankreich, Jurbarkas<br />
in Litauen und Bilgoraj in Polen.<br />
Die internationalen Städtepartnerschaften<br />
werden lebendig gehalten,<br />
weil sich auf beiden Seiten<br />
Menschen für die internationale<br />
Freundschaft engagieren.<br />
Man besucht sich gegenseitig, feiert<br />
miteinander, bleibt in Kontakt.<br />
Crailsheim<br />
Kontakt<br />
Stadtverwaltung Crailsheim<br />
Marktplatz 1<br />
74564 Crailsheim<br />
Tel. 07951 403-0<br />
info@crailsheim.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Crailsheim<br />
die Horaffenstadt Crailsheim mit ihren erfolgreichen<br />
Unternehmen, dem einzigartigen Volksfest,<br />
wunderbaren Traditionsfesten, vielfältigen<br />
Naherholungsangeboten, aktiven Vereinen und<br />
Organisationen sowie den Bundesliga-Basketballern<br />
der Merlins als sportlichem Aushängeschild<br />
der Region gratuliert herzlich zum <strong>50</strong>-jährigen<br />
Bestehen des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Auch wenn die Gebietsreform gerade in Crailsheim<br />
nicht ausschließlich positiv betrachtet<br />
worden ist, können wir auf zahlreiche Beispiele<br />
gelungener Kooperationen zwischen dem <strong>Landkreis</strong><br />
und seinen 30 Kommunen blicken.<br />
Uns verbindet eine gemeinsame Verantwortung<br />
für die bald 200.000 Einwohnerinnen und Einwohner<br />
– in den Bereichen Soziales, Bildung,<br />
Infrastruktur und nicht zuletzt der Gesundheitsförderung.<br />
Trotz manchmal unterschiedlicher Vorstellungen<br />
zur Finanzierung oder zur Umsetzung<br />
von Aufgaben bleibt eine gute Zusammenarbeit<br />
unerlässlich. Gerade die vergangenen <strong>Jahre</strong> haben<br />
Die Partnerschaft mit der Stadt<br />
Worthington im Bundesstaat<br />
Minnesota ist eine ganz besondere:<br />
Sie besteht bereits seit 1947<br />
und ist damit die älteste deutschamerikanische<br />
Städtepartnerschaft<br />
überhaupt. Seit mehr als 60<br />
<strong>Jahre</strong>n gibt es einen Schüleraustausch:<br />
Zeitgleich lebt ein Schüler<br />
aus Worthington und einer aus<br />
Crailsheim für ein Jahr in der<br />
Partnerstadt.<br />
Attraktiv für Touristen<br />
Manche, die nach Crailsheim<br />
kommen, sind nur auf der Durchreise:<br />
83 000 Übernachtungen<br />
wurden 2022 gezählt. Dazu kommen<br />
Tagesbesucher, die sich für<br />
die Stadt, die Historie, aber auch<br />
für Stadtführungen und Veranstaltungen<br />
interessieren. Für das<br />
Kulturwochenende oder das<br />
Fränkische Volksfest nehmen Besucherinnen<br />
und Besucher weite<br />
Wege auf sich. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf dem Rad- und Wandertourismus:<br />
Crailsheim liegt am<br />
Kocher-Rad-Jagstweg, der Kocher-Jagst-Trail<br />
und Fränkisch-<br />
<strong>Schwäbisch</strong>e-Jakobsweg sind gut<br />
erreichbar. Außerdem gibt es die<br />
Horaffen-Wege. In der Stadt ist<br />
von Tradition über Kultur bis zur<br />
Geschichte viel geboten: der Reformationsweg,<br />
die Eisenbahngeschichte<br />
oder auch der mutmaßliche<br />
„Dürer-Altar“ in der Johanneskirche.<br />
Crailsheim ist Mitglied der<br />
Fränkischen Moststraße und betreibt<br />
über die politischen Bündnisse<br />
Hohenlohe Plus und Magisches<br />
Dreieck interkommunale<br />
Zusammenarbeit.<br />
hof<br />
Platz zum Spielen und Lernen: Den Kindern gefällt‘s im Kindergarten Kleeblatt im Stadtteil Altenmünster.<br />
Große Zukunftsaufgaben<br />
Bildung Die Crailsheimer Kindertagesstätten und Schulen werden in den nächsten <strong>Jahre</strong>n<br />
nach und nach erweitert, saniert oder neu gebaut. Von Christine Hofmann<br />
Die Kinder stehen im Fokus:<br />
Die Stadt Crailsheim<br />
investiert in den<br />
kommenden <strong>Jahre</strong>n kräftig<br />
in die Schulen und Kindergärten.<br />
Zugegeben – da gibt‘s tatsächlich<br />
einen Sanierungsstau. Umso<br />
wichtiger, dass dieses Zukunftsthema<br />
von Verwaltung und Gemeinderat<br />
angegangen wird.<br />
Bevor die Entscheidung in Sachen<br />
Schulentwicklung fällt – am<br />
Ende gibt es im Gemeinderat eine<br />
knappe Mehrheit für die mit 94,5<br />
gezeigt, dass dieser Dialog auch bei unerwarteten<br />
Krisen und Herausforderungen funktioniert.<br />
Wir sollten unser jetziges Jubiläum dabei auch als<br />
Standortbestimmung nutzen, über die Herausforderungen<br />
der Zukunft sprechen, Synergiepotentiale<br />
identifizieren und Prozesse weiter optimieren.<br />
Ich freue mich darauf, diese Aufgaben für die<br />
Stadt Crailsheim zusammen mit dem <strong>Landkreis</strong><br />
sowie den weiteren Kreisgemeinden anzugehen.<br />
Lassen Sie uns gemeinsam unsere Heimat und die<br />
Region nach unseren Vorstellungen gestalten.<br />
Dr. Christoph Grimmer<br />
Oberbürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 36.030<br />
Fläche: 109,08km²<br />
Teilorte: Crailsheim, Goldbach, Westgartshausen,<br />
Jagstheim, Onolzheim,<br />
Roßfeld, Tiefenbach, Triensbach<br />
Bürgermeister: Dr. Christoph Grimmer (37)<br />
Partnergemeinden: Bilgoraj/Polen,<br />
Jurbarkas/Litauen, Worthington/USA,<br />
Pamiers/Frankreich<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Kreckelberg<br />
mit Villa, Vogelpark und Planetenweg;<br />
Johanneskirche mit Dürer-Altar und<br />
Kirchenfenstern von Ada Isensee;<br />
Türme an der Jagst mit u.a. Diebsturm<br />
und Zeughausturm mit audiovisuellen<br />
Installationen<br />
3 größte Vereine: TSV Crailsheim, 2.<strong>50</strong>0<br />
Mitglieder; TSV Roßfeld, 1.000 Mitglieder;<br />
VFR Altenmünster, 990 Mitglieder<br />
Millionen Euro teuerste Variante<br />
(und darüber hinaus die teuerste<br />
Entscheidung, die der Rat je getroffen<br />
hat) – folgt eine lange Phase<br />
des Planens und Diskutierens.<br />
Und ein Veto des Oberbürgermeisters<br />
gibt es auch, denn die<br />
Verwaltung hat eine kostengünstigere<br />
Variante präferiert.<br />
Eine Studie des Bonner Büros<br />
Biregio hat zu Beginn die Bildung<br />
von zwei Schulzentren in der<br />
Stadt vorgeschlagen: ein Realschulzentrum<br />
und ein Gemeinschaftsschulzentrum.<br />
Doch dieser<br />
Vorschlag findet keine Mehrheit.<br />
Nun werden die vorhandenen<br />
Schulen baulich auf den<br />
neuesten Stand gebracht, erweitert<br />
oder neu gebaut. Die Umsetzung<br />
der Planung beginnt mit der<br />
Realschule zur Flügelau: Sie soll<br />
Es gibt viel zu feiern<br />
Geselligkeit Tradition im Blut: Seit 25 <strong>Jahre</strong>n gibt‘s das<br />
Kulturwochenende, die Brauchtumsfeste noch viel länger.<br />
Crailsheim. Musik, Theater, Tanz,<br />
Comedy und Kunst stehen beim<br />
Kulturwochenende im Mittelpunkt<br />
des städtischen Lebens.<br />
Seit 25 <strong>Jahre</strong>n verwandelt<br />
sich Crailsheim an vier Tagen im<br />
Juli in ein großes Straßentheater.<br />
Vom Marktplatz bis zum Spitalpark<br />
treten lokale, nationale und<br />
internationale Künstlerinnen und<br />
Künstler auf mehreren Open-Air-<br />
Bühnen auf und bringen die Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer zum<br />
Staunen, Nachdenken und Lachen,<br />
zum Klatschen, Singen und<br />
Tanzen. Die Atmosphäre ist<br />
„Phantasticum!“, gerade so wie<br />
das Motto des Jubiläums-Kuwos<br />
im vergangenen Jahr.<br />
95<br />
Millionen Euro wird es kosten, die<br />
Schulentwicklungsplanung umzusetzen.<br />
Es ist der teuerste Beschluss, den<br />
der Crailsheimer Gemeinderat je gefasst<br />
hat.<br />
Foto: Stadt Crailsheim<br />
einen Neubau in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft bekommen, gleich<br />
neben dem Lise-Meitner-Gymnasium.<br />
Fehlende Betreuungsplätze, zu<br />
wenig Platz und Sanierungsstau<br />
herrscht in den Kindertagesstätten.<br />
Das Konzept, das der Gemeinderat<br />
kürzlich beschlossen<br />
hat, sieht vor, die Kitaplätze in jedem<br />
Stadtteil zu erhalten und wo<br />
nötig auch auszubauen. Zwei<br />
neue, große Kindertagesstätten<br />
sollen gebaut werden. Krippenplätze<br />
an zentralen Standorten<br />
anbieten und Kooperationen mit<br />
Crailsheimer Unternehmen eingehen<br />
– das sind weitere Grundsätze<br />
des Raumkonzepts der städtischen<br />
Kindertageseinrichtungen,<br />
mit dem die Stadt Crailsheim<br />
einen Plan für die Zukunft aufstellt.<br />
Außerdem soll künftig die<br />
Devise gelten: Die Schaffung<br />
dringend benötigter Plätze hat<br />
Vorrang vor der Sanierung von<br />
Kindergärten. Es bleibt festzuhalten:<br />
Für Kinder wird in Crailsheim<br />
in den nächsten <strong>Jahre</strong>n viel<br />
Geld ausgegeben.<br />
Gefeiert werden kann in Crailsheim<br />
auch mit weniger Kunst und<br />
Kultur und dafür mehr Brauchtum<br />
und Tradition: Das Fränkische<br />
Volksfest, das es seit 1840<br />
gibt, ist eines der größten Heimat-<br />
und Brauchtumsfeste im<br />
Land – mit einem Vergnügungspark<br />
von Tausend Metern Länge.<br />
Rund 90 Fahrgeschäfte, Schießbuden,<br />
Spielgeschäfte und Belustigungen,<br />
drei Bierzelte mit insgesamt<br />
10 000 Sitzplätzen, Biergärten,<br />
eine Ausstellung der Gewerbetreibenden<br />
und ein<br />
Krämermarkt locken Besucherinnen<br />
und Besucher aus nah und<br />
fern an. Rund 400 000 Menschen<br />
feiern an vier Tagen in Crailsheim.<br />
Weitere Höhepunkte sind<br />
der bunte Festzug mit 1<strong>50</strong>0 Mitwirkenden,<br />
Musik, Mottowagen<br />
und Fußgruppen, das Drais-Laufrad-Rennen<br />
und das Höhen-Brillantfeuerwerk.<br />
Eine Nummer kleiner, aber mit<br />
genauso viel Freude und Begeisterung<br />
wird weitergefeiert beim<br />
Goldbacher Lichterfest, bei dem<br />
36 000 Lichter leuchten – so viele<br />
wie Crailsheim Einwohner hat<br />
–, bei der Roßfelder Sichelhenket,<br />
bei der wahrhaftig die Sau los ist,<br />
und beim traditionellen Hammeltanz<br />
in Onolzheim. Ja, richtig, hier<br />
wird um den Hammel getanzt.<br />
Wer‘s nicht glaubt: Unbedingt<br />
mitfeiern!<br />
hof<br />
Magische Momente und jede Menge Spaß für die ganze Familie gibt es immer wieder beim Kulturwochenende<br />
in Crailsheim.<br />
Foto: Archiv/Sebastian Unbehauen
CRAILSHEIM<br />
Seite 21<br />
„Crailsheim findet innen Stadt“<br />
Entwicklung Innovation im Kopf: Die Stadt Crailsheim ist gewachsen und sie wächst weiter: Es gibt mehr Einwohner, mehr Wohnraum und<br />
eine Vielzahl an Projekten, die das Zentrum lebendiger und lebenswerter gestalten sollen. Von Christine Hofmann<br />
Der Blick auf die aktuelle<br />
Einwohnerzahl verrät: In<br />
Crailsheim zu leben, erfreut<br />
sich großer Beliebtheit.<br />
Zum <strong>Jahre</strong>sende 2022<br />
leben 36 030 Menschen in der Horaffenstadt,<br />
934 mehr als im Jahr<br />
zuvor. Der Zuzug von Geflüchteten<br />
aus der Ukraine ist nur ein<br />
Grund für das Einwohnerwachstum.<br />
Hinzu kommen die Aktivitäten<br />
im Wohnungsbau: Zahlreiche<br />
Objekte werden in jüngster<br />
Vergangenheit fertiggestellt und<br />
können bezogen werden. In den<br />
letzten fünf <strong>Jahre</strong>n werden 60 Bebauungspläne<br />
erstellt oder umgesetzt,<br />
mehrere Baugebiete entstehen,<br />
auch Mehrfamilienhäuser<br />
werden gebaut. Es ist eines der<br />
Ziele der Stadt Crailsheim, die<br />
Rahmenbedingungen für den<br />
Neubau von bis zu 2900 Wohneinheiten<br />
zu schaffen.<br />
Crailsheim entwickelt sich weiter: Neue Wohngebiete und Stadtquartiere entstehen, die Innenstadt wird durch verschiedene Maßnahmen aufgewertet.<br />
Bündel an Maßnahmen<br />
Damit sich die Crailsheimerinnen<br />
und Crailsheimer in der Stadt<br />
wohlfühlen, – egal ob sie neu zugezogen<br />
sind, ober schon ihr Leben<br />
lang hier wohnen – hat die<br />
Stadtverwaltung ein ganzes Bündel<br />
an Maßnahmen gestartet oder<br />
anvisiert. Das Ziel: die Attraktivität<br />
und Aufenthaltsqualität der<br />
Innenstadt zu erhöhen. Alle Maßnahmen<br />
sind zusammengefasst<br />
unter dem Slogan „Crailsheim findet<br />
innen Stadt“. Im Infocontainer<br />
auf dem Marktplatz werden<br />
die einzelnen Projekte vorgestellt.<br />
Hier können außerdem alle,<br />
die Lust haben, Crailsheim mitzugestalten,<br />
einen Fragebogen<br />
ausfüllen. „Es ist wichtig, dass die<br />
Bürger und Bürgerinnen bei diesem<br />
Prozess mitmachen. Denn<br />
niemand weiß es besser als<br />
die Crailsheimer selbst“, erklärt<br />
Oberbürgermeister Dr. Christoph<br />
Grimmer.<br />
Ein wichtiges Projekt ist die<br />
temporäre Fußgängerzone. Eine<br />
zeitweise Sperrung von Teilen<br />
der Karl- und Wilhelmstraße für<br />
den Autoverkehr soll im nächsten<br />
Frühjahr nicht nur die Verkehrsbelastung<br />
von aktuell täglich 15<br />
400 Fahrzeugen reduzieren, sondern<br />
gleichzeitig die Aufenthaltsqualität<br />
für Fußgänger und Radfahrer<br />
erhöhen.<br />
Unter dem Motto „Crailsheim<br />
findet innen Stadt“ laufen kleinere<br />
Projekte – wie die Aufwertung<br />
der Rathaus-Tiefgarage, ein Parkleitsystem,<br />
die Bewirtung am<br />
Stadtstrand oder die Essbare<br />
Stadt – und größere, wie der<br />
Durchstich am Bahnhof oder die<br />
Neugestaltung des Volksfestplatzes.<br />
Es ist wichtig,<br />
dass die Bürger<br />
und Bürgerinnen<br />
bei diesem Prozess<br />
mitmachen.<br />
Dr. Christoph Grimmer<br />
Crailsheimer Oberbürgermeister<br />
Bahnhof wird barrierefrei<br />
Der Durchstich der Bahnhofsunterführung<br />
bis zum Alten Postweg<br />
verkürzt die Wegstrecke für<br />
Menschen, die in den westlichen<br />
Stadtteilen wohnen oder arbeiten,<br />
zum Zentralen Omnibusbahnhof<br />
(ZOB) auf der anderen Seite der<br />
Bahngleise – und damit zur Innenstadt<br />
– um rund 800 Meter.<br />
Zeitgleich mit den Durchstich-<br />
Arbeiten, die 2025 beginnen, soll<br />
der Bahnhof barrierefrei ausgebaut<br />
werden – letztere Maßnahme<br />
wird gemeinsam finanziert<br />
durch Stadt, Land und Bahn.<br />
Mit dem Sanierungsgebiet Östliche<br />
Innenstadt werden der<br />
Volksfestplatz und seine Umgebung<br />
neu gestaltet. In diesem<br />
Quartier werden etwa 2000 Menschen<br />
eine neue Heimat finden.<br />
Für das erste Objekt ist noch in<br />
diesem Jahr Baubeginn: Am Stadteingang<br />
an der Schönebürgstraße<br />
entstehen drei mehrgeschossige<br />
Wohn- und Geschäftsgebäude,<br />
darunter ein achtstöckiges<br />
Hochhaus.<br />
Foto: Stadtverwaltung<br />
Es gibt noch weitere Zukunftspläne:<br />
Für das ZOB-Areal wird ein<br />
Masterplan erstellt. Es gibt schon<br />
verschiedene Ideen für dieses<br />
Quartier – vom Hochhaus mit Läden,<br />
Büros und Wohnungen bis<br />
hin zum Behördenzentrum. Und<br />
in der Weststadt soll mit dem Projekt<br />
Kalkwiesen ein innovatives<br />
Stadtquartier entstehen.<br />
Verwaltung:<br />
Innen und<br />
außen neu<br />
Struktur Zwei Dezernate<br />
mit neun Ressorts gibt‘s in<br />
der Stadtverwaltung,<br />
geleitet von je einem<br />
Bürgermeister.<br />
Crailsheim. Bereits mit seinem<br />
Amtsantritt am 1. Februar 2018,<br />
als zu diesem Zeitpunkt jüngster<br />
Oberbürgermeister in Baden-<br />
Württemberg, hat Dr. Christoph<br />
Grimmer Neues auf den Weg gebracht.<br />
Als erstes strukturierte er<br />
die Stadtverwaltung neu: Die Verwaltungsspitze<br />
besteht nun nicht<br />
mehr aus drei, sondern aus zwei<br />
Bürgermeistern. Die Verwaltung<br />
ist in zwei Dezernate mit insgesamt<br />
neun Ressorts strukturiert.<br />
Der Hangar zeigt sich in Crailsheimer<br />
Design und Farben.<br />
Ein Jahr später zeigt sich die<br />
Stadtverwaltung auch nach außen<br />
mit einem neuen Design, das sich<br />
überall wiederfindet: Auf Flyern<br />
und Broschüren, auf Plakaten,<br />
Anzeigen und der Homepage sowie<br />
an städtischen Einrichtungen<br />
und Gebäuden.<br />
hof<br />
FOTO: CHRISTINE HOFMANN<br />
Unternehmen<br />
investieren kräftig<br />
Wirtschaft Es gibt rund 21 <strong>50</strong>0 Arbeitsplätze<br />
in Crailsheim. Millionenschwere<br />
Zukunftsinvestitionen werden getätigt.<br />
Crailsheim. Die Stadt ist ein wachsender<br />
Wirtschaftsstandort: 2013<br />
sind es 17 629 Beschäftigte, 2022<br />
schon 21 629. Große Pläne hat<br />
zum Beispiel die Firma Schubert,<br />
einige sind bereits Realität: Für<br />
die Betriebserweiterung am nördlichen<br />
Ende des Firmengeländes<br />
musste zunächst die Landesstraße<br />
verlegt werden. Das Unternehmen<br />
investiert aktuell mehr als 40<br />
Millionen Euro, 300 neue Arbeitsplätze<br />
entstehen. Als Nächstes<br />
soll ein Schubert-Quartier gebaut<br />
werden – ein großes Bürogebäude,<br />
in dem auch eine Kindertagesstätte<br />
und etliche Wohnhäuser<br />
untergebracht sind.<br />
Kräftig gebaut wird auch<br />
beim Teigwarenhersteller Bürger.<br />
45 Millionen Euro investiert das<br />
Unternehmen aus Ditzingen am<br />
Standort Crailsheim, es wird umfassend<br />
modernisiert und erweitert.<br />
Weithin sichtbar sind die<br />
beiden 34 Meter hohen automatischen<br />
Hochregallager mit 16 000<br />
Palettenstellplätzen und Gebäude<br />
für Tiefkühl- und Frischwarenlager,<br />
die derzeit im Bau sind.<br />
Crailsheim hat das größte Bürger-<br />
Produktionswerk, 8<strong>50</strong> Menschen<br />
sind hier beschäftigt.<br />
Der amerikanische Hygieneprodukte-Hersteller<br />
Procter &<br />
Gamble hat vor 40 <strong>Jahre</strong>n sein<br />
Werk in Crailsheim eröffnet und<br />
stärkt den Standort aktuell mit<br />
zwei Großinvestitionen in der<br />
Größenordnung von insgesamt<br />
130 Millionen Euro: Das automatisierte<br />
Hochregallager ist bereits<br />
fertig, der Anbau zur Ausweitung<br />
der Produktion soll im Herbst<br />
vollendet sein.<br />
Von insgesamt fünf Unternehmen<br />
aus dem <strong>Landkreis</strong>, die im<br />
Weltmarktführer-Ranking gelistet<br />
sind, stammen drei aus Crailsheim:<br />
Neben Gerhard Schubert<br />
sind dies die Firmen Groninger<br />
(Anlagen für die Pharma-, Kosmetik-<br />
und Konsumgüterindustrie)<br />
und HBC radiomatic (drahtlose<br />
Steuerungen).<br />
hof<br />
Damit Schubert erweitern kann,<br />
wird die Landesstraße verlegt.<br />
FOTO: GERHARD SCHUBERT GMBH<br />
BEI UNS ZÄHLEN AUCH<br />
SCHLAUE KÖPFE.<br />
Vanessa Bigos beweist mit<br />
ihrem Studium „Soziale<br />
Arbeit in der Elementar-<br />
pädagogik“, dass selbst in einer<br />
digitalisierten Welt nach wie vor<br />
der natürliche Grips wichtig ist.<br />
Mehr Herz und Hirn unter<br />
KITALENTE-CRAILSHEIM.DE
FICHTENBERG<br />
Seite 22<br />
Zwischen Idylle und Hi-Tech-Moderne<br />
Wandlungsfähig Bahn und Straße haben der Rottal-Gemeinde Fichtenberg ihr heutiges Gesicht verliehen. Auch ihre räumlichen Grenzen<br />
hat sie erreicht. Für anstehende Aufgaben müssen neue Wege beschritten werden. Von Richard Färber<br />
Der Verkehr hat diese Gemeinde<br />
geformt und ihre<br />
Gestalt verliehen. Zwei<br />
große infrastrukturelle<br />
Zäsuren hat Fichtenberg im Verlauf<br />
seiner Geschichte erlebt, und<br />
jedes Mal begann damit ein Erneuerungsprozess.<br />
Der erste und<br />
wohl auch gravierendste Einschnitt<br />
war der Bau der Murrbahn<br />
durch den Bezirk Gaildorf zwischen<br />
1875 und 1880. Er ging mit<br />
dem Bau von Viadukten und Brücken<br />
und von Kappelisberg- und<br />
Schanztunnel einher, es wurden<br />
Dämme errichtet und Einschnitte<br />
ins Gelände gegraben, neue<br />
Wege verlegt und Gebäude errichtet,<br />
Bäche umgeleitet und die<br />
Rot teilweise in ein neues Bett gedrängt.<br />
„Es gewinnt die ganze Gegend<br />
(…)“ schrieb seinerzeit der<br />
Kocherbote, die heutige Rundschau,<br />
„ein ganz fremdartiges Ansehen“.<br />
Bahn und drei Bahnübergänge<br />
Die „Wohlthaten des großen Verkehrs“,<br />
denen Stadt und Bezirk<br />
Gaildorf mit dem Bau der Murrbahn<br />
„theilhaftig werden“ konnten,<br />
wurden zumal in der zweiten<br />
Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts<br />
zur Last. Die L 1066 entwickelte<br />
sich zu einer der wichtigsten<br />
Verkehrsadern durch die Region,<br />
und Fichtenberg, wo sie alleine<br />
drei Mal die Bahn kreuzte,<br />
litt unter Staus, Ausweichverkehr,<br />
Lärm und Schmutz. Bis zum Jahr<br />
2010: Dann konnte nach mehr als<br />
dreißig <strong>Jahre</strong>n der Planung und<br />
gut fünf <strong>Jahre</strong>n Bauzeit die neue<br />
L 1066 eingeweiht werden. Sie<br />
führt zwischen dem Hauptort und<br />
der Mühläckersiedlung hindurch,<br />
Haupt- und Bahnhofstraße sind<br />
nun ruhige Wohnstraßen, und die<br />
Lkw, die sich aufgrund veralteter<br />
GPS-Daten in die Fichtenberger<br />
Fichtenberg<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Fichtenberg<br />
Rathausstraße 13<br />
74427 Fichtenberg<br />
Tel. 07971 9555-0<br />
fichtenberg@fichtenberg.de<br />
Fichtenberger Verkehrsgeschichte: Zwischen 2006 und 2011 wurde die neue L 1066 gebaut. Dazu gehört auch die Brücke zur L 10<strong>50</strong> in Richtung Oberrot. Auf dem Bild ist einer der<br />
drei Bahnübergänge zu sehen, die nach dem Bau der Umgehungsstraße geschlossen wurden. Auch der Bahnübergang in der Rathausstraße konnte abgebaut werden. Foto: Archiv<br />
Wohnsiedlungen verirren, werden<br />
auch immer weniger.<br />
Nolens volens ist Fichtenberg<br />
auch an seine Grenzen gestoßen.<br />
Die Gemeinde ist umgeben von<br />
Landschaftsschutzgebieten und<br />
dem Naturpark, ihre Wachstumsmöglichkeiten<br />
sind erschöpft, die<br />
letzten Baugebietsreserven dürften<br />
auch aufgrund der allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Entwicklungen<br />
in absehbarer Zeit nicht mehr<br />
auf die Agenda rutschen.<br />
Auch die Gewerbeflächen sind<br />
im Prinzip ausgereizt, Erweiterungen<br />
kaum noch möglich. Der<br />
weltweit aktive Fahrwerkspezialist<br />
KW Automotive, der in den<br />
Hirschäckern eine beispiellose<br />
Entwicklung genommen hat und<br />
Herausforderungen immer auch<br />
als Chance begreift, kompensiert<br />
diesen Mangel durch räumliche<br />
Konzentration.<br />
Die letzten Jahrzehnte des<br />
Wandels und des Wachstums<br />
wurden maßgeblich von Roland<br />
Miola geprägt, der 1990 erstmals<br />
zum Fichtenberger Bürgermeister<br />
gewählt wurde. Für eine fünfte<br />
Amtszeit trat er nicht mehr an.<br />
Nun sitzt Ralf Glenk am Ruder<br />
wesentlichen Beitrag in der Kinder- und Jugendbetreuung<br />
leisten. Starke Firmen und mittelständische<br />
Unternehmen haben in Fichtenberg<br />
eine Heimat gefunden und bieten solide Waren<br />
und Dienstleistungen an, die im <strong>Landkreis</strong> sowie<br />
darüber hinaus große Strahlkraft besitzen und der<br />
Kreisgemeinschaft durch Ihre Wertschöpfung eine<br />
wertvolle Stütze bieten.<br />
Die Gemeinde Fichtenberg gratuliert dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> recht herzlich zum <strong>50</strong>-jährigen<br />
Jubiläum und dankt für die zurückliegende<br />
und künftige vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />
Ralf Glenk<br />
Bürgermeister<br />
der seit Langem schuldenfreien<br />
und wohl geordneten Gemeinde<br />
und beschäftigt sich mit alten<br />
Problemen, die immer wieder neu<br />
gedacht werden müssen.<br />
Wir wollen das<br />
nicht einem<br />
Bauträger überlassen,<br />
sondern nach Bedarf<br />
und Bedürfnis planen.<br />
Ralf Glenk<br />
Bürgermeister von Fichtenberg<br />
Kompetenzteam einberufen<br />
Sie sind nicht hausgemacht. Ein<br />
Stichwort lautet „demografischer<br />
Wandel“, die „Entjüngung“ der<br />
Gesellschaft. In Fichtenberg gibt<br />
es, abgesehen von den mobilen<br />
Diensten, keine Senioreneinrichtungen<br />
mehr, kein Pflegeheim,<br />
keine Angebote für betreutes<br />
Wohnen. „Wir haben das Problem“,<br />
sagt Glenk, „dass viele ältere<br />
Menschen wegziehen oder<br />
sterben. Große Anwesen werden<br />
frei und verkaufen sich nicht.“<br />
Glenk hat dieses Thema auch<br />
schon in seinem Wahlkampf vorgebracht<br />
und will es jetzt angehen.<br />
Er hat auf Grundlage des von<br />
Miola initiierten Konzepts „Fichtenberg<br />
2040“ ein Kompetenzteam<br />
zusammengestellt, das sich<br />
mit einem möglichen Mehrgenerationenprojekt<br />
in einem noch<br />
unbebauten Teil der Mühläckersiedlung<br />
befasst. „Das sind Fichtenberger,<br />
die sich auskennen“,<br />
sagt Glenk, Leute aus der Branche<br />
und natürlich auch Gemeinderäte.<br />
„Wir wollen die Bauplätze<br />
nicht einfach einem Bauträger<br />
überlassen, sondern nach Bedarf<br />
und Bedürfnissen planen.“<br />
Ein weiteres gewichtiges Thema,<br />
das die Gemeinde nachhaltig<br />
Leben unterm Viechberg<br />
beschäftigen wird, ist ihre Versorgung<br />
mit Energie und Wärme.<br />
Der Klimawandel, der russische<br />
Überfall auf die Ukraine, fatale<br />
Abhängigkeiten definieren den<br />
Handlungsbedarf. Es geht um<br />
Transformation: weg von den fossilen<br />
Energieträgern.<br />
Neue Wege in der Versorgung<br />
Eine Lösung wäre der Bau eines<br />
Blockheizkraftwerkes, um die gemeindeeigenen<br />
Gebäude – Schule,<br />
Kindergarten, Rathaus, Feuerwehrmagazin,<br />
Gemeindehalle –<br />
günstig mit Wärme und Energie<br />
zu versorgen. Ein großer Kostenpunkt<br />
werden dabei auch energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
sein. „Wir müssen eine zukunftsfähige<br />
Verknüpfung schaffen“,<br />
sagt Glenk. Was Energieträger anbelangt,<br />
ist man offen: Photovoltaik,<br />
Wärmepumpe, Holz aus dem<br />
Gemeindewald: alles ist denkbar<br />
und wird geprüft.<br />
Schnittpunkte Rad- und Wanderwege, Wald und Natur und der<br />
Diebach-Stausee sorgen in Fichtenberg für Freizeitqualitäten.<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Fichtenberg<br />
Malerisch am südöstlichen Rand des <strong>Landkreis</strong>es<br />
gelegen, empfängt die Gemeinde Fichtenberg die<br />
Besucher mit reich bewaldeter hügeliger Landschaft,<br />
in der es Vielfältigstes zu entdecken gibt.<br />
Im Rahmen der Kreisreform 1973 wurde<br />
Fichtenberg vom damaligen Oberamt Backnang<br />
dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zugeschlagen.<br />
Seinerzeit wurde den Weilern Plapphof, Rupphof<br />
und Retzenhof die Entscheidung überlassen, ob<br />
sie beim Oberamt Backnang verbleiben oder zu<br />
Fichtenberg gehören möchten. Die Entscheidung<br />
fiel damals zugunsten von Fichtenberg und somit<br />
reicht die Gemarkung Fichtenbergs und auch<br />
die des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> über die<br />
topographische Grenze „Schanze“ seit <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
Richtung Fornsbach.<br />
Lebens- und liebenswert wird Fichtenberg vor<br />
allem durch seine zahlreichen Vereine, Kirchen<br />
und Institutionen, die nicht nur durch eigene<br />
Veranstaltungen und Feste im Bewusstsein – auch<br />
über die Kreisgrenzen hinaus – im kollektiven<br />
Gedächtnis verankert sind, sondern einen<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 2.993<br />
Fläche: 2.418 ha<br />
Teilorte: Mittelrot, Michelbächle,<br />
Erlenhof, Langert, Hornberg, Plapphof,<br />
Erlenbach, Gehrhof, Buschhof, Diebach,<br />
Kleehaus, Reutehaus, Kronmühle,<br />
Rauhenzainbach, Dappach, Retzenhof,<br />
Rupphof, Hornberger Reute, Waldeck,<br />
Stöckenhofer Sägmühle, Heumade,<br />
Wörbelhöfle, Dornwiesenhof<br />
Bürgermeister: Ralf Glenk (55)<br />
Partnerstadt: Proszowice/Polen<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Diebachstausee,<br />
Mittelroter St.-Georgs-Kirche,<br />
Röterturm<br />
3 größte Vereine: SK Fichtenberg e.V.,<br />
ca. 1000 Mitglieder; Musikverein<br />
Fichtenberg e.V., 420 Mitglieder;<br />
Gesangverein Fichtenberg e.V.,<br />
165 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: KW automotive<br />
GmbH, 330 Mitarbeiter,<br />
Standort Fichtenberg; HS Formtechnik,<br />
80 Mitarbeiter, Standort Fichtenberg;<br />
Hammer Abbundtechnik, 60 Mitarbeiter,<br />
Standort Fichtenberg<br />
Fichtenberg. Im Jahr 816 wird die<br />
Gemeinde Fichtenberg erstmals<br />
urkundlich erwähnt. Heute leben<br />
rund 2990 Einwohner in der Gemeinde<br />
im äußersten Südwesten<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
im Naturpark <strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald. Fichtenberg grenzt<br />
im Westen an die Stadt Murrhardt<br />
im Rems-Murr-Kreis, im Süden<br />
an Gschwend im Ostalbkreis.<br />
Über den mittlerweile gemeindeeigenen<br />
Bahnhof ist Fichtenberg<br />
im Stundentakt an die Murrbahn<br />
angebunden, die zwischen Stuttgart<br />
und Nürnberg verkehrt.<br />
Heimat seltener Arten<br />
Die Gemarkung der Gemeinde<br />
mit insgesamt 24 Dörfern, Weilern<br />
und Wohnplätzen umfasst<br />
insgesamt 2418 Hektar. Optisch<br />
prägend wirkt der Viechberg,<br />
dem die Gemeinde auch ihren ursprünglichen<br />
Namen zu verdanken<br />
hat. Er gehört zu den sechs<br />
bewaldeten Keuperhöhen im Gemeindegebiet.<br />
Die Rotzuflüsse<br />
Diebach, Dappach, Rauhenzainbach,<br />
Glattenzainbach sind Heimat<br />
selten gewordener Arten wie<br />
Strömer und Bachkrebs.<br />
Im Diebachtal findet sich der<br />
Diebach-Stausee mit Liegewiesen,<br />
Umkleidekabinen, Duschen<br />
und Gaststätte, Spielplatz, BMX-<br />
Strecke und Wassertretbecken.<br />
Der See ist längst kein Geheimtipp<br />
mehr: In der Badesaison<br />
reicht das Einzugsgebiet bis nach<br />
Stuttgart und Ludwigsburg.<br />
Eigentlich ein Regenrückhaltebecken, hat sich der Diebach-Stausee<br />
zu einem ausgesprochen beliebten Badesee entwickelt. Foto: Archiv<br />
Fichtenberg liegt am Fern-<br />
Wanderweg „Main-Neckar-<br />
Rhein“. Auf dem Gemeindegebiet<br />
sind sechs weitere Entdeckertouren<br />
sowie eine Wanderroute für<br />
E-Rollifahrer ausgewiesen. Radtouristen<br />
auf dem Kocher-Jagst-<br />
Radweg können eine Nebenstrecke<br />
durchs Rottal wählen, die zur<br />
knapp 87 Kilometer langen Limpurg-Tour<br />
gehört. Auch der<br />
Stromberg-Murr-Radweg, der<br />
Karlsruhe und Gaildorf verbindet,<br />
führt durch Fichtenberg.<br />
Themenwege zur Geschichte<br />
Die Gemeinde lässt sich auch hervorragend<br />
über eigens angelegte<br />
Themenwege erkunden. Der vier<br />
Kilometer lange Kulturhistorische<br />
Erlebnispfad bietet Kindern<br />
und Erwachsenen Spiel, Spaß und<br />
geschichtliche Hintergründe.<br />
„Der Weg“ verbindet die Fichtenberger<br />
und die Mittelroter Kirche;<br />
„Fichtenberg rundherum“ ist ein<br />
Rundweg um den Hauptort und<br />
Umgebung, mit Hinweistafeln zur<br />
Geschichte und Entwicklung der<br />
Gemeinde. Innerorts führt ein<br />
Häuserweg mit dem Titel „Auf<br />
den Spuren des traditionellen<br />
Handwerks“ an 27 ehemaligen<br />
Handwerkerhäusern vorbei und<br />
informiert über Handwerks- und<br />
Hausgeschichte.<br />
Zu den Sehenswürdigkeiten<br />
zählen auch der sagenumwobene<br />
Rötertum auf dem Turmberg und<br />
die St. Georgskirche in Mittelrot<br />
mit ihrem Altarflügel aus dem<br />
<strong>Jahre</strong> 1499.<br />
swp/rif
FRANKENHARDT<br />
Seite 23<br />
Traumhafte Landschaft im Städtedreieck<br />
Entwicklung Zwischen Crailsheim, <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Ellwangen liegt Frankenhardt. Durch gute Zusammenarbeit wurden in den<br />
vergangenen <strong>Jahre</strong>n viele Projekte vorangebracht. Bürgermeister Jörg Schmidt erklärt, was die Gemeinde ausmacht. Von Luca Schmidt<br />
Ist Frankenhardt in den vergangenen<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n zusammengewachsen?<br />
Ziehen die<br />
ehemaligen Altgemeinden<br />
Gründelhardt, Honhardt und<br />
Oberspeltach an einem Strang? Ja,<br />
sagt einer, der es wissen muss:<br />
Jörg Schmidt, der seit rund zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n Bürgermeister der Kommune<br />
ist. Egal, ob beispielsweise<br />
im Gemeinderat oder bei der Kooperation<br />
zwischen den beiden<br />
größten Sportvereinen, dem SV<br />
Gründelhardt-Oberspeltach und<br />
dem FC Honhardt: An vielen Stellen<br />
zeige sich, dass zusammengearbeitet<br />
werde für das Wohl der<br />
ganzen Gemeinde – auch wenn<br />
das Derby der Fußballmannschaften<br />
immer noch ein Derby ist.<br />
Was Frankenhardt ausmache,<br />
sei unter anderem „das rege Vereinsleben<br />
und das herausragende<br />
ehrenamtliche Engagement“, sagt<br />
Schmidt. Rund 40 Vereine mit<br />
zahlreichen Festen und Veranstaltungen<br />
gibt es.<br />
Die Schule bleibt<br />
Seit Schmidts Amtsantritt im Jahr<br />
2013 hat sich in Frankenhardt einiges<br />
verändert – woran der Bürgermeister<br />
und die Verwaltung<br />
ebenso mitgewirkt haben wie der<br />
Gemeinderat und die Vereine.<br />
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit<br />
galt es, ein wirklich dickes Brett<br />
zu bohren: Die Wilhelm-Sandberger-Schule<br />
in Honhardt sollte zur<br />
Gemeinschaftsschule werden, um<br />
für die Zukunft gerüstet zu sein.<br />
Um das zu erreichen, habe damals<br />
alles in die Waagschale geworfen<br />
werden müssen. So stattete<br />
Schmidt mit seinen Bürgermeisterkollegen<br />
aus Kreßberg, Fichtenau,<br />
Stimpfach und Satteldorf<br />
dem Regierungspräsidium und<br />
mit dem Landrat dem Kultusministerium<br />
einen Besuch ab, um<br />
sein Anliegen vorzutragen – letztlich<br />
mit Erfolg. „Wir konnten<br />
nachweisen, dass wir das Umland<br />
mitbedienen und Schülerinnen<br />
und Schüler aus anderen Gemeinden<br />
nach Honhardt kommen, um<br />
die Schule zu besuchen“, so<br />
Schmidt. Das habe den Ausschlag<br />
gegeben.<br />
Und der Erfolg gab der Gemeinde<br />
recht: Die Zahl der Schüler<br />
hat sich von anfangs 180 auf<br />
mittlerweile 2<strong>50</strong> erhöht. Nicht zuletzt<br />
deshalb wurde die Schule in<br />
den vergangenen <strong>Jahre</strong>n saniert<br />
und erweitert, die Arbeiten gehen<br />
der Vollendung entgegen.<br />
Viel investiert hat die Kommune<br />
auch in die Ortsdurchfahrt in<br />
Gründelhardt von 2015 bis 2018 –<br />
was letztlich eher eine Erneuerung<br />
des halben Ortes war. Neben<br />
der Sanierung der Wasserleitungen<br />
und des Kanals wurde etwa<br />
die Gehwegsituation verbessert,<br />
Verkehrsteiler errichtet und für<br />
Begrünungen gesorgt.<br />
Die Aufnahme, fotografiert von Banzenweiler in Richtung Oberspeltach und Burgberg, zeigt einen Teil der schönen Landschaft Frankenhardts.<br />
Größtes Problem in Oberspeltach<br />
war lange Zeit die schlechte<br />
Internetverbindung. Hier habe<br />
man versucht, zunächst eine Lösung<br />
mit der Telekom zu finden,<br />
was nicht gelang. Stattdessen<br />
führte die kombinierte Erdgasund<br />
Breitbanderschließung zum<br />
Ziel. Oberspeltach war der erste<br />
Frankenhardter Teilort, der komplett<br />
erschlossen war.<br />
Eine Gemeinde<br />
ist nie<br />
wirklich fertig.<br />
Jörg Schmidt<br />
Bürgermeister von Frankenhardt<br />
Was sich im Laufe der <strong>Jahre</strong><br />
nicht geändert hat: Frankenhardt<br />
ist eine Pendlergemeinde. Viele<br />
Menschen haben ihren Arbeitsplatz<br />
außerhalb der Kommune,<br />
etwa in den Städten Crailsheim,<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Ellwangen.<br />
„Eine Gemeinde ist nie wirklich<br />
fertig“, sagt Schmidt. So würde<br />
er sich wünschen, dass das gastronomische<br />
Angebot in der<br />
Kommune wieder verbessert<br />
wird. In den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />
haben gleich mehrere Gasthäuser<br />
geschlossen. Dabei sei Frankenhardt<br />
mit Gründischem Brunnen,<br />
Großes Fest am 25. Juli<br />
Burgbergturm und jeder Menge<br />
Rad- und Wanderwege ein beliebtes<br />
Ausflugsziel.<br />
Die Nahversorgung wurde<br />
jüngst mit der Ansiedlung eines<br />
Netto-Markts in Gründelhardt<br />
deutlich verbessert. Eine Apotheke<br />
wäre jetzt noch wünschenswert,<br />
findet Schmidt – aber man<br />
müsse realistisch bleiben.<br />
Und was steht in den kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>n an? Das Thema Umwelt<br />
und erneuerbare Energie sei<br />
eines, das die Gemeinde noch länger<br />
beschäftigen wird, so Schmidt.<br />
In der Vergangenheit wurde beispielsweise<br />
die Straßenbeleuchtung<br />
auf LED umgestellt, und die<br />
Kommune hat sich, gemeinsam<br />
mit fünf weiteren, einem Energienetzwerk<br />
angeschlossen. Vor<br />
Kurzem erst machte die Gemeinde<br />
den Weg frei für den Bau von<br />
Freiflächen-Fotovoltaikanlagen.<br />
Bezüglich der Feuerwehr hat<br />
die Gemeinde den Bedarfsplan<br />
Schritt für Schritt umgesetzt.<br />
Nächstes Großprojekt ist ein neues<br />
Magazin in Honhardt, mit dem<br />
eine Erweiterung des dortigen<br />
Bauhofs einhergeht.<br />
Des Weiteren sollen Interessenten<br />
auch künftig Wohnbauund<br />
Gewerbeflächen zur Verfügung<br />
gestellt werden. Werden<br />
neue Baugebiete erschlossen,<br />
Tradition Der Hagelfeiertag in Honhardt geht auf mutige und<br />
einfallsreiche Frauen zurück, die ihre Familien ernähren mussten.<br />
Frankenhardt. Ein Fest, das über<br />
die Grenzen Frankenhardts hinaus<br />
bekannt ist, ist der Hagelfeiertag<br />
in Honhardt, der jährlich am<br />
25. Juli gefeiert wird und dessen<br />
historische Wurzeln bis ins<br />
13. Jahrhundert zurückreichen.<br />
Der Anlass dafür war ursprünglich<br />
ein Hagelunwetter,<br />
das den ganzen Landstrich zwischen<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Dinkelsbühl<br />
verwüstete und eine große<br />
Hungersnot zur Folge hatte.<br />
Die Frauen waren damals gezwungen,<br />
aus dem kärglichen<br />
Rest der Ernte und mit Wurzeln<br />
und Gemüse etwas Essbares für<br />
ihre Familien und sonstige Notleidende<br />
zuzubereiten, um zu<br />
überleben.<br />
Noch heute wird in Honhardt<br />
jedes Jahr eine Hungersuppe gekocht,<br />
organisiert wird das Fest<br />
von der Kirchengemeinde.<br />
Am Hagelfeiertag wird in Honhardt traditionell eine Hungersuppe gekocht<br />
– auch heute noch.<br />
Foto: Archiv/Luca Schmidt<br />
müsse die restliche Infrastruktur<br />
ebenfalls mitgedacht werden, so<br />
der Bürgermeister. Der Kindergarten<br />
in Gründelhardt etwa wird<br />
aktuell erweitert.<br />
Aber nicht nur die Kleinsten<br />
werden berücksichtigt, sondern<br />
auch die Älteren. So gibt es den<br />
Verein Bürgerhilfe Frankenhardt,<br />
Frankenhardt<br />
Kontakt<br />
Rathaus Frankenhardt<br />
Crailsheimer Straße 3<br />
74586 Frankenhardt<br />
Tel. 07959 9105-0<br />
info@frankenhardt.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Frankenhardt<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist seit <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
ein kompetenter und verlässlicher Partner für die<br />
Kommunen. Im Namen der Gemeinde Frankenhardt<br />
gratuliere ich dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> und allen Kreisbürgerinnen und Kreisbürgern<br />
zum Jubiläum.<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist nur wenige<br />
Monate älter als die Gemeinde Frankenhardt, die<br />
im Jahr 2024 das <strong>50</strong>-jährige Bestehen feiern wird.<br />
Die ländlich geprägte Flächengemeinde Frankenhardt<br />
ist im Zuge der Kommunalreform durch den<br />
Zusammenschluss der ehemals selbständigen<br />
Gemeinden Gründelhardt, Honhardt und Oberspeltach<br />
entstanden. Das Motto der Gemeinde<br />
lautet heute: „Leben, wohnen, entdecken“.<br />
Frankenhardt ist der ideale Standort für alle, die<br />
gerne auf dem Land leben und arbeiten.<br />
Wir stehen im <strong>Landkreis</strong> und in der Gemeinde<br />
Frankenhardt gut da, weil die Unternehmen und<br />
Unternehmer, Handwerker, Landwirte und freiberuflich<br />
Selbstständige zu unserem Standort stehen,<br />
die Beschäftigten mit ihrer Arbeit für unseren<br />
dessen Ziel es ist, „alte Menschen<br />
durch Hilfe zu befähigen, möglichst<br />
lange in ihrer gewohnten<br />
Umgebung leben zu können“,<br />
heißt es auf der Homepage. Und<br />
wenn dies nicht mehr funktioniert?<br />
Dann stehen bald Plätze für<br />
betreutes Wohnen zur Verfügung.<br />
In Honhardt soll eine Anlage mit<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 5.016<br />
Fläche: 70 km²<br />
Foto: Reinhard Hassel<br />
insgesamt 36 Wohnungen gebaut<br />
werden.<br />
Trotz einiger Investitionen<br />
achte die Kommune auf solide Finanzen<br />
– Schulden werden nur<br />
dann aufgenommen, wenn das damit<br />
