wellhotel Ausgabe 4-2023
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Hotellerie | Gastronomie | Tourismus [ Branchennews ]<br />
Foto: Thomas – stock.adobe.com<br />
Volltreffer bei Kontrolle – im Reisegepäck befinden sich nicht selten auch Schusswaffen.<br />
Mit der geladenen Waffe im Reisegepäck<br />
Immer wieder aufs Tapet gebracht werden Stereotypen und Mythen, die über Jahre und Jahrzehnte in der<br />
Tourismusbranche verbreitet werden, ohne dass sich jemand wirklich die Mühe macht, objektiv nachzuforschen,<br />
wie denn nun die Wirklichkeit aussieht. In dieser <strong>Ausgabe</strong> gehen die Münchner Tourismus- und<br />
Sozialwissenschaftler Dr. H. Jürgen Kagelmann und Dr. Walter Kiefl der Frage auf den Grund, ob Fliegen<br />
dank umfassender Sicherheitskontrollen an Flughäfen nicht mehr so gefährlich ist wie früher.<br />
Teil 23 der Serie Text: Dr. H. Jürgen Kagelmann und Dr. Walter Kiefl<br />
konsequente und umfassende Sicherheitskontrollen<br />
auf Flughäfen<br />
Mythos:<br />
Fliegen ist<br />
nicht mehr so<br />
gefährlich.<br />
wirken vielfach beruhigend auf die<br />
Fluggäste, erwecken sie doch den<br />
Eindruck, dass Behörden und Fluggesellschaften<br />
das Geschehen unter<br />
Kontrolle haben. Der Erfolg der Bemühungen<br />
scheint sich auch daran<br />
zu zeigen, dass die Häufigkeit spektakulärer<br />
Terroranschläge in den<br />
vergangenen Jahren zurückgegangen<br />
ist. Somit ergeben Umfragen,<br />
dass die Angst vor dem Fliegen nach<br />
einem Höhepunkt im Zusammenhang<br />
mit dem Anschlag auf das WTC<br />
im Jahr 2001 in den letzten Jahren<br />
abgenommen hat. Kann daraus aber<br />
gefolgert werden, dass das Fliegen<br />
inzwischen weniger gefährlich geworden<br />
ist?<br />
Leider berechtigt wenig zu einer<br />
derartigen Einschätzung. Entsprechende<br />
Zahlen aus den USA lassen<br />
weiterhin ein erhebliches Gefahrenpotenzial<br />
erkennen. Abgesehen vom<br />
pandemiebedingten Rückgang des<br />
Flugverkehrs 2020 hat sich seit 2010<br />
die Anzahl der bei Kontrollen entdeckten<br />
Schusswaffen ständig erhöht.<br />
Einer Statistik der Transportation<br />
Security Administration (TSA)<br />
zufolge wurden im ersten Vierteljahr<br />
<strong>2023</strong> an US-amerikanischen<br />
Flughäfen 1508 Schusswaffen ermittelt.<br />
Verglichen mit demselben Zeitraum<br />
im Vorjahr bedeutet dies eine<br />
Steigerung um mehr als 10 Prozent,<br />
wobei jedoch auch die gleichzeitige<br />
Zunahme der Passagierzahlen (von<br />
158 Millionen auf 191 Millionen, das<br />
heißt eine Zunahme um mehr als<br />
20 Prozent) berücksichtigt werden<br />
muss. Bedenklich stimmt auch, dass<br />
sich bei den gefundenen Waffen der<br />
Anteil der geladenen von 86 Prozent<br />
auf 93 Prozent erhöht hat. Dies beinhaltet<br />
ein erhebliches Sicherheitsrisiko<br />
sowohl auf den Flughäfen als<br />
auch im Flugzeug. So löste sich zum<br />
Beispiel 2021 auf dem Flughafen von<br />
Atlanta (Georgia) aus unbekannten<br />
Gründen ein Schuss aus einer im<br />
Handgepäck mitgeführten Waffe,<br />
worauf ein Sicherheitsmitarbeiter<br />
die Tasche öffnete und ein Passagier<br />
nach seiner Waffe griff. Infolge der<br />
dadurch entstandenen Panik war<br />
der Flughafen für zweieinhalb Stunden<br />
gesperrt.<br />
Im Jahr 2022 wurde bei Sicherheitskontrollen<br />
mit insgesamt 6542<br />
im Gepäck entdeckten nicht angemeldeten<br />
Schusswaffen der bisherige<br />
Jahreshöchststand auf US-amerikanischen<br />
Flughäfen registriert.<br />
Zwar kann man in den USA grundsätzlich<br />
mit Schusswaffen reisen,<br />
doch dürfen diese nicht in die Kabine<br />
mitgenommen werden. Die Besitzer<br />
müssen eine Berechtigung<br />
zur Führung der Waffe nachweisen,<br />
diese ordnungsgemäß verpacken<br />
und sichern und bei der jeweiligen<br />
Fluggesellschaft deklarieren. Wird<br />
bei der Abfertigung am Röntgengerät<br />
etwas Verdächtiges bemerkt,<br />
stoppt sofort das Band, der betreffende<br />
Besitzer hat keinen Zugriff<br />
mehr auf sein Gepäck und weitere<br />
Sicherheitskräfte werden alarmiert.<br />
Handelt es sich bei dem verdächtigen<br />
Objekt um eine ungesicherte<br />
und/oder undeklarierte Schusswaffe,<br />
wird eine Geldstrafe bis zu 14.950<br />
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