wellhotel Ausgabe 4-2023
Das Fachmagazin für Hotellerie & Gastronomie, Tourismus & Freizeit, Wellness & Beauty
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Foto: www.sonnbergstuben.at<br />
Foto: fotoschmiede - kreativ.studio by janus&goodlight<br />
Rosi und Nachfolger-Sohn Fridl inmitten unzähliger Who’s<br />
who-Fotos, die noch ein Plätzchen an den Wänden suchen.<br />
„Ich liebe meine Gäste einfach“<br />
Sie ist der Inbegriff einer Vollblutwirtin, die seit 55 Jahren mit Mut und starkem Willen am Sonnberg über<br />
Kitzbühel agiert. Da, wo Promis in ihren Stuben ein- und ausgehen und sich in selbstverständlicher Eintracht<br />
mit Otto-Normalverbraucher herzlich willkommen fühlen. Bei Rosi Schipflinger, die ganz klein und<br />
bescheiden angefangen, allen Widerständen getrotzt und im Alleingang ihr heute in aller Welt und Munde<br />
bekanntes Refugium aufgebaut hat.<br />
Text:<br />
Renate<br />
Linser-Sachers<br />
Rosi als Postkartenmotiv<br />
wie sie leibt<br />
und lebt, spielt<br />
und singt.<br />
Hotellerie | Gastronomie | Tourismus [ Tourismus-Pioniere im Portrait ]<br />
anpacken kann sie, die mittlerweile<br />
schier unglaublich 80 Jahre alte Rosi.<br />
Und das seit ihrer frühesten Jugend.<br />
Aber das würde ja nicht schaden,<br />
sondern den Menschen nur<br />
prägen, wie sie ziemlich emotionslos<br />
rekapituliert.<br />
„Ohne so fürs Leben gerüstet<br />
zu sein, hätte ich meine Sonnbergstuben<br />
nie aufbauen können“, fasst<br />
die singende Promi-Wirtin ihre beeindruckende<br />
Laufbahn kurz und<br />
schmerzbefreit zusammen.<br />
Was von außen wie ein Märchen<br />
anmuten mag, begann mit<br />
einer Bergwiese, die ihr vom Vater<br />
geschenkt wurde. Rosi startete<br />
hier in der Abgeschiedenheit über<br />
Kitzbühel mit der Vermietung einiger<br />
Zimmer, servierte anfangs nur<br />
Frühstück, erweiterte dann die Küche,<br />
weil es am Berg nirgendwo was<br />
zu essen gegeben hatte.<br />
Rosi als strammer Ein-Frau-Betrieb:<br />
Zimmer, Küche, Büro und alleinerziehende<br />
Mutter eines kleinen<br />
Buben. Keine einfachen Zeiten verbunden<br />
mit sehr viel Arbeit. Aber<br />
die war sie ja gewohnt. Dass es in<br />
den Sonnbergstuben eine gute Küche<br />
gibt, hatte sich unten im Tal herumgesprochen,<br />
immer öfter waren<br />
nach der ersten Durststrecke die Tische<br />
so voll, dass sie das kleine Haus<br />
erweitern musste. Es sollten viele<br />
weitere Adaptierungen, Zu- und<br />
Umbauten folgen, ein kleines, feines<br />
Spa-Angebot, Weinkeller, Grillstation<br />
auf der Panoramaterrasse und<br />
irgendwann auch eine Kapelle inklusive.<br />
Architekten hatte die Gastgeberin<br />
dafür nie bemüht, sämtliche Investitionen<br />
waren Kraft ihrer eigenen<br />
Kreativität umgesetzt worden.<br />
Die Promi-Wirtin will eigentlich gar<br />
keine sein. Aber die Gäste kamen<br />
irgendwann ganz von selbst, gleich<br />
einem Schneeballsystem verselbstständigte<br />
sich der internationale<br />
Ansturm auf die Sonnbergstuben<br />
und hält bis heute an. Rosi ist zur<br />
Institution geworden. Nach dem Geheimnis<br />
ihres beispiellosen Erfolgs<br />
gefragt, kommt die bescheidennüchterne<br />
Antwort: Dass sich Promis<br />
bei ihr deshalb so wohl fühlen,<br />
weil sie auch diese Gesellschaftsschicht<br />
ganz normal behandle wie<br />
jeden anderen Gast auch. Und dass<br />
die Leute spüren müssen, gerne und<br />
mit Leib und Seele Wirtin zu sein.<br />
Dass ihre Liebe zum Singen und<br />
Musizieren von Musikproduzent<br />
Jack White – als einem der ersten<br />
der zukünftigen Stammgäste – beim<br />
Unterhalten der Gäste entdeckt<br />
worden war, mag vielleicht wirklich<br />
als kleines Märchen durchgehen.<br />
Fünf produzierte CDs später und vor<br />
allem ein Auftritt im Musikantenstadl<br />
(für Rosi die Krönung) zeugen<br />
von einer nie geplanten „Zweitkarriere“.<br />
Nach wie vor jedoch singt<br />
Rosi Schipflinger, die Wandelbare:<br />
Ohne eines ihrer 40 Dirndl mit<br />
100 Wechselschürzen, aber mit<br />
unverkennbarem „Lacher“.<br />
sie am allerliebsten für ihre Gäste in<br />
den Sonnbergstuben.<br />
Egal für wen. Darauf legt sie großen<br />
Wert und deshalb ist sie mit der<br />
Bezeichnung „Promi-Wirtin“ gar<br />
nicht glücklich. Glück und Demut<br />
hingegen hatte ihre Privat-Audienz<br />
beim Papst anlässlich ihres runden<br />
Geburtstages hervorgerufen.<br />
Darauf, dass als Jubiläumsgeschenk<br />
der Gemeinde Kitzbühel<br />
künftig ein „Rosi-Platz“ die weltberühmte<br />
Gamsstadt zieren wird, darf<br />
und kann sie mit allem Recht stolz<br />
sein.<br />
Ein Erfolgsweg als Steilvorlage<br />
für Sohn Fridl Schipflinger, der –<br />
viele Jahre weltweit Küchen- und<br />
Lebenserfahrungen sammelnd –<br />
bestens gerüstet ist, in große Fußstapfen<br />
zu treten.<br />
www.sonnbergstuben.at<br />
Der so berühmte wie begehrte<br />
Tisch 7 – umrahmt vom fotogenen<br />
Zeugnis unzähliger internationaler<br />
Promi-Gäste.<br />
Foto: www.sonnbergstuben.at Foto: Renate Linser-Sachers<br />
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