finanzierte Projekt nachfolgenden<br />
Generationen diene, sagt<br />
Schmidt.<br />
Wohlstand sorgen und weil die Bürgerinnen und<br />
Bürger sich für das Wohl aller engagieren.<br />
Kommunen sind Eckpfeiler der Demokratie. Auch<br />
in Zukunft wird es auf ein gemeinsames Wirken<br />
von <strong>Landkreis</strong> und Gemeinden sowie das Engagement<br />
der Bürgerinnen und Bürger ankommen.<br />
Viele Menschen sind bereit, an der Geschichte des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und der Gemeinde<br />
Frankenhardt mitzuschreiben. Deshalb, davon bin<br />
ich überzeugt, können wir, trotz allen Problemen<br />
in unserer Welt, weiterhin mit Zuversicht in die<br />
Zukunft blicken.<br />
Jörg Schmidt<br />
Bürgermeister<br />
Teilorte: Altenfelden, Appensee,<br />
Banzenweiler, Bechhof, Belzhof,<br />
Betzenmühle, Birkhof, Bonolzhof,<br />
Brunzenberg, Eckarrot, Fichtenhaus,<br />
Fleckenbachsägmühle, Gauchshausen,<br />
Grunbachsägmühle, Gründelhardt,<br />
Hellmannshofen, Henkensägmühle,<br />
Hinteruhlberg, Hirschhof, Honhardt,<br />
Ipshof, Mainkling, Markertshofen,<br />
Neuberg, Neuhaus, Oberspeltach,<br />
Reifenhof, Reifensägmühle, Reishof,<br />
Sandhof, Spaichbühl, Steinbach/Jagst,<br />
Steinehaig, Stetten, Tiefensägmühle,<br />
Unterspeltach, Vorderuhlberg, Waldbuch,<br />
Zum Wagner<br />
Bürgermeister: Jörg Schmidt (43)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Burgbergturm<br />
mit Skulptur, Naturdenkmal<br />
Gründischer Brunnen, Kapelle<br />
Hellmannshofen<br />
3 größte Vereine: SV Gründelhardt-<br />
Oberspeltach, 940 Mitglieder;<br />
FC Honhardt, 820 Mitglieder; Freibadfreunde<br />
Frankenhardt, 3<strong>50</strong> Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Möbelbau<br />
Lober GmbH, 40 Mitarbeiter;<br />
Kälte-Technik KWE GmbH & Co. KG,<br />
35 Mitarbeiter; Helmut Abel GmbH,<br />
26 Mitarbeiter
GAILDORF<br />
Seite 24<br />
Stolz auf seine<br />
Identitätsstifter<br />
Geschichte Die Schenken von Limpurg<br />
haben die Region wesentlich mitgeprägt.<br />
Deshalb ist Gaildorf die „Schenkenstadt“.<br />
Gaildorf. Die Reichserbschenken<br />
von Limpurg sind ein wichtiger<br />
Bestandteil der Geschichte Gaildorfs.<br />
Ohne diese Adelsfamilie<br />
wäre der Ort heute eine andere<br />
Stadt. Bereits im 13. Jahrhundert<br />
wurde die Familie in Gaildorf begütert<br />
und begann, das Alte<br />
Schloss, bis heute bedeutendes<br />
Wahrzeichen, zu bauen. Durch<br />
die Nähe des einstigen Adelssitzes,<br />
der Limpurg, zur Reichsstadt<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> entwickelte sich<br />
eine starke Konkurrenz, die die<br />
Reichsstädter für sich entscheiden<br />
konnten.<br />
Wem gehört Gaildorf?<br />
Heimatlos geworden, bauten sich<br />
die Schenken Gaildorf zum<br />
Haupt- und Residenzort aus.<br />
Wichtige Privilegien konnten als<br />
Ausgleich vom Kaiser erwirkt<br />
werden, die Verleihung der Stadtrechte<br />
1404 beispielsweise. Und<br />
auch in den folgenden Jahrhunderten<br />
war die Familie wichtig.<br />
Die eigenständige Herrschaft<br />
über das Limpurger Land prägt<br />
den Landstrich bis heute: Die<br />
Nachkommen der Schenken von<br />
Limpurg sind nach wie vor Landbesitzer.<br />
Die Identität der Bevölkerung<br />
bezieht sich auf die Schenken<br />
und die bauliche Ausgestaltung<br />
von Gaildorf. Altes und Neues<br />
Schloss prägen das Stadtbild.<br />
Nach dem Erlöschen der<br />
Schenken von Limpurg im Mannesstamm<br />
wurden die Gebiete<br />
der Nachfolgefamilien schließlich<br />
von Württemberg übernommen,<br />
nicht ohne komplizierte verwaltungstechnische<br />
Vereinbarungen<br />
über Besitzrechte und Pflichten.<br />
Als Ausgleich wurde Gaildorf Sitz<br />
eines eigenen Oberamtes. Im<br />
Zuge der Verwaltungsreform<br />
während der Zeit des Nationalsozialismus<br />
wurden 1934 aus den<br />
Oberämtern Kreise. Der Kreis<br />
Gaildorf wurde 1938 aufgelöst,<br />
Gaildorf dem Kreis Backnang zugeschlagen,<br />
der wiederum Ende<br />
des <strong>Jahre</strong>s 1972 einer weiteren Reform<br />
zum Opfer fiel. Seit 1973 ist<br />
Gaildorf Teil des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Viele, vor allem<br />
ältere Gaildorfer fühlen sich weiterhin<br />
weniger der Region Hohenlohe<br />
als dem Ballungsraum<br />
Stuttgart zugehörig.<br />
Anfang der 1970er-<strong>Jahre</strong> veränderte<br />
die Stadt Gaildorf zudem<br />
ihr Gesicht, da drei umliegende<br />
Ortschaften eingemeindet wurden.<br />
Diese ursprünglich eigenständigen<br />
Gemeinden bilden seitdem<br />
mit der Kernstadt Gaildorf<br />
Herz und Mitte des Limpurger<br />
Landes. Im Norden Ottendorf mit<br />
den Weilern Spöck und Hägenau,<br />
im Nordosten Eutendorf mit<br />
Klein- und Großaltdorf und Winzenweiler<br />
sowie im Süden Unterrot<br />
mit Schönberg und Bröckingen<br />
bilden mit Gaildorf die Stadt.<br />
Und nun?<br />
Die Geschichte der Schenken von<br />
Limpurg ist für Gaildorf zweifellos<br />
identitätsstiftend. Bürgermeister<br />
Frank Zimmermann zögerte<br />
denn auch nicht lange, einen<br />
entsprechenden Namenszusatz<br />
zu beantragen. Seit 1. Oktober<br />
2022 darf sich Gaildorf auch<br />
Schenkenstadt nennen. Die Ortsschilder<br />
empfangen die Gäste nun<br />
mit diesem Namenszug. pm<br />
Blick auf die Gaildorfer Kernstadt mit evangelischer Stadtkirche und <strong>Hall</strong>engelände links, Rathaus und Schulzentrum oben, Altem Schloss und<br />
Bräuhaus-Areal in der Mitte und dem Ärztehaus (gelbes Gebäude) rechts.<br />
Foto: Clemens Weller<br />
Wichtiger Mittelpunkt<br />
Rolle Gaildorf ist die drittgrößte Stadt im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und Zentrum des<br />
Limpurger Landes. Sie übernimmt in dieser Funktion wichtige, übergreifende Aufgaben.<br />
Am schönen Fluss Kocher,<br />
zwischen zwei Bergrücken<br />
gelegen, erstreckt<br />
sich am Rande des<br />
<strong>Schwäbisch</strong>en Waldes die Schenkenstadt<br />
Gaildorf. Historische<br />
Gebäude, moderne Unternehmen<br />
und eine bürgernahe Verwaltung<br />
– all dies findet sich in Gaildorf.<br />
„Vor allem aber die Menschen<br />
sind der Schatz der Schenkenstadt:<br />
offen, warmherzig und<br />
engagiert. Gaildorf kann sich<br />
glücklich schätzen, solche Menschen<br />
zu haben“, sagt Bürgermeister<br />
Frank Zimmermann.<br />
Auch landwirtschaftliche Betriebe<br />
– vor allem in den Teilorten<br />
Ottendorf, Unterrot und Eutendorf<br />
mit ihren zahlreichen<br />
Weilern – sind noch in Gaildorf<br />
zu finden. Sie tragen – teils auch<br />
im Nebenerwerb – ihren Teil zur<br />
Landschaftspflege bei.<br />
Offen,<br />
warmherzig<br />
und engagiert.<br />
Bürgermeister Frank Zimmermann<br />
über die Menschen in Gaildorf<br />
Mit rund 12 <strong>50</strong>0 Einwohnern ist<br />
Gaildorf nach <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
und Crailsheim die drittgrößte<br />
Viele Highlights übers Jahr<br />
Stadt im Süden des <strong>Hall</strong>er <strong>Landkreis</strong>es<br />
und somit Unterzentrum.<br />
Gaildorf ist aber auch Herz des<br />
Limpurger Landes, dem früheren<br />
Herrschaftsgebiet der Schenken<br />
von Limpurg (siehe Text links)<br />
und noch bis heute eine wichtige<br />
geografische Einheit mit historischer<br />
Bedeutung. Der Schenkenstadt<br />
kommen als Zentrum wichtige<br />
übergeordnete Aufgaben zu,<br />
die teils mit infrastrukturellen<br />
Herausforderungen verbunden<br />
sind.<br />
Zum einen ist sie Sitz des Gemeindeverwaltungsverbands<br />
Limpurger Land, dem neben Gaildorf<br />
die drei Gemeinden Fichtenberg,<br />
Oberrot und Sulzbach-Laufen<br />
angehören.<br />
Kinder und Jugendliche der<br />
umliegenden Gemeinden besuchen<br />
das Gaildorfer Schulzentrum.<br />
Dort sind alle Schularten<br />
vertreten. Zusammen mit den<br />
Grundschulen drücken rund 1600<br />
Schülerinnen und Schüler aus<br />
dem Limpurger Land täglich die<br />
Schulbank in Gaildorf.<br />
Bürgermeister der Schenkenstadt<br />
ist Frank Zimmermann. Der<br />
40-Jährige setzte sich 2014 mit<br />
deutlicher Mehrzeit gegen seine<br />
Mitstreiter durch. 2022 wurde er<br />
als einziger Kandidat für seine<br />
zweite Amtszeit bestätigt. ena<br />
Tourismus Pferdemarkt, Motocross, Bluesfest: Gaildorfs Feste und<br />
Veranstaltungen ziehen von weit her Besucher an.<br />
SCHENKENSTADT GAILDORF<br />
Die Schenkenstadt Gaildorf bietet viel: ein wunderbarer Ort zum Wohnen, Leben<br />
und Arbeiten. Idyllisch zwischen zwei Bergrücken am Kocher gelegen, lässt sich<br />
das Limpurger Land von Gaildorf aus zu Fuß oder per Fahrrad erkunden.<br />
Historische Bauwerke, Naturdenkmäler und zahlreiche Freizeitaktivitäten laden<br />
zum dableiben ein. Mittelständische Unternehmen, ein gut sortierter Einzelhandel<br />
und viele Vereine machen die Schenkenstadt Gaildorf lebenswert.<br />
Entdecken, erleben und genießen Sie unsere Stadt.<br />
Stadt Gaildorf<br />
Schloss-Straße 20 74405 Gaildorf Telefon: 07971 253-0 stadt@gaildorf.de<br />
Weitere Informationen gibt es auch auf gaildorf.de<br />
Gaildorf. Werden Einheimische<br />
nach Sehenswürdigkeiten in ihrer<br />
Schenkenstadt gefragt, so<br />
wird wohl ein imposantes Bauwerk<br />
als erstes genannt: das Alte<br />
Schloss im Zentrum von Gaildorf.<br />
Früher als Sitz der Schenken von<br />
Limpurg, ist heute unter anderem<br />
die Tourist-Info darin untergebracht.<br />
Im Wurmbrandsaal finden<br />
regelmäßig Konzerte und weitere<br />
Kulturveranstaltungen sowie<br />
die Sitzungen des Gemeinderats<br />
statt.<br />
Im Sommer veranstaltet der<br />
Kinoverein „Sonnenlichtspiele“<br />
sein Open-Air-Kino im Schlosshof.<br />
Im Winter ist das Alte Schloss<br />
malerische Kulisse für den Weihnachtsmarkt.<br />
Die bisher 23 Stadtmalerinnen<br />
und Stadtmaler von<br />
Gaildorf haben sich im Rahmen<br />
des Stipendiums dort ihrer Kreativität<br />
hingeben können.<br />
Aussichtsturm auf dem Kirgel<br />
Ähnlich imposant ist das Neue<br />
Schloss, das in den Schlosspark<br />
eingebettet ist. 1846 ließ sich<br />
Amalie Charlotte Auguste zu<br />
Waldeck-Pyrmont und Limpurg-<br />
Gaildorf als Witwensitz eine Villa<br />
in den Herrengarten bauen.<br />
Nach zwei Erweiterungen 1880<br />
und 1896 diente das neue Schloss<br />
den Grafen von Bentinck und<br />
Waldeck-Limpurg als Sommersitz.<br />
Seit 1967 ist es Sitz der Gaildorfer<br />
Stadtverwaltung.<br />
Ein markanter Punkt ist auch<br />
der Kernerturm auf dem Gaildorfer<br />
Hausberg Kirgel, errichtet zu<br />
Ehren von Theobald Kerner. Justinus<br />
Kerner war von 1815 bis 1819<br />
Oberamtsarzt in Gaildorf. Sein<br />
Sohn Theobald wurde im Jahr<br />
1817 hier geboren. Wie sein Vater<br />
hat auch er sich der Medizin und<br />
der Literatur verschrieben.<br />
Neben dem Alten Schloss befindet<br />
sich die evangelische Stadtpfarrkirche,<br />
von den Schenken<br />
von Limpurg eingerichtet und das<br />
geistliche Zentrum der Schenkenstadt.<br />
Etwas weiter oberhalb befindet<br />
sich auf dem Marktplatz<br />
das Alte Rathaus, das mit seiner<br />
Fachwerkansichtigkeit ein<br />
Schmuckstück des Platzes bildet.<br />
Feste mit langer Tradition<br />
Für Einheimische wie Touristen<br />
hat der Veranstaltungskalender<br />
von Gaildorf einige Highlights zu<br />
bieten – allen voran den Pferdemarkt,<br />
das größte Volksfest im<br />
Limpurger Land, das im Februar<br />
über die Bühne geht. Im Mittelpunkt<br />
stehen die Themen Ross<br />
und Forst. Dazu werden auf den<br />
Kocherwiesen diverse Schauprogramme<br />
geboten. Höhepunkt ist<br />
der Festumzug durch die Innenstadt,<br />
den sich tausende Einheimische<br />
und Gäste nicht entgehen<br />
lassen.<br />
Herausragend ist auch das international<br />
viel beachtete Event,<br />
das der Verein Kulturschmiede<br />
seit 1979 alle zwei <strong>Jahre</strong> auf die<br />
Beine stellt: Beim Bluesfest auf<br />
Der Festumzug des Gaildorfer<br />
Pferdemarktes zieht jährlich<br />
tausende Besucher aus nah und<br />
fern an. Foto: Archiv/Peter Lindau<br />
den Kocherwiesen treten an zwei<br />
Tagen Musikerinnen und Musiker<br />
auf, die zu den wichtigsten ihres<br />
Genres zählen. Gaildorf wird so<br />
regelmäßig zum Mekka des Blues.<br />
Beim Floßfest, ebenfalls auf<br />
den Kocherwiesen, lebt Gaildorfs<br />
alte Flößertradition wieder auf,<br />
die sich auch auf dem Stadtwappen<br />
widerspiegelt. Beliebter Programmpunkt<br />
ist das Entenrennen<br />
mit Quietscheentchen auf dem<br />
Kocher.<br />
Der MSC Gaildorf richtet jährlich<br />
ein Rennen des ADAC MX<br />
Masters auf dem Renngelände<br />
„Auf der Wacht“ in Großaltdorf<br />
aus. Es ist mit Abstand die größte<br />
Motorsportveranstaltung im<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Hall</strong> und darüber hinaus.<br />
Der MSC hat sich damit in<br />
der internationalen Cross-Szene<br />
einen Namen gemacht. Ganz Gaildorf<br />
ist im Ausnahmezustand,<br />
wenn die Motoren auf der Rennstrecke<br />
aufheulen.<br />
Wandern und radeln in der Natur<br />
Wer es lieber ruhig mag, kann in<br />
und rund um Gaildorf herum auf<br />
den zahlreichen ausgewiesenen<br />
Wander- und Fahrradstrecken die<br />
Seele baumeln lassen. Gaildorf<br />
liegt inmitten von Wald und wunderschöner<br />
Natur. Rund die Hälfte<br />
der Gemarkung der Stadt besteht<br />
aus Wald, der auch zur Naherholung<br />
einlädt. Gemeinsam mit<br />
dem <strong>Schwäbisch</strong>en Albverein<br />
wurden sechs Rundwanderwege<br />
angelegt, die für Groß und Klein,<br />
Jung und Alt das Passende bereithalten.<br />
Auch Bikestrecken führen<br />
durch den Wald und zwei Single-<br />
Trail-Strecken lassen Mountainbikefahrer<br />
auf ihre Kosten kommen.<br />
Und als Endpunkt des<br />
Stromberg-Murrtal-Radwegs und<br />
als Teil des Kocher-Jagst-Radwegs<br />
hat Gaildorf eine vorzüglich<br />
ausgebaute Radinfrastruktur für<br />
Radtouristen.<br />
pm/ena
GAILDORF<br />
Seite 25<br />
Urbaner Charme in ländlicher Idylle<br />
Meilensteine Gaildorf hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten viele Herausforderungen gemeistert, Höhen und Tiefen erlebt. Der Fokus in<br />
den nächsten <strong>Jahre</strong>n liegt unter anderem auf neuen Einkaufsmärkten, Baugebieten und der Umgehungsstraße.<br />
Die letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> waren<br />
in Gaildorf bewegt. Die<br />
Zumutungen der Verwaltungsreform<br />
mit einem<br />
herben Verlust an zentralen<br />
Behörden und Einrichtungen wie<br />
der Außenstelle des Arbeitsamts<br />
oder des rund um die Uhr besetzten<br />
Polizeireviers waren enorm.<br />
Nicht zu vergessen: die Schließung<br />
des einstigen Kreiskrankenhauses<br />
im Jahr 2012.<br />
Gaildorf wird<br />
auch die nächsten<br />
<strong>Jahre</strong> so meistern<br />
wie das vergangene<br />
halbe Jahrhundert.<br />
Frank Zimmermann<br />
Bürgermeister von Gaildorf<br />
Die Umgliederung vom aufgelösten<br />
Kreis Backnang in den<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, vor<br />
allem aber die Eingemeindungen<br />
von Ottendorf (1971), Unterrot<br />
1972) und Eutendorf (1974) ließen<br />
trotz damit verbundener Schwierigkeiten<br />
eine leistungsfähige<br />
Kommune entstehen.<br />
Damit einher gingen auch Eingriffe<br />
in die Identität der ehemals<br />
eigenständigen Orte. Nach <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
steht aber fest: Die Entscheidung,<br />
diese Orte miteinander zusammenzubringen,<br />
war richtig.<br />
Inzwischen gilt es als selbstverständlich,<br />
dass Gaildorf von Ottendorf<br />
bis Unterrot, von Hägenau<br />
und Spöck bis Winzenweiler<br />
reicht.<br />
Die 1970er- und 1980er-<strong>Jahre</strong><br />
waren auch in Gaildorf keine einfache<br />
Zeit. Unter dem Eindruck<br />
der allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Entwicklung waren kaum große<br />
Ein Großprojekt für die Stadt Gaildorf soll voraussichtlich zu den Sommerferien abgeschlossen sein: Die Generalsanierung des 1976 eröffneten<br />
Mineralfreibads auf dem Kieselberg. Nicht nur die Gaildorferinnen und Gaildorfer freuen sich auf die Wiedereröffnung. Die Freizeitanlage wird<br />
von Menschen aus allen Teilen der Region gern genutzt.<br />
Foto: Martin Bohn<br />
Sprünge möglich. Dennoch hat<br />
sich die Stadt wacker geschlagen:<br />
Arbeitsplatzverluste in vierstelliger<br />
Größenordnung durch die<br />
Schließung größerer Firmen wie<br />
etwa Arwa, Knoll oder Süschala<br />
konnten durch das Engagement<br />
mittelständischer Betriebe einigermaßen<br />
kompensiert werden.<br />
Stadt in Aufbruchstimmung<br />
Viele neue Projekte zeugen von<br />
einer „neuen“ Aufbruchstimmung.<br />
Die Umgestaltung des<br />
Marktplatzes – ob man diese gelungen<br />
findet oder nicht – zählt<br />
ebenso dazu wie die Einrichtung<br />
von Fußgängerbereichen etwa im<br />
Kirchenviertel oder in der Grabenstraße.<br />
Auch die Erweiterungen<br />
ortsansässiger Firmen oder<br />
wenige <strong>Jahre</strong> nach der Jahrtausendwende<br />
der Bau der neuen<br />
„Einkaufsmeile“ am Schillerpark.<br />
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs<br />
1989 wurden endlich Kontakte<br />
möglich, die fast ein halbes<br />
Jahrhundert durch die Weltgeschichte<br />
unterbunden worden<br />
waren. Lange getrennte Familien<br />
konnten sich nun ungestört wiedersehen.<br />
Dieses Wiedersehen<br />
der ehemals österreichisch-ungarischen<br />
Waldkarpatenbewohner,<br />
die von Stalin vertrieben worden<br />
waren, und die deutschsprachigen<br />
Ungarn aus Budajenö vor den<br />
Toren Budapests hatten die Stadt<br />
mitgeprägt. Mit Budajenö wurde<br />
deshalb 1993 eine Städtepartnerschaft<br />
vereinbart, die bis heute<br />
Bestand hat.<br />
In Gaildorf geschieht viel. In<br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n wurden viele<br />
neue Bauten begonnen, die die<br />
Schenkenstadt Gaildorf in den<br />
kommenden Jahrzehnten prägen<br />
werden. Etwa das neue Ärztehaus<br />
auf dem früheren Lamm-Areal.<br />
Das neue Quartier im Ziegelrain<br />
in unmittelbarer Nähe zum<br />
Schloss mit fünf Wohnhäusern,<br />
dem neu aufgebauten Bräuhaus<br />
und einem Hotel schafft dringend<br />
benötigten Wohnraum und vervollständigt<br />
die Kulisse der Stadt.<br />
Das ehemalige Gelände von<br />
Holzbau Stephan wird durch einen<br />
Bauträger neu gestaltet; mit<br />
zwei neuen Märkten erhält der<br />
Ortseingang ein neues Gesicht.<br />
Das gilt auch für den Ortseingang<br />
West, wo ein weiterer Sortimenter<br />
seine Kapazitäten ausbauen<br />
will. Der Wertstoffhof, der für den<br />
neuen Einkaufsmarkt Platz machen<br />
muss, wird auf ein kleines<br />
Gewerbegebiet an der Münstermühle<br />
verlegt. Neue Wohnbaugebiete<br />
im Häusersbach und in Ottendorf<br />
bieten Alt und Jung Raum<br />
zum Wohnen an. Die letzten großen<br />
Baugebiete „Wörlebach“ und<br />
„Au Bürkig“ führten zu einer<br />
deutlichen Zunahme der Einwohnerzahl.<br />
Vergangenheit lehrt Zuversicht<br />
Das nun fast fertig sanierte Schulzentrum<br />
verfügt über moderne,<br />
energieeffiziente Räume und bietet<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
aus dem ganzen Limpurger Land<br />
einen guten Lernort. Die Verschönerung<br />
der Schulen geht weiter,<br />
ebenso die Neugestaltung des<br />
Schlossparks im Rahmen der<br />
Stadtsanierung.<br />
Die Umgehungsstraße ist zugesagt<br />
und soll laut Regierungspräsidium<br />
spätestens 2030 gebaut<br />
sein, um die Innenstadt zu entlasten.<br />
Aber: Vorhersagen sind<br />
schwierig. Wer konnte sich noch<br />
2019 eine Pandemie oder einen<br />
Krieg in Europa vorstellen!<br />
Wohl aber mag ein Blick in die<br />
Vergangenheit die Zuversicht untermauern,<br />
dass die Gaildorferinnen<br />
und Gaildorfer auch die<br />
nächsten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> so meistern<br />
werden wie das letzte halbe Jahrhundert.<br />
Gaildorf wird seinen urbanen<br />
Charme in ländlicher Idylle<br />
nicht verlieren. pm/kmo<br />
Lebendige Innenstadt<br />
Infrastruktur Das öffentliche Leben Gaildorfs verfügt über<br />
umfangreiche Angebote für alle Altersgruppen und Lebenslagen.<br />
Gaildorf. „Die Schenkenstadt Gaildorf<br />
bietet am Rande des Ballungsraums<br />
Stuttgart ein perfektes<br />
Zusammenspiel von erschwinglichem<br />
Wohnen, Arbeiten<br />
in der Stadt und einem Leben<br />
inmitten von Wiesen und Wäldern“,<br />
betont Bürgermeister<br />
Frank Zimmermann. Breitgefächterte<br />
Betreuungsangebote für<br />
Kinder und Jugendliche, aber<br />
auch für Senioren wurden in den<br />
vergangenen <strong>Jahre</strong>n geschaffen.<br />
Nichts vermissen müssen<br />
Entspannt leben und doch nichts<br />
vermissen müssen: In der Innenstadt<br />
Gaildorfs finden sich trotz<br />
zahlreicher Herausforderungen<br />
durch den Online-Handel viele<br />
Geschäfte des täglichen Bedarfs.<br />
So gibt es auch eine Kaffeerösterei.<br />
Aber auch eine Buchhandlung,<br />
Lebensmittel-, Elektro- und<br />
Raumausstattungsgeschäfte, Friseure,<br />
gastronomische Betriebe<br />
und eine Brauerei sind in der Innenstadt<br />
angesiedelt. Und nicht<br />
zuletzt eine moderne Tageszeitung.<br />
Mehr als 600 kostenlosen<br />
Parkplätze stehen für den stressfreien<br />
Aufenthalt bereit.<br />
Gaildorf hat aber auch eine<br />
starke Industrie: Zum einen Hidden<br />
Champions wie die Bott<br />
GmbH, die Fahrzeugeinrichtungen<br />
passgenau anfertigt, oder<br />
Merz PCR, führend in der Produktion<br />
von Baustromverteilern.<br />
Zum anderen prägen kleinere inhabergeführte<br />
Unternehmen die<br />
Wirtschaftskulisse Gaildorfs und<br />
bieten attraktive Arbeitsplätze.<br />
Und wer arbeitet, muss seine<br />
Kinder gut betreut wissen. Die<br />
Stadt Gaildorf verfügt über acht<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
in eigener Trägerschaft sowie der<br />
evangelischen und katholischen<br />
Kirche. Derzeit werden rund <strong>50</strong>0<br />
Kindergartenkinder und <strong>50</strong><br />
Schützlinge in den Krippen betreut.<br />
Grundschulen befinden<br />
sich in allen Stadtteilen. Die Verlässliche<br />
Grundschule sichert das<br />
Betreuungsangebot.<br />
Die weiterführenden Schulen<br />
sind im Schulzentrum am Schlosspark<br />
konzentriert, das Schenkvon-Limpurg-Gymnasium,<br />
die<br />
Schloss-Realschule und die Parkschule<br />
mit eigener Grundschule<br />
bieten die ganze Palette der schulischen<br />
Bildung an. Die Peter-<br />
Härtling-Schule bietet zudem<br />
Förderperspektiven.<br />
Bahn, Kino, Freibad<br />
Gaildorf ist an die Murrbahn angeschlossen.<br />
Wenn nicht gerade<br />
gestreikt wird oder Bauarbeiten<br />
stattfinden, kommen Reisende<br />
und Berufstätige, je nach Tag und<br />
Uhrzeit, alle 30 Minuten in Richtung<br />
Stuttgart oder Nürnberg.<br />
Besonders erfreulich ist, dass<br />
es in Gaildorf ein Kino gibt. Der<br />
Verein „Sonnenlichtspiele“ betreibt<br />
das Filmtheater seit beinahe<br />
20 <strong>Jahre</strong>n ehrenamtlich. Über<br />
die Coronapandemie wurde die<br />
Einrichtung umfassend modernisiert.<br />
Das Programm wird mit<br />
passenden Veranstaltungen ergänzt.<br />
Highlight im Sommer ist<br />
das weithin bekannte Open-Air-<br />
Kino im Schlosshof.<br />
Engagierte Ehrenamtliche<br />
Über 100 Vereine prägen auf ehrenamtliche<br />
Weise das Freizeitleben<br />
in der Stadt Gaildorf. Sport,<br />
Kunst, Kultur, Umwelt- und Tierschutz:<br />
„Hier findet jeder etwas,<br />
wo er sich engagieren oder einfach<br />
seine Freizeit verbringen<br />
kann“, schwärmt Frank Zimmermann.<br />
Eine wichtige Freizeiteinrichtung<br />
– nicht nur für Gaildorf, sondern<br />
auch für die umliegenden<br />
Städte und Gemeinden – stellt das<br />
Mineralfreibad auf dem Kieselberg<br />
dar, das in den vergangenen<br />
Monaten generalsaniert wurde<br />
und bis zu den Sommerferien<br />
wieder öffnen soll (siehe Foto<br />
oben)<br />
pm/ena<br />
Der Verein Sonnenlichtspiele betreibt das Kino in der Karlstraße seit fast 20 <strong>Jahre</strong>n ehrenamtlich. 2022<br />
wurde es nach einer umfassenden Sanierung und Modernisierung wieder eröffnet. Foto: Axel Theurer<br />
Gaildorf<br />
Kontakt<br />
Stadt Gaildorf<br />
Schloss-Straße 20<br />
74405 Gaildorf<br />
Tel.: 07971 253-0<br />
stadt@gaildorf.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Gaildorf<br />
Das Jubiläum <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
bietet die Gelegenheit gleichzeitig zurückzublicken<br />
und nach vorne zu schauen. Nicht jedem<br />
hat es gefallen, dass Gaildorf dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zugeteilt wurde. Nun aber nach<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n Zugehörigkeit ist auch die Schenkenstadt<br />
Gaildorf im <strong>Landkreis</strong> angekommen.<br />
Die Zukunft des <strong>Landkreis</strong>es wird zeigen, dass<br />
Gaildorf als drittgrößte Stadt des <strong>Landkreis</strong>es eine<br />
wichtige Rolle im südlichen Teil des <strong>Landkreis</strong>es<br />
hat. Als Herz und Mitte des Limpurger Landes<br />
vermitteln wir zwischen den schwäbischen und<br />
den fränkischen Teilen und bringen unsere eigene<br />
Sicht nach Hohenlohe. Und eine aktive Stadtgesellschaft<br />
heißt auch, neue Ideen zu entwickeln<br />
und in der Kreisstadt zu Gehör zu bringen.<br />
Gaildorfs Geschichte in den letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n hat<br />
gezeigt, dass mit Mut und Engagement einiges zu<br />
erreichen ist. Auf diesem Weg gehen wir weiter<br />
und machen unsere Schenkenstadt Gaildorf zu<br />
einem Schmuckstück des südlichen <strong>Landkreis</strong>es.<br />
Das Landratsamt wird uns auf diesem Weg begleiten<br />
und hilfreich unterstützen. Die Schenkenstadt<br />
Gaildorf, die Gremien der Stadt und die<br />
Einwohnerinnen und Einwohner können sich über<br />
das Jubiläum freuen. Und ich bin mir sicher, dass<br />
auch in Zukunft das Landratsamt das Möglichste<br />
für die Einwohnerschaft des <strong>Landkreis</strong>es tun wird.<br />
Ich wünsche uns allen, weitere glückliche <strong>Jahre</strong><br />
und freue mich mit Ihnen über den <strong>50</strong>. Geburtstag<br />
des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Frank Zimmermann<br />
Bürgermeister Gaildorf<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 12 485<br />
Fläche: 63 km 2<br />
Teilorte: Unterrot, Eutendorf,<br />
Ottendorf, Gaildorf<br />
Bürgermeister: Frank Zimmermann (40)<br />
Partnergemeinden: Budajenö, Ungarn<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Altes Schloss,<br />
Neues Schloss, evangelische Stadtkirche<br />
3 größten Vereine: TSV Gaildorf,<br />
1 <strong>50</strong>0 Mitglieder; Kulturschmiede<br />
Gaildorf, 400 Mitglieder; MSC Gaildorf,<br />
400 Mitglieder<br />
3 größten Unternehmen: Bott GmbH,<br />
1 100 Mitarbeiter, rund 300 in Gaildorf;<br />
Merz Schaltgeräte GmbH, 1000 Mitarbeiter,<br />
160 in Gaildorf und Mahle GmbH,<br />
300 Mitarbeiter
GERABRONN<br />
Seite 26<br />
Der Ort soll eine neue<br />
Identität bekommen<br />
Zukunft Gerabronn hat viel Entwicklungspotenzial: Mitten in der<br />
Stadt gibt es mit dem Schüle-Areal eine Industriebrache, die jetzt<br />
zu neuem Leben erweckt werden soll. Von Thorsten Hiller<br />
Das Rathaus in Gerabronn ist nur eines der Gebäude, die mithilfe des Sanierungsprogramms wieder seine<br />
neue, alte Funktion erhalten hat.<br />
Foto: Stadt Gerabronn<br />
Gebäude in neuem Glanz<br />
Entwicklung Seit einigen <strong>Jahre</strong>n verändert sich Gerabronn so stark<br />
wie schon lange nicht mehr. Das Stadtbild wurde modernisiert.<br />
Gerabronn<br />
Kontakt<br />
Stadtverwaltung Gerabronn<br />
Blaufeldener Straße 8<br />
74582 Gerabronn<br />
Tel. 07952 604-0<br />
stadt-gerabronn@gerabronn.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Gerabronn<br />
Zum <strong>50</strong>-jährigen <strong>Landkreis</strong>jubiläum möchte auch<br />
ich Sie als, Bürgermeister der Stadt Gerabronn,<br />
ganz herzlich begrüßen. Ein halbes Jahrhundert<br />
ist schon etwas Besonderes und vergeht doch im<br />
Rückblick wie im Fluge. Deshalb möchten auch<br />
wir in diesem Zuge die Gelegenheit nutzen unsere<br />
schöne Stadt Gerabronn mit allen Teilorten vorzustellen.<br />
Sie werden sehen, Gerabronn hat viel zu<br />
bieten. Neben der malerischen Landschaft haben<br />
wir hier alles, was man zum täglichen Leben<br />
braucht. Gerabronn wächst und hat die Kehrtwende<br />
zu einer blühenden Stadt in ländlichen Raum<br />
geschafft. Kurz gesagt, Gerabronn ist ein Ort an<br />
dem es sich für alle Generationen gut leben lässt.<br />
Gerne lade ich Sie ein sich vor Ort vor Ort selbst<br />
davon zu überzeugen und freue mich über Ihren<br />
Besuch bei uns in Gerabronn.<br />
Christian Mauch<br />
Bürgermeister<br />
Gerabronn. Die letzte größere Veränderung<br />
des Gerabronner Stadtbilds<br />
liegt schon länger zurück:<br />
In den 1970er-<strong>Jahre</strong>n wurde das<br />
Molkerei-Areal mitten in der<br />
Stadt abgerissen und der weithin<br />
sichtbare Schornstein gesprengt.<br />
Auf dem Gelände ist ein Wohnund<br />
Geschäftshaus entstanden.<br />
Auch die Stadtverwaltung hatte<br />
hier ihre Räume bezogen – das<br />
historische Rathaus stand seitdem<br />
leer.<br />
Es gab allerdings auch andere<br />
innerstädtische Bereiche, die in<br />
die <strong>Jahre</strong> gekommen und renovierungsbedürftig<br />
waren: Der Gemeinderat<br />
beschloss darum 2009,<br />
ein Sanierungsgebiet auszuweisen.<br />
Es umfasste zu Beginn rund<br />
3,75 Hektar und 106 Grundstücke<br />
– weitere folgten nach und nach.<br />
Darunter auch das alte Verwaltungsgebäude<br />
aus dem <strong>Jahre</strong> 1911:<br />
Es sollte in diesem Zuge renoviert<br />
und wieder als Rathaus genutzt<br />
werden. Im Rahmen des Programms<br />
wurde auch der Stadtgarten<br />
angelegt. Außerdem wurden<br />
die Hauptstraße und der Marktplatz<br />
neu gestaltet.<br />
Das Programm stieß bei Bürgerinnen<br />
und Bürgern auf große<br />
Gegenliebe: Mehrere Gebäude<br />
wurden in dieser Zeit saniert.<br />
Dazu gehörte das ehemalige<br />
Oberamt direkt an der Ortsdurchfahrt,<br />
das ursprünglich aus dem<br />
Jahr 1793 stammt. Das Gebäude<br />
gilt als bedeutendes Zeugnis eines<br />
frühklassizistischen Wohnund<br />
Verwaltungsgebäudes in der<br />
Region. Ebenfalls umgebaut wurde<br />
das ehemalige Armenhaus aus<br />
dem Jahr 1912. Es wurde von den<br />
Besitzern behutsam, aber effizient<br />
modernisiert und dient nun als<br />
Wohnhaus und Büro.<br />
Auch nachdem die meisten<br />
Maßnahmen beendet wurden,<br />
soll das Programm nach Aussage<br />
von Bürgermeister Christian<br />
Mauch nicht abgeschlossen sein:<br />
„Im Norden werden wir, sobald<br />
möglich, in dem neuen Sanierungsgebiet<br />
Stadtmitte Nord weiterarbeiten.“<br />
thak<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 4.<strong>50</strong>0<br />
Fläche: 4.038 m²<br />
Teilorte: Dünsbach, Morstein, Großund<br />
Kleinforst, Elpershofen, Brettachhöhe,<br />
Liebesdorf, Seibotenberg,<br />
Michelbach, Binselberg, Rechenhausen,<br />
Ober- und Unterweiler, Amlishagen,<br />
Rückershagen, Bügenstegen<br />
Bürgermeister: Christian Mauch (37)<br />
Partnergemeinde: Nouan-le-Fuzelier,<br />
Frankreich<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Schloss mit<br />
Schildmauer in Amlishagen, Schloss<br />
in Morstein, Jüdischer Friedhof<br />
Dünsbach<br />
3 größte Vereine: TSV Gerabronn,<br />
870 Mitglieder; DLRG Gerabronn,<br />
560 Mitglieder; Stadtkapelle,<br />
156 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: bürkert Fluid<br />
Control Systems, 280 Mitarbeiter am<br />
Standort Gerabronn; Dümmler GmbH,<br />
140 Mitarbeiter; JU Metallwaren,<br />
110 Mitarbeiter<br />
Von 1811 bis 1938 war<br />
Gerabronn Oberamtsstadt:<br />
In dieser Zeit entwickelte<br />
sich das verschlafene<br />
Dorf zu einem Marktflecken.<br />
Parallel dazu erfuhr der<br />
Ort durch den Gerabronner Unternehmer<br />
Israel Landauer einen<br />
Aufschwung. Er engagierte sich<br />
unter anderem bei der Hohenloheschen<br />
Präservenfabrik Landauer<br />
& Co., der späteren Schüle AG.<br />
Das Unternehmen stellte Haferflocken<br />
und verschiedene Tütensuppen<br />
her.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1912 erfolgte der Neubau<br />
des Mühlengebäudes, die sogenannte<br />
Nudelburg – obwohl in<br />
Gerabronn nie Nudeln hergestellt<br />
wurden. Das Unternehmen und<br />
das Gelände erlebten in den Folgejahren<br />
einen Abstieg. 1942 wurde<br />
das Werk geschlossen, später<br />
dienten die Gebäude vor allem<br />
der Lagerung. Im Jahr 2000 kaufte<br />
die Stadt das gesamte Gelände.<br />
Zusammen mit dem Unternehmen<br />
archicult GmbH – breunig<br />
architekten aus Würzburg wird es<br />
nun wiederbelebt. Mit dem Schüle-Park<br />
soll ein neuer Wohn- und<br />
Arbeitsraum entstehen.<br />
Für Jung und Alt<br />
„Der Gerabronner Schüle-Park<br />
schafft Bewegungsraum an der<br />
frischen Luft für Jung und Alt“,<br />
so heißt es in der Beschreibung<br />
des Architekturbüros. Es soll ein<br />
Freizeitareal mit einer vielschichtigen<br />
Mischung aus Gastronomie,<br />
Sport und Veranstaltungen entstehen<br />
sowie einem bewussten<br />
Blick auf die Natur sowie die<br />
Nachhaltigkeit – unter Einbindung<br />
der bestehenden historischen<br />
Gleisanlagen. Der Park diene<br />
als Örtlichkeit für regionale<br />
und überregionale Freizeit- und<br />
Erlebnis-Angebote mit direktem<br />
Bezug zur Natur und als grüne<br />
Verbindung zwischen Altort und<br />
Schulzentrum.<br />
Dabei hat das Architekturbüro<br />
zwei verschiedene Zielgruppen<br />
im Blick. „Zum einen Macher:<br />
alle, die das Außergewöhnliche<br />
lieben, Neues ausprobieren<br />
möchten, Heimatverbundene, Visionäre,<br />
Alternative. Alle, die<br />
Wert auf Gemeinschaft, Sport,<br />
Zukunft, Natur und Nachhaltigkeit<br />
legen.“<br />
Zum anderen Besucherinnen<br />
und Besucher: „Sportler, Naturliebhaber,<br />
Familien mit Kindern,<br />
Ausflügler, Abenteurer, Entdecker,<br />
Neugierige, Interessierte,<br />
Gruppen, Freunde, Lernwillige,<br />
Urlauber, Enthusiasten, Vitale<br />
und Sport- sowie Naturbegeisterte<br />
jeden Alters.“<br />
In der leerstehenden Mühle der Schüle wurden früher Haferflocken<br />
und Tütensuppen hergestellt.<br />
Foto: Thorsten Hiller<br />
Für den Projektentwickler Roland<br />
Breunig und sein Team ist es<br />
wichtig, den Bestand zu erhalten,<br />
kleine Bewegungsanlagen im Einklang<br />
mit der Natur zu bauen, das<br />
gesamte Areal zu revitalisieren,<br />
renaturieren und rekultivieren.<br />
Das brachliegende Gelände teilt<br />
derzeit noch Gerabronn: Alle<br />
Straßen und Wege führten drumherum.<br />
In Zukunft soll der Schüle-Park<br />
die Stadt wieder an zentraler<br />
Stelle zusammenbringen.<br />
Im Schüle-Park soll es nicht<br />
nur Bewegungs- und Spielflächen<br />
geben, sondern auch einen Eventplatz<br />
mit einer Veranstaltungswiese.<br />
Der geplante Wasserpark<br />
kann sowohl im Sommer als auch<br />
im Winter genutzt werden. Das<br />
Büro hofft, dass sich das Gelände<br />
zu einer Kultur- und Freizeitachse<br />
für Gerabronn entwickeln und<br />
mit seinen Grünflächen das neue<br />
Rückgrat des Ortes wird. „Die zukünftigen<br />
Bewohnerinnen und<br />
Bewohner können in einer parkähnlichen<br />
Umgebung mitten in<br />
der Natur leben und arbeiten –<br />
und das im Zentrum des bisherigen<br />
Ortes.“ Es sind moderne, zeitgemäße<br />
und nachhaltige Wohnformen<br />
und -konzepte mit neuen<br />
Funktionen geplant. Die Architekten<br />
gehen davon aus, dass sich<br />
der Schüle-Park zu einem Ort mit<br />
überregionaler Wirkung und Bedeutung<br />
sowie zu einem echten<br />
Anziehungspunkt mit einer neuen<br />
Identität für Gerabronn entwickeln<br />
wird.<br />
Schöner Erholungsbereich<br />
Ein breiter, öffentlicher Grünstreifen<br />
soll mitten durch das Gelände<br />
laufen. Er nimmt die Linie<br />
der ehemaligen Gleisanlagen auf.<br />
Daran angegliedert werden Wasserflächen,<br />
in denen sich das Regenwasser<br />
der Dächer sammeln<br />
kann. „Hier soll ein schöner Erholungsbereich<br />
angelegt werden“,<br />
so planen es die Würzburger<br />
Architekten. Direkt vor dem<br />
Mühlengebäude ist ein großer<br />
Platz vorgesehen, der das historische<br />
Ambiente gut zur Geltung<br />
kommen lässt. Auf dem restlichen<br />
Gelände werden Reihenhäuser<br />
und niedrige Mehrfamilienhäuser<br />
gebaut.<br />
Verbindendes Element<br />
Das Areal soll verkehrsberuhigt<br />
sein, direkt am Eingang wird dafür<br />
ein Parkplatz entstehen. Der<br />
Schüle-Park soll sich durch Wege<br />
und Straßen mit der umgebenden<br />
Stadt verzahnen und ein verbindendes<br />
Element schaffen. Im alten<br />
Mühlengebäude planen Roland<br />
Breunig und sein Team im<br />
Erdgeschoss eine Gastronomie<br />
mit Terrasse und einen Veranstaltungsraum<br />
für bis zu 160 Menschen.<br />
Im ersten und zweiten<br />
Stock könnten Co-Working-<br />
Spaces, Büros und Praxen oder<br />
ein Apartment-Hotel entstehen.<br />
Im dritten und vierten Stock sind<br />
Wohnungen vorgesehen. Das ganze<br />
Gebäude soll durch Aufzüge<br />
barrierefrei erschlossen werden.<br />
Nachhaltigkeit sei ein essenzieller<br />
Leitgedanke des Konzepts.<br />
Der Erhalt der bestehenden Gebäude<br />
und die Zuführung zu einer<br />
neuen Nutzung sollen mit<br />
Neubauten in ökologischer Bauweise<br />
ein Gesamtensemble bilden:<br />
Dachbegrünung, Regenwassernutzung,<br />
minimale Versiegelung<br />
und eine maximale Durchgrünung<br />
des Schüle-Parks sollen<br />
das sicherstellen. Die Beheizung<br />
des Areals ist ohne fossile und<br />
nur mit regenerativen Energiequellen<br />
geplant. Insgesamt wird<br />
auf dem Gelände Wohnraum für<br />
bis zu 3<strong>50</strong> Menschen entstehen –<br />
ein komplett neues Stadtviertel.<br />
Seit der grundsätzlichen Entscheidung<br />
für das Projekt im Februar<br />
2022 wird der Bebauungsplan<br />
gemeinsam mit dem Kreisplanungsamt<br />
erarbeitet. Im Laufe<br />
des <strong>Jahre</strong>s soll der Plan<br />
ausgelegt und diskutiert werden.<br />
Der Schüle-Park wird zu einem Erholungsgebiet mitten in der Stadt werden. In Ein- und Mehrfamilienhäusern<br />
sollen bis zu 3<strong>50</strong> Menschen ein neues Zuhause finden. Visualisierung: archicult/breunig architekten
ILSHOFEN<br />
Seite 27<br />
Wachstum auf allen Ebenen<br />
Entwicklung Vor fünf <strong>Jahre</strong>n übernahm Martin Blessing das Amt des Bürgermeisters von Roland Wurmthaler. Die Stadt bleibt für Gewerbe<br />
und Wohnbau attraktiv. Großprojekte wie Breitband und Kläranlage werden jetzt abgeschlossen. Von Elisabeth Schweikert<br />
Die Stadt, die der dortigen<br />
Ebene den Namen gab,<br />
behauptet selbstbewusst<br />
ihren Stand zwischen<br />
Crailsheim und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
32 <strong>Jahre</strong> lang hat Roland Wurmthaler<br />
als Bürgermeister die Weichen<br />
gestellt, seit fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
setzt Martin Blessing diese Arbeit<br />
fort, er hat dabei seinen eigenen<br />
Stil gefunden. Geprägt ist die Entwicklung<br />
Ilshofens von Bausch +<br />
Ströbel, dem größten Arbeitgeber<br />
am Ort (1967 gegründet), und der<br />
Nähe zur Autobahn A6.<br />
Rasante Entwicklung<br />
In den vergangenen zehn <strong>Jahre</strong>n<br />
stand in Ilshofen alles auf Wachstum.<br />
Die Wohnsiedlung Schmerachaue,<br />
die eigentlich ein Jahrzehnt<br />
lang den Wohnbedarf decken<br />
sollte, war innerhalb weniger<br />
<strong>Jahre</strong> bebaut. Und auf dem<br />
neuen Baugebiet Ilshofener Höhe<br />
wird das erste Haus hochgezogen.<br />
„Das ist das Verdienst meines<br />
Vorgängers“, anerkennt Blessing,<br />
der die begonnenen Projekte weitergeführt<br />
hat. Die rasante Entwicklung<br />
zeigt sich auch bei der<br />
Erschließung und Bebauung der<br />
Gewerbegebiete. In Großallmerspann<br />
III bauen aktuell Inoclad<br />
und Maas, während daneben rund<br />
