Ausgabe 24 | Winter 2023

Insa Landl
Die Camargue Pferde
von Scheffau
Pferde waren von klein auf der Lebenstraum von Katrin Waltl. So wechselt die
gelernte Köchin schließlich ihren Beruf und wird Pferdehändlerin, bis sie die
Camargue Pferde für sich entdeckt - Europas Wildpferde, von denen schon
Gaius Julius Cäsar begeistert war.
TEXT: Adriane Gamper FOTO: GPHOTO / Günther Fankhauser
Die 13 Schimmel stürmen los, hinaus vom
offenen Freistall hinein in die Koppel. Der
Schnee spritzt. Ein Wiehern erfüllt die
Luft. Das Weiß ihres Fells vermischt sich
mit dem Weiß des Schnees. Nur Hengstfohlen
Ninja sticht mit seiner noch braunen
Färbung heraus. Katrin Waltl lacht,
während sie ihren Pferden zusieht und ihnen
auf die schneebedeckte Wiese folgt.
13 Camargue Pferde - eine der ältesten
Pferderassen Europas. Selbstständig. Robust.
Genügsam. Äußerst ausdauernd,
zäh, kräftig und wendig. Kein Wunder,
dass einst sogar Gaius Julius Cäsar die
Pferde aus dem Rhone-Delta auserkor
und mit ihnen in den Krieg zog.
ECRIN UND DIESES GEFÜHL
Noch immer tollt die Herde begeistert
durch den Neuschnee. Mit einer unvergleichlichen
Selbstverständlichkeit bewegt
sich Katrin zwischen ihren Tieren.
Ihr Ziel: Ecrin de la Coraline, ein stattlicher
Wallach - ihr auserkorener Liebling.
Nicht die Liebe auf den ersten Blick. Es
dauerte. »Soll ich ehrlich sein? Ich bin
durch meine frühere Tätigkeit als Pferdehändlerin
schon über 2.000 Pferde geritten,
aber als ich das erste Mal bei ihm
aufstieg, dachte ich bei mir nur: Oh shit,
was ist das für einer? Er ist eine Mischung
aus Genialität und Wahnsinn. Und doch
bemerkte ich, dass da mehr ist zwischen
uns.« Sechs Jahre war Ecrin, als er im
Sumpfgelände des Rhone-Deltas eingefangen
wurde. Er war Teil eines »Pakets
Halbwilder«, das sie kaufte. »Du erwirbst
oft mehrere Tiere zusammen. Manche
darunter sind super, andere würdest du
als Einzelpferd nicht einmal ansehen.
Und genau so einer war mein Ecrin. Er
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