Ausgabe 24 | Winter 2023
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»Auf einmal wuchsen<br />
mir die Bilder ans<br />
Herz und heute sage<br />
ich: Das sind mit<br />
meine Kinder.«<br />
Anna Lenz,<br />
Söll<br />
Arman, Armandus de cremona faciebat Anno 1961, 1961 /<br />
© Bildrecht, Wien <strong>2023</strong><br />
Karl Prantl, Kreuzweg, 1984/85 / © Bildrecht, Wien <strong>2023</strong><br />
Günther Uecker, Interferenzen, 1980 / © Bildrecht, Wien <strong>2023</strong><br />
Herman de Vries, Vulcanic earth II“, 1995,<br />
© Herman de Vries<br />
KUNST AUF REISEN<br />
Gleich hinter der Eingangstür hängt ein<br />
Bild mit einer markanten und doch auch<br />
sanften braunroten Fläche, durchzogen<br />
von feinen Streifen. »Der Künstler verwendete<br />
für die Serie verschiedene Erden.<br />
Rot, verschiedene Brauntöne bis<br />
hin zu Schwarz. Es fasziniert mich.« Nicht<br />
das einzige Bild, das Anna Lenz ans Herz<br />
gewachsen ist. »Irgendwann begann ich<br />
zu verstehen, was Gerhard in den Werken<br />
sieht. Bei ihm war es Liebe auf den<br />
ersten Blick, bei mir eher auf den dritten,<br />
vierten. Ich beschäftigte mich viel damit,<br />
da mein Mann oft beruflich unterwegs<br />
war. Ja, ich schloss sie in mein Herz und<br />
heute spreche ich von »meinen Kindern«,<br />
wenn es um die Bilder geht.« Wobei die<br />
Zahl an Kunstwerken mit den Jahren<br />
enorm wuchs. An die 400 Werke zählt<br />
die Sammlung heute, wie die Wahlsöllerin<br />
erzählt. Neben Bildern gehören<br />
nämlich unzählige Grafiken, Skizzen und<br />
Zeichnungen zur Sammlung. Und auch<br />
die Beziehung zu den Künstlern und deren<br />
Frauen vertiefte sich mit den Jahren.<br />
Tiefe Freundschaften und eine enge Verbundenheit<br />
entstanden. 1985 startete<br />
das Paar mit seiner ersten Ausstellung,<br />
obwohl Anna Lenz aus Sorge, dass ihren<br />
Schätzen etwas passieren könnte, anfangs<br />
dagegen war. »Aber Gerhard wollte<br />
sie den Menschen zeigen, mit ihnen<br />
eine Friedensarbeit leisten. Spätestens als<br />
ich fühlte, wie die Bilder bei der ersten<br />
Ausstellung in Salzburg geradezu aufzublühen<br />
schienen, eine ganz andere Wirkung<br />
entfalteten, war ich von der Idee,<br />
ausgewählte Stücke unserer Sammlung<br />
auf Reisen zu schicken, begeistert.« Vom<br />
Atlantik bis zum Ural sollten die Werke<br />
europäischer Künstler reisen, so das<br />
Ziel des Sammlers. Barcelona, Madrid,<br />
Innsbruck, Warschau, Moskau, Zagreb.<br />
Künstler, Freunde, die beiden Kinder des<br />
Paares, einfach alle halfen bei der Tour,<br />
die mit Unterbrechungen bis 2004 ging.<br />
»Vor fünf Jahren starb mein Mann. Die<br />
Bilder gebe ich immer noch zu Ausstellungen,<br />
gerade waren einige in Ahlen.«<br />
Unterstützt wird Anna Lenz dabei von<br />
ihrer Kunsthistorikerin und ihren Kindern.<br />
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Wilde Kaiserin 33