sechs Hektar Fläche von Großallmerspann<br />
IV erschlossen werden.<br />
In Sichtweite liegt das interkommunale<br />
Gewerbegebiet mit 7,2<br />
Hektar Fläche. „Es gibt betriebliche<br />
Anfragen“, berichtet Blessing,<br />
„es liegt an uns, auszuwählen.“<br />
Die örtlichen Firmen sollen sich<br />
bei Großallmerspann ansiedeln,<br />
auswärtige Unternehmen im interkommunalen<br />
Gewerbegebiet.<br />
Zwei Faktoren bremsen das<br />
Wachstum, erklärt Blessing: Beim<br />
Grundstückskauf existierten<br />
Ilshofen von Süden aus gesehen. Im Vordergrund verläuft geschwungen eine Erschließungsstraße des Neubaugebiets Ilshofener Höhe. Jenseits<br />
der Schmerach liegt das Baugebiet, das in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n bezogen wurde. Nach Norden grenzt die Landesstraße <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>-Crailsheim die Besiedlung ab. Oben links sind die Produktionsgebäude von Bausch+Ströbel zu sehen.<br />
Drohnenfoto: Ufuk Arslan<br />
Preisvorstellungen, die nicht realisierbar<br />
seien, und zu einem<br />
Tausch fehlten Flächen. Es werde<br />
schwieriger, den Naturschutzausgleich<br />
zu gestalten.<br />
Zur Attraktivität der Stadt trägt<br />
das Einkaufszentrum an der<br />
Eckartshauser Straße bei. Ebenso<br />
hartnäckig wie Wurmthaler<br />
blieb auch Blessing dran, vom Regionalverband<br />
wieder eine Drogerie<br />
genehmigt zu bekommen –<br />
Schlecker hatte 2012 geschlossen.<br />
„Uns ist wichtig, in allen Teilorten<br />
Wohnraum zu schaffen“, bekennt<br />
Blessing. Ortsansässige wie<br />
auch Auswärtige sollen die Möglichkeit<br />
bekommen, sich anzusiedeln.<br />
Das Wachstum der Stadt – allein<br />
in den letzten fünf <strong>Jahre</strong>n<br />
sind mehr als <strong>50</strong>0 Bürger neu<br />
dazu gekommen – bringt weitere<br />
Anforderungen. Noch unter<br />
Wurmthaler wurde das Kinderhaus<br />
Farbenfroh geplant (2019 bezogen),<br />
sowie die Eckartshäuser<br />
Einrichtung modernisiert und erweitert.<br />
Aktuell plant die Stadt einen<br />
Waldkindergarten, im Juni<br />
soll der Betrieb starten. Und in<br />
Eckartshausen wird aktuell die<br />
Grundschule erweitert und modernisiert<br />
– künftig soll die<br />
Schmerachschule von Klasse eins<br />
bis vier dort unterrichtet werden,<br />
die Zweigschule Unteraspach<br />
wird aufgelöst.<br />
In den vergangenen zwei, drei<br />
<strong>Jahre</strong>n prägte das elf Millionen<br />
Euro schwere Großprojekt gemeinsame<br />
Kläranlage die Arbeit<br />
im Rathaus. „Wir sind kurz vor<br />
der Fertigstellung“, sagt Blessing.<br />
„Das war ein wichtiger Schritt für<br />
die Gewässerökologie.“ Auch der<br />
Ausbau des Glasfasernetzes in<br />
den bisher unversorgten Bereichen<br />
stehe kurz vor dem Abschluss.<br />
„Das hätten wir ohne den<br />
Zweckverband nie so hinbekommen.“<br />
Energiewende vor Ort<br />
Mit der Bürgergenossenschaft,<br />
die noch Roland Wurmthaler auf<br />
den Weg gebracht hatte, wurde<br />
das Thema Energiewende verankert.<br />
Windräder (aktuell eines auf<br />
dem Burgberg in Bau) und PV-<br />
Anlagen auf den Dächern von<br />
kommunalen Gebäuden sorgen<br />
jetzt und künftig für sauberen<br />
Strom.<br />
Die Generalsanierung der<br />
Stadthalle 2006/2007 hat den<br />
Grundstein gelegt, im Stadtzentrum<br />
auf zeitgemäße Weise kulturelle<br />
Veranstaltungen anbieten<br />
zu können. „Das war wegweisend“,<br />
so Blessing zur heutigen<br />
Roland-Wurmthaler-<strong>Hall</strong>e. Und<br />
der Kultturm werde inzwischen<br />
gerne auch für Trauungen genutzt.<br />
Auf das Theater, die Konzerte<br />
und das rege Leben in den<br />
Vereinen könne Ilshofen stolz<br />
sein, so Blessing. Ilshofen zeichne<br />
sich vor allem durch die Vielfalt<br />
an musikalischen Vereinen<br />
und Chören aus.<br />
Es bleibt bei großen Baustellen<br />
Perspektive Projekte für die Energie- und Mobilitätswende sind<br />
anvisiert. Ilshofen plant die Erweiterung der Schule.<br />
Ilshofen. „Wir haben Anfragen,<br />
noch und nöcher“, sagt Martin<br />
Blessing, zahlreiche Betriebe aus<br />
dem Stadtgebiet wollten vergrößern,<br />
einige neue Firmen wollten<br />
zudem in Ilshofen in Autobahnnähe<br />
ansiedeln. Mit den dann vermutlich<br />
steigenden Einnahmen<br />
aus der Gewerbesteuer sollen die<br />
künftigen Aufgaben maßgeblich<br />
mitfinanziert werden. Blessing<br />
hofft, dass er in den kommenden<br />
<strong>Jahre</strong>n beim Regionalverband zudem<br />
erreicht, dass Edeka und Lidl<br />
an der Eckartshauser Straße erweitern<br />
dürfen. „Beide Geschäfte<br />
brauchen größere Verkaufsflächen.“<br />
Früher sei das Einkaufszentrum<br />
Randlage gewesen, inzwischen<br />
sei mit den<br />
Neubausiedlungen die Wohnbebauung<br />
nahe herangerückt.<br />
Große Pause am Schulzentrum Ilshofen. Die Bildungseinrichtung<br />
muss erweitert werden, um allen Schülern Platz zu bieten.<br />
DROHNENFOTO: UFUK ARSLAN<br />
„Der Wohnungsvorrat ist nahezu<br />
aufgebraucht“, sagt Blessing<br />
mit Verweis auf die Aufgabe der<br />
Stadt, Asylbewerber und andere<br />
Flüchtlinge aufzunehmen, „das<br />
bewegt uns stark“. Das Gebäude,<br />
welches der <strong>Landkreis</strong> nach 2015<br />
als Sammelunterkunft gebaut hatte,<br />
sei verkauft, werde für Monteurwohnungen<br />
genutzt. „Wir<br />
brauchen erschwinglichen Wohnraum,<br />
auch um dem Fachkräftemangel<br />
zu begegnen.“<br />
Die Hermann-Merz-Schule soll<br />
in den nächsten <strong>Jahre</strong>n erweitert<br />
werden, die Grundschule dort<br />
wird dreizügig. Der gesetzlich<br />
verankerte Ganztagsanspruch an<br />
Grundschulen greife ab 2026.<br />
„Wir versuchen unser Personal zu<br />
halten, geben jetzt kleine Aufträge,<br />
die später aufgestockt werden<br />
können.“<br />
Große Themen bleiben die<br />
Energie- und Mobilitätswende.<br />
NetzeBW realisiere in Kürze zwischen<br />
Ilshofen und Obersteinach<br />
ein Pilotprojekt. Geplant sei ein<br />
Einspeisepunkt, an dem Strom<br />
aus erneuerbaren Energien direkt<br />
auf die Hochspannungsleitung<br />
geladen wird. Die Stadt plane zudem,<br />
ein Blockheizkraftwerk mit<br />
Hackschnitzelanlage bei Eckartshausen<br />
zu bauen, um Wärme und<br />
Strom für die Siedlung beim<br />
Landwirtschaftsamt zu generieren.<br />
Auch für das Gewerbegebiet<br />
Großallmerspann II und IV sei<br />
eine Nahwärmeversorgung geplant.<br />
Beides auch ein Beitrag, um<br />
den Klimawandel zu bremsen.<br />
„Eine große Baustelle ist die<br />
Mobilitätswende“, so Blessing.<br />
Ein Radweg Obersteinach-Ilshofen<br />
ist in Planung, Radabstellflächen<br />
an öffentlichen Gebäuden<br />
sind vorgesehen. „Was fehlt, ist<br />
ein guter ÖPNV mit einer schnellen<br />
Busverbindung nach <strong>Hall</strong> und<br />
Crailsheim mit einem innerörtlichen<br />
Haltepunkt.“<br />
sel<br />
Ilshofen<br />
Kontakt<br />
Stadt Ilshofen<br />
<strong>Hall</strong>er Straße 1<br />
74532 Ilshofen<br />
Tel. 07904 702-0<br />
info@ilshofen.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Ilshofen<br />
Ilshofen liegt genau im Zentrum des heutigen<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Im Namen der<br />
Stadt Ilshofen mit seinen nun 7089 Einwohnern<br />
gratuliere ich herzlich zum <strong>50</strong>-jährigen Jubiläum<br />
dieses Bestehens. Zwar markierte der <strong>Hall</strong>er<br />
Torturm im Stadtzentrum Ilshofens den Einflussbereich<br />
der freien Reichsstadt <strong>Hall</strong> bis 1802, doch<br />
inzwischen profitiert Ilshofen von der räumlichen<br />
Nähe zu den beiden Mittelzentren Crailsheim und<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Dank der Fusion der Altkreise<br />
Crailsheim und <strong>Hall</strong> zu einem <strong>Landkreis</strong> konnte<br />
auch Ilshofen mit Einfluss des hiesigen dynamischen<br />
Gewerbes beträchtlich wachsen. Einen<br />
wesentlichen Anteil am Gedeihen dieser Stadt<br />
tragen die hervorragenden Verkehrsverbindungen<br />
von Ost nach West. Zu nennen ist die Schienentrasse<br />
zwischen Crailsheim und Stuttgart mit<br />
Bahnhaltepunkt in Eckartshausen, die Autobahn<br />
A6 mit zwei nahegelegenen Auffahrten<br />
und die L2218 welche die Städte Crailsheim<br />
und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> verbindet und direkt an<br />
Ilshofen vorbeiführt. Ermöglicht hat die hervorragende<br />
Entwicklung allerdings erst der Wasserverband<br />
Nordostwasserversorgung (NOW). Mit<br />
vorhandenen, natürlichen Quellen könnten die<br />
vielen Einwohner und Betriebe Ilshofens nicht mit<br />
Trinkwasser versorgt werden. Dies beweist wieder<br />
einmal, dass gemeinsames interkommunales<br />
Handeln zum Ziel führt. In diesem Kontext bedankt<br />
sich die Stadt Ilshofen für eine konstruktive,<br />
gedeihliche Zusammenarbeit mit dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> in den letzten 5 Jahrzehnten.<br />
Martin Blessing<br />
Bürgermeister Ilshofen<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 7.079<br />
Fläche: 54 km²<br />
Teilorte: Eckartshausen, Unteraspach,<br />
Obersteinach, Ruppertshofen<br />
Bürgermeister: Martin Blessing (52)<br />
Partnergemeinden: Sölk in der Steiermark,<br />
Österreich, Pockau-Lengefeld im<br />
Erzgebirge in Sachsen<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Burgruine<br />
Leofels, <strong>Hall</strong>er Torturm in ILshofen,<br />
historisches Bahnhofsgebäude in<br />
Eckartshausen<br />
3 größte Vereine: TSV Ilshofen,<br />
1697 Mitglieder; Liederkranz Ruppertshofen,<br />
257 Mitglieder; Schützenverein<br />
Eckartshausen, 168 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen:<br />
Bausch + Ströbel, 2000 Mitarbeiter;<br />
Inoclad/Haldrup, 320 Mitarbeiter;<br />
BTE, 140 Mitarbeiter
KIRCHBERG/JAGST<br />
Seite 28<br />
Kultur und Natur im schönen Kirchberg<br />
Zukunft Die Voraussetzung für all die Feste und Veranstaltungen, mit denen die Stadt punktet, ist eine gute Stadtentwicklung. Dafür<br />
wurden rechtzeitig Schwerpunkte gesetzt. Diese dann konsequent umzusetzen, ist nicht einfach. Von Birgit Trinkle<br />
Es läuft in Kirchberg. Ungezählte<br />
Projekte werden<br />
dem Anspruch gerecht,<br />
„Kunst und Natur“ nicht<br />
nur anzubieten, sondern geradezu<br />
zu zelebrieren. Das hat viel mit<br />
Ehrenamt zu tun, bei Ausstellungen<br />
und Museen ebenso wie in<br />
Putzeten und Naturschutzvorhaben.<br />
Aber das ist es nicht allein.<br />
Seit die Stadt 1972 mit Gaggstatt<br />
und Hornberg, drei <strong>Jahre</strong> später<br />
mit Lendsiedel zusammengewachsen<br />
ist, hat sie sich immer<br />
wieder neu erfunden.<br />
Der Gemeinderat<br />
hat erkannt,<br />
was wichtig ist und<br />
klare Entscheidungen<br />
getroffen.<br />
Stefan Ohr<br />
Bürgermeister von Kirchberg/Jagst<br />
„Der Kirchberger Gemeinderat<br />
ist gewillt, Dinge strukturell anzugehen“:<br />
Für Bürgermeister Stefan<br />
Ohr ist das ein großes Plus,<br />
etwas, das der Stadt sehr zugutekommt.<br />
Eine große Hilfe dabei ist<br />
das Zukunftskonzept 2030, das<br />
2018 beschlossen wurde und Entwicklungsschwerpunkte<br />
festlegte.<br />
Dieses Konzept wurde erst vor<br />
wenigen Wochen aktualisiert. Ein<br />
Punkt darin ist die Wohnbauentwicklung.<br />
In diesem Rahmen<br />
wurde das Sanierungsgebiet Lindenquartier<br />
auf den Weg gebracht,<br />
das den früheren Edeka-<br />
Markt ebenso überplant wie das<br />
alte Fabrikgebäude, das in absehbarer<br />
Zeit von der Schlossschule<br />
geräumt wird und dann für die<br />
Zukunftsplanung zur Verfügung<br />
Der Kirchberger Büchermarkt ist ein Anziehungspunkt für Buchliebhaber aus der gesamten Region.<br />
steht. Konkret wird dort gemeinsam<br />
mit der evangelischen Heimstiftung<br />
ein Generationenplatz<br />
geplant und das Seniorenheim<br />
neu gebaut. Grundsätzlich haben<br />
es sich die Kirchberger zum Ziel<br />
gesetzt, Meilensteine in der Stadtentwicklung<br />
rechtzeitig zu setzen<br />
und auf deren Umsetzung hinzuarbeiten.<br />
Auch „Im Stück“ am<br />
neuen Rewe-Markt wird derzeit<br />
gebaut. „Oberloh“, das große Entwicklungsgebiet<br />
zwischen Kirchberg<br />
und Lendsiedel, steht während<br />
der kommenden Jahrzehnte<br />
für die Stadtentwicklung zur Verfügung;<br />
momentan wird der erste<br />
von fünf Bauabschnitten überplant,<br />
danach steht die Entscheidung<br />
über die Erschließung an.<br />
Energie der Zukunft<br />
Bürgermeister Ohr erinnert sich<br />
daran, wie vor zehn <strong>Jahre</strong>n über<br />
erneuerbare Energien diskutiert<br />
wurde, über Windräder und Freiflächenfotovoltaik.<br />
Ob das der<br />
richtige Weg für Kirchberg war?<br />
Foto: Stadt Kirchberg/Jagst<br />
Der Stadtrat hat sich dann aber<br />
schnell und klar positioniert und<br />
eine Zukunftsaufgabe gesehen,<br />
der sich Kirchberg stellen müsse.<br />
Im Nachhinein sei es die richtige<br />
Entscheidung gewesen, nach<br />
Kräften an der Energiewende teilzuhaben.<br />
„Seither ist einiges gelaufen“,<br />
so Ohr mit Blick auf die<br />
bereits bebauten sieben Hektar<br />
Freiflächenfotovoltaik und nunmehr<br />
insgesamt elf Windräder,<br />
für die Bebauungspläne auf den<br />
Weg gebracht und der Flächennutzungsplan<br />
entsprechend umgearbeitet<br />
wurde.<br />
Auch ein anderes Thema ist buchstäblich<br />
zukunftsorientiert. Zum<br />
einen stellt sich Kirchberg derzeit<br />
im Kindergarten- und Schulbereich<br />
neu auf – bis Ende dieses<br />
Schuljahres sind die Kleinen noch<br />
in der Gaggstatter Grundschule<br />
untergebracht und ziehen dann<br />
um nach Kirchberg –, zum anderen<br />
wurden und werden große<br />
Summen in den Umbau zur Ganztagesschule<br />
mit Mensa und in die<br />
Schulsanierung investiert. Solche<br />
Projekte einvernehmlich auf den<br />
Weg zu bringen, das ist viel wert,<br />
sagt Ohr. Die Meilensteine, die<br />
gesetzt wurden, haben die Stadt<br />
vorangebracht: „Der Gemeinderat<br />
hat zum rechten Zeitpunkt erkannt,<br />
was wichtig ist und klare<br />
Entscheidungen getroffen.“<br />
Vorhandenes bewahren<br />
Nur mit einem so vorausschauenden<br />
Blick gelingt es, die Vergangenheit<br />
zu bewahren, ihr gar ein<br />
ums andere Mal ein Denkmal zu<br />
setzen. Die Geologen der Stadt<br />
widmen sich vor allem der Trias,<br />
der einzigen Periode der Erdgeschichte,<br />
die nach einem Massenaussterben<br />
begann und mit einem<br />
Massenaussterben endete und<br />
präsentieren immer wieder neue<br />
Erkenntnisse. In der historischen<br />
Altstadt ist das Kornhaus eine Attraktion,<br />
in dem 1546 ein Kaiser<br />
übernachtete, in dessen Reich die<br />
Sonne nicht unterging. Im heutigen<br />
Rathaus wurde Friedrich Jäger<br />
geboren, der den Umsturzversuch<br />
am 20. Juli 1944 mit dem Leben<br />
bezahlte. Auch die Kirche –<br />
obgleich 1929 bei einem Brand<br />
zerstört und wieder neu aufgebaut<br />
– ist ein Schatz, der allein<br />
den Besuch Kirchbergs lohnt.<br />
Die großen Feste<br />
Jedes Jahr im Februar wird zudem<br />
zum Stadtfeiertag gebeten; es gibt<br />
Märkte, das Kino „Klappe“, Konzerte,<br />
Veranstaltungen aller Art.<br />
Zu nennen ist das Fest im barocken<br />
Hofgarten und in der Orangerie.<br />
Oder der Büchermarkt in<br />
der Altstadt; Eldorado für alle, die<br />
Bücher lieben und sich über Lesungen,<br />
Ausstellungen und Kunst<br />
zum Thema Buch freuen.<br />
Kirchberg/Jagst<br />
Kontakt<br />
Stadt Kirchberg/Jagst<br />
Schloßstraße 10<br />
74592 Kirchberg/Jagst<br />
Tel. 07954 9801-0<br />
info@kirchberg-jagst.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Kirchberg/Jagst<br />
Am 30.11.1373, verlieh Kaiser Karl IV Stadtrechte<br />
an Kirchberg an der Jagst. Seit genau 6<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
heißt es „Stadt Kirchberg an der Jagst“. Aus<br />
dem früheren Fürstensitz Hohenlohe-Kirchberg<br />
wurde mit Abschluss der Eingemeindungen von<br />
Gaggstatt, Hornberg und zuletzt Lendsiedel am<br />
1.1.1975 das heutige Kirchberg an der Jagst.<br />
Kirchberg zeichnet sich durch einen abwechslungsreichen<br />
kulturellen <strong>Jahre</strong>sverlauf aus.<br />
Beginnend mit dem Stadtfeiertag mit Mittelaltermarkt<br />
im Februar, über den Büchermarkt im<br />
Juni, das Hofgartenfest im Juli endet es mit dem<br />
Weihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenende.<br />
Es sind regelmäßig Kunstausstellungen zu<br />
sehen im Sandelschen Museum und der Orangerie.<br />
Zu hören gibt es klassische Musik auf<br />
Spitzenniveau bei den Schlosskonzerten. Zudem<br />
sorgen die Kirchbergerinnen und Kirchberger in<br />
vielen verschiedenen Vereinen für eine lebendige<br />
Gemeinschaft.<br />
Die wunderschöne Naturlandschaft des Kirchberger<br />
Jagsttals wird von vielen Touristen auf dem<br />
Kocher-Jagst-Radweg „erradelt“. Dementsprechend<br />
ist in Kirchberg der Natur- und Landschaftsschutz<br />
von besonderer Bedeutung. Selbstverständlich<br />
werden auch erneuerbare Energien in<br />
großer Menge erzeugt u. a. mit 11 Windrädern<br />
und über die GrünStrom Kirchberg GmbH an Gewerbe-<br />
und Privatkunden verkauft.<br />
Das Kirchberger Stadtmotto lautet „Kunst und<br />
Natur“ – Kommen Sie und erleben Sie es selbst.<br />
Stefan Ohr<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 4.<strong>50</strong>2<br />
Fläche: 40,93 km²<br />
Teilorte: Gaggstatt mit Lobenhausen<br />
und Mistlau, Hornberg, Lendsiedel<br />
mit Diembot, Dörrmenz, Eichenau,<br />
Herboldshausen, Kleinallmerspann und<br />
Weckelweiler<br />
Bürgermeister: Stefan Ohr (54)<br />
Partnergemeinden: Städtefreundschaft<br />
mit Weißensee in Thüringen<br />
3 Sehenswürdigkeiten: u. a. Schloss<br />
Kirchberg, Stadtturm Kirchberg<br />
und Jugendstilkirche Gaggstatt<br />
3 größte Vereine: TSG Kirchberg,<br />
1.020 Mitglieder; NABU Ortsgruppe<br />
Kirchberg, 517 Mitglieder; Sengeno,<br />
263 Mitlieder<br />
3 größte Unternehmen: Sozialtherapeutische<br />
Gemeinschaften Weckelweiler<br />
e.V., 355 Mitarbeiter, Werkstattbeschäftigten<br />
in der Werkstatt<br />
für Menschen mit Behinderung, 330<br />
insgesamt 711 Menschen, Stegmaier-<br />
Group, 420 Mitarbeiter, Roland Deeg<br />
GmbH, 170 Mitarbeiter<br />
Vergangenheit und Zukunft<br />
Wurzeln Die Stadt Kirchberg hoch über der Jagst ist ohne ihr Schloss<br />
kaum denkbar. Bis heute werden dazu Geschichten erzählt.<br />
Kirchberg/Jagst. So viel Geschichte,<br />
so viele Geschichten sind mit<br />
dem Kirchberger Schloss verbunden,<br />
der größten Schlossanlage<br />
Hohenlohes. Stadtführer Albert<br />
Albrecht erzählt vom späteren<br />
Kirchberger Fürst Karl Friedrich<br />
Ludwig Heinrich zu Hohenlohe-<br />
Kirchberg, der als junger Mann<br />
Napoleons Russland-Feldzug nur<br />
überlebt habe, weil ihn sein Reitknecht<br />
wundersamerweise über<br />
den Fluss Beresina schaffen konnte<br />
– an dem einige tausend Soldaten<br />
aus Württemberg einen<br />
furchtbaren Tod starben. Die<br />
Nachkommen dieses Reitknechts,<br />
so Albrecht, führen das nicht auf<br />
ein Wunder zurück, sondern auf<br />
ausgezeichnete Kontakte zum<br />
Versorgungstross: „Man hat ihn<br />
trotz strengster Verbote zwischen<br />
den Mehlsäcken versteckt.“<br />
Alle für einen<br />
Die Kirchberger und ihr Schloss<br />
waren und sind untrennbar verbunden.<br />
Das zeigt unter anderem<br />
der wieder hergestellte historische<br />
Abflusstunnel in Kirchbergs<br />
Flussaue. Helmut Klingler vom<br />
Arbeitskreis Stadtgeschichte erzählt<br />
davon, wie die Jagst irgendwann<br />
den direkten Weg nahm und<br />
den Sophienberg links liegen ließ.<br />
Aus dem alten Flusslauf wurde<br />
fruchtbares Ackerland, die „Hinter<br />
Au“. Nun gibt es eine Stelle im<br />
Tal, die tiefer und kälter ist als die<br />
Umgebung – ausgewaschen vom<br />
Fluss, zudem auf Gipsuntergrund<br />
dolinenartig eingesunken und generell<br />
fast ganzjährig im Schatten.<br />
An dieser Stelle staute sich zum<br />
größten Unglück der Besitzer alle<br />
<strong>Jahre</strong> wieder nach der Schneeschmelze<br />
bis in den Mai hinein<br />
das Wasser. 1704 befahl Graf<br />
Friedrich Eberhard von Hohenlohe-Kirchberg<br />
den Bau eines Abflusskanals<br />
– zu finanzieren von<br />
allen Eigentümern, deren abfließendes<br />
Wasser das Hochwasser<br />
verursachte. Weil sein Vorhaben<br />
auf wenig Begeisterung stieß,<br />
brachte der Graf solidarisch eigene<br />
Grundstücke in die erzwungene<br />
Entwässerungsgenossenschaft<br />
ein und wurde Vertreter einer<br />
Idee, die die Welt verändert hat.<br />
Niedergang und Aufschwung<br />
Mit dem Tod des Beresina-Überlebenden<br />
erlosch 1861 die Kirchberger<br />
Linie; die entfernte Verwandtschaft<br />
aus der Linie Hohenlohe-Neuenstein,<br />
die den Besitz<br />
übernahm, war bei weitem<br />
nicht so interessiert. Ein Niedergang<br />
begann, bis die Evangelische<br />
Heimstiftung, das Schloss 1952 gekauft<br />
hat. Noch heute gibt es im<br />
vorderen Teil der Anlage ein Alten-<br />
und Pflegeheim.<br />
Als Stefan Ohr 2008 in Kirchberg<br />
antrat, um Bürgermeister zu werden,<br />
stand ein „Riesen-Fragezeichen<br />
über dem Schloss“, wie er<br />
sich erinnert: „Das war im Wahlkampf<br />
ein zentrales Thema.“ Der<br />
Wunsch, das Kirchberger Wahrzeichen<br />
möge ein offenes Haus<br />
bleiben, wurde schließlich von<br />
Rudolf Bühler erfüllt, der mit der<br />
gemeinnützigen Stiftung „Haus<br />
der Bauern“ nach dem Kauf der<br />
Immobilie im Jahr 2015 den jahrzehntelangen<br />
Sanierungsstau in<br />
Angriff nahm. Der Leerstand füllte<br />
sich, bis das Schloss zu neuem<br />
Leben erwacht war. Mittlerweile<br />
gibt es dort die Akademie für ökologische<br />
Land- und Ernährungswirtschaft,<br />
den Regionalsitz der<br />
Bio-Musterregion sowie ein Kulturzentrum.<br />
bt<br />
Seit Jahrhunderten thront das Kirchberger Schloss weithin sichtbar<br />
über dem Jagsttal.<br />
Foto: S. Sorg, Kirchberg
KREßBERG<br />
Seite 29<br />
Es läuft gut, es tut sich sehr viel<br />
Kontinuität Die Gemeinde Kreßberg steht gut da und kann sicher in die Zukunft blicken. Mit dem Zusammenschluss von Mariäkappel,<br />
Leukershausen, Marktlustenau und Waldtann hat zusammen gefunden, was zusammen gehört. Von Ralf E. Stegmayer<br />
Dies ist ein positiver Artikel.<br />
Was soll man auch<br />
sonst über die Gemeinde<br />
Kreßberg berichten?<br />
Es läuft. Es tut sich was. Doch der<br />
Reihe nach.<br />
Mit einem Spatenstich starteten<br />
kürzlich die Baumaßnahmen<br />
zweier noch nicht erschlossener<br />
Gewerbebauplätze im bestehenden<br />
Mischgebiet Au in Marktlustenau.<br />
Bürgermeisterin Annemarie<br />
Mürter-Mayer: „Die Gemeinde<br />
kann mit der Erschließung dieser<br />
Flächen mit insgesamt 2<strong>50</strong>0<br />
Quadratmetern dem Expansionsbedürfnis<br />
zweier Kreßberger Firmen<br />
in kurzer Zeit gerecht werden.“<br />
Viele Investitionen<br />
Dann gibt es ja da noch die „Sachen“,<br />
die keiner sieht und die<br />
doch so ungemein wichtig für die<br />
Infrastruktur einer Gemeinde<br />
sind. Wie etwa Kläranlagen. Die<br />
größten Investitionen bis voraussichtlich<br />
2026 sind: die Erweiterung<br />
der Kläranlage in Riegelbach,<br />
die bereits läuft, und der<br />
Anschluss der Kläranlage in Wüstenau<br />
– beide Vorhaben kosten<br />
Millionen Euro. Was bei einer Flächengemeinde<br />
dazu kommt: Das<br />
weitläufige Straßennetz muss in<br />
Ordnung gehalten werden.<br />
Und es geht grade so weiter:<br />
der Neubau eines großen Kindergartens<br />
in Waldtann, Kanalsanierungsmaßnahmen,<br />
die Erschließung<br />
von Baugebieten und Ausgaben<br />
für das interkommunale<br />
Gewerbegebiet zusammen mit<br />
der Gemeinde Fichtenau in Bergbronn.<br />
„Ich will die Zukunft unserer<br />
Gemeinde mitgestalten, mit<br />
den Bürgerinnen und Bürgern,<br />
und mit den Mitteln, die da sind“,<br />
sagt Mürter-Mayer. Und fügt hinzu:<br />
„Die Zusammenarbeit mit<br />
dem Gemeinderat ist sehr gut, es<br />
wird offen diskutiert und sachlich<br />
argumentiert, so soll es sein.“<br />
Und es geht gleich weiter.<br />
Trotz Betreuungs- und Pflegebedürftigkeit<br />
Kreßberg nicht verlassen<br />
müssen: Dieser Wunsch vor<br />
allem älterer Menschen in der<br />
Kommune könnte eventuell in Erfüllung<br />
gehen. Ein Investor ist daran<br />
interessiert, ein großes Seniorenpflegewohnheim<br />
in Waldtann<br />
zu errichten, Pläne gibt es bereits.<br />
Ich will die<br />
Zukunft unserer<br />
Gemeinde mitgestalten,<br />
mit den Bürgerinnen<br />
und Bürgern.<br />
Annemarie Mürter-Mayer<br />
Bürgermeisterin<br />
Rathaus Waldtann: Auch die Digitalisierung der Verwaltung (und Schulen) steht auf Bürgermeisterin Mürter-Mayers Agenda.<br />
In Waldtann bauen will die Rudolf<br />
Familien KG aus Neckarsulm,<br />
Geschäftsführer ist Rainer Rudolf.<br />
„Der Eigentümer kann sich<br />
in Zusammenarbeit mit der Vitalis<br />
Care GmbH die Verwirklichung<br />
einer Senioreneinrichtung<br />
mit 60 vollstationären Pflegeplätzen,<br />
24 ambulant betreuten<br />
Wohngruppenplätzen und neun<br />
barrierefreien Wohnungen vorstellen.“<br />
Entstehen soll das Gebäude<br />
auf einem Grundstück der<br />
Gemeinde südlich des Geschäftsund<br />
Ärztehauses in Waldtann, aktuell<br />
eine rund 3<strong>50</strong>0 Quadratmeter<br />
große Wiese.<br />
Das hört sich gut an. Und was<br />
ist mit dem weiteren Breitbandausbau?<br />
„Das gehört mittlerweile<br />
zur Daseinsvorsorge“, sagt die<br />
Bürgermeisterin. „Wir haben die<br />
Lücken nach und nach geschlossen,<br />
jetzt folgt die Feinarbeit.“<br />
Foto: Archiv<br />
Für Kinder bauen<br />
Und was geht in Sachen Kinderversorgung?<br />
Kreßberg habe hier<br />
das Kinderhaus Haselhof mit Kindergarten<br />
und Kinderkrippe vorzuweisen<br />
sowie die Kindergärten<br />
in Waldtann und Marktlustenau.<br />
164 Kinder würden momentan in<br />
diesen Einrichtungen betreut.<br />
Insgesamt sei eine Zunahme der<br />
Zahl an „Kreßbergerle“ zu verzeichnen.<br />
Deshalb habe man sich für einen<br />
Neubau des Kindergartens in<br />
Waldtann entschieden, der mindestens<br />
2,7 Millionen Euro kosten<br />
und über den Ausgleichsstock<br />
finanziell gefördert werden solle.<br />
Mit dem Baubeginn sei Ende <strong>2023</strong><br />
zu rechnen.<br />
Gibt es sonst noch was zu tun?<br />
„Aber sicher“, sagt Bürgermeisterin<br />
Annemarie Mürter-Mayer.<br />
„Wir müssen uns um die Unterbringung<br />
von weiteren Flüchtlingen<br />
in der Gemeinde kümmern,<br />
wir müssen uns um unser schönes<br />
Waldfreibad in Bergertshofen<br />
kümmern.“<br />
Was das moderne Geschäftsund<br />
Ärztehaus in der Ortsmitte<br />
von Waldtann angeht, sind noch<br />
5<strong>50</strong> Quadratmeter Fläche frei. Bisher<br />
gibt es dort eine Praxisgemeinschaft,<br />
eine Filiale der VR-<br />
Bank sowie eine Bäckerei und<br />
Räume der Sozialstation Kreßberg.<br />
Es wird groß gefeiert<br />
Jubiläum Mitte Juni lädt die Gemeinde Kreßberg ein – und freut<br />
sich auf viele Gäste aus der ganzen Region.<br />
Kreßberg. Wie der <strong>Landkreis</strong> feiert<br />
auch die Gemeinde Keßberg<br />
<strong>50</strong>-Jähriges. Deshalb wird es ein<br />
Festwochenende am 17. und 18. Juni<br />
geben. An den Festlichkeiten, beim<br />
Programm oder der Bewirtung<br />
wirken die Vereine und Firmen der<br />
Gemeinde mit, zu denen beispielsweise<br />
der Landfrauenverein, der<br />
GSV Waldtann, der BC Marktlustenau,<br />
der Chor der Gemeinschaft<br />
Schloss Tempelhof, die Metzgerei<br />
Ziegler und der Landgasthof Adler<br />
gehören.<br />
Alle Besucherinnen und Besucher<br />
dürfen sich also auf leckeres<br />
Essen, frische Cocktails, Eis, Kuchen,<br />
Crêpes und vieles mehr freuen.<br />
Die Feier findet jedoch nicht<br />
nur in der Kreßberghalle in Marktlustenau<br />
statt: auch außerhalb der<br />
<strong>Hall</strong>e entlang der Straße wird es<br />
die verschiedensten Stände und<br />
Attraktionen geben. Kreßbergs<br />
Bürgermeisterin Annemarie Mürter-Mayer:<br />
„Wir wollen heuer bewusst<br />
den Zusammenschluss feiern,<br />
und uns alle an viele wertvolle<br />
Ereignisse und gemeinsam Erreichtes<br />
der letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
erinnern.“ Dabei werde dieses von<br />
der Gemeindeverwaltung organisierte,<br />
offizielle Fest aber vor allem<br />
„von unseren tollen Vereinen<br />
gestaltet. Die sind es, welche ein<br />
gutes Gemeindeleben ausmachen.<br />
Das Ehrenamt ist wichtiger denn<br />
je“, so Mürter-Mayer.<br />
„Tour de Kreßberg“<br />
Ein bunter Abend unter dem Motto<br />
„<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> Gemeinde Kreßberg“<br />
lockt am Samstag, 17. Juni. Nach<br />
dem offiziellen Programm sorgt<br />
„DJ Stepi“ aus Crailsheim für den<br />
musikalischen Ausklang des<br />
Abends. Am Sonntag, 18. Juni, gibt<br />
es ein Programm für die ganze Familie.<br />
Dabei sollen sich vor allem<br />
die Kinder über diverse Spielstraßenbeiträge<br />
freuen. Auch organisiert<br />
der BC Marktlustenau eine<br />
„Fahrradtour de Kreßberg“: Auf<br />
drei unterschiedlichen Strecken<br />
von 26 bis 60 Kilometern können<br />
Ortschaften der Gemeinde durchfahren<br />
werden.<br />
Und wie immer in der Gemeinde:<br />
Alle sind mit ganzem Herzen<br />
dabei und wollen, dass alle Besucherinnen<br />
und Besucher schöne<br />
Tage erleben. Oder wie es die Bürgermeisterin<br />
ausdrückt: „Mein<br />
Herzenswunsch ist es, dass wir<br />
uns alle durch dieses Jubiläum bewusst<br />
machen, welche Stärken<br />
jede Ortschaft für sich hat, und wie<br />
viel uns inzwischen miteinander<br />
verbindet.“<br />
res<br />
Jubiläum: Die Vorbereitungen für das Festwochenende zum <strong>50</strong>-jährigen Bestehen der Gemeinde Kreßberg<br />
für den 17. und 18 Juni laufen auf Hochtouren, das Programm steht. Alle sind eingeladen.<br />
FOTO: ARCHIV<br />
Kreßberg<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Kreßberg<br />
Untere Hirtenstr. 34<br />
74594 Kreßberg-Waldtann<br />
Tel. 07957 9880-10<br />
sekretariat@kressberg.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Kreßberg<br />
Kreßberg liegt mit seinen rund 4.000 Einwohnern<br />
verteilt auf 33 Teilorte und Wohnplätze inmitten<br />
einer ansprechenden Hügellandschaft ganz im<br />
Osten des <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> an der<br />
Grenze zu Bayern. Die Gemeinde ist attraktiver<br />
Wohnstandort. Das Motto „Kreßberg – natürlich<br />
schön“ weist schon darauf hin, dass der Reiz der<br />
Gemeinde vor allem in der natürlichen, gepflegten<br />
Landschaft mit seinen Streuobstwiesen und<br />
seinen ländlich geprägten Ortschaften liegt.<br />
Die Infrastruktur der Gemeinde ist gut ausgebaut<br />
und zeichnet sich durch mehrfach vorhandene<br />
Einrichtungen in den seit 1973 zusammengeschlossenen,<br />
ehemaligen Gemeinden Waldtann,<br />
Marktlustenau, Leukershausen und Mariäkappel<br />
aus. Die Kinder unserer Einwohnerinnen und Einwohner<br />
werden in der Gemeinde zu großzügigen<br />
Öffnungszeiten sehr flexibel betreut. Hierzu<br />
stehen drei Kindergärten und eine Kinderkrippe,<br />
ein Waldkindergarten in privater Trägerschaft,<br />
sowie eine öffentliche und eine private Schule zur<br />
Verfügung. Eine moderne und zukunftsfähig aufgestellte<br />
Hausarztpraxis ist ebenso vorhanden wie<br />
Gaststätten, Bäckereifilialen und eine Metzgerei.<br />
Das rege Vereinsleben mit über 24 aktiven<br />
Vereinen, sowie ein umfangreiches Sport- und<br />
Freizeitangebot fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und stärken die hohe Lebensqualität<br />
in Kreßberg.<br />
KE Elektronik ist als Automobilzulieferer mit<br />
über 330 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber<br />
am Ort. Darüber hinaus haben sich vor allem<br />
kleinere Handwerksbetriebe etabliert. Die Zahl der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe ist hingegen stark<br />
rückläufig.<br />
Ich gratuliere dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zum<br />
<strong>50</strong>-jährigen Bestehen und lade Sie alle herzlich<br />
ein, sich doch einmal auf den Weg zu uns zu<br />
machen. Vielleicht nehmen Sie unser Jubiläumswochenende<br />
am 17.06. und 18.06.<strong>2023</strong>, an dem<br />
wir die Goldene Hochzeit unserer größten vier<br />
ehemals selbstständigen Teilorte feiern, hierfür<br />
zum Anlass und überzeugen sich selbst vom<br />
Charme unserer Gemeinde und seiner Einwohnerinnen<br />
und Einwohner.<br />
Annemarie Mürter-Mayer<br />
Bürgermeisterin<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 4.042<br />
Fläche: 48,46 km²<br />
Teilorte: Waldtann, Marktlustenau,<br />
Mariäkappel, Leukershausen<br />
Bürgermeisterin:<br />
Annemarie Mürter-Mayer (36)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Waldfreibad<br />
Bergertshofen, Bieneninformationszentrum<br />
Leukershausen und dazugehörige<br />
Wanderwege – Streuobsterlebnis<br />
„Wundergärten der Natur“<br />
3 größte Vereine: GSV Waldtann,<br />
656 Mitglieder; Sportfreunde Leukershausen-Mariäkappel,<br />
639 Mitglieder;<br />
BC Marktlustenau, 377 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: KE Elektronik<br />
GmbH, 330 Mitarbeiter; Gemeinde Kreßberg,<br />
109 Mitarbeiter; Lorenz Hoffmann<br />
GmbH, 42 Mitarbeiter
LANGENBURG<br />
Seite 30<br />
Langenburg ist die Perle des Jagsttals<br />
Rückblick Einiges ist erreicht worden in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n, in jedem Fall viel mehr, als aufgrund der desolaten Haushaltslage zu<br />
erwarten war. Der Stadt hat’s gutgetan. Von Birgit Trinkle<br />
In Langenburg ist Hohenlohe<br />
am schönsten“, wird dem Dekansbub’<br />
und Historiker Otto<br />
Borst zugeschrieben. Damit<br />
das so bleibt, muss die finanzschwache<br />
Gemeinde um Gestaltungsspielraum<br />
kämpfen. „Dafür<br />
ist uns erstaunlich viel gelungen“,<br />
so Bürgermeister Wolfgang Class<br />
mit Blick auf Schule, Kindergarten,<br />
Stadthalle oder auch den Anschluss<br />
von Ober- und Unterregenbach<br />
an die Kanalisation.<br />
Der Spagat zwischen notwendigen<br />
Investitionen und der<br />
Haushaltskonsolidierung, zwischen<br />
dem Erhalt der Infrastruktur<br />
und dem Zwang, Verschuldung<br />
abzubauen, droht Langenburg<br />
immer wieder zu zerreißen.<br />
Ein Beispiel dafür ist die Gartenstraße,<br />
die seit vielen <strong>Jahre</strong>n dringend<br />
saniert werden müsste, für<br />
die Einwohner, aber auch für die<br />
Gäste. Fünfmal ist die Sanierung<br />
am Einspruch der Aufsichtsbehörde<br />
gescheitert: „Mittlerweile<br />
würde das Ganze mindestens das<br />
Doppelte kosten, da die Baukosten<br />
und Finanzierungszinsen erheblich<br />
gestiegen sind“, so Class.<br />
Seit <strong>Jahre</strong>n warnt er vor einer Abwärtsspirale,<br />
wenn den Erwartungen<br />
einer Stadtgesellschaft, aber<br />
auch des Fremdenverkehrs nicht<br />
länger entsprochen werden könne.<br />
Die Fürstlichen Gartentage in Langenburg strahlen auf halb Süddeutschland aus.<br />
Hohe Verschuldung<br />
Bei einer beeinträchtigten Wohnund<br />
Aufenthaltsqualität sei es<br />
schlicht nicht möglich, mehr Einwohner<br />
zu gewinnen und neues<br />
Gewerbe anzusiedeln – was beides<br />
so wichtig wäre, nicht zuletzt<br />
für die Pro-Kopf-Verschuldung,<br />
für Einkommens- und Gewerbesteuer.<br />
„Und wenn alles heruntergewirtschaftet<br />
ist, kommen auch<br />
keine Touristen.“ Für Class lässt<br />
sich die Misere auf eine Frage herunterbrechen:<br />
„Was bringt den<br />
Menschen vor Ort mehr – eine<br />
Pro-Kopf-Verschuldung von 3000<br />
Euro oder eine von tausend Euro,<br />
aber mit einer unsanierten Schule<br />
mit Toiletten im Außenbereich<br />
und einer heruntergekommenen<br />
Stadthalle ohne Lüftung, in der<br />
Veranstaltungen und Turnunterricht<br />
eine Zumutung sind.“ Langenburg<br />
hat sich fürs Gestalten<br />
entschieden, und das hat, so<br />
Class, richtig viel Freude gemacht.<br />
Möglich sei so etwas nur<br />
mit einem starken Gemeinderat,<br />
in dem Parteipolitik keine Rolle<br />
spielt.<br />
Kampf um die Finanzen<br />
Leicht war das nicht. Unvergessen<br />
sind die Aufforderungen des<br />
Landratsamts, ein Haushaltssicherungskonzept<br />
aufzustellen.<br />
2001 war Langenburg die am<br />
höchsten verschuldete Gemeinde<br />
Baden-Württembergs. Die damalige<br />
Pro-Kopf-Verschuldung<br />
von 5431 Euro wurde auf rund<br />
3300 Euro reduziert, obwohl Millionenbeträge<br />
in Hoch- und Tiefbaumaßnahmen<br />
flossen. Und<br />
noch immer wurden weitere<br />
Sparmaßnahmen verlangt. Es<br />
gebe schlicht keine weiteren<br />
Spielräume, so hat Class immer<br />
wieder bekannt gegeben. Das Personal<br />
könne nicht noch weiter abgebaut<br />
werden; der erhöhte Aufwand<br />
lasse sich ohnehin nur<br />
Foto: Birgit Trinkle<br />
durch das Engagement der städtischen<br />
Mitarbeiter auffangen.<br />
Über die Pflichtaufgaben hinaus<br />
betreibe Langenburg ein – vom<br />
Förderverein mitgetragenes –<br />
Freibad, ein Fremdenverkehrsamt<br />
und ein Kulturamt, und diese Einrichtungen<br />
seien für einen Luftkur-<br />
und Fremdenverkehrsort von<br />
herausragender Bedeutung. Viele<br />
Arbeitsplätze hängen direkt<br />
und indirekt vom Fremdenverkehr<br />
ab. Sollte all das geschlossen<br />
werden müssen, so Class, müsste<br />
dies im Rahmen der Zwangsverwaltung<br />
verfügt werden: „Der Gemeinderat<br />
wird nämlich daran<br />
festhalten.“<br />
Tourismus wird wichtiger<br />
Selbst während der Corona-<strong>Jahre</strong>,<br />
als nichts geöffnet, nichts angeboten<br />
werden konnte, kamen Erholungssuchende.<br />
Mittlerweile<br />
liegt die Übernachtungszahl bei<br />
jährlich knapp <strong>50</strong> 000, ein Rekordwert.<br />
Die meisten dieser Gäste<br />
kommen in Wolfgang Maiers<br />
Wellness-Resort Mawell, aber<br />
auch der Hochzeitstourismus mit<br />
neugewonnenen Möglichkeiten<br />
in Ludwigsruhe gewinnt an Bedeutung,<br />
von Ostermontagsmarkt,<br />
Garten- und Herbsttagen<br />
gar nicht zu reden.<br />
Großer Zusammenhalt<br />
Bei allen Einschnitten und Einschränkungen:<br />
Einen Vorteil hat<br />
die Finanznot. Der Not gehorchend,<br />
sei großer Zusammenhalt<br />
entstanden, so der Bürgermeister.<br />
Zugunsten der Renovierung des<br />
Torwachthauses gab es etwa<br />
Amtsgerichts- und Schlossführungen,<br />
viele haben ihren Teil<br />
dazu beigetragen und darüber sei<br />
nicht nur Geld gesammelt worden,<br />
sondern auch ein ganz neues<br />
Gemeinschaftsgefühl entstanden:<br />
„gesellschaftlicher Mehrwert“.<br />
Auch in anderen Bereichen<br />
sei das zu beobachten, bei Vereinsprojekten<br />
ebenso wie beim<br />
Buswartehäuschen in Atzenrod<br />
oder beim Badhäusle in Bächlingen,<br />
die von den Jugendlichen vor<br />
Ort saniert worden sind. Auch das<br />
kulturelle Angebot mit den<br />
Schlosskonzerten oder dem Angebot<br />
im Philosophenkeller lebt<br />
von diesem Miteinander.<br />
Langenburg<br />
Kontakt<br />
Stadt Langenburg<br />
Hauptstraße 15<br />
74595 Langenburg<br />
Tel. 07905 9102-0<br />
post@langenburg.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Langenburg<br />
Zum Jubiläum „<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>“ überbringe ich sehr gerne die Grüße und<br />
Glückwünsche der Stadt Langenburg.<br />
Direkt an der ehemaligen Kreisgrenze und damit<br />
an der Nahtstelle zwischen den Altkreisen Crailsheim<br />
und <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> gelegen, freut sich<br />
die Stadt Langenburg über dieses besondere<br />
Jubiläum. Denn nicht nur die beiden Altkreise<br />
samt Gaildorfer Verwaltungsraum sind in den<br />
vergangenen fünf Jahrzehnten zusammengewachsen,<br />
sondern in diesem gleichlangen Zeitraum<br />
auch die ehemalige selbständige Gemeinde<br />
Bächlingen mit der Stadt Langenburg, die sich<br />
im Zuge der Gemeindereform vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n zusammengeschlossen<br />
haben. „Zusammen ist jeder<br />
stärker als allein“ Unter diesem Motto hat sich<br />
der <strong>Landkreis</strong> zu einer starken Wirtschaftsregion<br />
