Ausgabe 24 | Winter 2023
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»Ich kam ursprünglich wegen meiner älteren<br />
Schwester nach Tirol. Sie war hier auf<br />
Saison, arbeitete in Ellmau als Kellnerin. Ich<br />
war gerade einmal zwölf, als sie mich das<br />
erste Mal fragte, ob ich in meinen Ferien<br />
Koasa Kulinarik<br />
Das Auge isst mit<br />
Er kam im dritten Lehrjahr und blieb. Seit 40 Jahren kocht Franz Kieslinger<br />
im Scheffauer Gasthof Zum Wilden Kaiser auf. Ein Oberösterreicher,<br />
der in Tirol sesshaft wurde.<br />
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO / Isabel Falbesoner & Puck Sophie Elsendoorn<br />
zu ihr nach Tirol kommen und aushelfen<br />
möchte. Teller abräumen, Getränke servieren.«<br />
Heimweh hat er nicht, vielmehr<br />
hinterlässt sein erster Gastroeinsatz fernab<br />
der Heimat großen Eindruck bei Franz<br />
Kieslinger. Es macht ihm sogar so viel Spaß,<br />
dass er seiner Schwester im folgenden<br />
Jahr wieder nach Tirol folgt. »Mir fehlte<br />
nichts, ich durfte nach der Arbeit ja sogar<br />
im Hotelpool schwimmen gehen. Das einzige<br />
Problem war wohl, dass ich beim Essen<br />
sehr heikel war. Ich weiß noch, dass meine<br />
Schwester immer wieder in die Küche ging<br />
und fragte, ob sie mir schnell ein Wienerschnitzel<br />
braten können«, schmunzelt Franz<br />
während er zur Avocado greift, sie aufschneidet<br />
und den Kern entfernt. »Als ich<br />
alt genug war, bot mir der Chef des Hotels<br />
an, bei ihm Kochlehrling zu werden. Mir<br />
gefiel es in Tirol, mir gefiel die Branche, mir<br />
gefiel das Kochen – also sagte ich ja.« Eine<br />
Entscheidung, die er bis heute nie bereute.<br />
Dass Franz in seinem Element ist, sieht man<br />
in jedem seiner Handgriffe. Zügig formt<br />
er den Gnocchiteig zu einer Rolle. Natürlich<br />
ist der Teig selbstgemacht, so wie alles<br />
andere. Darauf legt er Wert. Qualität und<br />
Regionalität. Letzteres lebten ihm die damaligen<br />
Chefleute Peter und Marlene Feger<br />
seit seinem ersten Tag im Gasthof Zum Wilden<br />
Kaiser vor, die zweite Station in seinem<br />
Gastroleben. Seit inzwischen 40 Jahren<br />
kocht er hier in Scheffau auf. »Ich war im<br />
dritten Lehrjahr, schon fast fertig, als meine<br />
Schwester sagte, dass sie nach Scheffau<br />
zum Gasthof Zum Wilden Kaiser wechselt.<br />
Für mich war klar, dass ich mitgehe.«<br />
ROTER EYECATCHER<br />
Am 28. November 1983 absolviert Franz<br />
seine Lehrabschlussprüfung, da arbeitete<br />
er bereits im Gasthof. Heute noch weiß er<br />
den Prüfungstermin, ohne lange darüber<br />
nachzudenken. »1983. Und jetzt haben wir<br />
<strong>2023</strong>. Ein Wahn, wie die Zeit vergeht. Das<br />
Beste ist aber, dass es mir hier immer noch<br />
gefällt, mir in meinem Beruf noch nie lang-<br />
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