Herausforderung Demographischer Wandel - Kuratorium der ...
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Hans-Josef Moor, SGL Carbon GmbH (Mo<strong>der</strong>ation)<br />
Dietmar Niedziella, Deutscher Industrie- und Handelskammertag<br />
Andreas Oehme, Westdeutscher Handwerkskammertag<br />
Durchlässige Strukturen für mo<strong>der</strong>ne Berufe<br />
In einer Zeit, in <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Arbeitswelt immer mehr Flexibilität<br />
und Anpassungsfähigkeit verlangt wird, ist auch die Berufsausbildung<br />
gefor<strong>der</strong>t, sich Verän<strong>der</strong>ungen und neuen Aufgaben<br />
zu stellen. Jedoch geht es hier nicht um Verän<strong>der</strong>ung an<br />
sich: Es gilt, das Beste zu sichern und die Schwachpunkte<br />
zu verbessern.<br />
Die aktuelle bildungs- und ordnungspolitische Diskussion ist<br />
gekennzeichnet von <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach mehr Transparenz,<br />
Flexibilität, Durchlässigkeit und aktueller Arbeitsweltorientierung<br />
in <strong>der</strong> berufl ichen Bildung. Die Entwicklung <strong>der</strong> Technologien<br />
und Organisationen schreitet fort und stellt höhere Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Qualifi kation <strong>der</strong> Mitarbeiter. Gleichzeitig gibt<br />
es Bestrebungen auf europäischer Ebene, Bildungsgänge gegenseitig<br />
anzuerkennen und transparenter zu gestalten.<br />
Die Aus- und Weiterbildungsaktivitäten in den Unternehmen<br />
verzahnen sich immer mehr. Der Aufwand für Ausbildung hat<br />
nach <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> industriellen Metall- und Elektroberufe<br />
in vielen Betrieben zugenommen. Gleichzeitig wächst<br />
<strong>der</strong> Wunsch nach mehr Differenzierungsmöglichkeiten während<br />
<strong>der</strong> Ausbildung, um dem Bedarf des Betriebes und den<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Auszubildenden besser gerecht werden zu<br />
können.<br />
Zur Einstimmung in das Thema weist Herr Oehme an die<br />
Gestaltungsoptionen für Ausbildungsordnungen des Berufsbildungsgesetzes<br />
(§ 5) und <strong>der</strong> Handwerksordnung (§ 26)<br />
hin. Dort ist eine Ausbildungsdauer von zwei bis drei Jahren<br />
vorgegeben: Eine gestufte Ausbildung ist ebenso möglich<br />
wie eine echte Stufenausbildung. Die gestreckte Abschlussprüfung<br />
stellt ebenso eine Option dar wie überbetriebliche<br />
Ausbildungsphasen und Zusatzqualifi kationen. Weitere BBiG-<br />
Regelungen beziehen sich auf individuelle Verkürzung / Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Ausbildung, die Anrechnung berufl icher Vorbildung,<br />
Externenprüfung und spezielle Ausbildungsregelungen<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen sowie die betriebliche Berufsausbildungsvorbereitung.<br />
Es werden diverse Strukturmodelle für Ausbildungsordnungen<br />
erläutert, die rechtlich möglich und weitgehend umgesetzt sind:<br />
• Monoberufe:<br />
Dauer zwei Jahre bis zu dreieinhalb Jahren. Mit <strong>der</strong> individuellen<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildungsdauer<br />
kann ein Beruf in einem Jahr, ein an<strong>der</strong>er in viereinhalb<br />
Jahren erlernt werden.<br />
• Berufe mit berufsfeldbreiter Grundbildung:<br />
Dabei ist i.d.R. das erste Ausbildungsjahr bei mehreren<br />