und die Stadt Langenburg zu einer touristischen<br />
Top-Destination entwickelt, wo es sich hervorragend<br />
Leben und Arbeiten lässt.<br />
In diesem Sinne eine weiterhin gedeihliche Entwicklung<br />
für Kreis und Stadt!<br />
Wolfgang Class<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 1.957<br />
Fläche: 31,4 km 2<br />
Teilorte: Langenburg, Atzenrod,<br />
Bächlingen, Nesselbach, Oberregenbach,<br />
Unterregenbach, Ludwigsruhe,<br />
Neuhof, Hürden<br />
Bürgermeister: Wolfgang Class (59)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Schloss<br />
Langenburg mit dem Deutschen<br />
Automuseum und Schlossmuseum,<br />
Krypta und Grabungsmuseum Unterregenbach,<br />
Löchnersche Schmiede<br />
Langenburg<br />
3 größte Vereine: TSV Langenburg,<br />
Freibadfreunde Langenburg,<br />
FC Langenburg<br />
3 größte Unternehmen: Mawell<br />
Resort, Farmbau, Firma Großeibl<br />
Drei Sonntagsspaziergänge<br />
Freizeit Die Rekordzahl an Übernachtungen ist im Mawell Resort<br />
begründet, aber auch in der Vielzahl potenzieller Lieblingsorte.<br />
Langenburg. Lust auf einen Sonntagsspaziergang<br />
in Langenburg?<br />
Das bedeutet nicht zwangsläufig<br />
die zum Schloss hinführende barocke<br />
Prachtstraße. Vor allem im<br />
Sommer ist es auch im Schatten<br />
der Nordmauer sehr angenehm.<br />
Erste Station ist der Wehrturm im<br />
Nordosten der mittelalterlichen<br />
Stadtmauer, der Spital war, ein<br />
Gefängnis und nicht zuletzt vielen<br />
Familien ein Daheim. Der gut<br />
gepflegte Pfad am Fuß der Mauer<br />
wurde vom früheren Bürgermeister<br />
Dieter Klapschuweit augenzwinkernd<br />
„Philosophenweg“<br />
genannt, bekannt ist er auch als<br />
Reitweg: Es gibt eine direkte Verbindung<br />
zum Marstall – heute das<br />
Deutsche Automobilmuseum –;<br />
die Fürstenfamilie und ihre Gäste<br />
ritten selten die Hauptstraße<br />
entlang, um mit ihren Rössern<br />
über den Suhlberg in den Wald<br />
zur Jagd zu kommen. Am Ende<br />
des Weges stehen das Schloss mit<br />
seinen Türmen und dem Blick<br />
aufs Jagsttal; wem der Sinn eher<br />
nach einer Tasse Kaffee oder einem<br />
Erdbeereis im Wibeles-Haus<br />
steht, kann bereits vorher den<br />
Treppen-Durchlass am Philosophenkeller<br />
nehmen – um dann<br />
vermutlich erstmal in der malerischen<br />
Hinteren Gasse zu verharren,<br />
in der sich über Jahrzehnte<br />
so wenig verändert hat.<br />
Auf die Sonnenseite<br />
Wer die Sonnenseite sehen und<br />
genießen will, buchstäblich, überquert<br />
die Hauptstraße und findet<br />
dort viel mehr als den Blick übers<br />
Jagsttal, für den die Stadt bekannt<br />
ist. Unter anderem lockt dort das<br />
Rumänenhäusle; und es ist nur<br />
schwer vorstellbar, dass Hohenlohe<br />
irgendwo schöner ist. Aber<br />
Langenburg ist so viel mehr als<br />
der die kleine Stadt überm Jagsttal.<br />
Die Archenbrücken – uralte<br />
oder irgendwann erneuerte überdachte<br />
Holzbrücken – führen im<br />
Tal über die Jagst und zur großen<br />
Basilika in Unterregenbach.<br />
Das ist eine dreischiffige Kirche<br />
mit <strong>Hall</strong>enkrypta, die Jahrhundertelang<br />
vergessen war und bis heute<br />
Rätsel aufgibt.<br />
Romantik und Natur<br />
Wer’s gerne romantisch hat, kann<br />
auf den Spuren des „Seelchens“<br />
wandern, der Hauptfigur aus<br />
Agnes Günthers Roman „Die Heilige<br />
und ihr Narr“, der Langenburg<br />
einst berühmt gemacht hat.<br />
Vom Wanderparkplatz Tränkbuck<br />
bei Azenrot aus geht’s rechter<br />
Hand zu uralten Eichen und zu<br />
einem Märchenwald mit Totholz,<br />
Pilzen, Moosen, Farnen und Zittergras-Segge.<br />
Auf der linken Seite<br />
führt ein alter Reitweg der<br />
Fürstenfamilie zur Kastanienallee<br />
und dann zur Jagdhütte, die im<br />
Roman eine so entscheidende<br />
Rolle spielt. Wer der Natur den<br />
Vorzug gibt vor dem Seelchen<br />
und seinem Waldhaus, geht dann<br />
weiter auf den von Ehrenamtlichen<br />
angelegten Seelchenweg mit<br />
vielen kleinen Brücken, der ein<br />
Naturparadies mit mehreren<br />
Tümpeln erschließt. Ringelnattern<br />
und Unken sind hier daheim,<br />
Schmetterlinge, Heupferde, Libellen.<br />
Das Raue Weidenröschen<br />
und das Wiesenkönigin genannte<br />
Mädesüß blühen, Tollkirsche<br />
und Gilbweiderich: Farben und<br />
Gerüche, soviel die Sinne aufnehmen<br />
können. Manchmal ist die<br />
Natur so kitschig schön, wie’s<br />
kein Buch vermag.<br />
bt<br />
Info Informationen und weitere Ausflugstipps<br />
gibt es unter Langenburg.de<br />
Fritz Abel, der die Wege freihält, auf den Spuren von Agnes Günther<br />
und ihrer Romanheldin.<br />
Foto: Birgit Trinkle
MAINHARDT<br />
Seite 31<br />
In moderne, digitalisierte Schule investiert<br />
Vielfalt Während Erholungssuchende die malerische Landschaft genießen, setzt sich der Gemeinderat für eine fortschrittliche Entwicklung<br />
der Kommune ein. Der größte Akt ist die aufwändige Sanierung der Helmut-Rau-Schule. Von Corinna Janßen<br />
Der Mainhardter Wald ist<br />
bei Erholungssuchenden<br />
aus nah und fern ein beliebtes<br />
Ziel, um vom Alltag<br />
abzuschalten. Verträumte Täler,<br />
malerische Wälder, Wiesen<br />
und Gewässer, der Fuxi-Erlebnispfad,<br />
aber auch das UNESCO-<br />
Welterbe Limes laden zum Verweilen<br />
und Entdecken ein. Mainhardt<br />
ist Luftkurort und Teil des<br />
Naturparks <strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald. Die Gemeinde hat jedoch<br />
noch viel mehr zu bieten als<br />
eine schöne Natur mit unzähligen<br />
Wanderwegen und interessanter<br />
Kultur: Im letzten Jahrzehnt stieg<br />
die Lebensqualität für die Bürgerschaft<br />
stetig. Neue Bau- und Gewerbegebiete<br />
entstanden, Einkaufsmöglichkeiten<br />
kamen hinzu.<br />
Ein Vollsortimenter möchte sich<br />
in naher Zukunft niederlassen.<br />
Jetzt sind wir mit<br />
der Sanierung<br />
der Helmut-Rau-<br />
Schule auf der<br />
Zielgeraden.<br />
Damian Komor<br />
Bürgermeister von Mainhardt<br />
Innerorts hat die 2018 gegründete<br />
Kommunalbau Mainhardt<br />
GmbH 36 Wohnungen gebaut.<br />
„Die Gemeinde hat Grundstücke<br />
erworben. Wir konnten diese gut<br />
überplanen und tolle Projekte<br />
verwirklichen“, freut sich Damian<br />
Komor, seit 2010 Bürgermeister<br />
der Kommune, über die Schaffung<br />
von Wohnraum. Die Nachverdichtung<br />
in Mainhardt geht weiter.<br />
Ein Mammutprojekt für die<br />
6200-Seelen-Gemeinde ist die<br />
Der Gebäudekomplex der Helmut-Rau-Schule Mainhardt wird derzeit grundlegend saniert.<br />
Generalsanierung der Helmut-<br />
Rau-Schule. „2012 gab es im Gemeinderat<br />
den ersten Anstoß<br />
dazu“, berichtet Damian Komor.<br />
Das Schulgebäude war bereits <strong>50</strong><br />
<strong>Jahre</strong> alt, Brandschutz und die<br />
energetische Ausstattung entsprachen<br />
nicht mehr den geforderten<br />
Standards. 2020 wurde mit<br />
der Sanierung begonnen. „Jetzt<br />
sind wir auf der Zielgeraden“, ist<br />
der Bürgermeister froh. Geplant<br />
war mit Investitionskosten von<br />
17,4 Millionen Euro, tatsächlich<br />
werden es nun knappe 19 Millionen<br />
Euro. 13 Millionen Euro muss<br />
die Gemeinde selbst stemmen.<br />
Das treibt die Pro-Kopf-Verschuldung<br />
enorm nach oben. Komor<br />
rechnet an die 3000 Euro bis Ende<br />
<strong>2023</strong>.<br />
Kindergarten-Plätze gefragt<br />
Parallel zur Sanierung der Grundund<br />
Realschule entstand im<br />
Hauptort eine neue Kita, die mit<br />
dem Altbau des Schultheiß-Huzele-Kindergartens<br />
verbunden<br />
ist. „Das war nötig, da wir aus allen<br />
Nähten geplatzt sind“, berichtet<br />
das Gemeindeoberhaupt. Die<br />
Nachfrage ist so hoch, dass im<br />
Moment eine fünfte Gruppe eröffnet<br />
wird. Generalsaniert wurde<br />
2016/2017 das idyllisch gelegene<br />
Mineralfreibad, ein weiteres<br />
Highlight, das die Kommune zu<br />
bieten hat.<br />
„Wir haben in den letzten zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n auch knapp vier Millionen<br />
Euro in die Trinkwasserversorgung<br />
investiert“, zählt Komor ein<br />
weiteres Projekt auf. Vor zwei<br />
<strong>Jahre</strong>n wurde begonnen, die Ortsdurchfahrt<br />
von Mainhardt zu sanieren.<br />
Das verlangt den Bürgern<br />
und Gewerbetreibenden bis heute<br />
viel Geduld ab, denn immer<br />
wieder kommt es zu Sperrungen<br />
von einzelnen Abschnitten. Der<br />
Breitbandausbau schreitet ebenfalls<br />
voran. Bald sind auch die<br />
Weiler mit schnellem Internet<br />
versorgt.<br />
Drohnenfoto: Ufuk Arslan<br />
Das Gewerbegebiet Äußerer<br />
Eichwald wird um rund 11 000<br />
Quadratmeter erweitert. „Wir<br />
möchten ermöglichen, dass der<br />
Waldbauverein dort sein Heizwerk<br />
bauen kann“, erläutert der<br />
Bürgermeister. Das Ziel sei, am<br />
Ortseingang von Mainhardt ein<br />
Heizwerk mit Hackschnitzeln zu<br />
betreiben, das den Ort versorgt.<br />
„Im Moment hängen schon 60<br />
Haushalte dran.“ Im nächsten<br />
Schritt sollen die öffentlichen Gebäude<br />
angeschlossen werden. Die<br />
Hackschnitzel stammen aus nachhaltigem<br />
Holz vom Mainhardter<br />
Wald. „Wir haben uns auf den<br />
Weg gemacht, verstärkt Energie<br />
einzusparen“, betont Komor. Beispielsweise<br />
wird die Straßenbeleuchtung<br />
auf LED umgestellt<br />
und in Fotovoltaikanlagen auf Dächern<br />
investiert. „Wir sparen im<br />
Jahr dadurch circa 70 000 Euro<br />
ein.“ Jedes Jahr werden in verschiedenen<br />
Aktionen Bäume gepflanzt<br />
und aufgeforstet.<br />
Tolle Vereinsstruktur<br />
„Mainhardt hat eine tolle Vereinsstruktur“,<br />
betont der Bürgermeister.<br />
Viele Ehrenamtliche bringen<br />
sich mit hohem Engagement ein.<br />
Tolle Angebote sind für den<br />
Nachwuchs wie für die ganze Familie<br />
entstanden und werden<br />
ständig erweitert. Auch die Senioren<br />
kommen dabei nicht zu kurz.<br />
Die vielen Vereine sorgen für eine<br />
lebendige Gemeinschaft. Vor allem<br />
die Ortsgruppe Mainhardt<br />
des <strong>Schwäbisch</strong>en Albvereins bietet<br />
übers Jahr zahlreiche Programmpunkte<br />
für alle Generationen.<br />
Römer- und Pahl-Museum<br />
laden Geschichts- und Kulturinteressierte<br />
ein. DRK, DLRG und<br />
die Feuerwehr sorgen für die Sicherheit<br />
der Bevölkerung. Die älteren<br />
Bewohner genießen den<br />
kostenlosen Service des Seniorenmobils,<br />
das 2015 an den Start<br />
ging. „Das gab es so noch nirgendwo“,<br />
weiß Komor. Auf Anhieb<br />
hätten sich 15 Ehrenamtliche gefunden,<br />
die das Projekt koordinieren<br />
und die Senioren befördern.<br />
Mittlerweile wirken über 20 Personen<br />
mit.<br />
Einer großen Festlichkeit fiebern<br />
die Mainhardter heute schon<br />
entgegen: 2027 feiert die Gemeinde<br />
ihr 1000-jähriges Bestehen. Es<br />
soll ein „riesiges Jubiläumsjahr“<br />
werden, macht der Bürgermeister<br />
neugierig.<br />
Wo Räuber ihr Unwesen treiben<br />
Kultur Der Verein Laienschauspiel Mainhardter Wald erweckt ein<br />
dunkles Kapitel der örtlichen Geschichte zum Leben.<br />
Mainhardt. Seit fast 20 <strong>Jahre</strong>n treiben<br />
die Räuber vom Mainhardter<br />
Wald ihr Unwesen. Tatort: die<br />
Spielwiese beim Gögelhof. Auftraggeber:<br />
der Verein Laienschauspiel<br />
Mainhardter Wald. Dessen<br />
Mitglieder haben es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, jeden Sommer mit<br />
einem Freilicht-Theaterstück an<br />
die 65 Mann starke Räuberbande<br />
zu erinnern, die zwischen 17<strong>50</strong><br />
und 1773 in der Gegend ihr Unwesen<br />
trieb und in der Bevölkerung<br />
für Angst und Schrecken sorgte.<br />
Die Idee war geboren<br />
Auf die Idee, Egil Pastors historische<br />
Aufarbeitung „Die Räuber<br />
vom Mainhardter Wald“ als<br />
Grundlage für ein Theaterstück<br />
heranzuziehen, kam dem auf dem<br />
Gögelhof bei Ammertsweiler lebenden<br />
Martin Herrmann. Ein<br />
Kapitel dunkle Mainhardter Geschichte<br />
wurde so wieder lebendig.<br />
Durch seine alljährlichen<br />
Aufführungen trägt der Verein<br />
seither als ständige Einrichtung<br />
zur Bereicherung des hiesigen<br />
Kulturangebots bei.<br />
Positive Resonanz, gute Ideen<br />
Im Herbst 2002 hatte Herrmann<br />
erste Gespräche mit Achim Plato,<br />
dem damaligen Intendanten<br />
der <strong>Hall</strong>er Freilichtspiele, sowie<br />
Alt-Bürgermeister Karl-Heinz<br />
Hedrich. „Getragen von der positiven<br />
Resonanz und den guten<br />
Ideen aus den Gesprächen wurde<br />
das Konzept eines Laienschauspiels<br />
in Form eines Freilichttheaters<br />
am historischen Spielort im<br />
Gögelhof geboren“, schreibt der<br />
Verein auf seiner Homepage.<br />
Zur öffentlichen Vorstellung<br />
der Projektidee kamen am 23. November<br />
2002 rund 30 Schauspielbegeisterte<br />
und Neugierige aus<br />
Mainhardt und der Umgebung.<br />
Am 24. März 2003 wurde der gemeinnützige<br />
Verein gegründet.<br />
„Wir alle – sowohl aktive Spieler<br />
als auch Beteiligte hinter den Kulissen<br />
– waren fasziniert von dem<br />
Gedanken, bei einem Theaterstück<br />
mitzuwirken, das die Geschichte<br />
der Räuber vom Mainhardter<br />
Wald erzählt“, heißt es<br />
vom Verein. Das Stück wurde als<br />
Stationentheater angelegt. Auf<br />
der Spielwiese sind in der Regel<br />
sieben verschiedene Spielflächen,<br />
so müssen die Zuschauer ihren<br />
Standort immer wieder wechseln<br />
und erleben unterschiedliche Perspektiven.<br />
Es geht ums nackte Überleben<br />
Martin Herrmann erzählt in dem<br />
Stück von der Not der Menschen<br />
im Mainhardter Wald zur Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts. Um ihre<br />
Kinder satt zu bekommen, wurden<br />
brave Bürger zu Halunken. Es<br />
heißt, dass es sich erst nur um<br />
kleine, harmlose Diebstähle handelte.<br />
Doch dann wurden die Räuber<br />
immer dreister, erste Überfälle<br />
folgten, das Morden begann.<br />
Ein Großteil der Räuberbande<br />
konnte überführt werden und<br />
wurde hingerichtet.<br />
Premiere hatten „Die Räuber<br />
vom Mainhardter Wald“ übrigens<br />
im Sommer 2004. Das Ensemble<br />
wurde bejubelt – das ist bis heute<br />
so geblieben. Nachwuchs gibt<br />
es auch: 2007 hatten die Theaterkids<br />
ihre erste Premiere.<br />
Corinna Janßen<br />
Info In dieser Theatersaison kommt<br />
das Stück „Aufstand im Mainhardter<br />
Wald – Von Rebellen zu Räubern“ zur<br />
Aufführung. Premiere ist am 16. Juni. Der<br />
Nachwuchs zeigt am 24. Juni und 1. Juli<br />
„Aschenputtel“. Weitere Informationen<br />
und Ticketservice unter www.<br />
laienschauspiel-mainhardt.de<br />
Das Stück „Aufstand im Mainhardter Wald“ wird diesen Sommer wieder<br />
beim Gögelhof gespielt.<br />
Foto: Archiv/Corinna Janßen<br />
Mainhardt<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Mainhardt<br />
Hauptstraße 1<br />
74535 Mainhardt<br />
Tel: 07903 91<strong>50</strong>-0<br />
rathaus@mainhardt.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Mainhardt<br />
In diesem Jahr feiert unser <strong>Landkreis</strong> seinen <strong>50</strong><br />
Geburtstag. Im Namen der Gemeinde Mainhardt<br />
gratuliere ich zur „Goldenen Hochzeit“ und<br />
wünsche unserem <strong>Landkreis</strong> alles Gute, vor allem<br />
weiterhin eine so positive Gesamtentwicklung.<br />
Die Gemeinde Mainhardt hat in der Vergangenheit<br />
von dieser Entwicklung profitiert. Speziell bei<br />
den Themen, die im <strong>Landkreis</strong> gebündelt wurden,<br />
wenn man da nur an die Touristikgemeinschaft,<br />
die Wirtschaftsförderung oder den Zweckverband<br />
Breitband denkt.<br />
Zurückblickend waren die Gebietsreformen nicht<br />
immer ganz so einfach. Auch der Zusammenschluss<br />
der ehemals selbständigen Gemeinden<br />
in Mainhardt verlief nicht reibungslos. Es gab<br />
Bedenken und man musste viel Überzeugungsarbeit<br />
leisten. Ich danke meinen Amtsvorgängern<br />
Herren Bürgermeister Helmut Rau, Helmuth<br />
Heinzel, Dieter Wieland und Karl-Heinz Hedrich<br />
sowie allen, die in den vergangenen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n als<br />
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, Ortsvorsteherinnen<br />
und Ortsvorsteher, Ortschaftsrätinnenund<br />
Ortschaftsräte in der Verantwortung standen,<br />
ganz herzlich für ihr Engagement. Ausdrücklich<br />
beziehe ich in meinen Dank die Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger in allen Ortsteilen mit ein. Sie<br />
tragen nicht zuletzt in vielen Vereinen, Organisationen<br />
und Einrichtungen ganz wesentlich<br />
dazu bei, unsere Gemeinde lebendig, lebens- und<br />
liebenswert zu halten – eine attraktive Luftkurortgemeinde<br />
am Limes.<br />
Wir alle sind ein Teil des <strong>Landkreis</strong>es und prägen<br />
gemeinsam unsere Zukunft. Schauen wir nach<br />
vorne und packen es gemeinsam an.<br />
Damian Komor<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 6.208<br />
Fläche: 58,69 km 2<br />
Teilorte: Luftkurort Mainhardt,<br />
Ammertsweiler, Erholungsort<br />
Bubenorbis, Erholungsort Geißelhardt,<br />
Hütten<br />
Bürgermeister: Damian Komor (39)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Limesnachbau<br />
mit Palisade, Wall und Graben, Pahl-<br />
Museum, Schlössle mit Römermuseum<br />
3 größte Vereine: VfL Mainhardt,<br />
1041 Mitglieder; SSV Geißelhardt,<br />
668 Mitglieder; DLRG OG Mainhardt,<br />
438 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Lindenhof<br />
Alten- und Pflegeheim GmbH, 255<br />
Mitarbeiter; ADGA – Adolf Gampper<br />
GmbH, 1<strong>50</strong> Mitarbeiter; aqua Römer<br />
Standort Mainhardt, 120 Mitarbeiter;<br />
Gemeinde, 161 Mitarbeiter
MICHELBACH/BILZ<br />
Seite 32<br />
Beliebt bei<br />
jungen Familien<br />
Entwicklung Ein Schlossinternat, eine leistungsstärkste PV-Anlagen<br />
und eine Firma mit Niederlassungen weltweit: Im kleinen Michelbach<br />
ist Großes geboten. Von Beatricve Schnelle<br />
Als Werner Dörr erstmals<br />
zum Bürgermeister von<br />
Michelbach/Bilz gewählt<br />
wurde, war der<br />
Kindergarten in Gschlachtenbretzingen<br />
eines der Wahllokale. Eltern<br />
hätten ihm berichtet, dort<br />
habe der Regen durchs Dach auf<br />
die Stimmzettel getropft, erinnert<br />
sich der Rathauschef. Die Instandsetzung<br />
des maroden Gebäudes<br />
war eines seiner Wahlkampfversprechen,<br />
die er dann<br />
auch als Erstes umsetzte. Rund 2,5<br />
Millionen Euro habe die Gemeinde<br />
damals in die Sanierung der<br />
zwei kommunalen Kindergärten<br />
und des evangelischen Kindergartens<br />
investiert. Der Michelbacher<br />
Kindergarten wurde dabei um<br />
zwei Gruppen erweitert.<br />
Auf Vordermann gebracht<br />
Als nächstes sei die Schulturnhalle<br />
mit 700 000 Euro dran gewesen,<br />
blickt Dörr zurück. Auch andere<br />
wichtige Infrastruktur musste<br />
auf Vordermann gebracht werden.<br />
Das Projekt „Zentralisierung<br />
der Kläranlage“ stand ab 2017 mit<br />
4,4 Millionen Euro auf der Liste.<br />
Als Wohnort erfreue sich die Gemeinde<br />
mit ihren knapp 4000 Einwohnern<br />
großer Beliebtheit.<br />
„Bauplätze in den Neubaugebieten,<br />
aber auch Bestandshäuser in<br />
Ortslage wurden und werden bei<br />
uns ruckzuck verkauft, oft an junge<br />
Familien“, freut sich Dörr.<br />
Große Gewerbebetriebe, deren<br />
Gewerbesteuer die Michelbacher<br />
Haushaltskasse aufbessern könnten,<br />
sind dagegen rar. Der Gips-<br />
Wandbauplattenhersteller VG-<br />
Orth ist in Burgbretzingen angesiedelt.<br />
Das Textilmaschinenbauunternehmen<br />
Fong’s, in dem das<br />
frühere Unternehmen Then aufgegangen<br />
ist, besteht bis heute im<br />
Gewerbegebiet Gschlachtenbret-<br />
Seit 2014 gehört<br />
Michelbach offiziell<br />
zum Naturpark<br />
<strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald.<br />
zingen. Rudolf Then, nach dem<br />
die große Mehrzweckhalle und<br />
eine Straße in Michelbach benannt<br />
sind, hatte in den 19<strong>50</strong>er-<br />
<strong>Jahre</strong>n dort eine Firma mit Weltruf<br />
etabliert und Michelbach damals<br />
zu einer wohlhabenden Gemeinde<br />
gemacht. Ob die Fong’s<br />
Europe GmbH, die laut ihrer Internetseite<br />
dutzende Niederlassungen<br />
auf sechs Kontinenten betreibt,<br />
heute in Michelbach überhaupt<br />
noch Gewerbesteuer bezahlt,<br />
unterliegt dem<br />
Steuergeheimnis und darf von der<br />
Gemeindeverwaltung nicht bekannt<br />
gegeben werden. „Es ist<br />
klar, dass wir keine große Industrie<br />
bei uns ansiedeln können“,<br />
sagt Dörr zum Wirtschaftsstandort<br />
Michelbach. „Aber unser Ziel<br />
ist es, dass heimische Handwerken<br />
bei uns gute Möglichkeiten<br />
vorfinden.“ Dies sei in letzter Zeit<br />
auch zunehmend gelungen.<br />
Zu den Schmuckstücken der<br />
Gemeinde zählt das Schlossareal<br />
des Evangelischen Schulzentrums<br />
Michelbach (ESZM). Das um 1628<br />
entstandene, denkmalgeschützte<br />
Internatsgebäude war von 2020<br />
bis 2021 kernsaniert worden. Seit<br />
2017 besteht eine Kooperation<br />
zwischen dem ESZM und der<br />
American-Football-Abteilung der<br />
TSG <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, die regulären<br />
Schulunterricht mit der<br />
Ausbildung des Football-Nachwuchses<br />
verbindet. Das Angebot<br />
sei bei den Schülern enorm beliebt,<br />
weiß Dörr. Stolz ist er auch<br />
darauf, dass Michelbach seit 2014<br />
offiziell in den Naturpark <strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald aufgenommen<br />
wurde: „Das war für uns<br />
ein wichtiger Schritt, um den<br />
Tourismus bei uns weiterzuentwickeln.“<br />
In Sachen erneuerbare Energien<br />
ist Michelbach eine Vorzeigegemeinde.<br />
Eine der größten<br />
Freiflächen-Fotovoltaikanlagen<br />
des <strong>Landkreis</strong>es, die Solarpark<br />
Michelbach GmbH, entstand 2010<br />
an der Klingenhalde. 2021 eröffneten<br />
die <strong>Hall</strong>er Stadtwerke direkt<br />
daneben auf 1,2 Hektar eine<br />
zweite, fast genauso große PV-<br />
Anlage. Rein rechnerisch können<br />
die fast 4000 Solarmodule rund<br />
480 Haushalte mit umweltschonender<br />
Energie aus der Region<br />
versorgen.<br />
Fongs Europe und die vorgelagerte Wohnbebauung in Gschlachtenbretzingen ist auf diesem Luftbild aus<br />
dem vergangenen Jahr gut zu erkennen.<br />
Drohnenfoto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
Michelbach<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Michelbach/Bilz<br />
Hirschfelder Straße 13<br />
74544 Michelbach an der Bilz<br />
Tel. 0791 93210-0<br />
info@michelbach-bilz.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Michelbach<br />
Im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg<br />
in den <strong>Jahre</strong>n 1968 – 1975 sind nicht nur viele kleine<br />
Gemeindestrukturen zu größeren verwaltungstechnisch<br />
sinnvolleren und leistungsfähigeren Einheiten<br />
gebündelt worden, daneben wurde auch<br />
die Kreisreform eingeleitet, die dann 1973 durchgeführt<br />
wurde. Die neuen Strukturen dieser Reform<br />
haben sich bis heute gut bewährt.<br />
Alle damals neu gebildeten Kommunen und <strong>Landkreis</strong>e<br />
haben sich sicher auch dank der guten Zusammenarbeit<br />
sehr positiv entwickelt. Auch die<br />
Gemeinde Michelbach/Bilz hat hiervon profitiert<br />
und daher darf ich mich an dieser Stelle beim<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> für das gute Miteinander<br />
sehr herzlich bedanken und wünsche uns ein<br />
WEITER SO.<br />
Werner Dörr<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3.<strong>50</strong>3<br />
Fläche: 17,69 km²<br />
Teilorte: Michelbach, Hirschfelden,<br />
Gschlachtenbretzingen, Rauhenbretzingen<br />
Bürgermeister: Werner Dörr (60)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Michelbacher<br />
Schloss, Schenkenbrunnen vor der<br />
Rudolf-Then-<strong>Hall</strong>e, Dorfplatz<br />
Michelbach<br />
3 größte Vereine: TSV Michelbach/Bilz,<br />
1012 Mitglieder; LandFrauen Michelbach/Bilz,<br />
230 Mitglieder; TC Tennisclub<br />
Michelbach/Bilz, 1<strong>50</strong> Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Fong´s Europe<br />
GmbH, 1<strong>50</strong> Mitarbeiter; VG-Orth GmbH<br />
& Co.KG, 100 Mitarbeiter;<br />
Venta Luft- und Wärmetechnik GmbH,<br />
<strong>50</strong> Mitarbeiter<br />
Ohne Kredite geht es nicht<br />
Ausblick Finanziell muss sich Michelbach nach der Decke strecken.<br />
In Sachen Bautätigkeit geht in der Gemeinde aber einiges voran.<br />
Michelbach/Bilz. Diverse Großprojekte<br />
stehen auf der Michelbacher<br />
Agenda. Im Neubaugebiet<br />
Straßenäcker, das kommendes<br />
Jahr erschlossen werden soll,<br />
wird die Supermarktkette Netto<br />
am nördlichen Ortsrand von Michelbach<br />
auf 1000 Quadratmetern<br />
einen Lebensmittelmarkt mit Bäcker<br />
und Postfiliale errichten. Der<br />
Vertrag ist bereits unterschrieben.<br />
Lange hatte die Gemeinde<br />
um einen Standort für die Nahversorgung<br />
gerungen. Zuletzt war<br />
im Frühjahr 2021 die Ansiedlung<br />
von Netto am südlichen Ortsrand<br />
von Michelbach am Widerstand<br />
zweier Grundstückseigentümer<br />
gescheitert. Der Dorfladen hatte<br />
im Frühjahr 2022 nach mehr als<br />
30 <strong>Jahre</strong>n geschlossen. Zurzeit<br />
bietet ein kleiner Hofladen im<br />
Hauptort die einzige Einkaufsmöglichkeit.<br />
In Gschlachtenbretzingen will<br />
die Firma Wohnvoll AG auf dem<br />
Gelände der früheren Firma PS<br />
Mako eine Seniorenwohnanlage<br />
mit Tagespflegeeinrichtung, Arztpraxen,<br />
Apotheke, Restaurant, Bibliothek<br />
und Fitness-Studio errichten.<br />
Beschlossene Sache ist<br />
auch die grundlegende Sanierung<br />
der Rudolf-Then-<strong>Hall</strong>e für rund<br />
4,5 Millionen Euro. Noch diesen<br />
Sommer sollen die umfangreichen<br />
Bauarbeiten beginnen.<br />
Das liebe Geld bleibt bis auf<br />
Weiteres ein Problem in Michelbach.<br />
Im Haushaltsjahr <strong>2023</strong> wird<br />
im Ergebnishaushalt mit einem<br />
Defizit von 460 000 Euro gerechnet.<br />
In der mittelfristigen Finanzplanung<br />
bis 2026 sind Investitionen<br />
in Höhe von 16,2 Millionen<br />
Euro eingeplant. Hierfür benötigt<br />
die Gemeinde nach derzeitigem<br />
Stand rund 7,15 Millionen Euro an<br />
Krediten. Nach Aufforderung der<br />
Kommunalaufsicht des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> muss die Gemeinde<br />
bis Ende September ein<br />
verbindliches Konsolidierungskonzept<br />
erstellen. Die Behörde<br />
räumte indes auch ein, dass notwendige<br />
und zukunftsweisende<br />
Investitionen in die Infrastruktur<br />
und kommunale Entwicklung die<br />
Ursache für den finanziellen Engpass<br />
sind.<br />
cito<br />
Mystisch: Michelbachs<br />
Schenkenbrunnen bei Nacht<br />
Der bekannte <strong>Hall</strong>er Bildhauer Hermann Koziol hat den<br />
Schenkenbrunnen vor der Rudolf-Then-<strong>Hall</strong>e in Michelbach/Bilz<br />
erschaffen. Bei dem Werk handelt es sich um<br />
eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Ort. Es ist<br />
aus Anlass des 100-jährigen Betriebsjubiläums der Gipswerke<br />
Mack von dem Unternehmen der Gemeinde gestiftet<br />
worden. „Das Kunstwerk soll nicht zuletzt daran erinnern,<br />
dass die bekannte Gipsdiele von Michelbach aus ihren<br />
Weg rund um die Welt genommen hat. Die einzelnen<br />
Motive des Brunnenrings zeigen wichtige Abschnitte aus<br />
der Entwicklung der Gemeinde, die 426 <strong>Jahre</strong> lang unter<br />
der Herrschaft der Schenken von Limpurg gestanden<br />
hat“, ist dazu auf der Website der Gemeinde zu lesen.<br />
Foto: Archiv
MICHELFELD<br />
Seite 33<br />
Viel investiert<br />
und erreicht<br />
Rückblick In den vergangenen <strong>Jahre</strong>n wurden in Michelfeld dank der<br />
guten finanziellen Rahmenbedingungen und der vorausschauenden<br />
Politik große Infrastrukturprojekte umgesetzt. Von Maya Peters<br />
Michelfeld hat in den zurückliegenden <strong>Jahre</strong>n bemerkenswert investiert, beispielsweise in die neue Sporthalle,<br />
in Kindertagesstätten oder die Grundschule.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
In unser modernes Freisportgelände<br />
an der Roten Steige<br />
und das <strong>Hall</strong>ensportzentrum<br />
in der Ortsmitte Michelfeld<br />
haben wir rund sechs Millionen<br />
Euro investiert. Das war ein großer<br />
Wurf“, so Bürgermeister<br />
Wolfgang Binnig. Im Jahr 2009<br />
entstand das erste Kunstrasenspielfeld<br />
im <strong>Landkreis</strong>, 2011 die<br />
zweite große Sporthalle, 2013 das<br />
neue Sportheim und 2015 das Bewegungsareal<br />
rund um die Grundschule.<br />
„Letzteres ist so beliebt,<br />
dass es seither auch Auswärtige<br />
aus den umliegenden Gemeinden<br />
anzieht“, weiß Binnig. Der 56-Jährige<br />
ist seit 2001 Bürgermeister in<br />
Michelfeld.<br />
Eine von fünf<br />
Pilotkommunen<br />
im Land.<br />
Bereits 2008 war Michelfeld<br />
eine von fünf Pilotkommunen in<br />
Baden-Württemberg beim Projekt<br />
„Gesund aufwachsen – gesund leben“.<br />
Dazu gehört neben Maßnahmen<br />
in den Kindertagesstätten<br />
und an der Grundschule auch<br />
der Ausbau von Bewegungsmöglichkeiten<br />
wie neue Freizeiteinrichtungen<br />
oder Wanderwege.<br />
Die Natur ist in Michelfeld<br />
schnell zu erreichen. „Gerade der<br />
Kulturlandschaftspfad Gnadental<br />
ist ein echtes touristisches Highlight<br />
rund um das ehemalige<br />
Kloster mit seiner reichen Geschichte<br />
ab 1237 und der Gastronomie<br />
am Wegesrand“, erläutert<br />
der Schultes.<br />
Brand zerstört fast alles<br />
Nicht immer lief alles rund. „Ein<br />
echter Schicksalsschlag war der<br />
verheerende Großbrand im Bauhof<br />
im September 2016“, seufzt er.<br />
Michelfeld konnte seine kommunalen<br />
Pflichten nicht mehr erfüllen,<br />
da nicht nur das Gebäude,<br />
sondern auch der Fuhrpark und<br />
die Geräte verbrannten. „Das war<br />
ein Kampf. Und wir im Grunde<br />
von heute auf morgen nicht mehr<br />
handlungsfähig. Außer wenigen<br />
Arbeitsgeräten war nichts mehr<br />
da“, blickt der Bürgermeister zurück.<br />
Erst 2019 konnte das neue<br />
Bauhofareal Erlin eingeweiht<br />
werden, das rund zwei Millionen<br />
Euro kostete.<br />
Parallel wurde die Erweiterung<br />
und Modernisierung der neuen<br />
Grundschule gestemmt. „Wir haben<br />
nun eine topmoderne Schule<br />
im Bestand von 1954 und einen<br />
Anbau geschaffen. Somit sind wir<br />
für die Zukunft gewappnet“, freut<br />
sich Binnig. Alle weiterführenden<br />
Schulen befinden sich im <strong>Hall</strong>er<br />
Westen.<br />
Wohnbauschwerpunkte lagen<br />
im Bereich Steinäcker und Lange<br />
Äcker. Wohnflächen sind auch<br />
durch Innenentwicklungen in den<br />
Teilorten entstanden. Weitere<br />
werden derzeit geschaffen.<br />
Möglich seien solche großen<br />
Infrastrukturprojekte, zu denen<br />
das 2016 eingeweihte funkelnde<br />
Feuerwehrmagazin am Ortseingang<br />
Michelfeld zählt, auch durch<br />
die finanziell guten Rahmenbedingungen<br />
der Gemeinde. Bis<br />
2019 war die Gemeinde schuldenfrei.<br />
Die Pro-Kopf-Verschuldung<br />
betrug Ende 2022 etwa 360 Euro.<br />
Mit der Kerz verfügt Michelfeld<br />
schon lange über ein boomendes<br />
Zentrum für Dienstleistung,<br />
Handel, medizinische Versorgung,<br />
Industrie und Handwerk.<br />
„Eine solche Vollversorgung<br />
in dieser Qualität und Dimension<br />
ist ein Segen“, betont der Schultes.<br />
Der in der Folge entstandene<br />
Gewerbepark West sei zudem ein<br />
gutes Beispiel interkommunaler<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, Rosengarten<br />
und Michelfeld. „Und mit dem<br />
Haus Wiesenblick konnten wir<br />
2020 sogar eine moderne Senioreneinrichtung<br />
nach Michelfeld<br />
bringen“, freut er sich über diesen<br />
Meilenstein.<br />
2012 wurde die Energieversorgung<br />
Michelfeld mit den Stadtwerken<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> gegründet.<br />
Der Windpark Rote Steige,<br />
eingeweiht 2018, trage maßgeblich<br />
dazu bei, bald 100 Prozent erneuerbare<br />
Energien in der Region<br />
erzeugen zu können. „Darüber,<br />
dass wir trotz der anfänglichen<br />
Widerstände klare kommunalpolitische<br />
Signale dafür ausgesandt<br />
haben, sind wir sehr froh“, blickt<br />
Bürgermeister Binnig zurück. In<br />
Kürze soll dieser sogar noch um<br />
zwei Windräder erweitert werden.<br />
Die Generationen im Blick<br />
Perspektiven In Michelfeld hat Familienpolitik einen hohen<br />
Stellenwert. Die demografische Entwicklung wird berücksichtigt.<br />
Michelfeld. „Wir haben einen<br />
reich gefüllten Zukunftsplan. Beispielsweise<br />
wollen wir ein generationenoffenes<br />
Wohnprojekt in<br />
Form einer Baugemeinschaft im<br />
Wiesenblick verwirklichen“, erzählt<br />
Bürgermeister Wolfgang<br />
Binnig nicht ohne Stolz.<br />
Neun Handlungsbereiche<br />
„Michelfeld 2035“ heißt der Gemeindeentwicklungsplan,<br />
der für<br />
neun Bereiche des kommunalpolitischen<br />
Handelns Leitlinien bereithält.<br />
„Denn Infrastrukturen<br />
muss man schaffen, bevor einen<br />
die Einwohnerentwicklung überrollt“,<br />
weiß Binnig. Während es<br />
bei seinem Antritt 2001 noch 3573<br />
Michelfelder Bürgerinnen und<br />
Bürger waren, sind es aktuell<br />
rund 3900. Die Zahl der Arbeitsplätze<br />
in der Gemeinde stieg im<br />
ähnlichen Zeitraum um rund 246<br />
Prozent auf 16<strong>50</strong>.<br />
„Im <strong>Landkreis</strong> haben wir die<br />
höchste Einkommensteuer pro<br />
Einwohner“, weiß Binnig. Und erklärt<br />
diese mit den optimalen<br />
Strukturen. „Beide Elternteile<br />
können durch unseren Ganztag<br />
und Flexibilität in der Kinderbetreuung<br />
verlässlich arbeiten“. Bis<br />
zu 200 Kinder in elf Gruppen haben<br />
Platz in den zwei Kindertagesstätten<br />
im Hauptort Michelfeld<br />
und der in Gnadental. „Bei<br />
uns bekommt jedes Kind nach<br />
den Wünschen der Eltern einen<br />
Kitaplatz “, so Binnig.<br />
In der erst jüngst renovierten<br />
neuen Grundschule, der größten<br />
Investition in der Gemeindegeschichte,<br />
seien alle Weichen gestellt,<br />
um ab 2026 den Rechtsanspruch<br />
auf Ganztagesbetreuung<br />
zu gewährleisten. Bereits seit 14<br />
<strong>Jahre</strong>n besteht dort ein flexibles<br />
Ganztagsangebot. Für die rund<br />
160 Schülerinnen und Schüler<br />
leistet sich die Gemeinde zudem<br />
mehrere Stellen als Bundesfreiwilligendienst<br />
oder Freiwilliges<br />
Soziales Jahr. „Wir wollen damit<br />
eine hohe Qualität halten“, unterstreicht<br />
Binnig. 26 kulturelle Vereine,<br />
Gruppen und die Kirchen<br />
gestalten das bunte Gemeindeleben<br />
mit.<br />
Mädchen und Jungen spielen in der Kindertagesstätte. In Michelfeld<br />
gibt es dazu viele Möglichkeiten. Symbolfoto: Marijan Murat/dpa<br />
Ortsmitte im Fokus<br />
Städtebaulich stehe derzeit die<br />
Ortsmitte Michelfeld im Fokus.<br />
Durch die entsprechende Förderkulisse<br />
habe man Zeit, Visionen<br />
umzusetzen, die aus dem Ideenwettbewerb<br />
dreier renommierter<br />
Büros aus dem Jahr 2019 hervorgingen,<br />
so Binnig. Eine Modernisierung<br />
oder ein Neubau des Rathauses<br />
sei an der Zeit. „Aber auch<br />
über das Bürgerhaus Gnadental<br />
und die Steinäckerhalle werden<br />
wir uns Gedanken machen“. Dabei<br />
stünde nicht die reine Sanierung<br />
im Vordergrund, sondern<br />
darüber hinaus ein zukunftstaugliches<br />
Raumprogramm.<br />
Noch mehr Schwung<br />
Da Michelfeld Schwerpunktgemeinde<br />
im Entwicklungsprogramm<br />
Ländlicher Raum ist, profitiere<br />
die Bürgerschaft noch bis<br />
2025 gerade in den Teilorten von<br />
Umgestaltungen oder Umbauten.<br />
„Das ist eine tolle Sache, in die<br />
gern noch mehr Schwung kommen<br />
darf“, findet der Schultes.<br />
Parallel werde das Wohnquartier<br />
Quartier Hochbühl mit innovativen<br />
Ansätzen entwickelt.<br />
„Ein ganz bedeutendes Thema<br />
für uns ist die Seniorenplanung.<br />
Die wird mit der gleichen konzeptionellen<br />
Stringenz wie die Familienpolitik<br />
bei uns einfließen und<br />
von einem Bürgerprojektteam unterstützt“,<br />
so Binnig. Als erste<br />
Vorhaben sollen ein Seniorenbus,<br />
barrierearme Spazierwege und<br />
ein Unterstützungsnetzwerk realisiert<br />
werden.<br />
may<br />
Info Die neun strategischen Handlungsfelder<br />
in Michelfeld 2035 sind: Moderne<br />
Familien- und Bildungspolitik; zukunftstaugliche<br />
Infrastruktur für alle Lebensphasen<br />
und solide Finanzen; Stärkung<br />
der Ortskerne und flächensparende<br />
Baulandentwicklung; freiwilliges bürgerschaftliches<br />
Engagement; kommunaler<br />
Klimaschutz, Energieversorgung, Daseinsvorsorge;<br />
Erhalt von Natur und Kulturlandschaft,<br />
kommunale Gesundheitsförderung;<br />
Aufnahme und Integration<br />
von Geflüchteten und Zuwanderern<br />
sowie Digitalisierung.<br />
Michelfeld<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Michelfeld<br />
<strong>Hall</strong>er Straße 35<br />
74545 Michelfeld<br />
Tel. 0791 97071-0<br />
info@michelfeld.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Michelfeld<br />
Beste Bedingungen für Kinder und Bildung, für<br />
Familie und Beruf, für Gesundheit und Erholung.<br />
Familien unterstützen – Generationen verbinden.<br />
Der Slogan von Michelfeld bringt zum Ausdruck,<br />
dass wir mit gemeinsamen Anstrengungen aller<br />
gesellschaftlichen Gruppen dafür das Beste<br />
geben. Im Gemeindeentwicklungsplan ist das<br />
Familienpolitische Gesamtkonzept mit oberster<br />
Priorität verankert; ein Markenkern von Michelfeld<br />
und Grundlage für viele erfolgreiche Entwicklungen.<br />
Bei aller Anstrengung in der Vielfalt an kommunalen<br />
Aufgaben und Handlungsfeldern braucht<br />
es zum Gelingen verlässliche und unterstützende<br />
Partner an der Seite. Wir sind dankbar, dass wir in<br />
einen so attraktiven <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
eingebettet sind und dass wir Teil seiner Erfolgsgeschichte<br />
sein konnten.<br />
Gemeinsames Handeln in relevanten Zukunftsthemen<br />
wie Breitbandausbau, umweltverträgliche<br />
und soziale neue Mobilität, Klimastrategie und<br />
Energiemanagement, beschleunigte Digitalisierung,<br />
Bevölkerungsschutz und medizinische<br />
Versorgung wird diese Erfolgsgeschichte in das<br />
nächste Jahrzehnt hinein fortsetzen. Michelfeld<br />
ist gerne pragmatisch und mit beherzter Tatkraft<br />
dabei.<br />
Ich wünsche unserem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
eine gedeihliche und prosperierende Zukunft.<br />
Alles Gute dafür.<br />
Wolfgang Binnig<br />
Bürgermeister Michelfeld<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3.887<br />
Fläche: 35,22 km²<br />
Teilorte: Michelfeld, Gnadental, Rinnen,<br />
Neunkirchen, Witzmannsweiler/Blindheim,<br />
Büchelberg<br />
Bürgermeister: Wolfgang Binnig (56)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Klosterkirche<br />
Gnadental, Kulturlandschaftspfad<br />
Gnadental und Jahrhundertfenster,<br />
Peter und Paul Kirche Michelfeld<br />
3 größte Vereine: TSV Michelfeld,<br />
1.200 Mitglieder; TTC Gnadental,<br />
600 Mitglieder; Schützenverein<br />
Michelfeld, 180 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Modepark<br />
Röther: 2.200 Mitarbeiter, davon 183<br />
in Michelfeld; Spedition Kübler: 116<br />
Mitarbeiter, davon 102 in Michelfeld;<br />
Gemeinde Michelfeld: 100 Mitarbeiter
OBERROT<br />
Seite 34<br />
Holzindustrie und Spitzentechnologie<br />
Kontraste Mit der Präsenz von Branchenführer Binder bleibt Oberrot bedeutender Sägestandort. Aber auch Unternehmen wie Häfner und<br />
Fertighaus Weiss sind wichtige Player. Die Gemeinde beschäftigen Projekte wie Schule, Verkehr, Breitband und Flüchtlinge. Von Peter Lindau<br />
Wald und Holz waren<br />
für Oberrots Wirtschaft<br />
schon immer<br />
bedeutende Faktoren.<br />
So entstand aus der 1904 von<br />
Albert Klenk gegründeten Sägemühle<br />
ein Branchenriese. Das war<br />
Eugen Klenk zu verdanken, der<br />
den Betrieb 1946 zusammen mit<br />
seinem Bruder Hermann von ihrem<br />
