Herausforderung Demographischer Wandel - Kuratorium der ...
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Jeannette Hirsch, Deutsche Bahn AG<br />
Petra Krüger, Deutsche Telekom AG<br />
Elisabeth Wiles-Hahne, ThyssenKrupp Nirosta GmbH<br />
Auszubildende mit innovativen Lernmethoden motivieren<br />
Jeannette Hirsch<br />
Lernen im Netz<br />
Berufsausbildung ist Investition in die Zukunft: Wir bilden langfristig<br />
beschäftigungsfähige und motivierte Nachwuchskräfte aus.<br />
DB Training – <strong>der</strong> interne Bildungsdienstleister des Deutsche<br />
Bahn Konzerns – ist <strong>der</strong> größte europäische Qualifi zierungs-<br />
und Beratungsanbieter mit über 10 Jahren Erfahrung. Rund 800<br />
Mitarbeiter an 90 Standorten – verteilt über ganz Deutschland<br />
– qualifi zieren mehr als 200.000 Teilnehmer pro Jahr innerhalb<br />
<strong>der</strong> Bahn und für externe Kunden. Zurzeit bildet die Deutsche<br />
Bahn AG über 8.000 junge Menschen in den folgenden Berufsgruppen<br />
aus: Verkehrsberufe, kaufmännisch-serviceorientierte<br />
Berufe, gewerblich-technische Berufe und IT-Berufe.<br />
In einer globalen Gesellschaft sind neben <strong>der</strong> Fachkompetenz<br />
vor allem die Sozial-, Methoden- und Medienkompetenz von<br />
zentraler Bedeutung. Durch das bei DB Training vor 6 Jahren<br />
entwickelte und eingeführte Konzept „Lernen im Netz“ (LIN)<br />
erhalten kaufmännische Auszubildende die Möglichkeit, alle<br />
vier Kompetenzfel<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Ausbildung zu trainieren<br />
und so eine umfassende berufl iche Handlungskompetenz zu<br />
erwerben. Seit 2000 haben bereits mehr als 600 Teilnehmer<br />
Erfahrungen mit dem LIN gemacht.<br />
Das innovative Ausbildungskonzept stützt sich auf folgende<br />
Säulen: Eine Lernplattform im Internet bietet den Auszubildenden<br />
verschiedene Kommunikationstools um Informationen<br />
auszutauschen und Netzwerke zu bilden. Gleichzeitig<br />
stellt die Lernplattform, welche unter <strong>der</strong> Adresse www.onlinefi<br />
tter.de zu erreichen ist, fachspezifi sche web-basierte Selbstlernmodule<br />
(web-based-training; WBT) zur Verfügung. Diese<br />
werden von den Auszubildenden, auf Grundlage des für den<br />
entsprechenden kaufmännischen Beruf im Deutsche Bahn<br />
Konzern gültigen betrieblichen Ausbildungsplans – welcher<br />
mit den Sozialpartnern abgestimmt ist – innerhalb bestimmter<br />
fester Zeitrahmen absolviert.<br />
Selbstständigkeit und Lernorganisation <strong>der</strong> Auszubildenden<br />
werden geför<strong>der</strong>t, indem sie ihnen Freiräume erhalten, selbst<br />
bestimmt, zeitlich und örtlich fl exibel zu lernen. Das individuelle<br />
Telelernen wird durch regelmäßig stattfi ndende Präsenztage<br />
ergänzt. Das Konzept steht und fällt außerdem mit <strong>der</strong><br />
qualifi zierten Begleitung durch Teletutoren. Die Teletutoren<br />
verstehen sich als Lernberater und Lernbegleiter. Sie för<strong>der</strong>n<br />
das selbstgesteuerte Lernen, setzen den Lernrahmen. Sie<br />
stehen je<strong>der</strong>zeit für Fragen zur Verfügung. Alle eingesetzten<br />
Teletutoren weisen Erfahrungen als Trainer in <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
auf und haben sich zu Teletutoren fortgebildet. Ein<br />
Interesse an mo<strong>der</strong>nen Medien wird vorausgesetzt, da die<br />
Teletutoren auch bei grundlegenden technischen Fragen zur<br />
Lernplattform zur Verfügung stehen und als Fachexperten<br />
selbst die im Internet hinterlegten Online-Module erstellen<br />
und pfl egen.<br />
Das Konzept „Lernen im Netz“ wurde auf Grundlage <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Auszubildende als zukünftige Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
Deutsche Bahn AG entwickelt. Ausgangssituation war dabei,<br />
dass die Bewerber aus dem Theorieunterricht <strong>der</strong> allgemein<br />
bildenden Schulen kommen, Lernkonsumenten sind und nun<br />
auch in die Lager versetzt werden müssen, am Arbeitsplatz<br />
