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Dicke Bücher<br />
zu Weihnachten<br />
Selbstverständlich ist »dicke Bücher«<br />
kein literarisches Genre. Und<br />
schon gar kein Qualitätsmerkmal.<br />
Aber wenn die dunkle und kalte<br />
Jahreszeit <strong>das</strong> Gemütlich-Machen<br />
zu Hause geradezu verlangt, dann<br />
ist definitiv die Zeit zum Schmökern<br />
angebrochen. Und weil dicke<br />
Bücher nicht notwendiger Weise<br />
gute Bücher sind, haben wir Ihnen<br />
einmal vier Neuerscheinungen herausgesucht,<br />
die definitiv großes<br />
Schmöker-Potential haben.<br />
Robert Galbraith<br />
»Das strömende Grab«<br />
Finanzielle Sorgen braucht sich<br />
Robert Galbraith nicht zu machen.<br />
Bekanntlich verbirgt sich<br />
hinter diesem Namen die Autorin<br />
J.K. Rowling, die allein von ihren<br />
Harry-Potter-Büchern 600 Millionen<br />
Exemplare verkauft hat. Die<br />
Potter-Bände sind in 87 Sprachen<br />
erhältlich. Sich dem Krimi-Genre<br />
unter Pseudonym zu nähern,<br />
klappte schon 2013 nicht, doch<br />
Rowling schreibt fleißig weiter als<br />
Robert Galbraith. Mit »Das strömende<br />
Grab« liegt nun der siebte<br />
Band der Serie um den kriegsversehrten<br />
Privatdetektiv Cormoran<br />
Strike vor. Für diejenigen, die es<br />
durch den letzten Band »Das tiefschwarze<br />
Herz« geschafft haben,<br />
sei hier schon einmal eine Entwarnung<br />
verfasst, denn man muss sich<br />
keine seitenlangen Chat-Protokolle<br />
durchlesen, bei denen man nicht<br />
weiß, wer unter welchem Namen<br />
was sagt. Das hat genervt, mich<br />
jedenfalls. »Das strömende Grab«<br />
ist da eher ein klassischer Strike-Roman.<br />
Diesmal hat der etwas raubeinige<br />
Ermittler zusammen mit seiner<br />
Partnerin einen besonders kniffeligen<br />
Fall zu lösen. »Partnerin« ist<br />
dabei rein beruflich zu sehen, denn<br />
Robin Ellacott ist zwar der wichtigste<br />
Mensch in Cormorans Leben,<br />
und auch umgekehrt, aber so klar<br />
die beiden beruflich auch sehen, so<br />
kompliziert wird es, wenn es um<br />
die privaten Gefühle zueinander<br />
geht. Auch darum haben Strike und<br />
Robin gemischte Gefühle, als Robin<br />
undercover geht. Doch genau <strong>das</strong><br />
scheint die einzige Möglichkeit zu<br />
sein, den Auftrag eines tief besorgten<br />
Vaters zu erfüllen. Dessen Sohn<br />
ist nämlich bei der Universal Humanitarian<br />
Church untergetaucht.<br />
Diese perfekt organisierte Gemeinschaft<br />
sieht sich selbst als Kirche.<br />
Andere dagegen ordnen sie als Kult,<br />
als Sekte oder Schlimmeres ein,<br />
denn es hat auch in ihren Reihen<br />
suspekte Todesfälle gegeben. Da<br />
sich die Organisation nach außen<br />
hin nicht nur durch Zäune, sondern<br />
auch durch aggressive Anwälte<br />
schützt, ist <strong>das</strong> Einschleusen Robins<br />
die einzige Möglichkeit, hinter<br />
den Kult zu kommen und im Idealfall<br />
den verlorenen Sohn wieder<br />
nach Hause zu bringen.<br />
Doch die Universal Humanitarian<br />
Church ist ausgesprochen<br />
gewieft, verwendet sie doch Methoden<br />
aus verschiedenen Religionen<br />
vom Fasten über <strong>das</strong> Meditieren<br />
zu Übungen, die zur Ekstase<br />
führen, um ihre Mitglieder gefügig<br />
zu machen. Noch perfider ist, <strong>das</strong>s<br />
durch den Entzug von Schlaf und<br />
Nahrung und die Sehnsucht nach<br />
Zuwendung selbst starke Persönlichkeiten<br />
wie Robin in den Bann<br />
des Kultes geraten. Das klingt<br />
spannend und ist es auch, sowohl,<br />
was den Fall als auch was die Strike-Robin-Geschichte<br />
angeht. Und<br />
<strong>das</strong> Robert Galbraith alias J.K.<br />
Rowling Spannung auch über 1.200<br />
Seiten halten kann, hat sie seit ei-<br />
46 Das Stadtgespräch