Vater übernommen hatte. Eugen<br />
Klenk war bis zu seinem Tod<br />
am 25. Februar 2018 Ehrenbürger<br />
von Oberrot. Unter seiner Leitung<br />
wuchs das Unternehmen<br />
schnell und entwickelte sich<br />
durch Übernahmen anderer Sägewerke<br />
und der Mehrheit an der<br />
TTW Waldpflege zu einem universellen<br />
forstlichen Dienstleister.<br />
Doch dem rasanten Wachstum<br />
folgte der Absturz. Seit 2017<br />
hat der Marktführer Binderholz<br />
aus Österreich im Sägewerk das<br />
Sagen.<br />
Doch die Gemeinde Oberrot<br />
und viele Einwohner leben nicht<br />
nur von Binderholz. Auch Fertighaus<br />
Weiss im kleinen Teilort<br />
Scheuerhalden ist ein bedeutender<br />
Arbeitgeber. Das Familienunternehmen<br />
wird regelmäßig für<br />
seine Designsprache und Innovationskraft<br />
ausgezeichnet.<br />
Unscheinbar an der Durchgangsstraße<br />
des Hauptortes gelegen,<br />
erobert ein anderes Familienunternehmen<br />
aus Oberrot die<br />
Welt. Die Rede ist von Häfner.<br />
Martin und Katrin Häfner produzieren<br />
neben Präzisionsdrehteilen<br />
Gewichte. Die Massenormalen<br />
aus dem Rottal sind global gefragt<br />
und dienen in manchen Ländern<br />
sogar als nationale Referenz.<br />
Neben dem Großunternehmen<br />
Binderholz, dem Mittelständler<br />
Fertighaus Weiss und dem Spezialisten<br />
Häfner finden sich in<br />
Oberrot aber auch noch andere<br />
Oberrot<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Oberrot<br />
Rottalstraße 44<br />
74420 Oberrot<br />
Tel. 07977 74-0<br />
info@oberrot.de<br />
Die österreichische Firma Binderholz knüpft in Oberrot an die Tradition der Holzverarbeitung an. Der Branchenführer hat Pläne für die Werkserweiterung. Doch die Gemeinde hat<br />
mit ihren großen Waldflächen auch viel Natur zu bieten und wird mit einem neuen Glasfasernetz technisch fit für die Zukunft.<br />
Foto: Peter Lindau<br />
Unternehmen, die für sich einzigartig<br />
sind. Da wäre zum Beispiel<br />
Peter Michaels. Seine Firma ist<br />
auf elektrotechnisches Consulting<br />
spezialisiert. Direkt vor Ort<br />
profitierte so zum Beispiel der lokale<br />
Fußballverein FC Oberrot<br />
von einer leistungsfähigen und<br />
zugleich sparsamen Flutlichtanlage.<br />
Große Chance Wasserstoff<br />
Oberrot hat auch gute Chancen,<br />
von der Wasserstoff-Zukunft zu<br />
profitieren und eine Industriebrache<br />
mit neuem Leben zu erfüllen.<br />
Wo früher von AS-Motor Landschaftspflegegeräte<br />
und von Schefenacker<br />
Fahrzeugleuchten produziert<br />
wurden, möchte die neue<br />
Deutsche Wasserstoff Technologie<br />
AG möglicherweise grünen<br />
Wasserstoff produzieren. Das<br />
könnte ein „Leuchtturmprojekt<br />
für Oberrots Zukunft“ werden,<br />
sagt Bürgermeister Keilhofer und<br />
freut sich für seine Heimatgemeinde<br />
über diese Chance.<br />
Abseits der Wirtschaft und den<br />
von Keilhofer „mittelfristig eher<br />
sinkend“ eingestuften Gewerbesteuerzahlungen,<br />
beschäftigen<br />
die Gemeinde aktuell zwei Großprojekte.<br />
An der Sanierung der<br />
Zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen in den<br />
vergangenen <strong>Jahre</strong>n machen Oberrot fit für die<br />
Zukunft. So wurde die Kindertageseinrichtung<br />
Pusteblume an den Bedarf von Krippen- und<br />
Kindergartenplätzen angepasst und die Sanierung<br />
der Grund- und Werkrealschule steht an.<br />
Oberrot ist eine Gemeinde zum Leben, Arbeiten<br />
und Erholen… und wie auch der <strong>Landkreis</strong> entwickelt<br />
sie sich ständig weiter!<br />
Wir freuen uns auch in Zukunft auf gemeinsame<br />
Projekte, die den <strong>Landkreis</strong> mit seinen<br />
30 Gemeinden voranbringen.<br />
Peter Keilhofer<br />
Bürgermeister<br />
Ortsdurchfahrt von Hausen wird<br />
noch bis Oktober dieses <strong>Jahre</strong>s<br />
gebaut. Damit einhergehend sind<br />
umfangreiche Umleitungen und<br />
ein ziemlich aufwendiges Konzept,<br />
Rettungswege frei und den<br />
Öffentlichen Personennahverkehr<br />
inklusive Schülerbeförderung am<br />
Laufen zu halten.<br />
Nach der Erweiterung des<br />
kommunalen Kindergartens „Pusteblume“<br />
wird in Kürze das Projekt<br />
Schule gestartet. Dazu wurden<br />
die Eltern befragt, wie sie<br />
sich das Konzept für die Zukunftsplanung<br />
vorstellen. Zentraler<br />
Punkt ist dabei die Etablierung<br />
der Ganztagesschule.<br />
Einen großen Schritt in Richtung<br />
Zukunft macht die Gemeinde<br />
auch mit dem Breitbandausbau.<br />
Für mehr als zwölf Millionen<br />
Euro errichten die Oberroter mit<br />
Fördermitteln von Bund und Land<br />
ein Glasfasernetz. Weiße und in<br />
zweiter Instanz auch graue Flecken<br />
sollen damit in Kürze von<br />
der Internet-Landkarte verschwinden.<br />
Die Arbeiten kommen<br />
gut voran, freut sich der Bürgermeister.<br />
Peter Keilhofer meint:<br />
„Mit unserer Baufirma sind wir<br />
zufrieden.“ Der Zeitplan werde<br />
eingehalten, Fertigstellung und<br />
Betriebsübernahme durch die<br />
NetcomBW soll im ersten Quartal<br />
2024 sein.<br />
Die Entwicklung<br />
des Schefenacker-Areals<br />
kann ein<br />
Leuchtturmprojekt<br />
werden.<br />
Peter Keilhofer<br />
Bürgermeister von Oberrot<br />
Lebendiges Vereinsleben<br />
Was die Zukunft betrifft, müssen<br />
sich auch in Oberrot die Verwaltung<br />
und der Gemeinderat mit<br />
dem Thema Flüchtlingsunterbringung<br />
beschäftigen. Dazu wird<br />
ein Standort auf kommunalem<br />
Grund in der Nähe eines Supermarktes<br />
favorisiert. „Wir müssen<br />
an dieser Stelle das Areal nur einmal<br />
erschließen. Zudem haben<br />
die Menschen hier leicht Zugang<br />
zum Öffentlichen Personennahverkehr“,<br />
begründet der Bürgermeister<br />
die Entscheidung. Was<br />
ihm und dem Gemeinderat nicht<br />
gefällt, ist die angestrebte Containerlösung.<br />
Doch in Oberrot<br />
geht der verfügbare Wohnraum<br />
für Flüchtlinge aus. „Viele sind<br />
privat untergekommen“, weiß der<br />
Bürgermeister. Doch jetzt erreiche<br />
man eine Grenze.<br />
Das gilt auch für das Neubaugebiet<br />
Fichtäcker in der dritten<br />
Erweiterung. Alternativ soll im<br />
Dorfzentrum neuer Wohnraum<br />
entstehen. Nach der Aufgabe einer<br />
Gärtnerei sind sechs Baufelder<br />
vorgesehen. Der Norden des<br />
Areals dient als allgemeines<br />
Wohngebiet dem Geschosswohnungsbau.<br />
Den östlichen und südlichen<br />
Bereich möchten die Oberroter<br />
als „urbanes Mischgebiet“<br />
ausweisen.<br />
Wohlfühlfaktoren Das Zusammenleben profitiert in Oberrot vom<br />
Ehrenamt. Gerade die Feuerwehr ist dabei ein wichtiger Faktor.<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Oberrot<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> wird in diesem<br />
Jahr <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> alt! Das ist ein Grund zum Feiern<br />
und die Gemeinde Oberrot gratuliert ganz herzlich<br />
zu diesem Jubiläum. Wir freuen uns Teil dieses<br />
schönen <strong>Landkreis</strong>es mit seinen liebenswerten<br />
Menschen zu sein. Einem <strong>Landkreis</strong>, der kulturell,<br />
touristisch und landschaftlich viel zu bieten hat.<br />
Oberrot liegt am süd-westlichen Rand dieses<br />
<strong>Landkreis</strong>es mitten im schönen Rottal. Urkundlich<br />
erstmals 788 erwähnt, ist sie eine der ältesten<br />
Gemeinden des Limpurger Landes. Bis zur Kreisreform<br />
1973 gehörte die Gemeinde zum Kreis<br />
Backnang und nun seit <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n zum <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Oberrot präsentiert sich dem Besucher als Gemeinde<br />
inmitten einer herrlichen Landschaft mit<br />
dichten Wäldern, grünen Wiesen und sauberen<br />
Gewässern. Das abwechslungsreiche Angebot<br />
unserer Vereine und eine Vielzahl an Arbeitsplätzen<br />
machen Oberrot zu einer aufgeschlossenen<br />
und lebenswerten Gemeinde.<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3.620<br />
Fläche: 38 km²<br />
Teilorte: Amselhalde, Badhaus,<br />
Brennhof, Dexelhof, Ebersberg,<br />
Ebersberger Sägmühle, Eitelwäldle,<br />
Ernstenhöfle, Frankenberg, Glashofen,<br />
Greuthof, Hammerschmiede,<br />
Hausen, Hohenhardtsweiler, Jaghaus,<br />
Konhalden, Kornberg, Marbächle,<br />
Marhördt, Marhördter Mühle, Neuhausen,<br />
Obermühle, Obere Kornberger<br />
Sägmühle, Ofenberg, Scheuerhalden,<br />
Seehölzle, Stielberg, Stiersbach,<br />
Stiershof, Wiesenbach, Wolfenbrück<br />
Bürgermeister: Peter Keilhofer (42)<br />
Partnergemeinde: Zweisimmen/<br />
Schweiz<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Marhördter<br />
Sägmühlmuseum, ev. Bonifatius-<br />
Kirche, Stielbergkapelle<br />
3 größte Vereine: Fußballclub Oberrot<br />
1928 e.V., 770 Mitglieder; Tennisclub<br />
Oberrot e.V., 229 Mitglieder;<br />
LandFrauen Oberrot, 180 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Binderholz,<br />
5<strong>50</strong> Mitarbeiter; Fertighaus Weiss,<br />
400 Mitarbeiter; Häfner Gewichte,<br />
65 Mitarbeiter<br />
Oberrot. Von vielen Nationen<br />
wird Deutschland um bestimmte<br />
Dinge beneidet. Zum einen sind<br />
das Facharbeiter, zum anderen<br />
Vereine. Davon verfügt Oberrot<br />
über eine ganze Menge – und viel<br />
Natur. In der rund 3600 Einwohner<br />
zählenden Gemeinde im Naturpark<br />
<strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald bestehen von den 3790<br />
Hektar Gesamtfläche knapp 1960<br />
Hektar aus Wald. Um die Pflege<br />
kümmert sich neben Forst BW die<br />
örtliche Forstbetriebsgemeinschaft<br />
mit ihren Waldbauern.<br />
Dann dürfte man lange nach einer<br />
vergleichbar kleinen Gemeinde<br />
suchen, die über zwei Golfplätze<br />
verfügt. Genau so viele Musikvereine<br />
gibt es im Ort – einen im<br />
katholisch geprägten Teilort Hausen<br />
an der Rot und einen in Oberrot.<br />
Die Freiwillige Feuerwehr ist im Oberroter Dorfleben fest verankert.<br />
Gleichzeitig ersetzt sie bei Binder die Werksfeuerwehr. Foto: privat<br />
Umfangreiches Angebot<br />
Der Hauptort ist auch die Heimat<br />
von Oberrots größtem Verein.<br />
Beim FC Oberrot wird nicht nur<br />
Fußball gespielt. Der von Roland<br />
Bader geleitete FCO bietet ein<br />
vielfältiges Angebot. Eines der<br />
sportlichen Aushängeschilder<br />
dürfte die Tischtennis-Abteilung<br />
sein. Die erste Herrenmannschaft<br />
spielt stabil in der Bezirksliga Hohenlohe,<br />
aus der die Konkurrenz<br />
aus der deutlichen größeren<br />
Nachbarstadt Gaildorf gerade abgestiegen<br />
ist. Sehr rührig ist in<br />
der Gemeinde auch der Fischereiverein.<br />
Er kümmert sich unter<br />
anderem durch neuen Besatz um<br />
die Stabilität der als FFH-Gewässer<br />
eingestuften Rot. Mit etwas<br />
Glück sieht man am linken Nebenfluss<br />
des Kochers den Eisvogel<br />
und zum Verdruss einiger Fischer<br />
und Jäger auch den Kormoran.<br />
Schule wird aufgewertet<br />
Oberrot ist auch Schulstandort.<br />
Für viel Geld wird die Grund- und<br />
Werkrealschule umgebaut und<br />
aufgewertet. Die Gemeinde<br />
möchte damit der Entwicklung<br />
zur Ganztagesschule Rechnung<br />
tragen. Im Rathaus wartet man<br />
aktuell auf die Förderrichtlinien<br />
des Landes. Dann wird das Projekt<br />
gestartet.<br />
Ein wichtiger Faktor ist in der<br />
Gemeinde auch die Freiwillige<br />
Feuerwehr. Diese pflegt nicht nur<br />
die partnerschaftlichen Kontakte<br />
zur Schweizer Partnergemeinde<br />
Zweisimmen, sondern weist auch<br />
eine hohe Tagesverfügbarkeit auf.<br />
Das ist auch notwendig, denn das<br />
Sägewerk von Binderholz verfügt<br />
über keine Werksfeuerwehr. So<br />
ist eine Ausrüstung der Oberroter<br />
Wehr wichtig. Aktuell läuft<br />
eine europaweite Ausschreibung<br />
für ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug<br />
HLF 20. pin
OBERSONTHEIM<br />
Seite 35<br />
Ein absoluter<br />
Spitzenwert<br />
Entwicklung Die Gemeinde hat in den vergangenen zehn bis 15<br />
<strong>Jahre</strong>n mächtig zugelegt: Einwohnerzahl und Zahl der Arbeitsplätze<br />
sind ungewöhnlich stark gestiegen. Von Sigrid Bauer<br />
Beindruckende Technik: Das Hochregallager im Kärcher-Logistikzentrum in Obersontheim.<br />
Foto: Archiv<br />
Im Rückblick nennt Altbürgermeister<br />
Siegfried Trittner<br />
an erster Stelle die Firma<br />
Kärcher, die untrennbar mit<br />
der jüngsten Entwicklung der<br />
Bühlertalgemeinde verbunden ist.<br />
„Die Verlagerung des Kärcher-<br />
Werks aus Bühlertann hierher in<br />
das gemeinsame Gewerbegebiet<br />
von Obersontheim, Bühlertann<br />
und Bühlerzell hat bei Kärcher zu<br />
einem sprunghaften Anstieg der<br />
Bautätigkeit und damit zu mehr<br />
Arbeitsplätzen geführt“, erinnert<br />
er sich. Dazu beigetragen haben<br />
zudem der Bau des Hochregals im<br />
Kärcher-Logistikzentrum und die<br />
Erweiterung des Werks Obersontheims.<br />
Viele weitere Firmen<br />
Parallel haben sich in den Gewerbegebieten<br />
Stockäcker und Häcker<br />
viele weitere Firmen niedergelassen,<br />
was die Zahl der Arbeitsplätze<br />
in Obersontheim von<br />
2010 bis 2020 um rund 1000 auf<br />
knapp 2900 steigerte. „Das ist für<br />
eine Kommune, die nicht an der<br />
Autobahn liegt, ein absoluter<br />
Spitzenwert im <strong>Landkreis</strong>“, so<br />
Trittner. Mit dem auf rund acht<br />
Hektar geplanten Gewerbegebiet<br />
Birngründle setzt sich diese Entwicklung<br />
fort.<br />
Die Gemeinde hat Wohnbaugebiete<br />
ausgewiesen und seit 2010<br />
229 Bauplätze verkauft, allen voran<br />
im Hauptort im Gaukler, aber<br />
auch in Untersontheim, Mittelfischach,<br />
Unterfischach und Hausen.<br />
Von 2010 bis 2021 ist die Einwohnerzahl<br />
von 4736 auf 5404 gestiegen.<br />
Damit ging auch die<br />
Nachfrage nach Kindergartenplätzen<br />
steil nach oben.<br />
Die Verlagerung<br />
hat bei Kärcher<br />
zu einem sprunghaften<br />
Anstieg der<br />
Bautätigkeit geführt.<br />
Siegfried Trittner<br />
Bürgermeister a.D.<br />
Nach dem Ende der Hauptschule<br />
zog in das leere Schulgebäude<br />
ein neuer Kindergarten ein,<br />
dessen Räume für U3- und Ü3-<br />
Kinder geeignet sind. 2013 ist die<br />
Gemeinde im Ü3-Bereich in die<br />
Ganztagsbetreuung eingestiegen.<br />
Im Rahmen von zwei Städtebauförderungen<br />
wurden zuerst<br />
das Hospitalgebäude komplett saniert<br />
und im Dachgeschoss der<br />
Bürgersaal eingerichtet sowie der<br />
Hospitalplatz gestaltet. Danach<br />
ging das Programm in Mittelfischach<br />
und Untersontheim weiter.<br />
Unter anderem wurde der Farrenstall,<br />
der dem Motorradclub Untersontheim<br />
als Vereinsheim<br />
dient, renoviert.<br />
Das Fischachtal hat mit einem<br />
durchgehenden Radweg an Attraktivität<br />
gewonnen. Vom Bühlertal<br />
aus ist es für Radfahrer über<br />
die neue Verbindung von Untersontheim<br />
nach Hausen und weiter<br />
nach Oberfischach sicher zu<br />
erreichen.<br />
Als richtige Entscheidung hat<br />
sich die Zusammenlegung der<br />
Feuerwehrabteilungen zu einer<br />
zentralen Wehr im Magazin im<br />
Häcker erwiesen. Früchte trägt<br />
bereits die vor zehn <strong>Jahre</strong>n gegründete<br />
Kinderabteilung, aus<br />
der kürzlich die erste Kameradin<br />
zu den Aktiven aufstieg.<br />
Bei der Windkraft ist Obersontheim<br />
ein Vorreiter. Auf der<br />
Gemarkung wurde 2019 zusammen<br />
mit allen Fotovoltaikanlagen<br />
zweieinhalbmal mehr regenerative<br />
Energie erzeugt als insgesamt<br />
Strom verbraucht wurde.<br />
Seit 2021 hat Obersontheim ein<br />
Altenpflegeheim für 30 Senioren.<br />
Es besticht auch durch seine<br />
schöne, ortsnahe Lage mit Blick<br />
auf die Limpurger Berge.<br />
Das Highlight des vor eineinhalb<br />
<strong>Jahre</strong>n ins Amt gewählten<br />
Bürgermeisters Stephan Türke ist<br />
die Gründung eines Jugendgemeinderats<br />
Anfang <strong>2023</strong>. „Das ist<br />
mir ein Herzensprojekt“, so Türke.<br />
Froh ist er auch, dass im Zuge<br />
der Sanierung der Landesstraße<br />
1066 innerorts der Abschnitt zwischen<br />
dem Gasthof Ochsen und<br />
dem Kärcher-Kreisel erneuert<br />
wurde.<br />
Für den Krisenfall mit Stromausfall<br />
wurde zudem die Schubarthalle<br />
als Notfalltreffpunkt für die<br />
Bürger ausgerüstet. Obersontheim<br />
ist auf alles vorbereitet.<br />
Die Nachfrage befriedigen<br />
Ausblick Interkommunale Abwasserbeseitigung, Kindergartenplätze<br />
und Ortszentrum: Stillstand wird es in Obersontheim nicht geben.<br />
Obersontheim. Das gemeinsame<br />
Abwasserprojekt ist eine Mammut-Infrastrukturmaßnahme<br />
für<br />
Obersontheim und die Nachbarkommunen<br />
Bühlertann und Bühlerzell.<br />
Baubeginn soll frühestens<br />
im Herbst 2025 sein. Die fertige<br />
Kläranlage ist für 19 000 Einwohnergleichwerte,<br />
zu denen auch<br />
Gewerbeflächen zählen, ausgelegt.<br />
35 Millionen Euro soll das<br />
Projekt verschlingen, die Hälfte<br />
trägt Obersontheim.<br />
Durch das enorme Einwohnerwachstum<br />
der letzten <strong>Jahre</strong> ist<br />
Obersontheim jünger geworden.<br />
„Das Durchschnittsalter liegt aktuell<br />
bei 42,8 <strong>Jahre</strong>n, der niedrigste<br />
Stand seit 2015“, stellt Bürgermeister<br />
Stephan Türke fest. Groß<br />
ist deshalb die Nachfrage nach<br />
Kindergartenplätzen, besonders<br />
für Kleinkinder. „Demnächst eröffnen<br />
wir in der Krippe eine<br />
fünfte Gruppe und ich bin sicher,<br />
dass es nicht lange dauern wird,<br />
bis wir alle sieben Räume mit U3-<br />
Gruppen belegen“, prognostiziert<br />
er. Für das neue, sechs Hektar<br />
große Baugebiet Rötberg ist ein<br />
Die Hauptstraße in Obersontheim. Das Ortszentrum ist ins Städtebauförderungsprogramm<br />
des Landes aufgenommen worden.<br />
Drohnenfoto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
weiterer Kindergarten geplant.<br />
Der Gemeinde ist wichtig, dass<br />
dort Wohnangebote für alle Generationen<br />
entstehen, dass flächenschonend<br />
gebaut wird und<br />
Niederschlagswasser gespeichert<br />
wird. Weitere Bauplätze sollen in<br />
Oberfischach erschlossen werden.<br />
An der Hauptstraße<br />
ist ein<br />
Neubau mit einem<br />
Dienstleistungszentrum<br />
vorstellbar.<br />
Im Rahmen des Städtebauförderprogramms,<br />
in das die Gemeinde<br />
mit ihrem Ortszentrum<br />
aufgenommen wurde, soll der<br />
Kindergarten Obersontheim erweitert,<br />
um das Angebot an Ü3-<br />
Plätzen zu erhöhen. Ein Schwerpunkt<br />
der kommunalen Maßnahmen<br />
wird der Schweinemarkt, wo<br />
Wohnbebauung geplant ist. An<br />
Stelle des Hauses Weidner an der<br />
Hauptstraße, wo früher das Haushaltswarengeschäft<br />
Rapp war, ist<br />
ein Neubau mit einem Dienstleistungszentrum<br />
vorstellbar. Vorrangiges<br />
Ziel der Maßnahmen ist,<br />
das Zentrum zu beleben. In diesem<br />
Zusammenhang setzt Türke<br />
auf die Wiedergründung eines<br />
Gewerbevereins.<br />
Auch der Steinachweg mit dem<br />
Bauhof liegt innerhalb der Sanierungskulisse.<br />
Er soll mittelfristig<br />
an einen anderen Standort ziehen,<br />
vielleicht ins Birngründle. Das<br />
neue Gewerbegebiet, das gut<br />
sichtbar neben der Bühlertalstraße<br />
und der Landesstraße nach<br />
Gaildorf liegt, wird in den nächsten<br />
<strong>Jahre</strong>n erweitert. „Die Nachfrage<br />
nach Gewerbebauplätzen ist<br />
vorhanden, da bin ich völlig entspannt“,<br />
meint Türke. siba<br />
Obersontheim<br />
Kontakt<br />
Gemeindeverwaltung Obersontheim<br />
Rathausplatz 1<br />
74423 Obersontheim<br />
Tel. 07973 696-0<br />
info@obersontheim.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Obersontheim<br />
Ein halbes Jahrhundert <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> – zu diesem runden Jubiläum gratuliere ich<br />
im Namen unserer Gemeinde Obersontheim und<br />
persönlich sehr herzlich.<br />
Was in unserer Region in den letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
passiert ist, ist beeindruckend. Ein Jubiläum, auf<br />
das man mit großer Freude blicken kann. Der<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und unsere Gemeinde<br />
Obersontheim waren in den vergangenen <strong>50</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n durchaus erfolgreich. Sie sind geprägt von<br />
Wohlstand, Wachstum und Entwicklung. Themen<br />
wie Natur- und Klimaschutz, Digitalisierung,<br />
Regionalentwicklung und Soziales sind weitere<br />
wichtige Aufgabenbereiche, die sich stetig weiterentwickelt<br />
haben. Dies wird von verschiedenen<br />
Unternehmen und verschiedenen Gruppen beeinflusst.<br />
Danke für ein Partnerschaftliches, gemeinsames<br />
Miteinander.<br />
Zum <strong>50</strong>. Geburtstag wünsche ich dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, dass er sich weiterhin so<br />
positiv entwickelt, wie das in den vergangenen<br />
fünf Jahrzehnten der Fall war, und dabei für seine<br />
Einwohnerinnen und Einwohner lebens- und<br />
liebenswerte Heimat bleibt, und dass wir, Stadt<br />
und Land, einander in guter Nachbarschaft verbunden<br />
bleiben und gemeinsam den Weg in eine<br />
erfolgreiche Zukunft gehen.<br />
Stephan Türke<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 5530<br />
Fläche: 54,84 km 2<br />
Teilorte: Mittelfischach mit Engelhofen,<br />
Unterfischach, Weiler und Rothof,<br />
Oberfischach mit Benzenhof, Herlebach,<br />
Rappoltshofen, Beutenmühle<br />
und Rappoltsau, Untersontheim mit<br />
Hausen, Siehdichfür, Ummenhofen,<br />
Beilsteinmühle, Mettelmühle und<br />
Röschbühl<br />
Bürgermeister: Stephan Türke (40)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Dreiflügliges<br />
Schloss Obersontheim der Schenken<br />
von Limpurg, Ehemaliges limpurgisches<br />
Kanzleigebäude, Evangelische Pfarrkirche<br />
Obersontheim<br />
3 größte Vereine:, TSV Obersontheim,<br />
ca. 800 Mitglieder; Musikverein Mittelfischach,<br />
195 Mitglieder; Schützenverein<br />
Oberfischach, 170 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Alfred Kärcher<br />
GmbH & Co. KG, 2000 Mitarbeiter;<br />
FIMA Maschinenbau GmbH,<br />
110 Mitarbeiter; VMS-Maschinenbau<br />
GmbH, 78 Mitarbeiter
ROSENGARTEN<br />
Seite 36<br />
Seit vielen <strong>Jahre</strong>n auf Wachstumskurs<br />
Potenziale Die „Sandwich-Gemeinde“ zwischen <strong>Hall</strong> und Gaildorf kann mit einer gesunden Gewerbestruktur und hoher Wohnqualität<br />
aufwarten. 2022 wird ein schuldenfreier Kernhaushalt erreicht. Von Beatrice Schnelle<br />
Gemessen am Alter hat<br />
Rosengarten im Vergleich<br />
mit dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Hall</strong> die Nase um<br />
ein Jahr vorne: Die Gemeinde<br />
wurde am 1. Januar 1972 aus der<br />
Taufe gehoben und feierte ihren<br />
<strong>50</strong>. Geburtstag schon 2022.<br />
Im vergangenen<br />
Jahr wurde mit<br />
5318 Einwohnern ein<br />
historischer Höchststand<br />
erreicht.<br />
Die zuvor selbstständigen Orte<br />
Westheim, Uttenhofen mit Raibach,<br />
Tullau, Rieden und Sanzenbach<br />
hatten sich bei einer Bürgerabstimmung<br />
für den Zusammenschluss<br />
entschieden – und damit<br />
gegen eine Eingliederung in die<br />
Große Kreisstadt <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. Neben Fichtenau, Frankenhardt<br />
und Kreßberg war Rosengarten<br />
mit rund 3800 Einwohnern<br />
das größte der vier „Kinder“ der<br />
damaligen Gemeindereform. Seither<br />
hat sich die „Sandwich-Gemeinde“<br />
zwischen <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> und Gaildorf vor allem mit<br />
ihrem Wachstum beschäftigt. Die<br />
Bevölkerungszahl knackte 1999<br />
die <strong>50</strong>00er-Marke. Im Jubiläumsjahr<br />
2022 wurde mit 5318 Einwohnern<br />
ein historischer Höchststand<br />
erreicht.<br />
Wohngebiete sind entstanden<br />
In den vergangenen 13 <strong>Jahre</strong>n entstanden<br />
unter anderem in Uttenhofen<br />
die großen Wohngebiete<br />
„Häuslesäcker“ und „Jakobsweg“,<br />
in Rieden die „Rosenäcker“ und<br />
Im Rathaus Uttenhofen wird die Gemeinde Rosengarten verwaltet. Hier wird auch Kommunalpolitik gemacht, wenn sich dort einmal im Monat<br />
der Gemeinderat versammelt.<br />
Drohenfoto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
ein kleineres Neubaugebiet in Vohenstein.<br />
In Vohenstein gab es zudem<br />
das bis dato größte, private<br />
Hochbauprojekt in Rosengarten:<br />
Im März 2017 eröffnete die Dienste<br />
für Menschen gGmbh anstelle<br />
der alten Pflegestift-Gebäude einen<br />
modernen Neubau mit 60<br />
Pflegeplätzen. Auch der gesunde<br />
Gewerbemix in der Gemeinde<br />
kann sich sehen lassen. Einer der<br />
größten Arbeitgeber ist bis heute<br />
die seit über 120 <strong>Jahre</strong>n in<br />
Westheim ansässige BEW Umformtechnik<br />
mit rund 200 Mitarbeitern.<br />
Im Uttenhofener Gewerbegebiet<br />
Schollenäcker sind in<br />
jüngerer Zeit zahlreiche Mittelständler<br />
heimisch geworden, darunter<br />
namhafte Firmen wie die<br />
Hohenloher Recycling (vormals<br />
Deininger), Reissmann Sensortechnik,<br />
Aluca Fahrzeugeinrichtungen,<br />
Wrapping Solutions mit<br />
Kaschierlösungen für den mobilen<br />
Innenraum oder Intelligent<br />
Buildings, ein Anbieter für Smart-<br />
Home-Technik. Die vorläufig letzte<br />
verfügbare Gewerbefläche<br />
wurde im vergangenen Jahr an ein<br />
Ehepaar aus Rosengarten verkauft,<br />
das den Onlineshop der Firma<br />
Speick Naturkosmetik betreibt.<br />
Seit einigen <strong>Jahre</strong>n kann<br />
sich die Gemeinde über steigende<br />
Tendenzen bei der Gewerbesteuer<br />
freuen. Im Haushaltsjahr<br />
2019 flossen erstmals Rekordeinnahmen<br />
von mehr als 1,9 Millionen.<br />
Für das Haushaltsjahr 2022<br />
verkündete Kämmerer Andreas<br />
Anninger gar Gewerbesteuereinnahmen<br />
in Höhe von 3,6 Millionen<br />
Euro. 2022 erreichte die Gemeinde<br />
auch ein Ziel, auf das die<br />
Verwaltung zuvor fast 20 <strong>Jahre</strong><br />
lang hingearbeitet hatte, nämlich<br />
einen schuldenfreien Kernhaushalt.<br />
Tausch folgt auf König<br />
Jürgen König hatte die Entwicklung<br />
von Rosengarten ab 1988 als<br />
Bürgermeister geprägt und zog<br />
sich Sommer 2919 in den Ruhestand<br />
zurück. Die Amtsgeschäfte<br />
übernahm der damals 33-jährige<br />
Julian Tausch. Er hatte bei der<br />
Bürgermeisterwahl 2019 im ersten<br />
Anlauf 54,3 Prozent der Stimmen<br />
erhalten. Zu seinen ersten<br />
Projekten gehörten die Einführung<br />
des Senioren- und Vereinsbusses<br />
„Rosengartenmobil“, die<br />
B-19-Sanierung in Westheim von<br />
März bis November 2021 und die<br />
Digitalisierung der Grundschule.<br />
Die erste spektakuläre Abstimmung<br />
des neu gewählten Gemeinderats<br />
führte im Dezember 2919<br />
zum Aus für eine noch unter Bürgermeister<br />
Jürgen König in Westheim<br />
geplante Ballsporthalle. 65<br />
000 Euro hatten die Vorbereitungsarbeiten<br />
für das 1,2-Millionen-Euro-Projekt<br />
bereits verschlungen,<br />
Fördergelder in Höhe<br />
von 402 000 Euro waren gerade<br />
bewilligt worden.<br />
Rosengarten<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Rosengarten<br />
Hauptstraße 39<br />
74538 Rosengarten<br />
Tel. 0791 9<strong>50</strong>17-0<br />
gemeinde@rosengarten.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Rosengarten<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist aus meiner<br />
Sicht der schönste überhaupt. Rosengarten liegt<br />
im Herzen dieses <strong>Landkreis</strong>es, und unser Slogan<br />
„Echt liebenswert“ kann getrost für die gesamte<br />
Region gelten. Die herrliche Natur, unsere vielfältigen<br />
Baudenkmäler, ein breitgefächertes kulturelles<br />
Angebot – die Bürgerinnen und Bürger haben<br />
hier alles vor der Haustüre, was man sich nur<br />
wünschen kann. Doch damit nicht genug. Wir sind<br />
auch bekannt als der <strong>Landkreis</strong> der Mittelständler,<br />
der Schaffer, der Ideengeber. Für all diese Schätze<br />
müssen wir Kommunalpolitiker unser Bestes<br />
geben. Dazu gehört u.a. der Ausbau der Bildungsangebote,<br />
die Familienförderung und natürlich<br />
die Unterstützung unserer Ehrenamtlichen in den<br />
Vereinen, deren Arbeit mehr Lebensqualität für<br />
Menschen jeden Alters schafft.<br />
In den vergangenen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n sind die Gemeinden<br />
im <strong>Landkreis</strong> weiter zusammengewachsen.<br />
Was gemeinsam geht, sehen wir aktuell am<br />
wichtigen Zukunftsprojekt Breitbandausbau, das<br />
bei uns dank eines großartigen interkommunalen<br />
Zusammenhalts möglich wird. In Zukunft wird<br />
es sicherlich immer stärker darum gehen, kluge<br />
Wege zum Bewahren des Bewährten zu finden<br />
und gleichzeitig einer neuen Zeit die Türen zu<br />
öffnen.<br />
Rosengarten konnte schon 2022 das <strong>50</strong>. Jubiläum<br />
seiner Gemeindegründung feiern. Nun wünsche<br />
ich uns allen im <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ein gelungenes<br />
Jubiläumsjahr. Lassen Sie uns weiterhin<br />
gemeinsam die gute und zukunftssichere Entwicklung<br />
unserer Heimat gestalten.<br />
Julian Tausch<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 5313<br />
Fläche: 31,01 km²<br />
Teilorte: Westheim, Uttenhofen, Rieden,<br />
Sanzenbach, Raibach, Tullau<br />
Bürgermeister: Julian Tausch (37)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Spätgotische<br />
Marienkirche Rieden, Technisches<br />
Baudenkmal, Kochersteg, Rieden,<br />
Kirchhofkapelle Westheim<br />
3 größte Vereine: SV Westheim,<br />
7<strong>50</strong> Mitglieder; SV Rieden, 408 Mitglieder;<br />
TTC Westheim, 200 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: ALUCA GmbH,<br />
200 Mitarbeiter; BEW-Umformtechnik<br />
GmbH, 182 Mitarbeiter;<br />
REISSMANN Sensortechnik GmbH,<br />
124 Mitarbeiter<br />
Im März vergangenen <strong>Jahre</strong>s sind auf dem Reutter-Areal in Westheim die letzten Mauern gefallen. Hier<br />
entsteht ein neues Mischgebiet.<br />
Foto: Archiv/Beatrice Schnelle<br />
Ehrgeizige Projekte<br />
Ausblick Das größte kommunale Bauprojekt in Rosengarten ist das<br />
„Zentrum“. Private Investoren treiben den Wohnungsbau voran.<br />
Rosengarten. Seit Dezember 2022<br />
ist der Rosengartener Kernhaushalt<br />
schuldenfrei und die Gemeinde<br />
hat wieder finanziellen<br />
Spielraum für kommende Projekte.<br />
Das größte davon könnte das<br />
auf sieben Millionen Euro geschätzte<br />
neue „Zentrum“ in Westheim<br />
werden, das anstelle des<br />
„Alten Ladenzentrums“ entstehen<br />
soll. Der Neubau soll Raum<br />
für die Verlässliche Grundschule,<br />
die Jugend- und Kinderbetreuung<br />
sowie eine Mensa schaffen<br />
und auch von den Bürgern mitgenutzt<br />
werden.<br />
Weiter ist für rund 2<strong>50</strong> 000<br />
Euro der Umbau des Alten Rathauses<br />
in Westheim zur Obdachlosen-<br />
und Asylunterkunft geplant.<br />
Bis 2027 wird die Verwaltung<br />
noch mit der Sanierung der<br />
Kanalisation in allen Ortsteilen<br />
zu tun haben. Die Kosten dafür<br />
werden sich laut Prognose auf<br />
sechs Millionen Euro belaufen.<br />
Zuschuss für Ballsporthalle<br />
Als Ersatz für die 2019 vom Gemeinderat<br />
abgelehnte Ballsporthalle<br />
in Westheim wollen SV<br />
Westheim und SV Rieden bis 2024<br />
gemeinsam ein Kunstrasenfeld<br />
beim Riedener Vereinsheim realisieren.<br />
Im Finanzhaushalt ist dafür<br />
ein Zuschuss in Höhe von 400<br />
000 Euro eingeplant. Deutlich<br />
wachsen könnte zudem das<br />
Wohnraumangebot in der Gemeinde.<br />
In Riedener Kirchklingenweg<br />
sind die Planungen eines<br />
privaten Investors für bis zu 46<br />
Mietwohnungen in fünf Neubauten<br />
bereits weit fortgeschritten.<br />
Am Ortsausgang von Rieden<br />
westlich der Kreisstraße 2594<br />
„Ziegelberg“ soll ein neues Wohngebiet<br />
ausgewiesen werden.<br />
Zwölf Mietwohnungen, zwei Ladengeschäfte<br />
und eine Gastwirtschaft<br />
mit Biergarten planen die<br />
neuen Eigentümer mit der Sanierung<br />
des ehemaligen Gasthofs<br />
Hirsch in Westheim. Zurzeit sind<br />
dort etwa 30 Geflüchtete aus der<br />
Ukraine untergebracht.<br />
Das umfangreichste Projekt<br />
wartet auf dem Areal der früheren<br />
Süßwarenfabrik Reutter in<br />
Westheim. Dort wollen der Projektentwickler<br />
Frank Scheper aus<br />
Bühlerzell und der Öhringer Bauunternehmer<br />
Jörg Obermüller<br />
sechs Mehrfamilienhäuser, Gewerberäume,<br />
ein Pflegeheim und<br />
ein großer Rewe-Markt bauen lassen.<br />
Die alten Fabrikgebäude wurden<br />
bereits im letzten Jahr abgerissen.<br />
cito
ROT AM SEE<br />
Seite 37<br />
Nicht nur die Ortsmitte lebt<br />
Struktur Die Gemeinde strotzt vor Kraft: Die Finanzlage ist gut, die Infrastruktur kann sich sehen lassen, Wohn- und Gewerbeplätze waren<br />
zuletzt heiß begehrt. Jetzt stehen zwei große Herausforderungen ins Haus. Von Sebastian Unbehauen<br />
Man hat das ja fast schon<br />
wieder vergessen,<br />
aber Rot am See war<br />
eine Zeit lang Anlaufpunkt<br />
für Menschen aus einem<br />
weiten Umkreis – und zwar nicht<br />
etwa, weil mal wieder die Muswiese<br />
lockte, sondern weil eines<br />
der Zentralen Corona-Impfzentren<br />
des Landes in der ehemaligen<br />
Putenschlächterei eingerichtet<br />
war. Als das seinerzeit bekannt<br />
geworden war, hatte man im Rathaus<br />
von Rot am See ganz tief<br />
durchgeschnauft: kleine Verwaltung,<br />
große Herausforderung.<br />
„Im Nachhinein“, sagt Bürgermeister<br />
Dr. Sebastian Kampe,<br />
„sehe ich das nur positiv. Alles ist<br />
gut gelaufen, die Zusammenarbeit<br />
mit dem Landratsamt und der<br />
Bundeswehr war einwandfrei.<br />
Und für uns als Gemeinde war es<br />
sehr gute Außenwerbung.“<br />
Wie warme Weckle<br />
Wobei es auch vorher nicht so gewesen<br />
ist, dass Rot am See Reklame<br />
dringend nötig gehabt hätte.<br />
Ein Anziehungspunkt war die Gemeinde<br />
sowieso. Baugebiet um<br />
Baugebiet wurde in den <strong>Jahre</strong>n<br />
vor der Zinswende ausgewiesen,<br />
und die Plätze gingen weg wie<br />
warme Weckle vom Burkards-<br />
Bäck. Gewerbeflächen gleichermaßen:<br />
„Das boomt hier in Rot<br />
am See“, sagt Kampe. „Wir haben<br />
das Gebiet an der B 290 letztes<br />
Jahr erweitert, wir erweitern es<br />
in diesem Jahr, und praktisch alle<br />
Flächen sind weg. Danach wird<br />
es noch einen Erweiterungsschritt<br />
geben.“ Auch in Brettheim<br />
gibt es ein Gewerbegebiet. Hier<br />
soll lokalen Firmen weiterhin<br />
Wachstum ermöglicht werden.<br />
Wo neue Arbeitsplätze und<br />
neue Wohnhäuser entstehen, da<br />
Es bedarf keines Ausnahme-Sonnenuntergangs, um die Ortsmitte mit ihrer Martinskirche in günstigem Licht zu zeigen.<br />
sind junge Familien nicht weit.<br />
Die Zahl der Kinder ist zuletzt<br />
deutlich nach oben gegangen – so<br />
deutlich, dass im Hauptort ein<br />
neuer Kindergarten gebaut wurde.<br />
Diese Investition war nicht<br />
von langer Hand geplant, aber<br />
dennoch möglich. Denn Rot am<br />
See steht finanziell gut da, die<br />
Pro-Kopf-Verschuldung ist Jahr<br />
um Jahr zurückgefahren geworden,<br />
ohne dabei wichtige Aufgaben<br />
zu vernachlässigen. So war<br />
man beispielsweise vorne dran,<br />
als es um die Digitalisierung der<br />
Gemeinschaftsschule ging. So<br />
wurde zuletzt Buch als letztes<br />
Dorf in der Gemeinde an die Kanalisation<br />
angeschlossen. So haben<br />
Brettheim und Reubach neue<br />
Dorfplätze bekommen, und jetzt<br />
ist Hausen am Bach dran. So sind<br />
mittlerweile schon viele Versorgungslücken<br />
in Sachen Breitband<br />
geschlossen worden. Die Liste ließe<br />
sich lange fortführen.<br />
Foto: Birgit Trinkle<br />
Das größte Projekt der jüngeren<br />
Vergangenheit freilich ist die<br />
Generalsanierung des Rathauses.<br />
Mehr als sieben Millionen Euro<br />
wurden investiert, jetzt ist fast alles<br />
fertig und das Gebäude erstrahlt<br />
in neuem (goldenem)<br />
Glanz. „Großartig“ sei es geworden,<br />
findet der Bürgermeister,<br />
und auch die Kostenentwicklung<br />
habe man im Griff gehabt. Bald<br />
folgt die Neugestaltung des Rathausplatzes.<br />
Bei der Gesamtmaßnahme<br />
gehe es um weit mehr als<br />
um den Verwaltungssitz, nämlich<br />
um die Aufwertung der gesamten<br />
Ortsmitte, so Kampe: „Wenn Sie<br />
von hier aus einen Kreis ums Rathaus<br />
ziehen, sehen Sie: alles da!<br />
Schule, <strong>Hall</strong>e, Bank, Arzt, Apotheke,<br />
Bäcker, Blumenladen, und,<br />
und, und. Wir haben das große<br />
Glück, wirklich noch eine lebendige<br />
Ortsmitte zu haben.“<br />
Umso größer ist die Herausforderung,<br />
die Rot am See bevorsteht.<br />
Die Ortsdurchfahrt – also<br />
die B 290 – wird über <strong>Jahre</strong> hinweg<br />
in zwei Abschnitten saniert.<br />
Für Anwohner und Gewerbetreibende<br />
ist das nicht vergnügungssteuerpflichtig,<br />
das weiß Kampe,<br />
aber es muss jetzt sein. Und noch<br />
so ein Pflichtprojekt ist die Zentralisierung<br />
der Abwasserbeseitigung.<br />
Eine neue Großkläranlage<br />
in Rot am See soll fürs ganze Gemeindegebiet<br />
zuständig sein.<br />
„Das ist das größte Infrastrukturprojekt,<br />
das die Gemeinde je auf<br />
die Beine gestellt hat“, betont<br />
Kampe. Eine Alternative gebe es<br />
indes nicht: „Wir haben momentan<br />
die schlechtesten Kläranlagen<br />
im <strong>Landkreis</strong>.“ Der Doktor der<br />
Biologie kennt sich aus, schließlich<br />
hat er vor seiner Wahl im<br />
Wasserwirtschaftsamt der Kreisverwaltung<br />
gearbeitet.<br />
Renaturierte Brettach<br />
Wichtig ist Kampe die Natur – ein<br />
Pfund, mit dem seine Gemeinde<br />
wuchern kann: „Ökologische Projekte<br />
sind überall eine der großen<br />
Aufgabe der nächsten <strong>Jahre</strong>“, sagt<br />
er. Die Brettach soll von ihrem<br />
Ursprung in Brettheim bis nach<br />
Rot am See renaturiert werden.<br />
Der Anfang auf den ersten <strong>50</strong>0<br />
Metern ist bereits gemacht – eingesetzt<br />
werden Mittel der Stiftung<br />
Naturschutzfonds, also Ausgleichsgeld<br />
zum Beispiel für den<br />
Bau von Windkraftanlagen oder<br />
die Ausweisung von Gewerbeflächen.<br />
Für Kampe ist das eine<br />
„Win-win-Situation“. Im Rothölzle<br />
in Rot am See werden derweil<br />
ein schöner Spazierweg und ein<br />
Baumlehrpfad angelegt.<br />
Die Gemeinde, so das Ziel des<br />
Bürgermeisters, soll ein Ort zum<br />
Wohlfühlen für die Bürgerinnen<br />
und Bürger sein. Wie bisher.<br />
Sie ist wieder „doa“<br />
Tradition Die Muswiese ist ein Aushängeschild für Gemeinde und<br />
<strong>Landkreis</strong>. Auch Corona konnte ihr nichts anhaben.<br />
Rot am See. Im Haushaltsplan<br />
steht zwar ein Minus, wenn es um<br />
die Ausrichtung der Muswiese<br />
geht – aber selbstverständlich ist<br />
das Hohenloher Fest der Feste<br />
eine unbezahlbare Attraktion für<br />
die Gemeinde Rot am See. „Sou,<br />
bisch ah a weng doa?“ – diese Begrüßungsformel<br />
hört man abertausendfach<br />
beim oktoberlichen<br />
Schlendern über den Jahrmarkt in<br />
Musdorf. Und natürlich sagen das<br />
nicht nur Menschen aus Rot am<br />
See, sondern Schrozberger, Blaufeldener,<br />
Gerabronner, Langenburger,<br />
Kirchberger, Wallhausener,<br />
Ilshofener und alle anderen<br />
Herzens-Hohenloher gleichermaßen.<br />
Es soll nicht wenige geben,<br />
die die Muswiese so sehr geprägt<br />
hat, dass sie auch ihretwegen<br />
nach Rot am See und in seine<br />
Teilorte gezogen sind.<br />
Seit mindestens 1434 gibt es<br />
den schönsten Hohenloher Jahrmarkt<br />
der Welt in Musdorf. Einst<br />
kreuzten sich hier uralte, wichtige<br />
Handelswege und die Michaelskirche<br />
war Ziel von Wallfahrten.<br />
So erklären sich die Ursprünge<br />
des Treibens. Für die Menschen<br />
in der Umgebung war die<br />
Muswiese früh ein Fixpunkt im<br />
<strong>Jahre</strong>slauf. Hier durften Herr und<br />
Gscherr mal die Sau rauslassen,<br />
hier wurde eingekauft, hier wurde<br />
Vieh gehandelt, hier hielten<br />
die Attraktionen der Welt in der<br />
hohenlohischen Abgeschiedenheit<br />
Einzug, hier fanden viele die<br />
große Liebe oder zumindest einen<br />
Ehepartner.<br />
Gezieltes Einkaufen<br />
Bis heute kaufen viele Menschen<br />