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zu lernen. Von den Auszubildenden wird erwartet, dass sie<br />
ihre Sozial-, Methoden- und Fachkompetenz trainieren und<br />
ausprägen. Außerdem stehen Selbstständigkeit, Eigenverantwortung<br />
und unternehmerisches Denken und Handeln im<br />
Vor<strong>der</strong>grund. Durch die Halbwertszeit des Wissens wird ein<br />
immer stärker ausgeprägtes persönliches Wissensmanagement<br />
<strong>der</strong> Auszubildenden und Ausbil<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>t. Virtuelles<br />
Lernen und Arbeiten sind als Folge <strong>der</strong> fortschreitenden Internationalisierung<br />
und Arbeitseffi zienzsteigerung unerlässlich.<br />
Wie sieht <strong>der</strong> typische Arbeitsalltag eines Auszubildenden<br />
aus, <strong>der</strong> innerhalb des betrieblichen Praxiseinsatzes auf <strong>der</strong><br />
Internetplattform lernt und kommuniziert?<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> Ausbildung fi ndet ein 2-tägiges Präsenzeinführungsseminar<br />
statt. Hier lernen sich die Auszubildenden<br />
persönlich kennen und werden vom Teletutor in die Funktionalitäten<br />
<strong>der</strong> Lernplattform eingeführt. Außerdem erhalten<br />
die Auszubildenden wertvolle Tipps und Hinweise für die in<br />
Zukunft meist virtuell stattfi ndende Zusammenarbeit in <strong>der</strong><br />
Gruppe, erste gruppendynamische Prozesse werden angestoßen.<br />
Die Auszubildenden bilden kleine Arbeitsgruppen und<br />
wählen einen Gruppensprecher. Sie füllen gemeinsam mit<br />
dem Teletutor den Feinlernplan aus. Dieser entspricht in etwa<br />
<strong>der</strong> Darstellung eines Stundenplans in <strong>der</strong> Berufsschule. Der<br />
Teletutor gibt den Start- und Endtermin eines Selbstlernmoduls<br />
vor. Innerhalb dieses Zeitraums legen die Auszubildenden<br />
unter Beachtung von Berufsschulzeiten, Urlaub etc. in <strong>der</strong><br />
Arbeitsgruppe selbst fest, bis wann sie welches Kapitel und<br />
welche Arbeitsaufträge/Praxisfälle erledigen werden. Später<br />
erstellen die Arbeitsgruppen die Feinlernpläne zu jedem folgenden<br />
Online-Modul selbst.<br />
Der Auszubildende absolviert pro Woche ca. zwei bis vier<br />
Selbstlernstunden auf <strong>der</strong> Lernplattform. Dabei loggt er sich<br />
i. d. R. vom Arbeitsplatz aus in das Internet ein. In dieser Zeit<br />
beschäftigt er sich mit den Fachthemen, bearbeitet Arbeitsaufträge<br />
mit <strong>der</strong> Arbeitsgruppe o<strong>der</strong> auch allein. Die Arbeitsaufträge<br />
sendet er entwe<strong>der</strong> per Mail an den Teletutor und<br />
erhält ein ausführliches Feedback o<strong>der</strong> er ist aufgefor<strong>der</strong>t,<br />
im Forum einen Beitrag einzustellen. Ebenso kann es sein,<br />
dass <strong>der</strong> Arbeitsauftrag verlangt, dass von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe<br />
ein Fachchat mit dem Teletutor organisiert wird. Die Auswertungsmöglichkeiten<br />
sind vielfältig und abwechslungsreich.<br />
Den gesamten Prozess unterstützt und begleitet ein Teletutor.<br />
Am Ende jedes Selbstlernmoduls – i. d. R. nach sechs<br />
Monaten – fi ndet ein Präsenztag statt und die Auszubildenden<br />
absolvieren einen zeitgesteuerten Online-Test. Dieser wird<br />
vom Teletutor korrigiert und mit Feedback sowie Benotung zur<br />
Einsicht für den Auszubildenden im System frei geschaltet.<br />
Ein entscheiden<strong>der</strong> Erfolgsfaktor für das „Lernen im Netz“ ist<br />
nicht nur die Akzeptanz bei den Auszubildenden, son<strong>der</strong>n auch<br />
bei den Ausbildungsbeauftragten vor Ort. Dazu war viel Aufklärung<br />
und Information notwendig. Daher fanden und fi nden<br />
regelmäßig Informationsveranstaltungen durch die Teletutoren<br />
statt, wo sie die Philosophie des Konzeptes erklären und die<br />
Ausbildungsbeauftragten selbst die Lernplattform mit ihren Online-Modulen<br />
und Kommunikationstools testen können. Nur so<br />
unterstützen auch sie das Lernen <strong>der</strong> Auszubildenden am Arbeitsplatz<br />
und zeigen Verständnis für die Lernphasen im Büro.