Berufen inhaltlich gleich. Die Grundbildung kann in den<br />
betreffenden Ausbildungsordnungen zeitlich auch an<strong>der</strong>s<br />
defi niert werden.<br />
• Gestufte Ausbildung:<br />
Dieses Modell sieht zwei verschiedene Berufe nebeneinan<strong>der</strong><br />
vor, wobei <strong>der</strong> Berufsabschluss auf <strong>der</strong> ersten Stufe<br />
bei Fortsetzung <strong>der</strong> Ausbildung im Beruf <strong>der</strong> zweiten Stufe<br />
vollständig o<strong>der</strong> teilweise angerechnet wird. (Anrechnungsmodell)<br />
24<br />
• Stufenausbildung (noch nicht realisiert):<br />
Es existiert nur ein Beruf, in dem ein Ausbildungsvertrag<br />
abgeschlossen werden kann. Jedoch ist eine „Sollbruchstelle“<br />
(mit Kammerprüfung) vorgesehen, an <strong>der</strong> ein Auszubilden<strong>der</strong><br />
aussteigen kann, wenn er das Gesamtziel <strong>der</strong><br />
Ausbildung nicht schafft.<br />
• Berufe mit Fachrichtungen o<strong>der</strong> Schwerpunkten:<br />
Im Gegensatz zu Monoberufen gibt es inhaltliche Differenzierungen<br />
in unterschiedlichem zeitlichen Umfang. Die<br />
Anzahl <strong>der</strong> Differenzierungen und <strong>der</strong> Zeitumfang sowie<br />
die Auswirkungen auf die Prüfung werden in <strong>der</strong> Ausbildungsordnung<br />
festgelegt.<br />
• Berufe mit Wahlqualifi kationen, die auch als Zusatzqualifi -<br />
kationen genutzt werden können.<br />
Da verschiedene Modelle auch kombiniert werden können<br />
und selbst viele Bildungsfachleute dies immer weniger durchschauen,<br />
wird die Frage gestellt: Gibt es nicht zu viele Strukturmodelle?<br />
Anschließend werden die Schwerpunkte einer zukünftigen<br />
Berufsgestaltung diskutiert. Hierbei kristallisieren sich folgende<br />
Kernfragen heraus:<br />
• Wie sind Berufl ichkeit und Spezialisierungsbedarf miteinan<strong>der</strong><br />
zu vereinbaren?<br />
• Wie können Flexibilität in <strong>der</strong> Ausbildung erreicht und<br />
gleichzeitig Beschulung und Prüfung sichergestellt werden?<br />
• Soll die Anzahl <strong>der</strong> Berufe verringert werden o<strong>der</strong> / und<br />
macht eine stärkere Binnendifferenzierung Sinn?<br />
• Welchen Beitrag kann eine Modularisierung in Bezug auf<br />
diese Fragestellungen leisten?<br />
• Wie kann die Durchlässigkeit zur Ausbildung, innerhalb <strong>der</strong><br />
Ausbildung, von <strong>der</strong> Ausbildung zur Weiterbildung sowie<br />
von <strong>der</strong> berufl ichen Bildung zur Hochschulbildung verbessert<br />
werden?<br />
• Welchen Einfl uss haben europäischen Entwicklungen auf<br />
die deutsche Berufsausbildung?<br />
Das DIHK-Zukunftsmodell<br />
Herr Niedziella erläutert den Vorschlag des DIHK-Bildungsausschusses<br />
für ein Strukturmodell für künftige Ausbildungsordnungen:<br />
Es lassen sich die bisherigen Differenzierungsmöglichkeiten<br />
(Fachrichtungen, Schwerpunkte usw.) hierunter<br />
subsummieren, so dass die Begriffsvielfalt verringert werden<br />
könnte. Auf <strong>der</strong> Basis von gemeinsamen berufsübergreifenden<br />
Qualifi kationen erfolgt eine Differenzierung mit Hilfe von<br />
Modulen, welche berufsspezifi sche und auf dem Arbeitsmarkt<br />
nachgefragte Tätigkeitsfel<strong>der</strong> mit den dafür abzuprüfenden<br />
Handlungskompetenzen beinhalten.