aus dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
Wenn die Muswiese ruft, dann gibt‘s für die Menschen im <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> kein Halten.<br />
Foto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
<strong>Hall</strong> und darüber hinaus manche<br />
Dinge ganz gezielt und ausschließlich<br />
an den fast 300 Ständen<br />
in den Musdorfer Budengassen.<br />
Bis heute wird gehandelt und<br />
gepilgert. Bis heute finden manche<br />
hier die große Liebe – am besten<br />
am Mittwoch, dem „Leddichedooch“,<br />
also dem Tag der Ledigen.<br />
Dass die Muswiese einmal<br />
nicht stattfinden könnte? Das<br />
sprengte die Vorstellungskraft aller<br />
Beteiligter. Dann kam 2020 die<br />
Corona-Pandemie – und mit ihr<br />
die lange hinausgezögerte, aber<br />
letztlich unvermeidliche Absage.<br />
Auch im Jahr darauf war keine<br />
Muswiese möglich. Die Gemeinde<br />
organisierte stattdessen die<br />
Musdorfer Markttage, um wenigstens<br />
einem Teil der Händler die<br />
Chance für ein bisschen Umsatz<br />
zu geben. Viele Menschen kamen,<br />
aber es war natürlich nicht dasselbe<br />
– denn beispielsweise die<br />
legendären Bauernwirtschaften<br />
sowie die riesige landwirtschaftliche<br />
und gewerbliche Ausstellung<br />
fehlten.<br />
Bange Frage, klare Antwort<br />
2022 stellte sich eine bange Frage:<br />
Würde die alte Ausgelassenheit<br />
überlebt haben, würden die<br />
Hohenloher wieder so zahlreich<br />
kommen wie zuvor? Die Antwort<br />
war eindeutig – und Beate Meinikheim,<br />
die im Rathaus von Rot<br />
am See federführend für die Organisation<br />
des Jahrmarkts zuständig<br />
ist, formuliert es so: „Die Muswiese<br />
ist und bleibt eine Herzensangelegenheit.<br />
Alle waren 2022<br />
wieder ,doa‘. Was für eine Erleichterung.“<br />
So kann es gern weitergehen –<br />
damit die Muswiese auch künftig<br />
ein Aushängeschild ist, für die<br />
Gemeinde Rot am See wie für den<br />
gesamten <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>.<br />
sebu<br />
Rot am See<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Rot am See<br />
Raiffeisenstraße 1<br />
74585 Rot am See<br />
Tel. 07955 381-0<br />
info@rotamsee.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Rot am See<br />
Rot am See ist mit seinen Teilorten Brettheim,<br />
Beimbach, Reubach und Hausen am Bach eine<br />
leistungsstarke und moderne Gemeinde, die sowohl<br />
als Wohnort als auch als Gewerbestandort<br />
äußerst attraktiv ist. Einfach gesagt, eine liebens<br />
– und lebenswerte Gemeinde mit viel Charme und<br />
Tradition, die für jeden etwas zu bieten hat. Auch<br />
die verkehrsgünstige Lage hat nachhaltig zu einer<br />
kontinuierlichen und positiven Weiterentwicklung<br />
der Gemeinde Rot am See beigetragen.<br />
Ein großes und abwechslungsreiches Kulturangebot<br />
und ein vielfältiges Vereinsleben prägen<br />
die Gemeinde. Als Highlight im Hohenloher Land<br />
gilt im Oktober die Muswiese, welche jedes Jahr<br />
mehrere hunderttausend Besucher anzieht und zu<br />
einem der ältesten und größten Jahrmärkte in der<br />
Region zählt.<br />
Das 34 ha große Gewässer, das unserer Gemeinde<br />
einst seinen Namen gab, wurde bereits Mitte des<br />
18. Jahrhunderts stillgelegt. Heute erstrecken sich<br />
Äcker und Felder der weitläufigen und fruchtbaren<br />
Hohenloher Ebene auf dem ehemaligen<br />
Seegrund.<br />
In Rot am See selbst sind die Ortsdurchfahrt,<br />
der Rathausplatz und das markante Rathaus mit<br />
Bürgerhaus und Gemeindebücherei, der Bäckerei,<br />
der Gemeinschaftsschule, Bank, Apotheke, Mehrzweckhalle,<br />
Kindergärten, Polizei, Feuerwehr, zu<br />
nennen. Der so in mehreren <strong>Jahre</strong>n neu entstandene<br />
Ortsmittelpunkt von Rot am See ist in seiner<br />
Kompaktheit und Geschlossenheit ein modernes<br />
Zentrum der kurzen Wege, das wohl ziemlich einmalig<br />
im <strong>Landkreis</strong> ist.<br />
Dr. Sebastian Kampe<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 5620<br />
Fläche: 74,8 km²<br />
Teilorte: Beimbach, Brettheim,<br />
Hausen am Bach, Reubach<br />
Bürgermeister:<br />
Dr. Sebastian Kampe (39)<br />
Partnergemeinden: Brettheim -<br />
Chatte, Frankreich, Rot am See –<br />
Weyersheim, Frankreich (Elsaß)<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Erinnerungsstätte<br />
„Die Männer von Brettheim“,<br />
Heimatmuseum Reubach, Muswiese<br />
3 größte Vereine: TV Rot am See,<br />
1000 Mitglieder; SV Brettheim,<br />
930 Mitglieder; LandFrauen Rot am See,<br />
200 Mitglieder; LandFrauen Brettheim,<br />
140 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Würth Elektronik<br />
GmbH & Co. KG, Circuit Board<br />
Technology, 200 Mitarbeiter; Keitel<br />
Haus GmbH, Brettheim, 200 Mitarbeiter;<br />
Gemeindeverwaltung Rot am See,<br />
110 Mitarbeiter
SATTELDORF<br />
Seite 38<br />
Die Chancen an der Autobahn genutzt<br />
Entwicklung Die Stunde Null der heutigen Gemeinde Satteldorf schlug gleich zweimal. In den 1970er-<strong>Jahre</strong>n sind die Entscheidungen<br />
getroffen worden, die zum Aufschwung beigetragen haben. Mit dem Ausbau der A 6 steht eine große Herausforderung an. Von Ute Bartels<br />
Satteldorf<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Satteldorf<br />
Satteldorfer Hauptstraße <strong>50</strong><br />
74589 Satteldorf<br />
Tel. 07951 4700-0<br />
gemeinde@satteldorf.de<br />
Die Autobahn: Für die Gemeinde Satteldorf (im Hintergrund) ist sie ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil sie den rasanten Aufschwung der<br />
Gemeinde befeuerte. Und Fluch, weil die Einwohner unter Lärm und Müll leiden.<br />
Foto: Ute Bartels<br />
Am 1. Januar 1974 schlug<br />
die Geburtsglocke des<br />
heutigen Satteldorf.<br />
Damals verschmolzen<br />
die drei vormals selbstständigen<br />
Gemeinden Ellrichshausen, Gröningen<br />
und Satteldorf zu einer<br />
Einheit. Die Geburtsglocke schlug<br />
dann noch einmal am 18. Dezember<br />
1979. Damals eröffnete das<br />
letzte Teilstück der A 6 mit Ausfahrt<br />
Satteldorf. Beides prägt die<br />
Gemeinde bis heute.<br />
„Für die jüngere Generation<br />
und die vielen Zugezogenen ist<br />
Satteldorf das, was es heute ist“,<br />
sagt Bürgermeister Thomas Haas,<br />
der in Satteldorf aufgewachsen<br />
ist. „Eine Gemeinde in genau der<br />
richtigen Größe.“ Die Identifikation<br />
mit der Gemeinde sei groß,<br />
die Vereinsstruktur gut. „Und ich<br />
als Bürgermeister bin nah dran an<br />
den Menschen und an den Themen.<br />
In einer größeren Einheit<br />
wäre das anders.“<br />
Bei den Jubilarbesuchen allerdings,<br />
erzählt Haas, erlebe er immer<br />
wieder, dass es „Lokalpatriotismus“<br />
für die einzelnen Ortschaften<br />
gebe. „Die Vereinsstruktur<br />
hat sich dort ja erhalten.“<br />
Lange hätten die einzelnen Orte<br />
auch eigene Kirchengemeinden<br />
gehabt. Doch selbst dies ändere<br />
sich derzeit.<br />
„Was mich aber beschäftigt, ist,<br />
dass jeder Ort ein eigenes Fest<br />
hat. Eines für die Gesamtgemeinde<br />
gibt es nicht.“ Aber fehlt das?<br />
„Eher nicht“, so Haas. „Bei den<br />
Festen gibt es sowieso rege Besuche<br />
hin und her. Man sieht immer<br />
wieder dieselben Menschen. Ich<br />
weiß das, weil ich ein fleißiger<br />
Festlesgänger bin.“<br />
Ein gemeinsames Fest soll es<br />
aber im nächsten Jahr geben – eines<br />
zum <strong>50</strong>. Geburtstag der Gemeinde.<br />
Der Gemeinderat hat<br />
kürzlich einen zuständigen Ausschuss<br />
gegründet, der die Planungen<br />
aufnehmen soll.<br />
Dass der Verwaltungssitz der<br />
neu gegründeten Gemeinde nach<br />
Satteldorf komme, war lange vor<br />
dem Zusammenschluss klar. Zugunsten<br />
Satteldorfs sprach die<br />
Nähe zu Crailsheim, die Außenstelle<br />
des Landratsamts, die bessere<br />
Verkehrsanbindung und vor<br />
allem das kurz zuvor neu gebaute<br />
Rathaus.<br />
Überhaupt das Rathaus: „Wenn<br />
ich bedenke, was damals gebaut<br />
wurde, Rathaus, Freibad, Sammelkläranlage<br />
– und alles in der Phase<br />
der Gemeindereform. Das ist<br />
erstaunlich“, findet der Bürgermeister.<br />
Die 1970er-<strong>Jahre</strong>, sagt<br />
Haas, waren eine Blütezeit der<br />
Gemeinde – der Gesamtgemeinde,<br />
wohlgemerkt. „Damals sind<br />
die großen Entscheidungen getroffen<br />
worden, die bis heute Bestand<br />
haben.“<br />
Vieles davon hängt auch mit<br />
dem Industriegebiet zusammen,<br />
das die Gemeinde 1980 an der Autobahnausfahrt<br />
ausweisen konnte<br />
– übrigens unter heftigem Protest<br />
des Crailsheimer Oberbürgermeisters<br />
Hellmut Zundel.<br />
Allerdings: Bis die Entwicklung<br />
dort so richtig Fahrt aufnahm,<br />
sollte es dauern. Zwar wurde<br />
gleich 1981 der erste Bauplatz<br />
verkauft, doch noch 1987 zählte<br />
Hommel erst vier Ansiedlungen:<br />
„Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze<br />
ist noch vergleichsweise<br />
bescheiden“, schreibt er<br />
1989 in der Chronik. „Langfristig<br />
gesehen dürfte das Industriegebiet<br />
aber eine große Chance haben.“<br />
Hommel sollte Recht behalten:<br />
Wie viele Arbeitsplätze Satteldorf<br />
zur Kreisreform hatte, ist unbekannt.<br />
Aber noch 1989 waren es<br />
nur 234. Heute sind es knapp 4<strong>50</strong>0<br />
– eine schier unglaubliche Steigerung.<br />
Die Einwohnerzahl ist ebenfalls<br />
stark gestiegen: Heute sind<br />
es 5800, zur Kreisreform 1974 waren<br />
es, alle drei Ortsteile zusammengenommen,<br />
37<strong>50</strong>. Das Industriegebiet<br />
an der Autobahn hat<br />
heute mehr als <strong>50</strong> Hektar, weitere<br />
23 Hektar können ausgewiesen<br />
werden. Mittlerweile haben sich<br />
auch Crailsheimer Firmen dort<br />
niedergelassen – Leonhard Weiss<br />
oder in jüngerer Zeit 11Teamsports.<br />
Die Autobahn hat aber auch<br />
Nachteile. Die Anwohner leiden<br />
unter Lärm und Müll, und Gronach<br />
und Jagst leiden unter Öl<br />
und schmutzigem Regenwasser.<br />
Die werden dort ungefiltert eingeleitet<br />
– Stand der Technik der<br />
Bauzeit. Dem Autobahnausbau,<br />
der mit Lärmschutz einhergehen<br />
soll, wird deshalb in der Gemeinde<br />
entgegengefiebert. Doch wann<br />
der kommt, und wie sich die Umleitungen<br />
gestalten – immerhin<br />
müssen die beiden großen Brücken<br />
komplett neu gebaut werden<br />
–, steht noch in den Sternen.<br />
Der Ausbau jedenfalls, so sagt<br />
Bürgermeister Thomas Haas,<br />
wird „eine Riesenherausforderung<br />
für die ganze Gemeinde“.<br />
Weitere zukünftige Themen?<br />
„Moderates, flächenoptimiertes<br />
Wachstum“, so Haas. „Das Wachstum<br />
der vergangenen 20 oder 30<br />
<strong>Jahre</strong> wird sich so nicht fortsetzen<br />
– nicht fortsetzen können.<br />
Dennoch wird Satteldorf auch<br />
künftig eine gute Entwicklung haben.<br />
Wir überaltern nicht. Wir sehen,<br />
dass es aktuell in den älteren<br />
Wohngebieten einen Generationswechsel<br />
gibt. Das klappt problemlos<br />
und liegt auch daran,<br />
dass Satteldorf eine attraktive Gemeinde<br />
ist und bleibt.“<br />
Crailsheim wollte Satteldorf<br />
Geschichte Vor dem Zusammenschluss ging es hoch her. Warum<br />
es mit Hengstfeld, Tiefenbach und Beuerlbach nichts wurde.<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Satteldorf<br />
Satteldorf ist ein attraktiver Wohnort zum Leben<br />
und Arbeiten inmitten einer intakten Natur. Die<br />
wirtschaftliche Stärke verdanken wir unseren<br />
bodenständigen und zugleich hoch innovativen<br />
Unternehmen. Sie bieten derzeit rund 4.200<br />
Arbeitsplätze.<br />
Uns kennzeichnet die Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
Neuem und das Bewusstsein, an Bewährtem<br />
festzuhalten. So liegt uns der Erhalt unserer<br />
charakteristischen dörflichen Strukturen in den<br />
gewachsenen Ortskernen am Herzen. Ebenso<br />
wie die Pflege unserer reizvollen hohenlohischen<br />
Landschaft mit den tief eingeschnittenen Tälern<br />
der Jagst und Gronach. Gleichzeitig gehen wir<br />
aufgeschlossen und zukunftsorientiert neue Wege.<br />
Ein zugewandtes Miteinander ist uns wichtig.<br />
Wir leben dies in unseren lebendigen Kirchen<br />
und zahlreichen Vereinen. Diese Gemeinschaft<br />
zeichnet Satteldorf besonders aus.<br />
Thomas Haas<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 5.800<br />
Fläche: 46,21 km²<br />
Teilorte: Satteldorf, Sattelweiler,<br />
Burleswagen, Neidenfels, Kernmühle,<br />
Schummhof, Auhof, Heldenmühle,<br />
Neumühle, Barenhaldenmühle,<br />
Gröningen, Triftshausen, Bölgental,<br />
Bronnholzheim, Helmshofen, Schleehardshof,<br />
Ellrichshausen, Volkershausen,<br />
Birkelbach, Horschhausen,<br />
Beeghof, Rockhalden, Simonsberg,<br />
Gersbach<br />
Bürgermeister: Thomas Haas (31)<br />
Partnergemeinde: Gröningen/Bode<br />
Sachsen-Anhalt<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Hammerschmiede<br />
Gröningen, Anhäuser Mauer,<br />
Oldtimer-Museum Ellrichshausen<br />
3 größte Vereine: SpVgg Gröningen-<br />
Satteldorf 1946, 1.348 Mitglieder;<br />
Kultur- und Sportgemeinde<br />
Ellrichshausen, 627 Mitglieder;<br />
Liederkranz Sportfreunde Gröningen,<br />
485 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Leonhard<br />
Weiss GmbH & Co. KG, 1.8<strong>50</strong> Mitarbeiter;<br />
11teamsports, 2<strong>50</strong> Mitarbeiter;<br />
Knauf Integral KG, 1<strong>50</strong> Mitarbeiter<br />
Satteldorf. Ein „Hick-Hack“, eine<br />
„schreckliche Zeit“, so beschrieb<br />
der Satteldorfer Alt-Bürgermeister<br />
Hermann Hommel die Zeit vor<br />
dem Zusammenschluss. Denn zunächst<br />
einmal war alles offen.<br />
Crailsheim etwa wollte Satteldorf<br />
unbedingt bei sich haben. Der<br />
dortige Bürgermeister Hellmut<br />
Zundel kämpfte wie ein Löwe darum<br />
und redete die rohstoffreiche<br />
Gemeinde klein: Das Dorf sei ohnehin<br />
nur „ein Stadt-Umland-Problem“.<br />
Freilich: Einen Zusammenschluss<br />
hatte der Satteldorfer Gemeinderat<br />
schon 1970 abgelehnt.<br />
Nachdem Tiefenbach „in die<br />
Arme von Crailsheim gefallen<br />
war“, so Hommel, wurde eine andere<br />
Viererkombination angestrebt:<br />
Satteldorf, Gröningen, Ellrichshausen<br />
und Hengstfeld. Das<br />
Oberschulamt legte ein Veto ein.<br />
Grund: die gemeinsame Grundschule<br />
Wallhausen/Hengstfeld.<br />
Also Hengstfeld adé! Verabschiedet<br />
hatte sich kurz zuvor auch<br />
Beuerlbach. Das entschied sich<br />
für Crailsheim.<br />
„Deshalb liegt noch heute einer<br />
unserer Wasserhochbehälter<br />
auf Crailsheimer Gemarkung“, erklärt<br />
der derzeitige Satteldorfer<br />
Bürgermeister Thomas Haas. Die<br />
Beuerlbacher seien auch heute<br />
noch ans Satteldorfer Wasser angeschlossen.<br />
„Sie haben Glück.<br />
Unser Wasserzins ist niedriger als<br />
der von Crailsheim.“ uts<br />
Das Rathaus in Satteldorf wurde kurz vor der Gemeindereform neu gebaut. Das war einer der Gründe, warum<br />
der Verwaltungssitz der neuen Gemeinde dort angesiedelt wurde. 1995 wurde das Gebäude saniert<br />
und mit einem Anbau versehen.<br />
Foto: Ute Bartels
SCHROZBERG<br />
Seite 39<br />
Es wird nicht langweilig<br />
Entwicklung Ganz im Norden des <strong>Landkreis</strong>es liegt seine flächenmäßig zweitgrößte Kommune. Das birgt besondere Herausforderungen.<br />
Umso stolzer ist Bürgermeisterin Jacqueline Förderer auf die intakte Infrastruktur. Von Sebastian Unbehauen<br />
Die sieben Wappen der<br />
früheren Gemeinden<br />
Schrozberg, Bartenstein,<br />
Ettenhausen, Riedbach,<br />
Leuzendorf, Schmalfelden und<br />
Spielbach, die sich in den 1970er-<br />
<strong>Jahre</strong>n zusammengeschlossen haben,<br />
zieren allesamt die Bürowand<br />
der Schrozberger Bürgermeisterin<br />
Jacqueline Förderer –<br />
quasi als Symbol dafür und als<br />
tägliche Erinnerung daran, wie<br />
vielfältig und weitläufig das<br />
Stadtgebiet ist.<br />
Förderer kann die Zahlen dazu<br />
wahrscheinlich im Schlaf, jedenfalls<br />
auf Anhieb und ohne nachzugucken<br />
im Gespräch, herunterbeten:<br />
„10 521 Hektar groß ist unsere<br />
Gemarkung“, sagt sie. „Allein<br />
280 Kilometer an Gemeindeverbindungsstraßen<br />
und Feldwegen<br />
müssen wir unterhalten. Wir haben<br />
54 Wohnplätze. Und jeder unserer<br />
Ortsteile hat ein Dorfgemeinschaftshaus.“<br />
Was die Bürgermeisterin<br />
damit sagen will: Allein<br />
mit dem Erhalt der<br />
Infrastruktur der (nach Crailsheim)<br />
flächenmäßig zweitgrößten<br />
Kommune im Kreis hat eine<br />
Verwaltung alle Hände voll zu<br />
tun. Sie ist froh, dass sie sich<br />
überall auf ihre Ortsvorsteher<br />
verlassen kann. Und sie ist „wirklich<br />
stolz auf das, was wir haben“.<br />
Nicht zu kritisch sein<br />
Das betont Förderer immer wieder,<br />
denn manchmal findet sie,<br />
dass die Hohenloher – und die<br />
Schrozberger als Hohenloher<br />
Spezialausprägung – zu kritisch<br />
auf den Status quo blicken. Besser<br />
geht immer, klar, aber<br />
„Schrozberg ist aus meiner Sicht<br />
wahnsinnig attraktiv“, so die Bürgermeisterin.<br />
Damit das nicht als<br />
grundlose Schwärmerei abgetan<br />
Ein Sinnbild für die intakte Infrastruktur und den Freizeitwert Schrozbergs ist das nagelneue Freibad. Aber die Stadt hat noch viel mehr zu bieten<br />
– Bürgermeisterin Förderer findet: „Schrozberg ist wahnsinnig attraktiv.“<br />
Foto: Stadt Schrozberg<br />
werden kann, zählt sie auf: die guten<br />
Einkaufsmöglichkeiten („Man<br />
bekommt bei uns wirklich alles<br />
für den täglichen Bedarf und darüber<br />
hinaus“), die gute medizinische<br />
Versorgung, drei Banken,<br />
von denen eine ihren Sitz in der<br />
Stadt hat, zwei Brauereien, „das<br />
Handwerk sowieso. Sie können<br />
Ihr Haus fast ausschließlich von<br />
Schrozberger Betrieben bauen<br />
lassen“, betont Förderer. Und<br />
dann ist da das Thema Lebensmittel<br />
– von der Erzeugung auf<br />
dem Feld und im Stall bis hin zum<br />
Endprodukt. Förderer denkt etwa<br />
an die landwirtschaftlichen Familienbetriebe,<br />
an die LBV als größten<br />
Arbeitgeber in der Stadt, an<br />
die Molkerei und die OBEG Hohenlohe.<br />
„Auch sonst haben wir<br />
attraktive Arbeitsplätze“, sagt<br />
Förderer. „Denken Sie zum Beispiel<br />
an die Firma HAKRO, die<br />
sich in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />
hervorragend entwickelt hat.“<br />
Das Wohlgefallen an ihrer<br />
Stadt scheint Förderer nicht exklusiv<br />
zu haben. Jedenfalls ist die<br />
Einwohnerzahl in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n stetig gestiegen, die<br />
Geburtenzahlen sind deutlich<br />
nach oben gegangen. Womit wir<br />
wieder bei den infrastrukturellen<br />
Herausforderungen wären. Stichwort:<br />
Betreuung. Drei Kindergärten<br />
und eine Krippe betreibt die<br />
Stadt, zusätzlich gibt es zwei<br />
kirchliche Kindergärten. Die<br />
Krippe muss kurz nach ihrem Bau<br />
schon wieder erweitert werden.<br />
Und eine weitere Kindergartengruppe<br />
ist im Aufbau.<br />
Auch in der Grundschule<br />
kommt der Babyboom an: Die ist<br />
jetzt durchgängig zweizügig, die<br />
kommenden <strong>Jahre</strong> kommen jeweils<br />
drei Züge dazu. Die Schule<br />
ist nicht nur deshalb eine Baustelle,<br />
sie muss auch millionenschwer<br />
saniert werden – ein Projekt, das<br />
die kommenden kommunalpolitischen<br />
<strong>Jahre</strong> in Schrozberg prägen<br />
wird.<br />
Die jungen Bürgerinnen und<br />
Bürger der Stadt profitieren indes<br />
bereits heute von Maßnahmen,<br />
die in jüngerer Vergangenheit<br />
umgesetzt wurden. Von der Innenstadtsanierung<br />
etwa. Oder<br />
vom Bau des überaus gut angenommenen<br />
Lesetreffs und von<br />
der Sanierung des Freibads – übrigens<br />
beides Projekte, die durch<br />
Bürgerentscheide auf den Weg<br />
gebracht worden sind. Besonders<br />
stolz ist Förderer auf den Breitbandausbau<br />
in Schrozberg: „Im<br />
Juli 2016, in meiner ersten Sitzung<br />
als Bürgermeisterin, haben wir<br />
ihn beschlossen“, sagt sie. Das sei<br />
mutig vom Gemeinderat gewesen,<br />
und sie hält die Entscheidung<br />
„nach wie vor für richtig und<br />
wichtig“.<br />
Keine weißen Flecken mehr<br />
Zwar gab es seinerzeit weniger<br />
Fördermittel, dafür waren die<br />
Baukosten niedriger und qualifizierte<br />
Firmen für die Umsetzung<br />
noch leichter zu bekommen. Jetzt<br />
steht Schrozberg – wohlgemerkt:<br />
eine große Flächengemeinde –<br />
ohne weiße Flecken da. „Die Bürger<br />
waren überglücklich, als es<br />
kam“, sagt Förderer, „und Corona<br />
hat deutlich gemacht, wie wichtig<br />
das ist.“<br />
Die Bürgermeisterin verweist<br />
auch noch auf die Umsetzung des<br />
Feuerwehrbedarfsplans, die weitergeht,<br />
auf Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz,<br />
auf die Stadtsanierung<br />
Nord, auf das Richten<br />
des Schlossdachs – und sie will<br />
damit sagen: Ihren Mitarbeitern,<br />
dem Gemeinderat und ihr selbst<br />
wird auch in Zukunft nicht langweilig<br />
werden. Schrozberg soll ja<br />
attraktiv bleiben.<br />
Seit <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n stolze Stadt<br />
Jubiläum Schrozberg feiert im Juni ein ganzes Wochenende lang<br />
seine Stadterhebung – garantiert bunt, vielfältig und lecker.<br />
Schrozberg. <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> ist nicht nur<br />
der <strong>Landkreis</strong> alt, sondern <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
ist es auch her, dass Schrozberg<br />
zur Stadt erhoben wurde. Das<br />
Stadtrecht ging am 28. Mai 1973<br />
von Bartenstein auf die gerade in<br />
der Entstehung befindliche Gesamtgemeinde<br />
über. Eine Auswirkung<br />
auf das tägliche Verwaltungshandeln<br />
hat das in der Gegenwart<br />
zwar nicht, gibt Bürgermeisterin<br />
Jacqueline Förderer zu,<br />
aber: „Die Bürgerinnen und Bürger<br />
sind schon stolz drauf.“<br />
Dem soll mit einem großen<br />
Festwochenende Rechnung getragen<br />
werden – von Freitag, 16., bis<br />
Sonntag, 18. Juni, gibt es ein reichhaltiges<br />
Programm in der und<br />
rund um die Stadthalle. Auch an<br />
die Eingemeindungen wird dabei<br />
feierlich erinnert.<br />
Manuela Schlecht ist im Rathaus<br />
für die Organisation des<br />
Stadterhebungs-Jubiläums zuständig.<br />
Seit einem Jahr macht sie<br />
sich intensive Gedanken. „Wir haben<br />
versucht, alle einzubeziehen“,<br />
sagt sie. „Die Vereine, die<br />
Firmen, die Teilorte – alle können<br />
ihren Beitrag leisten und zeigen,<br />
was in Schrozberg steckt.“ Der<br />
Rücklauf sei gut.<br />
Gleich zu Beginn am Freitag<br />
gibt es ein echtes Highlight: den<br />
bunten Abend, für den zahlreiche<br />
Gruppen Beiträge vorbereiten.<br />
Zum Beispiel haben sich die Posaunenchöre<br />
aus dem Stadtgebiet<br />
zusammengetan. „Was ich auch<br />
eine schöne Initiative finde: Viele<br />
Gruppen fabrizieren jeweils Video-Beiträge,<br />
wie man das noch<br />
von den Corona-Challenges her<br />
kennt“, sagt Bürgermeisterin Förderer.<br />
„Die werden ebenfalls an<br />
dem Abend gezeigt.“ Außerdem<br />
ist ein echter Stargast mit von der<br />
Partie: der in Schrozberg aufgewachsene<br />
Basti Schmidt, der es<br />
als queerer Künstler ins Finale<br />
von „The Voice of Germany“ geschafft<br />
hat, tritt auf.<br />
Ein Geschenk an die Bürger<br />
Der Samstagabend wird wieder<br />
musikalisch. Dann steht der bekannte<br />
Chor „Open Doors“ auf<br />
der Bühne – und der Eintritt liegt<br />
mit fünf Euro weit unter dem<br />
Standardpreis für diese Gruppe.<br />
„Das ist unser Geschenk an die<br />
Bürger“, sagt Förderer.<br />
Der Sonntag beginnt mit einem<br />
ökumenischen Gottesdienst und<br />
steht ganz im Zeichen der Familie.<br />
Es gibt ein Kinderkonzert,<br />
Kinderschminken, Spiel- und Bastelaktionen,<br />
einen Malwettbewerb<br />
und einen Kinderflohmarkt.<br />
Die Oldtimer-Traktor-Freunde<br />
Leuzendorf zeigen ihre herausgeputzten<br />
Gefährte, in der Mehrzweckhalle<br />
ist die Ausstellung<br />
„Unser Schrozberg“ zu sehen, das<br />
Outlet hat verkaufsoffen, der dortige<br />
Bauernmarkt feiert Jubiläum,<br />
die Musikschule Beibl tritt auf,<br />
die Schule beteiligt sich beispielsweise<br />
mit Fahrten auf der Miniatur-Dampflok,<br />
am Abend spielt<br />
die „Schairemussich“, und, und,<br />
und.<br />
Klar, dass auch der Genuss<br />
nicht zu kurz kommt. Die Humpfer-Ranch<br />
hat beispielsweise eigens<br />
einen „Schrozburger“ mit Jubiläumsweckle<br />
der LBV-Bäckerei<br />
ersonnen, es gibt „Schrozbergerle“<br />
(ähnlich den Nürnbergerle),<br />
„Franken Bräu“ verkauft sein<br />
„Spezial“ mit Jubiläumsetikett,<br />
die Metzgerei Schilpp bewirtet,<br />
die Eismanufaktur „moo“ sorgt<br />
für Abkühlung, die Landfrauenvereine<br />
tun sich zum Kuchenverkauf<br />
zusammen. Kurzum: So ein<br />
Jubiläum sollte es nicht bloß alle<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n geben... sebu<br />
Der Chor „Open Doors“ spielt am Samstag, 17. Juni, in der Stadthalle in Schrozberg – zur Feier der Stadterhebung<br />
vor einem halben Jahrhundert.<br />
Foto: privat<br />
Schrozberg<br />
Kontakt<br />
Stadt Schrozberg<br />
Krailshausener Str. 15<br />
74575 Schrozberg<br />
Tel. 07935 707-20<br />
www.schrozberg.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Schrozberg<br />
Die Stadt Schrozberg gratuliert dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> sehr herzlich zum <strong>50</strong>-jährigen<br />
Jubiläum.<br />
Auch in unserer schönen Stadt gibt es in diesem<br />
Jahr einiges zu Feiern. In den <strong>Jahre</strong>n 1971 bis<br />
1973 wurden die ehemals eigenständigen<br />
Gemeinden Ettenhausen, Leuzendorf, Riedbach,<br />
Schmalfelden, Schrozberg und Spielbach sowie<br />
die Stadt Bartenstein zu einer Kommune zusammengeführt.<br />
Mit einem Festakt am 28. Mai<br />
1973 wurde das Stadtrecht von Bartenstein auf<br />
die Gesamtgemeinde übertragen und die heutige<br />
Stadt Schrozberg gebildet.<br />
Dieser besondere Anlass wird daher mit einem<br />
Festwochenende am 16. – 18. Juni <strong>2023</strong> mit<br />
einem bunten Abend, eigens kreierten Köstlichkeiten<br />
aus unserer Stadt, einem Konzert der „Open<br />
Doors“ und einem Familientag mit ökumenischem<br />
Gottesdienst sowie Kinderkonzert am Nachmittag<br />
gefeiert. Abgerundet wird das Jubiläumsjahr mit<br />
vielen weiteren Aktionen der Vereine und Firmen.<br />
Ich darf Sie schon heute alle einladen, mit uns<br />
zusammen zu feiern.<br />
Jacqueline Förderer<br />
Bürgermeisterin<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: ca. 5.900<br />
Fläche:105,21 km 2<br />
Teilorte: Bartenstein, Ettenhausen,<br />
Leuzendorf, Riedbach, Schmalfelden,<br />
Schrozberg, Spielbach<br />
Bürgermeisterin:<br />
Jacqueline Förderer (35)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Schloss und Ort<br />
Bartenstein, Schloss Schrozberg, Diverse<br />
Lehrpfade insbesondere Ettetal<br />
3 größte Vereine: TSV Schrozberg,<br />
ca. 1000 Mitglieder; Landfrauen (verteilt<br />
auf mehrere Ortsgruppen); Hohenloher<br />
Wandergermanen, ca. 300<br />
3 größte Unternehmen: LBV,<br />
ca. <strong>50</strong>0 Mitarbeiter; HAKRO,<br />
190 Mitarbeiter; Nedschroef<br />
130 Mitarbeiter
SCHWÄBISCH HALL<br />
Seite 40<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> wird<br />
immer attraktiver<br />
Entwicklung Schlagkräftige Firmen, Kultur-Highlights und die<br />
historische Altstadt machen <strong>Hall</strong> attraktiv. Oberbürgermeister<br />
Daniel Bullinger blickt im Interview zurück. Von Tobias Würth<br />
Die Michaelskirche ragt über die Häuser der Altstadt hinaus. Die Neue Straße ist gut zu erkennen, die nach<br />
dem Stadtbrand 1758 angelegt wurde.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Kontakt<br />
Stadt <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Am Markt 6<br />
74523 <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Tel. 0791 751-0<br />
info@schwaebischhall.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> in 1530 Zeichen zu fassen ist eigentlich<br />
gar nicht möglich, daher in wenigen Worten<br />
das, was Sie auf jeden Fall über unsere Stadt wissen<br />
sollten:<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist eine Salzsiederstadt am Kocher,<br />
mit einer malerischen Altstadt. Mehr als 42.000 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern aus rund 120 Nationen<br />
leben getreu nach dem Motto „bunt, friedlich<br />
und weltoffen“ bei uns.<br />
Wir sind eine Kulturstadt und mit der Kunsthalle<br />
Würth, dem Hällisch-Fränkischen Museum, dem<br />
Freilandmuseum, den berühmten Freilichtspielen<br />
und unseren zahlreichen Stadtfesten weit über die<br />
Stadtgrenzen hinaus bekannt.<br />
Als Bildungsstadt zeichnen uns eine Reihe von erstklassigen<br />
Bildungseinrichtungen und Institutionen<br />
wie die Volkshochschule, die Stadtbibliothek, die<br />
Musikschule, das Haus der Bildung, die Hochschule<br />
sowie das Goethe-Institut, welche eine große<br />
Bedeutung für die ganze Region haben.<br />
Daneben sind wir mit unseren ganz vielfältigen<br />
Angeboten auch eine Sportstadt. Zahlreiche ehrenamtlich<br />
engagierten Vereine und Institutionen leisten<br />
dabei einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsvorsorge<br />
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt<br />
in unserer Stadt.<br />
Dass es sich in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> nicht nur gut leben,<br />
sondern auch bestens arbeiten lässt, zeigen die vielen<br />
Weltmarktführer, etablierten Unternehmen und Startups,<br />
die in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> heimisch sind und im<br />
nationalen und internationalen Wettbewerb stehen.<br />
Genießen Sie unsere Stadt und tauchen Sie ein in das<br />
Leben der „kleinsten Metropole der Welt“.<br />
Daniel Bullinger<br />
Oberbürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 42.200<br />
Fläche: 10.418 ha<br />
Teilorte: Bibersfeld, Eltershofen,<br />
Gailenkirchen/Gottwollshausen,<br />
Gelbingen, Hessental, Sulzdorf,<br />
Steinbach, Tüngental, Weckrieden<br />
Oberbürgermeister:<br />
Daniel Bullinger (38)<br />
Partnergemeinden: Epinal/Frankreich,<br />
Lappeenranta/Finnland, Loughborough/<br />
Großbritannien, Karesi/Türkei, Neustrelitz/Deutschland,<br />
Zamość/Polen<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Kunsthalle<br />
Würth, Freilichtspiele <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
Freilandmuseum Wackershofen<br />
3 größte Vereine: TSG <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
1844 e.V., 2604 Mitglieder; Post-SG<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> e.V., 778 Mitglieder;<br />
Sportfreunde <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> e.V.,<br />
434 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Bausparkasse<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, Diakoneo Diak<br />
Klinikum, Optima Gruppe, RECARO<br />
Aircraft Seating<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist eine Stadt im<br />
Wandel, was hat sich in den letzten<br />
zwei Jahrzehnten alles getan?<br />
OB Daniel Bullinger: Sehr viel, dass<br />
man nur Beispiele nennen kann.<br />
Im Westen entstand das interkommunale<br />
Gewerbegebiet, was<br />
derzeit nach und nach bebaut<br />
wird. Im Osten ist Hessental ein<br />
Wohnungsschwerpunkt, der sich<br />
deutlich verändert hat: Mit dem<br />
Sonnenrain entsteht dort ein ganz<br />
neuer Stadtteil. Im Süden hat sich<br />
die Brachfläche der Fassfabrik in<br />
ein Veranstaltungs- und Messezentrum<br />
verwandelt. Zudem wurden<br />
Betriebe wie Mustang und<br />
Marbet angesiedelt. In der Innenstadt<br />
kam das Neue Globe Theater<br />
dazu als Nachfolgebauwerk<br />
des ersten Holzrunds. Seit dem<br />
Neubau des Gefängnisses im<br />
Westen der Stadt stand das ganze<br />
JVA-Gelände in der Innenstadt<br />
leer. Dort entstand das Kocherquartier,<br />
die VR-Bank-Zentrale<br />
und das Gefängnisgebäude verwandelte<br />
sich ins Haus der Bildung<br />
- mit der Volkshochschule,<br />
der Musikschule und weiteren<br />
Einrichtungen. Im Norden könnte<br />
man den Optima-Sportpark<br />
nennen, der entstanden ist. Das<br />
sind alles enorme Entwicklungen<br />
in relativ kurzer Zeit für eine<br />
Stadt.<br />
Wenn wir weiter zurückblicken, sind<br />
doch noch mehr Entwicklungen zu<br />
sehen?<br />
Ganz wichtig für die Stadt war sicherlich<br />
der Bau der Kunsthalle<br />
Würth. Die Kunsthalle hat eine<br />
positive Entwicklung aufs Stadtbild<br />
und auf die Attraktivität der<br />
Stadt. <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist nicht<br />
nur gewachsen, hat sich auch in<br />
der Qualität auf allen Ebenen weiterentwickelt<br />
und an Attraktivität<br />
in vielen Bereichen gewonnen.<br />
Wie steigert <strong>Hall</strong> die Attraktivität für<br />
Bürger?<br />
Von der Krippe bis hin zum Hochschul-Studienplatz<br />
ist alles geboten.<br />
Was <strong>Hall</strong> auszeichnet, ist die<br />
Vielfalt. Wir haben beispielsweise<br />
sehr unterschiedliche<br />
Kindergärten:<br />
Waldkindergarten,<br />
die städtischen Einrichtungen,<br />
Vereine betreiben<br />
Kindergärten und die<br />
Kirchen. Das zieht sich<br />
im Schulbereich weiter<br />
durch, wenn man den<br />
Montessori-Zug nennt und auch<br />
die Waldorfschule, die zur pädagogischen<br />
Vielfalt beitragen. Mit<br />
dem Schulzentrum des <strong>Landkreis</strong>es,<br />
den Fachschulen und Förderschulen<br />
und vielen mehr bietet<br />
<strong>Hall</strong> ein breites Spektrum an, das<br />
zuletzt durch die Gemeinschaftsschulen<br />
erweitert wurde.<br />
Was ist für Jugendliche geboten?<br />
Wir haben ganz viele Angebote:<br />
Im städtischen Heimbacher Hof,<br />
der in diesem Jahr sein <strong>50</strong>-jähriges<br />
Bestehen feiert, im Circus<br />
Compostelli und in vielen verschiedenen<br />
Vereinen. Dazu gehören<br />
zum Beispiel auch die vielen<br />
Sportvereine, aber auch die Musikschule<br />
leistet wichtige Arbeit.<br />
Das sind nur einige Beispiele aus<br />
dem breitgefächerten Angebot.<br />
Weiter geht es in <strong>Hall</strong> in der Erwachsenenbildung<br />
mit der Volkshochschule<br />
oder der Akademie<br />
der Künste.<br />
Interview<br />
Weltmarktführer der Wirtschaft katapultieren <strong>Hall</strong> an die Spitze. Immer<br />
mehr Menschen werden angelockt.<br />
Foto: Optima<br />
Tradition wird hochgehalten: Der Siedershof beim Kuchen- und Brunnenfest<br />
auf dem Marktplatz.<br />
Foto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
Wie entwickelte sich <strong>Hall</strong> als Gesundheitsstadt?<br />
Das Diakonie-Klinikum hat natürlich<br />
eine herausragende Stellung<br />
nicht nur für Hohenlohe, sondern<br />
auch darüber hinaus. Patienten<br />
der Kinderklinik kommen zum<br />
Beispiel von weit her. Das Diakonie-Klinikum<br />
ist ein Zentralversorger:<br />
Es gibt eine hohe medizinische<br />
Qualität und deckt viel ab.<br />
Zugleich ist es auch ein Standortfaktor:<br />
Immer mehr ältere Menschen<br />
leben in unserer Gesellschaft.<br />
Da ist es natürlich klar,<br />
dass die sich Gedanken darüber<br />
machen, wo sie die beste medizinische<br />
Versorgung erhalten. Mit<br />
dem Ärztehaus auf der Weilerwiese<br />
konnte zuletzt <strong>Hall</strong> als Gesundheitsstadt<br />
gestärkt werden.<br />
Auch schon zuvor und weiterhin<br />
praktizieren viele Fachärzte in<br />
der Stadt mit einem sehr breiten<br />
Angebot der Disziplinen. Das<br />
Zentrum für Psychische Gesundheit<br />
entstand in der Ringstraße.<br />
Das ist ein wichtiges, wohnortnahes<br />
Angebot für psychisch kranke<br />
Menschen. Jetzt kommt der<br />
Maßregelvollzug hinzu.<br />
Der ist zwar für eine ganz<br />
bestimmte Zielgruppe,<br />
straffällige suchtkranke<br />
Männer, dennoch ist er ein<br />
Teil der Gesundheitsstruktur.<br />
Es werden neue Arbeitsplätze<br />
im Gesundheitswesen<br />
geschaffen.<br />
Eine so große Behindertenhilfe<br />
wie den Sonnenhof mit<br />
Schule und Ausbildungsstätte<br />
gibt es weit und breit nicht zu finden.<br />
Einige Einrichtungen sind<br />
aus der Diakonie entstanden, das<br />
kommt aus der Historie heraus.<br />
Warum sind so viele Behörden in <strong>Hall</strong><br />
mit überörtlicher Bedeutung angesiedelt?<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist auf jeden Fall<br />
eine wichtige Behördenstadt. Sie<br />
ist die Kreisstadt und daher<br />
Standort des Landratsamts.<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist aber auch<br />
nach Heilbronn die zweitgrößte<br />
Stadt in der Region Heilbronn-<br />
Franken, wir haben daher ein großes<br />
Einzugsgebiet. Das hat Auswirkungen<br />
auf den Standort der<br />
Behörden des Landes und des<br />
Bundes: Arbeitsagentur, Rentenversicherung,<br />
Finanzamt, Außenstellen<br />
des Hochbau- und Straßenbauamts<br />
des Regierungspräsidiums.<br />
Zwar verfügt <strong>Hall</strong> nach<br />
der Reform nicht mehr über ein<br />
Polizeipräsidium, dennoch hat<br />
das Revier in dem Neubau in der<br />
Salinenstraße eine große Bedeutung.<br />
Was wäre <strong>Hall</strong> ohne seine starken<br />
Wirtschaftsbetriebe?<br />
Das ist natürlich schon eine Besonderheit<br />
von <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>,<br />
dass so viele erfolgreiche Firmen<br />
vor Ort angesiedelt sind. Für ihre<br />
Größe verfügt <strong>Hall</strong> über eine<br />
hohe Anzahl an Firmen. Eine weitere<br />
Besonderheit ist sicherlich<br />
der breite Branchenmix. Das Maschinenbaucluster<br />
ist riesig. Auch<br />
der Bereich mit Finanzdienstleistungen<br />
ist groß: Als größtes Unternehmen<br />
ist die Bausparkasse<br />
zu nennen, aber auch Banken sind<br />
in <strong>Hall</strong> angesiedelt. Die Lebensmittelbranche<br />
bildet mit der<br />
Schlachterei und Molkerei sowie<br />
weiteren Unternehmen einen<br />
Schwerpunkt. Und im Gesundheits-<br />
und Sozialen-Sektor kann<br />
<strong>Hall</strong> viele Firmen vorweisen, wie<br />
zum Beispiel die Arbeiterwohlfahrt.<br />
Recaro-Aircraft-Seating und<br />
die Optima-Gruppe stechen als<br />
Firmen mit weltweiter Bedeutung<br />
heraus, das gilt aber auch für viele<br />
weitere kleinere Firmen, die<br />
vielleicht nicht so sehr in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung stehen,<br />
aber in ihrem Bereich wichtige<br />
Player sind. Baden-Württemberg<br />
hat die Besonderheit, dass eine<br />
dezentrale Wirtschaftsstruktur<br />
vorhanden ist. <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
ragt dabei für einen Ort ihrer Größe<br />
heraus: Es gibt über 26.000 sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitsplätze<br />
in der Stadt, wovon<br />
ein großer Teil auch Einpendler<br />
sind. Das ist natürlich ein starker<br />
Beweis für die Attraktivität<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>s als Wirtschaftsstandort.<br />
Wenn man nun <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> zurückblickt,<br />
hat <strong>Hall</strong> ja auch tiefere Veränderungen<br />
erhalten?<br />
Da ist sicherlich ein starkes Bevölkerungswachstum<br />
in der Stadt<br />
signifikant, wenn man so weit zurückblickt.<br />
Ob Spätaussiedler<br />
oder der Zuwachs nach der Wiedervereinigung<br />
und jetzt die Geflüchteten:<br />
Immer mehr Menschen<br />
leben in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Das führte auch zu neuen Siedlungen.<br />
Die Umwandlung der Dolan<br />
Barracks vom militärischen<br />
Gelände in ein Gewerbe- und<br />
Wohngebiet samt zivilem Flugplatz<br />
hat die Stadt sicherlich geprägt.<br />
Auch die Gründung des<br />
Hohenloher Freilandmuseums in<br />
Wackershofen fällt in diese Zeit<br />
– auch hier feiern wir in diesem<br />
Jahr Jubiläum, es wird 40 <strong>Jahre</strong><br />
alt. Die komplette Sanierung der<br />
Katharinenvorstadt gehört zu den<br />
großen Veränderungen über die<br />
vergangenen <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>, wie der Bau<br />
der Westumgehung und der Ostumfahrung<br />
auch.
SCHWÄBISCH HALL<br />
Seite 41<br />
Wie sich <strong>Hall</strong> weiterentwickelt<br />
Ausblick Mit dem Bahnhofsquartier, dem Sonnenrain und privaten Bauprojekten wächst die<br />
Stadt weiter. Auch kulturell wird in den nächsten <strong>Jahre</strong>n viel geboten. Von Tobias Würth<br />
Mit <strong>Hall</strong>ia Venezia startet meist im Februar der Reigen der Feste in<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
Modernste Medizin: Im Diak-Klinikum, das zum Diakoneo-Verbund<br />
gehört, werden Patienten wohnortnah behandelt. Foto: Ufuk Arslan<br />
Natur hat diese Stadt gewiegt<br />
und Kunst hat sie<br />
gebildet.“ Mit diesen<br />
Worten leitete die Dichterin<br />
Ricarda Huch 1927 ihre<br />
Schilderung der alten Reichsstadt<br />
ein.<br />
Kulturell sticht das Jahr 2025<br />
hervor: 100 <strong>Jahre</strong> Gerhards Marionettentheater,<br />
100 <strong>Jahre</strong> Freilichtspiele<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>, 75<br />
<strong>Jahre</strong> Großer Siedershof, 60 <strong>Jahre</strong><br />
Goethe-Institut. Geboten sind<br />
die wiederkehrende Feste und<br />
Events: <strong>Hall</strong>ia Venezia, <strong>Hall</strong>er<br />
Frühling und <strong>Hall</strong>er Herbst, Kuchen-<br />
und Brunnenfest, Sommernachtfest,<br />
Jacobimarkt, Tag des<br />
Salzes und der <strong>Hall</strong>er Weihnachtsmarkt.<br />
Im aktuellen Jahr<br />
<strong>2023</strong> stehen noch an: Literatur<br />
live (ab 5. Juni). 125 <strong>Jahre</strong> Jubiläum<br />
Chorverband Kochergau (11.<br />
Juni), Preisverleihung des Comburg-Stipendiums<br />
(21. Juni) und<br />
eine Tagung zum Rätsel von Unterregenbach<br />
(29. und 30. Juni).<br />
Das Jubiläum „70 <strong>Jahre</strong> Sommernachtfest“<br />
wird am 26. August gefeiert<br />
und eine Kunstnacht ist geplant<br />
(14. Oktober).<br />
Die Innenstadt von <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> aus der Luft. Drohnenfoto der historischen Altstadt. Foto: Ufuk Arslan<br />
Bahnhofsareal <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> Baubeginn. Zu sehen sind das erste<br />
Baufeld und der Bahnhof (rechts). Foto: Thumilan Selvakumaran<br />
Wachstum in Holz und Stein<br />
Laut einer im April <strong>2023</strong> veröffentlichen<br />
Bewertung des Internetportals<br />
„Reisereporter“ gehört<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zu den schönsten<br />
historischen Altstädten<br />
Deutschlands. Dafür sorgen die<br />
teils erhaltenen Stadtmauern, die<br />
fast unveränderten mittelalterlichen<br />
Gassen und die nahezu intakte,<br />
ungestörte Dachlandschaft.<br />
„Die Altstadt <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>s<br />
ist jedoch kein Freilandmuseum,<br />
sondern hat sich im Laufe der<br />
Jahrzehnte nach dem Motto ,Tradition<br />
trifft Moderne‘ stets weiterentwickelt“,<br />
meint Oberbürgermeister<br />
Daniel Bullinger.<br />
Zeitgenössische Stadtbausteine<br />
wie die Stadtbibliothek, die<br />
Blendstatthalle, die Kunsthalle<br />
Würth, das Kocherquartier, der<br />
ZOB oder das Neue Globe zeigen,<br />
dass moderne Architektur auch<br />
im respektvollen Nebeneinander<br />
von Alt und Neu funktioniert.<br />
Die Kernstadt ist noch bis 30.<br />
April 2025 Sanierungsgebiet. Folgende<br />
Maßnahmen laufen derzeit:<br />
Sanierung historische Ufermauern<br />
am Kocher, Neubau der<br />
Lindachbrücke. Es folgen die Sanierung<br />
und Erneuerung des Unterwöhrds.<br />
Geplant sind: Gestaltung<br />
Haalplatz, Steigerung der<br />
Attraktivität der Ackeranlagen,<br />
Sanierung und Umbau des Bahnhofs,<br />
Städtebauliche Aufwertung<br />
Weilervorstadt nach dem Bau des<br />
Weilertunnels – sofern er denn<br />
tatsächlich kommt.<br />
Die Stadtverwaltung hat mit<br />
Zustimmung des Gemeinderates<br />
beschlossen, das enorme Wachstumstempo<br />
maßvoller anzugehen.<br />
Das heißt aber nicht, dass Stillstand<br />
herrscht. Derzeit entstehen<br />
im Bahnhofsareal neue Wohnungen,<br />
sowie im Sonnenrain. Große<br />
private Bauprojekte sind die Umgestaltung<br />
des ehemaligen Polizeirevier-Standorts<br />
im Gräterweg<br />
sowie die geplante Bebauung der<br />
Kocherhalde zwischen Diak und<br />
Gelbingen.<br />
Es gibt noch Flächen im interkommunalen<br />
Gewerbepark West<br />
im Solpark und im Handwerkerpark<br />
Sulzdorf. Im Hinblick auf die<br />
nächste Fortschreibung des Flächennutzungsplans<br />
prüft die Abteilung<br />
Stadtplanung der Stadt<br />
derzeit Optionen für weitere Gewerbeflächen.<br />
<strong>Hall</strong> schützt das Klima<br />
Erderwärmung Pro Jahr pflanzt die Verwaltung 200 Bäume in der<br />
Stadt. Ökostrom und Dämmung sollen beim Klimaschutz helfen.<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>. Eltern und Großeltern<br />
verstärken den Ruf der<br />
Schüler von Fridays for Future<br />
nach einem konsequenten Klimaschutz.<br />
Zentrale Demonstrationen<br />
im <strong>Landkreis</strong> werden in <strong>Hall</strong><br />
auf dem Marktplatz abgehalten.<br />
Bürger und Stadtverwaltung stellen<br />
sich der Herausforderung.<br />
Die Stadt pflanzt jedes Jahr<br />
etwa 200 Stadtbäume. Auch die<br />
städtische Tochtergesellschaft,<br />
die <strong>Hall</strong>er Grundstücks- und Erschließungsgesellschaft,<br />
setzt<br />
Bäume in den Straßen und öffentlichen<br />
Freiräumen der Neubaugebiete.<br />
Dort sind nach den Bebauungsplänen<br />
auch die privaten<br />
Bauherrinnen und Bauherren zur<br />
Pflanzung von Bäumen verpflichtet,<br />
teilt die Stadtverwaltung<br />
mit. „Zwischen Innenentwicklung<br />
– ,Innen vor Außen‘ – und dem<br />
Erhalt innerstädtischen Grüns<br />
wird es immer Zielkonflikte geben,<br />
die es im Rahmen von Abwägung,<br />
Kompensation und Ausgleich<br />
zu lösen gilt“, sagt Oberbürgermeister<br />
Daniel Bullinger.<br />
Viele Gebäude saniert<br />
Doch wie will <strong>Hall</strong> die vorgegebenen<br />
Klimaziele erreichen? Die<br />
Stadt verfolgt bereits seit 2009 ein<br />
kontinuierliches städtisches Klimaschutz-<br />
und Energiemanagement<br />
unter der Dachmarke „für<br />
ein gutes Klima“. „Wann konkret<br />
die Stadt klimaneutral werden<br />
wird, soll die Fortschreibung des<br />
Klimaschutzkonzepts von 2013<br />
beantworten“, sagt Oberbürgermeister<br />
Bullinger. Die Klimaziele<br />
seien zu erreichen durch: Energieeinsparungen<br />
wie bereits geschehen<br />
durch Neubauten im<br />
energetisch hochwertigen Standard<br />
(Passivhaus oder KfW 40,<br />
beispielsweise bei der Breit-Eich-<br />
Schule oder der Kindertagesstätte<br />
Elisabethenstraße). Die Energetische<br />
Gebäude-Sanierungen<br />
kommt voran, wie zum Beispiel<br />
im Schulzentrum West, Gymnasium<br />
bei St. Michael, Rollhofturnhalle.<br />
Die Sanierung der Straßenbeleuchtung<br />
erfolgte mit einer<br />
nahezu kompletten Umstellung<br />
auf dimmbare LED-Leuchten. Die<br />
Förderung eines nachhaltigen Lebensstiles<br />
und Bewusstseinsbildung<br />
der Bevölkerung stehen auf<br />
dem Plan: Nachhaltigkeitstage,<br />
Klimathon, Gemeinsam für mehr<br />
Artenvielfalt, Veranstaltungsreihe<br />
Prima Klima der Volkshochschule.<br />
300 Schüler demonstrieren in <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> für den Klimaschutz.<br />
Die Jugendlichen machen Druck.<br />
Foto: Archiv/Tobias Würth<br />
Strom für Ballungsgebiete<br />
60 Prozent des Stromverbrauchs<br />
der städtischen Liegenschaften<br />
wird derzeit mit Fotovoltaik-Anlagen<br />
auf diesen Dächern gedeckt.<br />
Ziel ist bis 2026 eine Deckung<br />
von mindestens 100 Prozent.<br />
Das Ziel der Stadtwerke <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong> ist es, bis 2030 doppelt<br />
so viel grünen Strom zu erzeugen,<br />
wie im Netzgebiet verbraucht<br />
wird. Es gehe darum, erneuerbare<br />
Energie für Ballungsräume zu<br />
erzeugen, da dies dort nicht so<br />
gut wie im ländlichen Raum möglich<br />
ist.<br />
Die Stadt versteht sich als Vorbild<br />
und Vorreiterin im Klimaschutz.<br />
Aktuelle und zukünftige<br />
Themen werden sein. Was demnächst<br />
passiert: Erstellung des<br />
Mobilitätskonzeptes, weitere<br />
energetische Sanierung öffentlicher<br />
Gebäude (Hagenbachhallen),<br />
weiterer Ausbau der Fotovoltaik<br />
und Windkraft sowie ein<br />
Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit.
STIMPFACH<br />
Seite 42<br />
Fruchtbare Arbeit und kein bisschen Langeweile<br />
Entwicklung Welche Baustellen die Gemeinde Stimpfach in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n beschäftigt haben und in Zukunft noch beschäftigen<br />
werden. Und dann ist da ein ganz dickes Brett, das der Bürgermeister einst erfolgreich für seine Bürger gebohrt hat. Von Jens Sitarek<br />
Baustellen gehören zum<br />
täglichen Geschäft eines<br />
Bürgermeisters, das ist in<br />
Stimpfach auch nicht anders.<br />
„Wir haben die Bauabteilung<br />
hier sitzen: mich“, so sagt es<br />
Stimpfachs Bürgermeister Matthias<br />
Strobel. Auf der einen Seite<br />
binden Baustellen viel Arbeitszeit<br />
und kosten viel Kraft, auf der anderen<br />
Seite sind sie doch ein Beleg<br />
dafür, dass sich etwas tut, dass<br />
sich eine Gemeinde entwickelt.<br />
„Jede Baustelle fordert einen“,<br />
fügt Strobel hinzu.<br />
Derzeit läuft die Erschließung<br />
der weißen Flecken, im Zuge dessen<br />
wird die Ortsdurchfahrt in Eichishof<br />
gleich mitgemacht. Spätestens<br />
seit Corona und den Anforderungen,<br />
die Homeoffice und<br />
Homeschooling so mit sich bringen,<br />
weiß jeder, wie wichtig<br />
schnelles Internet ist. Mit 4,5 Millionen<br />
Euro sind die Arbeiten in<br />
der Gemeinde veranschlagt.<br />
„Geld vergräbt sich nicht von allein“,<br />
sagt Strobel. Dank einer<br />
stattlichen Förderquote von 90<br />
Prozent ist Stimpfach beim Breitband<br />
mit einem Eigenanteil von<br />
4<strong>50</strong> 000 Euro dabei.<br />
Eine noch größere Baustelle,<br />
die gerade über die Bühne geht,<br />
ist die Sanierung der B 290 und<br />
der Ortsdurchfahrt Randenweiler.<br />
Im Ort werden Wasserleitungen<br />
neu gemacht, Regenwasserkanal,<br />
Fußwege, Randsteine, das ganze<br />
Programm also. Zudem entsteht<br />
zwischen dem Penny-Markt und<br />
dem Kocher-Jagst-Radweg eine<br />
Verbindung. Für Strobel sind die<br />
Sanierungsmaßnahmen „ein ganz<br />
wichtiger Lückenschluss“. Die<br />
Kosten wurden vorab auf 3,5 Millionen<br />
Euro geschätzt, vergeben<br />
wurden die Arbeiten für drei Millionen<br />
Euro. Die Hälfte davon<br />
Stimpfach<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Stimpfach<br />
Kirchstraße 22<br />
74597 Stimpfach<br />
Tel. 07967 9001-0<br />
gemeinde@stimpfach.de<br />
So schön wohnt es sich in Rechenberg: Das Schloss im Vordergrund ist seit drei <strong>Jahre</strong>n in Privatbesitz, zuvor diente es als Jugendherberge.<br />
trägt die Kommune. Bisher läuft<br />
alles planmäßig – das ist immer<br />
gut. Bis Pfingsten soll der erste<br />
Bauabschnitt fertig sein, danach<br />
ist Randenweiler dran.<br />
Mit dem Einbau des Kanals<br />
wird einem Baugebiet vorgegriffen.<br />
An der Eckarroter Straße sollen<br />
20 Bauplätze entstehen. Das<br />
Gebiet steht schon länger auf der<br />
Agenda. Ansonsten ist es so, dass<br />
in jedem Baugebiet – zuletzt in<br />
Weipertshofen und Rechenberg –<br />
Mehrfamilienhäuser fest eingeplant<br />
sind, weil auf dem Land<br />
schlichtweg Wohnungen fehlen.<br />
Nicht jeder denkt halt gleich an<br />
ein Einfamilienhaus, viele können<br />
sich das auch nicht mehr leisten.<br />
Die Nachfrage habe nachgelassen,<br />
berichtet Strobel, „das merkt man<br />
daran, dass es keine Warteliste<br />
mehr gibt“. Neben den neuen<br />
Baugebieten sind in den vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong>n auch 25 Bauplätze<br />
innerorts verwirklicht worden.<br />
„Das dickste Brett“, das er in<br />
seiner Amtszeit seit 2008 habe<br />
bohren müssen, sei der Penny-<br />
Markt gewesen, so Strobel weiter.<br />
Es war schwierig, einen Platz zu<br />
finden, auf dem man bauen darf.<br />
Heute kommt Strobel auf dem<br />
Weg zur Arbeit täglich daran vorbei<br />
und sieht, dass sich der Aufwand<br />
gelohnt hat.<br />
Strobels erste Großbaustelle<br />
war die Sanierung der Waldhalle<br />
2009/2010, der Bau stammt aus<br />
den 1970er-<strong>Jahre</strong>n. Und? „Ist immer<br />
noch schön“, sagt Strobel,<br />
„ein Schmuckstück.“ Das gilt natürlich<br />
auch für den neuen Bauhof<br />
und das zentrale Feuerwehrmagazin<br />
im Hauptort, das gemeinsame<br />
Gebäude wurde im<br />
vergangenen Jahr eingeweiht. Der<br />
Versammlungsraum, der auf den<br />
Namen Wiesentalforum getauft<br />
wurde, werde „brutal gut“ angenommen.<br />
Ratssitzungen finden<br />
dort auch statt.<br />
„Die wichtigsten Dinge gibt es<br />
in der Gemeinde“, betont Strobel,<br />
und: „Die ärztliche Versorgung ist<br />
immer ein Thema, an dem bleiben<br />
wir dran.“ Froh ist der Bürgermeister,<br />
dass die Flurbereinigung<br />
Rechenberg/Jagstzell mittlerweile<br />
abgeschlossen ist. Das<br />
sei ein großer Verwaltungsaufwand<br />
über viele <strong>Jahre</strong> gewesen.<br />
Da ist für jeden<br />
was dabei.<br />
Hier entsteht<br />
was von Bürgern<br />
für Bürger.<br />
Matthias Strobel<br />
Bürgermeister von Stimpfach<br />
Wichtige Themen in der Zukunft<br />
sind Wasser und Abwasser.<br />
Dabei geht es um die eigenen<br />
Quellen, von denen Stimpfach im<br />
Vergleich zu anderen Gemeinden<br />
viele hat. Das Problem: Deren<br />
Schüttungen lassen nach – damit<br />
geht ein Stück Unabhängigkeit<br />
Foto: Ortner Media<br />
verloren. Und dann stellt sich<br />
eben die Frage nach einer Sammelkläranlage<br />
in Stimpfach, weil<br />
die Kläranlage in Rechenberg in<br />
die <strong>Jahre</strong> gekommen ist. „Uns<br />
wird nicht langweilig werden“,<br />
konstatiert Strobel.<br />
Im nächsten Jahr steht ein besonderes<br />
Jubiläum an: Stimpfach,<br />
anno 1024 erstmals urkundlich erwähnt,<br />
feiert quasi 1000-jährigen<br />
Geburtstag. Aus diesem Anlass<br />
wird es zwei Festwochenenden<br />
im Sommer geben, die Vorbereitungen<br />
in den Arbeitskreisen laufen<br />
auf Hochtouren. Strobel lobt<br />
die „sehr fruchtbare Arbeit“, wie<br />
er es formuliert. „Da ist für jeden<br />
was dabei. Hier entsteht was von<br />
Bürgern für Bürger.“<br />
Im Entstehen ist auch ein Logo<br />
der Gemeinde mit der Zahl 1000,<br />
passend zum Jubiläum. Darin sollen<br />
sich viele Dinge wiederfinden,<br />
die die Gemeinde prägen und geprägt<br />
haben: die Störche, die<br />
Jagst, die Wälder, die Kirche, das<br />
Vereinsleben, die Menschen.<br />
„Wir feiern trotzdem mit“<br />
Geschichte Die Altgemeinden Stimpfach und Rechenberg wurden<br />
erst zwei <strong>Jahre</strong> später dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zugeschlagen.<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Stimpfach<br />
In der wunderschönen Landschaft von Jagsttal,<br />
Rottal und Reiglersbachtal liegt Stimpfach. Flüsse,<br />
ausgedehnte Heideflächen aber auch Wälder<br />
prägen unsere Kulturlandschaft. Stimpfach ist<br />
aber mehr als nur Natur. Über 1.100 Arbeitsplätze<br />
machen uns zu mehr als nur einer reinen<br />
Wohngemeinde. Stimpfach ist ein bedeutender<br />
Gewerbestandort, günstig gelegen an der B 290,<br />
auf halber Strecke zwischen den Mittelzentren<br />
Crailsheim und Ellwangen. Aber auch der Kocher-<br />
Jagst-Radweg führt Sie in unsere liebenswerte<br />
Gemeinde. Eine lebendige und vielfältige Vereinslandschaft<br />
prägt unser Gemeinwesen.<br />
Stimpfach und seine Teilorte sind reich an Geschichte<br />
und Tradition. Vor rund 1.000 <strong>Jahre</strong>n erstmals<br />
urkundlich erwähnt, gehen erste Siedlungen<br />
zurück bis ins 6. Jahrhundert. Heute ist Stimpfach<br />
eine moderne Gemeinde und heißt Sie herzlich<br />
willkommen.<br />
Matthias Strobel<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3124<br />
Fläche: 33,35 km²<br />
Teilorte: Stimpfach, Rechenberg,<br />
Weipertshofen<br />
Bürgermeister: Matthias Strobel (48)<br />
Partnergemeinde: Rechenberg-<br />
Bienenmühle in Sachsen<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Schloss<br />
Rechenberg, Evangelische Schlosskirche<br />
Rechenberg, Sankt-Georgs-<br />
Kirche Stimpfach<br />
3 größte Vereine: SSV Stimpfach,<br />
830 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Firma Fenster<br />
Schneider, Firma Köhnlein, Firma Hosta<br />
Stimpfach. Als der <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> anno 1973 ins Leben<br />
gerufen wurde, war die heutige<br />
Gemeinde Stimpfach noch<br />
gar nicht dabei. Die damalige Gemeinde<br />
Stimpfach gehörte zusammen<br />
mit der Gemeinde Rechenberg<br />
zwar zum <strong>Landkreis</strong><br />
Crailsheim, wurde aber zunächst<br />
dem Ostalbkreis zugeschlagen.<br />
Doch Ende 1975 verließen<br />
Stimpfach und Rechenberg diesen<br />
wieder und kamen schließlich<br />
zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>. Im Zuge der Gemeindereform<br />
schlossen sich die beiden<br />
Gemeinden mit der Gemeinde<br />
Weipertshofen zur neuen Gesamtgemeinde<br />
Stimpfach zusammen,<br />
benannt nach dem Hauptort.<br />
Die Gemeinde Weipertshofen<br />
gehörte übrigens von Anfang an<br />
zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Und so kommt es, dass heuer<br />
nicht überall in der Gemeinde<br />
Stimpfach die <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Hall</strong> gefeiert werden kann, wenn<br />
man es ganz genau nimmt, sondern<br />
lediglich 48 <strong>Jahre</strong>. „Wir feiern<br />
trotzdem mit, so ist es ja<br />
nicht“, sagt Stimpfachs Bürgermeister<br />
Matthias Strobel und<br />
lacht. Was sind schon <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>,<br />
wenn man bedenkt, dass Stimpfach<br />
im nächsten Jahr das<br />
1000-Jährige feiert.<br />
js<br />
Grüß Gott: Die Altgemeinden Stimpfach und Rechenberg kamen erst<br />
1975 zum <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> dazu. Foto: Jens Sitarek
SULZBACH-LAUFEN<br />
Seite 43<br />
Hohe Lebensqualität durch kurze Wege<br />
Potenzial Bauhof, Feuerwehrgerätehaus, Supermarkt und Neubaugebiete: Sulzbach-Laufen hat zuletzt viele Großprojekte gestemmt.<br />
Darauf ruht sich die Gemeinde aber nicht aus. Als Nächstes steht unter anderem die Ortskernsanierung von Sulzbach an. Von Verena Köger<br />
In Sulzbach-Laufen lässt es<br />
sich gut leben, wohnen und<br />
arbeiten – davon ist Bürgermeister<br />
Markus Bock überzeugt.<br />
Diese Mischung zeichne<br />
seine Gemeinde aus. Den knapp<br />
mehr als 2<strong>50</strong>0 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern stehen rund<br />
1200 Arbeitsplätze gegenüber, die<br />
über kurze Wege zu erreichen seien.<br />
„Unsere Firmen wachsen“,<br />
sagt Bock stolz. Gewerbeflächen<br />
seien daher Mangelware. Das Industriegebiet<br />
im Kocherweg in<br />
Sulzbach ist komplett ausgereizt.<br />
Eine Erweiterung in Richtung<br />
Altschmiedelfeld ist unter anderem<br />
aus Naturschutzgründen ausgeschlossen.<br />
Hotel und Kunstrasenplatz<br />
Die gute Lebensqualität in Sulzbach-Laufen<br />
macht Bock auch an<br />
den Zuzügen fest. Momentan<br />
wird das Baugebiet „Heerstraße,<br />
Erweiterung“ in Laufen erschlossen.<br />
Zwei Drittel der Interessenten<br />
kämen von außerhalb. Im zuletzt<br />
erschlossenen Baugebiet<br />
„Auf dem Bergle“ in Sulzbach war<br />
das noch genau umgekehrt. Hier<br />
sind die ersten Familien eingezogen,<br />
weitere werden folgen.<br />
Die gestiegenen Zinsen und<br />
Baupreise machen sich freilich<br />
auch beim Verkauf der Bauplätze<br />
in Laufen bemerkbar. 25 standen<br />
laut Bock auf der Liste. „Die Hälfte<br />
ist wieder abgesprungen.“ Bock<br />
bereitet das aber keine Sorgen, im<br />
Gegenteil. „Wenn drei oder vier<br />
Bauplätze übrigbleiben, macht<br />
das nichts. Dann haben wir schon<br />
welche in Reserve. Die bekommen<br />
wir locker weg, wenn sich<br />
die Situation in der Baubranche<br />
entspannt hat.“ Circa die Hälfte<br />
der Bauplätze sei bisher vergeben<br />
beziehungsweise sicher zugesagt.<br />
In den nächsten <strong>Jahre</strong>n steht die Ortskernsanierung von Sulzbach an. Der Ortsteil feiert im September 2024 sein 1000-jähriges Bestehen. Auf<br />
dem Bild ist der Marktplatz mit Brunnen und Maibaum zu sehen, rechts davon das Rathaus und ein Teil der Seniorenwohnanlage Hausgärten,<br />
oben die Michaelskirche mit Pfarrhaus und Friedhof.<br />
Foto: Martin Bohn<br />
In puncto Gastronomie musste<br />
die Gemeinde zwar etwas Federn<br />
lassen, bedauert der Bürgermeister.<br />
Umso dankbarer ist er<br />
für alle Gaststätten und gastronomische<br />
Betriebe, die es in der Gemeinde<br />
gibt. Besonders hervorzuheben<br />
sei das Gasthaus „Krone“,<br />
neben dem in den vergangenen<br />
Monaten ein Hotel-Neubau<br />
entstanden ist. Anfang Juni wird<br />
er eingeweiht. Dort kommen<br />
künftig nicht nur Geschäftskunden<br />
der Firma Rommelag, der die<br />
„Krone“ samt Hotel gehört, unter,<br />
sondern auch Tages- und Wochenendgäste.<br />
„Das ist ein großer<br />
Wurf für die Gemeinde.“<br />
Das Gleiche gilt für den neuen<br />
Kunstrasenplatz direkt an der B<br />
19, gegenüber der Stephan-Keck-<br />
<strong>Hall</strong>e. Durch einen privaten Spender<br />
wird dieser lang ersehnte<br />
Wunsch des TSV Sulzbach-Laufen,<br />
größter Verein im Ort, endlich<br />
war. „Das ist eine tolle Sache.<br />
Die Gemeinde hätte den Platz<br />
nicht finanzieren können.“ Die<br />
Einweihung des Kunstrasenspielfeldes<br />
ist für den 1. Juli geplant.<br />
Markus Bock wurde im Juli<br />
2022 mit großer Zustimmung für<br />
seine dritte Amtsperiode bestätigt.<br />
In seine nahezu 17-jährige<br />
Schaffenszeit in Sulzbach-Laufen<br />
fallen einige Großprojekte. Er<br />
konnte der Bevölkerung den<br />
Wunsch nach einem Supermarkt<br />
erfüllen. Der Netto-Markt im Industriegebiet<br />
im Kocherweg mit<br />
direktem Anschluss an die B 19<br />
wurde 2018 eröffnet. Im Kleinteutschenhof,<br />
zentral zwischen<br />
Sulzbach und Laufen, wurde 2017<br />
das neue Feuerwehrgerätehaus<br />
eröffnet. Im September 2022 folgte<br />
direkt oberhalb der neue Bauhof.<br />
Vermutlich Anfang 2024 wird<br />
es in Sulzbach-Laufen auch wieder<br />
einen Zahnarzt geben. Jessica<br />
Scheiermann aus Gaildorf<br />
zieht über der Hausarztpraxis von<br />
Dr. Achim Häußer ein. Die Zeichen<br />
stehen gut, dass in naher Zukunft<br />
eine Physiopraxis öffnet.<br />
Grundschule, zwei Kindergärten,<br />
Tankstelle, Seniorenwohnanlage,<br />
Einzelhandel – Bock blickt zufrieden<br />
auf die Infrastruktur. Die VR-<br />
Bank-Filiale machte auf Ende des<br />
<strong>Jahre</strong>s 2022 dicht. Die Sparkasse<br />
bleibt geöffnet.<br />
Großes Jubiläum 2024<br />
In den nächsten <strong>Jahre</strong>n liegt der<br />
Fokus zum einen auf der Generalsanierung<br />
der Kochertalgrundschule.<br />
Zum anderen wurde Sulzbach<br />
überraschenderweise zügig<br />
ins Ortskernsanierungsprogramm<br />
aufgenommen. Hierzu gehört unter<br />
anderem auch die Sanierung<br />
des Rathauses am Marktplatz.<br />
Bock ist sich sicher: „Die finanziellen<br />
Spielräume werden in den<br />
kommenden <strong>Jahre</strong>n enger.“ Er<br />
rechnet mit einem Rückgang der<br />
Steuereinnahmen. Was den Schuldenstand<br />
angehe, sei die Gemeinde<br />
mit circa 1,1 Millionen auf Ende<br />
des <strong>Jahre</strong> <strong>2023</strong> „auf einem guten<br />
Level“.<br />
Die kommenden Monate müssen<br />
sich die Bürgerinnen und Bürger<br />
auf einige Einschränkungen,<br />
was den Verkehr angeht, gefasst<br />
macht. Neben dem Breitbandausbau<br />
laufen momentan auch die<br />
Arbeiten für den Windpark an der<br />
Kohlenstraße. Zudem wird die B<br />
19 zwischen Sulzbach und Untergröningen<br />
saniert.<br />
„Lieber dieses als nächstes<br />
Jahr“ – lautet Bocks Credo, denn<br />
im September 2024 steht ein besonderes<br />
Jubiläum an: „1000 <strong>Jahre</strong><br />
Sulzbach“. Gerne erinnern sich<br />
die Bürgerinnen und Bürger an<br />
die 1200-Jahr-Feier von Laufen im<br />
Jahr 2016 zurück. Hier packten<br />
alle an, wodurch das Fest ein großer<br />
Erfolg wurde. Das soll 2024<br />
nicht anders sein. Das gegründete<br />
Festkomitee feilt schon an den<br />
ersten Ideen. Die Bevölkerung<br />
darf sich also auf ein buntes Drei-<br />
Tages-Programm vom 13. bis 15.<br />
September freuen.<br />
Aktives Gemeindeleben<br />
Freizeit Kinder und Jugendliche, Familien und Senioren:<br />
Sulzbach-Laufen hat für alle Generationen was zu bieten.<br />
Wir punkten mit<br />
unserer naturnahen<br />
Umgebung.<br />
Markus Bock<br />
Bürgermeister von Sulzbach-Laufen<br />
Der Altenbergturm ist ein beliebtes<br />
Ausflugsziel in Sulzbach-<br />
Laufen. Er war eines der letzten<br />
Projekte in der Amtszeit des früheren<br />
Bürgermeisters Heinrich<br />
Krockenberger. 2007 wurde er<br />
eingeweiht.<br />
Foto: we<br />
Sulzbach-Laufen. Idyllische Gemeinde<br />
im Kochertal – das ist, zumindest<br />
momentan noch, der Slogan<br />
von Sulzbach-Laufen. Das Gemeindelogo<br />
soll neu gestaltet und<br />
damit auch der Leitspruch geändert<br />
werden. Idyllisch bleibt’s<br />
trotzdem in Sulzbach-Laufen.<br />
Denn die naturnahe Umgebung<br />
bleibt der hiesigen Bevölkerung<br />
ja erhalten. „Wir haben nicht so<br />
viele Freizeitangebote wie eine<br />
Stadt, dafür können wir aber mit<br />
unserer Natur punkten“, sagt<br />
Markus Bock. Spätestens seit Corona<br />
sei Wandern und Radfahren<br />
voll im Trend und die Wege in<br />
und um Sulzbach-Laufen, vor allem<br />
entlang des Kochers, seien<br />
bestens dafür geeignet. Die Gemeinde<br />
liegt im Naturpark <strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald.<br />
Ein Alleinstellungsmerkmal ist<br />
der 2007 eingeweihte Aussichtsturm<br />
auf dem Altenberg, der<br />
höchsten Erhebung im <strong>Hall</strong>er<br />
<strong>Landkreis</strong>. Der Altenbergturm<br />
mit einer Höhe von 42,5 Metern<br />
ist ein beliebtes Ausflugsziel bei<br />
der einheimischen Bevölkerung,<br />
aber auch bei Tagestouristen. Die<br />
Chancen stehen nicht schlecht,<br />
dass er das neue Gemeindelogo<br />
zieren wird.<br />
Das Freizeitangebot in Sulzbach-Laufen<br />
gibt für alle Generationen<br />
– Kinder und Jugendliche,<br />
Familien und Senioren – etwas<br />
her, davon ist Bock überzeugt.<br />
Das liegt auch daran, dass es rund<br />
20 aktive Vereine sowie engagierte<br />
Ehrenamtliche gibt, die das Gemeindeleben<br />
mitgestalten. „Das<br />
Zwischenmenschliche passt“, betont<br />
Bock. Die nach der Gemeindereform<br />
anfängliche Kluft zwischen<br />
den Teilorten Sulzbach und<br />
Laufen sei längst vergessen.<br />
Für die Kleinen in der Gemeinde<br />
stehen rund zehn Bolz- und<br />
Spielplätze zur Verfügung. Damit<br />
diese eine gewisse Qualität haben,<br />
sollen diese nach und nach<br />
modernisiert und mit neuen<br />
Spielgeräten aufgewertet werden.<br />
Für den Spielplatz Kropfklinge ist<br />
eine neue Seilbahn bestellt.<br />
Beliebt sei auch der Spielplatz<br />
im Kohlwald. Seitdem die Landjugend<br />
dort die Schutzhütte neu<br />
aufgebaut hat, werde die Gemeinde<br />
von Anfragen überrannt. Rund<br />
um den Spielplatz findet im August<br />
das Sommerfest der Landjugend<br />
statt – ein Highlight im Veranstaltungskalender,<br />
das Publikum<br />
aus dem ganzen <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Hall</strong> und darüber hinaus anzieht.<br />
Bock hebt auch das geplante<br />
Kleinspielfeld für Handball, Basketball<br />
und Fußball an der Stephan-Keck-<strong>Hall</strong>e<br />
hervor. Hierfür<br />
hat der Gemeinderat die Bauarbeiten<br />
vergeben. Auch ein Servicepunkt<br />
für Radfahrer soll entstehen.<br />
Bedauerlich sei, dass es in<br />
Laufen kein Jugendzentrum mehr<br />
gebe. Hier sei es schwierig, Ehrenamtliche<br />
zu finden, die das<br />
Zentrum betreuen.<br />
Gemeinschaft für alle<br />
Für die Senioren in der Gemeinde<br />
veranstaltet die Verwaltung regelmäßig<br />
Seniorennachmittage in<br />
der Stephan-Keck-<strong>Hall</strong>e. Bei weiteren<br />
Angeboten sei die Kirchengemeinde<br />
sowie der frühere Bürgermeister<br />
Heinrich Krockenberger<br />
aktiv. Ehrenbürgerin Heidrun<br />
Hansen organisiert Ausflüge für<br />
die Bewohnerschaft des Seniorenhotels.<br />
Generell hat Bock den<br />
Eindruck, dass die Senioren im<br />
Ort auch privat gut durch ihre Angehörigen<br />
versorgt sind. Das<br />
macht er daran fest, dass der von<br />
der Gemeinde angebotene Einkaufsservice<br />
zu Coronazeiten<br />
kaum in Anspruch genommen<br />
worden ist. „Bei uns ist niemand<br />
allein. Alle, die möchten, können<br />
in Sulzbach-Laufen Gemeinschaft<br />
haben.“<br />
ena<br />
Sulzbach-Laufen<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Sulzbach-Laufen<br />
Eisbachstraße 24<br />
74429 Sulzbach-Laufen<br />
Tel. 07976 91075-0<br />
info@sulzbach-laufen.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
aus Sulzbach-Laufen<br />
Herzliche Grüße aus der schönen Kochertalgemeinde<br />
Sulzbach-Laufen. Neben einer guten<br />
Infrastruktur mit zahlreichen Arbeitsplätzen<br />
in innovativen Betrieben, zeichnet sich unsere<br />
Gemeinde durch ihre landschaftliche Schönheit<br />
aus. Leben und wohnen in herrlicher Natur!<br />
Wir liegen im Naturpark <strong>Schwäbisch</strong>-Fränkischer<br />
Wald. Um Sulzbach-Laufen kennen zu lernen,<br />
wäre neben den schönen Wander- und Radtouren<br />
der Besuch des Naturparkmarktes am<br />
16. Juli <strong>2023</strong> eine gute Gelegenheit.<br />
Im nächsten Jahr steht ein Highlight an:<br />
Unser Ortsteil Sulzbach feiert sein 1000-jähriges<br />
Jubiläum. Feiern Sie mit uns am großen Festwochenende<br />
vom 13. bis 15.09.2024.<br />
Nun bleibt mir nur noch, unserem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> zum <strong>50</strong>-jährigen Bestehen<br />
von Herzen zu gratulieren. Wir wünschen eine<br />
gedeihliche Entwicklung und freuen uns auf eine<br />
weiterhin so harmonische Zusammenarbeit zwischen<br />
dem <strong>Landkreis</strong> und seinen 30 Gemeinden.<br />
Markus Bock<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 2.537<br />
(Stand: 31.12.2022)<br />
Fläche: 44 km²<br />
Teilorte: Sulzbach und Laufen<br />
Bürgermeister: Markus Bock (46)<br />
Partnergemeinde:<br />
Eibau, Gemeinde Kottmar<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Altenbergturm,<br />
Kransburg, Wasserwelt<br />
3 größte Vereine: TSV Sulzbach-Laufen:<br />
720 Mitglieder, Heimat- und Kulturverein:<br />
225 Mitglieder, Musikverein<br />
Sulzbach: 176 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen:<br />
Kocherplastik (Rommelag) – 780 Mitarbeiter;<br />
Holopack (Rommelag) –<br />
281 Mitarbeiter; MBS – 130 Mitarbeiter
UNTERMÜNKHEIM<br />
Seite 44<br />
Vorzeigegemeinde für Nachbarschaftsmodell<br />
Entfaltung Die florierende Kommune hat in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n das Gemeindeentwicklungskonzept 2024 umgesetzt. Der Fokus wird<br />
auch in den nächsten <strong>Jahre</strong>n auf das Zusammenleben und gute Miteinander aller Altersstufen gelegt. Von Corinna Janßen<br />
Gut leben, behütet aufwachsen,<br />
respektvoll altern<br />
– all das bietet die<br />
Gemeinde Untermünkheim<br />
ihren Bürgern und Bürgerinnen.<br />
Vor zehn <strong>Jahre</strong>n nahm<br />
sich der Gemeinderat dem Thema<br />
„Gemeindeentwicklungskonzept<br />
2024“ an. Seither hat sich in<br />
der Kochertalgemeinde viel getan.<br />
Die Schule ist saniert, der<br />
Kindergarten erweitert worden,<br />
seniorengerechte Wohnungen<br />
sind entstanden wie auch neue<br />
Baugebiete. Es gibt einen Lebensmitteldiscounter,<br />
einen großen<br />
Mehrgenerationenspielplatz, ein<br />
Kneippbecken, ein buntes Vereinsangebot<br />
und viele weitere<br />
Annehmlichkeiten, die das Leben<br />
in der Kommune bereichern.<br />
Wir haben<br />
versucht, die<br />
vorhandenen<br />
Potenziale im Ort<br />
zu nutzen.<br />
Matthias Groh<br />
Bürgermeister von Untermünkheim<br />
Die Gemeinde Untermünkheim hat sich in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n gut weiterentwickelt. Innerorts ist viel passiert.<br />
Innerorts entstand viel Wohnraum<br />
durch die Nachverdichtung.<br />
„Wir haben versucht, die vorhandenen<br />
Potenziale zu nutzen“, sagt<br />
Matthias Groh, der im November<br />
2020 Christoph Maschke als Bürgermeister<br />
ablöste. Maschke war<br />
16 <strong>Jahre</strong> lang das Gemeindeoberhaupt<br />
der Kommune.<br />
Im Jahr 2016 wurde die Ortsdurchfahrt<br />
von Untermünkheim<br />
gemeinsam mit dem Bund aufwändig<br />
saniert und ausgebaut.<br />
Die Ortsmitte erhielt ein neues<br />
Antlitz: Modernes Pflaster ersetzte<br />
das alte Muster, neue Bepflanzungen<br />
sorgen für mehr Ansehnlichkeit.<br />
Die Gehwege sind viel<br />
breiter und ansehnlicher geworden.<br />
Das Mammutprojekt wurde<br />
noch rechtzeitig fertig zum großen<br />
Festakt der 800-Jahr-Feier,<br />
ein prägnantes Highlight in der<br />
Geschichte der Kommune. Drei<br />
Tage lang wurde ein buntes, opulentes<br />
Fest gefeiert.<br />
Zig Projekte verwirklicht<br />
„2017 war vor allem geprägt von<br />
den Fortschreibungen des Flächennutzungsplans“,<br />
erläutert<br />
Matthias Groh. Es ging darum,<br />
wie die Baugebiete erschlossen<br />
und ausgewiesen werden können.<br />
Die Erweiterung der Kindertagesstätte<br />
Wirbelwind wurde im Jahr<br />
2018 in Angriff genommen. Aktuell<br />
gibt es neun Gruppen. Im ELR-<br />
Programm des Landes hat sich die<br />
Kommune 2018 um Fördergelder<br />
für den Mehrgenerationenspielplatz<br />
und ein Kneippbecken beworben<br />
– 2019 wurden beide Projekte<br />
bewilligt. Auch mit der Erweiterung<br />
des Rößler-Museums<br />
(siehe unten) hat sich der Gemeinderat<br />
intensiv beschäftigt und aus<br />
dem Leader-Programm Gelder<br />
für die Sanierung des Hauses Häberlein<br />
erhalten.<br />
Der Auftakt zum Umbau des in<br />
die <strong>Jahre</strong> gekommenen Rathauses<br />
war ebenfalls 2019. Die Grundschule<br />
wurde im Folgejahr umfangreich<br />
saniert. „Seit 2020 haben<br />
wir freies WLAN an öffentlichen<br />
Orten wie Rathaus, Bürgerhäuser<br />
und Rößler-Museum“, so<br />
der Bürgermeister. Wer auf dem<br />
Kocher-Jagst-Radweg unterwegs<br />
ist und eine Panne hat, findet seit<br />
zwei <strong>Jahre</strong>n eine Fahrradreparaturstation<br />
in Haagen und eine in<br />
Übrigshausen. Im April 2021 wurde<br />
begonnen, eine ehemalige<br />
Gaststätte in der Weinbrennerhalle<br />
zur Schulmensa umzubauen<br />
und nach nach eineinhalb <strong>Jahre</strong>n<br />
eingeweiht. „Das ist ein tolles<br />
Projekt geworden“, sagt Matthias<br />
Groh. Die Kinder würden<br />
sich sehr freuen, nun einen eigenen<br />
Ort zum Essen zu haben.<br />
Im Moment entsteht ein neues<br />
Feuerwehrmagazin in Haagen.<br />
Drohnenfoto: Ufuk Arslan<br />
Vor Kurzem wurde das Richtfest<br />
gefeiert. Eine Bürgerinitiative<br />
hatte versucht, den Bau am gewählten<br />
Standort zu verhindern.<br />
Ende <strong>2023</strong> soll die Wehr ihr neues<br />
Domizil in Beschlag nehmen.<br />
In den Teilorten wurde vor allem<br />
in Enslingen investiert. Dort wurde<br />
eine Ortssanierung vorgenommen.<br />
Und natürlich ging der<br />
Breitbandausbau auch in Untermünkheim<br />
voran. Ab kommendem<br />
Jahr sollen die grauen Flecken<br />
beseitigt werden.<br />
Nächster großer Schritt des<br />
Gemeinderats: die Fortschreibung<br />
des Gemeindeentwicklungskonzepts<br />
bis 2034. Ein weiteres<br />
Zukunftsthema: „Wie schaffen<br />
wir es, die Gemeinde ökologischer<br />
aufzustellen?“, so Groh.<br />
Angedacht ist etwa, kommunale<br />
Infrastrukturgebäude mit Fotovoltaik<br />
auszustatten.<br />
Dass interkommunale Zusammenarbeit<br />
bestens klappen kann,<br />
zeigen Untermünkheim und<br />
Braunsbach mit dem gemeinsamen<br />
Gewerbegebiet in Übrigshausen.<br />
Elf Firmen, darunter auch<br />
vielversprechende Start-ups, haben<br />
sich auf der zehn Hektar großen<br />
Fläche bereits angesiedelt.<br />
Zwei Bauplätze sind noch frei.<br />
„Mehr-Miteinander-Schaffen“<br />
In großem Stil auf sich aufmerksam<br />
machte Untermünkheim als<br />
sogenannte „Sorgende Gemeinde“<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Vorstellung des vom Kreistag verabschiedeten<br />
Seniorenplans.<br />
Fachplaner Martin Keller-Combé<br />
stellte diesen in den Gemeinden<br />
vor. Immer wieder lobte er das<br />
Untermünkheimer Vorzeigemodell.<br />
Im Rahmen der „Sorgenden<br />
Gemeinde“ werden unter dem<br />
Dach der Kommune alle Aktivitäten<br />
und Veranstaltungen im Bereich<br />
der Nachbarschaftshilfe und<br />
des „Mehr-Miteinander-Schaffens“<br />
gebündelt. Ab Mitte September<br />
2020 – mitten in der Pandemie<br />
– entstanden zahlreiche<br />
Unterstützungs- und Hilfsangebote<br />
für die Bürgerschaft. Viele<br />
Ehrenamtliche hatten sich dafür<br />
gemeldet. Matthias Groh nennt es<br />
ein „atemberaubendes Projekt“.<br />
Ein riesiges Sportangebot bietet<br />
der TURA seinen fast 1600<br />
Mitgliedern. Das angedachte TU-<br />
RA-Sportvereinszentrum wurde<br />
vorerst zurückgestellt. Eine<br />
Machbarkeitsstudie zeigte jedoch<br />
Potenzial. Sehr rührig ist auch die<br />
evangelische Kirchengemeinde.<br />
Untermünkheim<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Untermünkheim<br />
Hohenloher Straße 33<br />
74547 Untermünkheim<br />
Tel.: 0791 97087-0<br />
rathaus@untermuenkheim.de<br />
Grußwort<br />
Herzlichen willkommen<br />
in Untermünkheim<br />
Unser <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> feiert in diesem<br />
Jahr ein halbes Jahrhundert. Als Teil der Gebietsreform<br />
wurde 1973 der Zusammenschluss zum<br />
heutigen <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> vollzogen.<br />
Für die Gemeinde Untermünkheim bedeutet<br />
dieser Zusammenschluss eine starke Verbindung<br />
zur leistungsfähigen Kreisverwaltung. Aufgabengebiete<br />
des Umwelt- und Naturschutzes, des<br />
Nahverkehrs, der Wirtschaftsförderung und der<br />
Bauleitplanung sind für uns wesentlichen Hilfen<br />
bei der Erfüllung unserer kommunalen Aufgaben.<br />
Das <strong>50</strong>-jährige Bestehen des <strong>Landkreis</strong>es<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ist in meinen Augen eine Erfolgsgeschichte,<br />
weshalb unsere Ziele auch in der Zukunft<br />
sein müssen, ein wirtschaftlich starker sowie<br />
landschaftlich nachhaltiger <strong>Landkreis</strong> zu bleiben.<br />
Die Veränderung und neuen Herausforderungen<br />
unserer Zeit gilt es als Städte und Gemeinden<br />
umzusetzen, dies kann jedoch nur gelingen in<br />
einem starken Verbund. Insbesondere die Krisen<br />
der vergangenen <strong>Jahre</strong> haben uns verdeutlicht,<br />
welche wertvolle Unterstützung die Städte und<br />
Gemeinden im <strong>Landkreis</strong> erfahren. Die enorm<br />
gute Vernetzung der kreisangehörigen Gemeinden<br />
spielt hierbei eine wichtige Rolle, weshalb ich<br />
persönlich sehr dankbar bin mit Landrat Gerhard<br />
Bauer einen verlässlichen Partner zur Seite zu<br />
haben.<br />
Nun freuen wir uns gemeinsam auf dieses<br />
Jubiläum und gratulieren dem <strong>Landkreis</strong><br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> herzlich zum <strong>50</strong>ten.<br />
Matthias Groh<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3.113<br />
Fläche: 27,19 km²<br />
Teilorte: Enslingen, Haagen, Gaisdorf,<br />
Schönenberg, Brachbach, Übrigshausen,<br />
Eichelhof, Steigenhaus, Leipoldsweiler,<br />
Kupfer, Suhlburg, Wittighausen,<br />
Obermünkheim, Lindenhof,<br />
Untermünkheim<br />
Bürgermeister: Matthias Groh (29)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Rößler-<br />
Museum, Burgruine Geyersburg,<br />
Senftenschlössle<br />
3 größte Vereine: TURA-Untermünkheim,<br />
1.<strong>50</strong>0 Mitglieder; Kultur- und<br />
Förderverein Rößler-Museum,<br />
1<strong>50</strong> Mitglieder; Musikverein Untermünkheim<br />
140 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: Firma AFS,<br />
Firma Reinwald, Firma Krimmer<br />
Zwischen Handwerk und Kunst<br />
Bauernmöbel Das Rößler-Museum Untermünkheim ist 40 <strong>Jahre</strong> alt.<br />
Eine neue Sonderausstellung zeigt besondere Unikate.<br />
Untermünkheim. Hinter den Kulissen<br />
des Rößler-Museums wird<br />
in diesen Tagen noch etwas aufgeräumt,<br />
denn vergangenen<br />
Sonntag wurde der 40. Geburtstag<br />
des Museums gebührend gefeiert.<br />
Eine Sonderausstellung mit<br />
hochwertigen und geschichtsträchtigen<br />
bemalten Möbel-Unikaten<br />
wurde eröffnet, das Buch<br />
„Möbel, Malerei, Meister und Motive<br />
– die Schreinerfamilie Rößler<br />
und ihre malenden Zeitgenossen<br />
in Untermünkheim und Hohenlohe“<br />
vorgestellt. Und natürlich<br />
durfte auch der Sekt nicht<br />
fehlen. Wieder einmal haben die<br />
unermüdlichen Macher des Kultur-<br />
und Fördervereins Rößler-<br />
Museum gezeigt, wie sehr ihnen<br />
ihr Kleinod am Herzen liegt.<br />
Von den Anfängen<br />
„Die Erkenntnis, dass Untermünkheim<br />
im 18. und 19. Jahrhundert<br />
ein Zentrum der handwerklichen<br />
Möbelherstellung war,<br />
führte im Jahr 1982 zur Gründung<br />
des Kultur- und Fördervereins<br />
Rößler-Museum“, erläutert Vorstandsmitglied<br />
Karl-Heinz Wüstner.<br />
Zur Erinnerung an die Schreinerfamilie<br />
Rößler hatte der Verein<br />
zusammen mit der Gemeinde<br />
Untermünkheim im Frühjahr 1983<br />
das Kleinmuseum Rößler-Haus<br />
eingerichtet und erste bemalte<br />
Möbel ausgestellt.<br />
Aus den bescheidenen Anfängen<br />
gelang es, in dem unter Denkmalschutz<br />
stehenden Gebäude<br />
die vormaligen Wohnräume einer<br />
Haushälfte als Ausstellungsflächen<br />
zu nutzen. Im Jahr 1996 hat<br />
die Gemeinde das gesamte Ensemble<br />
museumsgerecht gestaltet,<br />
vergrößert und die angrenzende<br />
Scheuer zum Bürgersaal<br />
umgebaut. Unmittelbar neben<br />
dem Rößler-Museum liegt das<br />
ehemalige „Haus Häberlein“. Dieses<br />
Gebäude wurde mit Leader-<br />
Ein bemalter Schrank mit einem<br />
Reitersoldaten.<br />
Geldern bis 2021 saniert und<br />
nennt sich heute das „Haus der<br />
Hohenloher Landschreiner“.<br />
Dank der Initiativen seiner<br />
Mitarbeiter – heute hat der Verein<br />
rund 160 Mitglieder – hat sich<br />
das Museum seit seinem Bestehen<br />
zu einem Zentrum der Erforschung<br />
und Präsentation ländlicher<br />
Möbel entwickelt. „Dabei<br />
stehen nicht nur die Möbel aus<br />
Untermünkheim im Fokus, die<br />
Forschungen erstrecken sich<br />
mittlerweile auf ganz Hohenlohe<br />
und angrenzende Gebiete“, betont<br />
Wüstner.<br />
Derzeit werden auf über 7<strong>50</strong><br />
Quadratmetern Ausstellungsfläche<br />
bemalte Möbel, sogenannte<br />
Bauernmöbel, gezeigt. Sie stammen<br />
sowohl von der Untermünkheimer<br />
Schreinerfamilie Rößler<br />
als auch von weiteren Schreinerna<br />
aus dem Ort. Darüber hinaus<br />
wird eine Vielzahl an Möbeln aus<br />
dem übrigen Hohenlohe gezeigt.<br />
Viel Ehrenamt<br />
Das Rößler-Museum wird ehrenamtlich<br />
geführt. Über 30 Mitglieder<br />
kümmern sich um den reibungslosen<br />
Ablauf während der<br />
sonntäglichen Öffnung (14 bis 17<br />
Uhr). Für Gruppen und Einzelbesucher<br />
werden Führungen angeboten.<br />
Dabei erfahren die Besucher<br />
nicht nur, welche Möbel<br />
Bauern und andere Bewohner auf<br />
dem Lande hatten, wie diese hergestellt<br />
und werkstatttypisch bemalt<br />
worden sind, sondern auch,<br />
welche sozialen und wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse das dörfliche<br />
Leben bestimmten. khw/coja<br />
Info Viel Wissenswertes zum Museum<br />
gibt es unter www.roessler-museum.de<br />
Das Rößler-Museum Untermünkheim im Sonnenschein.<br />
Fotos: privat
VELLBERG<br />
Seite 45<br />
Mit einer Sanierung<br />
war es nicht getan<br />
Fazit An ihrem letzten Arbeitstag Ende April resümiert Vellbergs<br />
Bürgermeisterin Ute Zoll die vergangenen zehn bis 15 <strong>Jahre</strong>, die sich<br />
ziemlich genau mit ihrer Amtszeit ab 2010 decken. Von Sigrid Bauer<br />
Kein Bauprojekt und kein<br />
politischer Erfolg kommt<br />
Ute Zoll als Erstes in den<br />
Sinn, wenn man sie nach<br />
einem Meilenstein ihrer Zeit als<br />
Rathauschefin fragt. „Was mich<br />
wirklich freut und auch ein bisschen<br />
stolz macht, ist die Entwicklung<br />
des Weinbrunnenfests. Als<br />
ich 2010 angefangen habe, gab es<br />
einen altersbedingten Wechsel<br />
bei den ehrenamtlichen Helfern<br />
und es war unklar, ob sich noch<br />
genügend Unterstützer finden“,<br />
erinnert sie sich. Für die Bürgerschaft<br />
sei es ein Erfolg, dass sich<br />
das Fest so etabliert hat. „Die<br />
Vellberger wollen einmal im Jahr<br />
richtig feiern. Das ist unser Highlight,<br />
zu dem viele ehemalige<br />
Vellberger heimkehren. Sogar aus<br />
Holland kommt immer eine Gruppe,<br />
die Bezug zur Stadtkapelle<br />
hat“, weiß sie.<br />
Alles schnell erreichbar<br />
Ein Mammutprojekt war der Neubau<br />
des Feuerwehrhauses und des<br />
Bauhofs am neuen Standort beim<br />
Gewerbegebiet Talheim, von wo<br />
aus alle Teile der Gemeinde im<br />
Notfall schnell erreichbar sind.<br />
2018 wurde es eingeweiht. „Es ist<br />
vor allem das große Verdienst des<br />
damaligen Kommandanten Jens<br />
Marquardt, die Abteilungen Vellberg<br />
und Großaltdorf dort so erfolgreich<br />
zusammengeführt zu<br />
haben“, betont Zoll. Auch der<br />
Bauhof habe sich um Welten verbessert<br />
gegenüber der beengten<br />
Situation vorher in Talheim-Ort.<br />
Millionen wurden in die Kindergärten<br />
investiert. Angefangen<br />
hat es mit der neuen Kita Schönblick,<br />
die nach umfangreichen<br />
Umbauten in die verwaiste<br />
Hauptschule eingezogen ist und<br />
die Kita Markgrafenallee entlastet.<br />
Letztere liegt neben dem Neubaugebiet<br />
Kreuzäckersiedlung<br />
und hat sich zur größten Kita mit<br />
vier Ü3-Gruppen für maximal 88<br />
Kindern entwickelt. Die Stadt hat<br />
das Gebäude grundlegend saniert<br />
und erweitert.<br />
Ein Mammutprojekt<br />
war<br />
der Neubau des<br />
Feuerwehrhauses<br />
und des Bauhofs.<br />
Mit einer Sanierung war es in<br />
der Kita Talheim, wo die jüngsten<br />
Vellberger ab einem Jahr betreut<br />
werden, nicht getan. Das<br />
alte Gebäude musste komplett abgerissen<br />
und neu errichtet werden.<br />
Jetzt beherbergt der moderne,<br />
lichte Bau zwei U3-Gruppen,<br />
der bald eine dritte folgen soll,<br />
und außerdem eine Ganztags-Ü3-<br />
Gruppe.<br />
Von den zahlreichen Straßenbauprojekten<br />
ist sicher allen Vellbergern<br />
die Ortsdurchfahrtsanierung<br />
in der <strong>Hall</strong>er Straße in Erinnerung.<br />
Während das Land die<br />
Fahrbahnerneuerung finanzierte,<br />
nutzte die Stadt die Gelegenheit,<br />
im Untergrund die Kanäle und<br />
Wasserleitungen zu erneuern. Bei<br />
der Sanierung der Schönblickstraße<br />
hinauf zum Dürrsching<br />
waren Kanalarbeiten zwar nicht<br />
vorgesehen, doch nicht zu vermeiden.<br />
Sechs Monate Bauzeit<br />
waren eine Herausforderung für<br />
die Anwohner. In die Instandhaltung<br />
der Kanäle investiert Vellberg<br />
laufend, zuletzt in der Siedlung<br />
Großaltdorf im Umfeld des<br />
Rosmarinwegs. Auch die großen<br />
Abwasserbauwerke wie Regenüberlauf-<br />
und Regenrückhaltebecken<br />
wurden modernisiert und<br />
sind jetzt von der Kläranlage aus<br />
zu steuern.<br />
Wegweiser für andere<br />
Modernisierung des Freibads,<br />
Grundsanierung des Friedhofs<br />
auf der Stöckenburg. Breitbandausbau,<br />
Schulsanierung, Vorbereitung<br />
des Bauprojekts Gewerbegebiet<br />
Talheim Ost, vieles hat<br />
sich getan. Enorm war die Wohnentwicklung,<br />
die zu einem Einwohnerwachstum<br />
von zehn Prozent<br />
seit 2010 geführt hat. Zum<br />
Wegweiser für andere Gemeinden<br />
ist der Kriterienkatalog der<br />
Stadt für Freiflächen-PV-Anlagen<br />
geworden.<br />
Ein unschätzbar großes Plus<br />
für den Zusammenhalt der Bürgerschaft<br />
ist zudem das 2011 gegründete<br />
Generationenbündnis.<br />
Ein Vorzeigeprojekt, das stetig<br />
weiter wächst, wie die ehemalige<br />
Bürgermeisterin nicht müde wird,<br />
zu betonen.<br />
Das Vellberger Städtle mit Schloss liegt malerisch am Rand des Bühlertals.<br />
Foto: Archiv<br />
Pläne liegen in der Schublade<br />
Ausblick Ganztagsbetreuung in der Grundschule, Nahversorgung<br />
und ärztliche Versorgung. Vellberg hat viel vor.<br />
Vellberg. Ab dem Schuljahr<br />
2026/27 hat jeder Erstklässler Anspruch<br />
auf Ganztagsbetreuung in<br />
der Grundschule. Danach kommt<br />
jedes Jahr eine Klassenstufe dazu.<br />
„Es fehlen aber noch die genauen<br />
Richtlinien dazu, etwa welche<br />
Anforderungen an das Betreuungspersonal<br />
gestellt werden.<br />
Müssen es Erzieherinnen sein?<br />
Das wäre schwierig, denn es gibt<br />
schon jetzt nicht genug Fachpersonal“,<br />
stellt Vellbergs ehemalige<br />
Bürgermeisterin Ute Zoll fest, die<br />
zum 30. April in den Ruhestand<br />
gegangen ist. Die Planung erschwere<br />
zudem, dass völlig unklar<br />
ist, wie viele Kinder das Angebot<br />
nutzen, ergänzt sie. Eventuell<br />
würden neue Räume zur Betreuung<br />
benötigt, vermutet sie.<br />
Keine Lösung fand sich in Zolls<br />
Amtszeit zur Sicherung des Edeka-Standorts<br />
in Vellberg. Auch<br />
das Thema Ärztehaus ist noch offen.<br />
„Wir sind froh, dass wir die<br />
Praxis Dr. Fenzel haben. Jetzt geht<br />
es um ein geeignetes Gebäude,<br />
Bürgerproteste haben den Bau eines Supermarkts auf dem Gelände<br />
einer Streuobstwiese an der Stuttgarter Straße verhindert. Ein alternativer<br />
Standort wird gesucht. Drohnenfoto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
denn im Städtle hat die Praxis keine<br />
Entwicklungsmöglichkeit“, erklärt<br />
sie.<br />
Die nächste große Investition<br />
ist die Sanierung der Bahnhofstraße<br />
in Großaltdorf und in diesem<br />
Zug auch der Kanäle und<br />
Wasserleitungen. Planerisch vorbereitet<br />
ist die Erschließung des<br />
Gewerbegebiets Talheim Ost, einschließlich<br />
des Baus eines Regenüberlaufbeckens<br />
für mehr als eineinhalb<br />
Millionen Euro. Damit<br />
kann Vellberg voraussichtlich ab<br />
Mitte 2025 wieder komplett erschlossene<br />
Gewerbebauplätze anbieten.<br />
Die nächste<br />
große Investition<br />
ist die Sanierung der<br />
Bahnhofstraße in<br />
Großaltdorf.<br />
Für die weitere Wohnentwicklung<br />
steht das Baugebiet Sandhalde<br />
zur Verfügung. Dem Gemeinderat<br />
ist wichtig, dort je nach Entwicklung<br />
der Bauplatznachfrage<br />
frühestens 2025 mit der Erschließung<br />
zu beginnen.<br />
Ute Zoll verweist außerdem<br />
auf notwendige, kostspielige<br />
Maßnahmen zur Sicherung der<br />
Notstromversorgung. „Dass uns<br />
das beschäftigt, hat niemand vorausgesehen.<br />
Das Thema ist<br />
durch den Ukraine-Krieg ganz<br />
plötzlich aktuell geworden“, sagt<br />
sie.<br />
Auch der Klimawandel zwingt<br />
die Kommunen zum Handeln und<br />
fordert Antworten. Zusammen<br />
mit Obersontheim, Bühlertann<br />
und Bühlerzell lässt Vellberg ein<br />
Konzept für den Schutz vor Starkregenschäden<br />
erstellen. Bauliche<br />
Maßnahmen könnten daraus folgen.<br />
siba<br />
Vellberg<br />
Kontakt<br />
Stadt Vellberg<br />
Im Städtle 28<br />
74541 Vellberg<br />
Tel. 07907 877-0<br />
stadt@vellberg.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Vellberg<br />
Die Stadt Vellberg ist mit Ihren 12 Ortteilen die<br />
Heimat für über 4.600 Menschen und liegt mit<br />
einer Fläche von 3.188 ha in der geografischen<br />
Mitte des <strong>Landkreis</strong>es <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>.<br />
Als traditionsbewusste und auch zukunftsorientierte<br />
Stadt, liegen wir herrlich in die Landschaft<br />
eingebunden. Gut ausgebaute Wanderwege<br />
führen Sie durch eine idyllisch gelegene<br />
Landschaft mit Natur- und Landschaftsschutzgebieten.<br />
Zudem prägen ein abwechslungsreiches<br />
Kulturangebot und ein vielfältiges Vereinsleben<br />
die Stadt. Erleben Sie Moderne Kunst unter freiem<br />
Himmel auf unserem Skulpturenweg. Von Juli bis<br />
Oktober finden Sie zusätzlich eine temporäre,<br />
jährlich wechselnde Ausstellung der Straßengalerie,<br />
gestaltet von Künstlern aus Vellberg und<br />
Umgebung. Weit über die Gemeindegrenzen<br />
hinaus ist unser Vellberger Weinbrunnenfest<br />
bekannt, das jährlich tausende Besucher in unser<br />
historisches Städtle lockt.<br />
Mit einer kleinstädtischen und familienfreundlichen<br />
Infrastruktur ist Vellberg ein sehr attraktiver<br />
Wohnort.<br />
Lernen Sie Vellberg bei einem Besuch näher<br />
kennen.<br />
Jürgen Reichert<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 4660<br />
Fläche: 31,88 km²<br />
Teilorte: Lorenzenzimmern, Großund<br />
Kleinaltdorf, Talheim, Hilpert,<br />
Eschenau, Schneckenweiler,<br />
Merkelbach, Hörgershof, Stöckenburg,<br />
Dürrsching, Rappolden<br />
Bürgermeister: Jürgen Reichert<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Mittelalterliches<br />
Städtle, Schloß, Stöckenburg<br />
3 größte Vereine: Turn- und Sportverein<br />
Vellberg mit ca. 8<strong>50</strong> Mitgliedern;<br />
SVG Sportverein Großaltdorf, ca. 600<br />
Mitgliedern; Generationenbündnis<br />
Vellberg e.V. mit ca. 3<strong>50</strong> Mitgliedern<br />
3 größte Unternehmen: Schmitt<br />
Gruppe, ca. 4<strong>50</strong>-<strong>50</strong>0 Mitarbeiter; Stadt<br />
Vellberg, 95 Mitarbeiter; Rex Industrie<br />
Produkte, ca. 70 Mitarbeiter
WALLHAUSEN<br />
Seite 46<br />
30 aktive Vereine und Organisationen<br />
Entfaltung Was den Ort so besonders macht, sagt der Bürgermeister, sind die Menschen, die sich in die Gemeinschaft einbringen in einer<br />
Zeit, in der das nicht länger selbstverständlich ist. Von Birgit Trinkle<br />
Nicht der schlechteste<br />
Weg, eine Gemeinde<br />
kennenzulernen, ist einen<br />
Bürgermeister zu<br />
begleiten, der noch nicht lange im<br />
Amt ist und sich seinen Ort erst<br />
noch vertraut machen muss. So<br />
erschließt sich der Wallhausener<br />
Bürgermeister Andreas Frickinger,<br />
wie er sagt, eine „attraktive<br />
und aktive Gemeinde mit über 30<br />
Vereinen bei 3700 Einwohnern“;<br />
mit Blick auf die zunehmende Individualisierung<br />
sei das etwas Besonderes.<br />
Bemerkenswert findet<br />
er auch, wie diese Vereine immer<br />
wieder neue Wege gehen und<br />
neue Generationen für sich begeistern.<br />
Feste etwa würden in<br />
der Regel nicht gefeiert, um einen<br />
Erlös zu erwirtschaften, sondern<br />
um den Menschen richtig schöne<br />
Stunden zu schenken.<br />
Er nennt die DLRG mit kontinuierlichem<br />
Mitgliederzuwachs,<br />
die sich um die Schwimmausbildung<br />
verdient macht und ehrenamtlich<br />
die Wasserwacht im Naturfreibad<br />
– „Badevergnügen im<br />
chlorfreien Wasser“ – übernimmt.<br />
Oder die Feuerwehr, die auch im<br />
Bereich der Jugendarbeit sehr aktiv<br />
ist. Frickinger kommt selbst<br />
aus der Feuerwehr und zeigt sich<br />
beeindruckt vom Enthusiasmus in<br />
Wallhausen, wo nicht selten neben<br />
dem württembergischen<br />
auch das bayrische Leistungsabzeichen<br />
abgelegt wird.<br />
Handyseminar und Waffeln<br />
Die Landfrauen bieten Handy-Seminare<br />
an, die Naturhelden organisieren<br />
Aktionen, mit denen der<br />
Obst- und Gartenbauverein unterstützt<br />
wird. Frickinger nennt<br />
Beispiel um Beispiel, bis hin zum<br />
FC-Bayern-Fanclub „Red Bulls“,<br />
Das Badseefest ist immer eine Sternstunde im Wallhausener <strong>Jahre</strong>slauf.<br />
der sich ebenfalls über einen Zuwachs<br />
an Mitgliedern freut – die<br />
sich nicht nur im Verein einbringen,<br />
sondern auch Waffelverkäufe<br />
und anderes organisieren und<br />
für soziale Projekte in und um<br />
Wallhausen spenden. Auch die<br />
ehrenamtlichen Ortschafts- und<br />
Gemeinderäte engagieren sich<br />
weit über ihren eigentlichen Auftrag<br />
hinaus, organisieren zum<br />
Beispiel Weihnachtsmarkt oder<br />
Kirbe und ersetzen einen hauptamtlichen<br />
Kultur- und Veranstaltungsbeauftragten.<br />
Immer wieder nennt Frickinger<br />
die Vereine, wenn er überlegt,<br />
was an seiner Gemeinde ihn stolz<br />
macht. Die kleinen Vereine, die<br />
sich etwa dem Bürgerhaus Michelbach<br />
widmen oder der Synagoge<br />
und der jüdischen Tradition<br />
der Gesamtgemeinde – der entsprechende<br />
Förderverein ist unter<br />
anderem über den jüdischen<br />
Kulturweg im gesamten Land vernetzt<br />
–, haben ebenso ihren Platz<br />
wie die Platzhirsche, also große<br />
Vereine wie der SV Hengstfeld<br />
mit über tausend Mitgliedern. Die<br />
Freizeitsportgruppe des SV organisiert<br />
mit großem Aufwand den<br />
Silvesterlauf und spendet den Erlös;<br />
das in Eigenregie betriebene<br />
Familienfreibad Hengstfeld setzt<br />
ohnehin Maßstäbe – finanziert<br />
wird der Betrieb nicht nur über<br />
ungezählte ehrenamtlich geleistete<br />
Arbeitsstunden, sondern<br />
auch über die Theatergruppe der<br />
Bädlesbühne.<br />
Wer über Wallhausen spricht,<br />
darf nach Ansicht des Bürgermeisters<br />
die Jugendarbeit nicht<br />
vergessen, etwa den KSV „Wolf“<br />
Foto: Jürgen Rosenäcker<br />
Hengstfeld – junge Leute, die im<br />
Erdgeschoss des alten Hengstfelder<br />
Schulhauses einen Jugendraum<br />
gefunden haben und sich<br />
seit 1982 selbst verwalten: „Auch<br />
der KSV Wolf erneuert sich immer<br />
wieder und schafft’s noch immer,<br />
den Maibaum zu stellen.“<br />
In der Gesamtgemeinde<br />
Ortsteil um Ortsteil würdigt Andreas<br />
Frickinger im Loblied seiner<br />
Gemeinde. In Asbach etwa<br />
beeindruckt ihn der Treffpunkt in<br />
der Ortsmitte, an dem sich die<br />
Einwohner zum Grillen treffen<br />
oder um den Tag ausklingen zu<br />
lassen, am besten bei Fassbier aus<br />
Michelbach: „Diese Verbundenheit,<br />
diese soziale Struktur, das<br />
lässt sich nicht mit Geld kaufen“,<br />
sagt der Bürgermeister.<br />
Diese Verbundenheit,<br />
diese<br />
soziale Struktur, das<br />
lässt sich nicht mit<br />
Geld kaufen<br />
Andreas Frickinger<br />
Bürgermeister von Wallhausen<br />
Frickinger fährt an einem<br />
Abend mit dem neuen E-Bike der<br />
Gemeinde zu einem Jubiläum, am<br />
nächsten entlastet er den Vorstand<br />
in einer Hauptversammlung,<br />
und das alles geht nebenher.<br />
Kein Grund zur Klage: Nicht zuletzt<br />
die Besuche bei Jubilaren<br />
und Jubelpaaren sind für den Bürgermeister<br />
ein Ausgleich, gar eine<br />
Auszeit. Was die Menschen früher<br />
bewegt hat, was heute wichtig<br />
ist, wie liebevoll sie oft miteinander<br />
umgehen, das nennt er bereichernd<br />
und erinnert ihn daran,<br />
warum er Bürgermeister geworden<br />
ist.<br />
In den Ortsteilen wurden<br />
jüngst Nordmanntannen gepflanzt;<br />
die werden dann, wenn<br />
ihre Zeit gekommen ist, mit LED-<br />
Leuchten geschmückt. Frickinger:<br />
„Wenn jeder ein bisschen Energie<br />
spart und Beleuchtung reduziert,<br />
können wir alle überall unsere<br />
Weihnachtsbäume aufstellen.“<br />
Solche Dinge sind wichtig,<br />
sagt er, schließlich soll Wallhausen<br />
aktiv und attraktiv bleiben.<br />
Wallhausen<br />
Kontakt<br />
Gemeinde Wallhausen<br />
Seestraße 2<br />
74599 Wallhausen<br />
Tel. 07955 9381-0<br />
rathaus@gemeinde-wallhausen.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Wallhausen<br />
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> feiert in diesem<br />
Jahr sein <strong>50</strong>-jähriges Bestehen. Ein Jubiläum, auf<br />
das ich mit großer Freude blicke.<br />
Gemeinsam haben wir eine leistungsfähige<br />
und bürgerfreundliche Verwaltung, die mit den<br />
immer komplexer werdenden Anforderungen<br />
Schritt halten. Infrastruktur und Wirtschaftsstandort<br />
wurden sukzessive ausgebaut. Und das<br />
inmitten einer einmaligen Kulturlandschaft mit<br />
hoher Lebensqualität und bezahlbarem Wohnraum.<br />
Unsere Schulen bieten ein hervorragendes<br />
Lernumfeld. Themen wie Natur- und Klimaschutz,<br />
Digitalisierung, Regionalentwicklung und Soziales<br />
sind weitere wichtige Aufgabengebiete, die sich<br />
in den letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n stetig weiterentwickelt<br />
haben.<br />
Diesen erfolgreichen Weg wollen wir gemeinsam<br />
fortsetzen. Unser Ziel ist es, wirtschaftsstark,<br />
liebenswert, nachhaltig und gut vernetzt zu sein<br />
und dabei weiterhin nah an den Menschen zu<br />
bleiben.<br />
Ich selbst bin dankbar, als Bürgermeister der<br />
Gemeinde Wallhausen seit 1. Oktober 2022, ein<br />
Teil dieser Entwicklung sein zu dürfen und kann<br />
versprechen, dass ich mich mit aller Kraft dafür<br />
einsetze, die Erfolgsgeschichte des <strong>Landkreis</strong>es<br />
fortzuschreiben und blicke mit Freude auf die<br />
nächsten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>.<br />
Andreas Frickinger<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 3800<br />
Fläche: 62,59 km²<br />
Teilorte: Asbach, Hengstfeld,<br />
Limbach, Michelbach/Lücke,<br />
Roßbürg, Schainbach, Schönbronn,<br />
Wallhausen<br />
Bürgermeister: Andreas Frickinger (40)<br />
Partnergemeinden: Kismaros Ungarn,<br />
Wallhausen/Helme, Wallhausen/Nahe<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Synagoge<br />
mit jüdischem Friedhof, Schulmuseum<br />
Hengstfeld, Weidenbachaue mit<br />
Naturerlebnisbad Wallhausen<br />
3 größte Vereine: SpVgg Hengstfeld-<br />
Wallhausen, DLRG Wallhausen,<br />
Landfrauenverein Wallhausen<br />
Größte Unternehmen: Eico-Quelle<br />
„Es lebt in Wallhausen“<br />
Chance Pflicht und Kür im Haushalt spiegeln die Anstrengung, zu<br />
sparen, ohne dass das auf Kosten der Attraktivität geht.<br />
Wallhausen. Wallhausen ist eine<br />
Gemeinde, in der es sich gut lebt,<br />
sagt Bürgermeister Andreas Frickinger.<br />
Der Hauptort, Hengstfeld<br />
und Michelbach an der Lücke mit<br />
insgesamt acht Dörfern und Weiler<br />
sind zusammengewachsen. Es<br />
gibt viele gute Gründe für ein<br />
bisschen Optimismus.<br />
Verwaltung und Gemeinderat<br />
sind sich einig: „So schlecht stehen<br />
wir nicht da.“ Die hohe Schuldenlast<br />
ist dem Kläranlagenbau<br />
geschuldet, und diese Aufgabe<br />
wird auch viele andere Gemeinden<br />
in naher Zukunft treffen. Abgesehen<br />
davon, dass sich diese<br />
Ausgaben langfristig durch die<br />
Abwassergebühr refinanzieren<br />
lassen: Zwei Drittel der Kosten<br />
sind bereits gestemmt. Was noch<br />
fehlt, sind die Druckleitungen aus<br />
Michelbach und Hengstfeld – mit<br />
der Fertigstellung ist Ende 2024<br />
zu rechnen –, sowie der Rückbau<br />
der dortigen Kläranlagen. Was ansonsten<br />
den Haushalt belastet, ist<br />
die dringend notwendige Erneuerung<br />
der Infrastruktur; das wird<br />
nun nach und nach abgearbeitet,<br />
teilt die Verwaltung mit.<br />
Schwerpunkt Spielplatz<br />
Im laufenden <strong>Jahre</strong> sind die Spielplätze<br />
aller Ortsteile ein Schwerpunkt<br />
des Haushalts, der Endausbau<br />
der Straßen in den Baugebieten<br />
– der ja durch den Erschließungsbeitrag<br />
längst bezahlt ist –,<br />
sowie einige Sanierungsprojekte.<br />
Ein großes Ziel ist die Verdoppelung<br />
der Gewerbesteuer in den<br />
kommenden zehn <strong>Jahre</strong>n. Großartig<br />
auf der Suche ist man dabei<br />
nicht: „Das entwickelt sich aus<br />
der Gemeinde heraus“, so der<br />
Bürgermeister. Wenn Wallhausen<br />
seine aktiven Unternehmen wie<br />
die Eico-Quelle oder Telschow<br />
Balkonbau im Ort halten könne<br />
und die sich weiterhin so gut entwickelten<br />
wie in der Vergangenheit,<br />
sehe er keine Bedenken.<br />
Dass Wallhausen im Bereich<br />
Kultur einiges zu bieten hat, zeigt<br />
das Wandgemälde des Wallhausener<br />
Künstlers Prof. Ben Willikens<br />
im Foyer des im Jahr 2000<br />
eingeweihten Kulturhauses.<br />
Kulturprogramm erwecken<br />
Auf der anderen Seite muss jetzt<br />
das Kulturprogramm, das während<br />
der Corona-<strong>Jahre</strong> praktisch<br />
nicht existent war, zu neuem Leben<br />
erweckt werden. Jüngst spielte<br />
das Hohenloher Blasorchester<br />
und machte dabei deutlich, wie<br />
sehr sich die Menschen nach Musik<br />
sehnen, nach Theater, Kabarett<br />
und vor allem anderen nach<br />
Begegnung. Hier nennt Andreas<br />
Frickinger auch das von ihm sehr<br />
geschätzte DS-Seniorenzentrum<br />
mit wichtigen kulturellen Impulsen<br />
oder auch mit dem Weihnachtsmarkt.<br />
Es sei wichtig, Seniorinnen und<br />
Senioren mitten im Ort und direkt<br />
am idyllischen Weidenbach<br />
Spaziergänge zu bieten, generell<br />
den wertschätzenden Umgang,<br />
der allen Generationen zusteht.<br />
Der Jugendraum in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft füge sich nahtlos<br />
Das Rathaus auf dem Grund des einstigen Sees.<br />
in dieses Bild von gutem Miteinander<br />
ein: „Es lebt in Wallhausen.“<br />
Vergangenes bewahren<br />
Keine Zukunft ohne Vergangenheit.<br />
Nicht nur die geschichtsträchtigen<br />
jüdischen Gemeinden<br />
nehmen den ihnen zustehenden<br />
Platz in der Wallhausener Historie<br />
ein. Das Dorfschulmuseum ist<br />
eine Besonderheit; der Förderantrag<br />
zur Gebäudesanierung ist gestellt<br />
und soll sicherstellen, dass<br />
auch künftige Generationen aus<br />
der Vergangenheit lernen können.<br />
Gründer Roland Jakel führt zudem<br />
durch den Julius-Wengert-<br />
Raum, gern mit der Bemerkung<br />
„für seine Zeit ein Popstar, heute<br />
würd‘ das niemand mehr singen“,<br />
die seinem Publikum die Einordnung<br />
erleichtert. Dann ist da noch<br />
die steinerne Erinnerung ans alte,<br />
massiv gebaute Ortsgefängnis<br />
oder auch das erneuerte Sühnekreuz<br />
aus Epochen der ehemals<br />
selbstständigen Gemeinde<br />
Hengstfeld, von denen kein heute<br />
lebender Mensch zu erzählen<br />
weiß und die allzu schnell in Vergessenheit<br />
geraten – wenn sich<br />
niemand kümmert.<br />
bt<br />
Foto: Birgit Trinkle
WOLPERTSHAUSEN<br />
Seite 47<br />
Junge und kinderfreundliche Gemeinde<br />
Rückschau Das starke Wachstum in den vergangenen 30 <strong>Jahre</strong>n fordert ein Nachjustieren bei der Infrastruktur. Die Gemeinde<br />
Wolpertshausen hat die Kläranlage erweitert, steckt viel Geld in den Ausbau der Kinderbetreuung. Von Elisabeth Schweikert<br />
Die Entwicklung der Gemeinde<br />
Wolpertshausen<br />
trägt seit 33 <strong>Jahre</strong>n die<br />
Handschrift von Bürgermeister<br />
Jürgen Silberzahn. Rund<br />
1300 Bürger lebten in der Kommune,<br />
als er 1990 seine Tätigkeit<br />
aufnahm, inzwischen sind es fast<br />
doppelt so viele. „Die Lage war<br />
klar“, blickt er auf seinen Start in<br />
der Gemeinde zurück, „man<br />
braucht mindestens 2000 Einwohner,<br />
um die Infrastruktur erhalten<br />
zu können und rund 1000<br />
Arbeitsplätze, um die nötige Gewerbesteuer<br />
zu generieren. Sonst<br />
kann man nichts gestalten.“<br />
Mauerfall und Aufschwung<br />
Dass Silberzahns Überlegung aufging<br />
– inzwischen gibt es in Wolpertshausen<br />
fast <strong>50</strong> Betriebe, die<br />
zirka 1300 Menschen beschäftigen<br />
–, hat mit dem Geschick des<br />
Schultes zu tun sowie auch mit<br />
der Lage der Kommune zwischen<br />
<strong>Hall</strong> und Crailsheim an der Landesstraße<br />
(früher sogar Bundesstraße)<br />
sowie nahe der Autobahn<br />
6. Mit dem Fall der Mauer 1989<br />
wurde die Autobahn zu einer<br />
wichtigen West-Ost-Magistrale.<br />
Wolpertshausen profitierte ungemein<br />
davon. Nicht nur Fachkräfte,<br />
die rasch nach Heilbronn oder<br />
Crailsheim fahren wollten, zogen<br />
in die Gemeinde. Viele Firmen<br />
nutzten die Gewerbeflächen, die<br />
die Kommune auswies.<br />
Die Infrastruktur muss auch<br />
mitwachsen. Wichtig waren die<br />
Ansiedlung der ASB-Rettungswache,<br />
die Sanierung des Rathauses<br />
sowie die Erweiterung der Kläranlage.<br />
„In den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n<br />
haben wir viel in die Erweiterung<br />
der Kinderbetreuung gesteckt“,<br />
sagt Silberzahn, „denn<br />
Der Neubau des Kindergartens in Wolpertshausen ist ein Vorzeigeprojekt. Das Foto zeigt die Kinder auf dem neu gestalteten Außenspielplatz<br />
in der Vogelnestschaukel.<br />
Foto: Ufuk Arslan<br />
nur wenn es eine gute Betreuung<br />
gibt, können die Eltern voll erwerbstätig<br />
sein.“ Mehr als 2,5<br />
Millionen Euro hat die Kommune<br />
in den 2021 eingeweihten Kindergarten-Neubau<br />
gesteckt. Dieser<br />
liegt nördlich der Grundschule<br />
und der seitherigen Kita und<br />
rückt so auch näher an die geplanten<br />
Außenspielplätze der Einrichtung<br />
im nahe gelegenen Wald.<br />
Viel Betreuungsangebote<br />
Silberzahn weist auf die üppigen<br />
Öffnungszeiten hin, die Gemeinde<br />
biete derzeit eine maximale<br />
Betreuung von 7 bis 17 Uhr an<br />
fünf Tagen die Woche. Mit dem<br />
Übertritt in die Grundschule breche<br />
die Betreuung nicht ab. Mit<br />
Kernzeiten- und Hausaufgabenbetreuung<br />
sowie der Möglichkeit<br />
an der Schule zu Mittag zu essen<br />
können die Eltern derzeit eine<br />
Betreuung von 7 Uhr bis 16.30<br />
Uhr buchen. Mit dem Ausbau der<br />
Herolthalle bereitet die Kommune<br />
aktuell die räumlichen Voraussetzungen<br />
für die anvisierte offene<br />
Ganztagesbetreuung an der<br />
Schule vor, die 2026 in Baden-<br />
Württemberg verpflichtend eingeführt<br />
wird.<br />
Auch die Gemeinschaft, das<br />
Miteinander unter den Bürgern<br />
hielt mit dem Wachstum Schritt.<br />
Mit der vor wenigen <strong>Jahre</strong>n gegründeten<br />
Bürgervereinigung<br />
„Wolpis 0 bis 100“ wurde die Basis<br />
für noch mehr Bürgerengagement<br />
und Mitgestaltung gelegt.<br />
Die Mitglieder leisten aktuell mit<br />
dem Fahrdienst einen wichtigen<br />
Beitrag für die Mobilität von Senioren.<br />
Auf die Kappe der Organisation<br />
gehen auch die öffentliche<br />
Bücherei sowie der Freizeitpfad<br />
nördlich des Hauptortes.<br />
Die Integration<br />
lief über Kita,<br />
Schule und Vereine.<br />
Jürgen Silberzahn<br />
Bürgermeister von Wolpertshausen<br />
Das rege Vereinsleben kann<br />
sich dank ausreichender räumlicher<br />
Möglichkeiten, sich zu treffen,<br />
auch entfalten. Wolpertshausen<br />
gehört zu den „jungen Gemeinden“<br />
im Kreis: Der Altersdurchschnitt<br />
ist vergleichsweise<br />
niedrig. Dies ist dem Wachstum<br />
Anfang der 1990er-<strong>Jahre</strong> geschuldet.<br />
Viele Spätaussiedler, die zunächst<br />
im Übergangswohnheim<br />
im Gasthaus Adler lebten, kehrten<br />
später zurück, bauten in Wolpertshausen,<br />
bekamen Kinder. Sie<br />
waren in der Kommune nach ihrer<br />
Ankunft gut aufgenommen<br />
worden. „Das war unser Glück“,<br />
so Bürgermeister Silberzahn, „die<br />
Integration lief über Kita, Schule<br />
und die Vereine.“<br />
Profiliert hat sich Wolpertshausen<br />
nicht zuletzt als Energiegemeinde.<br />
Sie gehörte zu den ersten<br />
Kommunen im Land, in der<br />
Windkraft, Biogas, Nahwärme<br />
und Solaranlagen selbstverständlich<br />
waren.<br />
Attraktiver und grüner<br />
Vorhaben Wolpertshausen plant die Neugestaltung des Ortskerns.<br />
Sonnen- und Windenergie sollen mehr genutzt werden.<br />
Wolpertshausen. Wuchs Wolpertshausen<br />
in der Vergangenheit<br />
vor allem an den Rändern, soll in<br />
den kommenden <strong>Jahre</strong>n nun der<br />
Ortskern unter die Lupe genommen<br />
und aufgemöbelt werden.<br />
Die Gemeinde diskutiert aktuell,<br />
ob sie beim Förderprogramm<br />
Städtebauliche Erneuerung mitmacht.<br />
So das klappt, dürfte die<br />
teils wenig ansprechenden Abschnitte<br />
an der Hauptstraße attraktiver<br />
gestaltet werden.<br />
Klimawandel, Energiekrise,<br />
Mobilität, Artensterben, Personalmangel<br />
– mit diesen Herausforderungen<br />
haben sich alle Kommunen<br />
in Deutschland auseinanderzusetzen.<br />
„Personal zu finden,<br />
ist mittlerweile auch für uns eine<br />
Herausforderung“, sagt Bürgermeister<br />
Jürgen Silberzahn.<br />
Um dem Klimawandel zu begegnen,<br />
will die Gemeinde in den<br />
kommenden <strong>Jahre</strong>n weiter in erneuerbare<br />
Energien setzen: mehr<br />
Fotovoltaik, vorwiegend auf Dächern<br />
und teilweise auf dem Feld.<br />
Im Zug des Ausbaus der A 6 werde<br />
wohl auch entlang der Autobahntrasse<br />
Fotovoltaik installiert<br />
werden. Mittelfristig werde auch<br />
die Windkraft wieder zum Thema<br />
werden, sagt Silberzahn. „Wir<br />
waren Pioniere mit unserem<br />
Windrad. Wir müssen wieder dahin<br />
kommen, dass man stolz darauf<br />
ist.“<br />
Um die Folgen von Starkregenereignissen<br />
zu reduzieren, erarbeiten<br />
Wolpertshausen und die<br />
Stadt Ilshofen ein gemeinsames<br />
Regenrisikomanagement. Denn<br />
2016, bei der Sturzflut in Braunsbach,<br />
waren in Wolpertshausen<br />
nicht nur Teilorte im Tal betroffen,<br />
sondern auch welche auf der<br />
Höhe. In den zurückliegenden<br />
<strong>Jahre</strong>n hat die Kommune begonnen,<br />
die Klingen auszubauen –<br />
das wird sie fortsetzen.<br />
In Planung ist eine Biotoperfassung.<br />
Zudem pflegt die Gemeinde<br />
die kommunalen Streuobstwiesen<br />
und sei dabei, weitere<br />
Pflanzungen vorzunehmen, so<br />
Silberzahn. „Jeder Obstbaum bietet<br />
einer Fülle an Tieren einen Lebensraum.<br />
Und ich beobachte,<br />
dass das Interesse, das Obst von<br />
Streuobstwiesen zu verwerten,<br />
wieder wächst.“<br />
Um den Bürgern eine Alternative<br />
zum Auto zu bieten, diskutiere<br />
die Gemeinde mit dem Kreisverkehr<br />
weitere Verbesserungen<br />
für den ÖPNV – innerhalb der Gemeinde<br />
sowie für bessere Anbindung<br />
nach <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> und<br />
Crailsheim. Auch Radfahren soll<br />
attraktiver gemacht werden. „Wir<br />
haben ein gutes Feldwegenetz“,<br />
so Silberzahn. Allerdings suche<br />
die Gemeinde noch nach einem<br />
Weg, wie sich das Bühlertal gut<br />
mit einem Radweg überbrücken<br />
lässt. Derzeit müssen Radler von<br />
Cröffelbach über Geislingen und<br />
Untermünkheim bis nach <strong>Hall</strong><br />
fahren. Was angenehm zu fahren<br />
ist, aber keine schnelle Verbindung<br />
für Menschen darstellt, die<br />
beispielsweise im <strong>Hall</strong>er Osten<br />
arbeiten.<br />
sel<br />
Die Feuerwehr Wolpertshausen braucht mehr Platz. In den kommenden <strong>Jahre</strong>n wird der Gemeinderat<br />
über einen Neubau des Magazins diskutieren müssen.<br />
Drohnenfoto: Archiv/Ufuk Arslan<br />
Wolpertshausen<br />
Kontakt<br />
Bürgermeisteramt Wolpertshausen<br />
<strong>Hall</strong>er Straße 15<br />
74549 Wolpertshausen<br />
Tel. 07904 9799-0<br />
gemeinde@wolpertshausen.de<br />
Grußwort<br />
Herzlich willkommen<br />
in Wolpertshausen<br />
Die Gemeinde Wolpertshausen gratuliert dem<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> ganz herzlich zum<br />
<strong>50</strong>-jährigen Jubiläum.<br />
Wolpertshausen liegt zentral, mitten in unserem,<br />
dem schönsten <strong>Landkreis</strong> und zählt mit circa 2400<br />
Einwohnern zu einer der kleinsten Gemeinden.<br />
Die Gemeinde ist durch eine dörfliche Struktur,<br />
zahlreiche Vereine und viel intakte Natur geprägt.<br />
Umweltschutz und Energiesparen wird großgeschrieben.<br />
Bedingt durch die gute Verkehrsanbindung,<br />
vor allem durch die eigene Auffahrt<br />
auf die A6, ist Wolpertshausen ein attraktiver<br />
Standort für das Gewerbe, so dass über 1000<br />
Arbeitsplätze entstanden sind. Wolpertshausen<br />
ist daher auch ein attraktiver Wohnort für junge<br />
Familien. Die Gemeinde Wolpertshausen möchte<br />
sich anlässlich des Jubiläums beim <strong>Landkreis</strong> für<br />
die gute Zusammenarbeit bei vielen Projekten<br />
bedanken. Unser Dank gilt besonders dem Ausbau<br />
des Kreisstraßennetzes auf unserer Gemarkung.<br />
Gemeinsam konnten der <strong>Landkreis</strong> und die<br />
Gemeinde auch das Energiezentrum auf den Weg<br />
bringen. Das neueste gemeinsame Projekt ist die<br />
Sicherstellung der ärztlichen Versorgung durch<br />
den Betrieb einer Allgemeinarztpraxis durch das<br />
MVZ in unserer Gemeinde. Der <strong>Landkreis</strong> und die<br />
Kreisverwaltung waren und sind stets ein verlässlicher<br />
Partner für unsere Gemeinde.<br />
Wir wünschen dem <strong>Landkreis</strong> und seinen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alles Gute<br />
für die Zukunft und freuen uns auf die weitere<br />
Zusammenarbeit.<br />
Jürgen Silberzahn<br />
Bürgermeister<br />
Basisdaten<br />
Einwohnerzahl: 2.406<br />
Fläche: 27,42 km²<br />
Teilorte: Cröffelbach, Haßfelden,<br />
Hörlebach, Hohenberg, Hopfach,<br />
Reinsberg, Rudelsdorf, Unterscheffach<br />
Bürgermeister: Jürgen Silberzahn (61)<br />
Partnergemeinden: keine<br />
3 Sehenswürdigkeiten: Allerheiligenkapelle,<br />
Bühlertal Rad- und Wanderweg,<br />
Energiezentrum<br />
3 größte Vereine: TSG Wolpertshausen<br />
e.V., 730 Mitglieder; Jugendtreff<br />
Wolpertshausen, 2<strong>50</strong> Mitglieder;<br />
Landfrauenverein Wolpertshausen,<br />
182 Mitglieder<br />
3 größte Unternehmen: GÜDE GmbH<br />
+ Co. KG, 225 Mitarbeiter; Bäuerliche<br />
Erzeugergemeinschaft <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>, 258 Mitarbeiter; Zucker Edelstahlschmiede<br />
GmbH,122 Mitarbeiter
Seite 48<br />
Mit der Stiftung ein positives Signal setzen<br />
Unterstützung Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong> hat eine eigene Stiftung. Sie macht es sich zur Aufgabe, durch bürgerliches Engagement<br />
überall dort zu helfen, wo es nötig ist. Bisher wurden 220 Projekte mit rund 600 000 Euro vorangebracht.<br />
Die <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>-Stiftung ist eine gemeinnützige<br />
Einrichtung<br />
zur Förderung von<br />
Jugend, Behinderten- und Altenhilfe,<br />
Stärkung und Schutz der Familie,<br />
Sport, Bildung und Wissenschaft,<br />
Kultur, Kunst- und Denkmalpflege<br />
und des Umwelt- und<br />
Naturschutzes sowie zur Stärkung<br />
des bürgerschaftlichen Engagements<br />
im <strong>Landkreis</strong> und seinen<br />
Partnerkreisen. Sie wurde im<br />
Februar 2005 gegründet.<br />
Hilfe für<br />
Jugend und<br />
Alter, für Sport und<br />
Kultur, für Umwelt<br />
und Natur.<br />
Das Vermögen dieser <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />
beträgt nach eigenen<br />
Angaben aktuell exakt<br />
4 341 260 Euro. Bei der Gründung<br />
der Stiftung im Jahr 2005 betrug<br />
das Kapital noch 2<strong>50</strong> 000 Euro.<br />
Das aktuelle Stiftungsvermögen<br />
verdanke man „sehr großzügigen<br />
Zustiftungen der Sparkasse<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>-Crailsheim und<br />
weiteren Zustiftern“, ist auf der<br />
Website der <strong>Landkreis</strong>stiftung zu<br />
lesen.<br />
Die Mitglieder der Stiftungsgremien hier bei einem Termin an der Gaildorfer Bühläckerschule.<br />
Für gemeinnützige Belange<br />
„Die Liste der Freiwilligkeitsleistungen,<br />
die wir durch die zunehmende<br />
Finanznot streichen, beziehungsweise<br />
stark reduzieren<br />
mussten, ist lang. Mit der Gründung<br />
unserer Kreisstiftung wollen<br />
wir ein positives Signal setzen,<br />
um die bereits vorhandenen<br />
Kräfte zu bündeln und zu stärken.<br />
Bürgerschaftliches Engagement<br />
gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Immer mehr Unternehmen<br />
und Bürger setzen sich aktiv für<br />
gemeinnützige Belange in ihrer<br />
Umgebung ein. Diese Entwicklung<br />
begrüße ich“, so hat sich<br />
Landrat Bauer einst bei der Gründung<br />
der Stiftung geäußert.<br />
„Stolze 220 Projekte mit einer<br />
Summe von insgesamt rund<br />
600 000 Euro, die alle in vorbildlicher<br />
Weise das ehrenamtliche<br />
Engagement im <strong>Landkreis</strong> unterstützen,<br />
wurden bisher bezuschusst“,<br />
erklärt Steffen Baumgartner.<br />
Er ist Geschäftsführer<br />
der <strong>Landkreis</strong>stiftung, Leiter des<br />
Stabs des Landrats, der Kommunalaufsicht<br />
sowie Pressesprecher<br />
der Kreisverwaltung.<br />
Info Vorsitzender des Stiftungsvorstands<br />
ist Landrat Gerhard Bauer. Weitere<br />
Vorstandsmitglieder sind Thomas<br />
Lützelberger, Karin Schick und Susanne<br />
Foto: <strong>Landkreis</strong>stiftung<br />
Hammer. Den Vorsitz des Stiftungsrats<br />
hat Bürgermeister a. D. Franz Rechtenbacher<br />
inne. Geschäftsführer ist Steffen<br />
Baumgartner. Die <strong>Landkreis</strong> <strong>Schwäbisch</strong><br />
<strong>Hall</strong>-Stiftung ist am 18. Mai 2005gegründet<br />
worden.<br />
www.kreisstiftung-sha.de<br />
KUNSTHALLE% SCHWÄBISCH HALL<br />
Wertvoll für<br />
die Region.<br />
Vertrauen, Sicherheit und Verlässlichkeit<br />
– dafür steht die Sparkasse<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong>–Crailsheim seit<br />
über 170 <strong>Jahre</strong>n.<br />
JOHANNITERKIRCHE SCHWÄBISCH HALL<br />
Sie begleitet Menschen aus der Region in allen<br />
Lebensphasen. Kennt ihre Wünsche und Ziele und<br />
hat sich an deren Bedürfnisse ausgerichtet und weiterentwickelt.<br />
Als stabiler Partner vor Ort fördert die<br />
Sparkasse nicht nur den Wohlstand ihrer Privatkunden<br />
und die Entwicklung der heimischen Wirtschaft,<br />
sondern leistet auch Beiträge für die Lebensqualität<br />
in den Gemeinden ihres Geschäftsgebietes.<br />
Getreu dem Motto: Gestern – Heute – Morgen.<br />
www.sparkasse-sha.de<br />
Weil’s um mehr als Geld geht.<br />
s Sparkasse<br />
<strong>Schwäbisch</strong> <strong>Hall</strong><br />
Crailsheim<br />
Eintritt frei<br />
www.kunst.wuerth.com<br />
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